-
Die
Erfindung betrifft eine intravenöse
Herzschrittmacherelektrode, welche die Abgabe eines Medikaments
ermöglicht,
sowie ein zur Herstellung einer solchen Herzschrittmacherelektrode
geeignetes Verfahren. Eine zur Abgabe eines Medikaments vorgesehene
Herzschrittmacherelektrode ist beispielsweise aus der
DE 37 35 137 A1 bekannt.
-
-
Implantierbare
Herzschrittmacherelektroden weisen eine Elektrodenspitze auf, die
am Myocard dauerhaft zu befestigen ist. Neben der mechanischen Fixierung
der Elektrodenspitze am Herzmuskel sollte auch eine Übertragbarkeit
von elektrischen Stimulierungsimpulsen unter möglichst gleichbleibenden Bedingungen
gewährleistet
sein. Zu diesem Zweck weist beispielsweise eine aus der
EP 0 620 024 B1 bekannte
Elektrodenvorrichtung zur intrakorporalen Stimulation des Körpergewebes
einen Elektrodenkopf auf, dessen Oberflächenschicht aus einem leitenden
Material besteht, welches teilweise mit einer Schicht aus einem
hochohmigen Isoliermaterial bedeckt ist. Die Schicht soll derart
dünn sein,
dass der Unterschied des Abstandes zwischen der Stimulationsoberfläche und
dem Herzgewebe bzw. zwischen der Isolierschicht und dem Herzgewebe
bei einer applizierten Elektrodenvorrichtung nicht zu einer Schwellwertbeeinflussung
führt.
-
Die
Stimulationsreizschwelle eines Herzschrittmachers kann sich im Laufe
der Zeit durch die Bildung von fibrösem Gewebe im Bereich der Elektrodenspitze ändern. Eine
solche Änderung
der Stimulationsreizschwelle führt
im Extremfall dazu, dass der Herzschrittmacher seine bestimmungsgemäße Funktion
nicht mehr erfüllt.
In Fällen,
in denen die Funktion des Herzschrittmachers trotz Erhöhung der Stimulationsreizschwelle
erhalten bleibt, ergeben sich ein erhöhter Energieverbrauch und damit
eine verkürzte
mögliche
Nutzungsdauer der Batterie des Herzschrittmachers. Für den Patienten
bedeutet dies die Notwendigkeit häufiger ärztlicher Überwachungen.
-
Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine implantierbare Herzschrittmacherelektrode
anzugeben, welche sich durch eine langfristige Nutzbarkeit mit besonders
geringen zeitlichen Änderungen
auszeichnet.
-
Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
eine implantierbare, intravenöse
Herzschrittmacherelektrode mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie
durch ein Verfahren zur Herstellung einer Herzschrittmacherelektrode
mit den Merkmalen des Anspruchs 22. Die Unteransprüche betreffen
vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterentwicklungen oder eigenständig erfinderische
Merkmalskombinationen. Im Folgenden im Zusammenhang mit der Herzschrittmacherelektrode
aufgeführte
Vorteile und Weiterbildungen gelten sinngemäß auch für das Verfahren und umgekehrt.
-
Die
Herzschrittmacherelektrode weist eine Elektrodenspitze, bevorzugt
mit einer Anzahl Vertiefungen, auf, in welcher ein Wirkstoff aufgenommen und/oder
an welcher ein Wirkstoff angelagert ist. Die Wirkstoffmenge sowie
die Freisetzungsrate aus der Elektrodenspitze sind vorzugsweise
derart bemessen, dass die Freisetzung des Wirkstoffs aus der implantierten
Elektrodenspitze kontinuierlich über
einen Zeitraum von mindestens 1000 Stunden, vorzugsweise über einen
Zeitraum von mindestens 2 Monaten, beispielsweise ca. 3 Monaten,
erfolgt.
-
Mittels
der lang andauernden Wirkstoffabgabe kann die Bildung von fibrösem Gewebe
verhindert oder zumindest eingeschränkt werden, so dass sich die
Stimulationsreizschwelle des Herzschrittmachers nicht signifikant
erhöht.
Nach den genannten Zeiträumen
von deutlich über
1 Monat hat sich das Immunsystem des Patienten typischerweise so
weit auf die Elektrodenspitze eingestellt, dass kein fibrotisches Gewebe
mehr gebildet wird und somit die Stimulationsreizschwelle des Herzschrittmachers zumindest annähernd konstant
bleibt. Die Erfindung ist auch anwendbar auf sonstige implantierbare
Medizinprodukte die zur Abgabe von elektrischen Impulsen vorgesehen
sind, insbesondere auf sogenannte ICDs (implantierbarer Cardioverter/Defibrillator)
und/oder Neurostimulatoren.
-
Das
von der Elektrodenspitze freigesetzte Medikament enthält mindestens
einen der folgenden Wirkstoffe:
- • Sirolimus,
bekannt beispielsweise aus US 2003/0100887 und US 2002/0042645 ,
- • Paclitaxel,
bekannt beispielsweise aus US 2003/0100887 und US 2002/0042645 ,
- • Everolimus,
bekannt beispielsweise aus US 2003/152609 ,
- • Rapamycin,
bekannt beispielsweise aus US 2002/0123505 ,
- • Tacrolimus,
bekannt beispielsweise aus EP 0356399 und US 5109112 ,
-
Die
drei erstgenannten Wirkstoffe Sirolimus, Paclitaxel und Everolimus
werden auch für
Gefäßstützen, sogenannte
Stents, verwendet, die zur Wirkstoffabgabe geeignet sind. Sirolimus,
auch unter der Bezeichnung Rapamune gängig, ist ein Immunosuppresantmittel,
das entwickelt wurde, um Organablehnung beim Patienten zu verringern.
Paclitaxel gilt als Naturprodukt mit Antitumortätigkeit und zählt zur Gruppe
der antineoplastischen Wirkstoffe. Everolimus ist mit Sirolimus
verwandt und wird ebenfalls gegen Transplantatabstoßung eingesetzt.
Bei beiden Stoffen handelt es sich um Rapamycin-Analoga. Der Wirkstoff
Tacrolimus ist auch unter der Bezeichnung FK 506 bekannt.
-
Die
Freisetzungsrate des Wirkstoffs ist beispielsweise durch bioabsorbierbare
Stoffe, insbesondere Polymere, oder durch biostabile Stoffe beeinflussbar.
Hierbei sind zur Beeinflussung der Aktivierung und Diffusion des
Wirkstoffs prinzipiell Maßnahmen
geeignet, welche im Zusammenhang mit einen Wirkstoff eluierenden
Stents (s. obige Auflistung von Wirkstoffen und zugehörige Druckschriften)
beschrieben sind. Hinsichtlich einer Sperrschicht mit einem Ionenaustauschermaterial,
die zur gezielten Steuerung der Freisetzungsrate verwendbar ist,
wird auf die
EP 0 534
401 B1 verwiesen.
-
Alle
genannten Wirkstoffe sind auch in Kombinationen einsetzbar. Das
aus der Elektrodenspitze eluierte Medikament kann alleine oder in
Kombination auch folgende Stoffe umfassen:
Actinomycin-d, Methotrexate,
Doxorubicin, Cyclophosphamide, 5-Fluorouracil, 6-mercaptopurine, 6-thioguanine,
Cytoxan, Cytarabinoside, Cisplatin, Chlorambucil, Busulfan.
-
Diese
Wirkstoffe können
insbesondere eingesetzt werden, um ein unerwünschtes Zellwachstum zu verhindern
oder zu unterdrücken.
Alle genannten Stoffe können
auch mit anderen pharmakologischen Stoffen, insbesondere entzündungshemmenden
Stoffen wie Aspirin oder Ibuprofen kombiniert werden. Allgemein
kann von der Elektrodenspitze ein Medikament mit pharmakologischen,
chemischen, biologischen und/oder gentechnischen Wirkstoffen freigesetzt
werden. Die Wirkstoffe können, wie
untenstehend noch näher
ausgeführt
ist, eine dünne
Schicht auf der Elektrodenspitze bilden oder der Oberfläche der
Elektrodenspitze kontinuierlich aus einem in der Herzschrittmacherelektrode
befindlichen Vorratsbehälter
zugeführt
werden.
-
Die
Elektrodenspitze weist ein auch als Basismaterial bezeichnetes elektrisch
leitendes Material auf, welches vorzugsweise Platin, Kohlenstoff,
Titan oder Kombinationen dieser Elemente enthält. Die genannten Elemente
sind aufgrund ihrer physiologischen Eigenschaften besonders für implantierbare Medizinprodukte
geeignet.
-
Als
Beschichtungsmaterial, mit welchem der Wirkstoff in Kontakt kommt,
ist vorzugsweise ein keramisches Material, Aluminiumdioxid, Polyurethan oder
ein Polymer vorgesehen. In letztgenanntem Fall werden vorzugsweise
Beschichtungen aus Metaacrylatpolymeren verwendet. Die Wahl des
Beschichtungsmaterials und die Art der Verbindung des Wirkstoffs
mit diesem Material ist mit verantwortlich für die Freisetzungsrate des
Wirkstoffs aus der Elektrodenspitze.
-
Der
elektrische Kontaktierungswiderstand der Elektrodenspitze wird durch
den Wirkstoff zunächst
tendenziell erhöht.
Um diesen Effekt zu mindern, ist der Wirkstoff vorzugsweise mit
einem den elektrischen Widerstand herabsetzenden Elektrolyten versetzt.
Im Laufe der Nutzungsdauer des Herzschrittmachers ist der elektrische
Kontaktierungswiderstand und damit die Stimulationsreizschwelle
in jedem Fall wesentlich geringer als bei einem Herzschrittmacher
ohne Medikamentenfreisetzung, der zur Bildung von fibrösem Gewebe
geführt
hat.
-
Nach
einer bevorzugten Weiterbildung weist die Elektrodenspitze verschiedene
Wirkstoffe an unterschiedlichen, vorzugsweise voneinander beabstandeten
Stellen auf. Ebenso kann auch eine Wirkstoffmischung auf die Elektrodenspitze
aufgetragen sein oder dieser zugeführt werden, wobei die Mischung
derart beschaffen sein kann, dass die einzelnen Wirkstoffe schwerpunktmäßig in verschiedenen Zeiträumen freigesetzt
werden.
-
Der
Wirkstoff beziehungsweise die Wirkstoffkombination ist bevorzugt
derart in die Elektrodenspitze eingebracht, dass die Freisetzung
temperaturabhängig,
beispielsweise aus schließlich
im Temperaturbereich von 35°C
bis 42°C,
erfolgt. Die temperaturabhängige
Wirkstoffabgabe kann insbesondere dadurch realisiert sein, dass
eine Vertiefung der Elektrodenspitze, in welcher sich der Wirkstoff
befindet, mit einem Material verschlossen ist, welches temperaturabhängig abbaubar
ist, beispielsweise innerhalb des genannten Temperaturintervalls
in die flüssige Phase übergeht.
Sofern sich verschiedene Wirkstoffe an der Elektrodenspitze befinden,
sind diese vorzugsweise derart in die Elektrodenspitze eingebracht,
dass sie mit unterschiedlichem zeitlichen Verlauf freigesetzt werden.
Auf diese Weise kann innerhalb des Gesamtfreisetzungszeitraums von über einem
Monat die Medikamentenabgabe ständig
den jeweiligen medizinischen Erfordernissen angepasst sein. Die
Medikamentenabgabe erfolgt nach einer Weiterentwicklung über einen
Zeitraum von mindestens zehn Jahren, beispielsweise ca. 15 Jahren.
Dieser Zeitraum entspricht etwa der Lebensdauer der Herzschrittmacherelektrode.
Auch bei einer derartig langen Abgabe eines Medikamentes aus der
Herzschrittmacherelektrode kommt den ersten Monate nach der Implantation
die größte Bedeutung
zu.
-
Vertiefungen
in der Elektrodenspitze, welche zur Aufnahme des Wirkstoffs bzw.
der Wirkstoffe vorgesehen sind, können unterschiedlichste Formen, auch
innerhalb ein und derselben Elektrodenspitze, aufweisen. Nach einer
besonders einfachen Ausführungsform
sind die Vertiefungen als geschlossene Mulden auf der Oberfläche der
Elektrodenspitze ausgebildet. Die Mulden können dabei in geometrisch definierter
Weise auf der Oberfläche
der Elektrodenspitze angeordnet sein oder unregelmäßig verteilt sein
und insgesamt eine raue Oberfläche
bilden. Im letztgenannten Fall hat die Rauheit der Oberfläche der
Elektrodenspitze den Zweck, für
eine bessere Haftung des Wirkstoffs zu sorgen, wobei die gesamte,
zumindest sehr geringfügig
aufgeraute Oberfläche
mit einer dünnen
Wirkstoffschicht bedeckt sein kann. Die raue Oberfläche der
Elektrodenspitze kann beispielsweise mit Ätztechniken, auch in nanotechnischen
Maßstäben, erzeugt
werden.
-
Im
Fall einzelner definierter Mulden auf der Oberfläche der Elektrodenspitze befindet
sich der Wirkstoff vorzugsweise ausschließlich in den Mulden. Diese
annähernd
punktförmige
Verteilung kleiner Wirkstoffvolumina ist erreichbar, indem die Elektrodenspitze
zunächst
in ein Tauchbad, welches den Wirkstoff enthält, eingetaucht und somit insgesamt mit
Wirkstoff benetzt wird. Nach dem Trocknen des Wirkstoffs auf der
Oberfläche
der Elektrode wird diese abgeschliffen, so dass der außerhalb
der Mulden befindliche Wirkstoff entfernt wird und die darunter liegende
leitfähige
Oberfläche
der Elektrodenspitze wieder freigelegt wird. Die Oberflächenbereiche
der Elektrodenspitze außerhalb
der Mulden nehmen vorzugsweise insgesamt eine größere Fläche ein als die Mulden. Auf
diese Weise bleibt ein niedriger Kontaktwiderstand der Elektrodenspitze
erhalten, welcher, wie oben erwähnt,
durch einen Elektrolytzusatz im Wirkstoff weiter herabgesetzt werden
kann. Die Schichtdicke des auf die Elektrodenspitze aufgebrachten
Wirkstoffs kann auf einfache Weise durch die Anzahl der Beschichtungs-
und anschließenden Trocknungsvorgänge beeinflusst
werden. Dies gilt auch für
Fälle,
in denen die getrocknete Wirkstoffschicht nicht in Teilbereichen
der Oberfläche
wieder entfernt wird.
-
Nach
einer alternativen Ausgestaltung ist die Elektrodenspitze zumindest
in einem Teilbereich porös,
wobei der Wirkstoff in das poröse
Material aufgenommen ist. Die Vertiefungen, aus welchen der Wirkstoff
freigesetzt wird, können
in diesem Fall Strukturgrößen im Mikrometerbereich
aufweisen. Der poröse Volumenbereich
der Elektrodenspitze ist vorzugsweise mit einem Vorratsbehälter innerhalb
der Herzschrittmacherelektrode verbunden, aus welchem, insbesondere
durch Kapillarkräfte,
Wirkstoff an die Oberfläche
der Elektrodenspitze nachgeführt
wird.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
weist die Elektrodenspitze durchgehende Öffnungen auf, aus welchen der Wirkstoff
freigesetzt wird. Die durchgehenden Öffnungen weisen im Gegensatz
zu Öffnungen
eines porösen
Körpers
eine definierte geometrische Gestalt auf und sind bevorzugt mit
einem innerhalb der Elektrodenspitze befindlichen oder der Elektrodenspitze
benachbarten Wirkstoff-Vorratsbehälter verbunden. Die als Durchgangsbohrungen
ausgebildeten Öffnungen
können an
der Oberfläche
der Elektrodenspitze, wie oben beschrieben, mit einem Material verschlossen
sein, welches die Öffnung
in Abhängigkeit
von der Temperatur frei gibt.
-
Die
Vermeidung der Bildung von fibrösem Gewebe
mittels kontinuierlicher Medikamentenabgabe aus der Elektrodenspitze
erlaubt es, die Elektrodenspitze besonders klein zu gestalten. Vorzugsweise
beträgt
die Oberfläche
der Elektrodenspitze weniger als 5 mm2.
Trotz dieser geringen Oberfläche
weist die Stimulationsreizschwelle keine oder nur eine sehr geringe
Zeitabhängigkeit
auf.
-
Nach
einer vorteilhaften Weiterbildung weist die Herzschrittmacherelektrode
an der oder in der Nähe
der Elektrodenspitze einen Magneten, insbesondere Elektromagneten
auf, der die Navigation der Herzschrittmacherelektrode im Körper mit
Hilfe eines externen Magnetfelds ermöglicht. Ein System zur magnetischen
Navigation eines Medizinproduktes im Körper eines Patienten ist prinzipiell
beispielsweise aus der
US
6,330,467 B1 bekannt.
-
Nachfolgend
wird ein Ausführungsbeispiel der
Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Hierin zeigen in schematischer
Darstellung:
-
1, 2 eine
zur Abgabe eines Medikaments geeignete Herzschrittmacherelektrode,
-
3, 4 Ausschnitte
der Herzschrittmacherelektrode nach 1, 2,
-
5 eine
Herzschrittmacherelektrode mit einer Elektrodenspitze mit Gitterstruktur,
-
6 eine
Herzschrittmacherelektrode mit einer Elektrodenspitze mit verschiedenen
Wirkstoffen,
-
7, 8 eine
Herzschrittmacherelektrode mit einer Elektrodenspitze mit Kapillarrohren
und einem Vorratsbehälter
für einen
Wirkstoff,
-
9 eine
Herzschrittmacherelektrode mit einer Kapillarrohre aufweisenden
Elektrodenspitze und einem an diese grenzenden Vorratsbehälter für einen
Wirkstoff, und
-
10 eine
Herzschrittmacherelektrode mit einer porösen Elektrodenspitze und einem
Vorratsbehälter
für einen
Wirkstoff.
-
Einander
entsprechende oder gleich wirkende Teile sind in allen Figuren mit
den gleichen Bezugszeichen versehen.
-
Die
1 und
2 zeigen
in symbolisierter Darstellung ausschnittsweise eine Herzschrittmacherelektrode
1 zur Übertragung
von Stimulierungsimpulsen an ein Myocard
2. Es kann sich
hierbei ebenso um eine Schrittmacherelektrode eines unipolaren Herzschrittmachers
wie eines bipolaren Herzschrittmachers handeln, wobei in jedem Fall
nicht nur die Übertragung
von Stimulierungsimpulsen an das Myokard, sondern auch die Aufnahme
vom Herzen ausgehender Signale, das so genannte Sensing, möglich ist.
An das distale Ende eines Elektrodenkabels
3 der Herzschrittmacherelektrode
1 schließt sich eine
Elektrodenspitze
4 an. Innerhalb des Elektrodenkabels
3,
welches eine Isolierhülle
5 aufweist, verläuft eine
elektrische Leitung
6 bis zur Elektrodenspitze
4.
An dieser sind zwei ausklappbare Fixierungselemente
7 befestigt,
die in der Art eines Klappankers die Fixierung der Elektrodenspitze
4 im Gewebe
des Patienten ermöglichen
oder erleichtern. Abweichend von der vereinfachten Darstellung können die
Fixierungshilfen
7 beispielsweise auch eine aus der
DE 33 00 050 C2 bekannte
Form aufweisen.
-
Die
Gestaltung der Oberfläche
der Elektrodenspitze 4 ist näher aus den 3 und 4 ersichtlich.
Die mit dem Bezugszeichen 8 versehene Oberfläche der
Elektrodenspitze 4 ist aufgeraut, so dass einzelne Vertiefungen 9 gebildet
sind. In den 1 bis 3 sind diese
Vertiefungen durch ein regelmäßiges Muster
symbolisiert, können
jedoch tatsächlich
stochastisch auf der Oberfläche 9 verteilt sein,
auch in mikroskopischer Form. In jeder Vertiefung 9 befindet
sich ein Vorrat eines Medikaments, das eines der Wirkstoffe Sirolimus,
Paclitaxel, Everolimus, Rapamycin und/oder FK 506 ist oder enthält. Im Übrigen ist
die Elektrodenspitze 4 aus einem leitfähigen Werkstoff, wie Kohlenstoff,
Titan oder Platin gefertigt, welcher in nicht dargestellter Weise
mit einer Beschichtung, vorzugsweise aus einem keramischen Material,
Aluminiumdioxid, einem Polymer oder Polyurethan versehen ist, die
als Trägermaterial für das genannte
Arzneimittel dient. Die Elektrodenspitze kann beispielsweise auch
ein Beschichtung aus Iridium aufweisen, welche direkt oder mittelbar mit
Wirkstoff überzogen
ist. Bei Bedarf kann nicht nur auf die Elektrodenspitze 4 sondern
auch auf die Isolierhülle 5 ein
Wirkstoff in Form einer Schicht oder in beliebiger anderer Gestalt
aufgebracht sein.
-
Der
in den Vertiefungen 9 deponierte Wirkstoff zur Verhinderung
der Bildung von Fibrösem
Gewebe an der Kontaktstelle zwischen der Elektrodenspitze 4 und
dem Gewebe des Herzen ist zum einen mit einem die Leitfähigkeit
erhöhenden
Elektrolyten, zum anderen mit einem die Oberflächenhaftung erhöhenden Stoff
versetzt. Zusammen mit der geometrischen Gestalt der Vertiefungen 9 und
den im Körper gegebenen
chemischen Bedingungen ergibt sich damit eine Freisetzungsdauer
des Medika ments im implantierten Zustand der Herzschrittmacherelektrode 1,
wie in 2 dargestellt, von ca. 3 Monaten. Die Bildung
von fibrösem
Gewebe im Kontaktbereich des Myocards 2 zur Herzschrittmacherelektrode 1 wird damit
dauerhaft vermieden.
-
Verschiedene
alternative Ausgestaltungen von Herzschrittmacherelektroden 1 sind
in den 5 bis 10 dargestellt. Im Ausführungsbeispiel
nach 5 hat die Elektrodenspitze 4 eine regelmäßige Gitterstruktur 10,
welche die gleiche Aufgabe erfüllt wie
die raue Oberfläche 8 im
Ausführungsbeispiel nach
den 1 bis 4.
-
Im
Ausführungsbeispiel
nach 6 weist die Elektrodenspitze 4 drei unterschiedliche
Wirkstoffe auf, die in das Myocard 2 diffundieren können. Die Freisetzungsbedingungen
der unterschiedlichen Wirkstoffe sind dabei so eingestellt, dass
die Wirkstoffe hauptsächlich
zeitlich aufeinander folgend freigesetzt werden. Hierbei können die
einzelnen Freisetzungszeiträume
zwischen wenigen Minuten und mehreren Monaten liegen.
-
Während in
den Ausführungsbeispielen
nach den 1 bis 6 der Wirkstoff
bzw. die Wirkstoffe lediglich an der Oberfläche der Elektrodenspitze 4 angelagert
sind, dient in den Ausführungsbeispielen nach
den 7 bis 10 auch das Innere der Elektrodenspitze 4 der
Lagerung und/oder Durchleitung eines Medikaments. Im Ausführungsbeispiel
nach den 7 und 8 befindet
sich innerhalb der Elektrodenspitze 4 ein Vorratsbehälter 12,
der mit dem freizusetzenden Medikament gefüllt ist. Vom Vorratsbehälter 12 aus
verlaufen Kapillarrohre 13 zur Oberfläche der Elektrodenspitze 4.
Um eine kontrollierte Freisetzung des Medikaments aus der Elektrodenspitze 4 zu
ermöglichen,
sind die Vertiefungen 9 an der Oberfläche der Elektrodenspitze 4,
die zugleich die Öffnungen
der Kapillarrohre 13 bilden, zunächst mit einem Verschlussmaterial 14 abgedichtet. Die
Eigenschaften des Verschlussmaterials 14 sind so gewählt, dass
die Öffnungen 9 der
am Myocard 2 anliegenden Elektroden spitze 4 bei
einer Temperatur von 35°C
bis 42°C
freigegeben werden.
-
Das
Ausführungsbeispiel
nach 9 unterscheidet sich vom Ausführungsbeispiel nach den 7 und 8 im
Wesentlichen dadurch, dass der Vorratsbehälter 12 nicht innerhalb
der Elektrodenspitze 4 angeordnet, sondern dieser benachbart
ist. Der Vorratsbehälter 12 ist
hierbei ringförmig
mit einer zentralen Durchgangsöffnung 11 ausgebildet
und von der zur Elektrodenspitze 4 führenden Leitung 6 durchdrungen.
-
Im
Ausführungsbeispiel
nach 10 weist die Elektrodenspitze 4 keine
Kapillarrohre definierter geometrischer Gestalt auf, sondern ist,
um einen vergleichbaren Effekt zu erzielen, insgesamt porös. Auch
in diesem Fall wird der im Vorratsbehälter 12 gelagerte
Wirkstoff kontinuierlich durch die Elektrodenspitze 4 an
das Myocard 2 abgegeben.