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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Detektion von DNA-Sequenzveränderungen
mittels MALDI-TOF-MS zur Anwendung auf allen Gebieten, bei denen
eine schnelle Identifizierung von kleinen DNA-Sequenzveränderungen
(Mutationen), wie z. B. Punktmutationen (Basenaustausche, Einzelbasenpolymorphismen
(SNPs), Verlust oder Insertion einer Base) oder kleinen Deletionen
oder Insertionen (Verlust oder Insertion weniger Basen), bedeutsam
ist, z. B. Human- und Tiermedizin (Genetik, Diagnostik von Erbkrankheiten, SNP-Diagnostik,
Forensik (DNA-Vergleiche)), Mikrobiologie (Vergleiche ähnlicher
Mikroorganismen (z. B. Stämme
einer Spezies)), Pflanzengenetik und Züchtungsforschung.
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Es
ist bereits bekannt, DNA-Basensequenzveränderungen mit einer Vielzahl
verschiedener Methoden nachzuweisen. Unter diesen Methoden sind
auf Massenspektrometrie basierende Mutationsdetektionsverfahren
von besonderem Interesse, da bei allen anderen Methoden die Ergebnisse
aus qualitativen oder halbquantitativen Daten (z. B. dem Auftreten
von Elektrophoresebanden nur ungefähr bestimmbarer Massen nach
Restriktionsverdau oder dem Auftreten von Gelektrophoresebanden
oder Elutionspeaks bei DNA-Sequenzierung, oder dem Auftreten von
Fluoreszenzsignalen bei Hybridisierungstechniken) gewonnen werden,
während die
Massenspektrometrie, insbesondere die Matrix Assisted Laser Desorption/Ionization
Time-of-Flight Massenspektrometrie (MALDI-TOF MS), hochpräzise absolute
Produktmassen liefert. Aus diesem Grunde sind massenspektrometriebasierte
Mutationsdetektionsverfahren zuverlässiger als andere Methoden
(Pusch et al, 2002, Tost und Gut, 2002).
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Die
bekannten auf Massenspektrometrie basierenden Verfahren zur Mutationsdetektion
beruhen auf einer Kombination aus Polymerasekettenreaktion (PCR),
nachfolgender Primer-Extensionsreaktion
(PE) und massenspektrometrischer Analyse meist mittels Matrix Assisted
Laser Desorption/Ionization Time-of-Flight Massenspektrometrie (MALDI-TOF
MS).
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Die
PCR dient zur Vervielfältigung
eines Abschnitts der die Mutation enthaltenden Ausgangs-DNA. Dies
ist notwendig, da bisher keine Methoden existieren, die wenigen
mutierten DNA-Moleküle
in komplexen biologischen Proben, wie z. B. genomischer DNA, unmittelbar
nachzuweisen.
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Im
Anschluss an die PCR wird das PCR-Produkt gereinigt. In der PCR
nicht verbrauchte Desoxyribonukleosidtriphosphate (dNTPs) werden
entfernt bzw. hydrolysiert, da sie die nachfolgende Primer-Extensionsreaktion
(PE) stören
würden.
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Die
direkte massenspektrometrische Analyse des PCR-Produkts ist mit
bekannten Methoden nicht möglich,
da sogar kleinstmögliche
PCR-Produkte, die nur etwa 35–40
Basenpaare (Bp) groß sind,
zu groß sind,
um mittels MALDI-TOF MS mit handelsüblichen Geräten (Stickstofflaser) hinreichend
empfindlich nachgewiesen werden zu können.
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Bei
der nachfolgenden Primerextensionsreaktion (PE) wird daher ein kurzer
Primer, der auf der 5'-Seite
der zu detektierenden Mutation an das PCR-Produkt bindet, durch
Zugabe von Didesoxyribonukleosidtriphosphaten (ddNTPs) um eine Base
verlängert.
Die PE-Produkte müssen
aufgereinigt werden, um die für
die nachfolgende massenspektrometrische Analyse (meist MALDI-TOF
MS) erforderliche Qualität
zu erlangen.
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Der
Mutationsnachweis erfolgt durch Vergleich der experimentell ermittelten
Massen der PE-Produkte mit
den für
Wildtyp und die zu erwartenden Mutanten berechneten PE-Produktmassen. Dabei
sind hohe gerätetechnische
Anforderungen zu erfüllen,
da beim Nachweis von Einzelbasenveränderungen (z. B. Einzelbasenpolymorphismen
(SNPs)) 9 Da als kleinste Massendifferenz aufgelöst werden müssen. Dies entspricht der Massendifferenz
zwischen Adenin und Thymin.
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Weiterhin
ist eine methodische Variante dieses Verfahrens („Genosnip”-Methode,
Wenzel et al. (2003)) bekannt. Dabei wird als PE-Primer ein 5'-biotinyliertes Oligonukleotid
verwendet, das einen photospaltbaren Linker enthält. Nach der PE erfolgt die
Aufreinigung des Produktes durch Bindung an Streptavidin-beschichtete
Plastikgefäße. Das
3'-Fragment des
PE-Produktes, das die Information über die Mutation trägt, wird von
der festen Phase mittels UV-Licht abgespalten. Bei dieser Methode
sind die Massen der zu analysierenden Fragmente kleiner und unabhängig von
der Gesamtmasse des PE-Primers.
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Die
Nachteile der bekannten auf Massenspektrometrie basierenden Mutationsnachweismethoden
bestehen darin, dass jede Probe nacheinander zwei unterschiedlichen
Amplifikationsmethoden (PCR und PE) unterzogen werden muss, die
zudem für
jeden Mutationsnachweis unabhängig
voneinander optimiert werden müssen.
Dies erfordert hohen Arbeits-, Zeit- und Materialaufwand.
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Außerdem ist
insbesondere die Primerextensionsreaktion sehr empfindlich gegenüber Template-unabhängiger Primer-Selbstverlängerung.
Ursache für
Primerselbstverlängerung
ist die sequenzabhängige
Ausbildung von Sekundärstrukturen
oder von Primerduplexen, in denen einzelsträngige 5'-Anteile eines oder beider Primer vorkommen,
die als Template für Primerextensionen
dienen können.
Durch Primerselbstverlängerung
entsteht wie bei der PE ein um eine Base verlängerter Primer, was zu falschen
Ergebnissen bei der massenspektrometrischen Analyse führt.
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Primerselbstverlängerung
kann nur durch zeitaufwändige
Vorversuche in Abwesenheit des Templates ausgeschlossen werden.
Da Primerselbstverlängerung
jedoch nicht immer hinreichend reproduzierbar und kontrollierbar
ist, kann die bloße
Anwesenheit von Fremd-DNA
zur Primerselbstverlängerung
führen.
Durch zeit- und arbeitsaufwändiges
Einführen
von Basensequenzveränderungen
in den Primern lässt
sich zwar die Primerselbstverlängerung
vermindern, dies führt
aber unvermeidbar zu Mismatchen und damit Spezifitäts- und Sensitivitätsverlusten.
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Es
sind weiterhin Verfahren zur Bestimmung der Größe von Oligonukleotiden mit
Hilfe von Massenspektrometrie bekannt, die auf einer PCR mit einem
modifizierten Primer beruhen, welcher eine spaltbare Stelle, z.
B. Uracil, enthält.
Zur massenspektometrischen Bestimmung werden Primer und das daran
in der PCR angeheftete Verlängerungsprodukt
an der spaltbaren Stelle im Primer gespalten und anschließend die
Größe des gesamten
Verlängerungsproduktes
bestimmt. Dabei entspricht die kleinste für den Nachweis einer Einzelbasenmutation
aufzulösende
Massendifferenz der Massendifferenz zwischen Adenin und Thymin,
welche 9 Da beträgt
(
DE 696 05 669 T2 ).
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Weiterhin
sind Verfahren zur schnelleren Identifikation von Bakterien bekannt,
bei denen eine Amplifikation eines bestimmten Abschnittes der bakteriellen
16 S rRNA mittels PCR stattfindet, welche in Gegenwart von dUTP
anstelle von dTTP durchgeführt
wird. Das erhaltene Produkt von ca. 350 bp wird enthält dann
anstelle von Thymin Uracil und wird an dieser Stelle durch eine
Uracil-DNA-Glycosylase in Fragmente gespalten und dann mittels MALDI-TOF
analysiert. Die Massen aller Fragmente der PCR-Reaktion werden dabei
erfasst, so dass die gesamte Peakliste zur Charakterisierung des
jeweiligen Bakteriums herangezogen werden kann (Wintzingerode et
al, 2002).
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Zur
Detektion einer Mutation bzw. eines Unterschieds in einem oder mehreren
Nukleotiden zwischen einem Nukleinsäuremolekül und einem Referenznukleinsäuremolekül ist ein
Verfahren bekannt, in dem das Nukleinsäuremolekül basenspezifisch gespalten
wird. Die resultierenden Oligonukleotide werden mittels MALDI-TOF
analysiert und mit dem Fragmentierungsmuster des Referenz-Nukleinsäuremoleküls verglichen,
wobei ein gegenüber
dem Referenzspektrum veränderter
Massenpeak eine Mutation bzw. einen Unterschied in einem oder mehreren
Nukleotiden zwischen dem Nukleinsäuremolekül und dem Referenz-Nukleinsäuremolekül indiziert.
Dafür wird
die Nukleinsäureprobe
in Gegenwart von dUTP anstelle von dTTP mittels PCR amplifiziert
und die entstehenden 69 bp bzw. 70 bp langen, Uracil enthaltenden,
PCR-Produkte mittels einer Uracil-N-Glycosylase fragmentiert und
anschließend
mittels-MALDI-TOF analysiert (
WO
98/54571 ).
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu entwickeln,
das eine einfache, schnelle und kostengünstige Detektion von DNA-Basensequenzveränderungen
erlaubt und zudem geringere gerätetechnische
Anforderungen an die erforderliche Massenauflösung stellt.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe gelöst
durch ein Verfahren zur Detektion von DNA-Basensequenzveränderungen in einer Proben-DNA
mit den Schritten:
- a. Amplifikation der Proben-DNA
mittels Polymerasekettenreaktion (PCR),
- b. Spaltung des PCR-Produkts in Fragmente durch eine Uracil-spezifische
Nuklease,
- c. massenspektrometrische Analyse der Fragmente,
- d. Rückschluss
auf das Vorliegen einer DNA-Basensequenzveränderung durch Vergleich der
massenspektrometrisch ermittelten Fragmentmassen mit für das Vorliegen
solcher DNA-Basensequenzveränderungen berechneten
Fragmentmassen.
dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt a.
- – mindestens
einer der eingesetzten Primer an mindestens einer Position anstelle
einer Base, vorzugsweise anstelle eines Thymins, ein Uracil enthält, wobei
die Position des Uracils so gewählt
ist, dass nach Spaltung des PCR-Produkts in Fragmente durch eine
Uracil-spezifische Nuklease die Fragmente, die die nachzuweisende
DNA-Veränderung
enthalten, eine Masse zwischen 2000 und 6000 Da aufweisen,
- – die
zur PCR eingesetzten Primer an die zu detektierende DNA-Basensequenzveränderung
flankierende Bereiche der Proben-DNA binden,
- – die
PCR in Gegenwart von dUTP, dATP, dGTP und dCTP durchgeführt wird
und
- – ein
PCR-Produkt mit einer Länge
von 33 bis 60 Basenpaaren gebildet wird.
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Beim
erfindungsgemäßen Verfahren
entfällt
der Primerextensions-Schritt. Dadurch ist das erfindungsgemäße Verfahren
gegenüber
den aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren wesentlich schneller,
kostengünstiger
und deutlich weniger störanfällig, denn
durch den Wegfall des PE-Schrittes entfallen die für die PE
erforderlichen zeitaufwändigen
und kostenintensiven Schritte der Reinigung des PCR-Produkts, der
Optimierung von PE-Bedingungen
und der Primerselbstverlängerungstests.
Durch den Wegfall des PE-Schrittes ist das Verfahren weniger störanfällg gegenüber Primerselbstverlängerung.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
werden kleine, massenspektrometrisch analysierbare Fragmente der
PCR-Produkte erzeugt, indem die beiden PCR-Primer so gewählt werden,
dass sie die zu detektierende DNA-Basensequenzveränderung
unmittelbar flankieren (d. h. mit ihren 3'-Enden unmittelbar vor bzw. hinter der
Mutation liegen oder mit ihren 3'-Enden
nur wenige Basen von der Mutation entfernt sind), einer der PCR-Primer
so modifiziert ist, dass er an einer Position ein Uracil enthält, bei
der PCR dUTP statt TTP eingesetzt wird und auf diese Weise ein Uracil-haltiges
PCR-Produkt erzeugt wird, das nach der PCR enzymatisch in kleine
Fragmente zerlegt werden kann.
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Die
kleinste für
den Nachweis einer Einzelbasenmutation aufzulösende Massendifferenz beträgt bei herkömmlichen
Verfahren nach dem Stand der Technik 9 Da und entspricht der Massendifferenz
zwischen Adenin und Thymin. Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird anstelle
von dTTP dUTP in der PCR eingesetzt. Dies hat den Vorteil, dass
die kleinste aufzulösende
Massendifferenz beim erfindungsgemäßen Verfahren 16 Da beträgt, was
der Massendifferenz zwischen Adenin und Guanin entspricht. Die für den Nachweis
einer Einzelbasenmutation, bei der Thymin (bzw. Uracil nach der
PCR) beteiligt ist, aufzulösende
Massendifferenz ist sogar größer als
300 Da, da durch das mit der PCR eingeführte Uracil eine Spaltstelle
für den
enzymatischen Verdau entsteht, während
das analoge Fragment, das A, C oder G anstelle des U an dieser Position
enthält, nicht
gespalten wird. Das erfindungsgemäße Verfahren stellt daher geringere
Anforderungen an die Leistungsfähigkeit
des eingesetzten Massenspektometer.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
eignet sich insbesondere zum Nachweis von Punktmutationen (Basenaustausche,
Einzelbasenpolymorphismen (SNPs), Verlust oder Insertion einer Base)
oder kleinen Deletionen oder Insertionen (Verlust oder Insertion
weniger Basen) z. B. in der Pflanzen-, Tier- und Humangenetik, in der
Gendiagnostik an Mensch und Tier, in der Züchtungsforschung von Pflanzen
und Tieren, in der genetischen Analyse von Mikroorganismen (Umweltanalytik,
Nachweis von Antibiotikaresistenzen, Selektion von Hochleistungsstämmen für Produktions-
und Umweltsanierungsprozesse).
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Die
zu untersuchende Proben-DNA wird beispielsweise aus einer biologischen
Probe (isolierte Zellen von Mikroorganismen, Pilzen, Pflanzen, Tieren
oder Menschen, kultivierte Zellen von Mikroorganismen, Pilzen, Pflanzen,
Tieren oder Menschen, Gewebe von Zellen von Pilzen, Pflanzen, Tieren
oder Menschen, Zell- oder Gewebehaltige Proben aus Umwelt oder technischen
Prozessen) durch DNA-Isolierung mittels bekannter Verfahren gewonnen
und ggf. beispielsweise mittels einer Polymerasekettenreaktion vorangereichert.
Für diese
Voranreicherungs-PCR sind typischerweise etwa 50 ng isolierte DNA
nötig,
die als Template für
eine Amplifikation dienen, bei der die Primer so gewählt werden,
daß ein
zwischen 150 und 800 Basenpaare großes Amplifikat entsteht, das
den Polymorphismus enthält.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird die PCR unmittelbar an der Proben-DNA durchgeführt. Dazu
sind typischerweise etwa 50 ng isolierte DNA nötig. Die eingesetzten Primer
einer Länge
zwischen 16 und 22 Basen flankieren den nachzuweisenden Polymorphismus
unmittelbar oder enden nur wenige Basen von diesem entfernt. Die
zur PCR eingesetzten Primer werden so gewählt, dass ein ungewöhnlich kleines
PCR-Produkt mit einer Länge
von 33 bis 60 Basenpaaren gebildet wird. In einem der Primer wird
eine Base (bevorzugt, aber nicht notwendig) ein Thymin durch ein
Uracil ersetzt. Die Position des Uracils wird so gewählt, daß die Amplifikatfragmente,
die die nachzuweisende DNA-Veränderung
enthalten, eine gut messbare Masse, vorzugsweise zwischen 2000 und
6000 Da aufweisen, und weitere Spaltprodukte des Amplifikates keine ähnlichen
Massen aufweisen.
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Die
PCR wird in Gegenwart von dUTP anstelle von TTP durchgeführt. Für die Amplifikation
können alle üblichen
thermostabilen DNA-Polymerasen verwendet werden. Die für jede PCR
erforderliche Optimierung der Reaktionsbedingungen geht von Standardbedingungen
aus. Wegen der geringen Länge
des Amplifikates können
typischerweise Synthesephasen (72°C)
von weniger als 30 Sekunden zur Anwendung kommen.
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Als
Uracil-spezifische Nuklease wird eine Kombination aus Uracil-DNA-Glykosylase
und DNA-Glycosylase-lyase Endonuklease VIII, z. B. „USER Enzyme” der Firma
New England Biolabs, eingesetzt. Uracil-DNA-Glykosylasen katalysieren
die Spaltung der N-glykosidischen
Bindung zwischen Zucker und Uracil-Base, DNA-Glycosylase-lyasen
spalten die Phosphodiesterbindung.
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In
alternativen Ausgestaltungsformen des Verfahrens werden vor der
massenspektrometrische Analyse Substanzen, die die massenspektrometrische
Analyse stören,
entfernt. Dabei wird die DNA von die massenspektrometrische Analyse
störenden Substanzen
wie z. B. Kationen, Detergenzien befreit. Dies kann z. B. durch
Verwendung des „Genopure
Oligo”-Kits
der Firma Bruker Daltonik GmbH erfolgen.
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Vorzugsweise
erfolgt die massenspektrometrische Analyse der Fragmente mittels
MALDI-TOF MS. Dabei
werden durch den Laser die beiden DNA-Stränge des Doppelstranges getrennt
und die einfach positiv geladenen Molekülionen aller Fragmente nach
ihrer Masse aufgetrennt. Typischerweise wird ein Massenfenster analysiert,
das die Massen der die zu untersuchende Basensequenzveränderung
reflektierenden Fragmente enthält
sowie mindestens ein von dieser DNA-Veränderung unabhängiges Primer-
oder Produktfragment, das eine einfache interne Kalibrierung erlaubt.
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Aus
dem Vergleich der experimentell ermittelten Fragmentmassen mit den
für die
möglichen
Sequenzveränderungen
(Mutationen) berechneten Fragmentmassen wird auf die in der Proben
DNA tatsächlich
vorliegende Sequenz(en) bzw. Mutation(en) rückgeschlossen.
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Zur
massenspektrometrischen Analyse werden die Fragmente mit einer für MALDI-TOF
MS geeigneten Matrix, vorzugsweise Dihydroxypikolinsäure, versetzt.
-
Anhand
nachfolgender Figuren und Ausführungsbeispiele
wird die Erfindung näher
erläutert.
Dabei zeigen
-
1:
MALDI-TOF MS Spektrum des Leerwertes (PCR ohne Templat)
-
2:
MALDI-TOF MS Spektrum von Probe 1
-
3:
MALDI-TOF MS Spektrum von Probe 2
-
4:
MALDI-TOF MS Spektrum von Probe 3
-
Die
Abkürzungen „mM” steht
im Folgenden für
die Einheit mmol/l. Die Abkürzung „Da” entspricht
der Einheit g/mol.
-
Ausführungsbeispiel
1
-
Nachweis eines Einzelbasenpolymorphismus
(SNP) am Beispiel des –174
G/C-Polymorphismus
im Promotor des humanen Interleukin-6-Gens
-
Gezeigt
ist ein Ausschnitt aus der DNA-Sequenz des Promotors des humanen
Interleukin-6-Gens (Genbank,
AF005485) mit einem G/C-Polymorphismus (unterstrichen) an der Position
-174.
-
Die
Sequenz des Uracil-haltigen Vorwärtsprimers
für die
PCR „IL6-SNPfoU1” ist fett
dargestellt, die des Rückwärtsprimers
für die
PCR „IL6-SNPre” ist fett
und kursiv dargestellt.
-
Vorwärtsprimer
(Uracilhaltiger Primer) IL6-SNPfoU1:
-
- 5'-CCC CTA
GTT GUG TCT TGC-3'
- MW: 5420 Da
-
Rückwärtsprimer
IL6-SNPre:
-
- 5'-TGT GAC
GTC CTT TAG CAT-3'
- MW: 5482 Da
-
Da
chromosomale DNA diploider Körperzellen
als Ausgangsmaterial zur Analyse benutzt wird, können hinsichtlich des –174 G/C-Polymorphismus
drei Genotypen vorliegen:
GG (homozygot Wildtyp),
GC (heterozygot,
nicht unterscheidbar von CG) oder
CC (homozygot Mutante).
-
1. DNA-Reinigung aus Blut
-
Die
Reinigung von DNA aus Blut erfolgt mittels QIAamp Blood DNA Mini
Kit (Qiagen, Hilden). Die DNA-Konzentration beträgt zwischen 50 und 100 ng/μL.
-
2. PCR
-
Mit
der in der Tabelle aufgeführten
Zusammensetzung wird eine PCR nach folgendem Schema durchgeführt:
Temperaturprofil: | initial
96°C 5 min; |
| 30 Zyklen: |
| | 96°C 30 sec |
| | 50°C 30 sec |
| | 72°C 30 sec |
| terminal:
72°C 5 min;
hold at 4°C |
Bestandteil | Volumen
[μl] |
Wasser | 19.3 |
PCR
Puffer (10 × B) | 2.5 |
MgCl2 (25 mM) | 1.5 |
dNTPs
(50 mM dUTP, 25 mM dATP, 25 mM dCTP, 25mM dGTP) | 0.1 |
IL6-SNPfoU1
(100 pmol/μl) | 0.2 |
IL6-SNPre
(100 pmol/μl) | 0.2 |
FirePol
DNA-Polymerase (5 U/μl) | 0.2 |
Template-DNA | 1 |
-
In
Gegenwart des Uracil-haltigen dNTP-Mix (dATP, dCTP, dGTP, dUTP)
wird in der PCR folgendes Produkt erhalten:
-
(A)
beschreibt die Möglichkeit,
dass die Taq-Polymerase Template-unabhängig ein Adenin an das Produkt
anfügt.
Ob und in welchem Ausmaß dies
geschieht, kann nicht vorhergesagt, sondern nur experimentell beobachtet
werden. Dies hat jedoch keinerlei Einfluss auf die Anwendbarkeit
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
-
3. Spaltung des PCR-Produktes
-
Nach
der PCR werden zu 25 μl
PCR-Ansatz 5 Units „User
enzym”,
New England Biolabs, ein Gemisch aus Uracil-DNA-Glykosylase und
DNA-Glycosylase-lyase Endonuklease VIII, gegeben und der Ansatz
wird für 30
Minuten bei 37°C
inkubiert.
-
4. Aufreinigung des behandelten
PCR-Produktes für
die MALDI-TOF MS
-
10 μl des Ansatzes
werden mittels „Genopure
Oligo”-Kit
der Firma Bruker Daltonik GmbH nach Herstellervorschrift aufgereinigt.
Von den Magnetkügelchen
wird mit 10 μl
Wasser eluiert.
-
5. MALDI-TOF MS
-
1 μl Matrixlösung (100
mg 3-Hydroxypicolinsäure
plus 20 mg Dihydrogenammoniumcitrat in 10 ml Reinstwasser) wird
auf jeden zu einer MALDI-TOF Untersuchung vorzubereitenden Spot
berührungsfrei
auf das Anker-Target (Anker-Target S/N 00605 mit 384 Anker-Spots
mit 400 μm
Durchmesser) aufgetragen. Die Spots werden unter einer Reinstraumbox
(Laminar Air Flow) getrocknet. 1 μl
des nach der „Genopure
Oligo”-Reinigung
erhaltenen Eluates (Schritt 4) werden auf die matrixbelegten Spots
auftragen. Dabei werden alle Proben grundsätzlich zweifach aufgetragen.
Die Spots werden unter einer Reinstraumbox (Laminar Air Flow) getrocknet.
Das Anker-Target wird in das MALDI-TOF-Massenspektrometer (Biflex
III, Bruker Daltonik GmbH, Bremen) eingeschleust. Die Kalibrierung
des Massenspektrometers erfolgt nach Herstellervorschrift. Die Analyse
der Proben erfolgt durch mehrfaches Beschießen der Probenspots mit geeigneter
Laserleistung. Mindestens drei Spektren werden jeweils akkumuliert.
-
Messbedingungen:
-
Parameter:
-
- Ion source 1: 19 kV, Ion source 2: 17 kV, Lens: 9,5 kV,
Reflector: 0 kV
- Mass range: 2000–11000
Da (für
Standard) und 2000–6000
Da für
Proben
- Linear Detection Gain: 4,6 x
- Calibration: Quadratic fit
-
6. Berechnung der im MALDI-TOF-MS-Spektrum
zu erwartenden Fragmentmassen:
-
Durch
Verdau des PCR-Produktes
mittels der Uracil-spezifischen
Uracil-DNA-Glykosylase und DNA-Glycosylase-lyase Endonuklease VIII
können
folgende Fragmente erhalten werden:
- *:
hinsichtlich des G/C-Polymorphismus informatives Fragment
- P: Phosphat
- r: Desoxyribose
- **: zu große
Masse für
MALDI-TOF-MS,
theoretisch hinsichtlich des G/C-Polymorphismus
informatives Fragment
-
7. Auswertung der MALDI-TOF
MS-Spektren
-
7.1 Leerwert (PCR ohne Templatezusatz)
-
Die
PCR wurde wie unter Punkt 2 durchgeführt, jedoch wurde kein Templat
zugesetzt.
-
Das
erhaltene MALDI-TOF MS Spektrum für den „Leerwert” ist in 1 dargestellt.
-
Der
Peak mit m/z 3062.2 stammt vom Vorwärtsprimer (Uracilhaltiger Primer)
IL6SNPfoU1 oder Vorwärtsprimer
enthaltenden Produktsträngen
(Fragment: CCCCTAGTTG-P, berechnete Masse 3059 Da). Die Massenabweichung
des gemessenen von dem berechneten Wert ist eichungsbedingt, gering
und für
die Methode unerheblich.
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Erwartungsgemäß sind keinerlei
Produktpeaks (berechnete Fragmentmassen m/z 2889, 2849, 2964, 3005)
zu sehen.
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7.2. Probe 1
-
Das
erhaltene MALDI-TOF MS Spektrum für „Probe 1” ist in 2 dargestellt.
-
Der
Peak mit m/z 3059.1 stammt vom Vorwärtsprimer (Uracilhaltiger Primer)
IL6SNPfoU1 oder Vorwärtsprimer
enthaltenden Produktsträngen
(Fragment: CCCCTAGTTG-P, berechnete Masse 3059 Da (P = Phosphat)),
der Peak mit m/z 2849.6 stammt vom Fragment P-GTCTTGCCA-P (informatives
Produktfragment: C-Polymorphismus, berechnete Masse 2849 Da). Der
Peak mit m/z 2965.1 stammt vom Fragment rPGTCTTGCCA-P oder P-GTCTTGCCA-Pr (informatives
Produktfragment: C-Polymorphismus, berechnete Masse 2964 Da (r =
Desoxyribose)). Diese Fragmente entstehen durch unvollständigen Endonuklease
VIII-Verdau und werden häufig,
aber nicht immer beobachtet. Sie stützen das aus dem Fragment mit
2849 Da ermittelte Ergebnis, sind aber nicht erforderlich. Alle Massenabweichungen
der gemessenen von den berechneten Werten sind eichungsbedingt,
gering und für
die Methode unerheblich.
- Ergebnis: Probe 1 enthält den -174
G/C-Polymorphismus im Promotor des humanen Interleukin-6-Gens als „homozygote
Mutante (CC)”.
-
7.3. Probe 2
-
Das
erhaltene MALDI-TOF MS Spektrum für „Probe 2” ist in 3 dargestellt.
-
Der
Peak mit m/z 3058.8 stammt vom Vorwärtsprimer (Uracilhaltiger Primer)
IL6SNPfoU1 oder Vorwärtsprimer
enthaltenden Produktsträngen
(Fragment: CCCCTAGTTG-P, berechnete Masse 3059 Da), der Peak mit
m/z 2889.0 stammt vom Fragment P-GTCTTGCGA-P
(informatives Produktfragment: G-Polymorphismus, berechnete Masse
2889 Da). Der Peak mit m/z 3004.7 stammt vom Fragment rPGTCTTGCGA-P oder
P-GTCTTGCGA-Pr (informatives
Produktfragment: G-Polymorphismus, berechnete Masse 3005 Da). Diese
Fragmente entstehen durch unvollständigen Endonuklease VIII-Verdau
und werden häufig,
aber nicht immer beobachtet. Sie stützen das aus dem Fragment mit
2889 Da ermittelte Ergebnis, sind aber nicht erforderlich. Alle
Massenabweichungen der gemessenen von den berechneten Werten sind
eichungsbedingt, gering und für
die Methode unerheblich.
- Ergebnis: Probe 2 enthält den -174
G/C-Polymorphismus im Promotor des humanen Interleukin-6-Gens als „homozygoten
Wildtyp (GG)”.
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7.4. Probe 3
-
Das
erhaltene MALDI-TOF MS Spektrum für „Probe 3” ist in 4 dargestellt.
-
Der
Peak mit m/z 3059.1 stammt vom Vorwärtsprimer (Uracilhaltiger Primer)
IL6*, -SNPfoU1 oder Vorwärtsprimer
enthaltenden Produktsträngen
(Fragment: CCCCTAGTTG-P, berechnete Masse 3059 Da), der Peak mit
m/z 2849.2 stammt vom Fragment P-GTCTTGCCA-P
(informatives Produktfragment: C-Polymorphismus, berechnete Masse
2849 Da). Der Peak mit m/z 2965.2 stammt vom Fragment rPGTCTTGCCA-P oder
P- GTCTTGCCA-Pr (informatives
Produktfragment: C-Polymorphismus, berechnete Masse 2964 Da).
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Der
Peak mit m/z 2889.1 stammt vom Fragment P-GTCTTGCGA-P (informatives
Produktfragment: G-Polymorphismus, berechnete Masse 2889 Da). Der
Peak mit m/z 3005.0 stammt vom Fragment rP-GTCTTGCGA-P oder P-GTCTTGCGAPr
(informatives Produktfragment: G-Polymorphismus, berechnete Masse
3005 Da).
- Ergebnis: Probe 3 enthält den –174 G/C-Polymorphismus im
Promotor des humanen Interleukin-6-Gens als „heterozygot (GC bzw. CG)”.
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Die
an den Proben 1, 2 und 3 erhaltenen Ergebnisse wurden mit Hilfe
einer unabhängigen
Methode (Genosnip-Methode, Bruker Daltonik GmbH) überprüft und bestätigt.
-
Literatur
-
- Pusch, W., Wurmbach, J. -H., Thiele, H. und Kostrzewa, M. „MALDI-TOF
mass spectrometry-based
SNP genotyping”.
Pharmacogenomics 3(4), 537–548
(2002).
- Tost, J. und Gut, I. G. „Genotyping
single nucleotide polymorphisms by mass spectrometry”. Mass
Spectrom Rev. 21(6), 388–418
(2002).
- Wenzel, T., Elssner, T., Fahr, K., Bimmler, J., Richter, S.,
Thomas, I. und Kostrzewa, M. „Genosnip:
SNP genotyping by MALDI-TOF MS using photocleavable oligonucleotides”. Nucleosides
Nucleotides Nucleic Acids 22(5–8),
1579–1581
(2003)
- v. Wintzingerode, F., Bäcker,
Schlötelburg,
C., Chiu, N. H., Storm, N., Jurinke C., Cantor C. R., Göbel, U.
B. und van den Boom, D. ”Base-specific
fragmentation of amplified 16S rRNA genes analyzed by mass spectrometry:
A tool for rapid bacterial identification”. PNAS 99 (10), 7039–7044 (2002)
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Sequenzprotokoll
SEQ
ID NO 1: | Ausschnitt
aus der DNA-Sequenz des Promotors des humanen Interleukin-6-Gens
(Genbank, AF005485) mit einem G/C-Polymorphismus an Position –174 Beschreibung
Seite 7 und 8 |
SEQ
ID NO 2: | Vorwärtsprimer
(Uracilhaltiger Primer) IL6-SNPfoU1 Beschreibung Seite 8 |
SEQ
ID NO 3: | Rückwärtsprimer
IL6-SNPre Beschreibung Seite 8 |
SEQ
ID NO 4: | PCR-Produkt
(Vorwärtsstrang)
Beschreibung Seite 9 |
SEQ
ID NO 5: | PCR-Produkt
(Rückwärtsstrang)
Beschreibung Seite 9 |
SEQUENCE
LISTING