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Die Erfindung bezieht sich auf die stoffliche Verwertung nativer Öle und betrifft ein
Verfahren und eine Vorrichtung zur kontinuierlichen Extraktion von freien Fettsäuren
und anderen Inhaltsstoffen aus nativen Ölen sowie die Umesterung nativer Öle mit
Alkoholen.
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Es ist bereits bekannt, freie Fettsäuren aus nativen Ölen zu extrahieren. Auch das
Verfahren der Umesterung derartiger Öle ist dem Fachmann geläufig.
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Die Vorbehandlung der entschleimten Öle besteht im wesentlichen in einer sauren
katalytischen Veresterung zur Senkung der Säurezahl und einer daran
anschließenden basischen katalytischen Umesterung. Beide Prozeßstufen können im
Batch- oder Durchlauf-Betrieb realisiert werden (DE 30 20 612 C2, DE 41 23 928 A1,
DE 42 38 195 A1, DE 39 32 514 A1)
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Für den Umsetzungsgrad und die Reaktionsgeschwindigkeit ist die Durchmischung
des Öl/Alkohol/Katalysator-Gemisches eine entscheidende Voraussetzung.
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Während im Batch-Betrieb dies durch ein Rührwerk realisiert wird, erreicht man dies
im Durchlaufbetrieb infolge hoher Turbulenzen und Impulsaustausch bei hohen
Strömungsgeschwindigkeiten (hohe Reynoldszahlen) in Verbindung mit
entsprechenden Strömungseinbauten (Statikmischer) (DE 42 09 779 C1).
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Eine bessere Vermischung der zu reagierenden Stoffe wäre z. B. über die
Membrantechnik oder über HD-Blendensysteme möglich. Wegen der schwierigeren
Beherrschung im rauhen Produktionsprozeß wurde jedoch von vornherein auf diese
Systeme verzichtet.
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Die Nachteile der bekannten Verfahren liegen in der nicht ausreichenden
Geschwindigkeit sowohl der Umesterung als auch der Extraktion, wodurch das
Verfahren kostenaufwendig ist.
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Die Ursache dieses Nachteils liegt zu einem wesentlichen Teil in der nicht
ausreichenden Effektivität der Durchmischung der Reaktionspartner.
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Die Erfindung hat das Ziel, die Extraktion von Fettsäuren aus nativen Ölen zu
effektivieren und die Umesterung stark zu beschleunigen. Damit sollen Zeit- und
Kostenvorteile erzielt werden, die dazu führen, daß die Reaktionsprodukte als
Grundlage weiterer stofflicher Veredlung und sogar als Biodiesel direkt energetisch
verwertet werden können.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, durch eine effektives Durchmischen die
Reaktionspartner in technisch einfacher Weise so eng in Kontakt zu bringen, daß
die gewünschte und erstrebte Reaktion eintritt. Dabei soll durch eine intelligente
Reaktionsführung ein kontinuierlicher Prozeß erreicht werden.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zum Durchmischen der
Reaktionspartner niederfrequenter Ultraschall eingesetzt wird.
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Die Verwendung von Ultraschall zum Durchmischen von Lösungen ist zwar nicht
neu. Im vorliegenden Fall tritt jedoch der überraschende Effekt hinzu, daß nunmehr
die bisher notwendigerweise getrennt ablaufenden Verfahren der Extraktion und der
Umesterung gemeinsam in einem Reaktor kontinuierlich geführt werden können.
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Mittels Ultraschall hoher Intensität können durch die mechanische Wirkung, die
durch die Kavitationsbildung ausgelöst wird, wäßrig/organische
Mehrphasensysteme bequem in Emulsionen überführt werden bzw. chemische Reaktionen
beschleunigt werden, die sonst nicht oder nur sehr langsam ablaufen (Suslick, K. S.: Ultraso-
unds Chemical, Physical, and Biological Effects, Weinheim, 1989).
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Erfindungsgemäß können beide Prozeßstufen durch den Einsatz von NF-
Ultraschall-Gebern und den damit verbundenen hohen Vermischungsgrad, durch
Emulsionsbrechung mit HF-Ultraschall-Transducern und Abtrennung der
methanolischen Phase sowie durch hochfrequente sonochemische Beschleunigung der
Umesterungsreaktion wesentlich verbessert werden. Die Verbesserung betrifft sowohl
die Reaktionszeit als auch den Umsatzgrad.
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Anstelle der sauren Vorveresterung werden die freien Fettsäuren und Wertstoffe
durch Methanol extrahiert. Der Extraktionsprozeß wird ebenfalls durch den Eintrag
von NF-Ultraschall optimiert.
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Die Umesterung erfolgt mit einwertigen Alkoholen, wobei in einem Reaktor (Reaktor
1) Methanol als Extraktionsmittel mit entschleimtem nativen Öl unter Rühren
vermischt wird, in einen zweiten mit einer niederfrequenten Ultraschallquelle
versehenen Reaktor (Reaktor 2) einer ultraschallgestützen Extraktion unterzogen wird und
danach zur Emulsionsbrechung in einen dritten mit einer hochfrequenten
Ultraschallquelle versehenen heizbaren Reaktor (Reaktor 3) überführt wird, wobei eine
Phasentrennung in eine methanolische und eine Ölphase erfolgt, wobei die
methanolische Phase abgetrennt wird und die Ölphase mit einem Überschuß an
esterbildendem Alkohol und einen geeigneten Katalysator versehen wird, wobei nach
erneuter Umsetzung im Reaktor 3 eine ultraschallgestützte Umesterung des nativen
Öls zu einem Fettsäureester mit einem einwertigen Alkohol erfolgt. Durch die
Umesterung erhält man z. B. Methylester nativer Fettsäuren, die als Ausgangsprodukte
für eine weitere stoffliche Veredlung aber auch als Biodiesel direkt energetisch
verwertet werden können.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich durch überraschende Effekte
hinsichtlich der Extraktionsgeschwindigkeit, der Emulsionsbrechung und der
Beschleunigung der Umesterung aus, welche eine Steigerung der Extraktions- und
Umesterungseffizienz bewirken. Die Steigerung der Extraktions- und Umesterungseffizienz
wird durch die Einwirkung von Ultraschall erreicht, wobei durch die
Reaktoranordnung die üblicherweise getrennten Verfahren der Extraktion und Umesterung
kontinuierlich geführt werden können.
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Zur Bestätigung der getroffenen Annahmen wurden folgende Versuche
durchgeführt:
Versuch 1
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Die Ermittlung der optimalen Rührgeschwindigkeit mittels drehzahlgesteuertem
Rührmotor erfolgte visuell. Die Bestimmung der minimalen Zeitdauer, die zur
einmaligen Behandlung des Gesamtvolumens (600 ml) mittels NF-US notwendig war,
erfolgte durch Ermittlung der Durchflußgeschwindigkeit (Pumpenleistung in ml/min).
Einen Überblick über die durchgeführten Versuche zur Optimierung weiterer
Versuchsparameter gibt Tabelle 1.
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Ein bestimmtes Volumen an nativem Öl wurde mit einem entsprechenden Volumen
an Methanol versetzt und eine definierte Zeit im Reaktor 1 gerührt. Anschließend
wurde die Mischung im Kreislauf durch Reaktor 2, in dem die niederfrequente
Ultraschallbehandlung erfolgte, gepumpt. Anschließend wurden die Pumpe und der
Reaktor 1 abgeschaltet und die Emulsion im Reaktor 3 mit hochfrequentem Ultraschall
zur Phasentrennung behandelt. Nach Behandlung mit HF-US erfolgte die
Probenahme (Öl und Methanol) und die Bestimmung der Säurezahl. Die Ergebnisse der
einzelnen Versuche (O 1 bis O 7) sind in Tabelle 1 zusammengefaßt.
Tab. 1
Versuche zur Ermittlung der optimalen Versuchsparameter
Versuch 2
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Aus den Versuchen zur Optimierung der Parameter ergaben sich folgende
konstante Versuchsbedingungen zur Extraktion von Fettsäuren aus nativen Ölen:
Rührgeschwindigkeit: 800 U/min
Rührdauer: 10 min
HF-US Leistung: 80 Watt
HF-US Dauer: 10 min.
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Einen Überblick über die durchgeführten Versuche zur Extraktion der freien
Fettsäuren gibt Tabelle 2.
Tab. 2
Versuche zur Extraktion der freien Fettsäuren
Beschreibung der Versuche
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Ein bestimmtes Volumen an Öl wurde mit dem entsprechenden Volumen an
Methanol versetzt und eine definierte Zeit im Reaktor 1 gerührt. Anschließend wurde die
Mischung im Kreislauf durch Reaktor 2, in dem die niederfrequente
Ultraschallbehandlung erfolgte, gepumpt. Im Anschluß daran wurden die Pumpe und der NF-US
abgeschaltet und die Emulsion mit hochfrequentem Ultraschall zur Phasentrennung
im Reaktor 2 behandelt. Nach Behandlung mit HF-US erfolgte die Probenahme (Öl
und Methanol) und die Bestimmung der Säurezahl,. Die Methanolphase wurde
abgetrennt und erneut eine entsprechendes Volumen an frischem Methanol zugesetzt
und es erfolgte eine Behandlung wie oben genannt. Die Ergebnisse der einzelnen
Versuche (E 1 bis E 6) mit Angabe der Extraktionsschritte sind in Tabelle 2
zusammengefaßt. Eine Übersicht über die Ergebnisse der Versuche bezüglich der
einzelnen Extraktionschritten sind in den Tabellen 3-8 dargestellt.
Versuch E 1
Tab. 3
Ergebnisse der einzelnen Extraktionsschritte von Versuch E 1
Versuch E 2
Tab. 4
Ergebnisse der einzelnen Extraktionsschritte von Versuch E 2
Versuch E 3
Tab. 5
Ergebnisse der einzelnen Extraktionsschritte von Versuch E 3
Versuch E 4
Tab. 6
Ergebnisse der einzelnen Extraktionsschritte von Versuch E 4
Versuch E 5
Tab. 7
Ergebnisse der einzelnen Extraktionsschritte von Versuch E 5
Versuch E 6
Tab. 8
Ergebnisse der einzelnen Extraktionsschritte von Versuch E 6
Versuch 3
Beschreibung der Versuche zur Umesterung
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Ein bestimmtes Volumen an Öl wurde mit dem entsprechenden Volumen an
Methanol und in einigen Versuchen (U 1, U 2, U 3, U 4 und U 8) mit 10 ml 10%iger
methanolischer KOH-Lösung versetzt und eine definierte Zeit im Reaktor 1 gerührt
(800 U/min, 10 min). Anschließend wurde die Mischung im Kreislauf durch Reaktor
3, in der die niederfrequente Ultraschallbehandlung erfolgt, gepumpt (Versuche U 2,
U 4, U 6, U 7, U 8). Bei den Versuchen U 1, U 3 und U 5 entfiel zu Vergleichszwecken
die NF-US-Behandlung. Nach Beendigung der Versuche erfolgte die Probenahme.
Eine Übersicht über die Parameter der einzelnen Versuche ist in Tabelle 9
dargestellt.
Tab. 9
Versuche zur Umesterung
Versuch U 1
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Der Versuch wurde wie folgt durchgeführt:
- - mit Katalysator, aber nur rühren kein NF-US
- - keine vorherige Extraktion der freien Fettsäuren, SZ = 6,0 (evtl.
Seifenbildung).
Versuch U 2
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Der Versuch wurde wie folgt durchgeführt:
- - mit Katalysator und mit NF-US-Behandlung
- - keine vorherige Extraktion der freien Fettsäuren, SZ = 6,0 (evtl.
Seifenbildung).
Versuch U 3
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Der Versuch wurde wie folgt durchgeführt:
- - mit Katalysator, aber nur rühren kein NF-US
- - keine vorherige Extraktion der freien Fettsäuren, SZ = 0,85.
Versuch U 4
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Der Versuch wurde wie folgt durchgeführt:
- - mit Katalysator und mit NF-US-Behandlung
- - keine vorherige Extraktion der freien Fettsäuren, SZ = 0,85.
Versuch U 5
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Der Versuch wurde wie folgt durchgeführt:
- - ohne Katalysator und nur rühren, kein NF-US
- - vorherige Extraktion der freien Fettsäuren, SZ von 6,0 auf 1,23 (evtl.
Seifenbildung).
Versuch U 6
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Der Versuch wurde wie folgt durchgeführt:
- - ohne Katalysator, aber rühren und NF-US-Behandlung
- - vorherige Extraktion der freien Fettsäuren, SZ von 6,0 auf 1,23 (evtl.
Seifenbildung).
Versuch U 7
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Der Versuch wurde wie folgt durchgeführt:
- - ohne Katalysator, aber rühren und NF-US-Behandlung
- - vorherige Extraktion der freien Fettsäuren, SZ von 6,0 auf 1,23 (evtl.
Seifenbildung).
Versuch U 8
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Der Versuch wurde wie folgt durchgeführt:
- - mit Katalysator und mit NF-US-Behandlung
- - vorherige Extraktion der freien Fettsäuren, SZ von 6,0 auf 1,23 (evtl.
Seifenbildung).
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Die Ergebnisse dieser Versuche zeigten, daß bei hohen Säurezahlen und
Katalysatoreinsatz (U 1 und U 2) weder durch Rühren noch durch NF-US-Einsatz eine
signifikante Umesterung eintritt. Dies wird auch durch Erhöhung der Temperaturen
und Verlängerung der Reaktionszeit nicht verbessert (U 5 bis U 8).
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Bei Säurezahlen kleiner 1 (U 3 und U 4) kommt es sowohl durch Rühren als auch bei
NF-US-Einsatz zu einer vollständigen Umesterung. Der Effekt tritt bei NF-US-
Einsatz in ungewöhnlich kurzer Zeit ein, ebenso die Schwerkraft-Abscheidung des
entstandenen Glycerins. Letzterer Effekt kann durch HF-US noch verbessert
werden. Ohne Katalysator konnte bei Raumtemperatur auch bei US-Einsatz keine
Umesterung festgestellt werden.
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Die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens besteht im wesentlichen aus zwei
in Reihe angeordneten Hauptanlagenteilen, dem Extraktionsteil und dem
Umesterungsteil (siehe Fig. 1).
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Im Extraktionsteil ist dem Vorlagebehälter für das native Öl ein Wärmetauscher
nachgeordnet, dem die Zugabevorrichtung für das Methanol folgt. Daran schließt
sich die erste Extraktionsstufe, bestehend aus Vormischer mit unmittelbar
anschließendem Niederfrequenz-Sonotrodenreaktionsraum, nachfolgendem
Hochfrequenzultraschall-Transducer und nachgeschalteter Trenneinrichtung, an. Entsprechend
den im Einzelfall vorliegenden Anforderungen an die Extraktion werden mehrere
gleichgestaltete Extraktionsstufen in Reihe geschaltet.
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Im auf den Extraktionsteil folgenden Umesterungsteil folgt nach dem
eingangsseitigem Wärmetauscher und der Methanolzugabevorrichtung die erste
Umesterungsstufe, bestehend aus Vormischer mit direkt nachfolgendem Niederfrequenz-
Sonotrodenreaktionsraum sowie gefolgt vom Hochfrequenzultraschall-Transducer
mit nachgeschalteter Trenneinrichtung. Der ersten Umesterungsstufe sind
entsprechend den Anforderungen weitere nachgeschaltet, bis hin zur abschließenden
Mehthylesteraufbereitung.
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Zur Durchführung des Verfahrens mittels der beschriebenen Vorrichtung wird
natives Öl kontinuierlich aus dem Vorlagebehälter durch den Wärmetauscher zur ersten
Extraktionsstufe gefördert, vor welcher mittels der Methanolzugabevorrichtung
Methanol zu Öl zugegeben wird. In der ersten Extraktionsstufe werden im
Vormischer Öl und Methanol vorgemischt, um im unmittelbar nachfolgenden
Niederfrequenz-Sonotrodenreaktionsraum eine hohe Mischungsgüte zu erzielen. Im
nachgeordneten Hochfrequenzultraschall-Transducer wird das homogene Gemisch mittels
Hochfrequenzultraschall gebrochen, um in der folgenden Trenneinrichtung in die
beladene Methanollösung und das Öl getrennt zu werden. In den weiteren Stufen
des Extraktionsteils wird verfahrens- und anlagentechnisch analog zur ersten
Extraktionsstufe vorgegangen. Die jeweils abgeschiedene beladene Methanollösung
wird der Methanolaufbereitung zugeführt, um in wiederverwendungsfähiges
Methanol und Wertstoffe insbesondere freie Fettsäuren getrennt zu werden.
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Das Produkt der Extraktionsstufe, von Fettsäuren weitestgehend freies Öl, wird über
einen Vorlagebehälter und einen Wärmetauscher der ersten Stufe des
Umesterungsteils zugeführt. In der ersten Umesterungsstufe wird ein Methanol/Kalilauge-
Gemisch mittels Dosiereinrichtung zugegeben und nachfolgend durch den
Vormischer und den unmittelbar anschließenden Niederfrequenz-
Sonotrodenreaktionsraum ein homogenes Gemisch mit optimalen Bedingungen für
die ablaufende Umesterungsreaktion erzeugt. Im darauf folgenden
Hochfrequenzultraschall-Transducer wird das Gemisch mittels Hochfrequenzultraschall gebrochen,
damit in der darauf folgenden Trenneinrichtung die Trennung in die Methylester-
und die Glycerinphase erfolgt. Der ersten Umesterungsstufe sind weitere
Umesterungsstufen, vorzugsweise jedoch nur eine zweite, mit analogem Aufbau
nachgeschaltet. Nach Durchlauf durch den Umesterungsteil wird in der nachgeschalteten
Methylesteraufbereitung durch Abtrennung der Reststoffe die notwendige
Methylesterreinheit erreicht.
Legende zu Fig. 1
SZ Säurezahl
VM Vormischer
So Sonotrodenreaktionsraum
Tr Ultraschalltransducer