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Verfahren zur Herstellung von filmbildenden Schutzmitteln zur Verhütung
von Hautschäden durch wässerige Lösungen Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung von filmbildenden Schutzmitteln zur Verhütung von Hautschäden durch
wässerige Lösungen, insbesondere von Säuren, Alkalien, Salzen, Desinfektionsmitteln,
Gerbstoffen, Farbstoffen und anderen in Wasser löslichen organischen Verbindungen.
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Unterliegt die Haut des Menschen einer länger andauernden oder auch
einer sich wiederholenden Einwirkung von Wasser oder wässerigen Medien, so quillt
die Haut. Verbindet sich nun mit dieser Einwirkung ein fortlaufender Wechsel zwischen
niederer und höherer Temperatur sowie zwischen Austrocknung und Wiederanfeuchtung,
so stellt sich eine erhöhte Disposition für Hauterkrankungen ein. In Berufszweigen,
die unter den genannten Bedingungen ausgeübt werden, z. B. in Wäschereien und Textilveredlungsbetrieben,
in Gesteinsschlämmereien und-schleifereien, in Bäckereien, sind Dermatosen eine
häufige Erscheinung.
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Darüber hinaus ergibt sich eine gesteigerte Empfindlichkeit der Haut
gegenüber Säuren, Alkalien, Salzen und sonstigen Chemikalien, die in einem wässerigen
Medium gelöst sind. So findet z. B. in der Galvano-und Graviertechnik, in der Leder-und
Textilveredlungsindustrie, in der Photo-, photochemischen und Photokopierindustrie,
sowie im Bäckereigewerbe (Umgang mit Sauerteig), im Bergwerk mit relativ saurem
Sickerwasser eine gesteigerte Säurebeanspruchung der Haut statt. Die Zahl der Berufszweige,
in denen eine schädliche Alkalieinwirkung auf die Haut stattfindet, wobei sich im
alkalischen Bereich die Hautquellung wesentlich steigert, ist sehr groß.
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Erwähnt sei der Einfluß von alkalisch eingestellten Wasch-und Reinigungsmitteln,
von alkalisch reagierenden Behandlungsbädern jeder Art, von gelöschtem Kalk (Maurer,
Zementarbeiter), von Caseinkaltleim in der holzverarbeitenden Industrie, von Haarverformungsmitteln
im Friseurgewerbe. Besondere Gefährdungen treten ein beim Umgang mit Alkali und
Halogen enthaltenden Mitteln, z. B. mit Chlorkalk oder chlorhaltigen Reinigungsmitteln
in wässeriger Lösung.
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Weiterhin treten bei empfindlicher Haut Dermatosen auch bei Küchen-,
Haus-und sonstigen Reinigungsarbeiten auf. Hautschädigend wirken schließlich wässerige
Lösungen von Metallsalzen, wie Silber-, Quecksilber-, Nickel-, Aluminium-und Chromsalzen,
sowie wässerige Lösungen von natürlichen und synthetischen Gerbstoffen, von Farbstoffen,
von Alkoholen, Formaldehyd und anderen Desinfektionsmitteln.
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Im Rahmen des Arbeitsschutzes werden, wie bekannt, Gewerbeschutzsalben
verwendet, die eine Einwirkung schädigender Stoffe auf die Haut verhindern sollen
und deren Zusammensetzung in der Regel verschieden ist, je nachdem sie als Schutz
gegen organi-
sche Lösungsmittel oder gegen wässerige Lösungen dienen sollen.
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Es sind als Schutzsalben bzw. Schutzpasten bekannt für Arbeiten in
Wasser : Zubereitungen aus Vaseline und Lanolin ; für Arbeiten in Seifenwasser :
Zubereitungen aus Vaseline, Bienenwachs, Lanolin, Glycerinmonostearat und Stearin
; gegen Alkali : Zubereitungen aus Lanolin, Stearin, Triäthanolamin und Borsäure
; gegen photosensibilisierende Substanzen : Zubereitungen aus Lanolin, Rizinusöl,
Titandioxyd, Homomenthylsalizylat und Netzmitteln ; gegen wasserlösliche Reizstoffe
: Zubereitungen aus Benzoeharz, Bienenwachs, Lanolin, Mastix und Alkohol, oder aus
Athylcellulose, Mastix, Rizinusöl und Aceton.
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Als sogenannte » flüssige Handschuhe « sind bekannt : Zusammensetzungen
aus Gummiarabikum, Tragant, Borax und Wasser, oder aus Seifenflocken, Glycerin,
Wasserglas, Tragant, Zitronenöl und Wasser, oder aus Glycerinmonostearat, Bienenwachs,
Lanolin, Cholesterin, Wasserglas, Ammoniak und Wasser, oder aus Methylcellulose,
Paraffin, Glycerin und Wasser (Seifen, Ole, Fette, Wachse, 5 [1952], S. 104).
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Weiterhin sind Hautschutzmittel bekannt, die gesättigte synthetische
Wachse aus höheren einwertigen Alkoholen und höheren Fettsäuren enthalten, in denen
mindestens eine Komponente eine verzweigte Kohlenstoffkette besitzt. Diese Wachse
können in Mischung mit kosmetischen oder dermatologischen Mitteln, gegebenenfalls
auch in bekannter Weise in emulgierter Form verwendet werden (deutsche Patentschrift
906371).
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Bei Herstellung einer anderen bekannten Arbeitsschutzsalbe wird von
Salbengrundlagen ausgegangen, die aus einem Celluloseäther, Fett, fettem 01 oder
Wachs, einem Emulgator für 01-in-Wasser-Emulsionen sowie vorwiegend einem Emulgator
für (: 51-in-Wasser-Emulsionen bestehen, denen eine tWl-in-Wasser-Emulsion aus einem
hauptsächlich Cetylalkohol enthaltenden Gemisch höherer gesättigter Fettalkohole
mit über 14 C-Atomen sowie flüssige Wachsester ungesättigter Fettsäuren mit Fettalkoholen
mit 12 bis 18 C-Atomen zugesetzt sind (deutsche Patentschrift 903 990).
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Gegen die verschiedenartigsten wässerigen dermatoxisch wirkenden
Arbeitsstoffe werden Schutzsalben empfohlen, die aus Metallsilikaten, Derivaten
von Polysacchariden, höheren Fettalkoholen, aliphatischen Kohlenwasserstoffen und
quaternären Ammoniumsalzen bestehen, oder solche, die Polymerisate bzw.
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Mischpolymerisate ungesättigter Kohlenwasserstoffe mit freien Carboxylgruppen
enthalten, oder solche, die als Bestandteile Silikone aufweisen. Hautschutzmittel,
die nach einer Veröffentlichung thermoplastische Polymerisationsprodukte enthalten
sollen, sind hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und hinsichtlich ihres Anwendungsbereiches
nicht näher bekannt.
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Als Bestandteil von filmbildenden Hautüberzügen sind auch kautschukartige
Stoffe zur Erörterung gestellt worden (vgl. Schulze, Zentralblatt für Gewerbehygiene
und Unfallverhütung, 1943, Heft 3, S. 55). Ein Einbau solcher Stoffe verbietet sich
indessen im Hinblick auf die bei derartigen Hochpolymeren bestehende Gefahr der
Hautreizung ; außerdem ergeben diese Komponenten schmierige, nicht trocknende Uberzüge.
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Es wurde gefunden, dai3 ein gut haftender und auch bei arbeitsbedingter
mechanischer Beanspruchung lange Zeit hindurch Schutz gewährender Film von einem
Schutzmittel zur Verhütung von Hautschäden durch wässerige Lösungen, insbesondere
von Säuren, Alkalien, Salzen, Desinfektionsmitteln, Gerbstoffen, Farbstoffen und
anderen in Wasser löslichen organischen Verbindungen erzeugt wird, wenn dieses Schutzmittel
in Form eines Gemisches aus Haft-und Filmbildungsmitteln, Salbengrundlagen, mindestens
einem Emulgator und sonstigen Zusätzen, wie Füllstoffen, Mitteln zur Verhütung von
Schimmelbildung, Duftstoffen, nach einem Verfahren hergestellt ist, bei welchem
Dienpolymere mit einem Molekulargewicht nicht über 50 000 als Haft-und Filmbildungsmittel
verwendet oder mitverwendetwerden. Als solche kommen z. B. Butadien-, Methylbutadien-und/oder
Dimethylbutadienpolymerisate mit einem Molekulargewicht nicht über 50 000 in Betracht.
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Neben derartigen Dienpolymeren können dem Gemisch erfindungsgemäß
zur Erhöhung des Haftvermögens und zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften
des sich aus ihm bildenden Films Ester des Polyvinylalkohols, vorwiegend Polyvinylacetat,
zugesetzt werden.
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Nach der Erfindung gewinnt das Hautschutzmittel für bestimmte Anwendungszwecke
besonderen Wert, wenn dem Gemisch antibakteriell wirksame Substanzen zugesetzt werden,
die in Wasser nicht oder schwerlöslich sind. Als solche Substanzen kommen z. B.
Phenol und Phenolabkömmlinge, Derivate des Diphenylmethans und des Diphenylsulfids,
organische Quecksilberverbindungen in Betracht.
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Als Beispiele für geeignete Zusammensetzungen von Hautschutzmitteln
nach der Erfindung werden angeführt :
B eispiel 1 Gewichtsteile Butadienblockpolymerisat,
Molekulargewicht 32 000............ 14,0 Vaseline alba.........................
11, 5 Hartparaffin, Schmelzpunkt 50 bis 52°.. 7,5 Emulgator für :) l-in-Wasser-Emulsionen
(Lanettewachs AH) 5, 0 Talkum.............................. 3,5 p-Chlor-m-kresolnatrium..............
0,1 Milchsäure, 90°/oig 0,15 Wasser.............................. 58,25 Beispiel
2 Gewichtsteile Butadienblockpolymerisat, Molekulargewicht 32 000........... 3,0
Polyvinylacetat....................... 4,0 Vaseline alba 20, 0 Montanwachs.........................
8,0 Emulgator für Öl-in-Wasser-Emulsionen (Lanettewachs AH) 6, 0 Talkum..............................
4,0 p-Chlor-m-kresolnatrium.............. 0,2 Wasser..............................
54,8 Beispiel 3 Gewichtsteile Butadienblockpolymerisat, Molekulargewicht 32 000...........
10,0 Vaselinealba...................... 13,0 Hartparaffin, Schmelzpunkt 50 bis 52°..
3,0 Montanwachs......................... 5,0 Emulgator für tAl-in-Wasser-Emulsionen
(Lanettewachs AH) 8, 0 Talkum.............................. 3,5 p-Chlor-m-kresolnatrium..............
0,1 Milchsäure, 90°/oig..,., 0,1 p-Chlor-o-benzylphenol................ 1,8 Wasser...............................
55,5 Bei der Herstellung dieser Zubereitungen wird zweckmäßig so verfahren, daß
eine Mischung aus den Dienpolymeren, den als Salbengrundlage verwendeten Stoffen-gegebenenfalls
den antibakteriell wirkenden Stoffen-sowie dem Emulgator in der Wärme geschmolzen
wird. Dieser Schmelze werden die Füllstoffe und darauf das zur Bildung einer Ol-in-Wasser-Emulsion
erforderliche Wasser mit dem darin gelösten konservierenden Stoff, gegebenenfalls
auch mit dem darin emulgierten Polyvinylalkoholester oder mit der darin gelösten
Milchsäure unter stetem Rühren zugesetzt.
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Die erfindungsgemäßen Hautschutzmittel finden in der Weise Anwendung,
daß die zu schützende Körperoberfläche, z. B. die Hände, vor der Behandlung gut
zu reinigen und sehr gut zu trocknen sind. Die für den Schutz beider Hände genügende
Menge von 1 bis 2 g des Hautschutzmittels wird unter Waschbewegung schnell und gleichmäßig
auf der Gesamtoberflache der Hände verteilt. Diese gleichmäßige Verteilung auf der
Haut durch die waschähnliche Bewegung wird nach kurzer Zeit plötzlich erschwert.
Die vorher durch das Hautschutzmittel geschmeidigen Finger gleiten plötzlich nicht
mehr aneinander vorbei, und die bisher mühelose Waschbewegung wird abgebremst. Diese
Erscheinung beruht auf der Bildung des hautschützenden, wasserabstoßenden Films,
der nun auch deutlich erkennbar ist. Ein anfänglich leichtes Kleben des Films verschwindet
mit der Trocknung.
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Zur Beseitigung des gegenüber mehreren normalen Händewaschungen beständigen
Hautschutzfilms müssen die Hände nach Arbeitsschluß unter Verwendung von Seife und
warmem Wasser mehrere Minuten lang gebürstet werden.