DE10051700A1 - Labial- oder Lingualpfeife - Google Patents
Labial- oder LingualpfeifeInfo
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- G10—MUSICAL INSTRUMENTS; ACOUSTICS
- G10B—ORGANS, HARMONIUMS OR SIMILAR WIND MUSICAL INSTRUMENTS WITH ASSOCIATED BLOWING APPARATUS
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Abstract
Die Erfindung betrifft eine Labial- oder Lingualpfeife, vorzugsweise für die Anwendung im Pfeifenwerk einer Orgel. Aufgabe der Erfindung ist es, eine solche Pfeife zu schaffen, mit der das Klangbild gezielt beeinflußt werden kann. Insbesondere sollen reproduzierbare Klangeigenschaften bei höchster Klanggüte erreicht werden. Diese Aufgabe wird gelöst, indem zumindest einige der klangbestimmenden Abschnitte (11; 12; 14; 16; 17; 21; 22; 24-27) der Pfeifen (1; 2) zumindest partiell aus einem Faserverbundwerkstoff bestehen.
Description
Die Erfindung betrifft eine Labial- oder Lingualpfeife, vorzugswei
se für die Anwendung im Pfeifenwerk einer Orgel.
Die Orgel, das Tasteninstrument mit dem größten Tonumfang, hat be
reits seit Jahrhunderten einen Doppelcharakter: Zum einen ist die
Orgel in der eigentlichen Funktion als Instrument ein Werkzeug zur
Wiedergabe von Kunstwerken. Zum anderen ist die Orgel häufig selbst
ein Gegenstand mit Merkmalen eines Kunstwerkes. Der grundlegende
Aufbau einer Orgel hat sich dabei über lange Zeiträume kaum verän
dert und wird auch für neuzeitliche Konstruktionen, die z. B. aus
DE 195 46 312 A1 und DE 299 22 184 U1 bekannt sind, weiterhin be
nutzt. Orgeln bestehen im wesentlichen aus dem Pfeifenwerk, dem
Windwerk, dem Regierwerk, dem Spieltisch und dem Prospekt. Diese
Baugruppen bestimmen mit unterschiedlicher Wertigkeit das Klang
bild, die Stabilität und den optischen Gesamteindruck der Orgel.
Unabhängig davon, ob das Orgelbaukonzept vordergründig auf den
kunsthandwerklich-ästhetischen Eigenwert der Orgel oder auf deren
Gebrauchswert als Musikinstrument ausgerichtet ist, werden die aku
stischen Merkmale wesentlich vom Pfeifenwerk geprägt. Die Pfeifen
werden nach dem Prinzip der Klangerzeugung in Labialpfeifen (oder
Lippenpfeifen) und Lingualpfeifen (oder Zungenpfeifen) unterschie
den.
Im europäischen Raum sind aufgrund jahrhundertelanger Traditionen
im Orgelbau noch zahlreiche Pfeifenorgeln verfügbar, die häufig
hervorragende Klangeigenschaften aufweisen. Allerdings benötigen
viele dieser Instrumente eine Restaurierung. Hierbei ist es aus
denkmalpflegerischen Aspekten sinnvoll, die Instrumente nicht auf
aktuelle Klangansprüche zu "verbessern", sondern vielmehr die eine
oder andere "Klangschwäche" zu erhalten, um dem historischen Bezug
des jeweiligen Instrumentes gerecht zu werden. Diese Forderungen
ergeben jedoch insbesondere für die Instandsetzung bzw. den Ersatz
der Labial- und Lingualpfeifen große Probleme, weil die Zusammen
setzung der ursprünglichen Materialien teilweise nicht mehr bekannt
ist. Aber selbst wenn diese Informationen vorliegen - so ist z. B.
bekannt, dass der Orgelbauer Gottfried Silbermann für die Pfeifen
eine Zinn-Blei-Legierung und Holz verwendet hat - ist häufig das
Material nicht mehr in seiner ursprünglichen Qualität verfügbar.
Dies kann beispielsweise durch die Erschöpfung der ehemals genutz
ten Zinngrube oder durch veränderte Holzeigenschaften infolge von
Umweltbelastungen der Bäume begründet sein.
Aber selbst wenn derartige Materialprobleme überwunden werden kön
nen, ist keinesfalls gewährleistet, dass die Orgel wieder ihr ur
sprüngliches Klangbild erhält. Der Orgelbau ist ein typisches Hand
werk, wobei die Pfeifen direkt im Handwerksbetrieb gegossen werden.
Somit ist die Herstellung wesentlich vom Können des jeweiligen Or
gelbauers abhängig, der kaum bereit ist, sein Fachwissen zu offen
baren. Eine Reproduzierbarkeit qualitativ hochwertiger Pfeifen wird
folglich bereits durch subjektive Hindernisse erschwert. Außerdem
muß jede Orgel, sowohl eine restaurierte als auch eine neugefertig
te, bezüglich ihrer Klangstärke und Klangfarbe auf den jeweiligen
Raum angepaßt werden. Hierbei erfordert die klangliche Abstimmung
der einzelnen Labial- und Lingualpfeifen neben einem ohnehin enor
men Zeitaufwand ebenfalls große handwerkliche Erfahrung. Weiterhin
ist zu beachten, dass die Tonhöhe der Orgelpfeifen temperaturabhän
gig ist. Beispielsweise steigt bei einer Erhöhung der Temperatur
von 0°C (eine Temperatur, die im Winter in ungeheizten Kirchen
durchaus auftreten kann) auf 20°C die Frequenz einer Labialpfeife
um etwa 3%, dies entspricht ½ Halbton. Hingegen ist die Frequenz
einer Lingualpfeife wesentlich weniger von Temperaturänderungen
abhängig. Demzufolge hat auch ein erfahrener Orgelbauer erhebliche
Probleme, um das Klangbild zu realisieren, das entweder durch den
historischen Bezug eines zu restaurierenden Instrumentes oder die
Ansprüche des Auftraggebers für ein neues Instrument weitgehend
vorbestimmt ist.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Labial- bzw. Lingualpfeife zu
schaffen, mit der vorzugsweise das Klangbild einer Orgel gezielt
beeinflußt werden kann. Insbesondere sollen reproduzierbare Klang
eigenschaften bei höchster Klanggüte erreicht werden. Die Labial-
bzw. Lingualpfeifen sollen hierbei zumindest teilweise aus einem
anderen Werkstoff als Metall oder Holz gefertigt werden.
Diese Aufgabe wird gelöst, indem die klangbestimmenden Abschnitte
der Pfeifen zumindest partiell aus einem Faserverbundwerkstoff be
stehen. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Ansprüchen 2 bis 8
beschrieben.
Die vorgeschlagene technische Lösung ist grundsätzlich für jedes
Musikinstrument geeignet, das Labial- und/oder Lingualpfeifen auf
weist. Hierbei wird es möglich, das Klangbild dieses Instrumentes
gezielt zu beeinflussen. Das bevorzugte Einsatzgebiet ist jedoch
der Orgelbau. Durch die zumindest teilweise Substitution der bisher
im Orgelbau üblichen Werkstoffe Metall und Holz werden reproduzier
bare Klangeigenschaften bei höchster Klanggüte erreicht. Ein weite
rer wesentlicher Vorteil ist, dass die Tonhöhe der Pfeifen nicht
mehr von Temperaturänderungen beeinflußt wird, die Klangqualität
der Pfeifen ist nunmehr thermostabil. Die erfindungsgemäß ausge
stalteten Labial- und Lingualpfeifen sind gleichermaßen für eine
Wiedergabe von klassischer und moderner Musik geeignet.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt
und wird nachfolgend beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 den grundsätzlichen Aufbau einer Labialpfeife
Fig. 2 den grundsätzlichen Aufbau einer Lingualpfeife
Die vorgeschlagenen Labial- oder Lingualpfeifen sind vorzugsweise
für die Anwendung im Pfeifenwerk einer Orgel vorgesehen. Die in
Fig. 1 dargestellte Labialpfeife 1 besteht aus einem Fuß 11 und
einem Pfeifenkörper 12. Im unteren Fußbereich ist ein Fußloch 13
ausgestaltet. Im Übergangsbereich von Fuß 11 und Pfeifenkörper 12
befindet sich das sog. Labium 14. Im Bereich des Labiums 14 ist
eine Öffnung vorgesehen, die als Kernspalt 15 bezeichnet wird und
mit einem, im Innenraum des Pfeifenkörpers 12 angeordneten Kern 16
in Wirkverbindung steht. Die Labialpfeife 1 umfaßt weiterhin einen
Generator 17, der mit den geometrischen Abmessungen seiner Anblas
öffnung letztlich die Tonerzeugung definiert.
In Fig. 2 ist eine Lingualpfeife 2 dargestellt. Auch diese besteht
wie die Labialpfeife 1 aus einem unteren und oberen Abschnitt, wo
bei die tonerzeugenden Elemente auch hier im Übergangsbereich die
ser beiden Abschnitte angeordnet sind. Allerdings wird aufgrund der
unterschiedlichen Arten der Tonerzeugung überwiegend eine andere
Terminologie zur Bezeichnung dieser Bauteile benutzt: Demgemäß be
steht die in Fig. 2 dargestellte Lingualpfeife 2 aus einem Stiefel
21 und einem Schallbecher 22. Im unteren Stiefelbereich ist ein
Stiefelloch 23 ausgestaltet. Im Übergangsbereich von Stiefel 21 und
Schallbecher 22 befindet sich der sog. Kopf 24, dem eine Kehle 25,
eine Zunge 26 und eine Stimmkrücke 27 zugeordnet sind. Die Toner
zeugung wird hierbei durch die aufschlagenden Zungen 26 bewirkt.
Unabhängig von der konkreten konstruktiven Ausgestaltung der Pfeife
als Labialpfeife 1 oder Lingualpfeife 2 ist es wesentlich, dass die
klangbestimmenden Abschnitte der Pfeifen 1; 2 zumindest partiell
aus einem Faserverbundwerkstoff bestehen. Solche klangbestimmenden
Abschnitte sind insbesondere der Fuß 11, der Pfeifenkörper 12 und
der Generator 17 einer Labialpfeife 1 bzw. der Stiefel 21 und der
Schallbecher 22 einer Lingualpfeife 2. Die Herstellung dieser Bau
teile erfolgt vorzugsweise durch Anwendung eines endkonturnahen
Verfahrens, z. B. Faserwickeltechnik, Spritzguss, Druckguss oder
Schleuderverfahren. Bei Anwendung der Faserwickeltechnik werden al
so beispielsweise Fuß 11, Pfeifenkörper 12, Stiefel 21 und Schall
becher 22 aus Faserverbundwerkstoff "gewickelt". In Abhängigkeit
der jeweiligen Werkstoffeigenschaften sowie der Dicke und Orientie
rung der Wicklung lassen sich somit beliebige Parameter bezüglich
Steifigkeit und Schwingungsverhalten erreichen, wobei die akusti
sche Optimierung primär ist.
Der Faserverbundwerkstoff kann für die gesamte zu restaurierende
bzw. neu zu fertigende Baugruppe verwendet werden. In diesem Fall
wird eine "monolithische" Bauweise realisiert. Ebenso ist es mög
lich, den Faserverbundwerkstoff lediglich für Teilbereiche dieser
Baugruppen zu verwenden und die anderen Teilbereiche aus konventi
onellen Orgelbauwerkstoffen herzustellen. In diesem Fall wird eine
"hybride" Bauweise realisiert, wobei bezüglich der Material- und
Bauteilkombinationen nahezu keine Einschränkungen bestehen. Die so
mit geschaffenen Orgelbauteile können weiter ausgestaltet werden,
indem Öffnungen (z. B. im Pfeifenkörper 12) und ähnliche Details be
reits während der Herstellung eingebracht werden und nicht - wie
bisher üblich - erst in einem späteren und zusätzlichen Arbeits
schritt. Weiterhin kann der Faserverbundwerkstoff mit einer Be
schichtung bzw. mit einer Lackierung versehen werden. Somit lassen
sich verschiedene Oberflächeneffekte erzielen. Diese Effekte können
z. B. die ursprüngliche Materialoptik (Holz, Zinn o. ä.) imitieren
oder auch eine moderne Materialoptik bewirken.
Für den Faserverbundwerkstoff sind verschiedene Alternativen mög
lich. So können diese Faserverbundwerkstoffe z. B. eine duromere
Matrix, eine thermoplastische Matrix oder auch eine metallische
Matrix aufweisen. Als Vorzugsvariante wird jedoch ein kohlenstoff
faserverstärkter Kunststoff (z. B. Epoxidharz) verwendet, der gegen
über den klassischen Orgelbaumaterialien besonders umfangreiche
Möglichkeiten zur Klangbeeinflussung ergibt.
Ferner ist es zweckmäßig, dass der jeweilige Faserverbundwerkstoff
ein textiles Verstärkungsgerüst aufweist. Das Verstärkungsgerüst
kann aus organischen oder anorganischen Fasern bzw. aus einer Kom
bination dieser Faserarten bestehen. Weiterhin kann das Verstär
kungsgerüst innerhalb des Faserverbundwerkstoffes unterschiedlich
ausgerichtet werden, nämlich flächig oder räumlich. Die konkrete
Ausrichtung kann verschiedenartige Effekte bewirken. Beispielsweise
kann eine thermostabile Orientierung angestrebt werden, in derem
Ergebnis insbesondere bei Veränderungen von Temperatur und Feuch
tigkeit eine gleichbleibende Klangakustik gewährleistet wird. Dies
wird z. B. erzielt, indem in der Pfeifenlängsachse eine thermostabi
le, d. h. eine bei Temperaturänderungen gleichbleibende Struktur aus
Faserverbundwerkstoff eingesetzt wird. Die Ausrichtung des Verstär
kungsgerüstes muß keineswegs konstant über den gesamten Werkstoff
bereich erfolgen. Vielmehr ist es möglich, an ausgewählten Stellen
eine lokal unterschiedliche Ausrichtung zu realisieren, um somit
beispielsweise lokale Belastungsspitzen optimal abzufangen.
1
Labialpfeife
11
Fuß
12
Pfeifenkörper
13
Fußloch
14
Labium
15
Kernspalt
16
Kern
17
Generator
2
Lingualpfeife
21
Stiefel
22
Schallbecher
23
Stiefelloch
24
Kopf
25
Kehle
26
Zunge
27
Stimmkrücke
Claims (8)
1. Labial- oder Lingualpfeife, vorzugsweise für die Anwendung im
Pfeifenwerk einer Orgel,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest einige der klangbestimmenden Abschnitte (11; 12; 14;
16; 17; 21; 22; 24-27) der Pfeifen (1; 2) zumindest partiell aus
einem Faserverbundwerkstoff bestehen.
2. Labial- oder Lingualpfeife nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserverbundwerkstoff eine duromere, eine thermoplastische
oder eine metallische Matrix aufweist.
3. Labial- oder Lingualpfeife nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserverbundwerkstoff ein kohlenstofffaserverstärkter
Kunststoff ist.
4. Labial- oder Lingualpfeife nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserverbundwerkstoff ein textiles Verstärkungsgerüst auf
weist.
5. Labial- oder Lingualpfeife nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserverbundwerkstoff ein Verstärkungsgerüst aus organi
schen und/oder anorganischen Fasern aufweist.
6. Labial- oder Lingualpfeife nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserverbundwerkstoff ein Verstärkungsgerüst aufweist,
das flächig, räumlich oder lokal unterschiedlich ausgerichtet ist.
7. Labial- oder Lingualpfeife nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Faserverbundwerkstoff mit einer Beschichtung bzw. mit ei
ner Lackierung versehen wird.
8. Labial- oder Lingualpfeife nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass in der Pfeifenlängsachse eine thermostabile Struktur aus Fa
serverbundwerkstoff eingesetzt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000151700 DE10051700A1 (de) | 2000-10-18 | 2000-10-18 | Labial- oder Lingualpfeife |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000151700 DE10051700A1 (de) | 2000-10-18 | 2000-10-18 | Labial- oder Lingualpfeife |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10051700A1 true DE10051700A1 (de) | 2002-05-02 |
Family
ID=7660236
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE2000151700 Withdrawn DE10051700A1 (de) | 2000-10-18 | 2000-10-18 | Labial- oder Lingualpfeife |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10051700A1 (de) |
Cited By (2)
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2000
- 2000-10-18 DE DE2000151700 patent/DE10051700A1/de not_active Withdrawn
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Date | Code | Title | Description |
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