DE10032033C1 - Polymermembran, bei der in den Poren Enzyme für biokatalytische Reaktionen lokalisiert sind, und Verfahren zu ihrer Herstellung - Google Patents
Polymermembran, bei der in den Poren Enzyme für biokatalytische Reaktionen lokalisiert sind, und Verfahren zu ihrer HerstellungInfo
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Abstract
Es wird eine Polymermembran (10) vorgeschlagen, bei der in den Poren (11) Enzyme (12) für biokatalytische Reaktionen lokalisiert sind, wobei die Poren (11) im wesentlichen in Form von die Membran (10) durchquerenden offenen Kanälen ausgebildet sind, und wobei der Membran (10) zufuhrseitig (16) ein Substrat (15) zugeführt wird und ausgangsseitig (17) ein Gemisch (19) aus dem mittels der Enzyme (12) gebildeten Produkt (21) und ggf. dem unverbrauchten Substrat (15) abgeführt wird, sowie ein Verfahren zur Herstellung einer derartigen Polymermembran (10). Dabei sind in den Poren (11) Mittel (20) zur Erzeugung einer turbulenten Strömung vorgesehen. Bei einer möglichen Art des Herstellungsverfahrens der Polymermembran (10) wird die der Membran (10) zugeführte Lösung (15) mit korpuskularen Elementen (20) beladen und anschließend in die Poren (11) der Membran (10) geleitet. Anschließend werden die korpuskularen Elemente (20) in den Poren (11) eine vorbestimmte Zeit bei vorbestimmbarer Temperatur zur Reaktion belassen. Schließlich wird die Primärmembran (10) dann mit wenigstens einem Lösemittel gewaschen, so daß die in den Poren nicht haftenden korpuskularen Elemente (20) aus der Polymermembran (10) entfernt werden. Danach erfolgt die Bindung der Enzyme an die an der Porenwand haftenden korpuskularen Elemente.
Description
Die Erfindung betrifft eine Polymermembran, bei der in
den Poren Enzyme für biokatalytische Reaktionen lokali
siert sind, wobei die Poren im wesentlichen in Form von
die Membranen durchquerenden, offenen Kanälen ausgebil
det sind und wobei der Membran zufuhrseitig ein Substrat
zugeführt wird und ausgangsseitig ein Gemisch aus einem
mittels der Enzyme gebildeten Produkt und ggf. dem
unverbrauchten Substrat abgeführt wird, sowie ein
Verfahren zu ihrer Herstellung.
Eine Polymermembran dieser Art ist bekannt (DE-OS 196 48 881).
Mittels dieser bekannten Membran ist eine steuer
bare, kontrollierte Biokatalyse in der Membran grund
sätzlich möglich, und es ist auch eine wenigstens aus
reichende Substratzugänglichkeit zu den in den Poren lo
kalisierten Enzymen gewährleistet.
Bei weiteren Untersuchungen der bekannten Membran und
auch grundsätzlichen Untersuchungen auf diesem Gebiet
ist herausgefunden worden, daß die Bildung der im
folgenden besonders interessierenden makromolekularen
Produktmoleküle nicht nur von der mittleren Porengröße
der Membran und ihrer Porengrößenverteilung, sondern
ganz erheblich von den in der Pore vorliegenden Strö
mungsverhältnissen abhängen. Die Tortuosität des gesam
ten transmembranen Transportweges beeinflußt den Strö
mungswiderstand und damit die Prozeßleistung. Bei der
Kombination von Stoffwandlung und Stofftrennung inner
halb des Porengefüges der gattungsgemäßen Membran,
welche als Ensemble von Mikroreaktoren betrachtet werden
kann, ist herausgefunden worden, daß eine erhebliche
Einflußgröße zusätzlich noch die Art der Strömungsver
hältnisse in den Membranporen ist. Für eine effektive
Durchführung von enzymatischen Polymersynthesen Reakti
onen in solchen Mikroreaktoren ist ein schnellstmög
licher Abtransport des entstandenen Produktes von sehr
großer Wichtigkeit.
Es wurde herausgefunden, daß es anderenfalls, wie z. B.
bei nur diffusivem Stofftransport durch die Poren,
schnell zu einer Katalysatorvergiftung durch Produktin
hibition kommen kann. Damit einhergehend ist der gra
vierende Nachteil, daß dadurch auch die mit der mittels
der in die Membran eingelagerten Enzyme verbundene
enzymatische Wachstumsreaktion blockiert wird. Versuche
zur enzymatischen Herstellung, beispielsweise zur
Herstellung eines Polysaccharids, haben ergeben, daß
geometrisch definierte, idealerweise durchgängige
ausreichend große Poren, wie sie in Kernspurmembranen
ausbildbar sind, vorzusehen sind, um eine Verstopfung zu
vermeiden. Dennoch hat sich herausgestellt, daß nach
viel zu kurzer Reaktionszeit keine Enzymaktivität mehr
meßbar und damit die angestrebte kontinuierliche Pro
zeßführung in Frage gestellt ist.
Aus Modellversuchen konnte gefolgert werden, daß sich in
den zylinderförmigen Poren eine laminare Strömung
ausbildet, so daß an der Porenwand, an der die Enzyme
immobilisiert wurden, nur ein rein diffusiver Stoff
transport möglich ist, der viel zu langsam ist und
dadurch die Enzyme im Produkt "ersticken" läßt.
Es ist somit Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die
Membran der eingangs genannten Art derart zu verbessern
und weiterzubilden, daß ein erforderlicher konvektiver
Stofftransport wenigstens bis in die Nähe der immobili
sierten Enzyme, die an den Porenwänden der Membran
gebunden sind, ermöglicht wird, wobei die Membran dabei
mit einfachen Mitteln, ausgehend von der gattungsgemäßen
Membran, hergestellt werden kann und eine Verwendung der
so hergestellten Membran für eine kontinuierliche
Prozeßführung auch in technischem Maße möglich sein
soll.
Diese Aufgabe wird gemäß der erfindungsgemäßen Polymer
membran dadurch gelöst, daß in den Poren Mittel zur Er
zeugung einer turbulenten Strömung des Substrats und/
oder des Gemisches aus Substrat und Produkt vorgesehen
sind.
Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung, betreffend die
Polymermembran, ist der, daß eine signifikante Stabili
sierung der Aktivität der immobilisierten Enzyme möglich
ist, d. h., daß die Wechselwirkungskräfte zwischen
Permeand und Membranpolymer verstärkt werden bzw. der
Kontakt von Substratmolekülen zu aktiven Liganden, d. h.
hier den Enzymen, erleichtert bzw. überhaupt in nen
nenswertem Umfang ermöglicht wird. Würde sich, wie im
Stand der Technik, beim Durchströmen des Substrats durch
die Poren, wie bisher, eine im wesentlichen laminare
Strömung ausbilden, so hätte das zur Folge, daß an der
Porenwand quasi eine Ruhezone vorhanden sein würde, mit
der nachteiligen Folge, daß nur ein diffusiver Stoff
transport stattfinden könnte. Die erfindungsgemäße
Lösung beseitigt diese Ruhezonen in erheblicher Weise,
wenn nicht sogar vollständig.
Grundsätzlich ist es möglich, diese Mittel zur Erzeugung
einer turbulenten Strömung des Substrats in den Poren
auf beliebige geeignete Weise auszubilden. So ist es
beispielsweise denkbar und auch grundsätzlich möglich,
die Porenwandung bei der Herstellung der Membran, selbst
wenn diese die Membran auf dem kürzesten Weg durchque
ren, strukturiert auszubilden, so daß beim Durchfließen
des Substrats durch die Poren die Strukturen als Schi
kanen für die strömende Substratlösung wirken, mit der
Folge, daß sich die angestrebte turbulente Strömung in
den Poren ausbildet.
Bei einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der
Membran ist das Mittel allerdings in Form korpuskularer
Elemente ausgebildet, die in der der Membran zugeführten
Substratlösung selbst enthalten sind. Dadurch ist es
beispielsweise vorteilhafterweise möglich, die mittlere
Größe der korpuskularen Elemente unmittelbar an das
Substrat, an die Membran selbst und an die Art der in
den Poren der Membran gebundenen Enzyme anzupassen. Auch
ist es bei dieser Ausgestaltung möglich, die Membran
beispielsweise nacheinander mit unterschiedlich großen
korpuskularen Elementen zu beschicken, beispielsweise
alternierend und/oder mit zunehmender bzw. abnehmender
Größe.
Bei einer anderen sehr vorteilhaften Ausgestaltung der
Membran, bei der die Mittel wiederum korpuskulare Ele
mente sind, werden diese an die Porenwand der Membran
selbst angelagert und verbleiben dort fortwährend.
Vorteilhafterweise sind die Mittel grundsätzlich che
misch inert, d. h. nehmen an der Wechselwirkung zwischen
Substrat und den Enzymen nicht teil. D. h. mit anderen
Worten, daß die chemisch inerten Turbulenzmittel, da sie
einen mechanischen Widerstand für die Substratlösung
bilden, ausschließlich physikalisch bedingt für die
turbulente Strömung des Substrats bzw. des Gemisches aus
Substrat und des in den Poren erzeugten Produkts sorgen.
Es hat sich aber auch als vorteilhaft erwiesen, turbu
lenzerzeugende Mittel aus einem Gemisch chemisch inerter
und chemisch reaktiver korpuskularer Elemente auszubil
den, so daß es beispielsweise möglich ist, daß bei ge
eigneter chemisch reaktiver Anpassung der korpuskularen
Elemente an den Membranwerkstoff in den Poren die Anla
gerung an die Porenwandungen ermöglicht bzw. verbessert
wird.
Dabei ist es vorteilhaft, die reaktiven korpuskularen
Elemente aus einem chemisch inerten Kern und einer che
misch reaktiven Umhüllung auszubilden. Mit der zusätzli
chen chemisch reaktiven Umhüllung kann die gesamte
Oberfläche der Porenwand geschickt vergrößert werden,
mit der Folge, daß wesentlich mehr Enzyme pro Volumen
auf der Oberfläche gebunden werden können, wodurch die
Leistungsfähigkeit der Membran wesentlich und gezielt
erhöht werden kann.
Die korpuskularen Elemente, die für die turbulente Strö
mung des Substrats in den Poren sorgen, können an sich
eine beliebige geeignete Struktur aufweisen. Es hat sich
dabei aber als vorteilhaft herausgestellt, die korpusku
laren Elemente im wesentlichen mit einer kugelförmigen
Struktur zu versehen, deren Herstellung im Vergleich zu
anderen Strukturen ggf. einfacher ist.
Die korpuskularen Elemente können grundsätzlich aus
beliebigen geeigneten Werkstoffen bestehen, wobei sich
als vorteilhaft herausgestellt hat, die korpuskularen
Elemente beispielsweise aus Polystyren (Latex) auszu
bilden. Dieser Werkstoff weist für die hier beschrie
benen Anwendungszwecke der Polymermembran ein gutes
chemisch inertes Verhalten auf.
Die oben beschriebenen chemisch reaktiven korpuskularen
Elemente bestehen wenigstens teilweise aus Polyglycidyl
methacrylat, es sind aber auch andere chemisch reaktive
Werkstoffe denkbar.
Der mittlere Durchmesser der korpuskularen Elemente wird
weitgehend in Abhängigkeit des membranbildenden Werk
stoffs, des Substrats, sowie des Porendurchmessers und
ggf. auch in Abhängigkeit der Art der in die Porenwand
einzulagernden Enzyme gewählt. Es hat sich herausge
stellt, den mittleren Durchmesser der korpuskularen Ele
mente vorzugsweise im Bereich von 50 bis 1000 nm je nach
vorgegebenem Porendurchmesser auszuwählen, wobei besonders
vorteilhafterweise ein Viertel des Durchmessers der
mittleren Porengröße ausgewählt wird.
Es sei noch darauf hingewiesen, daß der mittlere Durch
messer der korpuskularen Elemente bei den chemisch iner
ten und chemisch reaktiven korpuskularen Elementen
gleich oder unterschiedlich gewählt werden kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung einer
Polymermembran ist dadurch gekennzeichnet, daß die der
Membran zugeführte Lösung
- a) zunächst mit korpuskularen Elementen beladen wird,
- b) anschließend in die Poren der Membran gelei tet wird,
- c) anschließend an den Orten gemäß Merkmal b. eine vorbestimmte Zeit bei vorbestimmter Tempe ratur belassen und
- d) schließlich mit wenigstens einem Lösemittel gewaschen wird.
Der Vorteil der Lösung des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, daß eine derart hergestellte Membran die
Voraussetzung dafür schafft, daß kontinuierliche biokat
alytische Herstellungsprozesse von Produkten sehr viel
wirtschaftlicher gestaltet werden können als bisher,
d. h. auch in technischem Maßstab durchführbar sind,
beispielsweise zur Herstellung von Medikamenten, Lebens
mittelzusatzstoffen, die bestimmte Verträglichkeitsei
genschaften aufweisen müssen, und anderen Produkten.
Das Verfahren wird vorteilhafterweise dadurch weiterge
bildet, daß eine Mischung aus chemisch inerten und
chemisch reaktiven korpuskularen Elementen verwendet
wird, wobei die Dichte der Beladung der Porenwand mit
chemisch reaktiven korpuskularen Elementen aufgrund
ihrer vorbestimmten, gewollten Wechselwirkung gezielt
mit dem Werkstoff der Membranen in den Poren auch
eingestellt werden kann.
Die Verweilzeit gemäß Merkmal c. kann in Abhängigkeit
des Werkstoffs der Membran, des Werkstoffs der korpus
kularen Elemente, des chemisch reaktiven Werkstoffs der
korpuskularen Elemente und auch der mechanischen Dimen
sionen der Membran gewählt werden. Es hat sich aber als
vorteilhaft herausgestellt, die Verweilzeit beispiels
weise im Bereich von 12 h vorzusehen, wobei die Tempe
ratur dabei vorzugsweise im Bereich der Raumtemperatur
liegt, so daß für die Herstellung keine besonderen Maß
nahmen in bezug auf Temperierung des Einlagerungsvor
ganges getroffen werden müssen. Dieses schließt aller
dings nicht aus, daß es für bestimmte Anwendungszwecke
durchaus denkbar und möglich ist, die Temperierung auch
im Bereich höherer Temperatur vorzusehen.
Das Verfahren wird, wie beschrieben, dadurch abgeschlos
sen, daß die mit den korpuskularen Elementen gefüllte
Membran schließlich mit einer wässrigen Lösung ausgewa
schen wird, um somit alle nicht fest gebundenen Partikel
zu entfernen und wiederum eine hohe Membrandurchlässig
keit zu erreichen, wie sie vor der Beladung bestanden
hat. Der Waschvorgang kann vorzugsweise mit einer
wässrigen Lösung, beispielsweise nur mit Wasser ohne
Zusätzen oder beispielsweise mit Wasser und wenigstens
einem Tensid vorgenommen werden.
Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die nach
folgenden schematischen Zeichnungen anhand eines Aus
führungsbeispieles beschrieben. Darin zeigen:
Fig. 1 schematisch ein Ausgangssubstrat in Form von
Saccharose, das mittels der Membran in Inulin
und Glucose durch eine FTF-gestützte biokata
lytische Umwandlung hergestellt wird,
Fig. 2A einen schematischen Schnitt durch eine Pore der
Polymermembran mit dem laminaren Strömungsver
lauf der Substratlösung und der Blockierung des
Enzymes durch die entstandenen Produktmoleküle
als Ausgangssituation,
Fig. 2B eine Erhöhung des Strömungsgradienten an den
Enzymmolekülen durch Einbau von Partikeln an
der Porenwand, die als Strömungsschikanen
wirken und so einen schnellen Produktabtrans
port bewirken,
Fig. 3 einen Schnitt durch die Membran, aufgenommen
mit einem Rasterelektronenmikroskop, die kor
puskularen Elemente, die in den Poren in Form
von Latexkugeln eingelagert sind,
Fig. 4 eine graphische Darstellung des stark zuneh
menden Verstopfungsverhaltens als deutliche
Abnahme des Fluxes von nicht mit korpuskularen
Elementen beladener Membranen in Form von
Kernspurmembranen und darin ausgebildeter
zylinderförmiger Poren in Abhängigkeit ihres
Durchmessers,
Fig. 5 das Ergebnis einer Untersuchung eines flächigen
Modellsystems eines mit Enzym beladenen poren
freien Films, inwieweit sich bei hoher Über
strömgeschwindigkeit in einer Cross-Flow-Zelle
die Aktivität des Systems in Abhängigkeit von
der Reaktionszeit verändert,
Fig. 6 das Ergebnis eines Versuches mit der erfin
dungsgemäßen Membran in Form einer Kernspurmem
bran mit einem Zylinderkapillardurchmesser von
1000 nm und gleicher Durchströmung von 320 l/hm2
mit und ohne zugeführte korpuskulare
Elemente (Latexkugeln),
Fig. 7 ein Diagramm, bei dem die Abhängigkeit der En
zymaktivität, gemessen für Glucose und Fructo
se, einer Membran in Form einer Kernspurmembran
mit Zylinderporendurchmesser von 400 nm, an de
ren Porenwänden das Enzym direkt gebunden ist,
von der Reaktionszeit erkennbar ist. Die
Enzymaktivität kann nicht mehr durch höhere
Durchströmungsgeschwindigkeit zurückerhalten
werden, während bei der
Fig. 8 erfindungsgemäßen Membran in gleich skaliertem
Diagramm gemäß Fig. 7, bei der durch die
korpuskularen Elemente erzeugten Strömungswir
bel bei gleicher Anfangsgeschwindigkeit von 32 l/hm2
deutlich länger eine höhere Aktivität bei
höherer Anfangseffektivität ersichtlich ist,
die durch eine stärkere Enzymbeladung bedingt
ist. Durch eine höhere Durchströmungsgeschwin
digkeit kann sogar die Enzymaktivität wieder
erhöht werden.
Zunächst wird Bezug genommen auf die Darstellung von
Fig. 2A. Eine Polymermembran 10, von der hier beispiels
weise lediglich eine Pore 11 bzw. ein Kanal 11 im Quer
schnitt dargestellt ist, wird beispielsweise auf übliche
Weise hergestellt. Es kann sich im vorliegenden Falle
bei der Polymermembran 10 um eine sogenannte Kernspur
membran mit sehr einheitlichen Poren 11, beispielsweise
in Form von durchgängigen zylindrischen Kanälen, han
deln. Bei der bestimmungsgemäßen Funktion der Membran 10
wird ein Substrat 15 eingangsseitig 16 der Membran 10
zugeführt. In die Poren bzw. Kanäle 11 der Membran 10
sind zuvor Enzyme 12 eingelagert worden, vgl. auch dazu
die DE-PS 196 48 881. Aus dem in der Darstellung von
Fig. 2A unten gezeigten Ausgang 17 tritt nach der
biokatalytischen Reaktion das Produkt 21 und die hin
durchfließende Substratlösung 15 in Form eines Gemisches
19 (Permeand) aus.
Bei der hier beispielhaft beschriebenen enzymatischen
Reaktion mit einer Fructosyltransferase (FTF), vgl. Fig.
1 wird Saccharose als Substrat 15 zunächst in Glucose
21a und einen aktiven Fructosylrest gespalten. Augen
blicklich danach verbinden sich in einer gekoppelten
Reaktion diese Fructosylreste mit ihrer Bindungsenergie
zum Polyfructan 21. Wird das Enzym 12 in den Poren 11
der Polymermembran 10 kovalent immobilisiert, so kann
bei einer druckgetriebenen transmembranen Passage des
Substrats 15 diese Reaktion kontinuierlich betrieben
werden. Bei Verwendung z. B. von Inulinsucrase (FTF) aus
Streptococcus mutans entsteht auf diese Weise Inulin mit
hoher Molmasse MW: 10. . .80 Mio Dalton bei einer sehr
geringen Polydispersität P: 1,1. (Hicke et al.)
Bisher übliche integral-asymmetrische Membranen mit
Poren unterschiedlicher Geometrie und Größe verstopfen
sehr schnell. Es werden deshalb erfindungsgemäß als
Polymermembranen 10 vorzugsweise sogenannte Kernspur
membranen mit sehr einheitlichen Poren in Form von
durchgängigen Zylinderkanälen bzw. -kapillaren verwen
det. Aus Fig. 4 ist ersichtlich, daß erst bei einem
Durchmesser der Poren 10 von 3000 nm, d. h. ohne Beladung
von korpuskularen Elementen 20, kaum noch eine Verstop
fung auftritt. Allerdings wurde schon nach 12 h nur noch
eine geringe Enzymaktivität gemessen. Mit Hilfe eines
flächigen Modellsystems eines mit dem Enzym 12 beladenen
porenfreien Films, vgl. Fig. 5, wurde untersucht, inwie
weit sich bei hoher Überströmgeschwindigkeit in einer
Cross-Flow-Zelle die Aktivität in Abhängigkeit von der
Reaktionszeit verändert. Aus Fig. 5 ist ersichtlich, daß
in jedem Einzelfall, auch bei dem Vergleich mit geringer
Überströmung, die anhand der Glukosebildung gemessene
Enzymaktivität über längere Zeiträume (insgesamt 440 h)
erhalten bleibt. Allerdings ist nach 140 h nur noch
wenig Inulinaktivität vorhanden, da sich das Glucose/
Fructose-Verhältnis auf nahezu 1 : 1 einstellt. Dieser
Sachverhalt stützt die Annahme, daß in den Poren 11 nur
deshalb so schnell keine Enzymaktivität mehr gefunden
wird, weil sich an der Porenwand 110 eine Diffusionszone
ausbildet, vgl. Fig. 2A, in der sich das Produkt 21
schneller bildet, als es herausdiffundieren kann, wo
durch das Enzym 12 gleichsam "erstickt", vgl. dazu wie
derum Fig. 2.
Gemäß der erfindungsgemäßen Polymermembran Fig. 2B läßt
sich der gewünschte konvektive Stofftransport durch
Zugabe von korpuskularen Elementen, hier im Beispiel in
Form von Polystyren-Latexkugeln (Durchmesser dK: 100 nm)
in die Substratlösung 15 deutlich verbessern. Bei
enzymbeladenen Membranen 10 in Form von Kernspurmem
branen mit einem Zylinderkapillardurchmesser dZ: 1000 nm
und gleicher Durchströmung J: 320 l/hm2 ist bei
einem Zusatz von korpuskularen Elementen 20 in Form von
Polystyren-Latexkugeln nicht nur deutlich mehr Produkt
21 entstanden, sondern darüber hinaus auch ein sehr
günstiges Glucose/Fructose-Verhältnis festzustellen.
Der sehr geringe Fructosegehalt läßt einen hohen Anteil
am Zielprodukt Inulin erwarten. Die korpuskularen
Elemente 20 in Form von Latexkugeln erhalten vor Ein
tritt in den Eingang der Poren 11 einen Drall (Dean-
Wirbel). Durch diese Rotationsgeschwindigkeit werden die
korpuskularen Elemente 20 in Form von Latexkugeln aus
der Laminarströmung herausbewegt und stoßen dann an die
Porenwandung 110. Der Abprall bewirkt die Entstehung
weiterer Turbulenzen und damit den gewünschten konvek
tiven Stofftransport. Gemäß der Erfindung sollte der die
Ausbildung einer Laminarströmung störende Effekt eben
falls dazu genutzt werden, die korpuskularen Elemente 20
an der Porenwandung 110 zu befestigen und gleichsam als
in die Strömung des Substrats 15 bzw. der Substratlösung
hineinragende Schikanen die Entstehung von Turbulenzen
bewirken. Ferner soll durch die mit der Bindung der
korpuskularen Elemente 20 größere spezifische Oberfläche
eine größere Enzymmenge pro Flächen- bzw. Volumeneinheit
immobilisiert werden (s. Fig. 2B).
Mit einem Gemisch z. B. aus 3 RT einer 2%-igen Latexlö
sung, deren Kugeln (dK: 250 nm) chemisch inert sind,
d. h. nur aus Polystyren bestehen, und 1 RT eine 2%-igen
Latexlösung, deren Kugeln aus einem Polystyrenkern und
einem chemisch reaktiven Mantel aus Polyglycidylmethac
rylat aufgebaut sind, werden die Poren 11 der Polymer
membran 10 gefüllt und beispielsweise 12 h bei z. B.
Raumtemperatur stehen gelassen. Nach einer Waschprozedur
mit Wasser und einer 0,1%-igen Tensidlösung wurde bei
der Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit der Polymermembran
10 annähernd wieder der Ausgangswert gemessen.
Die Immobilisierung der Fructosyltransferase FTF (Inu
linsucrase) erfolgt über 20 h bei Raumtemperatur und pH
7,2 an diese kovalent gebundenen korpuskularen Elemente
20 (Latices). Nach mehrmaligem Waschen mit Phosphat-Puf
fer pH 7,2 und Spülen mit Tensidlösung wurde die en
zymatische Reaktion genau wie oben mit 5%-iger Saccha
roselösung bei pH 7,2 und 28°C durchgeführt. Das
Ergebnis ist in den Fig. 7 und 8 dargestellt.
Aus dem Diagramm gemäß Fig. 7 ist die Abhängigkeit der
Enzymaktivität (gemessen für Glucose und Fructose) einer
als Kernspurmembran ausgebildeten Polymermembran 10 mit
zylinderförmigen Poren 11 mit einem Durchmesser von DZ:
400 nm, an deren Porenwandungen 110 das Enzym 12 direkt
gebunden wurde, von der Reaktionszeit zu erkennen. Diese
Polymermembran 10 wurde für den Vergleich ausgewählt, um
die Porenverteilung bei der erfindungsgemäßen Membran
auf 500 nm durch die gebundenen Latices mit DZ 250 nm
annähernd berücksichtigen zu können. Die Polymermembran
ist bei einer Durchströmgeschwindigkeit v: 32 l/hm2
nach einer Reaktionszeit t < 70 min irreversibel ver
stopft.
Die erfindungsgemäße Polymermembran 10 in gleich ska
liertem Diagramm gemäß Fig. 9 zeigt durch die erzeugten
Strömungswirbel bei gleicher Anfangsgeschwindigkeit v:
32 l/hm2 deutlich länger eine höhere Aktivität bei höhe
rer Anfangsaktivität, die aus der stärkeren Enzymbe
ladung resultiert.
Die Verstopfung ist, anders als bei der Vergleichsmem
bran, reversibel. Das heißt, daß mit zunehmender
Überströmgeschwindigkeit v: 320 und 1000 l/hm2 die
Polymermembran 10 wieder freigespült wird, wobei die
Aktivität gemessen an Glucose dabei dann ebenfalls
wieder ansteigt.
10
Polymermembran
11
Pore/Kanal
110
Porenwandung
12
Enzym
13
Porenlänge
14
Porenquerschnitt
15
Substrat
16
Eingang
17
Ausgang
18
-
19
Gemisch (Produkt/Substrat)
20
Mittel/korpuskulares Element
21
Produkt
Claims (16)
1. Polymermembran, bei der in den Poren Enzyme für bio
katalytische Reaktionen lokalisiert sind, wobei die
Poren im wesentlichen in Form von die Membran durchque
renden, offenen Kanälen ausgebildet sind und wobei der
Membran zufuhrseitig ein Substrat zugeführt wird und
ausgangsseitig ein Gemisch aus dem mittels der Enzyme
gebildeten Produkt und ggf. dem unverbrauchten Substrat
abgeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß in den Poren
(11) Mittel (20) zur Erzeugung einer turbulenten Strö
mung der Substratlösung (15) und/oder des Gemisches (19)
aus Substrat (15) und Produkt (21) vorgesehen sind.
2. Polymermembran nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß die Mittel (20) korpuskulare Elemente sind, die
im der Membran (10) zugeführten Substrat (15) enthalten
sind.
3. Polymermembran nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß die Mittel (20) korpuskulare Elemente sind, die
an die Porenwandungen (110) der Membran (10) angelagert
sind.
4. Polymermembran nach einem oder beiden der Ansprüche 1
oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel (20) che
misch inert sind.
5. Polymermembran nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel (20) aus
einem Gemisch chemisch inerter und chemisch reaktiver
korpuskularer Elemente bestehen.
6. Polymermembran nach Anspruch 5, dadurch gekennzeich
net, daß die reaktiven korpuskularen Elemente aus einem
chemisch inerten Kern und einer chemisch reaktiven Um
hüllung bestehen.
7. Polymermembran nach einem oder mehreren der Ansprüche
2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die korpuskularen
Elemente eine im wesentlichen kugelförmige Struktur auf
weisen.
8. Polymermembran nach einem oder mehreren der Ansprüche
2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die korpuskularen
Elemente aus Polystyren (Latex) bestehen.
9. Polymermembran nach einem oder mehreren der Ansprüche
5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die chemisch
reaktiven korpuskularen Elemente wenigstens teilweise
aus Polyglycidylmethacrylat bestehen.
10. Polymermembran nach einem oder mehreren der Ansprü
che 2 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der mittlere
Durchmesser der korpuskularen Elemente im Bereich von 50
bis 1000 nm liegt.
11. Polymermembran nach Anspruch 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß der mittlere Durchmesser im Bereich von
einem Viertel des Porendurchmessers der Membran liegt.
12. Verfahren zur Herstellung einer Polymermembran, bei
der in den Poren Enzyme für biokatalytische Reaktionen
lokalisiert sind, wobei die Poren im wesentlichen in
Form von die Membran durchquerenden offenen Kanälen
ausgebildet sind und wobei der Membran zufuhrseitig ein
Substrat zugeführt wird und ausgangsseitig ein Gemisch
aus dem mittels der Enzyme gebildeten Produkt und ggf.
dem unverbrauchten Substrat abgeführt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß die der Membran zugeführte Lösung
- a) mit korpuskularen Elementen beladen wird,
- b) anschließend in die Poren der Membran gelei tet wird,
- c) anschließend an den Orten gemäß Merkmal b. eine vorbestimmte Zeit bei vorbestimmter Tempe ratur belassen und
- d) schließlich mit wenigstens einem Lösemittel gewaschen wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß die zugeführte Lösung eine Mischung aus chemisch
inerten und chemisch reaktiven korpuskularen Elementen
enthält.
14. Verfahren nach einem oder beiden der Ansprüche 12
oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Verweilzeit im
Bereich von 12 h liegt, wobei die Temperatur im Bereich
der Raumtemperatur liegt.
15. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 12
bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß das Lösemittel ein
Gemisch aus Wasser und wenigstens einem Tensid ist.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 12
bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Enzym direkt an
die reaktive Oberfläche der korpuskularen Elemente
kovalent gebunden wird.
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