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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von künstlichen
organischen Pigmenten, wobei mindestens ein Pflanzenteil mit einem
Lösungsmittel
in Kontakt gebracht wird, in dem sich wenigstens ein in dem Pflanzenteil
enthaltener Farbstoff löst,
wobei der so hergestellte Farbauszug mit mindestens zwei Fällungsmittel
derart in Kontakt gebracht wird, dass eine Fällungsreaktion auftritt, bei der
mindestens ein Pigment ausgefällt
wird, das einen Trägerstoff
aufweist, an den der wenigstens eine Farbstoff gebunden ist. Außerdem betrifft
die Erfindung ein Pigment, das als Trägerstoffe wasserlösliche und/oder öllösliche Salze
aufweist, an die ein Farbstoff gebunden ist.
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Ein
derartiges Verfahren, bei dem als Pflanzenteil die gemahlene, durch
alkoholische Gärung vorbehandelte
Krappwurzel in einer Kaliumaluminiumsulfat-Lösung zum Kochen gebracht und
mit einer Natriumcarbonat-Lösung
gefällt
wird, ist aus der Praxis bekannt. Dieses Verfahren hat den Nachteil,
dass die Pigmente nur eine relativ geringe Leuchtkraft aufweisen.
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Es
ist auch bereits bekannt, wasserunlösliche organische Pigmente
synthetisch aus Erdöl, Steinkohle
und Steinkohleteer (Teerfarben) zu erzeugen. Diese Pigmente lassen
sich zwar großindustriell auf
einfache Weise in einer Vielzahl unterschiedlicher Farben und Farbnuancen
herstellen. Die synthetisch hergestellten Pigmente weisen jedoch
einen relativ reinen Farbton auf, was sich auf das Farbsehen des menschlichen
Auges ungünstig
auswirkt, da nur noch eine begrenzte Anzahl von Farbtönen wahrgenommen
wird. Synthetisch hergestellten Pigmente sind deshalb für eine Verwendung
als Therapiefarben in der Mal-, Kunst- oder Farbtherapie nur begrenzt
geeignet. Ungünstig
ist außerdem,
dass synthetisch hergestellte Pigmente farbdeckend sind, weshalb sich
ein schmutziger Farbton ergibt, wenn Pigmente unterschiedlicher
Farbe beispielsweise beim Malen miteinander vermischt werden. Ein
weiterer Nachteil synthetisch hergestellter Pigmente besteht darin, dass
sie gesundheitsgefährdende
Stoffe enthalten können.
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Es
besteht deshalb die Aufgabe, ein Verfahren der eingangs genannten
Art zu schaffen, das die Herstellung von Pigmenten ermöglicht,
die für
eine Mal- oder Farbtherapie gut geeignet sind. Außerdem besteht
die Aufgabe, ein für
die Mal- oder Farbtherapie
geeignetes Pigment anzugeben.
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Bezüglich des
Verfahrens wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass als Pflanzenteil ein
Blütenblatt verwendet
wird. Bezüglich
der Pigmente wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass der an die Salze gebundene
Farbstoff ein in der Natur in Blütenblättern von Pflanzen
auftretender Farbstoff ist.
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In
vorteilhafter Weise, ermöglichen
die in Blütenblättern vorkommenden
Farbstoffe die Herstellung leuchtender Pigmente, die das natürliche Farbsehen
des Menschen anregen. Dabei werden die nach dem Verfahren hergestellten
Pigmente, welche eine Vielzahl der in den Blütenblättern enthaltenen unterschiedlichen
Farbtöne
gleichzeitig aufweisen können,
von beiden Rezeptoren des menschlichen Auges wahrgenommen, nämlich von
den Stäbchen und
den Zäpfchen.
Im Unterschied zu synthetisch hergestellten Pigmenten sind die erfindungsgemäßen Pigmente
durchscheinend. Sie eignen sich insbesondere für eine Verwendung als Malfarbe,
beispielsweise in der Maltherapie. Die erfindungsgemäßen Pigmente
können
aber auch in einer durchsichtigen oder durchscheinenden Flüssigkeit,
insbesondere in Wasser, dispergiert werden, um diese danach mit
Licht zu durchleuchten. Das auf diese Weise mit der Farbe (den Farben)
der Pigmente und somit der Blütenblätter eingefärbte Licht
kann auf eine zu behandelnde Person projiziert werden, um diese
zu behandeln (Lichttherapie). Selbstverständlich können die erfindungsgemäßen Pigmente
aber auch zur Herstellung kosmetischer Produkte vorteilhaft verwendet werden.
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Bei
einer vorteilhaften Ausführungsform
des Verfahrens enthält
das Blütenblatt
wenigstens einen Duftstoff, wobei die Fällungsmittel derart gewählt werden,
dass der Duftstoff während
oder nach der Fällung
an das wasserunlösliche
Substrat anbindet. Die Pigmente sind dann noch besser zu therapeutischen
Zwecken verwendbar, da sie außer
dem Farbensinn auch den Geruchssinn des Patienten anregen.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird das mindestens eine Pigment durch Verdunsten
des an ihm anhaftenden Lösungsmittels getrocknet,
vorzugsweise unter Wärme-
und/oder Lichteinwirkung. Zweckmäßigerweise
werden die Pigmente dabei zunächst
aus dem Farbauszug herausgefiltert und das Filtrat danach in einem
Trockenschrank getrocknet. Durch die Trocknung werden die Pigmente
lichtbeständiger.
Während
des Trocknens können
die Pigmente einem Luftstrom ausgesetzt werden. Nach der Trocknung,
die etwa 12 bis 48 Stunden dauern kann, können die Pigmente zu Partikeln
vermahlen werden, deren Abmessungen bevorzugt größer als 500 Nanometer sind.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird der Farbauszug vor und/oder während dem Inkontaktbringen
mit den Fällungsmitteln durch
vorzugsweise rhythmisches Rühren
in Bewegung versetzt, so dass in dem Farbauszug eine Strömung erzeugt
wird. Der Farbauszug enthält
vorzugsweise Alkohol als Lösungsmittel.
In dem Farbauszug kann Wasser enthalten sein, das dem Farbauszug bevorzugt
zugegeben wird, bevor der Farbauszug mit den Fällungsmitteln in Kontakt gebracht
wird. Dem Farbauszug kann ferner Kalk und/oder mindestens eine siber-
und/oder goldkolloidale Lösung
zugesetzt werden
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Bei
einer zweckmäßigen Ausführungsform der
Erfindung wird als Lösungsmittel
Alkohol verwendet, wobei die Fällungsmittel
mindestens drei unterschiedliche Salze aufweisen. Dieses Verfahren kommt
bevorzugt bei der Herstellung von Pigmenten aus gelben und orangen
Blütenblättern zur
Anwendung.
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Bei
einer anderen Ausführungsform
der Erfindung enthält
das Lösungsmittel
Mich-, Ameisen- und/oder Zitronensäure und die Fällungsmittel
enthalten mindestens ein Salz und Tannin. Dieses Verfahren wird
bevorzugt bei der Herstellung von Pigmenten aus Blütenblättern von
Rosen angewendet.
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Besonders
vorteilhaft ist, wenn dem Farbauszug vor, während und/oder nach dem Inkontaktbringen
mit dem (den) Fällungsmittel(n)
ein Dispergiermittel beigemischt wird, vorzugsweise Türkisch Rotöl. Überraschenderweise
hat sich herausgestellt, dass das so hergestellte Öl-Farbpigment eine
besonders hohe Leuchtkraft und Lichtbeständigkeit bzw. Lichtechtheit
aufweist, insbesondere, wenn das Türkisch Rotöl dem Farbauszug beigegeben wird,
bevor die Fällungsmittel
zugegeben werden.
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Das Öl-Farbpigment
ermöglicht
erstmals auch die Herstellung von Ölfarben, Ölstiften, Wachsmalkreide und/oder
Pastellstiften mit Farbpigmenten aus Blütenblättern. Ferner können die Öl-Farbpigmente
auch zur Herstellung dekorativer Natur-Kosmetik verwendet werden.
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Bei
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung enthalten das Lösungsmittel
Ammoniak und die Fällungsmittel
mindestens ein Salz und Tannin.
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Mit
dem Farbauszug kann Aktivkohle und/oder Asche aus Brennnesselkraut
vorzugsweise in gelöster
Form vermischt werden. Diese Substanzen werden bevorzugt bei der
Herstellung von Pigmenten aus roten Blütenblättern dem Farbauszug in geringer
Menge zugegeben.
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Zur
Herstellung von grünen
Pigmenten können
Blütenblätter der
Rose, des Mohn und/oder des Johanniskrauts mit dem Lösungsmittel
in Kontakt gebracht werden, wobei als Fällungsmittel Kaliumaluminiumsulfat,
Kaliumcarbonat, Kaliumsulfat und/oder Natriumhydrogencarbonat vorgesehen
sind. Die grünen
Farbpigmente werden dabei durch eine thermochemische Reaktion der
in Alkohol und/oder Wasser gelösten
Blütenfarbstoffe
mit den genannten Farbpigmentträgern
gebildet. In vorteilhafter Weise ist es dadurch möglich, grüne Pigmente
ohne Zusatz von Kupfer-II-Sulfat oder einem anderen Salz der Giftklasse
III herzustellen.
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Nachfolgend
sind Ausführungsbeispiele
der Erfindung näher
erläutert.
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Bei
einem ersten Ausführungsbeispiel
werden zur Herstellung gelber Blüten-Farbpigmente frisch
gepflückte
Löwenzahn-Blütenblätter in
Alkohol eingeweicht, beispielsweise über einen Zeitraum von 12 bis
48 Stunden. Dabei werden in den Blütenblättern enthaltene Farb- und
Duftstoffe in dem Alkohol gelöst.
Danach werden die Blütenblätter aus
dem Farbauszug herausgefiltert. Dann wird der Farbauszug auf eine
Temperatur von etwa 42°C
erwärmt.
Anschließend
werden als Fällungsmittel
Aluminiumsulfat und Kaliumhydrogentartrat in verschiedenen Gewichtsanteilen
direkt dem Farbauszug zugegeben. Die nun entstandene Lösung wird
durch rhythmisches Rühren
in Bewegung versetzt. Bei dem Rührvorgang
wird ein Rührwerkzeug
entlang einer vorzugsweise spiralförmigen Bahn in der Lösung bewegt.
Die Rührbewegung
kann nacheinander in zueinander entgegengesetzte Richtungen erfolgen. Nachdem
die Lösung
auf diese Weise rhythmisiert wurde, wird Natriumhydrogencarbonat
zugegeben. Danach wird der Lösung
Wasser zugegeben, das eine Temperatur von etwa 50 bis 55°C aufweist
und mit Kalk, Silber- und/oder
Goldkolloiden angereichert ist. Durch eine thermochemische Reaktion
mit den zugegebenen Salzen wird der in der Lösung befindliche Farbstoff
der Blütenblätter gebunden
und es werden Pigmente aus der Lösung
ausgefällt.
Das auf diese Weise entstandene, an die Farb- und Duftstoffe gebundene
Substrat wird mit Hilfe eines Papierfilters aus der Lösung herausgefiltert
und dann in einem Luft-Licht-Schrank
getrocknet. Ein Großteil
der Blütenduftstoffe
ist auch nach der Trocknung noch im Pigment enthalten. Anschließend wird
das getrocknete Substrat auf eine Pigmentgröße von größer als 8/100 mm vermahlen.
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Bei
einem zweiten Ausführungsbeispiel
werden grüne
Blüten-Farbpigmente
hergestellt. Das Herstellungsverfahren entspricht im Wesentlichen
dem Verfahren zur Herstellung der gelben Blüten-Farbpigmente, wobei jedoch
anstelle von Löwenzahn-Blütenblättern Johanniskraut-Blütenblätter verwendet werden
und anstelle des Kaliumhydrogentartrats Kaliumaluminiumsulfat dodecahydrat
Ph Eur II der Lösung
zugegeben wird, welches zuvor in etwa 50°C warmes Wasser eingebracht
wird, das mit Brennnesselasche und/oder Aktivkohle angereichert
ist.
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Bei
einem dritten Ausführungsbeispiel
werden zur Herstellung blau-violetter Pigmente Blütenblätter der
Rose in Ameisensäure
und Wasser angesetzt und auf etwa 80°C erhitzt. Nach ca. 48 Stunden werden
die Blütenblätter abgefiltert.
Der auf diese Weise erhaltene Farbauszug, bei dem der rote Farbstoff
vorherrschend ist, wird auf eine Temperatur von etwa 45°C gebracht.
Aktivkohle wird in Gold-Kolloid-Lösung aufgelöst und in die Flüssigkeit
gegeben. Nun wird Natriumammoniumhydrogenphosphat ungelöst der Flüssigkeit
zugegeben und rhythmisiert, Nach Zugabe von Aluminiumsulfat erfolgt
eine sofortige Fällungsreaktion,
bei der Pigmente aus der Lösung
ausgefällt
werden. Das auf diese Weise entstandene, an die Farb- und Duftstoffe
gebundene Substrat wird mit Hilfe eines Papierfilters aus der Lösung herausgefiltert
und dann in einem Luft-Licht-Schrank getrocknet. Anschließend wird das
getrocknete Substrat auf eine Pigmentgröße von mindestens 8/100 mm
vermahlen. Obwohl die auf diese Weise hergestellten Pigmente die
Farbe Violett aufweisen, ändert
sich diese in die Farbe Blau, wenn die Pigmente auf ein Medium,
wie z.B. Papier aufgetragen werden. Es wird vermutet, dass diese
Farbänderung durch
eine Reaktion des in den Pigmenten enthaltenen roten Farbstoffs
mit Luftsauerstoff verursacht wird. Werden die Pigmente an eine
Emulsion gebunden, verlangsamt sich der Farbänderungsprozess.
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Bei
einem vierten Ausführungsbeispiel
werden zur Herstellung grüner
Pigmente Blütenblätter der
Rose in Ameisensäure
und Wasser angesetzt und auf etwa 80°C erhitzt. Nach ca. 48 Stunden
werden die Blütenblätter abgefiltert.
Der auf diese Weise erhaltene Farbauszug wird auf eine Temperatur
von etwa 45°C
gebracht. Aktivkohle wird in Silber-Kolloid-Lösung aufgelöst und in die Flüssigkeit
gegeben. Danach werden Ammoniumsulfat und Ammoniumaluminiumsulfat,
welche in etwa 50°C
warmem Wasser aufgelöst
wurden, dem Farbauszug zugegeben. Danach wird Gerbsäure in Pulverform
in rhythmisiertem Wasser aufgelöst
und unter rhythmischem Rühren
dem Farbauszug zugegeben. Nun wird Ammoniumcarbonat dem Farbauszug
beigemischt, um eine Fällungsreaktion
auszulösen.
Die weiteren Verarbeitung (Filtern, Trocknen) erfolgt wie bei den
Ausführungsbeispielen
eins bis drei.
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Erwähnt werden
soll noch, dass anstelle von Ameisensäure auch andere Säuren verwendet
werden können,
z.B. Milchsäure,
Zitronensäure,
Essigsäure
und/oder schwefelige Säure,
um Pigmente mit anderen Farbnuancen herzustellen.
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Bei
dem Verfahren zur Herstellung von künstlichen organischen Pigmenten
werden also Blütenblätter von
Pflanzen mit einem Lösungsmittel
in Kontakt gebracht, in dem sich wenigstens ein in dem Blütenblatt
enthaltener Farbstoff löst.
Der so hergestellte Farbauszug wird mit wasserlöslichen und/oder öllöslichen
Fällungsmitteln
derart in Kontakt gebracht, dass eine Fällungsreaktion auftritt, bei
der mindestens ein Farbstoff an die Fällungsmittel gebunden wird,
und durch Trocknung und anschließendes Vermahlen ein wasser-
und/oder leitlösliches Farbpigment
entsteht.