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Die
vorliegende Erfindung betrifft Alkali-Erdalkali-Silicat- und Borosilicat-,
Alumosilicat- und Phosphatgläser
mit durch Laserbestrahlung erzeugten farbigen Innenmarkierungen,
deren Herstellung sowie deren Verwendung insbesondere zur fälschungssicheren
Markierung, Strukturierung und Dekorierung von Glas. Überraschend
induziert Laserstrahlung in Gläsern,
die Kombinationen verschiedener polyvalenter Ionen enthalten, lokale,
dauerhafte und intensive Farbveränderungen.
Die Ausgangsgläser
können
dabei farblos oder massiv gefärbt
vorliegen. Für
die Bestrahlung der Gläser
werden mehrere diskrete Laserwellenlängen verwendet, um die Wertigkeitswechsel
der polyvalenten Ionen im Glas gezielt zu steuern, wobei eine partielle
Schmelz- und Plasmabildung und/oder die direkte Induzierung des
Elektronentransfers zwischen den polyvalenten Ionen durch die diskrete
Energie der Laserstrahlung bewirkt werden kann.
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Anwendungen
der Laserstrahlung zum indirekten und direkten Beschriften, fälschungssicheren
Markieren, Strukturieren und Dekorieren von Werkstoffen und Bauteilen,
insbesondere auch aus Glas, nehmen stark zu. Das direkte Beschriften
mittels Laserstrahlung erfolgt durch partielles thermisches Abtragen
des Materials von der Glasoberfläche,
durch partielles Schmelzen oder durch Plasmabildung punktweise lokal
im Glasinneren. Farbige Beschriftungen auf oder in Gläsern durch
Verwendung von Laserstrahlung werden bisher durch das Einbrennen
von Schmelzfarben, laserinduzierte Diffusion von Silberionen und
das Herauslösen
von Farbpigmenten aus Pigmentfolien mit anschließender Abscheidung auf der
Glasoberfläche
hergestellt.
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Bekannte
Verfahren zur Herstellung farbiger, lokaler Markierungen beruhen
auf der Diffusion von Silberionen in das Glas und anschließender thermischer
Reduktion (Erwärmung
im Ofen oder mit Laserstrahlung) der Ionen zu Metallen. Diese führen bei
kolloidaler Ausfällung
durch Mie-Streuung zur Farbbildung.
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In
der Glas-(u. a. Flach-, Hohl-, Kristallglas, Fensterglas) und glasverarbeitenden
Industrie (Türenbauer,
Möbelindustrie,
Architektur, Auto-, Uhrenhersteller, Elektrotechnik, Elektronik,
Medizin), aber auch in Kunsthandwerk (Glasschmuck, Dekoration) und
Kunst besteht für
farbige Innenmarkierungen, Beschriftungen und räumliche Darstellung großes Interesse
und konkrete Nachfrage. Farbige Innenmarkierungen erhöhen gestalterische
Möglichkeiten
und damit die Attraktivität
von Glasprodukten. In Bezug auf dekorative Effekte im Glas werden
völlig
neue Anwendungen eröffnet.
Die Dauerhaftigkeit, Fälschungssicherheit
und Unverwechselbarkeit der Markierungen werden erhöht.
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Eine
bekannte Möglichkeit
der indirekten Beschriftung und Markierung von Glas mit Laserstrahlung
ist die Modifizierung der Glasoberfläche durch Schichtauftrag (Schmelzfarben,
Emails).
US-Patent 5,547,501 (Maruyama,
T., et al., 1996) beschreibt das Aufschmelzen des Farbmaterials
oder des Glasemails im Transformationsbereich auf das Substratglas
durch selektive Absorption von IR-Strahlung (CO
2-
oder Nd-YAG-Laser). Kieselglas für
die Si-Herstellung wird mit schwarzen Markierungen versehen, die
mittels Laserstrahlung geschmolzen werden. Die Schmelzfarben bestehen
aus Si, C, Siliziumcarbid und Siliziumnitrid. Sie verändern die
Si-Waferqualität
nicht (
JP 08245230
A , 1996).
JP
2001199747 A (Hayakawa, H. et al., 2001) beschreibt, dass
durch Laserstrahlung im Wellenlängenbereich
500–980
nm (Halbleiterlaser) Markierungen durch Aufschmelzen von Farbschichten
erfolgen. Bekannt ist auch das Aufbringen von Schichten auf Glas
oder Kunststoff sowie die Ausscheidung von Kolloiden in diesen Schichten
mittels Laserstrahlung oder anderer hochenergetischer Röntgen- und γ-Strahlen.
Farbige Strukturen können
auch durch lokale Erhitzung von Lösungen oder Gelen, die auf
das Glas aufgebracht werden, mittels Laserstrahlung erhalten werden
(
DE 10118876 A1 , 2002).
Auch die Beschichtung mit pigmenthaltigen Schichten (
EP 233146 A1 , 1987;
WO 03/013778 A1 ,
2003) und Metalloxidschichten (
US 6,313,436 B1 , 2001) sowie deren Veränderung
mittels Laserstrahlung sind bekannt. Die Farbigkeit von mit Laserstrahlung
eingebrachten Markierungen im Glasinneren kann durch nachträgliches
Füllen
mit Farbstoffen erreicht werden (
KR 2002-039834 A ). Auch lasersensitive Schichten
auf Polymer-Farbstoffbasis
werden zur Herstellung laserbeschreibbarer Gläser verwendet (
US 6,444,068 B1 , 2002). Ein
weiteres Verfahren beruht darauf, dass Diffusionsfarben mittels
infraroter Laserstrahlung entsprechend den vorgesehenen Konturen
eines Bildes gleichzeitig mit der Glasoberfläche erhitzt und durch Diffusion
in die Glasoberfläche
eingebracht werden (
DD
215776 A1 ; 1984). Dazu kann eine silbersalzhaltige Paste
auf das zu färbende
Glas gebracht werden. Nach deren Trocknung wird das Glas auf eine
Temperatur oberhalb der Glastransformationstemperatur erwärmt. Nach
Diffusion der Ag-Ionen in das Glas und dem Austausch mit Na-Ionen des
Glases werden die Ag-Ionen durch glaseigene Reduktionsmittel (z.
B. zweiwertige Eisenionen) und durch Erwärmung im Bereich der fokussierten
Laserstrahlung zu Silber reduziert. Durch Zusammenlagerung von Silberatomen
zu Partikeln und durch die Grenzflächenspannung bilden sich Silberkugeln
mit Durchmessern von ca. 20 nm im Glasinneren. Farbige Pixel entstehen
aus Metallkolloiden kleiner 0,2 mm Durchmesser mit einer Tiefenausdehnung
kleiner 0,01 mm, die sich computergesteuert zu Beschriftungen, Symbolen
oder Halbtonbildern innerhalb des Glases zusammensetzen lassen (
DE 19841547 A1 ,
2000). Eine mögliche
Anwendung ist die optische Datenspeicherung. Durch Kombination von
Tieftemperaturionenaustausch und lokal begrenzter Erwärmung der
Glasoberfläche
durch fokussierte CO
2-Laserstrahlung sollen
auch farbige Innenbeschriftungen von Glas erreichbar sein.
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In
EP 743128 A1 wird
die thermische Verdampfung von farbigen Stoffen durch Laserstrahlung
und deren Abscheidung auf Glasoberflächen beschrieben.
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Die
nichtfarbige Innenbeschriftung und z. T. dreidimensionale Dekoration
von transparenten Materialien und Gläsern (fälschungssichere Markierung,
Feinststrukturen in Opto- und Mikroelektronik, Innengravur) durch
Fokussierung der Laserstrahlung und Ausnutzung nichtlinearer Prozesse
an der Glasoberfläche
(z. B.
US 6,426,480
B1 ) und im Glasinneren sind Stand der Technik (
US 4,467,172 A ;
US 5,206,496 A ).
Für die
Innengravur werden Nd-YAG-, TEA-CO
2- oder
Excimerlaser eingesetzt (siehe z. B. Lenk, A. and Morgenthal, L.: Damage-free
micromarking of glass. Glastechn. Ber. Glass Sci. Technol. 73 (2000)
No. 9, 285–289;
EP 428575 A1 , 1991).
Durch Nd-YAG- oder CO
2-Laserstrahlung kann
eine Glasoberfläche
durch thermisches Materialabtragen direkt beschriftet werden. Die
Entstehung von Strukturen im Glasinneren beruht auf der Bildung
von Ablationskratern (Schmelzkratern) im Fokus eines intensiven
Laserstrahles. Die einzelnen Punkte besitzen Durchmesser von ≥ ca. 25 μm und werden
durch Lichtstreuung als weiße
Konturen sichtbar. Durch Verkürzung der
Laserpulslängen
(von ca. 10 ns auf 100 fs bis 10 ps) und Verringerung der Strukturgrößen (Ablationskrater) soll
eine extrem lokalisierte und damit schädigungsfreie Markierung erreicht
werden. Es sollen schädigungsfreie
Markierungen mit einer Auflösung
bis zu 1000 dpi möglich
sein. Durch Einstellung der Punktgrößen und Ausnutzung kumulativer
Effekte sind auch Grautöne
im Glas erzielbar (
EP
714353 A1 , 1993). Mit diodengepumpten Festkörperlasern
und Nanosekunden-Pulsen im Infrarotbereich (1064 μm) können Punktgrößen mit 100 μm Durchmesser
und mit kleinerer Pulsdauern im Picosekundenbereich bis 10 μm im Glas
erreicht werden. Das Fraunhofer IWS, Dresden entwickelte zusammen
mit der Peill-Kristall Bärenhütte eine
Laserstrahltechnologie, bei der Bleikristallgläser im Inneren beschriftet
bzw. mit zwei- oder dreidimensionalen Bildern versehen werden können (Glas-Ingenieur
1/98 (1998), 29). Auch gläserne
Kunstaugen können
mittels Laserstrahlung mit Mikromarkierungen versehen werden (Grishanov,
V. N., et al.: Laser micromarking of Imitation eye crystalline lenses.
Fiz. Khim. Obrab. Mater. (1997), 5, 133–135).
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Die
Innenbeschriftung oder -markierung mit Hilfe von Laserlicht wie
voranstehend dargestellt ruft oft spannungserzeugende Veränderungen
innerhalb des Glases, ggf. auch eine Gasblasenbildung, hervor, so dass
die Gefahr besteht, dass das bearbeitete Produkt bei der Bearbeitung
zerstört
wird, und dass insgesamt ein hoher Ausschuss-Anteil anfällt.
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Es
ist auch bekannt, dass sehr energiereiche Strahlung (ultraviolette,
Röntgenstrahlung)
zur Färbung ursprünglich farbloser
Gläser
führen
kann. Durch UV-Licht und Laserbestrahlung kann es zur Bildung von
Defekten (Natura, U. Atzrodt, R., Ehrt, D.: Kinetik der Defektbildung
in Silicat- und Borosilicatgläsern
durch UV-Lampen und Laserbestrahlung. Kurzreferate, 72. Glastechnische
Tagung, Münster
(1998), 46–49)
im Glas kommen. Die Umwandlung ursprünglich farbloser in farbige
Gläser
durch die Strahlung der Sonne wird als Solarisation bezeichnet und
durch den ultravioletten Anteil der Sonnenstrahlung hervorgerufen.
Ursache der Solarisation sind Oxidations- und Reduktionsprozesse
von Schwermetallionen, insbesondere in historischen Gläsern. Verunreinigungen,
z. B. durch Manganverbindungen, führen zu gelblich bis violett
gefärbten
Gläsern.
Ionen des Mangans in unterschiedlichen Oxidationszuständen führen zu
verschieden gefärbten
Gläsern.
Diese sogenannte Ionenfärbung
ist die am häufigsten
eingesetzte Methode zur Herstellung von kommerziellen Farbgläsern. Eine
weitere Möglichkeit
zur Färbung
von Glas beruht auf der Bildung kolloidal verteilter mikroskopisch
kleiner Teilchen aus Metall (Au, Ag, Cu), Metallchalcogenid (CdS,
CdSe) oder Nichtmetall (Polysulfide) sowie molekular gelöster Elemente
(Schwefel). Die Kolloidfärbung
(gelb bis tiefrot) beruht hauptsächlich
auf Streuung (Mie-Streuung). Typische Anwendungen sind Goldrubin- und optische Steilkantenfarbgläser.
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Es
besteht auch die Möglichkeit,
Elektronen durch hochenergiereiche Laserstrahlung anzuregen. Durch „Einfangen" angeregter Elektronen,
z. B. über
einen Elektronentransfer zu einem polyvalenten Ion, verändert sich
das Absorptionsspektrum des Glases. Bei der Wellenlänge, an
der mit Laserstrahlung angeregt wurde, entsteht ein „Loch" im Absorptionsspektrum
des Glases („spektrales
Lochbrennen") (Grassmé, O. und Weißmann, R.:
Photoinduzierter Elektronentransfer zwischen polyvalenten Ionen in
Gläsern.
Kurzreferate, 72. Glastechnische Tagung, Münster (1998), 54–58). Auch
durch dauerhafte Deformation von Metallpartikeln in Gläsern – z. B.
durch Bestrahlung mit Laserlichtimpulsen im Femtosekundenbereich – kann eine
Färbung
erzeugt werden, die auf Dichroismus im Glas beruht (Berg, K.-J.:
Dauerhafte Deformation von Metallpartikeln in Gläsern durch Femtosekunden-Laserimpulse.
Vortrag Fachausschuss I der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft,
1999). Auch durch lokale Veränderung
der Brechzahl von Gläsern
(
JP 2001-2769854
A 2001) mittels Laserstrahlung werden Markierungen in Gläser eingebracht.
Durch Einbringung von Farbpartikeln aus Seltenerdeionen können mit
Laserstrahlung Markierungen im Glas zur Fluoreszenz angeregt werden
(
US 6,501,590 B2 ,
2001).
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Spezielle
photosensitive Gläser
auf Basis von Li- und Bariumsilicatgläsern (siehe z. B. Dalton, R.
H.:
US 2,422,472 A und
2,326,012 A ), z.
B. „Fotoform" (Stookey, S. D.,
US 2,628,160 A und
andere) und „Fotoceram" (Stookey, S. D.,
Ind. Engng. Chem. 45 (1953) 115–118),
können
nach UV-Belichtung und anschließender thermischer
Behandlung („thermischer
Entwicklungsprozess")
partiell kristallisiert werden. Auf diese Weise werden Skalen, Markierungen
oder Bilder im Glas erzeugt. Schon 1955 entwickelte Corning Glass
(
GB 654,740 A (1951))
Verfahren zur Herstellung von gemusterten Glasgegenständen aus
lichtempfindlichen Glas. In der Folge entwickelten Corning, Seikosha
und Schott weitere spezielle photosensitive und photochromatische
Gläser
sowie deren Herstellungsverfahren Die Farbe im Glas entsteht durch
Einwirkung hochenergetischer Strahlung (UV-, Röntgen-, γ-Strahlung).
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Insgesamt
sind die mit den bisherigen Verfahren herstellbaren Innenmarkierungen,
soweit sie bleibend und fälschungssicher
sind, zu teuer und meist zu langsam, da sie großenteils auf langwierigen Diffusionsprozessen
beruhen. Hervorzuheben ist auch, dass diese Verfahren erst am fertigen
Glas angewendet werden können
und es damit nicht möglich
ist, erzeugte Glasprodukte bereits während der Produktion eindeutig
und fälschungssicher
zu kennzeichnen.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, Gläser
mit farbigen, diskreten Markierungen im Glasinneren bereitzustellen,
die sich als fälschungssichere
Markierung, als Strukturierung und als Dekoration für diese
Gläser
eignen und sich im Hinblick sowohl auf die zu verwendenden Materialien
als auch den Arbeitsaufwand relativ kostengünstig und schnell herstellen
lassen.
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Die
Aufgabe wird gelöst
durch die Bereitstellung von Glasgegenständen nach Anspruch 1. Diesen Glasgegenständen werden
geeignete Mengen polyvalenter Ionen eines oder mehrerer Elemente
zugegeben, die anschließend
in dem zu markierenden Bereich in spezifischer Weise mit Laserlicht
bestrahlt wurden. Die Aufgabe wird weiterhin gelöst durch die Bereitstellung
des Verfahrens gemäß Anspruch
10 sowie die Verwendung dieses Verfahrens gemäß Anspruch 17.
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Unter
dem Ausdruck "polyvalent" ist im Zusammenhang
mit der vorliegenden Erfindung ganz allgemein die Eigenschaft zu
verstehen, dass die damit bezeichneten Ionen unterschiedliche Oxidationsstufen
einnehmen können.
Der Ausdruck "Ionen" umfasst dabei nicht
den "nullwertigen" Zustand, der ein
Zustand ist, in dem formal kein "Ion", sondern ein Element
vorliegt, das aber unter Laserlicht oxidiert oder reduziert werden könnte. Stattdessen
werden erfindungsgemäß Ionen
mit Hilfe von Verbindungen aus Elementen in das Glas eingebracht,
deren Ionen unterschiedliche Wertigkeiten annehmen können, also
polyvalent sind, z. B. KMnO4/Mn3O4/MnO2.
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Die
polyvalenten Ionen können
gezielt in die Glasmischung eingebracht werden; es ist aber auch
möglich,
entsprechende Verunreinigungen von Rohstoffen für die Zwecke der Erfindung
zu nutzen.
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Mit
der vorliegenden Erfindung ist es möglich, die gewünschte,
farbige Innenmarkierung noch während des
Glasherstellungs- und/oder
Glasveredelungsprozesses durchzuführen und damit den Markierungs-
oder Dekorationsschritt in das Glasherstellungsverfahren zu integrieren.
So kann man am kalten Ende der Floatglasherstellungslinie oder auch
der Hohlglasproduktion im Glasinneren fälschungssichere Codes anbringen. Jedes
Produkt kann also bereits während
der Produktion eindeutig und fälschungssicher
gekennzeichnet werden.
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Für die Glasherstellung
werden vorzugsweise, aber nicht zwingend notwendig, kommerziell
verfügbare,
preisgünstige
Rohstoffe eingesetzt, z. B. kommerzielle Gläser auf Basis von Alkali-Erdalkali-Silicat-,
Borosilicat-, Alumosilicat- und Phosphatglaszusammensetzungen. Die
Gläser
werden unter beliebigen, z. B. reduzierenden, vorzugsweise aberer
unter oxidierenden Bedingungen unter normaler Atmosphäre hergestellt.
In Abhängigkeit
von der Art und Menge der zugesetzten Ionenverbindungen sind die
Ausgangsgläser
farblos transparent oder getönt.
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Zur
Bestrahlung der Gläser
werden geeignete Lasersysteme mit geeignet einstellbaren Wellenlängen und
Energiedichte verwendet, um die Wertigkeitswechsel der polyvalenten
Ionen gezielt zu steuern (Elektronentransfer zwischen den polyvalenten
Ionen). Farbige Innenmarkierungen können sowohl in farblos-transparenten
als auch in getönten
Gläsern
erzeugt werden. Bei den verwendeten Laserwellenlängen werden thermische, chemische
und physikalische Prozesse ausgelöst. Das Glas wird als Funktion
der Laserwellenlänge,
der Pulsenergie, der Pulsdauer, der Repetitionsrate und der Pulszahl
bearbeitet. Die Laserstrahlung wird von polyvalenten Donatoren absorbiert.
Durch Ionisation werden freie Ladungsträger emittiert, die durch Drift
und Diffusion Akzeptoren oxidieren und reduzieren oder Defekte bilden.
Bei Laserbestrahlung mit Wellenlängen
im VIS-IR würden
photothermische Prozesse dominieren. Es werden daher im wesentlichen
Wellenlängen
unter 1,064 μm
eingesetzt.
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Die
Laserstrahlung kann mittels eines Objektives oder einer Linse in
das Glasvolumen fokussiert und das Glassubstrat mit konstanter Geschwindigkeit
relativ zum Laserstrahl bewegt werden. Der konstante Überlappungsgrad
aufeinanderfolgender Laserpulse in x-, y- und z-Richtung liegt zwischen
0,1 bis 0,8. Der Durchmesser der Laserstrahlung in der Bearbeitungsebene
beträgt
zwischen 10 und 100 Mikrometer.
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Um
Materialabtragungen auf der Glasoberfläche und im Glasvolumen zu vermeiden,
muss die Energiedichte kleiner als der Schwellenwert der Energie
zum Abtragen eingestellt werden. Letzterer ist abhängig vom
Glastyp und beträgt
ca. > 1,4 J/cm2 bis ca. < 10
J/cm2.
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Die
nachstehende Tabelle liefert Beispiele für die verwendeten Lasersysteme
sowie Beispiele für
die dabei verwendeten Laserparameter. Tabelle 1: Verwendete Lasertypen und -parameter
Lasertyp | Wellenlänge | Pulsdauer | Pulsenergie | Pulsfrequenz |
Ti:Sa
Laser | 800
nm
400 nm
266 nm | 100
fs–3 ps | 0
.. 1,5 mJ | 0
.. 1 kHz |
Diodengepumpte MOPA
Anordnung | 1064
nm
532 nm | 10
ps | 0
.. 400 nJ | 100
MHz |
Diodengepumpter regenerativer
Verstärker | 1064
nm
532 nm
355 nm | 40
ps | 0
.. 0,5 mJ | 0
.. 1 kHz |
Diodengepumpte, gütegeschaltete Festkörperlaser mit
Frequenzkonversion | 1064
nm
532 nm
355 nm
266 nm | 5
ns, 15 ns | 0
.. 3 mJ | 0
.. 2 kHz |
Excimer
Laser | 308
nm
248 nm
193 nm | 40
ns | 200–600 mJ | 0
.. 200 Hz |
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Besonders
günstig
einsetzbare Grundgläser
sind sogenannte Alkali-Erdalkali-Silicatgläser mit ca. 60 bis 80% Masseanteil
(% MA) SiO2, ca. 5 bis 20% MA Alkalimetalloxid
(vor allem Na2O, K2O,
Li2O), ca. 5 bis 20% MA Erdalkalimetalloxid
(vor allem CaO, MgO) und 0 bis ca. 4% MA Al2O3; Borosilicatgläser mit ca. 65 bis 80% MA SiO2, ca. 5 bis 20% MA B2O3, 0 bis ca. 5% MA Erdalkalimetalloxid (vor
allem CaO, MgO), 0 bis ca. 25% MA Alkalimetalloxid (vor allem Na2O, K2O, Li2O) und 0 bis ca. 8% MA Al2O3; Alumosilicatgläser mit ca. 50 bis 60% MA SiO2, ca. 15 bis 30% MA Al2O3, 0 bis ca. 5% MA Erdalkalimetalloxid (vor
allem CaO, MgO), ca. 10 bis 25% MA Alkalimetalloxid (vor allem Na2O, K2O, Li2O) und 0 bis ca. 10% MA B2O3; sowie Phosphatgläser mit ca. 35 bis 75% MA P2O5, 0 bis ca. 20%
MA Erdalkalimetalloxid (vor allem CaO, MgO), 0 bis ca. 30% MA Alkalimetalloxid
(vor allem Na2O, K2O,
Li2O), 0 bis ca. 35% MA B2O3 und 0 bis ca. 15% MA Al2O3; sowie Mischgläser aus den vorgenannten Gläsern.
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Als
polyvalente Ionen eignen sich Elemente bzw. Ionen, die unter Energieabsorption
einen Wertigkeitswechsel durchlaufen und die absorbierte Energie
dabei in optische und photochemische bzw. photophysikalische Aktivierungsenergie
konvertieren. Gut geeignet sind Ionen des Schwefels, des Antimons,
des Silbers, des Cers, des Vanadiums, des Eisens, des Chroms, des
Kupfers, des Selens, des Mangans, des Kobalts, des Nickels, des
Titans sowie der seltenen Erden (z. B. Praseodym, Neodym, Erbium)
oder des Chlors. Diese können
in einer beliebigen ihrer Oxidationsstufen (bzw. ggf. in anionischer
oder neutraler Form, wie z. B. als Cl–,
ClO4 oder S°), allein oder in Mischung mit
Ionen eines oder mehrerer anderer Metalle eingesetzt werden.
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Die
Ionen können
beispielsweise in Form einer oder mehrerer der nachstehenden Verbindungen
eingesetzt werden:
CuO/Cu2O, Fe2O3/FeO, Se/Na2SeO3, Ag2O3/Ag2O/Ag, MnO2/Mn2O3/KMnO4,
Cr2O3/CrO3, CeO2/Ce2O3, Co2O3/CoO, NiO, Pr6O11, Nd2O3,
V2O3/V2O5, TiO2, Na2S/Na2SO4,
Sb2O3/Sb2O5, NaCl, Er2O3.
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Der
Zusatz dieser Verbindungen erfolgt vorzugsweise in einer Menge von
ca. 0,01 bis 1% MA, bezogen auf die Gesamtmasse des Glases, ggf.
auch darüber
(z. B. können
insbesondere Nd2O3,
Na2S, Na2SO4, Sb2O3,
Sb2O5 und NaCl in
Mengen bis zu ca. 3% MA und Er2O3 sogar bis zu ca. 5% MA zugegeben werden). Jedes
Glas wird unter Einsatz von mindestens einer, vorzugsweise mindestens
zwei der in der Kombinationen-Liste aufgeführten Verbindungen bzw. Metalle
oder von gleichwertigen Verbindungen der entsprechenden polyvalenten
Ionen erschmolzen, wobei im Falle des Zusatzes von mindestens zwei
Verbindungen/Metall(ion)en diese vorzugsweise Ionen unterschiedlicher
Elemente, gleich welcher Wertigkeit aufweisen. Die angegebenen Mengen
in % MA geben bevorzugte Bereiche an und können ggf. auch größer oder
kleiner sein. Kleine Gehalte an Ionen (kleiner 0,5% MA) können als
Verunreinigungen der Glasrohstoffe, Feuerfestmaterialien oder Hilfsstoffe
bei der Glasschmelze (z. B. Gase) in das Glas eingebracht werden.
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Nachstehend
soll die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert werden. Dafür wurden
Gläser kommerzieller
Zusammensetzungen in Pt/Rh-Tiegeln bei 1200 bis 1600°C erschmolzen
und zu Quadern gegossen. Diese wurden entspannt und langsam gekühlt. Von
diesen Gläsern
wurden Plättchen
und Quader gesägt,
geschliffen und in optischer Qualität poliert.
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Durch
die Fläche
der polierten Glaskante gelangt die Laserstrahlung in das Glasinnere.
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Tabelle
2 zeigt beispielhafte Glaszusammensetzungen: Beispiele 1 und 2 sind
sogenannte Alkali-Erdalkali-Silicatgläser, Beispiele 3 und 4 sogenannte
Borosilicatgläser,
Beispiele 5 und 6 sogenannte Alumosilicatgläser, Beispiel 7 ist ein sogenanntes
Phosphatglas. Tabelle 2:
Glasoxid | Beispiel
1 | Beispiel
2 | Beispiel
3 | Beispiel
4 | Beispiel
5 | Beispiel
6 | Beispiel
7 |
| (%
MA) | (%
MA) | (%
MA) | (%
MA) | (%
MA) | (%
MA) | (%
mA) |
SiO2 | 71,5 | 71,5 | 69,6 | 69,6 | 55,3 | 55,3 | |
Al2O3 | 2,0 | 2,0 | | | 22,9 | 22,9 | 5,0 |
B2O3 | | | 10,2 | 10,2 | 7,4 | 7,4 | 30,0 |
Na2O | 12,6 | 12,6 | 8,5 | 8,5 | 0,6 | 0,6 | 12,5 |
K2O | 1,0 | 1,0 | 8,6 | 8,6 | 0,4 | 0,4 | |
MgO | 2,5 | 2,5 | | | 8,5 | 8,5 | |
CaO | 10,0 | 10,0 | | | 4,7 | | 15,0 |
P2O5 | | | | | | | 37,5 |
BaO | | | 2,8 | 2,8 | | | |
C | | | | | | | |
SO3 | 0,4 | 0,4 | | | | | |
Sb2O3 | | | 0,3 | 0,3 | | | |
Ag2O3 | | | | | | | |
CeO2 | 0,1 | | 0,5 | 0,1 | 0,5 | 0,5 | 0,5 |
V2O3 | 0,1 | 0,1 | | 0,1 | | | |
Fe2O3 | | | | | | 0,1 | |
Cr2O3 | | 0,1 | | | | 0,1 | |
CuO | | | 0,2 | | 0,5 | | 0,5 |
Originalfarbe | farblos | hellgrün | hellblau | farblos | hellblau-grün | grün | hellblau |
Laserwelle
n-länge | 355
nm | 355
nm | 355
nm | 355
nm | 355
nm | 355
nm | 355
nm |
Farbe durch
Laserstrahlung | gelb-rot | violett-braun | rot | rot-violett | rot | violett | rot-violett |