DE10032075A1 - Elektrostatische Beschichtung von Formteilen mit thermoplastischen und vernetzbaren Copolyamidschmelzklebern - Google Patents
Elektrostatische Beschichtung von Formteilen mit thermoplastischen und vernetzbaren CopolyamidschmelzklebernInfo
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Abstract
Es wird ein Verfahren beschrieben, das die Beschichtung von nicht leitenden Formteilen mit thermoplastischen oder vernetzbaren Copolyamidschmelzklebern elektrostatisch ermöglicht.
Description
Zur Zeit werden unterschiedlichste Formteile (z. B. Hutablagen, Türseitenverklei
dungen, Dachhimmel) auf Basis von phenolharzverfestigten Baumwollfaserresten
oder melaminharzverfestigten Holzspänen mit unterschiedlichsten Dekorstoffen auf
Basis Polypropylen oder Polyester kaschiert. Es werden PUR-Dispersionen, feuchtig
keitsvernetzende Polyurethane oder Copolyamidschmelzkleber in Form von Grob
pulvern (200 bis 500 µm) eingesetzt.
Alle eingesetzten Systeme sind mit Nachteilen behaftet:
- - PUR-Dispersionen werden mit computergesteuerten Düsen aufgetragen. Die Dispersionskleber brauchen lange Ablüftzeiten, bis das Wasser verdunstet ist, d. h. man braucht lange Taktzeiten. Die beschichteten Teile können aufgrund von Klebrigkeit nicht gelagert werden. Beim Sprühen entsteht Overspray, der eingebüßt wird und die Anlage verschmutzt. Der Reinigungsaufwand ist groß. Der Vorteil dieser Applikation ist, dass man in der Lage ist an kritischen Stellen (Vertiefungen), wo der Klebstoffanteil größer sein muss gezielt mehr auftragen kann.
- - Die feuchtigkeitsvernetzenden PUR-Kleber werden aus der Schmelze über Düsen appliziert, die Anlagen müssen gegen Feuchtigkeit geschützt werden (Ver netzungsgefahr). Auch hier kommt es zu Overspray mit den genannten Nachteilen. Der Schmelzkleber kann ebenfalls, in bestimmten Bereichen, mit höheren Gewichten aufgetragen werden. Der Wärmestand ist sehr hoch durch die Vernetzung. Die besprühten Teile müssen sofort kaschiert werden, da Kleber mit Luftfeuchtigkeit aushärtet und dann nicht mehr aktivierbar ist.
- - Thermoplastische Copolyamide werden als Streupulver mit Körnungen von 200 bis 500 µm eingesetzt. Es muss in zwei Schritten gearbeitet werden. Zuerst wird das Dekormaterial über eine Streuanlage beschichtet. In einem zweiten Schritt wird der Schmelzkleber und das Formteil über Infrarot aktiviert beziehungsweise vorgewärmt, anschließend wird in einer kalten Presse kaschiert. Das Problem ist, dass Grobpulver nur bedingt verfügbar sind, da meistens ein Wärmestand von 120 bis 140°C verlangt wird. Da beim Mahlprozess aber auch große Mengen Feinpulver zwischen 1 und 200 µm anfallen, die aber aufgrund des hohen Schmelzpunktes von 140 bis 160°C nicht für Einlagen geeignet sind, fallen große Mengen an Pulvern an, die nicht vermarktet werden können. Ein weiterer Nachteil ist, dass nur ein flächiges Auftragsgewicht einstellbar ist und keine Möglichkeit besteht punktuell höhere Mengen aufzutragen.
Aufgabe der Erfindung war es, ein Verfahren bereitzustellen, das die aufgeführten
Nachteile nicht aufweist. Überraschenderweise wurde die Aufgabe gemäß der
Patentansprüche gelöst. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht den Einsatz
von Feinpulver zwischen 1 und 200 µm und weist einen Wärmestand von 130 bis
150°C auf, die eingesetzten Copolyamidschmelzkleber sind wahlweise thermo
plastisch oder vernetzbar, es ermöglicht gegebenenfalls das Aufbringen unterschied
licher Mengen auf einem Trägerteil und macht auch vernetzbare Beschichtungen
lagerfähig.
Die thermoplastischen Schmelzkleber sind handelsübliche Copolyamide auf der Basis
von Laurinlactam, Caprolactam, Dicarbonsäuren von -C5 bis -C12 und Diaminen
von -C5 bis -C10 Ketten. Gängige Schmelzpunkte liegen zwischen 120 und 140°C.
Auch für die vernetzbaren Copolyamide werden dieselben Monomerbasen eingesetzt,
durch Modifikation der Endgruppen können Reaktionen mit blockierten Isocyanaten
ermöglicht werden. Nach der Vernetzung wird der Wärmestand deutlich verbessert
(130 bis 150°C). Das blockierte Isocyanat wird vermahlen und in der Körnung 1-50 µm
dem Copolyamid zugemischt. Die bevorzugte Körnung der Mischung ist
1-80 µm.
Wie von Pulverbeschichtungen bekannt, können Metalle mit Elektrostatikpulver über
Corona- oder Turboelektrizitätspistolen pulverbeschichtet werden. Die Pulver
werden mit Hochspannung oder durch Reibung mit einer Elektronenladung versehen
und gegen ein geerdetes Metall versprüht, wobei sich das Pulver auf der
Metalloberfläche abscheidet und auf dem Metall haftet bis es durch Wärme
aufgeschmolzen ist.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, dass man auch nicht leitende Träger,
wie phenolharz-verfestigte Baumwollfasern, elektrostatisch beschichten kann.
Durch Auftrag mittels Elektrostatikpistole können über Computersteuerung
bestimmte Bereiche, die mehr Auftrag benötigen, mit größeren Mengen Pulver
beschickt werden, besonders im Bereich der Vertiefungen.
Da man bei dieser Art Applikation mit Kornverteilungen von 1 bis 200 µm arbeitet,
bevorzugt 1-80 µm, kann man gezielt Pulverfraktionen herstellen, bei denen kein
Zwangsanfall entsteht, deshalb können auch thermoplastische Copolyamide mit
Schmelzpunkten bis 160°C eingesetzt werden, wodurch Wärmestandfestigkeiten
über 130°C erreichbar sind.
Bei noch höheren Forderungen z. B. 200°C ist es möglich, vernetzbare Copolyamide
auf diese Weise zu beschichten. Diese Polyamide enthalten aminterminierte End
gruppen, die in der Lage sind mit Polyisocyanaten oder Epoxiden oder Kombi
nationen von beiden, zu reagieren. Es handelt sich um di- oder trimerisierte Polyiso
cyanat Addukte der Degussa Hüls AG, unter der Bezeichnung VESTAGON, die erst
ab einer bestimmten Temperatur (150°C) das Isocyanat freisetzen. Bis zu dieser
Temperatur können die eingesetzten Copolyamide wie thermoplastische Schmelz
kleber behandelt und elektrostatisch appliziert werden, bevorzugte Kornverteilung ist
1-200 µm, besonders 1-80 µm. Durch das Freisetzen des Isocyanats wird die
Vernetzungsreaktion gestartet und damit der Wärmestand deutlich verbessert:
Da man bei der Pulverbeschichtung unterhalb der Vernetzungstemperatur bleibt, wird
das Pulver bei etwa 140°C aufgeschmolzen. Es besteht nun die Möglichkeit das
vorbeschichtete Formteil abzukühlen oder direkt mit dem Dekorstoff zu laminieren.
Durch die anschließende Temperung bei einer Temperatur oberhalb 150°C, über
einen Zeitraum von einigen Minuten kann die Vernetzung durchgeführt werden. Das
heißt, dass ein mit einem vernetzbaren Copolyamid beschichtetes Formteil auch
lagerbar ist, was mit den gebräuchlichen Systemen nicht möglich ist.
In der Automobilzulieferung werden Nadelvliese und Gewirke mittels gestreuter
Copolyamidschmelzkleber auf verschiedenste Träger (Textilreste mit Phenolharz
gehärtet; Spanplatten aus Holz, Jutefasern) kaschiert.
Mit thermoplastischen Copolyamiden wird ein maximaler Wärmestand von 125°C
erreicht.
Durch den nachvernetzbaren Schmelzkleber kann ein Wärmestand von 130 bis
200°C erreicht werden. Nachdem der Schmelzkleber im thermoplastischen
Temperaturbereich appliziert wurde kann, über eine beheizbare Presse mit einer
Temperatur oberhalb 145°C über eine Zeit von 2 Min. nachvernetzt werden. Es ist
auch möglich die fertige Hutablage oder Dachhimmel in einem Ofen bei einer
Temperatur über 145°C und 2 Min, nachzuvernetzen.
Claims (5)
1. Verfahren zur Beschichtung von nicht leitenden Formteilen mit
thermoplastischen oder vernetzbaren Copolyamidschmelzklebern,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Beschichtung elektrostatisch erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Beschichtung mittels einer Elektrostatikpistole aufgetragen wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die thermoplastischen Copolyamidschmelzkleber als Feinpulver mit
Körnungen zwischen 1 und 200 µm eingesetzt werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Copolyamidschmelzkleber punktuell in höheren Mengen aufgetragen
werden können.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Copolyamidschmelzkleber nachvernetzbar sind.
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