DE19546904C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung flächiger, einseitig strukturierter keramischer pulvermetallurgischer Bauteile - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung flächiger, einseitig strukturierter keramischer pulvermetallurgischer BauteileInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf die Gebiete der Keramik, der Pulvermetallurgie und
des Maschinenbaus und betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung
flächiger, einseitig strukturierter keramischer oder pulvermetallurgischer Bauteile, die
z. B. als Kühl- oder Führungselemente oder als Substrate für elektronische
Bauelemente usw. angewandt werden können.
Bauteile aus keramischen oder pulvermetallurgischen Werkstoffen werden u. a.
ausgehend von Pulvern nach einer Pulvertechnologie hergestellt. Die
Pulvertechnologie schließt die Formgebung von Pulvern zu einem Grünkörper und
deren anschließende Wärmebehandlung (Entbindern, Sintern) ein. Je nach dem
welche Anforderungen an die Werkstoffeigenschaften des Bauteils und damit an die
Pulverqualität (Feinheit, Dotierung mit Additiven usw.) gestellt werden, sind
zusätzliche technologische Schritte, wie z. B. eine Mischmahlung notwendig.
Die Formgebung sehr feiner Pulver erfolgt nicht direkt unter Zugrundelegung der
Pulverausgangskörnung, sondern, je nach Fertigungsverfahren, ausgehend von
Granulat, Schlicker oder (thermo)plastischen Formmassen. Diese Zwischenprodukte
werden mit Hilfe unterschiedlicher temporärer Bindemittel (organischer Additive)
hergestellt, die nach der Formgebung, noch vor dem Sinterprozeß, ausgetrieben
werden müssen.
Es ist auch üblich, durch Formgebung Rohformlinge zu fertigen und diese im
geformten, gehärteten, geglühten oder gesinterten Zustand mechanisch zu
bearbeiten.
Welches Formgebungsverfahren für die Fertigung von Bauteilen angewandt wird,
entscheiden technische und wirtschaftliche Grenzen (Jaschinski, W. u. a.
Pulvermetall in Wissenschaft und Praxis, Band 7, VDI-Verlag, Düsseldorf, 1991
S. 33-49). Zunächst einmal ist die Geometrie des Bauteils ausschlaggebend, vor allem
hinsichtlich der technischen Grenzen einzelner Formgebungsverfahren. Aus
wirtschaftlicher Sicht (z. B. Amortisation des Werkzeugs) ist die Stückzahl eine
wichtige Größe.
Flache Bauteile mit einfachen Oberflächenstrukturen werden durch uniaxiales
Trockenpressen hergestellt. Das maximal mögliche Verhältnis von Bauteillänge und -
breite zur Bauteildicke sollte 50 : 1 nicht übersteigen, da die Festigkeit aufgrund des
geringen Bindemittelgehaltes nicht ausreichend ist. Die Strukturen in der Oberfläche
sind hinsichtlich des Tiefen-Flächen-Verhältnisses begrenzt.
Flächige Bauteile mit einer Bauteildicke von 2 mm bis 20 µm werden durch
Foliengießen hergestellt (Heinrich, J.: Folienguß, Technische Keramische
Werkstoffe, Verlagsgruppe Deutscher Wirtschaftsdienst, Kapitel 3.4.6.0). Ein aus
Pulver, Binder und Lösungsmittel bestehender Schlicker wird durch einen
einstellbaren Schlitz ausgegossen und mit einem "doctor blade" über eine exakt
definierbare Höhe abgestrichen. Nach Verdampfen des Lösungsmittels bleibt dank
des Binders eine flexible Folie zurück. Nach dem Entbindern und Sintern erhält man
das fertige Bauteil.
Das Verfahren kann kontinuierlich (Auslaufen des Foliengießschlickers auf ein
bewegliches Stahlband) oder diskontinuierlich (Bewegung des Auslaufbehälters
oberhalb einer fixen ebenen Fläche) betrieben werden.
Die Flexibilität der Grünfolien wird für die Mehrzahl der Applikationen genutzt, indem
aus verschiedenen Werkstoffen, ggf. mit aufgedruckten Zwischenschichten
Vielschichtverbunde durch Laminieren einzelner Folien hergestellt werden. Auch die
Fertigung von Bauteilen mit komplizierter Oberflächenstruktur wird durch die
Flexibilität möglich. So wird das Einprägen von Strukturen durch Metallmatrizen in
Folien beschreiben ( Knitter, R. u. a.: cfi Ber. DKG 71(1994), 9, S. 549-553).
Der Nachteil des Verfahrens besteht darin, daß die Formgebung aus zwei
Teilschritten besteht. Außerdem ist die Packungsdichte des Pulvers im geformten
Bauteil (d. h. nach Verdampfen des Lösungsmittels) nicht sehr hoch, da für die
erforderliche Flexibilität der Folien ausreichend Bindemittel vorhanden sein muß.
Schließlich ist die Effektivität des Verfahren durch die Notwendigkeit einer
schonenden Trocknung (Verdampfen des Lösungsmittels) wesentlich eingeschränkt.
Bekannt ist auch die thermoplastische Formgebung unter hohen Drücken, z. B.
Spritzgießen (Haupt, U. Technische Keramische Werkstoffe, Verlagsgruppe
Deutscher Wirtschaftsdienst, Kapitel 3.4.8.0) und unter niedrigen Drücken, z. B.
Heißgießen oder Niedrigdruckspritzgießen (Lenk, R. Technische Keramische
Werkstoffe, Kapitel 3.4.8.1). In letzterem Fall wird eine thermoplastisch gebundene
und damit bei höheren Temperaturen fließfähige Masse in eine geschlossenen
Metallform gedrückt. Nach Erkalten der Masse und Öffnen des Werkzeuges wird ein
gut handhabbares Bauteil mit komplexer Geometrie erhalten, das vor dem Sintern
entbindert werden muß.
Für die Herstellung flächiger, dünner Bauteile sind diese Verfahren trotz der
denkbaren Vorteile bei einer Serienfertigung nicht geeignet, weil wegen der
geometrisch bedingten langen Fließwege durch sehr enge Kanäle ein vorzeitiges
Erstarren der Masse im Werkzeug nicht zu verhindern ist. Beim Spritzgießen mit
hohen Spritzdrücken ist es außerdem schwierig, den erforderlichen hohen
Zuhaltedruck für das Schließen des Werkzeuges aufzubringen.
Das Schlickergießen in Gips besitzt Grenzen hinsichtlich der möglichen
Kompliziertheit der Oberflächenstrukturierung, der Entformbarkeit, der
Formkörperfestigkeit und der Wirtschaftlichkeit bei großen Stückzahlen.
Der Nachteil aller bekannten Verfahren besteht darin, daß mit den
Formgebungsverfahren nach der Pulvertechnologie nicht genügend dünne flächige
Bauteile (Bauteillänge und -breite zur Bauteildicke maximal 50 : 1) herstellbar sind
und daß mit dem Foliengießverfahren nicht genügend dicke flächige Bauteile
(maximal 2 mm dicke Bauteile) herstellbar sind.
Ein weiterer Nachteil der bekannten Verfahren besteht darin, daß entweder zur
Strukturierung einer Bauteilseite ein zweiter technologischer Schritt erforderlich ist,
oder die Packungsdichte des keramischen oder metallurgischen Pulvers im Bauteil
gering ist, und damit die elektrischen, mechanischen und anderen Eigenschaften des
Bauteils relativ schlecht sind.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
anzugeben, mit der flächige, einseitig strukturierte keramische und
pulvermetallurgische Bauteile mit einer Bauteildicke von auch 2 mm wirtschaftlicher
hergestellt werden können, wobei die Strukturierung einer Bauteiloberfläche während
der Formgebung erfolgt und eine hohe Packungsdichte des keramischen oder
metallurgischen Pulvers erreicht wird.
Die Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen angegebene Erfindung gelöst.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung flächiger, einseitig
strukturierter keramischer oder pulvermetallurgischer Bauteile wird aus einem
keramischen oder metallischen Pulver mit einem thermoplastischen Binder und
weiteren an sich bekannten Stoffen ein thermoplastischen Schlicker hergestellt und
dieser thermoplastische und in an sich bekannter Art und Weise entlüftete Schlicker,
wobei die Entlüftung des Schlickers vor dem Einbringen in den beheizten Behälter
oder in dem beheizten Behälter erfolgt, läuft aus einer schlitzartigen Öffnung eines
beheizten Behälters heraus oder wird herausgedrückt. Dabei wird die Temperatur
des Schlickers unterhalb der Verdampfungstemperatur des thermoplastischen
Binders eingestellt. Dieser Schlicker läuft nun in eine oder mehrere Formen mit der
Negativstrukturierung der Oberfläche oder wird hineingedrückt. Nach dem Erkalten
des thermoplastischen Schlickers werden das oder die Bauteile aus der Form
entfernt, das thermoplastische Bindemittel in an sich bekannter Art und Weise
ausgetrieben und der oder die Formkörper gesintert.
Vorteilhafterweise werden als thermoplastischer Binder Paraffine, Wachse oder
deren Gemische eingesetzt.
Weiterhin vorteilhafterweise werden als weitere an sich bekannte Stoffe
grenzflächenaktive Stoffe, wie Stearinsäure oder Ölsäure eingesetzt.
Es ist vorteilhaft, daß als Material für die Form mit der Negativstrukturierung der
Oberfläche Kunststoff verwendet wird.
Es ist weiterhin vorteilhaft, daß eine flexible Form mit der Negativstrukturierung der
Oberfläche eingesetzt wird.
Es ist ebenfalls vorteilhaft, daß das Verfahren kontinuierlich oder diskontinuierlich
betrieben wird.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Herstellung von flächigen, einseitig
strukturierten keramischen oder pulvermetallurgischen Bauteilen besteht aus einem
beheizten Vorratsbehälter für den ein thermoplastisches Bindemittel enthaltenden
keramischen oder pulvermetallurgischen Schlicker mit einer schlitzartigen Öffnung
und aus einem unterhalb der schlitzartigen Öffnung entlanglaufendem Band, wobei
das Band aus beheizbaren Formen mit der Negativstrukturierung der Oberfläche
besteht.
Vorteilhafterweise ist ein endloses Band eingesetzt.
Weiterhin vorteilhafterweise ist ein Band aus flexiblen Material eingesetzt.
Ebenfalls vorteilhafterweise besteht das Band aus zusammengesetzten
Kunststofformen mit der Negativstrukturierung der Oberfläche.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist es möglich flächige, einseitig strukturierte
keramische oder pulvermetallurgische Bauteile in einem technologischen Schritt
herzustellen. Die Packungsdichte des keramischen oder metallischen Pulvers ist
wesentlich höher als bei einer aus diesen Materialien hergestellten Folie. Weiterhin
können wesentlich dickere flächige Bauteile hergestellt werden, als es mit
Foliengießverfahren möglich wäre.
Im Vergleich zu herkömmlichen pulvertechnologischen Formgebungsverfahren für
flächige keramische oder pulvermetallurgische Bauteile können nunmehr wesentlich
dünnere Bauteile hergestellt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren schließt damit eine Lücke bei der Herstellung von
flächigen, einseitig strukturierten keramischen oder pulvermetallurgischen Bauteilen,
indem ein Dickenbereich der flächigen Bauteile erfaßt wird, der mit den keramischen
und metallischen Formgebungsverfahren nicht mehr und mit den
Foliengießverfahren noch nicht erreicht wird.
Weitere Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens sind, daß es einfach
automatisierbar ist und sich durch eine hohe Wirtschaftlichkeit für die Fertigung
großer Stückzahlen flächiger, einseitig strukturierter keramischer oder
pulvermetallurgischer Bauteile auszeichnet.
Im weiteren wird die Erfindung an einem Ausführungsbeispiel erläutert
Fig. 1 stellt dabei einen schematischen Aufbau der erfindungsgemäßen Vorrichtung
dar.
500 g eines sinterfähigen Siliciumcarbidpulvers werden mit 125 g Paraffin und 25 g
Stearinsäure in einem beheizten Rührergefäß bei 80°C zu einem homogenen
thermoplastischen Schlicker 2 verarbeitet. Der Schlicker 2 wird entlüftet und in einen
beheizten Vorratsbehälter 1 gefüllt. Der Vorratsbehälter 1 besitzt eine schlitzartige
Öffnung, durch die der Schlicker 2 durch sein Eigengewicht hinausläuft. Ein
unterhalb des Vorratsbehälters 1 angeordnetes endloses Transportband 3 ist mit
flachen, flexiblen Kunststofformen 4 mit der Negativstrukturierung der
Bauteiloberfläche versehen und bewegt sich relativ zum Vorratsbehälter 1. Dabei
werden die vorher erwärmten Kunststofformen 4 mit Schlicker 2 gefüllt. Nach dem
Erkalten des Schlickers 2 in der Kunststofform 4, was durch gezielte Wärmeabfuhr
erfolgt, werden die keramischen Formkörper 5 aus der Kunststofform 4 entnommen.
Die Formkörper 5 werden anschließend bei ca. 300°C entbindert und danach bei
2100°C unter Schutzgas gesintert).
Die geleerten Kunststofformen 4 werden mit dem Endlosband 3 weitertransportiert
und vor dem Passieren des Vorratsbehälters 1 durch Wärmezufuhr erwärmt.
Der Vorratsbehälter 1 kann auch mit Druck beaufschlagt werden, um ein definiertes
Auslaufen oder Herausdrücken des thermoplastischen Schlickers 2 zu ermöglichen.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung flächiger, einseitig strukturierter keramischer oder
pulvermetallurgischer Bauteile, bei dem ein keramisches oder metallisches Pulver mit
einem thermoplastischen Binder und weiteren an sich bekannten Stoffen zu einem
thermoplastischen Schlicker (2) verarbeitet wird und dieser thermoplastische und in
an sich bekannter Art und Weise entlüftete Schlicker (2), wobei die Entlüftung des
Schlickers (2) vor dem Einbringen in den beheizten Behälter (1) oder in dem
beheizten Behälter (1) erfolgt, aus einer schlitzartigen Öffnung eines beheizten
Behälters (1) herausläuft oder herausgedrückt wird, wobei die Temperatur des
Schlickers (2) unterhalb der Verdampfungstemperatur des thermoplastischen Binders
eingestellt wird, dieser Schlicker (2) in eine oder mehrere Formen (4) mit der
Negativstrukturierung der Oberfläche läuft oder gedrückt wird und nach dem Erkalten
des thermoplastischen Schlickers (2) der oder die Formkörper (5) aus der Form (4)
entfernt, das thermoplastische Bindemittel in an sich bekannter Art und Weise
ausgetrieben und der oder die Formkörper (5) gesintert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem als thermoplastischer Binder Paraffine
Wachse oder deren Gemische eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem als weitere an sich bekannte Stoffe
grenzflächenaktive Stoffe, wie Stearinsäure oder Ölsäure eingesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem als Material für die Form (4) mit der
Negativstrukturierung der Oberfläche Kunststoff verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem eine flexible Form (4) mit der
Negativstrukturierung der Oberfläche eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Verfahren kontinuierlich oder
diskontinuierlich betrieben wird.
7. Vorrichtung zur Herstellung von flächigen, einseitig strukturierten keramischen
oder pulvermetallurgischen Bauteilen, die aus einem beheizten Vorratsbehälter (1)
für den ein thermoplastisches Bindemittel enthaltenden keramischen oder
pulvermetallurgischen Schlicker (2) mit einer schlitzartigen Öffnung und aus einem
unterhalb der schlitzartigen Öffnung entlanglaufendem Band (3), wobei das Band (3)
aus beheizbaren Formen (4) mit der Negativstrukturierung der Oberfläche besteht
besteht.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, bei der ein endloses Band (3) eingesetzt ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7, bei der ein Band (3) aus flexiblen Material
eingesetzt ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, bei der das Band (3) aus zusammengesetzten
Kunststofformen (4) mit der Negativstrukturierung der Oberfläche besteht.
Priority Applications (1)
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DE1995146904 DE19546904C1 (de) | 1995-12-15 | 1995-12-15 | Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung flächiger, einseitig strukturierter keramischer pulvermetallurgischer Bauteile |
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Country Status (1)
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DE (1) | DE19546904C1 (de) |
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- 1995-12-15 DE DE1995146904 patent/DE19546904C1/de not_active Expired - Fee Related
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