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Die
vorliegende Erfindung ist auf spezielle degenerierte Primer gerichtet.
Diese werden vorzugsweise in einem Verfahren zur Herstellung von
Nitrilhydratasen eingesetzt. Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind
daher auch die durch das unter Zuhilfenahme der Primer durchgeführte Verfahren
hergestellten Nitrilhydratasen und weitere für deren Aktivität benötigte Proteine.
Ebenso bilden die diese Proteinsequenzen codierenden Nukleinsäuren und
diese aufweisenden Expressionssysteme einen weiteren Gegenstand
der Anmeldung. Die Verwendung der Nitrilhydratasen und der zugrundeliegenden
Nukleinsäuresequenzen
bilden einen weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung.
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Die
Strukturklassen der Amide und Carbonsäuren gewinnen mehr und mehr
an Bedeutung als Vorstufen von Feinchemikalien. Spezielle Aminoamide
und (proteinogene und nicht-proteinogene) Aminosäuren sind Schlüsselintermediate
für die
Synthese von pharmazeutischen und agrochemischen Produkten, als
auch im Lebensmittelbereich. Insbesondere enantiomerenreine Amide
und Aminosäuren
spielen eine immer größer werdende
Rolle in den oben genannten Anwendungsbereichen.
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Aminonitril-Vorstufen,
wie sie für
die Herstellung der oben angegebenen Verbindungsklassen benötigt werden,
sind in racemischer Form leicht über
die so genannte Streckersynthese zugänglich. Die so gewonnenen Nitrile
können
anschließend
mittels chemischer oder enzymatischer Verseifung in die entsprechenden Amide
und Carbonsäuren überführt werden.
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Es
sind drei Enzyme bekannt, die an der enzymatischen Hydrolyse von
Nitrilen beteiligt sein können. Nitrilasen
setzen eine Nitril-Funktion direkt zur Säure um, wohingegen Nitrilhydratasen
(E.C. 4.2.1.84) hier das entsprechende Amid bilden. Dieses kann
durch eine Amidase (E.C. 3.5.1.4) abschließend in die entsprechende Carbonsäure umgesetzt
werden (Schema 1).
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Die
Verseifung von Nitrilen zu den entsprechenden Amiden und Säuren mittels
isolierter Enzyme oder Ganz-Zell-Katalysatoren
hilft große
Mengen Salz zu sparen, welche ansonsten bei dem Neutralisierungsschritt nach
der chemischen Verseifung von Nitrilen anfallen würden. Aus
diesem Grund stellt die enzymatische Verseifung von Nitrilen zu
z.B. Aminoamiden und/oder Aminosäuren
ein nachhaltigeres Produktionsverfahren dar.
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Nitrilhydratasen
bestehen in ihrer aktiven Form aus 2 nicht-homologen α- und β-Untereinheiten.
Diese bilden Heterodimere, Tetramere, und bei Rhodococcus rhodochrous
J1 wurden sogar Decamere nachgewiesen. Die α- und β-Untereinheiten besitzen ungefähr die gleiche
Größe, haben
aber sonst keine Ähnlichkeiten untereinander.
Nitrilhydratasen sind Metalloproteine die Fe3+ oder
Co3+-Ionen
enthalten (Bunch A. W. (1998), Nitriles, in: Biotechnology, Volume
8a, Biotransformations I, Chapter 6, Eds.: Rehm HJ, Reed G, Wiley-VCH, p.
277-324; Shearer J, Kung IY, Lovell S, Kaminsky W, Kovacs JA (2001)
Why is there a "inert" metal center in the
active site of nitrile hydratase? Reactivity and ligand dissociation
from a fivecoordinate Co(III) nitrile hydratase model. J Am Chem
Soc 123: 463-468; Kobayashi M, Shimizu S (2000) Nitrile hydrolases.
Current Opinion in Chemical Biology 4: 95-102).
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Eine
der größten Herausforderungen
bisher ist die heterologe Darstellung von Nitrilhydratasen in einem
geeigneten Wirt, bevorzugt in E. coli. Dieses Gram negative Bakterium
ist bekannt für
seine hohen Expressionsraten heterologer Proteine. Ein weiterer
Vorteil ist die Ausbeute an Biomasse in Hoch-Zelldichte-Fermentationen
mit E. coli. Hierbei können
Produktivitäten
von über
100 g Biotrockenmasse (BTM) in 24 bis 44 Stunden erreicht werden
(Lee SY (1996) High cell-density culture of Escherichia coli. TIBTECH
14:98-105; Riesenberg D, Guthke R (1999) High-cell-density cultivation
of microorganisms. Appl Microbiol Biotechnol 51:422-430).
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Die
meisten Nitrilhydratase-Sequenzen der α- und β-Untereinheit sind aus der Gattung Rhodococcus bekannt.
Aber gerade die Expression der Nitrilhydratasen aus dieser Gattung
in E. coli war bisher nur unter besonderen Schwierigkeiten möglich (Ikehata
O, Nishiyama M, Horinouchi S, Beppu T (1989) Primary structure of
nitrile hydratase deduced from the nucleotide sequence of a Rhodococcus
species and ist expression in Escherichia coli. Eur J Biochem 181:
563-570).
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In
der Literatur sind Expressionssysteme für Nitrilhydratasen beschrieben
deren spezifische Aktivitäten
zwischen 4,2 und 12,2 U/mg Gesamtprotein für Co-abhängige Nitrilhydratasen aus
R. rhodochrous J1 (Kobayasjhi M, Nishiyama M, Nagasawa T, Horinouchi
S, Beppu T, Yamada H (1991) Cloning, nucleotide sequence and expression
in Escherichia coli of two cobalt-containing nitrole hydratase genes
from Rhodococcus rhodochrous. Biochim Biophys Acta 1129: 23-33)
und 452 U/mg Gesamtprotein für
eine eisenabhängige
Nitrilhydratase aus Rhodococcus spec. N-771 liegen (Njori M, Yohda
M, Odaka M, Matsushita Y, Tsujimura M, Yoshida T, Dohmae N, Takio
K Endo I (1999) Functunal expression of Nitrile hydratases in E.
coli: Requirement of a nitrile hydratase activator and a post-translational
modification of a ligand cysteine. J Biochem 125: 696-704), was
ungefähr
ca. 248 U/mg BTM (Biotrockenmasse) entspricht (Kalkulation nach
Goodsell DS (1991) Inside a cell. TIBS 16: 203-206). Interessanterweise
konnte die letztgenannte Aktivität
mit Nitrilhydratasen aus R. erythropolis, welche nahe verwandt sind
mit Rhodococcus spec. N-711, mit ähnlichen Vektorsystemen und
Anordnungen der Strukturgene nicht nachvollzogen werden. Es bestand
daher immer noch ein Bedarf an Verfahren und Systemen welche es
gestatten, die ins Auge gefassten Enzyme in für technische Maßstäbe ausreichender
Art und Weise zur Verfügung
zu stellen.
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Bisher
beschriebene Methoden des Screenings nach Nitrilhydratasen beschränkten sich
auf die Isolierung von Mikroorganismen, die eine entsprechende Enzymaktivität aufweisen.
Diese Mikroorganismen wurden entweder aus bestehenden Stammsammlungen
entnommen, oder in so genannten Anreicherungsmedien selektiv angezogen
(Colquhoun JA, Heald SC, Li L, Tamaoka J, Kato C, Horikoshi K and
Bull AT (1998a) Taxonomy and biotransformation activities of some
deep-sea actinomycetes. Extremophiles 2: 269-277; Colquhoun JA,
Mexson J, Goodfellow M, Ward AC, Horikoshi K and Bull AT (1998b)
Novel rhodococci and other mycolate actinomycetes from the deep
sea. Antonie van Leeuwenhoek 74: 27-40).
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Nachteilig
an diesen Methoden ist, dass mit diesen Screening-Verfahren hauptsächlich Mikroorganismen
der Gattungen Rhodococcus, Bacillus, Pseudomonas, o. ä. gefunden
wurden und die Diversität
der entsprechenden Nitrilhydratasen bezüglich Aktivität oder Substratspezifität damit
auch eingeschränkt
ist (Bunch A. W. (1998), Nitriles, in: Biotechnology, Volume 8a,
Biotransformations I, Chapter 6, Eds.: Rehm H.J., Reed G., Wiley-VCH,
p. 277-324; Cowan D, Cramp R, Pereira R, Graham D, Almathawa Q (1998)
Biochemistry and biotechnology of mesophilic and thermophilic nitrile
metabolising enzymes. Extremophiles 2: 207-216; Yamada H, Kobayashi
M (1996) Nitrile hydratase and its application to industrial production
of acrylamide. Biosci Biotechnol Biochem 60: 1391-141).
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Derzeitige
Schätzungen
gehen davon aus, dass in der Regel nur 0,01 – 1% der Mikroorganismen eines
Habitats kultivierbar sind und damit einem Screening nach der oben
beschriebenen Methode zugeführt werden
können
(Amann RI, Ludwig W, Schleifer KH (1995) Phylogenetic identification
and in situ detection of individual microbial cells without cultivation.
Microbiol. Rev. 59: 143-169; Pace NR (1997) A molecular view of microbial
diversity and the biosphere. Science 276: 734-740; Cowan DA (2000)
Microbial genomes – the
untapped resource. Trends Biotechnol. 18: 14-16). Die Bedeutung
der "direkten Klonierung" von genomischer DNA
möglichst
aller Organismen einer Bodenprobe (das "Metagenom") und deren Zuführung in ein genetisches Screening
in Form von Metagenom-Genbanken gewinnt daher für die Identifizierung neuer
technischer Enzyme immer mehr an Bedeutung. Das genetische Screening
nach Enzym-kodierenden Genen kann hierbei Sequenz-homolog auf Basis
konservierter Sequenzmotive oder bei Vorliegen geeigneter Enzymtests/Indikatormedien
auch Aktivitäts-homolog
erfolgen (Lorenz P, Köhler
B, Wolf M, Eck J, Zinke H (2000) Expression Cloning of Metagenome
DNA from Soil. Biotechnol. 2000, Book of Abstr. Vol 2: 306).
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Mittels
eines PCR-basierten Screenings unter Verwendung degenerierter Primer
konnten bereits Nitrilhydratasen aus metagenomischer DNA amplifiziert
werden, wobei aber die Sequenzen naturgemäß sehr hohe Ähnlichkeiten
(90 – 99%)
zu bekannten Nitrilhydratasen aufwiesen (Precigou S, Goulas P, Duran
R, (2001) Rapid and specific identification of nitrile hydratase
encoding genes in soil samples by polymerase chain reaction, FEMS
Microbiol. Letters 204: 155-161). Eine fundierte Beurteilung der
in dieser Zitierstelle verwendeten Primer ist nicht möglich, da
die Autoren die Sequenz der degenerierten Primer und deren Degenerationgrad
nicht offen legen. Die hohe Ähnlichkeit
der Sequenzen zu der Nitrilhydratasen aus Rhodococcus rhodochrous
J1 H lässt
vermuten, dass auch die Substratspezifität nicht deutlich anders ist
als bei dem genannten Enzym.
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Es
bestand daher immer noch ein Bedarf an Verfahren und Systemen welche
es gestatten, weitere der ins Auge gefassten Enzyme in für technische
Maßstäbe ausreichender
Art und Weise zur Verfügung
zu stellen.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung war deshalb die Angabe eines weiteren
Verfahrens zur Herstellung von Nitrilhydratasen. Insbesondere sollte
das Verfahren im Stande sein, Nitrilhydratasen zu identifizieren, die
in so genannten nicht kultivierbaren Organismen vorkommen. Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand in der Herstellung
von gegenüber
dem Stand der Technik verbesserten Nitrilhydratasen.
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Diese
und weitere nicht näher
spezifizierte, sich jedoch aus dem Stand der Technik in naheliegender Weise
ergebende Aufgaben werden durch die Angabe spezieller Primerbestandteile
gemäß Anspruch
1 und deren Anwendung in einem Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
2 gelöst.
Anspruch 3 bis 5 beziehen sich aufbevorzugte Ausführungsformen
des gegenständlichen
Verfahrens. Anspruch 6 schützt
die erfindungsgemäßen Proteinsequenzen,
Anspruch 7 ist auf die sie codierenden Nukleinsäuresequenzen gerichtet und
Anspruch 8 betrifft die mit diesen Nukleinsäuresequenzen ausgestatteten
Expressionssysteme. Anspruch 9 befasst sich mit erfindungsgemäß hergestellten
neuen Nitrilhydratasen. Ansprüche
10 und 11 sind auf spezielle Verwendung gerichtet.
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Voraussetzung
für das
Auffinden neuer Nitrilhydratasen ist die Angabe von Nukleinsäuresequenzen, die
im Stande sind, als Sonde für
Nitrilhydratase-Gene in DNA-Metagenombibleotheken
zu dienen. Durch die Angabe von degenerierten Primerbestandteilen
aus der Gruppe bestehend aus
A-01f : gcsmrsgcstgg (Seq. ID
NO. 1)
B-01f : ggsctsccscc (Seq. ID NO. 2)
B-01r : ggsggsagscc
(Seq. ID NO. 3)
C-01r : ggncgcwbsgg (Seq. ID NO. 4)
A-01f
: gcnmrrgcntgg (Seq. ID NO. 5)
B-01f : ggnytnccncc (Seq. ID
NO. 6)
B-01r : ggnggnarncc (Seq. ID NO. 7)
C-01r : gwngwrtccca
(Seq. ID NO. 8)
A-01f : gcntggrynga (Seq. ID NO. 9)
B-01f
: ggnytsccncc (Seq. ID NO. 10)
B-01r : ggnggsarncc (Seq. ID
NO. 11)
C-01r : swnswrtccca (Seq. ID NO. 12)
gelangt der
Fachmann völlig überraschend
dafür aber
nicht minder vorteilhaft zu besonderen Nukleinsäuresequenzen, die helfen, spezielle
Sonden für
das Fischen nach Nitrilhydratase-Genen in DNA-Metagenombibliotheken
zu erstellen. Es sind dies degenerierte Nukleinsäuresequenzen, die auf der einen
Seite spezifisch genug sind, nur Nitrilhydratase-Gene ausfindig
zu machen, auf der andern Seite jedoch so unspezifisch sind, dass
möglichst
alle vorhandenen Nitrilhydratase-Gene erfasst werden. Deren Herstellung
war zur Zeit der Erfindung aus dem Stand der Technik in naheliegenderweise
nicht herleitbar.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung war demnach auch ein Verfahren zur Herstellung
von Proteinsequenzen, welche notwendig zum Aufbau der Aktivität einer
Nitrilhydratase sind, dergestalt, dass man
- a)
eine DNA-Metagenombibleothek eines Habitats erstellt,
- b) diese mit mindestens jeweils einem forward(f)- und einem reverse(r)-Primer
aufweisend eine degenerierte Nukleinsäuresequenz gemäß den Sequenzen
1 bis 12 kontaktiert,
- c) eine PCR hiermit durchführt,
- d) aus den erhaltenen Teilsequenzen die Volllängensequenzen
der Nukleinsäuren
codierend für
Proteinsequenzen notwendig zum Aufbau der Aktivität einer
Nitrilhydratase generiert und
- e) diese in einen Gastorganismus kloniert und exprimiert.
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Wie
eingangs schon angemerkt, bestehen Nitrilhydratasen zumindest aus
zwei verschiedenen Untereinheiten (α- und β-Untereinheit). Es kann jedoch sein,
dass neben diesen zwei Untereinheiten weitere Proteinsequenzen notwendig
sind, um eine Aktivität
der Nitrilhydratasen zu gewährleisten.
Unter Umständen
ist das Vorhandensein bestimmter so genannter putativer „Aktivatoren" (z. B. Faltungsproteine
etc.) notwendig, damit entsprechende Aktivitäten von Nitrilhydratasen zu
Stande kommen. Die für
diese Aktivatoren codierenden Nukleinsäuresequenzen befinden sich
häufig
in unmittelbarer Nähe
der Nukleinsäuresequenzen
kodierend für
die entsprechenden Nitrilhydratase-Untereinheiten. Es ist demnach möglich, durch
das Fischen nach Nukleinsäuresequenzen
kodierend für
Nitrilhydratasen alle die für
die Aktivität
der Nitrilhydratasen benötigten
Proteinsequenzen mitzuerfassen. Laut erfindungsgemäßem Verfahren
geht man von der Erstellung einer DNA-Metagenombibliothek eines bestimmten
Habitats aus. Wie diese Bibliothek erstellt wird, ist dem Fachmann
geläufig (Knietsch,
AW, Tanja; BS; Henne, ADR (2003) Metagenomes of Complex Microbial
Consortia Derived from Different Soils as Sources for Novel Genes
Conferring Formation of Carbonyls from Short-Chain Polyols on Escherichia
coli. Journal of Molecular Microbiology and Biotechnology 5(1):
46-56; Rondon, MR; August, PR; Bettermann AD; Brady, SF; Grossman,
T H; Liles, MR; Loiacono, KA; Lynch, BA; MacNeil, IA; Mino,r C;
Tiong, CL; Gilman, M; Osburne, MS; Clardy, J; Handelsman, J; Goodman,
RM (2000) Cloning the soil metagenome: a strategy for accessing
the genetic and functional diversity of uncultured microorganisms.
Applied and environmental microbiology 66(6):2541-7). Diese wird
im folgenden mit Primern versetzt, welche die erfindungsgemäß degenerierten
Nukleinsäuresequenzen
(Seq. ID No. 1-12) aufweisen. Anschließend wird eine PC-Reaktion
durchgeführt,
wobei Teilsequenzen der Nukleinsäuresequenzen
kodierend für
Nitrilhydratase-Untereinheiten erhalten werden. Ausgehend von diesen
Teilsequenzen kann der Fachmann mittels Methoden des Standes der
Technik auf die entsprechenden Volllängensequenzen der entsprechenden
Nukleinsäuresequenzen schließen (Schloss,
PD; Handelsman, J(2003) Biotechnological prospects from metagenomics.
Current Opinion in Biotechnology, 14(3): 303-310; Rondon, MR; August,
PR; Bettermann AD; Brady, SF; Grossman, T H; Liles, MR; Loiacono,
KA; Lynch, BA; MacNeil, IA; Mino,r C; Tiong, CL; Gilman, M; Osburne,
MS; Clardy, J; Handelsman, J; Goodman, RM (2000) Cloning the soil
metagenome: a strategy for accessing the genetic and functional
diversity of uncultured microorganisms. Applied and environmental
microbiology 66(6):2541-7). Abschließend werden die gefundenen
Nukleinsäuresequenzen
in bestimmten Expressionssystemen rekombinant hergestellt. Dies
ist dem Fachmann ebenfalls geläufig
(Lit. s.u.).
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden die erfindungsgemäßen degenerierten
Nukleinsäuresequenzen
(Seq. ID No. 1-12) im vorliegenden Verfahren der Gestalt eingesetzt,
dass man jeweils Primerpaare aus Primern aufweisend die Nukleinsäuresequenzen
A-01f (Seq. ID No. 1, 5, 9) und B-01r (Seq. ID No. 3, 7, 11) oder
C-01r (Seq. ID No. 4, 8, 12) sowie B-01f (Seq. ID No. 2, 6, 10)
und C-01r (Seq. ID No. 4, 8, 12) bei der PCR einsetzt. Unter diesen
Kombinationen werden die Nukleinsäuresequenzen kodierend für die Proteinsequenzen,
welche notwendig für
die Aktivität
von Nitrilhydratase sind, in bevorzugter und effizienter Art und Weise
detektiert.
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Weiterhin
ist bevorzugt, wenn den oben dargestellten degenerierten Primerbestandteilen
gewisse andere Nukleinsäuresequenzen
(z.B. „Stabilisierungbereiche") vorgeschaltet sind
(Kwok S, Chang SY, Sninsky JJ, Wang A, 1995, "Design and use of mismatched and degenerate
primers In: "PCR
Primer, A laboratory Manual" Dieffenbach
CW & Dveksler
GS (Editors), Cold Spring Habor Laboratory Press, pp143-155; Compton
T, 1990, "Degenerate
Primers for DNA Amplification" In: "PCR Protocols, A
Guide to Methods and Applications", Innis MA, Gelfand DH, Sninsky JJ,
White TJ (Editors) Academic Press, San Diego, pp39-45). In diesem
Fall bestehen die bei der PC-Reaktion eingesetzten Primer aus degenerierten
Nukleinsäuresequenzen
der oben dargestellten Art (Sequenzen ID No. 1 bis 12) und den in
den Sequenzen mit den ID No. 13 bis 23 erwähnten Nukleinsäuresequenzen.
Ganz besonders bevorzugt ist daher ein Verfahren, bei dem den degenerierten
Nukleinsäuresequenzen
(Seq. ID No. 1-12) solche ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus:
GCCAAGGTCGTC (Seq. ID NO. 13)
GGCCGGTCCTG
(Seq. ID NO. 14)
TCCTTGTACCAGGTC (Seq. ID NO. 15)
GCCCGCC
(Seq. ID NO. 16)
GGCGCTAATGTTGTT (Seq. ID NO. 17)
TGGCCGGTTCTG
(Seq. ID NO. 18)
CAAATTCTTTATACCAAGTC (Seq. ID NO. 19)
CCATATATCGCATTTCAGCT
(Seq. ID NO. 20)
GGTCGTGGCCAAG (Seq. ID NO. 21)
GGCCGGTCCTG
(Seq. ID NO. 22)
TCCTTGTACCAGGTC (Seq. ID NO. 23)
GCGCATTTCGGCG
(Seq. ID NO. 234)
vorangestellt sind. Diese Sequenzen sind
ebenfalls aus konservierten Regionen von Nitrilhydratasen abgeleitet
und der Kodon-Verwendung von Organismen mit unterschiedlichem GC-Gehalt
angepasst.
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Ganz
besonders vorteilhaft ist daher ein wie eingangs dargestelltes Verfahren,
bei dem Primer eingesetzt werden, die ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend
aus
GCCAAGGTCGTCgcsmrsgcstgg (Seq. ID NO. 25)
GGCCGGTCCTGggsctsccscc
(Seq. ID NO. 26)
TCCTTGTACCAGGTCggsggsagscc (Seq. ID NO. 27)
GCCCGCCggncgcwbsgg
(Seq. ID NO. 28)
GGCGCTAAAGTTGTTgcnmrrgcntgg (Seq. ID NO. 29)
TGGCCGGTTCTGggnytnccncc
(Seq. ID NO. 30)
CAAATTCTTTATACCAAGTCggnggnarncc (Seq. ID NO.
31)
CCATATATCGCATTTCAGCTgwngwrtccca (Seq. ID NO. 32)
GGTCGTGGCCAAGgcntggrynga
(Seq. ID NO. 33)
GGCCGGTCCTGggnytsccncc (Seq. ID NO. 34)
TCCTTGTACCAGGTCggnggsarncc
(Seq. ID NO. 35)
GCGCATTTCGGCGswnswrtccca (Seq. ID NO. 36).
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Mit
Hilfe dieser Primer konnten in DNA-Metagenombibleotheken Nukleinsäuresequenzen
kodierend für
Nitrilhydratasen sowie weitere Gene für putative „Aktivatoren" nachgewiesen werden.
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Demgemäß bildet
einen nächsten
Gegenstand der vorliegenden Erfindung die Proteinsequenzen, welche
notwendig zum Aufbau. der Aktivität einer Nitrilhydratase sind,
wobei diese weniger als 100 Homologie, bevorzugt weniger als 97%,
weiter bevorzugt weniger als 96%, noch weiter bevorzugt weniger
als 95%, mehr bevorzugt weniger als 90%, ganz bevorzugt weniger
als 85% und äußerst bevorzugt
weniger als 80% Homologie, auf Aminosäureebene zu derartigen bekannten
Proteinsequenzen besitzen und wobei die sie codierenden Nukleinsäuresequenzen
aus Teilsequenzen generiert werden, die unter stringenten Bedingungen
mit den erfindungsgemäßen Primern
aufweisend die Nukleinsäuresequenzen
mit den Sequenz ID No. 1 bis 12 ein positives Hybridisierungssignal
geben.
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Die
positive Hybridisierung ist Voraussetzung dafür, dass entsprechende Nukleinsäuresequenzen
mittels des PC-Reaktion basierten Screenings gefunden werden können. Aus
diesem Nukleinsäuresequenzen können dann
nach Verfahren, die dem Fachmann geläufig sind, die entsprechenden
rekombinanten Proteinsequenzen erhalten werden.
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Durch
solche rekombinante Techniken gelangt man zu Organismen, welche
in der Lage sind, die betrachtete Proteinsequenz in für einen
technischen Prozeß ausreichender
Menge zur Verfügung
zu stellen. Die Herstellung der erfindungsgemäßen rec-Proteinsequenzen erfolgt
nach dem Fachmann bekannten gentechnologischen Verfahren (Sambrook,
J.; Fritsch, E. F. und Maniatis, T. (1989), Molecular cloning: a
laboratory manual, 2nd ed., Cold Spring
Harbor Laboratory Press, New York; Balbas, P. und Bolivar, F. (1990),
Design and construction of expression plasmid vectors in E.coli,
Methods Enzymol. 185, 14-37; Rodriguez, R.L. und Denhardt, D. T
(eds) (1988), Vectors: a survey of molecular cloning vectors and
their uses, 205-225, Butterworth, Stoneham). Bezüglich der allgemeinen Vorgehensweise
(PCR, Klonierung, Expression etc.) sei auch auf folgende Literatur
und das dort zitierte verwiesen Universal GenomeWalkerTM Kit
User Manual, Clontech, 3/2000 und dort zitierte Literatur; Triglia
T.; Peterson, M. G. und Kemp, D.J. (1988), A procedure for in vitro
amplification of DNA segments that lie outside the boundaries of
known sequences, Nucleic Acids Res. 16, 8186; Sambrook, J.; Fritsch,
E. F. und Maniatis, T. (1989), Molecular cloning: a laboratory manual,
2nd ed., Cold Spring Harbor Laboratory Press,
New York; Rodriguez, R.L. und Denhardt, D. T (eds) (1988), Vectors:
a survey of molecular cloning vectors and their uses, Butterworth,
Stoneham.
-
Einen
nächsten
Gegenstand der vorliegenden Erfindung bilden auch die entsprechenden
Nukleinsäuresequenzen,
welche für
die eben gezeigten Proteinsequenzen kodieren. Es sind dies mithin
alle, die im Umfang der Degeneration des genetischen Codes für die gleiche
Proteinsequenz kodieren. Ebenfalls umfasst sind damit auch solche,
welche eine Homologie auf Nukleinsäureebene zu den erfindungsgemäß gefundenen
Nukleinsäuresequenzen
von mindestens 70 Prozent besitzen oder entsprechende Fragmente
dieser Nukleinsäuresequenzen,
die wiederum für
Proteinsequenzen codieren, die am Aufbau der Aktivität einer
Nitrilhydratase beteiligt sind. Bevorzugt kodieren diese für Proteinsequenzen,
die gegenüber
den erfindungsgemäß gefundenen
Proteinsequenzen verbessert sind.
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Erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenzen
sind z. B. die der ungeraden Seq. ID No. 37 bis 85. Es ist mit den
gefundenen Nukleinsäuresequenzen – wie oben
dargestellt – möglich, die
erfindungsgemäßen Proteinsequenzen
aus schnell wachsenden Wirtsorganismen, z.B. E. coli, in hohen Ausbeuten
zu gewinnen.
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Dies
geschieht durch Einbau (Klonierung) der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen
in spezielle Expressionssysteme, mit deren Hilfe die entsprechenden
Proteinsequenzen aus bevorzugten Wirtsorganismen in rekombinanter
Art und Weise gewonnen werden können.
Einen nächsten
Aspekt der vorliegenden Erfindung bildet deshalb ein (künstlich
hergestelltes) Expressionssystem aufweisend eine oder mehrere der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen.
Als Expressionssystem kommen prinzipiell alle dem Fachmann für diesen
Zweck geläufigen
Systeme in Frage. Vorzugsweise sind dies Plasmide oder Vektoren
und Mikroorganismen.
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Als
Plasmide oder Vektoren kommen im Prinzip alle dem Fachmann für diesen
Zweck zur Verfügung stehenden
Ausführungsformen
in Frage. Derartige Plasmide und Vektoren können z. B. von Studier und
Mitarbeiter (Studier, W. F.; Rosenberg A. H.; Dunn J. J.; Dubendroff
J. W.; (1990), Use of the T7 RNA polymerase to direct expression
of cloned genes, Methods Enzymol. 185, 61-89) oder den Broschüren der
Firmen Novagen, Promega, New England Biolabs, Clontech oder Gibco
BRL entnommen werden. Weiter bevorzugte Plasmide und Vektoren können gefunden
werden in: Glover, D. M. (1985), DNA cloning: a practical approach,
Vol. I-III, IRL Press Ltd., Oxford; Rodriguez, R.L. und Denhardt,
D. T (eds) (1988), Vectors: a survey of molecular cloning vectors
and their uses, 179-204, Butterworth, Stoneham; Goeddel, D. V. (1990),
Systems for heterologous gene expression, Methods Enzymol. 185,
3-7; Sambrook, J.; Fritsch, E. F. und Maniatis, T. (1989), Molecular
cloning: a laboratory manual, 2nd ed., Cold
Spring Harbor Laboratory Press, New York.
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Plasmide,
mit denen das die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenzen
aufweisende Konstrukt in ganz bevorzugter Weise in den Wirtsorganismus
kloniert werden kann, sind: pUC18 (Roche Biochemicals), pKK-177-3H
(Roche Biochemicals), pBTac2 (Roche Biochemicals), pKK223-3 (Amersham
Pharmacia Biotech), pKK-233-3 (Stratagene) oder pET (Novagen). Äußerst bevorzugt
sind Plasmide der pET-Reihe.
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Der
rekombinante Mikroorganismus, in den die die erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen
enthaltenen Plasmide bzw. Vektoren kloniert werden, dient wie gesagt
zur Vermehrung und Gewinnung einer ausreichenden Menge der rekombinanten
Proteinsequenz. Die Verfahren hierfür sind dem Fachmann wohlbekannt
(Sambrook, J.; Fritsch, E. F. und Maniatis, T. (1989), Molecular
cloning: a laboratory manual, 2nd ed., Cold Spring
Harbor Laboratory Press, New York). Als Mikroorganismen können im
Prinzip alle dem Fachmann für diesen
Zweck in Frage kommenden Organismen wie z.B. Hefen wie Hansenula
polymorpha, Pichia sp., Saccharomyces cerevisiae, Prokaryonten,
wie E. coli, Bacillus subtilis oder Eukaryonten, wie Säugerzellen,
Insektenzellen oder Pflanzenzellen herangezogen werden. Vorzugsweise
sind E. coli-Stämme
für diesen
Zweck zu benutzen. Ganz besonders bevorzugt sind: E. coli XL1 Blue,
NM 522, JM101, JM109, JM105, RR1, DH5α, TOP 10– oder
HB101, BL21, BL21 codon plus RIL, BL21 (DE3), oder BL21 (DE3) codon
plus RIL.
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Weiterhin
eigenen sich die erfindungsgemäßen (geraden
Seq. ID No. 37 bis 85) und darüber
hinaus weiter verbesserten Nukleinsäuresequenzen, die für den Aufbau
der Aktivität
einer Nitrilhydratase notwendigen Proteinsequenzen codieren, bevorzugt
zur Herstellung von sogenannten Ganzzellkatalysatoren. Derartige Ganzzellkatalysatoren
sind prinzipiell rekombinante Mikroorganismen wie die eben angesprochenen.
Diese weisen jedoch neben den klonierten Genen kodierend für eine Nitrilhydratase
auch weitere für
den Abbau von Nitrilen zu Säuren
notwendigen Enzyme auf. Wie eingangs erläutert sind dies Enzyme, die
eine Amidase-Aktivität aufweisen.
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Als
rekombinante Mikroorganismen der oben angesprochenen Art gelten
deshalb auch Ganzzellkatalysatoren aufweisend mindestens ein kloniertes
Gen für
eine Proteinsequenz mit (D- oder L-)Amidaseaktivität und klonierte
Gene kodierend für
eine aktive Nitrilhydratase. Optional kann der Ganzzellkatalysator
weitere Nukleinsäuresequenzen
aufweisen, die für
Enzyme kodieren, welche für
den Abbau einer Nitril-Funktion in eine Säure-Funktion vorteilhaft sind.
Es sind dies vor allem Enzyme ausgewählt aus der Gruppe der Proteinsequenzen
mit α-Aminonitril-Racemaseaktivität, mit Cyanhydrin-Racemaseaktivität, mit α-Hydroxycarbonsäure-Racemaseaktivität oder mit
(α- bzw. β-)-Aminosäureamid-Racemaseaktivität. Der erfindungsgemäße Ganzzellkatalysator
produziert neben den erfindungsgemäßen Proteinsequenzen, die zum
Aufbau einer Nitrilhydratase-Aktivität notwendig sind, vorzugsweise
eine Proteinsequenz mit L-Amidaseaktivität aus Rhizobium, vorzugsweise
R. huautlense DSM 14983 (WO2004/005517) oder mit D-Amidaseaktivität, z. B.
die aus Variovorax (
EP 1318193 ).
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Entsprechende
Racemasen sind z.B. aus Pseudomonas putida und Rhodococcus sp. bekannt
(Godtfredsen, S. E.; Clausen, K.; Ingvorsen, K.; Hermes, H. F.;
Van Balken, J. A.; Meijer, E. M. (1989,
EP 0 307 023 ; WO 8 901 525). Weitere
Aminosäureamid-Racemase
bei Klebsiella oxytoca sind beschrieben bei Hermes und Mitarbeiter
(Hermes, H. F. M.; Peeters, W. P.; Peters, P. J. (1990),
EP 0 383 403 ), sowie in
Agrobacterium rhizogenes und Ochrobacterium anthropi (Boesten, W.
H. J.; Raemakers-Franken, P. C.; Sonke, T.; Euverink, G. J. W.;
WO 03106691). Der Vorteil des Einsatzes von entsprechenden Racemasen
liegt in der Tatsache begründet,
dass ein racemisches Nitril zu 100% in die entsprechende enantiomerenangereicherte
Säure umgewandelt
werden kann.
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Vorzugsweise
wird als Ganzzellkatalysator ein Organismus wie in der
DE10155928 genannt als Wirtsorganismus
eingesetzt. Der Vorteil eines derartigen Organismus ist die gleichzeitige
Expression mehrerer Enzymsysteme, womit nur noch ein rec-Organismus
für die
Reaktion von einem leicht herstellbaren Nitril bzw. Cyanhydrin oder α-Aminonitril
zur entsprechenden enantiomerenangereicherten Säure angezogen werden muß.
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Um
die Expression der ins Auge gefassten Nukleinsäuresequenzen im Hinblick auf
die Umsetzungsgeschwindigkeiten der durch sie codierten Proteinsequenzen
(Enzyme) abzustimmen, können
die entsprechenden Nukleinsäuresequenzen
auf unterschiedlichen Plasmiden mit unterschiedlichen Kopienzahlen
untergebracht und/oder unterschiedlich starke Promotoren für eine unterschiedlich
starke Expression der Nukleinsäuresequenzen
verwendet werden. Bei derart abgestimmten Enzymsystemen tritt vorteilhafterweise
eine Akkumulation einer ggf. inhibierend wirkenden Zwischenverbindung
nicht auf und die betrachtete Reaktion kann in einer optimalen Gesamtgeschwindigkeit
ablaufen. Dies ist dem Fachmann jedoch hinlänglich bekannt (Gellissen,
G.; Piontek, M.; Dahlems, U.; Jenzelewski, V.; Gavagan, J. W.; DiCosimo,
R.; Anton, D. L.; Janowicz, Z. A. (1996), Recombinant Hansenula
polymorpha as a biocatalyst. Coexpression of the spinach glycolate
oxidase (GO) and the S. cerevisiae catalase T (CTT1) gene, Appl.
Microbiol. Biotechnol. 46, 46-54; Farwick, M.; London, M.; Dohmen,
J.; Dahlems, U.; Gellissen, G.; Strasser, A. W.;
DE19920712 ).
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Mit
dem vorliegenden Verfahren ist es demnach möglich, die α- und β-Untereinheiten von Nitrilhydratasen
ausgehend von DNA-Metagenombibleotheken herzustellen. Demgemäß bildet
einen weiteren Gegenstand der vorliegenden Erfindung die Nitrilhydratasen
aufweisend die erfindungsgemäßen Proteinsequenzen für α-Untereinheiten
und β-Untereinheiten
von Nitrilhydratase, welche sich aus den durch dieses Verfahren
zugänglichen
Nukleinsäuresequenzen
kodierend für
die erfindungsgemäßen α- und β-Untereinheiten
herstellen lassen. Wie in den Beispielen gezeigt, ergeben sich dabei
auch aktiven Nitrilhydratasen, wenn beliebige α-Untereinheiten mit beliebigen β-Untereinheiten
kombiniert werden. Dadurch ist es möglich, die Diversifiziertheit von
möglichen
Nitrilhydratasen weiter zu steigern.
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Weitere
Gegenstände
der vorliegenden Erfindung beziehen sich auf die Verwendung der
durch das erfindungsgemäße Verfahren
hergestellten Nukleinsäuresequenzen
zur Erzeugung von verbesserten Proteinsequenzen notwendig zum Aufbau
der Aktivität
einer Nitrilhydratase. Wie der Fachmann bei der Verbesserung von
Proteinsequenzen auf Basis der Änderung
von Nukleinsäuresequenz
vorgeht, ist allgemein bekannt. Dies geschieht im allgemeinen durch
Anwendung von Mutagenese-Methoden. Als Mutagenese-Methoden kommen alle
dem Fachmann für
diesen Zweck zur Verfügung
stehenden Methoden in Frage. Insbesondere sind dies die Sättigungsmutagenese,
die Random-Mutagenesis, in vitro-Rekombinations-Methoden
sowie Site-Directed-Mutagenesis (Eigen, M. und Gardiner, w. (1984),
Evolutionary molecular engineering based on RNA replication, Pure
Appl. Chem. 56, 967-978; Chen, K. und Arnold, F. (1991), Enzyme
engineering for nonaqueous solvents: random mutagenesis to enhance activity
of subtilisin E in polar organic media. Bio/Technology 9, 1073-1077;
Horwitz, M. und Loeb, L. (1986), Promoters Selected From Random
DNA-Sequences, Proc Natl Acad Sci USA 83, 7405-7409; Dube, D. und
L. Loeb (1989), Mutants Generated By The Insertion Of Random Oligonucleotides
Into The Active-Site Of The Beta-Lactamase Gene, Biochemistry 28,
5703-5707; Stemmer, P.C. (1994), Rapid evolution of a protein in
vitro by DNA shuffling, Nature 370, 389-391 und Stemmer, P.C. (1994),
DNA shuffling by random fragmentation and reassembly: In vitro recombination
for molecular evolution. Proc Natl Acad Sci USA 91, 10747-10751).
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Die
so erhaltenen neuen Nukleinsäuresequenzen
werden nach den oben angegebenen Methoden in einen Wirtsorgansmus
kloniert, exprimiert und die so hergestellten Proteinsequenzen mit
geeigneten Screening-Methoden detektiert und anschließend isoliert.
zur Detektion sind grundlegend alle möglichen Nachweisreaktionen
für die
gebildeten Moleküle
geeignet. Nitrilhydratase-aktivitäten können in einem gekoppelten enzymatischen
Test mit Amidasen nachgewiesen werden, wobei Ammonium als Nebenprodukt
gebildet wird. Für deren
Nachweis eignen sich grundlegend alle möglichen Nachweisreaktionen
für Ammoniak
bzw. Ammoniumionen wie Nessler-Reagenz (Vogel, A., I., (1989) Vogel's textbook of quantitative
chemical analysis, John Wiley & Sons,
Inc., 5th ed., 679-698, New York) die Indophenolreaktion
auch Berthelot'sche
Reaktion genannt (Wagner, R., (1969) Neue Aspekte zur Stickstoffanalytik
in der Wasserchemie, Vom Wasser, VCH-Verlag, Bd. 36, 263-318, Weinheim)
insbesondere die enzymatische Bestimmung mittels der Glutamat-Dehydrogenase
(Bergmeyer, H.,U., und Beutler, H.-O. (1985) Ammonia, in: Methods
of Enzymatic Analysis, VCH-Verlag, 3rd Edition, Vol.
8: 454-461, Weinheim) aber auch der Nachweis mit Ammonium-sensitiven
Elektroden. Weiterhin dienen HPLC-Methoden zum Nachweis von Aminosäuren wie
z.B. ein Derivativ-Verfahren auf der Basis von o-Pthaldialdehyd und N-Isobutyryl-Cystein
zur Enantiomerentrennung von Aminosäuren (Brückner, H., Wittner R., und
Godel H., (1991) Fully automated high-performance liquid chromatographic
separation of DL-amino acids derivatized with o-Phthaldialdehyde
together with N-isopropyl-cysteine.
Application to food samples, Anal. Biochem. 144, 204-206). Das direkt
durch die Nitrilhydratasereaktion gebildete Amid kann ebenfalls über HPLC-Methoden
(z. B. inverse_Phase) nachgewiesen werden.
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In
einer letzten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung bezieht sich
diese auf die Verwendung der erfindungsgemäßen Nitrilhydratasen zur Herstellung
von organischen Säureamiden
und Säuren,
insbesondere enantiomerenangereicherten α-Hydroxysäuren bzw. α-Aminosäuren.
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Für die Anwendung
kann die ins Auge gefasste Nitrilhydratase in freier Form als homogen
aufgereinigte Verbindungen oder als rekombinant hergestelltes Enzym
verwendet werden. Weiterhin kann das Enzym auch als Bestandteil
eines intakten Gastorganismus eingesetzt werden oder in Verbindung
mit der aufgeschlossenen und beliebig hoch aufgereinigten Zellmasse
des Wirtsorganismus.
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Möglich ist
ebenfalls die Verwendung des Enzyms in immobilisierter Form (Sharma
B. P.; Bailey L. F. und Messing R. A. (1982), Immobilisierte Biomaterialiern – Techniken
und Anwendungen, Angew. Chem. 94, 836-852). Vorteilhafterweise erfolgt
die Immobilisierung durch Lyophilisation (Paradkar, V. M.; Dordick,
J. S. (1994), Aqueous-Like Activity of α-Chymotrypsin Dissolved in Nearly
Anhydrous Organic Solvents, J. Am. Chem. Soc. 116, 5009-5010; Mori,
T.; Okahata, Y. (1997), A variety of lipicoated glycoside hydrolases
as effective glycosyl transfer catalysts in homogeneous organic
solvents, Tetrahedron Lett. 38, 1971-1974; Otamiri, M.; Adlercreutz,
P.; Matthiasson, B. (1992), Complex formation between chymotrypsin
and ethyl cellulose as a means to solbilize the enzyme in active
form in toluene, Biocatalysis 6, 291- 305). Ganz besonders bevorzugt ist die
Lyophilisation in Gegenwart von oberflächenaktiven Substanzen, wie
Aerosol OT oder Polyvinylpyrrolidon oder Polyethylenglycol (PEG)
oder Brij 52 (Diethylenglycol-mono-cetylether) (Kamiya, N.; Okazaki,
S.-Y.; Goto, M. (1997), Surfactant-horseradish peroxidase complex
catalytically active in anhydrous benzene, Biotechnol. Tech. 11,
375-378).
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Äußerst bevorzugt
ist die Immobilisierung an Eupergit®, insbesondere
Eupergit C® und
Eupergit 250L® (Röhm) (Eupergit.RTM.
C, a carrier for immobilization of enzymes of industrial potential.
Katchalski-Katzir, E.; Kraemer, D. M. Journal of Molecular Catalysis
B: Enzymatic (2000), 10(1-3), 157-176).
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Gleichfalls
bevorzugt ist die Immobilisierung an Ni-NTA in Kombination mit dem
His-Tag (Hexa-Histidin) ergänzten
Polypeptid (Purification of proteins using polyhistidine affinity
tags. Bornhorst, Joshua A.; Falke, Joseph J. Methods in Enzymology
(2000), 326, 245-254).
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Die
Verwendung als CLECs ist ebenfalls denkbar (St. Clair, N.; Wang,
Y.-F.; Margolin, A. L. (2000), Cofactor-bound cross-linked enzyme
crystals (CLEC) of alcohol dehydrogenase, Angew. Chem. Int. Ed.
39, 380-383).
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Durch
diese Maßnahmen
kann es gelingen aus Polypeptiden, welche durch organische Solventien
instabil werden, solche zu generieren, die in Gemischen von wässrigen
und organischen Lösungsmitteln
bzw. ganz in Organik arbeiten können.
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt die Gewinnung von Nitrilhydratasen
und deren korrespondierende Gene durch die Erschließung der
nicht-kultivierten mikrobiellen Diversität verschiedener Habitate mittels molekulargenetischer
Methoden. Durch Verwendung degenerierter Primer werden beim PCR-basierten Durchmustern
von DNA-Metagenombibliotheken Nitrilhydratase-Gene identifiziert
und die Teilsequenz der so erhaltenen PCR-Produkte aufgeklärt. In einem
Folgeschritt wird die vollständige
DNA-Sequenz der Gene bestimmt, um nach Klonierung und heterologer
Expression Enzymproben für
Aktivitätsprofilierungen
und Anwendungsuntersuchungen bereitzustellen.
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Durch
die rationale Auswahl von Bodenproben, die Nitrile enthalten könnten, für die Erstellung
von Metagenom-Banken (DNA-Metagenombibliotheken) und die Fokussierung
auf anwendungsrelevante Substrate im Rahmen von Anreicherungskulturen,
kann eine Anreicherung von Nitril-umsetzenden Mikroorganismen erzielt
werden. In jedem Falle liefert das genetische Screening in Metagenom-Banken
ein Pool an entsprechenden Nitrilhydratase-Genen zur nachfolgenden
Expression, der aber auch als Grundlage für eine Enzymoptimierung durch
gerichtete Evolution dienen kann.
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Zur
Identifizierung neuer Nitrilhydratasen wurden Metagenombibliotheken
aus fünf
unterschiedlichen Habitaten und Standorten (Grasland, Wald, sandiges Ökosystemen,
Biofilm) mit mehr als 83.000 Klonen durchmustert. Der Aufbau solcher
Metagenombibliotheken ist dem Fachmann geläufig (Schloss, PD; Handelsman,
J (2003) Biotechnological prospects from metagenomics. Current Opinion
in Biotechnology, 14(3): 303-310; Knietsch, AW, Tanja; BS; Henne,
ADR (2003) Metagenomes of Complex Microbial Consortia Derived from
Different Soils as Sources for Novel Genes Conferring Formation
of Carbonyls from Short-Chain Polyols on Escherichia coli. Journal
of Molecular Microbiology and Biotechnology 5(1): 46-56; Rondon,
MR; August, PR; Bettermann AD; Brady, SF; Grossman, T H; Liles,
MR; Loiacono, KA; Lynch, BA; MacNeil, IA; Mino r C; Tiong, CL; Gilman,
M; Osburne, MS; Clardy, J; Handelsman, J; Goodman, RM (2000 ) Cloning
the soil metagenome: a strategy for accessing the genetic and functional
diversity of uncultured microorganisms. Applied and environmental
microbiology 666): 2541-7). Diese Klone enthalten zusammen etwa
3000 MBp DNA. Die DNA- Metagenombibliotheken
wurden mit Hilfe von degenerierten Oligonukleotiden, abgeleitet
von konservierten Primärstrukturmotiven
bekannter Nitrilhydratasen, mittels eines PCR-Screenings nach neuen
Nitrilhydratasen durchsucht. Als degenerierte Primer wurden solche
gemäß den Sequenz
ID No. 25 bis 36 benutzt.
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Dabei
können
insbesondere jeweils die Primer mit dem Primerbestandteil A-01f
mit den mit dem Primerbestandteilen B-01r (Größe des zu erwartenden PCR-produkts
ca. 210 Bp) oder C-01r (Größe des zu
erwartenden PCR-produkts ca. 350 Bp) und die primer mit dem Primerbestandteile
B-01f mit dem mit dem Primerbestandteil C-01r (Größe des zu
erwartenden PCR-produkts ca. 180 Bp) kombiniert werden. Insbesondere der
degenerierte „Kern"-Teil der Primer
(unterstrichen in Sequenz ID No. 25 bis 36) ist für das Identifizieren neuer
Nitrilhydratasen von Bedeutung, während der nicht degenerierte
Abschnitt variiert werden kann.
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Die
entsprechende PC-Reaktion kann nach bekannten Methoden durchgeführt werden.
Bei der Verwendung besonderer Polymerasen ist die PCR nach Maßgabe der
Herstellerangaben abzuändern.
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In
allen 5 Metagenombibliotheken konnten Klone identifiziert werden,
die die Gene für
Nitrilhydratasen tragen. Dem Fachmann sind Methoden bekannt, um
mit der Teilsequenz der Nitrilhydratase-Gene den das Gen tragenden
Klon zu identifizieren und die Volllängensequenz aufzuklären (Schloss,
PD; Handelsman, J (2003) Biotechnological prospects from metagenomics.
Current Opinion in Biotechnology, 14(3): 303-310; Duran, R; Nishiyama,
M; Horinouchi, S; Beppy, T (1993) Characterization of nitrile hydratase
genes cloned by DNA screeningfrom Rhodococcus erythropolis. Biosci
Biotech Biochem 57(8): 1323-1328).
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So
konnte die Volllängensequenzen
(Nukleinsäuresequenzen)
für insgesamt
12 Gene von α-Untereinheiten
sowie für
10 Gene von β-Untereinheiten
bestimmt werden (1). Darüber hinaus wurde die Sequenz
von drei Genen bestimmt, die für
putative „Aktivatoren" von Nitrilhydratasen
kodieren könnten.
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Zur
Darstellung der Nitrilhydratasen wurden die Gene der α- und β-Untereinheiten
jeweils separat unter die Kontrolle des Promotors des Gens 10 des
Phagen T7 gestellt. Dazu wurden die Vektoren pET22b bzw. pET26b
(Novagen, CN Bioscience, Inc.) verwendet (5 und 6).
Die Anwendung eines Zwei-Vektor-Expressionssytems erlaubte die Möglichkeit
der einfachen Kombination der Nitrilhydratase-Untereinheiten verschiedener Enzyme.
Entsprechende Konstrukte wurden im Stamm E. coli BL21 (DE3) CodonPlus
RIL (Novagen, CN Bioscience, Inc.) exprimiert. Die Zellen wurden
bei 26°C
unter Verwendung von LB-Medium inkubiert und bei Erreichen einer
Zelldichte von O.D.580 = 1.0 mit 0,5 mM IPTG induziert. Dem vereinzelt
auftretenden Problem der Proteinaggregation nach Überexpression
bei 37°C
konnte durch Reduktion der Temperatur auf 26°C begegnet werden. Die Koexpression
verschiedener Chaperone (Trigger-Faktor, GroEL/GroES und Dnak/DnaJ/GrpE)
zeigte bei 26°C
keinen zusätzlichen
Effekt, der über
den durch die Temperaturreduktion erzielten hinausging.
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Die
Ausbeuten hinsichtlich der Aktivität gegen Benzonitril variierten
erheblich (2), wobei keine eindeutige Korrelation
zwischen der dargestellten Proteinmenge und der erzeugten Aktivität nachzuweisen war.
So war die Ausbeute für
den Klon mit der Nitrilhydratase M49bD9 (Seq. ID No. 49/71) mit
30 U/g BTM relativ hoch, obwohl in der SDS-PAGE-Analyse keine Proteine für die Nitrilhydratase
nachweisbar waren. Demgegenüber
steht der Klon M12K24 (Seq. ID No. 39/63), für den eine Aktivität von etwa
2,5 U/g BTM bestimmt wurden, obwohl beide Untereinheiten relativ
stark überexprimiert
werden konnten und ein beträchtlicher Anteil
in der löslichen
Fraktion zu finden war. Die Höhe
der Aktivität
hängt also
stark von dem jeweiligen Enzym ab.
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Für verschiedene
Nitrilhydratasen wurden in unmittelbarer Nähe zu den Genen für die Untereinheiten des
Enzyms ein weiterer, kleiner offener Leserahmen beschrieben, der
für eine
Proteinsequenz kodiert, die an der Aktivierung der Nitrilhydratase
beteiligt zu sein scheint. Diese Proteine wurden als P12K (Seq.
ID No. 81/83) bzw. P14K (Seq. ID NO. 85) bezeichnet, da ihr Molekulkargewicht
etwa 12 bzw. 14 kDa beträgt.
Während
einige Nitrilhydratasen auch ohne diese P12K-Homologen aktiv dargestellt
werden konnten, war die Anwesenheit dieser Proteine für die aktive
Expression anderer Nitrilhydratasen essentiell. Um den Einfluß von P12K-Homologen,
deren Gene auch in drei Metagenom-Klonen gefunden wurden, auf die
Expression der entsprechenden Nitrilhydratasen aber auch auf Nitrilhydratasen
von anderen Klonen zu untersuchen, wurden zwei dieser Gene in den
Vektor pBBR1MCS5 (Kovach et al., 1995, Four new derivatives of the
broad host range cloning vector pBBR1MCS, carrying different antibiotic-resistance
cassetes, Gene 166: 175-176)
kloniert und hier unter die Kontrolle des 1ac-Promotors gestellt. Die entsprechenden
Konstrukte wurden mit pBBRS-P12K-M49bD9 und pBBR5-P12K-M3aG10 bezeichnet
(6 und 7).
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Die
Expression der Nitrilhydratase-Gene M49bD9 (Seq. ID No. 49/71) und
M3aG10 (Seq. ID No. 57/79) in Gegenwart der entsprechenden P12K-Homologen
(Seq. ID No. 83 – M49bD9;
Seq. ID No. 85 – M3aG10)
erfolgte im Stamm E. coli BL21 CodonPlus RIL bei 26°C. In beiden
Fällen
konnten die Untereinheiten der Nitrilhydratasen deutlich überexprimiert
werden.
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Die
Aktivität
der Nitrilhydratasen des Klons M49bD9 (Seq. ID No. 49/71) wurde
durch die Anwesenheit des P12K-Homologen
(Seq. ID No. 83) etwa um den Faktor 27 auf ca. 830 U/g BTM gesteigert
(Tabelle 1). Für
das Enzym des Klons M3aG10 (Seq. ID No. 57/79) konnte unter diesen
Bedingungen zum erstenmal Aktivität (ca. 23 U/g BTM) nachgewiesen
werden. Diese Ergebnisse belegen, dass die Anwesenheit der P12K-Homologen
(Seq. ID No. 85) für
die Erhöhung
der Aktivitätsausbeute
entscheidend kann.
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Tabelle
1: Aktivität
von Nitrilhydratasen nach Koexpression mit P12K-Homologen (Seq.
ID No. 83 und 85)
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Die
Kombination von Untereinheiten aus verschiedenen Metagenom-Klonen
eröffnet
die Möglichkeit Nitrilhydratasen
mit potentiell neuen Substratspezifitäten zu erzeugen. Durch die
Kombination von α-Untereinheiten
mit verschiedenen β-Untereinheiten
würde eine
große
Diversität
an Kombinationen neuer Nitrilhydratasen möglich werden. Bis dato ist
eine solche Kombination von Untereinheiten aus nicht zusammengehörigen Nitrilhydratasen
in der Literatur nicht bekannt.
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Um
diese Möglichkeit
zu evaluieren, wurden die α-Untereinheiten der
Klone M73dC9 und M15aA6 (Seq. ID No. 59 und 45), für die keine β-Untereinheiten
gefunden werden konnten, mit der β-Untereinheit
des Klons M12K24 (Seq. ID No. 63) im Stamm E. coli BL21 codon plus
RIL exprimiert.
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Während sich
bei der Expression des Paars von a-M73dC9a/bM12K24 (Seq. ID No.
59 und 63) beide Untereinheiten etwa gleich stark darstellen ließen, scheint
die α-Untereinheit
des Klons M15aA6 (Seq. ID No. 45) besser exprimiert worden zu sein
als die β-Untereinheit
des Klons M12K24 (Seq. ID No. 63).
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Die
Kombination der α-Untereinheit
des Klons M73dC9 (Seq. ID No. 59) und der β-Untereinheit des Klons M12K24
(Seq. ID No. 63) führte überraschenderweise
zur Bildung einer aktiven Nitrilhydratase mit einer Aktivtiät von ca.
0,07 U/g BTM (3). Dieses Ergebnis belegt,
daß es
prinzipiell möglich
ist, durch Kombination von Nitrilhydratase-Untereinheiten verschiedener
Klone aktive Enzyme darzustellen. Dieses war zum Zeitpunkt der Erfindung
aus dem Stand der Technik als solches nicht herleitbar.
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Stringente
Bedingungen: Der Ausdruck "unter
stringenten Bedingungen" wird
hierin wie bei Sambrook et al. (Sambrook, J.; Fritsch, E. F. und
Maniatis, T. (1989), Molecular cloning: a laboratory manual, 2nd ed., Cold Spring Harbor Laboratory Press,
New York) beschrieben, verstanden. Bevorzugt liegt eine stringente
Hybridisierung gemäß der vorliegenden
Erfindung vor, wenn nach Waschen für eine Stunde mit 1 × SSC (150
mM Natriumchlorid, 15 mM Natriumcitrat, pH 7.0) und 0,1 % SDS (Natriumdodecylsulfat)
bei 50 °C,
bevorzugt bei 55 °C,
mehr bevorzugt bei 62 °C
und am meisten bevorzugt bei 68 °C
und mehr bevorzugt für
1 Stunde mit 0,2 × SSC
und 0,1 % SDS bei 50 °C,
bevorzugter bei 55 °C,
mehr bevorzugt bei 62 °C
und am meisten bevorzugt bei 68 °C
noch ein positives Hybridisierungssignal beobachtet wird.
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Unter
optisch angereicherten (enantiomerenangereicherten, enantiomer angereicherten)
Verbindungen wird im Rahmen der Erfindung das Vorliegen einer optischen
Antipode im Gemisch mit der anderen in > 50 mol-% verstanden.
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Unter
dem Begriff Nukleinsäuresequenzen
werden alle Arten von einzelsträngiger
und dazu komplementärer
oder doppelsträngiger
DNA (z.B. genomische, cDNA) als auch RNA (z.B. mRNA) oder Gemische derselben
subsumiert.
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Verbesserte
Nukleinsäuresequenzen
kodieren für
verbesserte Proteinsequenzen. verbesserte Proteinsequenzen sind
solche, bei denen eine Verbesserung im Hinblick auf die Aktivität und/oder
Selektivität und/oder
Stabilität
gegenüber
den Ursprungssequenzen zu verzeichnen ist. Erfindungsgemäß bedeutet
dies, dass die Proteine aktiver und/oder selektiver bzw. weniger
selektiv oder unter den verwendeten Reaktionsbedingungen stabiler
sind. Während
die Aktivität
und die Stabilität
der Proteine für
die technische Anwendung naturgemäß möglichst hoch sein sollte, ist
in Bezug auf die Selektivität
dann von einer Verbesserung die Rede, wenn entweder die Substratselektivität abnimmt,
die Enantioselektivität
der Proteine jedoch gesteigert ist. Dies gilt ebenfalls für Proteine
als Bestandteile von Nitrilhydratasen, sofern sie dem Enzym die
entsprechenden verbesserten Eigenschaften verleihen helfen.
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Von
den beanspruchten Proteinsequenzen und den Nukleinsäuresequenzen
werden erfindungsgemäß auch solche
Sequenzen umfaßt,
die eine Homologie (exclusive der natürlichen Degeneration) größer als 70%
(in Bezug auf die Nukleinsäuresequenz)
bzw. 80% (in Bezug auf die Proteinsequenzen), bevorzugt größer als
90%, 91%, 92%, 93% oder 94%, mehr bevorzugt größer als 95% oder 96% und besonders
bevorzugt größer als
97%, 98% oder 99% zu einer dieser Sequenzen aufweisen, sofern die
Wirkungsweise bzw. Zweck einer solchen Sequenz erhalten bleibt.
Der Ausdruck "Homologie" (oder Identität) wie hierin
verwendet, kann durch die Gleichung H (%) = [1 – V/X] × 100 definiert werden, worin
H Homologie bedeutet, X die Gesamtzahl an Nukleobasen/Aminosäuren der
Vergleichssequenz ist und V die Anzahl an unterschiedlichen Nukleobasen/Aminosäuren der
zu betrachtenden Sequenz bezogen auf die Vergleichssequenz ist.
Auf jeden Fall sind mit dem Begriff Nukleinsäuresequnezen, welche für Polypeptide
codieren, alle Sequenzen umfaßt,
die nach Maßgabe
der Degeneration des genetischen Codes möglich erscheinen.
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Beschreibung der Abbildungen:
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1:
Homologie unter den mittels eines genetischen Screenings gefundenen α- und β-Untereinheiten
von Nitrilhydratasen.
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2:
Aktivität
verschiedener Metagenom-Nitrilhydratasen
gegen Benzonitil nach Expression in E. coli BL21 (DE3) codon plus
RIL mit ☐ und ∎ ohne Koexpression des Triggerfaktors
(n.b.: nicht bestimmt).
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3:
Aktivität
von Nitrilhydratasen bei Kombination von Untereinheiten aus verschiedenen
Metagenom-Klonen.
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4:
Die Vektorkarte zeigen die generelle Anordnung der α- Untereinheiten
im Plasmid pET22 am Beispiel des Klones M49bD9.
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5:
Die Vektorkarte zeigen die generelle Anordnung der β- Untereinheiten
im Plasmid pET26 am Beispiel des Klones M49bD9.
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6:
Die Vektorkarte zeigen die Anordnung des Proteins P12K des Klones
M49bD9 im Plasmid pBBR5.
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7:
Die Vektorkarte zeigen die Anordnung des Proteins P12K des Klones
M3aG10 im Plasmid pBBR5.
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Experimenteller Teil:
-
Allgemeines PCR-Protokoll:
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Kultivierung von Mikroorganismen
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Die
Kultivierung der E. coli Zellen und deren Aufbewahrung erfolgte
nach Sambrock et al. (Sambrook, J.; Fritsch, E. F. und Maniatis,
T. (1989), Molecular cloning: a laboratory manual, 2nd ed.,
Cold Spring Harbor Laboratory Press, New York).
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PCR-Protokoll:
-
Ein
typisches PCR-Protokoll ist im folgenden dargestellt, wobei ein
Anpassen des Protokolls bei Verwendung einer anderer Polymerase
nach Maßgabe
der Herstellerangaben erforderlich wird.
25μl | HotStarTaq-Mastermix,
Qiagen
(2,5 U Polymerase, 200 μM dNTPs, 1 × PCR-Puffer) |
25
pmol | Primer
01f |
25
pmol | Primer
01r |
2 μl | template-DNA
(20 – 200
ng) |
ad
50 μl | A.
dest |
-
-
Verdau mit
Restriktionsenzymen
-
Die
zu schneidende DNA wird mit 5 U Restriktionsenzym und den zugehörigen Puffer
versehen und wenn nicht anders erforderlich bei 37°C inkubiert.
Der Verdau chromosomaler DNA erfolgt mit 10 U Enzym. Die Inkubationsdauer
beträgt
1,5 – 2,5
Stunden.
-
Behandlung
mit alkalischer Phosphatase
-
Um
zu verhindern, dass Vektoren, welche nur mit einer Restriktionsendonuklease
geschnitten wurden, mit sich selbst religieren, wird mit Hilfe der
alkalischen Phosphatase der am 5'-Ende überhängende Phosphatrest
entfernt. Nur durch Insertion eines DNA-Fragments kann wieder zirkuläre DNA entstehen.
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Der
mit einer Restriktionsendonuklease geschnittene Vektor wird 15 min
bei 65°C
inkubiert, um die Restriktionsendonuklease abzustoppen. Anschließend wird
der Dephosphorylierungspuffer zugegeben und mit 1 U alkalischer
Phosphatase aus Schrimps wird 10 min bei 37°C inkubiert.
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Das
Enzym wird durch eine anschließende
Gelelektrophorese von der Vektor-DNA abgetrennt.
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Behandlung mit T4-DNA-Ligase
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Für die Ligation
werden Vektor und Insert im Verhältnis
1:3 eingesetzt. Das Volumen wird möglichst gering gewählt (7-20 μl) Der Ansatz
wird in Ligationspuffer und in Anwesenheit von 1 U Ligase bei 16 °C über Nacht
inkubiert.
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Transformation
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Zum
Ligationsansatz werden 100 μl
kompetente Zellen pipettiert und der Ansatz durch wiederholtes Aufziehen
der Pipette gemischt. Nach 30 min Inkubation auf Eis wird ein Hitzeschockschritt
bei 42 °C
für 45 sec
durchgeführt
und wieder 2 min auf Eis inkubiert. Es werden 120-900 μl SOC-Medium zugegeben
und der Ansatz wird 45 min bei 37°C
unter Agitation inkubiert. Anschließend wird der Ansatz ausplattiert
und bei 37°C über Nacht
inkubiert.
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Expression
von Metagenom-Nitrilhydratasen
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Die
Expression der Konstrukte mit T7-Promotoren erfolgte nach folgendem
Protokoll:
50 ml LBamp100-Medium mit
2 mM Fe-Citrat und jeweils 50 μg/ml
Kanamycin & Ampicillin
wurde 1%ig mit einer Übernachtkultur
angeimpft. Nach Erreichen einer OD600 von
ca. 0,5 wurde mit 1 mM IPTG (Isopropylthiogalactosid) die Expression
der Nitrilhydratasen induziert. Die Ernte der Zellen erfolgte ca.
24 Stunden nach Induktion bei 26°C.
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Aktivitätsnachweis
mit Benzonitril als Substrat
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Die
Biotransformation wurde im 10 ml Maßstab durchgeführt mit
ca. 100 mg Biofeuchtmasse (OD600 = 5) im
Kaliumphosphatpuffer (100 mM) pH 7,0. Die Inkubation erfolgte bei
30°C und
die Substratkonzentration betrug ca. 5 mM Benzonitril. Die Probennahme
erfolgte alle 5 – 10
min über
einen Zeitraum von maximal 1 Stunde. Das Probenvolumen betrug 100 μl und die
Reaktion wurde durch Zugabe von 10 μl 50%ige Phosphorsäure gestoppt.
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Die
Konzentrationen von Benzonitril und Benzamid wurden dann mittels
HPLC bestimmt:
Säule: | RP18-Säule Phenomenex
Hypersil ODS 5μ (mit
Vorsäule) |
Fließmittel: | 10
mM K2HPO4, (pH 2.3) |
Flußrate: | 1
ml/min |
Wellenlänge: | 202
nm |
Injektionsvolumen: | 20 μl |
Dauer
HPLC | Lauf:
12-15 min |
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Die
Berechnung der Aktivität
erfolgte über
die Kalkulation von einem μmol
Umsatz nach einer Minute, was einem U (Unit entspricht). Spezifische
Aktivitäten
werden in U pro g BTM oder mg Protein angegeben.
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Es
folgt ein Sequenzprotokoll nach WIPO St. 25.
Dieses kann
von der amtlichen Veröffentlichungsplattform
des DPMA heruntergeladen werden.