-
Die
Erfindung betrifft ein Urnen-Bestattungsverfahren nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1, eine Vorrichtung zur Durchführung des Urnen-Bestattungsvertahrens
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 8 sowie ein Urnenaufnahmerohr
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 9.
-
Der
Mensch, der sich vor seinem Tod bewusst für die Feuerbestattung entscheidet,
entscheidet sich bewusst dafür,
seine Körperlichkeit
auch im physischen Sinne mit dem Ende seines Lebens aufzugeben.
Der Wandlungsprozess, den die menschliche Hülle bei einer Erdbestattung
in 9 bis 10 Jahren durchläuft,
geschieht bei der Feuerbestattung in kürzester Zeit, wobei der menschliche
Körper
zu Asche und damit zu Staub wird. Die Asche wird in einen hermetisch
abgeschlossenen Behälter,
die Urne, gefüllt, welche
mit unterschiedlichen Bestattungsformen bestattet wird.
-
Urnen
sind meist aus hochwertigen, unverrottbaren Materialien, wie beispielsweise
Edelstahl hergestellt, mit dem Ziel die darin enthaltene Asche möglichst
lange in der Urne zu halten und aufzubewahren.
-
Bei
einer bekannten Bestattungsform werden solche Urnen in anonyme Urnenwände eingestellt.
Solche Urnenwände
sind keine individuellen Grabstellen und als solche nicht erkennbar.
Zudem entspricht diese Bestattungsform weder christlichen Riten,
noch ist mit entsprechender Zeichensetzung ein konkreter Punkt zur
Trauerverarbeitung geschaffen.
-
Bei
einer weiteren bekannten Bestattungsform wird eine Urne der vorstehend
genannten Art direkt im Erdreich einer Grabstelle versenkt und mit Erde
abgedeckt. Meist handelt es sich dabei um eine Grabstelle für Erdbestattungen,
z. B. ein Familiengrab, welches zusätzlich für eine Urnenbestattung verwendet
wird. Ein Grabzeichen über
dem Bestattungsort der Urne ist dabei meist nicht vorgesehen; Namen
und Daten des Verstorbenen werden auf einem dagegen versetzt stehenden
Grabsteln angebracht, der an sich den erdbestatteten Verstorbenen zugedacht
ist. Auch hier soll die Urne möglichst
lange unverrottet in der Erde verweilen und damit die Asche umhüllen.
-
Es
sind jedoch auch Urnen aus verrottbarem Material (Papier-, Holz-,
Blech-, Pressmaterial) bekannt. Damit wird zwar nach einer relativ
schnellen Verrottung des Urnenbehälters die Asche entsprechend
dem Selbstverständnis
christlicher Bestattungskultur der Erde übergeben, ein individuelles
Urnengrab wird jedoch in Verbindung mit den vorstehenden Bestattungsformen
auch bei Verwendung solcher Urnen nicht geschaffen.
-
Aufgabe
der Erfindung ist es, demgegenüber ein
Urnenbestattungsverfahren vorzuschlagen, mit dem bei niedrigen Kosten,
geringem Platzaufwand und geringem Pflegeaufwand die Würde des
Menschen auch in Form seiner Asche gewahrt wird und der Bestattungsort
der Urne mit entsprechender Zeichensetzung eine konkrete Stätte zur
Trauerverarbeitung ist.
-
Diese
Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
-
Gemäß Anspruch
1 ist das erfindungsgemäße Urnenbestattungsverfahren
dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung eines Urnengrabs eine
beidseitig offene Röhre
mit zumindest in Teilbereichen wasserdurchlässiger Rohr wandung als Urnenaufnahmerohr
etwa vertikal in der Erde der Grabstelle so angebracht ist, dass
ein oberes Rohrende im Bereich der Erdoberfläche offen liegt. Im Rahmen einer
Bestattungszeremonie wird eine die Asche eines Verstorbenen enthaltende
und in kurzer Zeit verrottende Urne in das Urnenaufnahmerohr abgesenkt und
eingestellt. Das obere Rohrende des Urnenaufnahmerohrs wird anschließend mit
einer Abdeckplatte abgedeckt und verschlossen. Über dem Urnenaufnahmerohr wird
ein mit diesem verbundenes sichtbares Grabzeichen angebracht.
-
Damit
wird einerseits eine individuell gestaltbare und mit einem Grabzeichen
kenntlich gemachte Grabstelle für
eine Urne geschaffen, die einen konkreten Punkt zur Trauerbewältigung
und Erinnerung bietet. Zudem wird auch ein Leitgedanke christlicher Bestattungskultur
erfüllt,
dass die Würde
des Menschen auch seiner Asche gilt, die in den christlichen Riten
und Bestattungsformen ihre Entsprechung findet, indem die Asche
wieder der Erde übergeben wird.
-
Dadurch,
dass sich die verrottbare Urne nach einiger Zeit durch Umwelteinflüsse, welche durch
die wasserdurchlässige
Rohrwandung in den Innenraum des Urnenaufnahmerohrs eindringen können auflöst, wird
die Asche freigegeben, so dass sie sich mit der Erde vermischen
kann und in den natürlichen
Kreislauf der Erde eingeht. Dieses Vererden der Asche ist möglich, da
das Urnenaufnahmerohr unten zur Erde hin offen ist. Die Urnenwände sollen dazu
aus einem Material hergestellt sein, das in relativ kurzer Zeit,
vorzugsweise in einer vergleichsweise kürzeren Zeit, als der in der
ein Körper
bei einer Erdbestattung aufgelöst
wird, zerfällt,
wodurch dann die Urne ihren Inhalt nach unten freigibt und das Urnenmaterial
zusammen mit der Asche des Verstorbenen vererdet.
-
Das
Urnenaufnahmerohr soll von vorneherein so lang sein, dass wenigstens
zwei vorzugsweise drei bis vier Urnen übereinander gestellt und ggf.
zeitlich versetzt zueinander bestattet werden können, wozu jeweils die Abdeckplatte des
Urnenaufnahmerohrs abzunehmen ist. Nach dem Verrotten der untersten
und nachfolgender Urnen kann in diesem Bestattungssystem eine Vielzahl
von Urnen mit geringem Aufwand in der Art eines Familien-Urnengrabes nacheinander
bestattet werden. Es ist in jedem Fall eine würdevolle Bestattung möglich, die
der Dualität von
Vergänglichkeit
und gleichzeitigem Neuanfang Rechnung trägt, wobei der Bestattungsort
der Urne erkennbar bleibt und mit dem sichtbaren Grabzeichen für die Hinterbliebenen
ein Ort zur Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Verstorbenen bleibt.
-
Gemäß Anspruch
2 soll das obere Rohrende etwas unterhalb der Erdoberfläche liegen
und nach Anbringung der Abdeckplatte wird diese mit Erde zur Angleichung
an das umgebende Erdoberflächenniveau
bedeckt. Damit ist die Technik des Urnengrabs, welche durch das
Urnenaufnahmerohr und die lösbar angebrachte
Abdeckplatte gebildet ist, komplett in der Erde aufgenommen und
stört damit
nicht den Gesamteindruck der Grabstelle. Nur das sichtbar oberhalb
der Abdeckplatte angebrachte und individuell gestaltbare Grabzeichen
weist auf den Ort der Grabstelle hin.
-
Gemäß Anspruch
3 können über längere Zeiträume, insbesondere
in Abhängigkeit
der Verrottungszeit der Urnen, nahezu unbegrenzt viele Urnen in
ein und demselben Urnenaufnahmerohr bestattet werden. Aus volkswirtschaftlicher
Sicht ist dies im Vergleich zu Erdbestattungen somit ein kostengünstiges
Bestattungsverfahren mit wenig Platzbedarf und damit insgesamt wenig
Kosten für
die Hinterbliebenen und die Kommunen als Friedhofsbetreiber.
-
Gemäß Anspruch
4 kann unmittelbar auf der Abdeckplatte, beispielsweise in Form
einer beschrifteten über
das Erdreich herausragende Edelstahlplatte, ein sichtbares Grabzeichen
angebracht werden. Vorzugsweise soll jedoch gemäß Anspruch 5 das Grabzeichen
eine Stele sein, wobei die Abdeckplatte als Fundament für die Stele
verwendet ist. Eine solche Stele kann bei wenig Platzbedarf als
weithin sichtbares Grabzeichen gestaltet und beschriftet werden.
-
Das
erfindungsgemäße Urnenbestattungsverfahren
ist besonders zweckmäßig mit
einer Abdeckplatte aus Edelstahl zu verwirklichen, welche über Schraubverbindungen
mit der Stirnseite des oberen Rohrendes des Urnenaufnahmerohrs stabil jedoch
lösbar
verbunden wird. Die Abdeckplatte soll zudem einen nach oben weisenden,
vorzugsweise zentralen Dorn enthalten, auf den eine Stele mit einer unteren
Bohrung aufgesteckt und bleibend fixiert werden kann.
-
Für eine,
vorzugsweise kleinräumige
Bepflanzung der Grabstelle kann gemäß Anspruch 7 um das Grabzeichen
ein Pflanzrahmen angebracht werden. Auch die Einfachheit nur einer
umgebenden Rasenfläche
ohne zusätzliche
Bepflanzung führt,
in Verbindung mit künstlerisch
gestalteten Stelen zu einem erhebenden Eindruck, insbesondere wenn
viele solche Urnengräber
in einem speziellen Teil eines Friedhofs nebeneinander angeordnet
sind und einen Urnenhain bilden. Ersichtlich ist der Platzbedarf
für einen
solchen Urnenhain im Vergleich zu einer Vielzahl von Erdbestattungsgräbern relativ
klein. Der Aufwand für
einen solchen Urnenhain entspricht damit etwa dem vergleichbar niedrigen
Aufwand für
eine Urnenwand. Auch der Pflegeaufwand für einen Urnenhain kann gering
gehalten werden, insbesondere dann, wenn für eine Begehbarkeit Schotterrasen
verwendet wird, wobei der Rasenfläche Schotteranteile beigemengt
werden, um den Untergrund zu stabilisieren. Ein solcher Schotterrasen
kann genauso geschnitten werden, wie ein normaler Rasen, allerdings ist
das Wachstum vorteilhaft wesentlich langsamer, so dass nur etwa
einmal pro Jahr gemäht
werden muss.
-
Aufgabe
der Efindung ist es weiter, eine Vorrichtung zur Durchführung des
vorstehenden Urnen-Bestattungsverfahrens anzugeben.
-
Diese
Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 8 gelöst. Die
Vorrichtung besteht aus einer Kombination aus dem vorstehend beschriebenen beidseitig
offenen und zumindest in Teilbereichen wasserdurchlässigen Urnenaufnahmerohr,
einer das obere Rohrende abdeckenden und lösbar befestigten Abdeckplatte
sowie einer mit der Abdeckplatte verbundenen Stele als Grabzeichen
und wenigstens einer in das Urnenaufnahmerohr bei abgenommener Abdeckplatte
einstellbaren verrottbaren Urne.
-
Weiter
besteht die Aufgabe der Erfindung darin, ein Urnenaufnahmerohr mit
Abdeckplatte vorzuschlagen, mit dem sowohl das vorstehende Urnen-Bestattungsverfahren
durchführbar
ist und die vorstehende Vorrichtung hergestellt werden kann.
-
Diese
Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 9 gelöst. Gemäß Anspruch
9 ist das Urnenaufnahmerohr ein beidseitig offenes Betonrohr mit
zumindest in Teilbereichen wasserdurchlässiger Rohrwandung, und die
Abdeckplatte ist eine stirnseitig an einem Rohrende anschraubbare
Edelstahlplatte mit einem zentralen Dorn zum Aufsetzen und Fixieren
einer Stele.
-
Als
besonders geeignet hat sich nach Anspruch 10 ein Urnenaufnahmerohr
aus haufwerkporigem Beton hoher Druckfestigkeit mit einer Porosität größer 20 %
und einer Wandstärke
von 35 mm bis 100 mm, vorzugsweise von 50 mm bis 80 mm erwiesen.
Mit einem so hergestellten Urnenaufnahmerohr wird einerseits die
erforderliche mechanische Stabilität gewährleistet und andererseits
gelangen aufgrund der Porosität
genügend
Umwelteinflüsse,
insbesondere Sickerwasser in den Rohrinnenraum und damit in den
Bereich der verrottbaren Urne. Damit erfolgt die Vererdung des Urnenbehältermaterials
und der dann freigegebenen Asche in der gewünschten kurzen Zeit von allenfalls
wenigen Jahren.
-
Das
Urnenaufnahmerohr soll nach Anspruch 11 wenigstens eine Länge von
50 cm bis maximal etwa 120 cm aufweisen. Bei Längen kürzer als 50 cm ist der Aufnahme-
und Verrottungsraum für
eine Urne kaum mehr in ausreichender Größe vorhanden. Eine größere Länge als
120 cm erschwert unnötig
die Einbringung eines Urnenaufnahmerohrs in die Erde, ebenso wie
das Einstellen einer Urne. Eine übermäßig große Länge ist
ohnehin nicht erforderlich, da, wie vorstehend ausgeführt, nach
dem Verrotten der Urnen und dem Vererrden des Urnenmaterials und der
Asche nahezu beliebig oft in einem Urnenaufnahmerohr übereinander
bestattet werden kann. Als besonders geeignet hat sich daher eine
Länge eines
Urnenaufnahmerohrs von ca. 75 cm erwiesen.
-
Bei
einer Ausbildung des Urnenaufnahmerohrs nach Anspruch 12 wurden
zudem weiter gute Ergebnisse hinsichtlich der Stabilität, der Handhabung
und des erforderlichen Aufnahmevolumens erzielt, mit einem kreisrunden
Innendurchmesser des Urnenaufnahmerohrs mit vorzugsweise 250 mm Durchmesser
und einem quadratischen Außendurchmesser
mit vorzugsweisen Abmessungen von 350 mm × 350 mm sowie Fasen an den
Längskanten.
-
Mit
Anspruch 13 wird zudem vorgeschlagen, dass stirnseitig und rohrachsenparallel
in der Wandung des Urnenaufnahmerohrs Bohrungen und/oder Gewindehülsen angebracht
sind. Diese können
einerseits dazu verwendet werden, mit leichtem Geschirr und einer
Hebevorrichtung das Urnenaufnahmerohr in der Erde zu versenken.
Zudem kann darüber
die Abdeckplatte stirnseitig am Urnenaufnahmerohr verschraubt werden.
-
Anhand
einer Zeichnung wird die Erfindung näher erläutert.
-
Es
zeigen:
-
1 einen
Längsschnitt
durch ein erfindungsgemäßes Urnengrab
mit drei Urnen,
-
2 eine
Seitenansicht eines Urnenaufnahmerohrs, und
-
3 eine
Draufsicht auf das Urnenaufnahmerohr nach 2.
-
In 1 ist
ein Urnengrab 1 gezeigt, bestehend aus einem im Erdreich 7 aufgenommenen
Urnenaufnahmerohr 2, einer Abdeckplatte 3, einer
Stele 4 als Grabzeichen und drei im Urnenaufnahmerohr übereinander
gestapelten, verrottbaren Urnen 5.
-
Das
Urnenaufnahmerohr 2 ist im Detail in den 2 und 3 dargestellt:
es ist aus feinkörnigem
haufwerkporigem Beton hergestellt, mit einer Porosität größer 20 %.
Es hat einen kreisrunden Innendurchmesser von 250 mm und einen quadratischen
Außendurchmesser
von 350 mm × 350
mm. Die Längskanten
sind angefast. Durch diese Konstruktion ergibt sich eine minimale
Wandstärke
von 50 mm und im Bereich der Fasen eine maximale Wandstärke von
ca. 80 mm. Das Urnenaufnahmerohr ist 75 cm lang. Zudem sind stirnseitig
und rohrachsparallel im Bereich der größten Wandstärken in Bohrungen vier Innengewindehülsen 6 angeordnet und
fixiert.
-
Dieses
Urnenaufnahmerohr 2 ist mit vertikaler Rohrachse in das
umgebende Erdreich 7 des Urnengrabs 1 so eingesetzt,
dass das obere Rohrende und die darauf angebrachte Abdeckplatte 3 unterhalb der
umgebenden Erdoberfläche 8 liegen,
so dass das Urnenaufnahmerohr 2 und die Abdeckplatte 3 als technische
Elemente des Urnengrabes mit Erde abgedeckt und nicht sichtbar sind.
-
Die
Abdeckplatte 3 ist aus Edelstahl hergestellt und mittels
Schrauben 9 durch Einschrauben in die Innengewindehülsen 6 des
Urnenaufnahmerohrs stabil mit diesem verbunden, so dass die Abdeckplatte 3 die
Funktion eines festen Fundaments für die Stele 4 erfüllen kann.
-
Dazu
weist die Abdeckplatte 3 einen nach oben abragenden stabilen
Dorn 10 auf, der vorzugsweise ebenfalls aus Edelstahl gebildet
ist. Die Stele 4 enthält
eine dem Dorndurchmesser angepasste und zugeordnete untere Bohrung 11,
mit der sie für
eine stabile Verbindung und Fixierung auf den Dorn 10 aufgesteckt
und ggf. mit einem Klebemittel verbunden ist.
-
Beispielhaft
sind hier drei im Urnenaufnahmerohr übereinander gesetzte Urnen
gezeigt, welche ggf. zeitversetzt jeweils nach Öffnen der Abdeckplatte 3 nacheinander
bestattet worden sind. Die unterste Urne 5 ist somit am
längsten
den durch die wasserdurchlässige
Rohrwandung des Urnenaufnahmerohrs 2 eindringenden Umwelteinflüssen ausgesetzt, so
dass diese auch als erste verrottet und zerfällt und zusammen mit der darin
enthaltenen Asche vererdet. Dadurch rücken die oberen beiden Urnen
nach unten nach, wodurch darüber
wieder ein Freiraum für
eine weitere Urne zur Verfügung
steht. Da von jeder zerfallenen und vererdeten Urne und Asche nur
ein geringes Volumen übrigbleibt,
ist erkennbar, dass bei ausreichendem Zeitabstand für die Verrottung
in ein und demselben Urnenaufnahmerohr eine Vielzahl von Urnenbestattungen
nacheinander möglich
sind.