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Verfahren zur Herstellung von wasserlöslichen therapeutischen Mitteln
mit bakteriostatischer . bis baktericider Wirkung Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Herstellung von wasserlöslichen Chemotherapeuticis, welche je nach den angewandten
Bedingungen und Konzentrationen bakteriostatisch bis baktericid wirken, ohne auf
dem oder im Körper Nebenwirkungen hervorzurufen.
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Nach einem nicht zum Stand der Technik gehörenden Vorschlag hat man
solche Mittel hergestellt, indem man die baktericid wirksame Ascorhinsäure oder
deren Salze, z. B. das Natriumascorbinat mit Säurechloriden natürlich vorkommender,
freie Mercaptogruppen enthaltender Verbindungen, insbesondere den Hydrochloriden
der Säurechloride, zur Reaktion gebracht hat. Als Reaktionskomponenten fanden dabei
native Verbindungen Verwendung, wodurch als wesentlicher Fortschritt der neuen baktericiden
Stoffgruppe gegenüber Heilmitteln ähnlicher Wirkung, wie Sulfonamiden, Antibiotika,
Chinin, Acridinabkömmlingen und metallorganischen Verbindungen, eine überraschend
gute Verträglichkeit hei außerordentlich geringer Giftigkeit erzielt wurde.
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Es wurde nun gefunden, daß die baktericide Wirkung der Ascorbinsäure
im Körper erhalten werden kann, auch wenn sie oder ihre Salze statt mit den Säurechloriden
freie Mercaptogruppen enthaltender Aminocarhonsäuren mit Säurechloriden solcher
nativer Aminocarlxolisättreii, die keine freien Mercaptogruppen enthalten, umgesetzt
werden. Die Ascorbinsä ure wird nach dem "erfahren der Erfindung wahrscheinlich
in esterartiger Bindung mit der Aminocarbonsäure verknüpft und auf diese Weise dem
Abbau durch das Ferment Ascorbinase eine gewisse Zeit entzogen, die ausreicht, um
sie unzerstört an den Wirkungsort im Organismus zti transportieren. Die Umsetzung
wird zweckmäßig in einem inerten organischen Lösungsmittel, -r..13. trockenem Äther,
zunächst unter äußerer Kühlung mit nacllifolgendem kurzem Erwärmen durchgeführt:
dann wird anschließend das erzielte Produkt von dem in ,tödhiometrischer Menge entstandenen
Alkalihalogenid in geeigneter Weise getrennt. Die Reaktion zwischen den Säurehalogeniden
und der :Ascorbinsäure kann vorteilhaft auch in Gegenwart von halogenwasserstoffal>spaltenden
:Mitteln, z. B. wasserfreiem Natriumcarbonat oder Pyridin erfolgen. Die erfindungsgemäß
erhaltenen Produkte stellen in Wasser leichtlösliche, farblose Verbindungen dar.
Ihre baktericide Wirkung lrcwegt sich in der Größenordnung der bekannten Antibiotika,
wie der Sulfonamide und des Penicillins. Darüber hinaus sind sie gut verträglich
und zeigen keinerlei schädliche Nebenwirkung.
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Beispiel 1 Nach S. Levine, J. Am. Chem. Soc., 76 (1954), S.1382, wird
Gly-cvlcliloridhydrochlori<1 hergestellt. indem man einer Suspension von d, 1-Glyko.koll
Phosphorpentachlorid zusetzt und das Gemisch 10 Stunden bei Zimmertemperatur kräftig
schüttelt. Nach Abfiltrieren des Produktes wird es dreimal mit Tetrachlorkohlenstoff,
dreimal mit wasserfreiem Petroläther und einmal mit wasserfreiem Äther gewaschen
und auf dem Filtert getrocknet. Das so erhaltene Produkt wird aus Acetylchlorid
umkristallisiert. 1,3 g dieses stark hygroskopischen Säurechlorids schlämmt man
in feinverteilter Form unter sorgfältigem Ausschluß von Feuchtigkeit in 100 ml trockenem
Äther auf, versetzt die Suspension mit einer Aufschlämmung von 1,98 g Natriumascorbinat
in 100m1 trockenem Äther und rührt das Gemisch unter einer Stickstoffatmosphäre
und sorgfältigem Ausschluß von Feuchtigkeit zunächst 3 Stunden bei Raumtemperatur,
dann 12 Stunden bei Siedetemperatur des Äthers. In dem durch Filtration gewonnenen
ungelösten. hellen, amorphen Produkt befindet sich nunmehr neben der stöchiometrischen
Menge \Tatritimchlorid die vermutlich esterartig verknüpfte Verbindung von 1 Mol
Glycinhydrochlorid mit 1 @lol Ascorbinsäure der Zusammensetzung C8 Hil O; N - H
Cl in praktisch quantitativer Ausbeute. Das beigemischte Natriumchlorid ist nur
schwer und verlustreich abzutrennen, da auch das erfindungsgemäß erhaltene Glycylascorbinat
leicht löslich in Wasser und schwer löslich in den gebräuchlichen organischen Lösungsmitteln
ist. Zur Erzielung der eingangs beschriebenen bakteriostatischen oder baktericiden
Wirkungen stört das anwesende Natriumchlorid indessen nicht. Ein gereinigtes Produkt
läßt sich durch mehrstündiges kontinuierliches Auswaschen des Reaktionsproduktes
bei nicht über 40°
mit reinem, absolutem Alkohol; Einengen des Extraktes
im Vakuum bei nicht über 40° bis zum Auftreten einer Trübung und anschließendes
Versetzen mit dem dreifachen Volumen trockenen Äthers gewinnen. Die nach mehrstündigem
Stehen in der Kälte abgetrennten, meist sternförmig angeordneten, pris-.inatischen
Kristalle zeigen den berechneten Stickstoffgehalt von 5,21/o, für die zu erwartende
Zusammensetzung C@ H,107 N - H Cl. Die Substanz (etwa 1,6 g) zeigt auch bei nochmaliger
Reinigung keinen scharfen Schmelzpunkt.
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Beispiel 2 Man gewinnt Alanylchlorid'hydrochlo,ri..d nach dem im Beispiel
1 zitierten Verfahren. 1,44 g des so erhaltenen Säurechlorids schlämmt man unter
Feuchtigkeitsaussch.luß in 100 ml trockenem Äther auf, versetzt mit einer Suspension
von 1,76 g Ascorbinsäure in 100 ml trockenem Äther, die die Ascorbinsäure
zum Teil gelöst enthält, und gibt 1,06 g feinpulverisi,°rtes, wasserfreies Natriumcarbonat
zu. Dies:--,s Gemisch rührt man in einer Stickstoffatmosphäre kräftig zunächst 3
Stunden bei Raumtemperatur und dann 12 Stunden bei Siedetemperatur des Äthers. Das
durch Filtration erhaltene helle, natriumchlorid- und natriumbicarbonathaltige Produkt
kann man nach der im Beispiel 1 geschilderten Methode, reinigen, wobei man den zur
Extraktion verwendeten Äthylalkohol durch tropfenweise Zugabe von alkoholischer
Salzsäure zweckmäßig auf einem p11-Wert von 6,0 bis 6,5 hält. Das erhalten-, farblose,
wasserlösli,ch° Produkt (etwa 2 g) zeigt den für eine Verbindung der Bruttoformel
C3 H13 07N - HCl erwarteten Stickstoffgehalt von etwa 4,9 0/0.
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Beispiel 3 Methionin wird nach der im Beispiell zitierten Verfahrensweise
in das Säureclilorid'hydrochlorid verwandelt. 1,92 g dieser stark hygroskopischen
Verbindung schlämmt man unter Fenchti,gkeitsa.usschluß in 100 ml trockenem Äther
auf, gibt eine Suispension von 1,98 g Natriumascorbinat in 100 ml Äther zu und verfährt
weiter wie in den Beispielen 1 und 2 beschrieben. Nach Reinigung erhält man etwa
1,2 g wasserlösliche, farblose Prismen ohne scharfen Schmelzpunkt, deren Schwefelgehalt
mit 9,1'°/o, und Stickstoffgehalt mit 4,2 % der erwarteten Bruttoformel Clo H15
07 NS - H Cl entspricht.
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Beispiel 4 Man verfährt nach Beispiel2 unter Verwendung von 0,79g
Pyridin an Stelle des dort genannten Natriumcarbonats als säurebindendem Mittel.
Nach Beendigung der Rührdauer löst man das entstandene Pyridinhydrochlorid aus dem
Reaktionsprodukt durch Waschen mit wenig Methylalkohol bei Zimmertemperatur heraus
und gelangt so zu einer gereinigten `'erbindun.g mit den Eigenschaften nach Beispiel
2.
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Die, baktericide Wirkung der nach den Beispielen 1 bis 3 erhaltenen
Produkte ergibt sich aus folgenden bakteriologischen Untersuchungsbefunden: Mäuse
wurden mit der 20fachen dosis letalis minima einer hochvirulenten, vom Menschen
staminenden Bakterienkultur von Staphy lococcus aureus haemolyticus intraperitoneal
infiziert. Die Versuchstiere erhielten daraufhin in Zeitabständen von bis zu 4 Stunden
nach der Infektion auf gleiche Weise Lösungen der obigen Reaktionsprodukte in physiologischer
Natriumchloridlösung verabreicht. Es zeigte sich dabei, daß noch Dosierungen zwischen
1 und 3 fing pro Maus, deren Gewicht durchschnittlich 10 bis 15 g betrug, ausreichten,
um die Tiere ohne toxische Folgeerscheinungen am Leben zu erhalten.
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Vergle.i,chsweis° ist zu sagen, daß eine entsprechend.- Schutzwirkung
durch Sulfonamide erst mit etwa 12 mg pro Maus zu erreichen ist. Besonders li.einerlcensiv2rt
ist ferner, daß ähnliche Untersuchungsbefunde mit deii nach der Erfindung hergestellten
Substanzen auch bei Infektion der Versuchstiere mit Pneumokokken und Streptokokken
erreicht wurden.