DE10056169C2 - Implantat zum Halten der weiblichen Harnblase - Google Patents
Implantat zum Halten der weiblichen HarnblaseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Implantat zum Halten der weiblichen
Harnblase, das insbesondere zur Behandlung einer Zystozele
(Blasenvorfall, Blasensenkung) in Verbindung mit Stressinkon
tinenz verwendet werden kann.
Zur Behandlung einer Zystozele ist es üblich, die Harnblase einer
Patientin in einem chirurgischen Eingriff an vier Stellen mit
Hilfe von Nähten aufzuhängen. Dabei werden zwei vordere Nähte an
der pubozervikalen Fascia und dem urethro-pelvinen Ligament
ausgeführt, wodurch der Blasenhals gehalten wird, während zwei
hintere Nähte die kardialen Ligamente und, wenn möglich, das
utero-sakrale Ligament betreffen, wodurch die Blasenbasis
gehalten wird. Die Blase kommt dann auf der gedehnten pubozer
vikalen oder vesiko-pelvinen Fascia zu liegen. Eine derartige
Operation ist jedoch aufwendig und für die Patientin belastend.
Aus der DE 195 44 162 C1 ist ein Implantat zur Suspension der
weiblichen Harnblase bei Harninkontinenz bekannt, das eine
flächige, flexible Grundstruktur hat. Dabei gehen von einer
dreieckähnlichen bis länglich ovalen Basis zwei erste Fortsätze
und zwei zweite Fortsätze aus. Die beiden ersten Fortsätze
verlaufen auf gegenüberliegenden Seiten der Längsachse der Basis,
ebenso wie die beiden zweiten Fortsätze, die aber entgegengesetzt
zu den beiden ersten Fortsätzen ausgerichtet sind. Nachdem ein
derartiges Implantat in offener Chirurgie eingesetzt worden ist,
liegt die Harnblase breitflächig auf dem Implantat auf, wodurch
eine stabile bilaterale Fixation der Harnblase sowohl im
Blasenhals- als auch im Blasenscheitelbereich erreicht wird.
Allerdings ist auch in diesem Fall der chirurgische Eingriff
aufwendig und kann für die Patientin belastend sein.
In der WO 96/06567 und der WO 97/13465 ist ein chirurgisches
Instrument zum Behandeln von weiblicher Inkontinenz beschrieben,
bei dem an den beiden Enden eines Bandes aus Polypropylen jeweils
eine kräftige gebogene chirurgische Nadel befestigt ist, die mit
Hilfe eines abnehmbaren Handgriffs geführt wird. Die beiden
Nadeln werden auf gegenüberliegenden Seiten der Urethra einer
Patientin über die Vagina an der Rückseite des Schambeins entlang
zur Außenseite der Bauchwand geführt. Dabei kommt das Band in
einem Bogen unterhalb der Urethra zu liegen. Die beiden Enden des
Bandes werden durch die Bauchwand gezogen und abgeschnitten. Sie
brauchen in der Regel nicht vernäht zu werden, da das Band
relativ schnell im Gewebe einwächst. Im Bereich der Urethra wirkt
das Band stützend, ohne dabei die Urethra direkt zu berühren. Die
Operation wird erleichtert, wenn das Band mit zwei Überzügen
versehen ist, die die Gleitfähigkeit im Gewebe erhöhen und bei
Beendigung der Operation über die beiden Austrittsstellen des
Bandes von dem Band abgezogen werden. Mit dieser Methode kann
Harninkontinenz schnell, wirksam und in wenig belastender Weise
behandelt werden. Die Methode hilft allerdings nicht bei einer
Blasenabsenkung.
Die WO 98/35632 A1 zeigt ein Implantat zum Stabilisieren des
Blasenhalses mit einer Schlinge, die mit Hilfe von Nahtmaterial
oder über zur Seite verlaufende Fortsätze am Körpergewebe
befestigt wird. Die Blase selbst wird von diesem Implantat nicht
unterstützt.
Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Möglichkeit zu schaffen, mit
der sich eine Zystozele, die mit Stressinkontinenz verbunden ist,
schnell, wirksam und in einer für die Patientin wenig belastenden
Weise behandeln lässt.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Implantat zum Halten der
weiblichen Harnblase mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Vor
teilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den
Unteransprüchen.
Das erfindungsgemäße Implantat zum Halten der weiblichen
Harnblase hat eine flächige, flexible Grundstruktur, die eine
Basis und zwei Fortsätze aufweist. Die Basis enthält einen
vorderen Bereich und einen hinteren Bereich und hat eine von
vorne (anterior) nach hinten (posterior) verlaufende Längsachse.
Die beiden Fortsätze gehen vom vorderen Bereich der Basis aus und
erstrecken sich unter wachsendem gegenseitigen Abstand nach
vorne. Zwei vordere Träger gehen von den freien Endbereichen der
beiden Fortsätze aus und erstrecken sich quer zur Längsachse der
Basis. Zwischen den freien Endbereichen der beiden Fortsätze
befindet sich eine Verbindung, wobei zwischen der Verbindung, den
beiden Fortsätzen und der Basis ein Freiraum ausgebildet ist.
Ferner sind zwei hintere Träger vorgesehen, die von gegenüber
liegenden Seiten im hinteren Bereich der Basis ausgehen und sich
quer zur Längsachse der Basis erstrecken.
Wenn das Implantat in eine Patientin eingesetzt ist, stützen die
Verbindung und die beiden vorderen Träger die mittlere Urethra,
ohne unmittelbar daran anzuliegen, ähnlich wie aus der
WO 96/06567 und der WO 97/13465 bekannt. Über die beiden
Fortsätze und den vorderen Bereich der Basis wird auch der
vordere Teil der Blase gehalten. Der Blasenhals liegt dabei in
dem Freiraum zwischen der Verbindung, den beiden Fortsätzen und
der Basis und hat so eine Bewegungsfreiheit, wie sie für die
Miction erforderlich ist. Die beiden hinteren Träger und der
hintere Bereich der Basis dienen zum Unterstützen der Blasen
basis. Während die beiden vorderen Träger im implantierten
Zustand vorzugsweise relativ locker geführt sind, können die
beiden hinteren Träger gespannt sein, um die Blasenbasis soweit
anzuheben, dass eine Blasenabsenkung behoben ist. Mit Hilfe des
erfindungsgemäßen Implantats lassen sich also gleichzeitig
Stressinkontinenz und eine Zystozele behandeln.
Das erfindungsgemäße Implantat kann auf relativ einfache Weise
über die Vagina eingesetzt werden, wie weiter unten näher
erläutert. Damit wird im Wesentlichen derselbe Effekt erzielt wie
bei der eingangs erwähnten Operationstechnik, bei der mit Hilfe
von vier Nähten Fascien und Ligamente gestrafft werden, aber in
einer für die Patientin weniger belastenden Weise. So kann der
chirurgische Eingriff unter einer Lokalanästhesie durchgeführt
werden, läuft relativ schnell ab und ist mit weniger nach
operativen Schmerzen verbunden. Das Implantat sorgt für einen
lang andauernden und sicheren Halt der Harnblase. Mit Hilfe der
beiden vorderen Träger und der beiden hinteren Träger lässt sich
die Unterstützung der Urethra und der Blasenbasis optimal
einstellen.
Vorzugsweise weist die Basis einen konkav gerundeten vorderen
Rand auf, der U-förmig in die beiden Fortsätze übergeht. Diese
Ausgestaltung ist besonders vorteilhaft, um dem Blasenhals die
benötigte Bewegungsfreiheit zu gewähren. Über die beiden vorderen
Träger und die Verbindung lässt sich dennoch der mittlere Bereich
der Urethra derart unterstützen, dass eine Harninkontinenz
wirksam behandelt ist.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform des Implantats erstreckt
sich der hintere Bereich der Basis bis hinter die beiden hinteren
Träger und weist dort vorzugsweise einen konvex gerundeten
hinteren Rand auf. Diese Zone ermöglicht es, eine Enterozele
(Darmbruch) zu behandeln (oder einer Enterozele vorzubeugen),
indem sie die rektovaginale Tasche schließt. Bei Bedarf kann
dieser Bereich der Basis kurz vor der Operation oder während der
Operation zugeschnitten werden, damit er optimal an die Anatomie
der Patientin angepasst ist. Wird er nicht benötigt, kann er auch
ganz von dem übrigen Implantat abgetrennt werden.
Das Implantat kann zusammen mit zwei chirurgischen Nadeln
ausgeliefert werden, wobei die eine Nadel am freien Ende des
einen vorderen Trägers und am freien Ende des sich auf derselben
Seite der Längsachse der Basis befindenden hinteren Trägers
befestigt ist, während die andere Nadel am freien Ende des
anderen vorderen Trägers und am freien Ende des anderen hinteren
Trägers befestigt ist. Diese chirurgischen Nadeln sind vorzugs
weise als kräftige gebogene Nadeln ausgestaltet und können mit
Hilfe von zusätzlichen Griffteilen benutzt werden, ähnlich wie
aus der WO 96/06567 und der WO 97/13465 bekannt. Bei dem
erfindungsgemäßen Implantat ist jedoch jede Nadel nicht nur mit
einem Bandende, sondern mit zwei Trägern verbunden, nämlich einem
der vorderen und einem der hinteren Träger. Auf diese Weise
können beim Durchführen der Nadel durch das Gewebe gleichzeitig
der vordere Träger und der hintere Träger auf einer Seite des
Implantats in das Gewebe eingezogen werden. Dies erleichtert und
verkürzt den Operationsaufwand und ist für die Patientin wegen
der insgesamt geringeren Zahl von Einstichstellen vorteilhaft.
Vorzugsweise sind die beiden vorderen Träger und die beiden
hinteren Träger mit verschiebbaren Überzügen versehen. Diese
Überzüge sind vorzugsweise aus glattem Kunststoffmaterial
gefertigt, z. B. aus Polyethylen- oder Polypropylen-Folienmateri
al, so dass sie das Durchziehen der vorderen Träger und der
hinteren Träger durch Gewebe erleichtern. Sobald das Implantat
seine vorgesehene Position erreicht hat, lassen sich die Überzüge
über die freien Enden der vorderen Träger und der hinteren Träger
abziehen und verbleiben daher nicht im Körper der Patientin.
Die beiden vorderen Träger sind vorzugsweise durch eine andere
Farbe markiert als die beiden hinteren Träger. Auf diese Weise
kann der Operateur die freien Enden der durch das Gewebe
hindurchgezogenen Träger sicher unterscheiden und weiß daher
genau, an welchem Träger er gegebenenfalls ziehen muss, um das
Implantat genauer zu positionieren. Die Markierung kann durch
Einfärben der jeweiligen Träger, alternativ aber auch durch
Einfärben der zugehörigen Überzüge erfolgen.
Bei einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind die beiden
vorderen Träger und die Verbindung integral als vorderes Band
gestaltet. Entsprechend können auch die beiden hinteren Träger
integral als hinteres Band gestaltet sein. Dafür lassen sich im
Prinzip Bänder verwenden, wie sie aus der WO 96/06567 und der
WO 97/13465 bekannt sind. Diese Ausführung ist vorteilhaft, weil
die Bänder zum Aufnehmen von Zugkräften geeignet sind und in
diesem Fall die beiden vorderen Träger bzw. die beiden hinteren
Träger auf einer Linie liegen, so dass die flexible Grundstruktur
des Implantats nur relativ geringe Kräfte aushalten muss. Die
Grundstruktur kann daher leicht und mit geringem Materialeinsatz
ausgebildet sein, was für die Patientin günstig ist.
Vorzugsweise ist das vordere Band durch einen Schlitz im freien
Endbereich des einen Fortsatzes und durch einen Schlitz im freien
Endbereich des anderen Fortsatzes geführt. Entsprechend kann das
hintere Band durch zwei Schlitze im hinteren Bereich der Basis
geführt sein. Diese Ausgestaltung ermöglicht es, das vordere bzw.
hintere Band während der Operation relativ zu der flexiblen
Grundstruktur zu verschieben, was beim Positionieren des
Implantats eine Hilfe sein kann. Wenn diese Justiermöglichkeit
nicht erforderlich oder nicht gewünscht ist, kann das vordere
bzw. hintere Band auf andere Weise mit der flexiblen Grund
struktur verbunden sein, z. B. durch Vernähen oder Verschweißen.
Das vordere Band ist vorzugsweise kürzer als das hintere Band.
Dies ist von besonderem Vorteil, wenn in der oben erläuterten
Weise eine chirurgische Nadel mit den Enden zweier Träger bzw.
Bänder verbunden ist, denn es wird so berücksichtigt, dass das
hintere Band über eine größere Länge innerhalb des Körpers der
Patientin verläuft als das vordere Band.
Die flexible Grundstruktur weist vorzugsweise ein Gestricke oder
Gewirke auf. Als Materialien eignen sich insbesondere nicht
resorbierbare Materialien wie Polypropylen oder Polyester, aber
auch resorbierbare Materialien wie z. B. Poly-p-dioxanon oder
Copolymere aus Glykolid und Lactid sind denkbar. Besonders
vorteilhaft ist ein Komposit aus Polypropylen und einem Copolymer
aus 90 Teilen Glykolid und 10 Teilen Lactid, das von der Ethicon
GmbH als gewirktes Netz unter der Bezeichnung "Vypro" vermarktet
wird. Ein derartiges Kompositmaterial hat in der Anfangszeit nach
der Operation eine hohe Festigkeit, also in der Zeit, wenn das
Implantat noch nicht in ausreichendem Maße von Gewebe durchbaut
ist. Danach wird die resorbierbare Komponente abgebaut, so dass
die Fremdkörperbelastung für die Patientin geringer wird. Der
verbleibende Anteil an Polypropylen sorgt aber auf Dauer für
einen ausreichenden und zuverlässigen Halt.
Die Träger bzw. Bänder können z. B. Polypropylen aufweisen, aber
auch andere Materialien sind denkbar.
Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels
näher beschrieben. Die Zeichnungen zeigen in
Fig. 1 eine Draufsicht auf eine Ausführungsform des erfin
dungsgemäßen Implantats und
Fig. 2 eine perspektivische schematische Ansicht des Implan
tats aus Fig. 1, in der die Konfiguration des Im
plantats im implantierten Zustand angedeutet ist.
In Fig. 1 ist eine Ausführungsform eines Implantats 1 in
Draufsicht dargestellt. Verdeckte Bereiche sind dabei in
gestrichelten Linien angedeutet.
Das Implantat 1 weist einen flächige, flexible Grundstruktur 2
auf, die symmetrisch zu einer Längsachse L gestaltet ist und aus
einer Basis 4 mit einem vorderen Bereich 6 und einem hinteren
Bereich 8 sowie zwei Fortsätzen 10 und 11 besteht. Die beiden
Fortsätze 10, 11 gehen vom vorderen Bereich 6 der Basis 4 aus und
erstrecken sich nach vorne, wie aus Fig. 1 ersichtlich. Dabei
nimmt der gegenseitige Abstand zu. Auf diese Weise ist an der
Basis 4 ein konkav gerundeter vorderer Rand 12 ausgebildet, der
U-förmig in die beiden Fortsätze 10, 11 übergeht.
Im Bereich des freien Endes des Fortsatzes 10 ist ein Schlitz 14
ausgebildet und entsprechend im freien Endbereich des Fort
satzes 11 ein Schlitz 15. Die beiden Schlitze 14 und 15 sind im
Ausführungsbeispiel parallel zueinander ausgerichtet. Zwei
weitere Schlitze 16 und 17, die im Ausführungsbeispiel ebenfalls
parallel zueinander ausgerichtet sind, befinden sich im hinteren
Bereich 8 der Basis 4. Der hintere Bereich 8 der Basis 4 setzt
sich hinter den Schlitzen 16 und 17 noch nach hinten fort und
endet mit einem konvex gerundeten hinteren Rand 18. Die hinter
den Schlitzen 16 und 17 ausgebildete Zone der Basis 4 ist in
Fig. 1 mit 19 bezeichnet.
Im Ausführungsbeispiel ist die Grundstruktur 2 als Gewirke aus
Polypropylen gefertigt. Wenn sie aus einem größeren Materialstück
ausgeschnitten oder ausgestanzt wird, werden ihre Ränder sowie
die Ränder der Schlitze 14, 15, 16, 17 vorzugsweise gegen
Aufribbeln behandelt.
Für die Grundstruktur 2 sind auch andere Materialien denkbar,
z. B. ein Kompositmaterial mit nichtresorbierbaren und resorbier
baren Anteilen. Ein Beispiel für ein derartiges Kompositmaterial
ist ein Gewirke aus Polypropylen-Filamenten (nicht resorbierbar)
und Filamenten aus einem Copolymer aus Glykolid und Lactid im
Verhältnis 90. 10 (resorbierbar). Ein solches Gewirke wird von
der Anmelderin unter der Bezeichnung "Vypro" vertrieben.
Im vorderen Bereich des Implantats 1 verläuft quer zu der
Längsachse L ein vorderes Band 20, das durch die beiden Schlit
ze 14 und 15 in den Fortsätzen 10 und 11 geführt ist. Das vordere
Band 20 bildet integral einen vorderen Träger 22 (mit einem
freien Ende 24 auf der linken Seite der Längsachse L), einen
vorderen Träger 23 (mit einem freien Ende 25 auf der rechten
Seite der Längsachse L) und eine sich zwischen den freien
Endbereichen der Fortsätze 10 und 11 erstreckende Verbindung 26.
Das vordere Band 20 lässt sich in den Schlitzen 14, 15 ver
schieben, was für den Operationsablauf beim Einsetzen des
Implantats 1 von Vorteil sein kann. In der Regel ist das vordere
Band 20 aber symmetrisch zu der Grundstruktur 2 ausgerichtet.
Zwischen der Verbindung 26, den beiden Fortsätzen 10 und 11 sowie
dem vorderen Rand 12 der Basis 4 ist ein Freiraum 28 ausgebildet,
in dem sich kein Material des Implantats 1 befindet.
Durch die beiden Schlitze 16 und 17 ist ein hinteres Band 30
geführt, das einen hinteren Träger 32 (mit einem freien Ende 34
links von der Längsachse L) und einen hinteren Träger 33 (mit
einem freien Ende 35 rechts von der Längsachse L) bildet. Das
hintere Band 30 ist ebenso wie das vordere Band 20 relativ zu der
Basis 4 verschiebbar, in der Regel aber symmetrisch zu der
Längsachse L angeordnet.
Im Ausführungsbeispiel sind das vordere Band 20 und das hintere
Band 30 aus Polypropylen gefertigt und von einer Art, wie sie
auch für das eingangs erläuterte Band gemäß der WO 96/06567 und
der WO 97/13465 verwendet werden kann. Vorzugsweise ist das
hintere Band 30 länger als das vordere Band 20, wie in Fig. 1
angedeutet.
In Fig. 2 ist in schematischer Weise die Konfiguration darge
stellt, in der das Implantat 1 im Körper einer Patientin
angeordnet ist. Die Basis 4 hält dabei den Blasengrund, der sich
durch Zug an den beiden hinteren Trägern 32, 33 anheben lässt.
Die Verbindung 26 unterstützt den mittleren Bereich der Urethra,
aber vorzugsweise, ohne direkt daran anzuliegen. Das vordere
Band 20 ist daher in der Regel lockerer geführt als das hintere
Band 30. Der Blasenhals befindet sich in dem Freiraum 28 und hat
daher die für seine normale Funktion erforderliche Beweglichkeit.
Die senkrecht zu der Längsachse L gemessene Breite der Basis 4
beträgt vorzugsweise etwa 4 cm bis 5 cm. Geeignete Längen für das
vordere Band 20 und das hintere Band 30 sind z. B. 45 cm bzw.
50 cm.
Im Ausführungsbeispiel sind über dem vorderen Träger 22 und dem
hinteren Träger 32 verschiebbare Überzüge (Hüllen) 40 bzw. 42 aus
einem glatten Kunststoffmaterial angeordnet, siehe Fig. 2.
Entsprechende Überzüge befinden sich auch auf dem vorderen
Träger 23 und dem hinteren Träger 33, sind aber der Übersicht
lichkeit halber in Fig. 2 nicht eingezeichnet.
Ferner sind die freien Enden 24 des vorderen Trägers 22 und 34
des hinteren Trägers 32 bei Auslieferung des Implantats 1
zusammengeführt und gemeinsam am Schaft einer kräftigen gebogenen
chirurgischen Nadel befestigt. Beispiele für eine derartige Nadel
sowie einen Handgriff zum Führen der Nadel sind z. B. in der
WO 97/13465 offenbart. Die freien Enden 25 und 35 des vorderen
Trägers 23 bzw. des hinteren Trägers 33 sind ebenfalls gemeinsam
an einer entsprechenden Nadel angebracht.
Mit Hilfe der beiden Nadeln können das vordere Band 20 und das
hintere Band 30 auf rationelle Weise durch das Gewebe in der
linken und in der rechten Körperhälfte einer Patientin hindurch
geführt werden, bis das Implantat 1 seine gewünschte Position
erreicht hat (siehe unten). Dabei erleichtern die Überzüge 40,
42 das Durchziehen durch das Gewebe. Damit der Operateur sofort
sehen kann, welches der aus dem Körper vorstehenden Bandteile zu
dem vorderen Band 20 bzw. dem hinteren Band 30 gehört, haben die
Überzüge 40 und 42 im Ausführungsbeispiel verschiedene Farben.
Wenn das Implantat 1 richtig positioniert ist, können die beiden
Nadeln abgetrennt und die Überzüge 40, 42 nach außen von dem
vorderen Band 20 und dem hinteren Band 30 abgezogen werden. Die
vorstehenden Bandteile können dann dicht an der Haut abge
schnitten werden.
Im Folgenden wird ein Beispiel für einen Operationsablauf zum
Einsetzen des Implantats 1 genauer erläutert.
Die Patientin wird in dorsaler Lithotomie-Position platziert, und
in die Urethra wird ein Katheter (z. B. "#18 French Foley")
eingesetzt. Ein vertikaler vaginaler Schnitt wird vorzugsweise
vom Bereich der mittleren Urethra bis zur vaginalen Wölbung oder
dem Gebärmutterhals (falls vorhanden) durchgeführt. Die Ränder
des Schnitts werden mit einer Allis-Klemme gegriffen und seitlich
zurückgezogen, während der Chirurg direkt unterhalb des vaginalen
Epithels scharf mit einer Metzenbaum-Schere und/oder stumpf mit
dem Zeigefinger schneidet. Der Schnitt endet, wenn die Knochen
haut (Periosteum) erreicht ist und die Blase frei von ihren
vaginalen Anhängen ist.
Etwa 1 cm seitlich und cranial zum Schamhöcker werden im
suprapubischen Bereich zwei parallele Einschnitte von etwa 2 cm
durchgeführt. Es werden keine Versuche unternommen, die Urethra
oder den Blasenhals zu mobilisieren. In dem Katheter wird ein
gerader Einsatz positioniert, um die Urethra und den Blasenhals
lateral auf eine Seite zu verschieben, um das Verletzungsrisiko
zu vermindern.
Nun wird eine lange, gebogene Nadel (z. B. wie aus der WO 96/06567
und der WO 97/13465 bekannt) seitlich zur mittleren Urethra in
die exponierte vaginale Wunde eingesetzt und zur Unterseite des
Schambeins gerichtet. Nach Perforation der endopelvinen Fascia
wird die Nadel seitlich von der Blase nach oben zu dem zuvor
gemachten suprapubischen Einschnitt geführt. Wenn die Nadel auf
den Widerstand der Rektusfascia trifft, wird auf ein mit der
Nadel verbundenes Griffstück ein sanfter Druck ausgeübt, bis die
Nadelspitze aus dem zuvor gemachten suprapubischen Einschnitt
hervortritt.
Nachdem die lange, gebogene Nadel aus dem Einschnitt im suprapu
bischen Bereich herausgezogen ist, ragen dort die Endbereiche des
vorderen Bandes 20 und des hinteren Bandes 30 vor. Dieser ganze
Vorgang wird mittels Zystoskopie beobachtet, um sicherzustellen,
dass die Urethra und der Blasenhals nicht verletzt werden.
Anschließend wird auf der anderen Seite genauso verfahren, so
dass dort die entgegengesetzten Endbereiche des vorderen Bands 20
und des hinteren Bands 30 aus dem Einschnitt im suprapubischen
Bereich vorstehen.
Danach werden das vordere (anterior) Band 20 und das hintere
(posterior) Band 30 sowie die flexible Grundstruktur 2 des
Implantats 1 positioniert. Das vordere Band 20 verläuft von der
Bauchwand auf einer Seite um die Unterseite der mittleren Urethra
und zurück zu der Bauchwand auf der anderen Seite. Das hintere
Band 30 geht ebenso von der Bauchwand auf einer Seite aus und
läuft dann zur Unterseite der Blasenbasis und zurück zu der
Bauchwand auf der anderen Seite. Dadurch wird eine Aufhängung an
vier Stellen bewirkt. Die Basis 4 des Implantats wird ausgebrei
tet, um mit der Innenseite die gesamte Blase aufzunehmen. Um die
Grundstruktur 2 im hinteren Bereich an dem kardial-uterosakralen
Ligament zu fixieren, um so eine Verschiebung der Grundstruktur 2
nach vorn zu verhindern, werden zwei gepaarte Nähte angebracht,
z. B. mit dem von der Anmelderin unter der Bezeichnung "Vicryl #2"
vermarkteten Nahtmaterial.
Wenn eine Enterozele vorliegt, wird nach dem Herausschneiden des
Enterozelensacks die Zone 19 der Grundstruktur 2 so positioniert,
dass der Defekt geschlossen wird, und distal von der Rektusfascia
fixiert, um einen Douglas-Raum zu beseitigen. Wenn die Zone 19
nicht benötigt wird, kann sie abgeschnitten werden.
Nun wird fortschreitend ein sanfter Zug auf das hintere Band 30
ausgeübt, bis die Blase an ihrem anatomisch normalen Platz
repositioniert ist. Die beiden Überzüge über dem hinteren Band 20
werden durch Wegziehen nach außen entfernt, wobei z. B. mit Hilfe
einer Pinzette verhindert werden muss, dass die Spannung der
Grundstruktur 2 während dieses Schritts ansteigt.
Als nächstes wird die Blase mit etwa 300 ml physiologischer
Kochsalzlösung gefüllt, und die Patientin wird zum Husten
veranlasst (Stresstest). Die beiden Enden des vorderen Bandes 20
werden gleichzeitig aus den abdominalen Einschnitten gezogen, bis
die Urinleckage aufhört. Die beiden Überzüge über dem vorderen
Band 20 werden entfernt, wobei eine Schere zwischen dem vorderen
Band 20 und der periurethralen Fascia platziert wird, um ein
Anwachsen der Bandspannung zu verhindern. Die Schere muss gut
zwischen die Urethra und das vordere Band 20 passen.
Der vaginale Schnitt wird mit einer laufenden Naht aus schnell
resorbierbarem Nahtmaterial geschlossen (z. B. mit dem von der
Anmelderin vermarkteten Nahtmaterial "Vicryl rapid #2.0"). Es ist
empfehlenswert, sowenig überschüssiges vaginales Epithel
herauszuschneiden wie möglich; dies vermindert das Risiko einer
vaginalen Erosion. Danach verbleiben ein Blasenkatheter und eine
vaginale Packung für etwa 24 Stunden in der Patientin.
Claims (14)
1. Implantat zum Halten der weiblichen Harnblase,
mit einer flächigen, flexiblen Grundstruktur (2), die eine
Basis (4) mit einem vorderen Bereich (6), einem hinteren Be
reich (8) und einer von vorne nach hinten verlaufenden
Längsachse (L) sowie zwei Fortsätze (10, 11) aufweist, die
vom vorderen Bereich (6) der Basis (4) ausgehen und sich
unter wachsendem gegenseitigen Abstand nach vorne er
strecken,
gekennzeichnet durch
zwei vordere Träger (22, 23), die von den freien Endbe reichen der beiden Fortsätze (10, 11) ausgehen und sich quer zur Längsachse (L) der Basis (4) erstrecken, und eine Verbindung (26) zwischen den freien Endbereichen der beiden Fortsätze (10, 11), wobei zwischen der Verbindung (26), den beiden Fortsätzen (10, 11) und der Basis (4) ein Freiraum (28) ausgebildet ist, und
zwei hintere Träger (32, 33), die von gegenüberliegenden Seiten im hinteren Bereich (8) der Basis (4) ausgehen und sich quer zur Längsachse (L) der Basis (4) erstrecken.
zwei vordere Träger (22, 23), die von den freien Endbe reichen der beiden Fortsätze (10, 11) ausgehen und sich quer zur Längsachse (L) der Basis (4) erstrecken, und eine Verbindung (26) zwischen den freien Endbereichen der beiden Fortsätze (10, 11), wobei zwischen der Verbindung (26), den beiden Fortsätzen (10, 11) und der Basis (4) ein Freiraum (28) ausgebildet ist, und
zwei hintere Träger (32, 33), die von gegenüberliegenden Seiten im hinteren Bereich (8) der Basis (4) ausgehen und sich quer zur Längsachse (L) der Basis (4) erstrecken.
2. Implantat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Basis (4) einen konkav gerundeten vorderen Rand (12) auf
weist, der U-förmig in die beiden Fortsätze (10, 11) über
geht.
3. Implantat nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass sich der hintere Bereich (8) der Basis (4) bis hinter
die beiden hinteren Träger (32, 33) erstreckt und dort
vorzugsweise einen konvex gerundeten hinteren Rand (18)
aufweist.
4. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet
durch zwei chirurgische Nadeln, wobei die eine Nadel am
freien Ende (24) des einen vorderen Trägers (22) und am
freien Ende (34) des sich auf derselben Seite der Längsachse
(L) befindenden hinteren Trägers (32) befestigt ist, während
die andere Nadel am freien Ende (25) des anderen vorderen
Trägers (23) und am freien Ende (35) des anderen hinteren
Trägers (33) befestigt ist.
5. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet
durch Überzüge, die verschiebbar auf den beiden vorderen
Trägern (22, 23) und den beiden hinteren Trägern (32, 33)
angeordnet sind.
6. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, dass die beiden vorderen Träger (22, 23) durch
eine andere Farbe markiert sind als die beiden hinteren
Träger (32, 33).
7. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, dass die beiden vorderen Träger (22, 23) und die
Verbindung (26) integral als vorderes Band (20) gestaltet
sind.
8. Implantat nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das
vordere Band (20) durch einen Schlitz (14) im freien
Endbereich des einen Fortsatzes (10) und durch einen Schlitz
(15) im freien Endbereich des anderen Fortsatzes (11)
geführt ist.
9. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekenn
zeichnet, dass die beiden hinteren Träger (32, 33) integral
als hinteres Band (30) gestaltet sind.
10. Implantat nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das
hintere Band (30) durch zwei Schlitze (16, 17) im hinteren
Bereich (8) der Basis (4) geführt ist.
11. Implantat nach Anspruch 7 oder 8 und nach Anspruch 9 oder
10, dadurch gekennzeichnet, dass das vordere Band (20)
kürzer ist als das hintere Band (30).
12. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekenn
zeichnet, dass die flexible Grundstruktur (2) ein Gestricke
oder Gewirke aufweist.
13. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekenn
zeichnet, dass die flexible Grundstruktur (2) mindestens
eines der folgenden Materialien aufweist: Polypropylen,
Polyester, Copolymere aus Glykolid und Lactid, Komposite mit
vorgenannten Materialien.
14. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekenn
zeichnet, dass die Träger (22, 23, 32, 33) bzw. Bänder (20,
30) Polypropylen aufweisen.
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