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Die
Erfindung betrifft Antikörper,
welche die Interaktion von humanem Thy-1 (CD90) und dessen Liganden
blockieren, sowie deren Verwendung.
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Die
Interaktion des humanen Thy-1 (CD90) mit seinen Liganden spielt
eine entscheidende Rolle bei der Entzündungsreaktion und Tumormetastasierung.
Substanzen, die diese Interaktion blockieren können, sind daher potentielle
Wirkstoffe für
die Behandlung von Entzündungskrankheiten
(Psoriasis, Rheumatoide Arthritis) und Krebs (Melanoma).
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Thy-1
und CD90 sind alternative Bezeichnungen für ein relativ kleines Glycoprotein,
(112 Aminosäuren
nach Abspaltung des Signalpeptis), welches aus einer einzigen Immunoglobulin-ähnlichen Domaine
aufgebaut und über
einen GPI-Anker in die Zellmembran integriert ist (Protein ID-Nr. NP_006279).
Sein Gen lokalisiert im Menschen auf Chromosom 11 (UniGene Nr. Hs.
134643).
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Murines
Thy-1 ist ein charakteristischer Oberflächenmarker für T-Lymphozyten
und ist vermutlich an Zell-Zell-Interaktionen insbesondere zwischen
T-Zellen bzw. Thymozyten und Stromazellen der Maus beteiligt. Weiterhin
wurde gezeigt, dass das murine Thy-1 mit dem αβ3 (CD51/CD61) auf Astrozyten
interagiert. Die physiologische Bedeutung dieser Interaktion ist
jedoch noch nicht aufgeklärt.
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Diese
im Modellsystem Maus gewonnenen Ergebnisse lassen sich jedoch nicht
ohne weiteres auf den Menschen übertragen.
Eine Hauptursache dafür
ist, dass sich das Expressionsmuster von Thy-1 in der Maus grundlegend
von dem im Menschen unterscheidet. So wird humanes Thy-1 im Gegensatz zu
murinem Thy-1 so gut wie gar nicht auf T-Lymphozyten exprimiert.
Stattdessen wird Thy-1 im Menschen auf der Oberfläche von
Fibroblasten, Nervenzellen, aktivierten mikrovaskulären Endothelzellen und
in einer Subpopulation von CD34+ Blutstammzellen exprimiert.
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Über die
Funktion des humanen Thy-1 ist nur sehr wenig bekannt. Kürzlich konnte
gezeigt werden, dass das humane Thy-1 auf aktivierten Endothelzellen über die
Interaktion mit dem Mac-1 (CD11b/CD18) an der Adhäsion und
Transmigration von Monozyten und neutrophilen Granulozyten beteiligt
ist (Wetzel et al 2004).
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Die
Adhäsion
von Leukozyten an das Endothel ist von außerordentlicher Bedeutung für die Extravasation
von Entzündungszellen,
die bei akuten und chronischen Entzündungen beobachtet wird. Der Nachweis,
dass das humane Thy-1 mit dem Mac-1 auf Monozyten und neutrophilen
Granulozyten interagiert, zeigt, dass das humane Thy-1 ein wichtiges Adhäsionsmolekül auf aktivierten
Endothelzellen ist, welches entscheidend zur Rekrutierung von Leukozyten
in das umliegende Gewebe beiträgt.
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Weiter
konnte gezeigt werden, dass das humane Thy-1 auch an der Adhäsion von
Melanomzellen an das Endothel beteiligt ist und daher eine wichtige
Rolle bei der Tumormetastasierung spielen könnte (Saalbach et al 2002).
Der Interaktionspartner von Thy-1 auf den Melanomzellen ist bisher
noch nicht identifiziert.
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Antikörper, die
das humane Thy-1 erkennen, sind bereits bekannt. Es steht jedoch
ausser Zweifel, dass sich verschiedene monoklonale Antikörper gleicher
nomineller Spezifität,
d.h. auch wenn sie gegen ein und dasselbe Antigen gerichtet sind,
in der Feinstruktur ihrer Epitope sowie in ihren weiteren Eigenschaften,
die für
ihre Eignung in einem bestimmten Test oder für eine bestimmte Anwendung
wichtig sein können,
unterscheiden.
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Der
monoklonale anti-Thy-1-Antikörper AS02
(
DE 44 07 242 C2 )
ist ein Maus-Antikörper vom Typ
IgG
1. Er wurde durch Immunisierung von Balb c-Mäusen mit
einer Fraktion eines Extrakts humaner Fibroblasten erhalten. Die
Bindung von AS02 an Thy-1 ist konformationsabhängig, da nach Reduktion der
Disulfidbrücke
der Antikörper
das Thy-1 nicht mehr erkennt.
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Dieser
Antikörper
ist jedoch nicht in der Lage, die Interaktion von Thy-1 mit seinen
Liganden bzw. die Interaktion von Zellen, die Thy-1 auf ihrer Oberfläche exprimieren,
mit Thy-1 Ligand-exprimierenden Leukozyten bzw. Melanomzellen zu
blockieren. Offensichtlich erkennt der Antikörper AS02 ein Thy-1-Epitop,
das nicht Bestandteil der Liganden-Bindungsstelle ist.
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Vor
diesem Hintergrund ist es Aufgabe der Erfindung einen Antikörper bereitzustellen,
welcher die Interaktion von humanem Thy-1 und dessen Liganden blockiert.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe gelöst durch
einen Antikörper,
welcher spezifisch humanes Thy-1 (CD90) erkennt und die Bindung
von humanem Thy-1 (CD90) an dessen Liganden blockiert. Der erfindungsgemäße Antikörper erkennt
dabei die Integrin-Interaktionsseite auf der Oberfläche des Thy-1-Moleküls und blockiert
somit die Interaktion des Thy-1 mit seinen Liganden, wie z. B. dem
humanen Leukozyten-Integrin
Mac-1 (CD11b/CD18) bzw. die Interaktion von Thy-1 exprimierenden
Zellen mit Zellen, die Thy-1 Liganden exprimieren.
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Aus
dem Stand der Technik ist bekannt, dass die Interaktion des Thy-1
auf aktivierten Endothelzellen mit Oberflächenmolekülen (Integrine wie z.B. Mac-1)
auf Leukozyten eine wichtige Rolle in der Rekrutierung von Leukozyten
zu lokalen entzündeten Geweben
und in der Transmigration von Tumorzellen durch die Endothelzellen-Barriere darstellt.
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Da
der erfindungsgemäße Antikörper in
der Lage ist,
- (1) eine der Interaktionen von
humanem Thy-1 mit seinen Liganden bzw.
- (2) die Interaktion von Zellen, die Thy-1 auf ihrer Oberfläche exprimieren,
mit Leukozyten bzw. Melanomzellen
zu blockieren, kann
er vorteilhaft als Arzneimittel zur Behandlung von Entzündungs- und Tumorerkrankungen
eingesetzt werden.
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Zur
Herstellung funktionsblockierender monoklonaler Antikörper gegen
das humane Thy-1 werden Mäuse
mit Thy-1-transfizierten CHO-Zellen immunisiert und die Milzzellblasten
mit einer Myelomzelllinie nach dem Prinzip von Köhler und Milstein fusioniert
(Köhler
und Milstein, 1975). Die Antikörper produzierenden
Hybridome werden daraufhin getestet, ob die von ihnen produzierten
monoklonalen Antikörper
an die Thy-1-transfizierten, aber nicht an die nur mit dem Vektor
transfizierten CHO-Zellen
binden. Ausserdem werden die monoklonalen Antikörper daraufhin untersucht,
ob sie nicht nur das rekombinante Thy-1-Protein auf den transfizierten
CHO-Zellen erkennen, sondern ob sie auch Fibroblasten erkennen können, die
bekanntermaßen
das Thy-1 konstitutiv exprimieren.
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Bevorzugt
ist der Antikörper
ein monoklonaler Maus-Anti-Mensch-Antikörper vom Typ IgG3.
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Ein
besonders bevorzugter Antikörper,
der spezifisch humanes Thy-1 (CD90) erkennt und die Bindung von
humanem CD90 an die Thy-1- Liganden blockiert, ist ein Antikörper mit
der Bezeichnung „BC9-G2", erhältlich aus
der Hybridoma-Zelllinie mit der Hinterlegungsnummer DSM ACC2690,
wie am 06.09.2004 bei der DSMZ – Deutsche
Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH – in Braunschweig
(Deutschland) hinterlegt.
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Der
monoklonale Antikörper
BC9-G2 erkennt die Thy-1-transfizierten CHO-Zellen und die Thy-1-exprimierenden
Fibroblasten, aber nicht die vektor-transfizierten Kontrollzellen
Die Fähigkeit
des monoklonalen Antikörpers
BC9-G2, die Bindung von Thy-1 an seine Liganden zu blockieren, kann
dadurch getestet werden, dass Thy-1 exprimierende CHO-Zellen und
vektortransfizierte Kontrollzellen mit dem monoklonalen Antikörper BC9-G2
vorinkubiert werden. Anschliessend wird die Bindung von neutrophiten
Granulozyten und Melanomzellen an die so vorinkubierten CHO-Thy-1-Zellen
und vektor-transfizierte Kontrollzellen bestimmt.
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Der
monoklonale Antikörper
BC9-G2 ist dabei in der Lage, die Adhäsion von neutrophilen Granulozyten
und Melanomzellen an die Thy-1-transfizierten Zellen deutlich zu
hemmen (60–80%
Hemmung). Sowohl der bereits beschriebene anti-Thy-1-Antikörper AS02
als auch ein IgG-Kontrollantikörper
sind nicht in der Lage, die Thy-1-spezifische Adhäsion direkt zu hemmen.
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Erfindungsgemäß umfasst
der Begriff „Antikörper" auch die von dem
monoklonalen Antikörper, welcher
spezifisch humanes Thy-1 (CD90) erkennt und die Bindung von humanem
CD90 an die Thy-1- Liganden blockiert, abgeleiteten Produkte wie
humanisierte Antikörper
und Antikörper-Fragmente.
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Ein
humanisierter monoklonaler Antikörper umfasst
die Thy-1 bindenden hypervariablen Regionen des erfindungsgemäßen monoklonalen
Antikörpers
und die Framework-Regionen der variablen und konstanten Regionen
der leichten und schweren Ketten eines humanen Antikörpers. Verfahren
zur Herstellung von humanisierten Antikörpern sind bekannt und u.a.
in Morrison et al. (1984), Jones et al. (1986), Verhoeyen et al.
(1988), Riechmann et al. (1988), Queen et al. (1989) und Tempest
(1991) beschrieben.
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Antikörperfragmente
sind vorzugsweise Antigen bindende Fragmente des Antikörpers, die
Thy-1 bindende Regionen enthalten wie F(ab2)
oder F(ab). Verfahren zur Herstellung von F(ab2)
oder F(ab)-Fragmenten sind bekannt und in Current Protocols in Immunology
(John Wiley & Sons, http://www.wiley.com/legacy/cp/cpi/)
beschrieben.
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Die
Erfindung umfasst auch die hinterlegte Hybridoma-Zelllinie mit der
Hinterlegungsnummer DSM ACC2690.
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Teil
der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung von monoklonalen
Antikörpern
gegen humanes Thy-1 (CD90), erzeugt durch Immunisierung von BALB/c-Mäusen mit humanem Thy-1 (CD90),
Fusion ihrer Milzzellen, Selektion der antikörperproduzierenden Hybridome
in einem Selektivmedium, Klonierung und Weitervermehrung der reaktiven
und spezifischen Hybridome durch Kultivierung (Prinzip von Köhler und
Milstein), bei dem zu Kultivierung und Antikörperproduktion die Hybridoma-Zelllinie
mit der Hinterlegungsnummer DSM ACC2690 eingesetzt wird.
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Der
erfindungsgemäße Antikörper oder
ein davon abgeleitetes Produkt eignet sich für den qualitativen und quantitativen
Nachweis von humanem Thy-1 (CD90) bzw. Thy-1-exprimierenden Zellen, beispielsweise
mittels Durchflusszytometrie, Western Blot, Immunoblots, Immunopräzipitation, FACS-Analyse
und der Immunhistologie.
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Die
Erfindung umfasst auch ein immunologisches Testkit, das mindestens
einen Antikörper
oder ein davon abgeleitetes Produkt enthält.
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Ausserdem
kann der erfindungsgemäße Antikörper oder
ein davon abgeleitetes Produkt auch zur Isolierung von Thy-1 (CD90)
verwendet werden, beispielswiese über die Entfernung von Thy-1
aus Lösungen
mittels affinitätschromatographischer
Methoden. Z. B. kann man durch Kopplung des Antikörpers an
bekannte Matrices, wie Protein A-Sepharose
oder mit anti-Maus-IgG-gekoppelte Sepharose, ein Affinitätsgel herstellen,
auf dem der erfindungsgemäße Antikörper verankert
ist. Leitet man dann die Thy-1 haltige Lösung, beispielsweise ein Fibroblastenextrakt, über eine
derartige Matrix, wird Thy-1 an ihr selektiv gebunden.
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Die
Erfindung betrifft auch die Verwendung des erfindungsgemäßen Antikörpers oder
der davon abgeleiteten Produkte zur Blockierung der Interaktion von
humanem Thy-1 (CD90) mit seinen Liganden, insbesondere mit dem Liganden
MacI (CD11b/CD18).
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Eine
weitere erfindungsgemäße Verwendung
der Antikörper
oder der davon abgeleiteten Produkte ist die Blockierung der Interaktion
von Zellen, die Thy-1 auf ihrer Oberfläche exprimieren, mit Zellen,
die einen Thy-1-Liganden auf ihrer Oberfläche exprimieren.
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Thy-1
auf ihrer Oberfläche
exprimierende Zellen sind dabei beispielsweise Fibroblasten, Nervenzellen,
aktivierte mikrovaskuläre
Endothelzellen und CD34+ Blutstammzellen.
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Zellen,
die einen Thy-1-Liganden auf ihrer Oberfläche exprimieren, sind beispielsweise
Monozyten, neutrophile Granulozyten, dendritische Zellen und Melanomzellen.
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Bevorzugt
ist dabei die Verwendung der Antikörper oder davon abgeleiteter
Produkte zur Blockierung der Interaktion von Tumorzellen oder Immunzellen
mit Endothelzellen bzw. Endothelgewebe. Die Tumorzellen sind dabei
bevorzugt Melanomzellen. Die Immunzellen sind insbesondere Leukozyten, beispielsweise
Monozyten und neutrophile Granulozyten.
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Die
Erfindung umfasst auch die Verwendung der Antikörper oder davon abgeleiteter
Produkte zur Behandlung von Entzündungskrankheiten,
wie z.B. Psoriasis, Rheumatoide Arthritis, oder Tumorerkrankungen,
wie z. B. Melanoma oder dessen Metastasen.
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Die
Erfindung beinhaltet auch eine pharmazeutische Zubereitung, welche
einen Antikörper
oder ein davon abgeleitetes Produkt enthält. Mit besonderem Vorteil
kommt ein entsprechender humanisierter monoklonaler Antikörper zur
prophylaktischen und therapeutischen Anwendung.
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Anhand
der nachfolgenden Figuren und Ausführungsbeispiele wird die Erfindung
näher erläutert.
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Ausführungsbeispiel 1:
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Herstellung
eines funktionsblockierenden monoklonalen anti-Thy-1-Antikörpers
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Mit
Thy-1 transfizierte CHO (chinese hamster ovary)-Zellen werden durch
Behandlung mit einer Protease von der Kulturfläche abgelöst, durch radioaktive Bestrahlung
getötet
und zur Immunisierung von Balb/c-Mäusen verwendet. Die Balb/c
Mäuse werden
dazu neun Wochen und drei Wochen vor der Booster-Injektion intraperitoneal
mit 1 × 107 Zellen der Thy-1 transfizierten CHO-Zelllinie
immunisiert. Die Mäuse
werden getötet
und die Milz entfernt. Aus der Milz werden Antkörper produzierende Maus-Lymphozyten präpariert,
die nach der Methode von Köhler
und Milstein (Köhler
und Milstein, 1975) unter Einsatz von Polyethylenglycol mit X63-Ag.8.653
Myelomzellen fusioniert werden.
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Die
Zellüberstände der
erhaltenen Hybridomazellen werden durchflusszytometrisch auf Antikörper getestet,
die Thy-1 transfizierte CHO-Zellen, aber nicht die lediglich mit
leerem Vektor transfizierten Kontrollzellen binden können. Diese
Antikörper
werden weiterhin getestet, ob sie nicht nur das rekombinante Thy-1-Protein
auf den transfizierten CHO-Zellen erkennen, sondern auch Fibroblasten,
die Thy-1 konstitutiv exprimieren.
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1 zeigt
die durchflusszytometrisch bestimmte Bindung des monoklonalen Antikörpers BC9-G2
an Thy-1 transfizierte CHO-Zellen und Fibroblasten. Der monoklonale
Antikörper
BC9-G2 bindet an Thy-1 transfizierte CHO-Zellen (schwarze Linie, grau
hinterlegt) und Fibroblasten (schwarze Linie, schwarz hinterlegt),
aber nicht an die vektortransfizierten Kontrollzellen (graue Linie,
weißer
Hintergrund). Ein Isotypantikörper
(schwarze Linie, weißer Hintergrund)
wird als Kontrolle der unspezifischen Bindung verwendet und bindet
nicht an die CHO-Thy-1 Zellen und nicht an die Fibroblasten.
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Ausführungsbeispiel 2
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Kreuzimmunpräzipitationsversuche
mit BC9-G2 und AS02
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2 zeigt
das Ergebnis des Kreuzimmunopräzipitationsversuchs
mit den monoklonalen Antikörpern
BC9-G2 und AS02 (eigenes Labor bzw. erhältlich von IBFB PHARMA GmbH,
Leipzig).
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Der
monoklonale anti-Thy-1 Antikörper
AS02 (10 μg)
wird dazu bei 4°C über Nacht
an 1 × 108 der Ziege-anti-Maus IgG-DYNABEADSR M450 (Dynal/Oslo, Norwegen) – Magnetbeads
gebunden. Die Beads werden mit PBS (phosphate buffered saline) gewaschen
und anschließend
mit einem Rohextrakt von 5 × 106 Thy-1 exprimierenden humanen Fibroblastenzellen
für 16
Stunden bei 4°C
inkubiert. Die an die Magnetbeads gebundenen Proteine werden extensiv
mit PBS/0,3 % Tween 20 gewaschen und mit SDS-Gelbeladungspuffer
von den Beads eluiert. Die so gereinigten Proteine werden mittels
SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese getrennt und auf eine Nitrocellulosemembran
geblottet. Die isolierten Proteine werden mit dem monoklonalen Antikörper BC9-G2 (Spur 4) bzw.
einem irrelevanten IgG-Kontrollsantikörper (Spur 3) (Immunotech,
Hamburg) und einem sekundären
Ziege-anti-Maus-Antikörper,
der mit alkalische Phosphatase konjugiert ist, detektiert.
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Ein
irrelevanter IgG-Kontrollantikörper
(Spur 1) (Immunotech, Hamburg) und der monoklonale Antikörper anti-Thy-1
Antikörper
BC9-G2 (10 μg)
(Spur 2) werden ebenfalls bei 4°C über Nacht
an 1 × 108 der Ziege-anti-Maus IgG-DYNABEADSR M450 (Dynal/Oslo, Norwegen) -Magnetbeads
gebunden. Die Beads werden mit PBS (phosphate buffered saline) gewaschen
und anschließend
mit einem Rohextrakt von 5 × 106 Fibroblastenzellen für 16 Stunden bei 4°C inkubiert.
Die an die Magnetbeads gebundenen Proteine werden extensiv mit PBS/0,3
% Tween 20 gewaschen und mit SDS-Gelbeladungspuffer von den Beads
eluiert. Die isolierten Proteine wurden mittels SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese
getrennt und auf eine Nitrocellulosemembran geblottet. Die isolierten
Proteine werden mit dem Thy-1 spezifischen monoklonalen Antikörper AS02
und einem sekundären Ziege-anti-Maus-Antikörper, der
mit alkalischer Phosphatase konjugiert ist, detektiert.
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Der
monoklonale Antikörper
BC9-G2 präzipitiert
also ein Antigen aus dem Fibroblastenextrakt, das durch einen etablierten
anti-Thy-1-Antikörper (mAK
AS02) erkannt wird. Der monoklonale Antikörper BC9-G2 erkennt das humane
Thy-1-Protein.
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Ausführungsbeispiel 3:
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Blockierung der Bindung
von Thy-1 an seine Liganden durch BC9-G2
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Der
monoklonale Antikörper
BC9-G2 wird auf seine Fähigkeit
getestet, die Adhäsion
von neutrophilen Granulozyten und Melanomzellen an Thy-1-transfizierte
Zellen zu hemmen. Dazu wird die Bindung von neutrophilen Granulozyten
bzw. Melanomzellen an die Thy-1-transfizierten CHO-Zellen und vektor-transfizierte
Kontrollzellen nach Vorinkubation mit dem Antikörper bestimmt.
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Vektor-transfizierte
CHO-Zellen und Thy-1 transfizierte CHO-Zellen werden auf Chamber
Slides (NUNC, Wiesbaden) ausgesät
und 24 Stunden kultiviert. Die Bildung eines komplett dichten Zellrasens wird
mikroskopisch kontrolliert.
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Melanomzellen
bzw. neutrophile Granulocytenzellen werden mit D-Biotinoyl-e-aminocapronsäurehydroxysuccinimidester
(Roche Biohemicals, Mannheim) nach Herstellervorschrift biotinyliert.
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Für Blockierungsexperimente
mit dem monoklonalen Antikörper
BC9-G2 werden die Thy 1-transfizierten CHO-Zellen bzw. die vektor-transfizierten
Kontrollzellen vor dem Zelladhäsionsversuch für 30 Minuten
mit dem Antikörper
BC9-G2 inkubiert. Anschliessend wird der Zelladhäsionsversuch wie unten beschrieben
durchgeführt.
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Als
Kontrolle werden die jeweiligen Zellen vor dem Zelladhäsionsversuch
mit dem monoklonalen Antikörper
AS02 bzw. mit Igel inkubiert. Anschliessend werden die Zelladhäsionsversuche
wie unten beschrieben durchgeführt.
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Für die Zelladhäsionsversuche
werden zu jedem Well der Chamber Slides 5 × 105 biotinylierte Zellen
gegeben. Nach 30-minütiger
Inkubation bei 37°C
werden die ungebundenen Zellen mit mehreren Waschschritten mit PBS
entfernt. Adhärente
Zellen werden mit eiskaltem Methanol für 10 Minuten bei 20°C fixiert,
luftgetrocknet und durch Inkubation mit PBS/1% BSA blockiert. Anschließend werden
die adhärenten
biotinylierten Zellen mit CY3TM-konjugiertem
Streptavidin (Beckman Coulter, 1:5000 in PBS/1% BSA) für 30 Minuten
bei Raumtemperatur inkubiert und anschließend mehrmals mit PBS gewaschen.
Die adhärenten
biotinylierten Melanomzellen bzw. Granulozyten sind danach im Fluoreszenzmikroskop
nachweisbar und werden in je 10 mikroskopischen Feldern ausgezählt.
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Wie
in 3 gezeigt, ist der monoklonale Antikörper BC9-G2
in der Lage, die Adhäsion
von neutrophilen Granulozyten und Melanomzellen an die Thy-1-transfizierten Zellen
deutlich zu hemmen (60–80%
Hemmung). Sowohl der anti-Thy-1-Antikörper AS02
als auch ein IgG-Kontrollantikörper
sind nicht in der Lage, die Thy-1-spezifische Adhäsion zu hemmen. Das Balkendiagramm
stellt die prozentuale Hemmung der Adhäsion der Melanomzellen (Balken 1,
2, 3) und der neutrophilen Granulozyten (Balken 4, 5, 6) durch die
verschiedenen Antikörper
(Igel, AS02, BC9-G2)
an das Thy-1 dar.
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Ausführungsbeispiel 4:
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Die monoklonalen anti-Thy-1-Antikörper AS02
und BC9-G2 erkennen unterschiedliche Epitope auf dem Thy-1.
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Der
monoklonale Antikörper
AS02 wird mit D-Biotinoyl-e-aminocapronsäurehydroxysuccinimidester (Roche
Biohemicals, Mannheim) nach Herstellervorschrift biotinyliert. Fibroblasten,
die konstitutiv das Thy-1 auf ihrer Oberfläche exprimieren, werden mit
dem monoklonalten Antikörper
AS02, mit dem monoklonalen Antikörper
BC9-G2 bzw. mit
einem irrelevanten IgG-Kontrollantikörper für 30 Minuten bei 4°C inkubiert.
Anschließend
werden die Zellen gewaschen und der biotinylierte mAK AS02 zugegeben.
Die Bindung des biotinylierten AS02 wird mittels fluoreszenz-markiertem
Streptavidin im Durchflußzytometer
bestimmt.
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Wie
in 4 zu sehen, ist der AS02 (grau gestrichelte Linie)
selbst in der Lage, die Bindung des biotinylierten AS02 zu hemmen,
da beide Antikörper an
das gleiche Epitop binden. Im Gegensatz dazu ist weder der Kontrollantikörper (graue
Linie) noch der monoklonale Antikörper BC9-G2 (schwarze Linie)
in der Lage, die Bindung des biotinylierten AS02 zu beeinflussen.
Diese Daten zeigen, dass der monoklonale Antikörper BC9-G2 ein anderes Epitop
als der monoklonale Antikörper
AS02 erkennt, da die Bindung des einen Antikörpers nicht die Bindung des
anderen beeinflusst.
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Literatur
-
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