DE10027551A1 - Plastisch verarbeitbare Formmassen auf Basis von Bienenwachs, Lösungsmittel und sinterfähigen Pulvern - Google Patents
Plastisch verarbeitbare Formmassen auf Basis von Bienenwachs, Lösungsmittel und sinterfähigen PulvernInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft eine plastisch verarbeitbare Masse, die aus Bienenwachs, einem Lösungsmittel für das Bienenwachs und unter 500 DEG C nicht schmelzbaren Pulvern besteht. Die Masse ist oberhalb einer bestimmten Temperatur fließfähig und vergießbar. Erst durch Abkühlen entsteht eine plastisch verformbare Masse, die sich z. B. in einem Extruder weiterverarbeiten läßt. Im Unterschied zu den üblichen Extrudier-, Heißguß- und Spritzgußmassen enthält die Masse nach der Formgebung Lösungsmittel. Die Anteile der Komponenten sind dabei so gewählt, daß ein schnelles Entbindern außerhalb der Form möglich ist.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung dichter oder poröser Formkörper aus Bienenwachs,
Lösungsmittel und unter 500°C nicht schmelzbaren Pulvern. Aus der Masse wird ein Grünkörper
geformt, der entbinden und gesintert wird.
Zur Herstellung wurden bisher viskose Gemische aus Pulver und Binder (Wachse, Kunststoffe) einge
setzt. Diese wurden unter Druck von einigen 100 bar in die vorbestimmte Form gepreßt. Aufgrund der
hohen Viskosität der Massen lassen sich enge Hohlräume in der Form nur schwer füllen. Außerdem zeigt
sich, daß beim anschließenden Entbindern der Grünkörper unerwünschte Rückstände im Werkstück ver
bleiben können.
Es gibt Verfahren (EP 0 276 760 und DE 197 17 460 A1), nach denen aus Pulver, Binder und Lösungs
mittel ein frei fließende Masse hergestellt wird, die sich zu Grünkörpern verarbeiten läßt. Im Unterschied
zu dem hier vorgestellten Verfahren werden nur relativ geringe Mengen an Binder eingesetzt (2 bis
5 Vol%). Die Verfestigung geschieht durch Abdampfen des Lösungsmittels. Die Menge an Binder ist
dabei so bemessen, daß sie gerade zur Verfestigung des Binder-Pulver-Gemisches ausreicht.
Auch bei dem Verfahren EP 0 276 760 wird zunächst ein frei fließendes Pulver aus Lösungsmittel, Binder
und Pulver hergestellt, das dann zu Grünkörpern verarbeitet wird. Als Binder werden Polyalkencarbonate
genannt.
Der Vorteil der hier vorgestellten Methode liegt zum einen darin, daß nur Bienenwachs als Binder Ver
wendung findet. Dieses läßt sich bei relativ niedrigen Temperaturen (ca. 200°C-300°C) abdampfen bzw.
abbrennen. Die Fließeigenschaften und das Erstarrungsverhalten können durch den Gehalt an Feststoff
und Lösungsmittel gut auf das jeweilige Formgebungsverfahren abgestimmt werden. Vorteilhaft ist ein
Lösungsmittel, das nur bei erhöhter Temperatur das Bienenwachs gut löst, so daß durch Temperaturab
senkung vor, während oder nach dem Formgebungsprozeß eine Wachsausscheidung auftritt, wodurch die
gegossenen oder gepreßten Körper formstabil werden. Dies hat den Vorteil, daß gegossene Körper un
mittelbar nach dem Abkühlen entformt werden können, was bei den in EP 0 276 760 und DE 197 17 460 A1
beschriebenen Verfahren nicht möglich ist. Das Trocknen der Grünkörper kann daher außerhalb der
Form erfolgen, was sich günstig auf die Herstellungskosten auswirkt. Des weiteren ist Bienenwachs im
Vergleich zu den z. B. beim Spritzguß eingesetzten Bindern relativ preiswert. Darüber hinaus ist Bienen
wachs weder giftig noch umweltschädlich.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein preisgünstiges Herstellungsverfahren bereitzustellen, das die
eingangs genannten Nachteile weitestgehend vermeidet.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß ein Gemisch derart aus dem Pulver, dem Lö
sungsmittel und dem Bienenwachs hergestellt wird, daß dieses im warmen Zustand fließfähig ist und sich
zum Gießen, Auftragen oder Sprühen in eine nicht poröse Form eignet, wobei bereits durch Abkühlen der
Masse ein formbeständiger Grünling entsteht, oder im erkalteten Zustand plastisch verformbar ist, so daß
die Masse z. B. mittels Knetformgebung zu Grünkörpern verarbeitet werden kann.
Zunächst wird das zu sinternde Pulver mit dem Lösungsmittel und dem Bienenwachs vermischt. Werden
die Pulverteilchen vom Lösungsmittel schlecht benetzt, müssen zusätzlich geringfügige Mengen an Be
netzungsmittel zugegeben werden. In vielen Fällen kann jedoch auf solche Zusätze verzichtet werden, da
das Bienenwachs Substanzen enthält, die diese Aufgabe übernehmen.
Die Homogenisierung der Masse kann mit Rührern oder in Kugelmühlen erfolgen.
Aus dem Gemisch wird dann in einem zweiten Schritt ein Grünkörper geformt. Zwei Herstellungsvari
anten sind möglich: Das in der Masse enthaltene Bienenwachs ist vollständig aufgelöst. Die Masse ist
dann flüssig und kann drucklos vergossen oder unter Druck in die vorbestimmte Form gepreßt werden.
Durch Abkühlen verfestigt sich die Masse und kann unmittelbar danach entformt werden. Die Masse
kann jedoch auch nach dem Abkühlen, d. h. nach dem Anteile des Bienenwachses erstarrt sind, zu Form
körpern verarbeitet werden. Die Masse ist dann oft pastös und kann z. B. extrudiert werden, wobei nur
sehr geringe Drücke zum Verarbeiten erforderlich sind.
In einem dritten Schritt wird das im Formkörper enthaltene Lösungsmittel abgedampft, was i.d.R. bei
Raumtemperatur geschieht. Das Trocknen kann aber auch bei erhöhter Temperatur und/oder unter leich
tem Unterdruck stattfinden und dadurch beschleunigt werden. Das im Grünkörper verbliebene Bienen
wachs wird anschließend durch Wärmezufuhr bei erhöhter Temperatur entfernt. Das Entbindern geschieht
üblicherweise im Temperaturbereich 200°C bis 300°C.
Sowohl das Trocknen als auch das Entbindern kann zügig erfolgen. Heizraten von 1 K/min bis 10 K/min
sind durchaus möglich und sind damit deutlich höher als beim Spritz- oder Heißguß.
Die Unempfindlichkeit der Grünlinge gegenüber dem speziellen thermischen Zyklus des Trocknungs-
und Entbinderungsprozesses hat zwei Ursachen:
- a) Dadurch, daß Anteile des Bienenwachses während des Abkühlens kondensieren, bildet sich ein stabiles Netzwerk aus Pulverpartikeln und erstarrten Wachsanteilen. Dieses hat eine relativ hohe Festigkeit, so daß die Formkörper zügig getrocknet werden können, ohne daß es zu Gefügeschädigungen (Makroris sen) kommt.
- b) Da die Formkörper nach dem Entfernen des Lösungsmittels offenporös sind, können die beim Entbin dern entstehenden Dämpfe und Zersetzungsprodukte unbehindert den Grünkörper verlassen.
Die Braunlinge werden nach dem Entbindern gesintert. Enthalten die Körper oxidationsempfindliche
Pulverteilchen (z. B. Graphit), muß die Sinterung unter Schutzgasadmosphäre ablaufen, es sei denn, daß
eine Reaktion mit Sauerstoff erwünscht ist, z. B. um Platzhalter auszubrennen. Zur Steigerung der Dichte
können die Braunlinge zusätzlich vor, während oder nach der Sinterung durch Druckbeaufschlagung ver
dichtet werden.
Werkstücke aus unterschiedlichen Schichtungen (gradierte Werkstücke) lassen sich herstellen, indem die
aus unterschiedlichen Materialien gebildeten Massen nacheinander in eine Form gegossen werden, so daß
ein Grünkörper aus übereinanderliegenden Schichten unterschiedlicher Zusammensetzung entsteht. Auf
diese Weise bildet sich ein Körper mit abgestufter Struktur, z. B. bezüglich Material, Porosität,
Korn/Teilchengrößenverteilung.
Es können aber auch vor, während oder nach dem Gießen Körper oder Fasergewebe in die Form einge
bracht werden oder ein Werkstück kurzzeitig in die Masse eingetaucht werden. Dadurch ist es z. B. mög
lich, eine Beschichtung oder Umhüllung eines bereits erzeugten Körpers herzustellen.
Wird die Masse extrudiert, lassen sich auch Fasern in die Masse einbringen. Eine zweckmäßige Verfah
rensweise besteht z. B. darin, daß man aus der Düse gleichzeitig Masse und Fasern austreten läßt. Hier
durch lassen sich Faser-Verbundwerkstoffe herstellen. Sind die Fasern zudem thermisch instabil, kann
durch Abbrennen der während des Extrudierens eingebrachten Fasern eine gerichtete Porosität im Bauteil
erzeugt werden.
Auch durch Extrudieren lassen sich Schichtwerkstoffe herstellen. Eine mögliche Verfahrensweise besteht
darin, daß die aus zwei oder mehr Düsen austretenden Massen z. B. durch Zusammenwalzen zu einem
Formkörper vereinigt werden.
- 1. Werkstoffe: Aluminiumoxid, Alcoa CT-3000SG, Teilchengröße < 1 µm, 35 Vol%; Oktan (H18C8), 45 Vol.%; Bienenwachs, gebleicht, 20 Vol.%
- 2. Mischen der Komponenten: Als erstes wird das Lösungsmittel (Oktan) auf ca. 80°C aufgewärmt. Sodann erfolgt die Zugabe des Bienenwachses. Dieses wird unter ständiger Wärmezufuhr und Rühren vollständig aufgelöst. Als letztes wird das Al2O3-Pulver zugegeben. Die Masse wird anschließend für ca. 10 Min. bei 80°C gerührt.
- 3. Homogenisieren: Die Masse wird mit einem Hochgeschwindigkeitsrührer (IKA-T25, Dispergier werkzeug S20-25NK-19G) für ca. 15 Min. bei 80°C gerührt. Anschließend wird die Masse mit einem Ultraschall-Desintegrator (Branson-Sonifier, Modell W-450) für ca. 10 Min. beschallt.
- 4. Gießen (Formfüllung): Die Masse wird in eine Form aus Zahnabformmasse gegossen und unmittelbar nach dem Abkühlen entformt.
- 5. Trocknen: Die Körper werden für 24 h an Luft bei Raumtemperatur getrocknet.
- 6. Entbindern und Sintern: Das Verdampfen/Abbrennen des Bienenwachses sowie das Sintern des Rest körpers erfolgt in einem elektrisch beheizten Ofen an Luft. Der Formkörper wird mit 5°C/min. auf 1600°C aufgeheizt und 2 h bei dieser Temperatur gesintert.
Claims (11)
1. Verfahren zur Herstellung poröser oder dichter Formkörper, bei dem ein Gemisch aus unter 500°C
nicht schmelzbarem Pulver oder Pulverkomposit, Lösungsmittel und Bienenwachs zu einem Grünkörper
verarbeitet wird und dieser anschließend getrocknet, entbindert und gesintert wird, dadurch gekenn
zeichnet, daß zunächst das Gemisch derart aus dem Pulver, dem Lösungsmittel und dem Bienenwachs
gebildet wird, daß es als fließfähige oder plastisch verformbare Masse vorliegt, wonach diese in die vor
bestimmte Form drucklos oder unter Druck vergossen oder mittels Extruder verarbeitet wird, wobei die
Masse so temperiert wird, daß die Temperatur der Masse während und/oder nach dem Verarbeiten unter
dem Schmelzpunkt des Bienenwachses liegt, jedoch bei keinem Verarbeitungsschritt das Lösungsmittel
erstarrt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Masse unter gleichzeitiger Temperierung
und Erschütterung der Form in diese eingebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß aus unterschiedlichen Materialien
gebildete Gemische nacheinander in eine Form gegossen werden oder miteinander verpreßt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Masse auf einen Körper aufge
sprüht, aufgestrichen wird oder kurzzeitig ein Körper in die Masse eingetaucht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Gemisch über/oder um einen in die
Form vorab eingebrachten Grünkörper oder ein bereits fertiges Werkstück eingefüllt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Masse temporär gekühlt wird, z. B.
während der Formgebung.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Masse während des Trocknens
und/oder Entbinderns einem Über- oder Unterdruck und/oder unterschiedlichen Gasatmosphären ausge
setzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil des Wachses in der Masse
mehr als 10 Vol% beträgt.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Grünkörper mit einer Rate von 1
bis 10°C/min aufgeheizt wird und je nach Zusammensetzung und Größe des gebildeten Körpers bis zur
Entfernung der Binder auf Temperaturen zwischen 200°C und 600°C gehalten wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Körper unmittelbar nach dem
Entbindern oder nach vorherigem Abkühlen mit einer Rate von 1 bis 10°C/min auf eine Sintertemperatur
aufgeheizt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Körper vor, während oder nach
dem Sintern durch kalt- oder heißisostatisches Pressen verdichtet wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000127551 DE10027551B4 (de) | 2000-06-02 | 2000-06-02 | Verfahren zur Herstellung von Formkörpern aus einer plastisch verarbeitbaren Formmasse auf der Basis von Bienenwachs, Lösungsmittel und sinterfähigen Pulvern und eine Verwendung der Formmasse |
Applications Claiming Priority (1)
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DE2000127551 DE10027551B4 (de) | 2000-06-02 | 2000-06-02 | Verfahren zur Herstellung von Formkörpern aus einer plastisch verarbeitbaren Formmasse auf der Basis von Bienenwachs, Lösungsmittel und sinterfähigen Pulvern und eine Verwendung der Formmasse |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10027551A1 true DE10027551A1 (de) | 2001-12-13 |
DE10027551B4 DE10027551B4 (de) | 2005-09-29 |
Family
ID=7644583
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE2000127551 Revoked DE10027551B4 (de) | 2000-06-02 | 2000-06-02 | Verfahren zur Herstellung von Formkörpern aus einer plastisch verarbeitbaren Formmasse auf der Basis von Bienenwachs, Lösungsmittel und sinterfähigen Pulvern und eine Verwendung der Formmasse |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10027551B4 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10149793B4 (de) * | 2001-10-05 | 2006-04-13 | Hesse, Thomas, Dipl.-Ing. | Verfahren zur Herstellung von Sinterkörpern aus einer plastischen Formmasse enthaltend Pulver, Wachs und Lösungsmittel |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0473022A2 (de) * | 1990-08-25 | 1992-03-04 | BASF Aktiengesellschaft | Vergiessbare und sinterfähige, Pulver enthaltende Formmasse |
EP0525325A1 (de) * | 1991-06-22 | 1993-02-03 | Forschungszentrum Jülich Gmbh | Verfahren zur Herstellung dichter Sinterwerkstücke |
-
2000
- 2000-06-02 DE DE2000127551 patent/DE10027551B4/de not_active Revoked
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0473022A2 (de) * | 1990-08-25 | 1992-03-04 | BASF Aktiengesellschaft | Vergiessbare und sinterfähige, Pulver enthaltende Formmasse |
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---|---|---|---|---|
DE10149793B4 (de) * | 2001-10-05 | 2006-04-13 | Hesse, Thomas, Dipl.-Ing. | Verfahren zur Herstellung von Sinterkörpern aus einer plastischen Formmasse enthaltend Pulver, Wachs und Lösungsmittel |
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Publication number | Publication date |
---|---|
DE10027551B4 (de) | 2005-09-29 |
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