DE10056838A1 - Verfahren zur Trennung und Detektion von Proteinen - Google Patents
Verfahren zur Trennung und Detektion von ProteinenInfo
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Abstract
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Auftrennung und Detektion von Proteinen, wobei die Proteinproben in einer Trennpufferlösung enthalten sind. Die Auftrennung der Proteine erfolgt in zwei Schritten: DOLLAR A Zunächst werden die Proteine oder die Proteinprobe zellulären Ursprungs in einem ersten Trennschritt gemäß der Free-Flow-Elektrophorese nach der isoelektrischen Fokussierung (IEF) oder der Isotachophorese in einzelne Proteinfraktionen zerlegt und mit einem reaktiven Markierungsstoff verknüpft. In einem zweiten Trennschritt werden die Proteinfraktionen mit der Kapillarelektrophorese in mehreren Kapillaren gleichzeitig aufgetrennt, wobei in den einzelnen Kapillaren gleichzeitig mehrere verschiedene reaktive Markierungsstoffe detektiert werden können.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Trennung und Detektion von Proteinen,
um eine Beschleunigung der Proteomanalytik zu erreichen.
Als Proteom bezeichnet man alle Proteine eines Organismus, einer Zelle, einer Organelle
oder einer Körperflüssigkeit zu einem definierten Zeitpunkt und unter genau definierten
Bedingungen detektiert und quantifiziert. In der Proteomanalytik werden Proteine
daraufhin untersucht, welche Proteine welche Rolle in biologischen Vorgängen spielen und
welchen Proteinen eine besondere Bedeutung in Wechselwirkung mit anderen Proteinen
zukommt. Ferner wird im Rahmen der Proteomanalytik der Frage nachgegangen,
inwieweit Chemikalien, Wirkstoffe und andere externe Faktoren (Umwelteinflüsse, Hitze,
Kälte, Wassermangel, pH-Wert etc.) die zelluläre Proteinexpression beeinflussen. In der
Toxikologie und Pharmakologie wird mit der Proteomanalytik des weiteren versucht, zu
ergründen, welche Proteine in welchen Proteinkonstellationen für welche Nebenwirkungen
verantwortlich sein können. Schließlich wird der Frage nachgegangen, ob die
Proteinexpression von Mikroorganismen derart beeinflusst werden kann, daß die Raum-
Zeit-Ausbeuten von fermentativen Produktionsprozessen verbessert werden können.
Aus technischen Gründen - sowohl die Trennung als auch die Detektion betreffend - ist
eine vollständige quantitative Beobachtung und Auswertung aller Proteine eines Proteoms
bisher nicht möglich; hydrophobe Proteine, Proteine extremer Größe, seien sie besonders
groß oder besonders klein, stark sauer oder stark basisch, verursachen ernsthafte Probleme
bei der Trennung solcher Proteine, so daß sich vollständige Proteome selbst unter sonst
optimalen Bedingungen nicht detektieren lassen. Gegenwärtig wird davon ausgegangen,
daß erheblich mehr als 50% aller exprimierten Proteine quantitativ erfaßt werden können.
Ein erhebliches Problem stellt angesichts der unübersehbaren Vielzahl von exprimierten
Proteinen die Probenaufbereitung dar. In der Phase der Probenaufbereitung werden die
Weichen dafür gestellt, auch komplex aufgebaute Proteinmuster zu trennen und zu
identifizieren.
Es hat sich herausgestellt, daß die Löslichkeit die Auftrennung von Proteinen erheblich
beeinflußt. Proteine, die sich schnell in Wasser lösen, bereiten in der Regel keine Probleme
hinsichtlich der Auftrennbarkeit.
Proteine mit stabilen Sekundär- oder Tertiärstrukturen, die schwer wasserlöslich sind,
werden hinsichtlich ihres Löslichkeitsverhaltens durch Zugabe von chaotropen Substanzen
wie beispielsweise Guanidin-Hydrochlorid oder Harnstoff stabilisiert. Dabei kann es
jedoch zu unerwünschten Reaktionen einzelner Proteine kommen, wodurch ein
ursprünglich in einer Form vorliegendes Protein in mehrere Formen übergeht und so die
Heterogenität der bereits vorliegenden Probe zusätzlich erweitert.
Membran-Proteine, deren natürliche Umgebung Lipidmembranen sind und die während
ihrer Isolation voneinander direkt wieder zum Agglomerieren neigen und wieder unlöslich
werden, sind besonders schwer zu handhaben. Diese hydrophoben Proteine können nur im
gelösten Zustand gehalten werden, wenn Detergentien zugegeben werden, die jedoch
häufig die nachfolgenden Stadien der Proteinauftrennung beeinträchtigen können.
Hohe Proteinkonzentrationen sind zwar für die meisten Auftrennverfahren und
Auswerteprozeduren im hohen Maße erwünscht, gehen jedoch mit dem Risiko einher, daß
sich Aggregationen ausbilden. Im Gegensatz dazu sind niedrige Proteinkonzentrationen,
die sich positiv auf das Löslichkeitsverhalten auswirken, mit zusätzlichen
Vorbereitungsschritten vor der eigentlichen Separation verbunden.
Die bisherigen Auftrenntechniken im Bereich der molaren Masse von Proteinen sind die
Elektrophorese einerseits und die Chromatographie andererseits. Jedoch vermag keine
dieser beiden Auftrenntechniken von Proteinen alleine wesentlich mehr als 100
verschiedene Komponenten zu trennen. Da jedoch eine einfache Zelle in der Regel
mehrere Tausend verschiedene Spezies von Proteinen enthält und die Menge der in einer
Probe enthaltenen Proteine um den Faktor 106 differieren kann, muß eine ausreichend
große Trennkapazität zur Verfügung gestellt werden, die nur durch gekoppelte,
mehrdimensionale Auftrennverfahren geschaffen werden kann.
Proteine haben den Charakter von Zwitterionen und können dementsprechend positiv oder
negativ geladen sein. Mit Elektrophoreseverfahren können einzelne Komponenten
entsprechend ihrer Mobilität im elektrischen Feld getrennt werden. Die elektrophoretische
Mobilität jedes Proteins ist ein charakteristischer Wert. Im Rahmen der Proteomanalytik
werden zwei Elektrophorese-Verfahren angewendet, die isoelektrische Fokussierung (IEF)
und die Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamid-Gelelektrophorese (SDS-PAGE).
Bei der isoelektrischen Fokussierung bewegen sich die einzelnen Proteine auf dem Gel
innerhalb eines pH-Gradienten zu ihrem jeweiligen isoelektrischen Punkt, an dem sie ihre
Nettoladung ausgleichen und so ihre elektrophoretische Mobilität einbüßen. Bewegt sich
ein Protein aufgrund thermischer Diffusionserscheinungen aus der pH-Region, die der
isoelektrischen Ladung entspricht, so nimmt es wieder eine Ladung an und bewegt sich im
elektrischen Feld wieder zurück zu der Stelle im pH-Gradienten, die seinem
isoelektrischen Punkt entspricht.
Das SDS-PAGE-Verfahren sieht das Beladen sämtlicher Proteine mit
Natriumdodecylsulfat (= SDS) vor; die negativen SDS-Protein-Komplexe bewegen sich in
Richtung Anode im elektrischen Feld und lassen sich entsprechend ihrer molekularen
Größen in der Polyacrylamidmatrix trennen.
Aus der Kombination des IEF- und des SDS-PAGE-Verfahrens entstand die 2D-Gel-
Elektrophorese (2D-PAGE) nach Klose und O'Farrell 1975 (J. Biol. Chem. 1975, 250,
4007 bis 4020; Humangenetik 1975, 25, 231 bis 245).
Dieses Verfahren sieht eine Trennung der Proteine in der ersten Dimension mit der iso
elektrischen Fokussierung nach ihrem isoelektrischen Punkt vor. Als zweite Dimension
wird eine Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamid-Gelelektrophorese zur Auftrennung der
Proteine nach ihrer Größe durchgeführt. Diese Methode stellt derzeit die einzige
Vorgehensweise dar, mit der komplexe Proteinmixturen mit hoher Auflösung aufgetrennt
werden können. Die Vorteile des 2D-PAGE-Verfahrens sind die zwei zueinander
komplementären Trennprinzipien, nämlich IEF- und SDS-PAGE-Verfahren nach Ladung
und Molgewicht. Diese Technik läßt sich prinzipiell bei allen Proteinen nutzen. Das
Auflösungsvermögen dieser Methode kann durch den Einsatz von engen pH-Gradienten in
der isoelektrischen Fokussierung deutlich erhöht werden ("Zoom-Gele").
Andererseits bestehen bei diesem Verfahren auch Nachteile; so ist einige Erfahrung und
Geschick bei der Probenaufbereitung erforderlich. Die Auftragsmenge ist begrenzt, so daß
schwach exprimierte Proteine nicht direkt detektiert werden können. Protein-Transfer von
der ersten zur zweiten Dimension ist schwierig und schlecht reproduzierbar. Eine einfache
Automatisierungsmöglichkeit besteht bei diesem Verfahren nicht. Auch werden nicht alle
Proteine durch dieses Verfahren detektiert. Für Molekulargewichte kleiner als 10.000 und
für Molekulargewichte größer als 100.000 werden keine befriedigenden und
aussagekräftigen Resultate erhalten. Nach der Trennung im Gel müssen die Proteine noch
aufwändig gefärbt werden.
Das Färben erfolgt beispielsweise mit Farbstoffen wie Coomassie-Blau, mit kolloidalem
Silber, mit Zink/Imidazol oder mit Fluoreszenzfarbstoffen wie Sypro®Ruby,
Sypro®Orange oder Sypro®Red. Allen eingesetzten Färbemethoden ist gemeinsam, daß die
Bindung zwischen Protein und Färbereagenz nicht kovalent, sondern auf der Basis von
ionischen, hydrophoben oder van-der-Waals-Wechselwirkungen erfolgt. Im Anschluß an
die Färbung werden die Gele in der Regel mit Hilfe eines Scanners oder eines Fluoreszenz-
Scanners digitalisiert.
In US 6,043,025 und in US 6,127,134 wird ein Prozeß und ein Kit beschrieben, mit
welchem man Unterschiede in zwei oder mehr Proteinproben detektieren kann. Die
Proteinextrakte von unterschiedlichen Proben werden mit verschiedenen, positiv geladenen
Fluoreszenzfarbstoffen kovalent markiert, vereinigt und der 2D-PAGE unterworfen.
Identische Proteine aus den verschiedenen Proben können dann an Hand ihrer
unterschiedlichen Fluoreszenzwellenlängen im gleichen Gel detektiert und quantifiziert
werden.
Alternativ zu diesen Färbemethoden können auch radioaktive Verfahren eingesetzt werden.
Dazu werden die Zellen mit bestimmten isotopenmarkierten Verbindungen wie
beispielsweise 35S-Cystein oder 32PO4 3- versetzt. Im Anschluß an die 2D-PAGE wird zur
Digitalisierung in diesen Fällen gewöhnlich ein Phosphorimager eingesetzt. Mit
Bildauswerteprogrammen wie beispielsweise MELANIE, PDQUEST, IMAGEMASTER
oder Z3 werden in den erhaltenen digitalisierten Gelen anschließend die Proteinspots
detektiert, quantifiziert und zugeordnet. Die Erkennung der einzelnen Spots sowie die
Zuordnung der Spots zwischen den einzelnen Gelen (= "Matchen") sind sehr
zeitaufwändig und erfordern manuelles Eingreifen des Operators.
Die gesamte Prozedur ausgehend von der Elektrophorese bis hin zur Färbung, Detektion
und Quantifizierung gemäß des 2D-PAGE-Verfahrens ist sehr aufwändig.
Angesichts der skizzierten technischen Probleme liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein Trennverfahren für Proteine zu entwickeln, welches den Einsatz von Gelen
reduziert, schnell und einfach durchführbar sowie automatisierbar ist und eine einfache
Quantifizierung der aufgetrennten Proteine erlaubt.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zur Auftrennung und Detektion
von Proteinen gelöst, wobei die Proteinproben in einer Trennpufferlösung enthalten sind
und die nachfolgenden Verfahrensschritte durchlaufen werden:
- - Die Proteinproben werden in einem ersten Trennschritt gemäß der Free- Flow-Elektrophorese mit der isoelektrischen Fokussierung (IEF) oder der Isotachophorese in einzelne Fraktionen zerlegt und mit einem reaktiven Markierungsstoff verknüpft;
- - in einem zweiten Trennschritt werden die Proteinfraktionen gemäß der Kapillarelektrophorese in vorzugsweise mehreren Kapillaren gleichzeitig aufgetrennt, wobei in den einzelnen Kapillaren gleichzeitig mehrere verschiedene reaktive Markierungsstoffe detektiert werden.
Die Vorteile des erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verfahrens sind vor allem darin zu
erblicken, daß die Auftrennung der Proteine bzw. der zellulären Proteine nunmehr
automatisierbar bei mehreren Proben gleichzeitig erfolgen kann. Dadurch läßt sich der
Probendurchsatz erheblich steigern. Ferner kann mit dem erfindungsgemäß
vorgeschlagenen Verfahren die jetzige komplizierte personalintensive Bildauswertung
entfallen. Ferner kann die aufzutragende Probenauftragsmenge erheblich verringert
werden. Durch ein geeignetes Markierungsverfahren wie die Fluoreszenzmarkierung kann
die Empfindlichkeit und damit das Auflösungsvermögen hinsichtlich der Detektion
schwach exprimierter Proteine erheblich erhöht werden.
In einer vorteilhaften Ausführungsvariante des erfindungsgemäß vorgeschlagenen
Verfahrens werden nach dem ersten Trennschritt erhaltenen Proteinfraktionen mit einem
reaktiven Fluoreszenzfarbstoff verknüpft. Dies kann z. B. durch Kopplung der N-
Hydroxysuccinimidester (NHS-Ester) oder Isothiocyanate von Fluoreszenzfarbstoffen an
freie Aminogruppen der Proteine erfolgen. Vorzugsweise werden an den Proteinen die
freien Aminogruppen der N-Termini oder Lysine als Kopplungsstellen ausgewählt.
Im Unterschied zu Fluoreszenzfärbungen im Polyacrylamidgel sind die Farbstoffe beim
erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verfahren kovalent an die einzelnen Proteine
gebunden. Die üblicherweise nach der 2D-Elektrophorese verwendeten
Fluoreszenzfarbstoffe wie Sypro®Ruby, Sypro®Orange oder Sypro®Red sind nur adsorptiv
gebunden, beispielsweise durch hydrophobe, ionische oder van-der-Waals Kräfte. In einem
zweiten Trennschritt werden Kapillaren eingesetzt, die in bevorzugter Ausgestaltung des
erfindungsgemäßen Verfahrens Polyacrylamidgel enthalten. Die Detektion der einzelnen
Proteine erfolgt im zweiten Trennschritt mit laserinduzierter Fluoreszenz.
Um eine Verbesserung des Laufverhaltens der Proteine im Rahmen der
Kapillarelektrophorese zu erzielen, kann Natriumdodecylsulfat zum Trennpuffer
beigegeben werden.
Um die parallele Abarbeitung einer höheren Anzahl von Proteinproben nach der Free-
Flow-Elektrophorese zu gewährleisten, können alle Vertiefungen einer Mikrotiterplatte
parallel durch ebenso viele Kapillaren getrennt detektiert und quantifiziert werden. Dies
kann beispielsweise dadurch erreicht werden, daß ein handelsübliches Gerät zur DNA-
Sequenzierung eingesetzt wird.
In vorteilhafter Weise können in jeder Kapillare im zweiten Trennschritt gleichzeitig
mehrere verschiedene Fluoreszenzfarbstoffe detektiert werden. Dadurch lassen sich auch
mehrere Proteinproben, die mit unterschiedlichen Fluoreszenzfarbstoffen markiert sind,
simultan in einer Kapillare gleichzeitig trennen. Dies ermöglicht es, Proteinproben aus
unterschiedlichen experimentellen Bedingungen nach dem FFE-IEF-Verfahren und
Fluoreszenzmarkierung zu vereinigen und in einem einzigen Kapillarelektrophoreselauf
aufzutrennen. Die bisher notwendige Zuordnung der einzelnen Spots in den einzelnen
Gelen, das sogenannte Matchen, entfällt.
Die empfindliche Fluoreszenzdetektion gewährleistet einen großen dynamischen Bereich
und eine hohe Empfindlichkeit. Durch die hohe Trennleistung der Kapillarelektrophorese
wird eine wesentlich bessere Auflösung in der zweiten Dimension verglichen mit dem 2D-
PAGE-Gelverfahren erreicht. Aufgrund der hohen Automatisierbarkeit beider
Trennschritte, der FFE und der Kapillarelektrophorese, wird ein wesentlich höherer
Durchsatz und damit eine bessere statistische Absicherung der gemessenen Ergebnisse
erwartet.
Die Auftrennung der Proteinproben im ersten Trennschritt kann z. B. in vorteilhafter Weise
in eine Mikrotiterplatte erfolgen, wobei eine Mikrotiterplatte eingesetzt wird, deren Anzahl
von Vertiefungen der der getrennten Proteinfraktionen entspricht. Die Anzahl der
Kapillaren, die im zweiten Trennschritt gemäß der Kapillarelektrophorese eingesetzt
werden, entspricht in vorteilhafter Weise der Anzahl der in die Mikrotiterplatte
eingebrachten Anzahl von Probenfraktionen.
Das erfindungsgemäß vorgeschlagene Verfahren, welches in zwei Trennschritten unter
Ausnutzung der Free-Flow-Elektrophorese und der Kapillarelektrophorese erfolgt, sei
nachfolgend näher beschrieben unter Benennung der benutzten Komponenten.
Bei der von Hannig entwickelten Free-Flow-Elektrophorese (Hannig in Electrophoresis
1982, 3, 235-243) fließt senkrecht zu einem elektrischen Feld ein kontinuierlicher
Pufferfilm. An einer Seite der Free-Flow-Elektrophoresekammer wird an einer definierten
Stelle die Proteinprobe zugeführt.
Im ersten Trennschritt können für das erfindungsgemäß vorgeschlagene Verfahren zwei
unterschiedliche Methoden der Free-Flow-Elektrophorese eingesetzt werden: die
isoelektrische Fokussierung und die Isotachophorese.
Zur isoelektrischen Fokussierung wird mit Hilfe von Trägerampholyten (Gerhard Weber
und Petr Bocek in Electrophoresis 1998, 19, 1649-1653), die zusammen mit dem Puffer
appliziert werden, ein pH-Gradient zwischen den beiden Elektroden senkrecht zur
Fließrichtung des Pufferfilms erzeugt, der die Proteine auf Grund ihrer Ladung im freien
Fluß auftrennt (FFE-IEF). Am anderen Ende der Free-Flow-Elektrophoresekammer
werden die Einzelfraktionen durch eine Reihe von Schläuchen beispielsweise in den
einzelnen Vertiefungen einer Mikrotiterplatte aufgesammelt.
Alternativ zur FFE-IEF kann die Isotachophorese im ersten Trennschritt verwendet
werden. In einem diskontinuierlichen Puffersystem, bestehend aus Leit- und
Folgeelektrolyt, bildet sich im elektrischen Feld ein Potentialgradient aus. Im Bereich der
Ionen mit niedriger Mobilität ist die Feldstärke höher als im Bereich der mobileren Ionen.
Da die Wanderung aller Ionen mit gleicher Geschwindigkeit erfolgen muß, bilden sich aus
dem Proteinprobengemisch reine Zonen der einzelnen Proteine aus. Im
Gleichgewichtszustand folgt das Ion mit der höchsten Mobilität dem Leit-Ion des
Leitelektrolyten, das mit der niedrigsten Mobilität wandert vor dem Folgeelektrolyten, die
anderen wandern dazwischen in der Reihenfolge abnehmender Mobilitäten. In der Praxis
wird eine Intervall-Isotachophorese durchgeführt (Gerhard Weber und Petr Bocek in
Electrophoresis 1998, 19, 3090-3093). Nach dem Aufbringen der Proteinprobe und der
Elektrolyte auf die Free-Flow-Elektrophoresekammer wird für 2 Minuten Hochspannung
zur Trennung der Proteine angelegt, anschließend werden die getrennten Fraktionen
spannungslos über eine Reihe von Schläuchen in die einzelnen Vertiefungen einer
Mikrotiterplatte eluiert.
Für den erfindungsgemäß vorgeschlagenen ersten Schritt zur Trennung der Proteine -
sowohl für die FFE-IEF als auch für die Free-Flow-Isotachophorese - wird beispielsweise
das Elektrophoresegerät "OCTOPUS" der Firma Dr. Weber GmbH eingesetzt.
In diesem Elektrophoresegerät werden nach der isoelektrischen Fokussierung (FFE-IEF)
oder der Isotachophorese einzelne Proteinfraktionen (vorzugsweise 96) in Mikrotiterplatten
erhalten. Die Proteine in diesen Fraktionen werden mit einem reaktiven
Fluoreszenzfarbstoff verknüpft. Dazu eignen sich Derivate wie beispielsweise die N-
Hydroxysuccinimidester (NHS-Ester) oder die Isothiocyanate von Fluoreszenzfarbstoffen,
die an freie Aminogruppen der Proteine gekoppelt werden. Insbesondere eigenen sich N-
Termini oder Lysine der Proteine bzw. der Proteinfraktionen. Daneben sind auch
Verknüpfungen von entsprechenden derivatisierten Fluoreszenzfarbstoffen an die
Carboxylat-, Thiol- und Hydroxylgruppen der Proteine ohne weiteres möglich. Der bei der
Verwendung von kovalent gebundenen Fluoreszenzfarbstoffen erzielbare Vorteil ist vor
allem darin zu erblicken, daß in jeder Kapillare im nachfolgenden Trennschritt mehrere mit
unterschiedlichen Farbstoffen markierten Proben gleichzeitig detektiert werden können.
Im zweiten Trennschritt lassen sich die kovalent fluoreszenzmarkierten Proteine mit Hilfe
einer Kapillarelektrophorese separieren. Vorzugsweise werden dazu die Kapillaren mit
einem Polyacrylamidgel gefüllt. Die Detektion folgt bevorzugt mit laserinduzierter
Fluoreszenz, wobei zur Verbesserung des Laufverhaltens der Proteine in der
Kapillarelektrophorese Natriumdodecylsulfat zum Trennpuffer gegeben werden kann.
Idealerweise werden alle Vertiefungen der Mikrotiterplatte parallel in ebensovielen
Kapillaren getrennt detektiert und quantifiziert. Es wird in bevorzugter und einfacher
Weise ein handelsübliches Gerät zur DNA-Sequenzierung eingesetzt, beispielsweise ein
MEGA-Bace von Amersham Pharmacia oder ein anderes Gerät ähnlicher Bauart. Ein
Vorteil gegenüber der herkömmlichen 2D-Gelelektrophorese mit anschließender nicht-
kovalenter Färbung mit Bildauswertung zur Quantifizierung liegt darin, daß die nach der
hier beschriebenen Methode erhaltenen Elektropherogramme mit handelsüblicher Software
leicht quantifizierbar sind.
In jeder Kapillare, die gemäß des zweiten Auftrennschrittes im Rahmen der
Kapillarelektrophorese Verwendung findet, können gleichzeitig mehrere verschiedene
Fluoreszenzfarbstoffe detektiert werden. Deshalb lassen sich auch mehrere Proteinproben,
die mit unterschiedlichen Fluoreszenzfarbstoffen markiert worden sind, mischen und
simultan in einer einzigen Kapitallare trennen. Dieser Umstand trägt im zweiten
Verfahrensschritt zu einer Parallelisierung, d. h. einer parallelen Bearbeitung mehrerer
Proben gleichzeitig bei. Vorzugsweise handelt es sich bei den in einem Lauf analysierten
mehreren Proben um Proteine aus unterschiedlichen Zellen oder aus Zellen in
unterschiedlichen Entwicklungsstadien oder aus Zellen, die unterschiedlichen äußeren
Bedingungen (wie z. B. Hitze, Kälte, Wirkstoffe, Chemikalien etc.) ausgesetzt waren.
Durch die wesentlich empfindlicher einzustufende Fluoreszenzdetektion ist ein großer
dynamischer Bereich und eine hohe Empfindlichkeit gewährleistet. Weiterhin kann durch
die hohe Trennleistung innerhalb der Kapillarelektrophorese eine wesentlich bessere
Auflösung der Proteinproben oder der Proteinproben zellulären Ursprungs in der zweiten
Dimension, verglichen mit den 2D-PAGE-Verfahren, erreicht werden. Aufgrund der
wesentlich besseren Automatisierbarkeit beider Methoden, der Free-Flow-Elektrophorese
und der Kapillarelektrophorese, wird ein wesentlich höherer Durchsatz und damit eine
bessere statistische Absicherung der Ergebnisse erfolgen. Nach Durchführung des
erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verfahrens ist eine Programmsequenz zur Auswertung
der Elektropherogramme zur erstellen; Ferner sind zur Realisierung des erfindungsgemäß
vorgeschlagenen Verfahrens beispielsweise eine Free-Flow-Elektrophoreseapparatur
("Octopus" der Firma Dr. Weber GmbH) erforderlich sowie beispielsweise ein MEGA-
Bace-Sequenzer der Firma Amersham oder ein ähnliches Gerät.
Claims (13)
1. Verfahren zur Auftrennung und Detektion von Proteinen oder Proteinproben zellulären
Ursprungs, wobei die Proteine in einer Trennpufferlösung enthalten sind und die
nachfolgenden Verfahrensschritte durchlaufen werden:
- - die Proteinproben werden in einem ersten Trennschritt gemäß der Free- Flow-Elektrophorese nach der isoelektrischen Fokussierung (IEF) oder der Isotachophorese in einzelne Fraktionen zerlegt und mit einem reaktiven Markierungsstoff verknüpft,
- - in einem zweiten Trennschritt werden die Proteinfraktionen gemäß der Kapillarelektrophorese in mehreren Kapillaren gleichzeitig aufgetrennt, wobei in den einzelnen Kapillaren gleichzeitig mehrere verschiedene reaktive Markierungsstoffe detektiert werden.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem ersten
Trennschritt alle Proteine in den erhaltenen Proteinfraktionen mit einem reaktiven
Fluoreszenzfarbstoff verknüpft werden.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß N-
Hydroxysuccinimidester (NHS-Ester) oder Isothiocyanate von Fluoreszenzfarbstoffen
an freie Aminogruppen der Proteine gekoppelt werden.
4. Verfahren gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kopplungsstellen freie
Aminogruppen wie N-Termini oder Lysine der Proteine sind.
5. Verfahren gemäß Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die reaktiven
Fluoreszenzfarbstoffe an Carboxylat-, Thiol- oder Hydroxylgruppen der Proteine
gekoppelt werden.
6. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im zweiten Trennschritt
die eingesetzten Kapillaren ein Polyacrylamidgel enthalten.
7. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im zweiten Trennschritt
die eingesetzten Kapillaren Agarose enthalten.
8. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im zweiten Trennschritt
die eingesetzten Kapillaren kein Gel enthalten.
9. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im zweiten Trennschritt
die eingesetzten Kapillaren eine synthetisches Polymermatrix enthalten.
10. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Detektion im zweiten
Auftrennschritt mit laserinduzierter Fluoreszenz erfolgt.
11. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß während der Kapillar-
Elektrophorese Natriumdodecylsulfat zum die Proteine enthaltenden Trennpuffer
beigegeben wird.
12. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Auftrennung der
Proteinproben im ersten Trennschritt parallelisiert in vorzugsweise 96 verschiedenen
Proteinfraktionen erfolgt, wobei eine Mikrotiterplatte eingesetzt wird, deren Anzahl
von Vertiefungen der der getrennten Proteinfraktionen entspricht.
13. Verfahren gemäß Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzahl der Kapillaren
im zweiten Trennschritt der Anzahl oder einem Teil der auf die Mikrotiterplatte
aufgebrachten Anzahl von Proteinfraktionen entspricht.
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2000
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