Die Erfindung betrifft eine Pendeleinrichtung
und ein Verfahren zur Simulation eines Aufpralls.
Aus dem Stand der Technik ist es bekannt, soge
nannte Crash-Tests mittels einer Schlittenanlage durchzu
führen. Hierzu werden üblicherweise eine Fahrzeug-
Seitenstruktur mit entsprechenden Verkleidungsteilen und
ein Mess-Dummy benötigt. Nachteilig bei einer solchen
vorbekannten Testanlage sind die hohen Kosten für die
Durchführung von Crash-Tests.
Aus der DE 198 54 856 A1 ist eine Seitenauf
prall-Simulationsanlage bekannt, welche zum Simulieren
der Intrusionen und Beschleunigungen von Fahrzeug-
Seitenstrukturen sowie der Beschleunigungen des gesamten
Fahrzeuges bei einem Seitenaufprall dient. Zur Untersu
chung der bei einem solchen Aufprall auf die Insassen des
Fahrzeuges wirkenden Kräfte befinden sich in dem Fahrzeu
ginnenraum Testpuppen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine
verbesserte Vorrichtung und ein verbessertes Verfahren
zur Simulation eines Aufpralls zu schaffen.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe
wird jeweils mit den Merkmalen der unabhängigen Patentan
sprüche gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen sind in den
abhängigen Patentansprüchen angegeben.
Die Erfindung erlaubt es, auf eine aufwendige
Schlittenanlage für die Durchführung eines Crash-Tests zu
verzichten. Ferner ist nur der jeweils interessierende
Teil der zu untersuchenden Fahrzeugstruktur für die Simu
lation des Aufpralls erforderlich. Dadurch können in sehr
bedeutsamem Umfang die Kosten sogenannter Crash-Tests
verringert werden.
Die Erfindung erlaubt die Simulation des Auf
prallverhaltens mit einer hohen Reproduzierbarkeit wegen
der geringen Anzahl der variablen Test-Parameter. Auf
grund dessen kann eine genaue Aussage über die Exemplar
streuung, beispielsweise eines Kopf-Airbags, getroffen
werden.
Die erfindungsgemäße Pendeleinrichtung erlaubt
im Vergleich mit dem Stand der Technik ein schnelleres
und flexibles Aufbauen einer Simulationsanordnung und re
duziert den Aufwand für das sogenannte "Einschießen" der
Anlage. Damit verbunden ist auch ein geringerer Material
aufwand für den Crash-Test.
Insgesamt erlaubt die Erfindung eine Beschleu
nigung des Entwicklungszyklus, insbesondere hinsichtlich
der Kopf-Airbag-Entwicklung.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist der
Kopf eines Dummys über den Dummyhals mit dem Tragarm des
Pendels verbunden. Im Kopf des Dummys befindet sich ein
dreiachsiger Beschleunigungsaufnehmer, auch Kopfsensor
genannt, um die während des Aufpralls auf den Dummykopf
wirkenden Beschleunigungen bzw. Trägheitskräfte in der
Einschwingrichtung des Pendels, in der vertikalen Rich
tung und in einer senkrecht zu diesen beiden Richtungen
verlaufenden Richtung zu ermitteln. Dieser Beschleuni
gungsaufnehmer ist nahe dem Kopfschwerpunkt positioniert.
Im Bereich des Tragarmes ist ein weiterer Beschleuni
gungsaufnehmer angebracht, der die im Bereich des Dummy
halses auftretenden Beschleunigungen bzw. Trägheitskräfte
aufnehmen kann, während am Dummyhals ein Halsaufnehmer
für die am Dummyhals wirkenden und durch die Beschleuni
gungen des Kopfes hervorgerufenen Kräfte und Momente an
geordnet ist.
Zur Durchführung der Aufprall-Simulation wird
das Pendel um einen definierten Winkel ausgelenkt. Nach
Auslösen des Pendels beschleunigt dies auf eine durch die
Auslenkung definierte Geschwindigkeit, bevor der Dummy
kopf aufprallt. Beispielsweise kann vor dem Aufprall des
Dummykopfes ein Airbag ausgelöst werden.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform wird der
Dummykopf während der Pendelbewebung von einem lösbaren
Halteelement relativ zu dem Pendel fixiert, um eine Ver
fälschung der auf den Dummykopf wirkenden Kräfte durch
die Pendelbewegung zu unterbinden. Kurz vor dem Aufprall
wird das Halteelement gelöst, so dass der Dummykopf frei
schwingen kann.
Das Signal für die Lösung des Halteelements
wird zeitlich mit dem Signal für die Auslösung des Air
bags so abgestimmt, dass unterschiedliche Crash-Fälle si
muliert werden können. Beispielsweise kann das Halteele
ment unmittelbar vor oder nach der Auslösung des Airbags
gelöst werden.
Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist in der zu untersuchenden Fahrzeugstruktur ein Dummy-
Schulterimitat in Schulterhöhe angeordnet, um die Entfal
tung des Airbags in Schulterrichtung zu begrenzen.
Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
sind im unteren Bereich des zu untersuchenden Fahrzeug-
Karossenteils Dämpf- und Federelemente angeordnet. Das
Dämpfelement dient zur Simulation der bei einem realen
Aufprall auftretenden Dämpfung, und das Federelement
dient zur Simulation der ebenfalls bei einem realen Auf
prall auftretenden Rückfederkräfte.
Im Weiteren wird eine bevorzugte Ausführungs
form der Erfindung anhand der Zeichnungen erläutert.
Es zeigen
Fig. 1 eine Ausführungsform der erfindungs
gemäßen Pendeleinrichtung mit einem
zu untersuchenden Fahrzeug-
Karossenteil,
Fig. 2 die Pendeleinrichtung der Fig. 1 in
Ruhelage mit ausgelenktem Pendel,
Fig. 3 die Pendeleinrichtung der Fig. 1, bei
der das Pendel mit der definierten
Geschwindigkeit auf das Dämpfelement
auftrifft,
Fig. 4 die Pendeleinrichtung der Fig. 1 mit
aufgeblasenem Seitenairbag,
Fig. 5 die Pendeleinrichtung der Fig. 1, bei
der das Pendel einen maximalen Aus
schlag hat und
Fig. 6 die Pendeleinrichtung der Fig. 1 beim
Rückfedern des Pendels nach dem Auf
prall.
Die Fig. 1 zeigt eine Ausführungsform der er
findungsgemäßen Pendeleinrichtung. Zu der Pendeleinrich
tung gehört ein Pendelarm 1, der mit einem Lager 5 an ei
ner Deckenstruktur 6 schwenkbar angebracht ist. An dem
Pendelarm 1 befindet sich ein Tragarm 4 in etwa in einer
Höhe, die der Schulterhöhe des Dummys entspricht. Der
Tragarm 4 bildet mit dem Pendelarm 1 einen etwa rechten
Winkel.
Der Tragarm 4 dient zum Halten von zumindest
einem Teil eines Dummys - in dem gezeigten Beispiel der
Fig. 4 einem Dummykopf 2 und einem Dummyhals 3. Der Dum
myhals 3 ist über einen Halsaufnehmer 8 und Gummistifte 7
an dem Tragarm 4 befestigt. Anstelle von Gummistiften 7
kann auch eine Gummimatte verwendet werden.
An der aus dem Dummykopf 2 und dem Dummyhals 3
bestehenden Anordnung ist ein Drahtseil 9 befestigt, de
ren anderes Ende von einem an dem Pendelarm 1 befestigten
Hubmagneten 10 gehalten werden kann. Dadurch sind der
Dummykopf 2 und der Dummyhals 3 bei einer Bewegung des
Pendelarms 1 relativ zu dem Pendelarm 1 fixierbar.
Ferner weist der Pendelarm 1 einen Beschleuni
gungsaufnehmer 11 auf. Der Beschleunigungsaufnehmer 11
dient zur Erfassung eines Wirbelsäulen-Beschleuni
gungssignals, d. h. der Beschleunigung der die Wirbelsäule
des Dummys ausgesetzt wäre. Hierzu ist der Beschleunigungsaufnehmer
11 in etwa in Schulterhöhe angeordnet. Ei
ne Anordnung des Beschleunigungsaufnehmers 11 an dem
Tragarm 4 ist ebenfalls möglich, ohne das Messergebnis zu
verändern.
Ferner befindet sich an einem unteren Bereich
des Pendelarms 1 eine Aufnahme 12 für Zusatzgewichte 13.
Die Aufnahme 12 weist die Form eines Gewindezapfens auf,
an dem die Zusatzgewichte 13 geschraubt sind, und ist in
dem betrachteten Ausführungsbeispiel in eine der Ein
schwingrichtung des Pendelarms 1 entgegengesetzte Rich
tung ausgerichtet. Aus der Masse der pendelnden Teile und
der gewünschten Aufprallgeschwindigkeit und dem gewünsch
ten Aufprallimplus für die Simulation des Aufpralls er
gibt sich die erforderliche Auslenkung des Pendelarms 1
aus der Vertikalen.
Auf der der Aufnahme 12 gegenüberliegenden Sei
te des Pendelarms 1 befindet sich eine Prallfläche 24.
Die Prallfläche 24 ist in einem Endbereich des Pendelarms
1 angeordnet.
An einer ortsfesten Grundstruktur 14 sind ein
Dämpfelement 15 und ein Federelement 16 angeordnet. So
wohl das Dämpfelement 15 als auch das Federelement 16
weisen entgegen der Einschwingrichtung des Pendelarms 1
vor dem Aufprall. Bei einem Aufprall kommen das Dämpfele
ment 15 und das Federelement 16 mit der Prallfläche 24 in
Anschlag.
Als Dämpferelement 15 können zum Beispiel hyd
raulische, pneumatische, elektrische oder mechanische
Dämpfer, zum Beispiel sogenannte Honeycombs, verwendet
werden. Für das Federelement 16 können beispielsweise
Gummifedern, Blattfedern und Zylinderfedern verwendet
werden. Zur Realisierung der Dämpfer-Federanordnung ist
es auch möglich, die Dämpfer- und Federelemente 15, 16
parallel oder in Reihe zu schalten oder auch auf einen
der beiden Elemente zu verzichten. Ferner befindet sich
auf der Grundstruktur 14 ein Dummy-Schulterimitat 17,
welches als untere Begrenzung für die Expansion eines
Kopf-Airbags 18 dient.
Ein oder mehrere Fahrzeug-Karossenteile, bei
spielsweise ein Fahrzeugdach und eine Fahrzeugseitenwand
19 bzw. 20, werden relativ zu einem Pfahl 21 zur Aufnahme
der bei einem Aufprall wirkenden Kräfte an einer Wand 22
fixiert.
Im Weiteren wird anhand der Fig. 2 bis Fig. 6
der Ablauf bei der Durchführung einer Aufprallsimulation
in fünf verschiedenen Phasen erläutert.
Die Fig. 2 zeigt die Pendeleinrichtung der Fig.
1, wenn sich das System in der Ruhelage befindet. Der
Pendelarm 1 ist um einen definierten Winkel ausgelenkt,
entsprechend der gewünschten Aufprallgeschwindigkeit. Das
Drahtseil 9 ist in die Öse des Hubmagneten 10 eingeführt
und wird dort fixiert. Dadurch wird die aus dem Dummykopf
2 und dem Dummyhals 3 bestehende Anordnung in einer Achse
23 parallel zu dem Pendelarm 1 gehalten. Der Kopf-Airbag
18 befindet sich im gefalteten Zustand.
Die Fig. 3 zeigt den Zustand des Systems, nach
dem der Pendelarm 1 ausgelöst worden ist, zu dem Zeit
punkt des Auftreffens des Pendelarms 1 auf das Dämpfele
ment 15. Kurz vor dem in der Fig. 3 gezeigten Zeitpunkt
wird die Positionierung der aus Dummykopf 2 und Dummyhals
3 bestehenden Anordnung gelöst, in dem die Stromversor
gung des Hubmagneten 10 unterbrochen wird und sich so das
Drahtseil 9 aus der Öse des Hubmagneten 10 lösen kann.
Ebenfalls zu einem kurz vor dem in der Fig. 3
dargestellten Zeitpunkt wird der Kopf-Airbag 18 - auch
als Curtain bezeichnet - ausgelöst. Der Kopf-Airbag 18
bläst sich in Pfeilrichtung 24 in Richtung auf das Dummy-
Schulterimitat 17 auf.
Die Auslösung des Kopf-Airbags 18 und die Lö
sung des Hubmagneten 10 erfolgt durch ein in der Fig. 3
nicht dargestelltes elektronisches Steuerungsgerät. Bei
spielsweise kann entlang des Pendelweges des Pendelarms 1
eine Lichtschranke angeordnet sein. Beim Passieren der
Lichtschranke gibt diese ein Signal an das Steuerungsge
rät ab, so dass dieses entsprechend die Stromversorgung
des Hubmagneten 10 unterbricht und den Kopf-Airbag 18
auslöst.
Die Fig. 4 zeigt den Zustand des Systems zu ei
nem Zeitpunkt nach dem Auftreffen des Pendelarms 1 auf
das Dämpfelement 15 und das Federelement 16. Zu diesem
Zeitpunkt ist der Kopf-Airbag 18 vollständig aufgeblasen.
Aufgrund des gelösten Drahtseiles 9 wird der Dummykopf 2
und der Dummyhals 3 aufgrund des Aufpralls des Pendelarms
1 in Richtung auf den Kopf-Airbag 18, wobei der Dummykopf
2 in der in der Fig. 4 gezeigten Position auf den Kopf-
Airbag 18 auftrifft. Die dabei auftretenden Beschleuni
gungen werden durch den im Dummykopf 2 befindlichen Be
schleunigungsaufnehmer, und die am Dummyhals 3 wirkenden
Kräfte und Momente werden durch den am Dummyhals 3 ange
ordneten Halsaufnehmer 8 gemessen, insbesondere mittels
des Beschleunigungsaufnehmers 11. Die gemessenen Be
schleunigungswerte, Kräfte und Momente werden mit einer
Datenerfassungseinrichtung, beispielsweise einem Datalog
ger, für die spätere Auswertung aufgenommen.
Die Fig. 5 zeigt den Zustand des Systems zu ei
nem Zeitpunkt, in dem der maximale Ausschlag des Pendelhals
3 werden von dem Kopf-Airbag 18 aufgefangen. Die da
bei auftretenden Beschleunigungen, Kräfte und Momente
werden wiederum messtechnisch erfasst.
Die Fig. 6 zeigt den Zustand des Systems zu ei
nem Zeitpunkt, in dem der Pendelarm 1 durch die Feder
kraft des Federelements 16 zurückschwingt. Bei dem Zu
rückschwingen werden der Dummykopf 2 und der Dummyhals 3
aus dem Kopf-Airbag 18 herausgezogen, wodurch der soge
nannte Reboundeffekt simuliert wird. Der Kopf-Airbag 18
wird dadurch entlastet.
Als Auftreffort des Dummykopfes 2 kommen auch
entsprechend an der Pendeleinrichtung angeordnete Fahr
zeug-Verkleidungsteile wie die A-, B- oder C-Säulenver
kleidung oder Dachrahmen-Verkleidungen in Frage.
Alternativ können die Dummy-Schulter und das
Dummy-Schulterimitat 17 statt direkt am sogenannten Pol
(ortsfeste Struktur) auch am Pendelarm 1 befestigt wer
den. Ferner kann anstatt der Drahtseil-Hubmagneten-
Anordnung 9, 10 auch ein Elektro-Magneten-Stab oder eine
sonstige mechanische Anordnung als Positionshalter ver
wendet werden.
Die Erfindung erlaubt es also den sonst hohen
Kosten- und Zeitaufwand für den Aufbau und das sogenannte
Einschießen der Crash-Anlage ganz wesentlich zu reduzie
ren. Ein weiterer Vorteil sind die Verringerung von Kos
ten und Zeitaufwand für das Updaten der Anlage, bei
spielsweise falls ein neuer Baseline-Crash-Test aufgrund
von neuen Anforderungen an die zu testenden Teile oder
Strukturänderungen erforderlich ist.
Bezugszeichenliste
1
Pendelarm
2
Dummykopf
3
Dummyhals
4
Tragarm
5
Gelenk
6
Deckenstruktur
7
Gummistifte
8
Halsaufnehmer
9
Drahtseil
10
Hubmagnet
11
Beschleunigungsaufnehmer
12
Aufnahme
13
Zusatzgewichte
14
Grundstruktur
15
Dämpfelement
16
Federelement
17
Dummy-Schulterimitat
18
Kopf-Airbag
19
Fahrzeugdach
20
Fahrzeugseitenwand
21
Pfahl
22
Wand
23
Achse
24
Prallfläche