DE10001140A1 - Oligonukleotide zur Amplifikation und zum Nachweis von bakteriellen Genen für extrazelluläre alkalische Metallopeptidasen (Apr), neutrale Metallopeptidasen (Npr) und Serinpeptidasen (Spr) - Google Patents
Oligonukleotide zur Amplifikation und zum Nachweis von bakteriellen Genen für extrazelluläre alkalische Metallopeptidasen (Apr), neutrale Metallopeptidasen (Npr) und Serinpeptidasen (Spr)Info
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Abstract
Die vorliegende Erfindung beschreibt Oligonukleotide zum Nachweis bakterieller Gene, die für extrazelluläre alkalische Metalloproteasen, extrazelluläre neutrale Metalloproteasen und extrazelluläre Serinproteasen kodieren.
Description
Die Erfindung betrifft Oligonukleotide zur Amplifikation und zum qualitativen und
quantitativen Nachweis extrazellulärer bakterieller Proteasegene, nämlich extrazellulärer
alkalischer Metallopeptidasen, extrazellulärer neutraler Metallopeptidasen und extrazellulärer
Serinpeptidasen sowie Verfahren zum Nachweis dieser extrazellulären bakteriellen
Peptidasegene und ihre Amplifikation.
Bakterielle extrazelluläre Peptidasen sind in verschiedenen Wissenschaftsbereichen von großer
Bedeutung. Dabei gibt es in den einzelnen Bereichen sehr unterschiedliches Interesse an diesen
Enzymen, was im folgenden erläutert wird.
- 1. In der Waschmittelindustrie werden Peptidasen biotechnologisch in großem Maßstab hergestellt, da einige über eine hohe Thermostabilität verfügen und breite Anwendung finden. Hier gibt es einen Bedarf an neuen Enzymen mit physikochemischen und biochemischen Eigenschaften, die an neue marktwirtschaftliche Anforderungen angepaßt sind. Die Enzyme, die hier Verwendung finden (z. B. Subtilsin, Thermolysin), werden von typischen Bodenbakterien produziert. Das Habitat Boden z. B. stellt wahrscheinlich den größten Pool an unterschiedlichen Bakterien, die auch verschiedene Peptidasen produzieren können, dar, da hier eine enorme bakterielle Diversität existiert (vermutlich ist nur ein sehr geringer Teil der Bakterienspezies bisher bekannt und charakterisiert). Der Zugang zu diesem Potential wird bisher dadurch limitiert, daß Bakterien so kultiviert werden müssen, daß die entsprechenden Enzyme exprimiert werden. Aufwendige Enzymaufreinigungen und -charakterisierungen sind dann erforderlich. Hier fehlt es an einem "high-throughput" Verfahren, mit dem eine große Anzahl von Bakterien nach den verschiedenen Peptidasen gescreent werden kann, um sie dann gezielter zu untersuchen.
- 2. Im Bereich der Lebensmittelindustrie können bakterielle extrazelluläre Peptidasen für das Verderben von Lebensmitteln verantwortlich sein (z. B. Pseudomonas fluorescens in Milch, Fleisch, Fisch, Kosmetika). Die hitzeresistenten Peptidasen von psychrophilen Bakterien (die also auch bei Kühlung aktiv sind und Peptidasen bilden können) können z. B. auch nach einer Pasteurisierung noch aktiv sein. Deshalb müssen die entsprechenden Organismen für Qualitätsbeurteilungen nachgewiesen werden. Hier wäre es von Vorteil, nicht nur das Vorkommen von bestimmten Organismen, sondern gleich eine Vielzahl an Peptidase-bildenden Bakterien (und auch unbekannte) zu detektieren. Außerdem ist die Ermittlung von Bakterienzahlen über Kultivierungstechniken mit erheblichen Mängeln behaftet, weil nur die auf den entsprechenden Medien wachstumsfähigen Organismen erfaßt werden. Mit Hilfe der quantitativen PCR, für die die hier vorgestellten Oligonukleotide ebenfalls konzipiert sind, könnte ein Titer an potentiell schädlichen Bakterien in den verschiedensten Lebensmitteln unabhängig von der Kultivierbarkeit ermittelt werden.
- 3. Peptidasen von Krankheitserregern sind darüberhinaus auch in der klinischen
Mikrobiologie von großer Bedeutung, da sie Virulenzfaktoren darstellen. Beispiele hierfür
sind:
Pseudomonas aeruginosa alkaline Protease: Augenhornhautentzündung, Inhibierung der antiviralen und immunomodulatorischen Aktivität von menschlichem gamma-Interferon. Vibrio cholerae Hämaglutinin Protease: spielt eine Rolle bei der Cholera-Pathogenese. Legionella pneumophilia extrazelluläre Metalloprotease: spielt eine Rolle bei der Pathogenese der Legionärskrankheit.
Der schnelle Nachweis (und auch eine Quantifizierung) und die Identifizierung von Peptidasegenen in potentiellen Krankheitserregern oder in infiziertem Gewebe könnte in der medizinischen Diagnostik Anwendung finden.
Für alle Bereiche, in denen bakterielle Peptidasen von Interesse sind, gilt, daß man mit einer Vielzahl an verschiedenen Bakterienspezies und unterschiedlichen Peptidasen konfrontiert ist, die nur mit einem erheblichen Aufwand nachgewiesen werden können oder nur teilweise oder garnicht erfaßt werden. Bei einem Screening auf Ebene der exprimierten Proteasen ergibt sich die Schwierigkeit, daß die entsprechende Peptidase unter den gegebenen Kulturbedingungen eventuell nicht exprimiert wird oder daß eine Identifizierung über die übliche Inhibierung nicht zu eindeutigen Ergebnissen führt.
Es sind bereits degenerierte Primer für die Detektion von verschiedenen Peptidasegenen
veröffentlicht. Hier handelt es sich jedoch um spezifische Primer, die jeweils für die
spezifischen Fragestellungen designed wurden. So sind z. B. pilzliche Serin-Proteasen (Jarai et
al, 1994: Cloning and characterization of the pepD gene of Aspergillus niger which codes for
a subtilisin-like protease. Gene 139: 51-57.) oder Lactococcus Peptidasen (Stroman P., 1992:
Sequence of a gene (lap) encoding a 95.3-kDa aminopeptidase from Lactobacillus lactis ssp.
Cremoris Wg2. Gene 113: 107-112.) beschrieben. Mit den genannten Primern wird nur ein
kleiner spezieller Teil von Proteasegenen erfaßt. Aufgrund der Länge der Zielsequenzen sind
sie nicht für eine Quantifizierung mit Hilfe der TaqMan-Technologie für die quantitative PCR
geeignet, eine notwendige Sonde ist nicht vorhanden. Bei einer Patentrecherche in der NCBI
Datenbank wurden keine ähnlichen PCR Systeme gefunden. Es gibt also bisher keine
Lösungen dieses Problems.
Es ist eine Aufgabe der Erfindung, Oligonukleotide bereitzustellen, die u. a. als Primer und
Sonden einsetzbar sind, mit deren Hilfe eine breite Palette an unterschiedlichen Proteasegenen
detektierbar ist. Diese Oligonukleotide sollen die drei wichtigsten extrazellulären bakteriellen
Proteaseklassen, nämlich die alkalischen Metallopeptidasen, die neutralen Metallopeptidasen
und die Serinpeptidasen, abdecken und eine qualitative und quantitative Detektion
ermöglichen.
Die Aufgabe der Erfindung wird durch die im Anspruch 1 näher gekennzeichneten Mittel zur
Amplifikation und zum qualitativen und quantitativen Nachweis extrazellulärer bakterieller
Peptidasegene sowie durch das in den Ansprüchen näher charakterisierte Verfahren zum
spezifischen Nachweis und zur Amplifikation bakterieller extrazellulärer Peptidasegene
gelöst. Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
sowie der nachfolgenden Beschreibung und den Ausführungsbeispielen. Es wird darauf
hingewiesen, daß die nachfolgende Beschreibung und insbesondere die nachfolgender
Ausführungsbeispiele lediglich bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung wiedergeben, die
Erfindung jedoch nicht auf diese speziellen Ausgestaltungen beschränkt ist. Abwandlungen
können vom Fachmann ohne erfinderisches Zutun vorgenommen werden, ohne hierdurch von
Erfindungsgedanken abzuweichen.
Die Erfindung wird nachfolgend auch anhand von zwei Tabellen sowie einer Figur nähe
beschrieben. Diese zeigen:
Oligonukleotide, die als Primer und Sonden für eine spezifische Amplifikation
und Detektion von Genen für alkaline Metallopeptidasen (apr), neutrale
Metallopeptidasen (npr) und Serinpeptidasen (spr) verwandt wurden.
Charakterisierung der ausgeschiedenen Peptidasen und der Peptidasegene vor
Typstämmen und bakteriellen Bodenisolaten.
Rh = Grünland-Rhizosphärenboden
Gs = Gartenerde
S = Ackerboden (Scheyern)
Rh = Grünland-Rhizosphärenboden
Gs = Gartenerde
S = Ackerboden (Scheyern)
Fig. 1A) Gelelektrophorese von PCR-Produkten die aus Boden DNA erhalten
wurden, mit den Primers spezifisch für Gene für bakterielle Serinpeptidasen
(spr), neutrale Metallopeptidasen (npr) und alkaline Metallopeptidasen (apr).
2% der aus 1 g Boden extrahierten DNA wurde als Template eingesetzt. DNA
Längenstandard (Spur 1 and 8), Amplifikationsprodukt mit den Primern
sprIa/sprII mit DNA (Spur 2) und ohne DNA (Spur 3), Amplifikationsprodukt
mit den Primern nprI/nprII mit DNA (Spur 4) und ohne DNA (Spur 5),
Amplifikationsprodukt mit den Primern aprI/aprII mit DNA (Spur 6) und ohne
DNA (Spur 7).
Fig. 1B) Southern blot Hybridisierung der Genfragmente von spr, npr, apr mit den
DIG-markierten Sonden SPR (B1), NPR (B2) und APR (B3).
Erfindungsgemäß werden somit Oligonukleotide als Sonden und Primer bereitgestellt, die so
gestaltet sind, daß ein spezifischer Nachweis extrazellulärer bakterieller Peptidasegene,
nämlich von extrazellulären alkalischen Metallopeptidasen, neutralen Metallopeptidasen und
Serinpeptidasen, sowie die Amplifikation der jeweiligen Genfragmente ermöglicht wird. Die
Erfindung umfaßt demnach die nachfolgenden Oligonukleotide sowie ihre komplementären
Sequenzen und die reversen oder revers-komplementären Sequenzen sowie die hiervon
abgeleiteten RNA-Sequenzen:
- a) für extrazelluläre alkalische Metallopeptidasen:
- b) für extrazelluläre neutrale Metallopeptidasen:
- c) für extrazelluläre Serinpeptidasen:
Die hier offenbarten Oligonukleotide binden spezifisch an die DNA und RNA der oben
genannten Peptidasegen-Klassen. Hierdurch wird eine Detektion und Amplifikation einer
breiten Palette unterschiedlichster Proteasegene und ihrer Fragmente ermöglicht. Die drei
wichtigsten extrazellulären bakteriellen Proteaseklassen werden abgedeckt, und es ist sowohl
ein qualitativer als auch quantitativer Nachweis dieser Gene, beispielsweise über PCR-
Techniken, z. B. ABI PRISM Sequence Detection System 7700, möglich. Mit den
erfindungsgemäß bereitgestellten Nukleotidsequenzen können in einem PCR Lauf alle dieser
drei Proteasenklassen amplifiziert werden. Nach einer "klassischen" PCR kann das Amplicon
auch über eine Dot-Blot-Hybridisierung mit den Sonden nachgewiesen werden. Die Sonden
können auch für ein Screening von Genbibliotheken verwendet werden, und es ist auch
möglich, aus einer komplexen Umgebung, beispielsweise bei Bakterien aus Boden, ein
spezifisches PCR-Amplifikationsprodukt zu generieren.
Erfindungsgemäß umfaßt werden auch Derivate der oben beschriebenen Oligonukleotide.
Unter "Derivate" und "Abwandlungen" sind erfindungsgemäß solche Sequenzen zu verstehen,
bei denen ein, zwei oder drei Nukleotide an einem oder an beiden Enden der Oligonukleotide
durch andere Nukleotide ersetzt wurden. Voraussetzung hierbei ist immer, daß eine
spezifische Bindung an die extrazellulären bakteriellen Peptidasegene oder ihre Fragmente
beibehalten wird, so daß die Aufgabe der Erfindung gelöst wird. Unter die Erfindung fallen
auch solche Oligonukleotide, die sich von den oben beschriebenen ableiten und bei denen an
einem oder beiden Enden ein oder zwei oder drei Nukleotide deletiert sind, wobei auch hier
selbstverständlich nur solche Abwandlungen umfaßt werden, bei denen die spezifische
Bindung an die extrazellulären bakteriellen Peptidasegene oder ihre Fragmente der oben
genannten drei Klassen beibehalten bleibt. Ausgehend von den hier offenbarten
Nukleotidsequenzen kann der Fachmann durch Austesten feststellen, welche Derivate bzw.
Abwandlungen zu speziellen PCR- und Hybridisierungsreaktionen geeignet sind und welche
nicht. Die Oligonukleotide der Erfindung können auch in größeren DNA- und RNA-Ketten
enthalten sein.
Die in der vorliegenden Erfindung beschriebenen Oligonukleotide werden in Verfahren zum
spezifischen Nachweis oder zur Amplifikation bakterieller Gene oder ihrer Fragmente
eingesetzt, die für extrazelluläre alkalische Metalloproteasen, neutrale Metalloproteasen und
Serinproteasen kodieren. Verfahren, bei denen DNA und RNA gerichtete Sonden zum
spezifischen Nachweis eines Mikroorganismus eingesetzt werden, sind an sich bekannt.
(DNA gerichtete Sonde: Bach et al. 1999, Appl. and Environ. Microbiol.; RNA: Bach et al.
1999, J. Microbiol. Methods). Der Fachmann kann diese an sich bekannten Verfahren mit den
vorliegenden Oligonukleotiden zur Anwendung bringen. Hierbei wird die DNA oder die RNA
einer auf die Anwesenheit der genannten bakteriellen Gene zu untersuchenden Probe mit
zumindest einem der Oligonukleotide, die vorstehend näher beschrieben wurden, in Kontakt
gebracht. Anschließend erfolgt der Nachweis über die Hybridisierung der Oligonukleotide mit
der RNA oder der DNA der Probe durch PCR-Techniken oder durch
Hybridisierungsreaktionen, um das Vorliegen spezifischer DNA und/oder RNA-Sequenzen
aufzuzeigen. Alle offenbarten Oligonukleotide sind auch als Primer für eine reverse
Transkription von mRNA einsetzbar.
Erfindungsgemäß sind vielfältige Abwandlungen möglich, um die Sonden und Primer, hier je
kurz auch Oligonukleotide genannt, einzusetzen. Diese können beispielsweise mit einer
Markierung versehen werden, beispielsweise einer radioaktiven Markierung, Digoxigenin-,
Peroxidase- oder Alkalische-Phosphatase-Markierung, oder einer fluoreszierenden
Markierung, um eine spezifische Hybridisierung nachzuweisen. Primer und Sonden können
auch z. B. mit Biotin markiert werden und für eine sequenzspezifische Isolierung von DNA
oder RNA durch Magnetic-capture-hydridization eingesetzt werden.
Weitere Abwandlungen bzw. Derivatisierungen der Sonden sind z. B. PNAs, bei denen die
heterozyklischen Basen an ein Protein-Rückgrat und nicht an ein Zucker-Phosphat-Rückgrat
gebunden sind.
In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung sind die Oligonukleotide an eine Matrix
gebunden (reverse Hybridisierungen), und es wird mit beispielsweise fluoreszenzmarkierter
DNA oder einem PCR-Amplifikator hybridisiert. Beispiele für derartige Matrices sind
Mikrochips und Mitrotiterplatten.
Vorstehend wurden bestimmte Derivatisierungen der Oligonukleotide beschrieben. Von der
Erfindung umfaßt werden auch hier nicht gesondert beschriebene Derivate, beispielsweise
chemische Änderungen an den Oligonukleotiden, die das Nachweisverfahren erleichtern.
Derartige Abwandlungen sind dem Fachmann bekannt, und sie können auf die erfindungs
gemäß bereitgestellten Oligonukleotide angewandt werden.
Die DNA oder RNA der zu untersuchenden Probe wird entweder aus den Probenorganismen
isoliert oder die Organismen werden in geeigneter Weise aufgeschlossen oder durchlässig
gemacht, so daß ein direkter Kontakt der Sonden mit der DNA und/oder der RNA der
Probenorganismen ermöglicht wird, ohne daß vorher umfangreiche und zeitraubende
Reinigungsprozeduren durchgeführt werden müssen. Die Oligonukleotide der Erfindung sind
in einer Ausgestaltungsform bei in situ Hybridisierungen und in situ PCR einsetzbar.
Die Hybridisierung der Oligonukleotide mit der DNA und/oder der RNA der
Probenorganismen erfolgt unter stringenten Bedingungen, bevorzugt hoch-stringenten
Bedingungen. Diese Bedingungen werden nachfolgend näher ausgeführt.
Bei der Hybridisierung sind Reaktionspuffer und Waschpuffer aus folgenden funktionellen
Komponenten zusammengesetzt:
- a) Puffersystem zur Einstellung und Stabilisierung des pH-Wertes zwischen 7 und 8 (z. B Tris/HCl)
- b) Wasser als 'Lösungsmittel'
- c) Eventuell Chelatbildner, die bei niedrigen Konzentrationen monovalenter Kationen den Einfluß zweiwertiger Kationen (z. B. Ca2+), die als Verunreinigung in Chemikalien enthalten sein können, verhindern. Wird insbesondere im Waschpuffer eingesetzt.
- d) Detergenz zur Erniedrigung der Oberflächenspannung von wäßrigen Lösungen
- e) Nichtionische, aprotische Detergenzien (z. B. Formamid) schwächen die Bindungsenergie von Nukleinsäure-Duplexmolekülen.
- f) Salz (funktionelle Einheit sind Kationen, die die negativen Ladungen der Nukleinsäure- Phosphatgruppen neutralisieren und dadurch die Duplexbildung von zwei einzelsträngigen Nukleinsäuren erleichtern (z. B. Na+ in NaCl).
Vier Faktoren haben Einfluß auf das Zustandekommen von spezifischen Hybriden aus den
Oligonukleotiden und Zielmolekül:
Die Komponenten e) und f) beeinflussen die Bindungsstärken von Nukleinsäure-
Duplexmolekülen. Erhöhung der monovalenten Kationen in der Reaktions- bzw.
Waschlösung stabilisiert die gebildeten Duplexmoleküle, während mit zunehmendem Gehalt
an z. B. Formamid die Duplexbindungen geschwächt werden.
Eine geeignete Oligonukleotidkonzentration muß eingesetzt werden. Die Hybridisierung muß
bei geeigneter Temperatur stattfinden (je höher die Temperatur, um so schwächer die Bindung
der Hybride).
Unter stringenten Hybridisierungs- und Waschbedingungen versteht man die
Reaktionsbedingungen (die richtige Wahl der vier Faktoren), unter denen nur noch
Duplexmoleküle zwischen Oligonukleotiden und gewünschten Zielmolekülen (perfekte
Hybride) entstehen bzw. nur noch der gewünschte Zielorganismus nachgewiesen wird.
Unter stringenten Reaktionsbedingungen wird beispielsweise eine Hybridisierungstemperatur
von ca. 5-10°C unter dem jeweiligen Oligonukleotidschmelzpunkt verstanden. Die Stabilität
der DNA/DNA oder RNA/DNA-Hybriden muß selbst bei niedrigen Salzkonzentrationen
entsprechend 0,1 × SSC/0,5% SDS gewährleistet sein. Auf diese Weise kann der Ablauf
unerwünschter Kreuzreaktionen mit anderen Genen verhindert werden. Die jeweiligen
Temperaturbedingungen können jedoch in Abhängigkeit von den gewählten
Versuchsbedingungen und in Abhängigkeit von der zu untersuchenden Nukleinsäure-Probe
unterschiedlich sein und müssen dann entsprechend angepaßt werden. Der Nachweis des
Hybridisierungsprodukts kann beispielsweise durch Autoradiographie im Falle radioaktiv
markierter Primermoleküle oder durch Fluorimetrie bei Verwendung von Fluoreszenz
markierten Oligonukleotiden erfolgen.
Weitere Beispiele für stringente Bedingungen sind in den nachfolgenden Beispielen
aufgeführt. Der Fachmann kann in an sich bekannter Weise die Bedingungen an das gewählte
Untersuchungsverfahren anpassen, um tatsächlich stringente Bedingungen zu erzielen und ein
spezifisches Nachweisverfahren zu ermöglichen. Geeignete Stringenzbedingungen lassen sich
beispielsweise anhand von Referenzhybridisierungen ermitteln.
In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung werden die Oligonukleotide als Vorwärts-
und Rückwärts-Primer für eine PCR-Reaktion eingesetzt.
Das PCR-Verfahren hat den Vorteil, daß sehr kleine DNA-Mengen nachweisbar sind. In
Abhängigkeit von dem nachzuweisenden Material sind die Temperaturbedingungen und die
Zykluszahlen der PCR abzuwandeln. Die optimalen Reaktionsbedingungen können durch
Handversuche in an sich bekannter Weise ermittelt werden. Ein Beispiel für eine PCR ist wie
folgt:
- - Denaturierung der zu untersuchenden DNA-Probe bei 94°C mindestens 3 Minuten lang;
- - Bindung der als Primer fungierenden Oligonukleotide 1 Minute lang bei 60°C an die beiden komplementären Einzelstränge der zu untersuchenden DNA;
- - zweiminütige Verlängerungsreaktion der einzelnen Primer entlang der DNA-Matrize bei 72°C durch Verknüpfung von Desoxyribonukleosidtriphosphaten mittels einer thermostabilen DNA-Polymerase;
- - 30 bis 40 Reaktionszyklen jeweils bestehend aus: DNA-Denaturierung bei 94°C (30 Sekunden lang), gefolgt von Primerbindung bei 60°C (1 Minute lang), und Primerverlängerung bei 72°C (2 Minuten lang);
- - Endreaktion zur Auffüllung der beiden 3'-Enden am Reaktionsprodukt bei 72°C (ca. 5-8 Minuten lang).
Die im Verlauf der PCR-Amplifikation durch die Verlängerung der Primersequenzen
entstandenen, charakteristischen, spezies-spezifischen DNA-Markerfragmente können
beispielsweise gel-elektrophoretisch oder fluorimetrisch unter Verwendung fluoreszenz
markierter Oligonukleotide nachgewiesen werden. Selbstverständlich sind auch andere, dem
Fachmann bekannte Nachweisverfahren einsetzbar.
In einer alternativen Ausführungsform der Erfindung werden die Sonden mit der zu
untersuchenden DNA- oder RNA-Probe zur Hybridisierung gebracht, wobei stringente
Hybridisierungsbedingungen gewählt werden. Stringente Bedingungen müssen für die
jeweilige Anwendung empirisch ermittelt werden. Die nachfolgend beschriebenen
Bedingungen können als Anhaltspunkte dienen.
Die DNA oder RNA der zu untersuchenden Probe kann sowohl bei der PCR-Reaktion bzw.
RT-PCR als auch bei der Hybridisierungsreaktion entweder in extrahierter Form vorliegen
oder in Form von komplexen Gemischen, bei denen die zu untersuchende Mikroorganismus-
DNA oder RNA nur einen sehr Meinen Anteil an der Fraktion der speziellen biologischen
Probe bildet. Die zu untersuchenden Zellen können somit entweder in gereinigter Form
vorliegen oder beispielsweise verunreinigt mit Bodenbestandteilen. Sowohl in situ PCR oder
in situ RT-PCR sind mit den hier beschriebenen Oligonukleotiden durchführbar.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von konkreten Beispielen beschrieben. Die
Erfindung ist jedoch nicht hierauf beschränkt.
Typstämme wurden von der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen
(DSMZ) erworben. Proteolytische Bodenbakterien aus einer Grasland (Grünland)-
Rhizosphäre, einem Gartenboden und einem Ackerland wurden isoliert, in dem
Verdünnungsreihen von Bodensuspensionen auf Gelatineagarplatten wie in Bach et al.
(1999a) beschrieben ausplattiert wurden. Die Bakterienisolate wurden anhand
morphologischer und physiologischer Merkmale gemäß der Klassifikation in Bergey's
Handbuch der Bestimmungsbakteriologie (1984 und 1986) identifiziert. Die zur
Charakterisierung der Bakterien verwendeten Verfahren sind in Starr et al. (1981)
beschrieben. Die Stämme wurden als Pseudomonas fluorescens klassifiziert, wenn sie die
folgenden Merkmale aufwiesen: Gram-negative, bewegliche, stäbchenförmige Zellen,
Vorliegen von Cytochromoxidase, strikt aerobes Wachstum, keine Denitrifizierung, kein
Wachstum bei 42°C, Wachstum bei 4°C, Fluoreszenz nur auf King's-B-Medium, Vorliegen
von Arginindihydrolase. Die Pseudomonas fluorescens-Gruppe umfasste verschiedene
Biotypen (angezeigt durch unterschiedliche Koloniemorphologie), die nicht weiter
charakterisiert wurden. Die Identität von Pseudomonas spp. wurde durch PCR mit für
Pseudomonas im strengen Sinne spezifischen Primern bestätigt (Widmer et al. 1998). Gram-
negative, unbewegliche Stäbchen mit Cytochromoxidase und Bildung gelber, Flexirubin
enthaltender Kolonien (Reichenbach et al. 1981) wurden als dem Flavobacterium-Cytophaga-
Komplex zugehörig betrachtet. Die Einordnung dieser Stämme in diese Gruppe wurde durch
Hybridisierung mit der 16S-rRNA-spezifischen Sonde (CF319a) für Bakterien der Abteilung
Cytophaga-Flavobacter-Bacteroides bestätigt (Manz et al. 1996). Die Stämme S 51 und Gs 61
wiesen identische Koloniemorphologie auf.
Bacillus cereus und Bacillus mycoides wurden aufgrund ihrer typischen Koloniemorphologie
erkannt. Ihre Identität wurde durch Untersuchung der Zellgröße, des Vorliegens und der
Position von Sporen, Katalase, Voges-Proskauer-Reaktion, anaerobem Wachstum, Wachstum
bei 50°C, Wachstum in 7% NaCl und Bildung von Nitrit aus Nitrat bestätigt. Stämme, die auf
Agar keine rhizoiden Kolonien bildeten, wurden als B. cereus klassifiziert.
Bacillus spp. anders als B. cereus und B. mycoides wurden hinsichtlich der Bildung von
Endosporen getestet und nicht weiter klassifiziert. Verschiedene Koloniemorphologien sind
durch unterschiedliche Buchstaben von A-O vermerkt.
Die Stämme wurden in 10 ml Nutrient-Broth-Medium (Merck, Darmstadt, Deutschland) bei
den empfohlenen Temperaturen (Bodenisolate bei 30°C) unter Schütteln bei 130 U/min über
Nacht gezüchtet. Die Zellsuspensionen wurden mittels Zentrifugation bei 4500 × g für 10 min
bei 6°C sedimentiert. Die Sedimente und Überstände wurden bei -20°C gelagert, bis sie zur
Extraktion genomischer DNA bzw. für Enzyminhibitionstests verwendet wurden.
Die proteolytische Aktivität wurde gemäß einem modifizierten Protokoll von
Hoppe et al. (1988) unter Verwendung von Leu-MCA (L-Leucin-4-methyl-7-cumarinylamid)
als Substrat getestet. 3,4-Dichloroisocoumarin (3,4-DCI) und Phenylmethylsulfonylfluorid
(PMSF) wurden als Spr-spezifische Inhibitoren verwendet, und 1,10-Phenanthrolin wurden
als Inhibitor der Metalloenzyme Npr und Apr verwendet. Das experimentelle Verfahren zur
Bestimmung der proteolytischen Aktivität und die Wirkung der Inhibitoren auf die Enzyme
sind eingehend in Bach und Munch (1999) beschrieben. Die Aktivität im Reaktionsgemisch
ohne Inhibitor wurde als 100% Aktivität angesehen.
Die genomische DNA von Bakterienreinkulturen wurde mittels
Standardverfahren zur DNA-Extraktion gewonnen (Marmur 1961). DNA aus einem
Ackerboden (Scheyern, Südbayern, Deutschland) wurde unter Verwendung des FastDNA-
SPIN-Kits für Boden (Bio 101, Vista, USA) wie von Hersteller empfohlen extrahiert und
gereinigt. Boden- und Standortmerkmale: HK - ertragreiche Parzelle mit herkömmlichem
Ackerbau, sandiger Schlufflehm, pH-Wert 5,6, 16,21 mg.g-1 organischer C, 1,54 mg.g-1
Gesamt-N.
Die Nukleotidsequenzen der reifen Peptidasen
wurden einer Homologiesuche unter Verwendung des NCBI-BLASTIN-Programms
unterworfen. Die Gene mit homologen Bereichen zu entweder dem apr-Gen von
Pseudomonas fluorescens, dem npr-Gen von Bacillus cereus oder dem spr-Gen von B.
subtilis wurden aus der NCBI-Datenbank erhalten. Für jede Peptidaseklasse wurden
Alignments unter Verwendung des Genomatix-Dialign-Programms
(http://genomatix.gsf.de/cgi-bin/dialign/dialign.pl) durchgeführt. Zielbereiche für die Primer
wurden so ausgewählt, dass DNA-Fragmente von etwa 300 bp oder weniger amplifiziert
werden. Die Sondenbereiche befinden sich im inneren Teil der Amplicons. Ein Vergleich der
gewählten degenerierten Oligonukleotide mit bekannten DNA-Sequenzen unter Verwendung
des Genomatix-Matinspector-Programms ((http://genomatix.gsf.de/cgi-
bin/matinspector/matinspector.pl) ergab, dass das Nachweissystem für bakterielle
Peptidasegene spezifisch ist und Pilz-Peptidasegene nicht erkennt. Die Oligonukleotide sind
in der Tabelle 1 beschrieben. Die folgenden Sequenzen wurden für die Gestaltung der Sonde
berücksichtigt: npr: B. megaterium (X75070), Paenibacillus polymyxa (D00861),
Lactobacillus sp. (D29673), B. stearothermophilus (M11446), B. caldolyticus (U25629), B.
cereus (M83910), B. thuringiensis (L77763), Alicyclobacillus acidocaldarius (U07824),
Staphylococcus epidermis (X69957), B. thermoproteolyticus (X76986), B. amyloliquefaciens
(K02497), B. brevis (X61286), Clostridium perfringens (D45904), Listeria monocytogenes
(X54619), apr: Pseudomonas fluorescens (ab013895), P. tolaasii (AJ007827). P. aeruginosa
(D87921), Pseudomonas sp. (Y17314), Erwinia chrysanthemi (M60395), Serratia marcescens
(X55521), Serratia sp. (X04127), spr: B. licheniformis (S78160), B. amyloliquefaciens
(K02496), B. subtilis (S51909), Bacillus sp. (D29736), Bacillus sp. (U39230).
Überraschenderweise konnte durch die oben beschriebene Vorgehensweise eine Reihe von
Sequenzen ermittelt werden, die spezifisch bakterielle Gene erkennen, die für extrazelluläre
alkalische Metalloproteasen, extrazelluläre neutrale Metalloproteasen und extrazelluläre
Serinproteasen kodieren, die auch in hoch komplexen Gemischen, beispielsweise Boden,
einen spezifischen Nachweis ermöglichen. Der Einsatz einer Vielzahl spezifischer Primer, der
bisher durchgeführt wurde, ist somit nicht mehr notwendig.
Die Amplifikation erfolgte mit dem GeneAmp-PCR-System 9600 (Perkin Elmer,
Norwalk, Connecticut, USA). DNA aus Bakterienkulturen: Volumina von 50 µl mit 50 ng
Matrizen-DNA, Primer (jeweils 75 pmol spr Ia oder Ib/II; 50 pmol npr I/II und apr I/II), 0,2 mM
Desoxynukleotidtriphosphate, 5 µl 10 × Reaktionspuffer, 3 mM MgCl2 und 1 U Goldstar
"Red"-DNA-Polymerase (Eurogentec, Seraing, Belgien). Das PCR-Programm war wie folgt:
Heißer Startzyklus bei 95°C für 5 mm, 80°C für 5 min; 30 Zyklen bei 94°C für 30 s, 53°C,
49°C oder 43°C für 30 s und 72°C für 20 s; abschließende Verlängerung bei 72°C für 10 min.
DNA aus Boden: Wenn Boden-DNA als Matrize verwendet wurde, wurden 2% der aus 1 g
Boden isolierten DNA zugefügt. 75 pmol der Primer spr Ia/II und npr I/II und 50 pmol apr I/II
wurden verwendet. BSA wurde zum Reaktionsgemisch in einer Endkonzentration von 0,3%
gegeben. DMSO wurde zugegeben, wenn die PCR mit den Primern apr Ia/II durchgeführt
wurde. Da alle drei Tests sehr empfindlich auf die Polymerasemenge reagierten, wurde die
Polymeraselösung in 1 × Reaktionspuffer verdünnt, damit das zugegebene Volumen auf 2 µl
vergrößert werden konnte. 1 U wurde für die Amplifikation mit spr eingesetzt, und 2 U
wurden jeweils für npr und spr eingesetzt. Die Menge an MgCl2 betrug 1,5 mM für npr und
apr und 3 mM für spr. Das PCR-Programm entsprach demjenigen für genomische DNA aus
Isolaten; für alle drei PCRs wurde gefunden, dass die optimale Annealingtemperatur 55°C
war.
Die amplifizierten PCR-Produkte wurden mittels Gelelektrophorese mit 1,8% Agarose in
TAE-Puffer (40 mM Tris-Acetat (pH-Wert 7,6); 1 mM EDTA) analysiert.
Die Hybridisierungen erfolgten auf positiv geladenen Nylon-Membranen
(Boehringer, Mannheim, Deutschland). Für Dotblot-Hybridisierungen wurden 4-12 µl des
PCR-Produkts 20 min in 250 µl 0,4 N NaOH denaturiert und vakuumgeblottet. Der Southern-
Transfer wurde wie vom Hersteller (Boehringer, Mannheim, Deutschland) beschrieben
durchgeführt. Nach dem Blotten wurde die DNA mittels UV-Vernetzung auf der Membran
fixiert. Die Hybridisierung mit den Sonden NPR, APR und SPR und der
Chemilumineszenznachweis erfolgten wie folgt: Die Formamidkonzentrationen in der
Vorhybridisierungslösung waren 5% für NPR und APR und 0% für SPR. Vorhybridisierung
in 5 × SSC; 1% N-Lauroylsarcosin; 0,02% SDS; 1% Blockierungsreagenz und Formamid 1,5 Std.
bei 45°C. Hybridisierung mit 10 pmol/ml 5'-DIG-markierter Sonde in
Vorhybridisierungslösung für 2,5 Std. bei 45°C. Das Waschen erfolgte 2 × 5 min mit 2 × SSC,
0,1% SDS bei Raumtemperatur und 2 × 15 min in 0,5 × SSC, 0,1% SDS bei 45°C. Der
Nachweis erfolgte unter Verwendung des DIG-Lumineszenz-Nachweis-Kits (Boehringer,
Mannheim, Deutschland) wie vom Hersteller empfohlen.
Die in dieser Studie untersuchten proteolytischen Bakterien sind in
der Tabelle 2 dargestellt. Die ausgewählten Typstämme, aus denen die DNA-Sequenzen
bekannter Peptidasen für die Gestaltung von Primern und Sonden ausgewählt wurden, sind
fett hervorgehoben. Einige Grundfunktionsstämme (E. coli, B. firmus und P. chlororaphis),
die Gelatine verflüssigen können, wurden ebenfalls untersucht. Repräsentative proteolytische
Bakterien aus einem Gartenboden, einem Grünland-Rhizosphärenboden und einem
Ackerboden wurden auf Agarmedium auf Gelatinebasis isoliert. Unter den angewendeten
Zuchtbedingungen schienen die B. cereus, B. mycoides und P. fluorescens-Biotypen I und II
die häufigsten Arten in allen drei Oberböden zu sein (Daten nicht gezeigt). Die anderen
Stämme wurden nicht bis zur Art identifiziert, wurden aber meist der Gattung Bacillus und
einige der Flavobacterium-Cytophaga-Gruppe zugeordnet. Die meisten Arten wurden in
jedem Oberboden gefunden. Die Stämme S 28, Rh 9 und S 21 wurden nicht weiter
charakterisiert.
Ein Enzyminhibitionstest wurde zum Nachweis und zur Identifizierung
der ausgeschiedenen Peptidasen im zellfreien Medium reiner Kulturen der proteolytischen
Bakterien verwendet. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 2 dargestellt.
Das Substrat Leu-MCA (L-Leucin-4-methyl-7-cumarinylamid) eignete sich zur
Demonstration der Peptidaseaktivität in den Kulturüberständen aller in dieser Studie
untersuchter Stämme mit Ausnahme von B. caldolyticus. 3,4-Dichloroisocoumarin (3,4-DCI)
und Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF), die als spezifische Inhibitoren für Peptidasen vom
Serintyp angesehen werden, und 1,10-Phenanthrolin, das spezifisch Metallopeptidasen
hemmt, wurden zugegeben, um die Art der ausgeschiedenen Peptidasen zu identifizieren.
Die gereinigte Bezugs-Serinpeptidase Spr aus B. licheniformis (Sigma, Deisenhofen,
Deutschland) wurde eindeutig durch 3,4-DCI und PMSF und nicht durch 1,10-Phenanthrolin
gehemmt, wohingegen die neutrale Metallopeptidase Npr aus B. polymyxa (Sigma,
Deisenhofen, Deutschland) durch 1,10-Phenanthrolin gehemmt und nur schwach durch 3,4-
DCI und PMSF beeinträchtigt wurde. Die proteolytische Aktivität in den Überständen von B.
cereus, B. thuringiensis, B. megaterium, B. stearothermophilus, Paenibacillus polymyxa, B.
amyloliquefaciens, B. mycoides und B. subtilis, für die neutrale Metallopeptidasen (Npr)
beschrieben sind, wurden eindeutig durch 1 mM 1,10-Phenathrolin gehemmt. Es wurde zwar
etwas Hemmung mit 3,4-DCI und PMSF beobachtet, aber die Enzyme konnten der Masse der
Metallopeptidasen zugeordnet werden. Dies wurde auch für B. firmus und die Bodenisolate
Bacillus sp. A-O, die Flavobacterium-Cytophaga-Stämme und die nicht identifizierten
Stämme S 28, Rh 9 und S 21, deren Peptidasetyp unbekannt war, gefunden. Bei den
erwarteten alkalischen Metallopeptidasen (Apr) von Pseudomonas fluorescens, P. aeruginosa,
Serratia marcescens und Erwinia chrysanthemi sind die Inhibitionsmuster zweideutig, da eine
erhebliche Hemmung mit dem ihr den Serintyp spezifischen Inhibitor 3,4-DCI erfolgte (z. B.
73% bei P. fluorescens). Eine Konzentration von 10 mM 1,10-Phenanthrolin war für eine
etwa 90%ige Hemmung nötig. Die verglichen mit den neutralen Metallopeptidasen schwache
Hemmung dieser Peptidaseklasse durch 1 mM 1,10-Phenanthrolin ist durchgängig und
klassifiziert diese Enzyme in eine gesonderte Gruppe unter den untersuchten Proben. Die
erwarteten Peptidasen vom Serintyp (Spr) aus B. stearothermophilus, B. amyloliquefaciens, B.
subtilis und B. licheniformis konnten nicht nachgewiesen werden. Die Inhibitionsmuster legen
das Vorliegen von Metallopeptidasen nahe, die mit Ausnahme von B. licheniformis ebenfalls
für diese Arten beschrieben sind. Nur die ausgeschiedenen Peptidasen aus E. coli und P.
chlororaphis wurden durch 3,4-DCI und nur schwach durch 1 mM und 10 mM 1,10-
Phenanthrolin gehemmt und sind anscheinend Spr. Die proteolytische Aktivität in den
Überständen von Bacillus I, K und L wurde stark durch 3,4-DCI und PMSF, aber auch durch
1,10-Phenanthrolin gehemmt. Keine der Peptidasen der anderen Bodenisolate konnte
eindeutig der Spr-Klasse zugeordnet werden.
Die entwickelten Primerpaare und
DIG-markierten Oligonukleotidsonden wurden zum PCR-Nachweis und anschließende
Dotblot-Hybridisierung eingesetzt, um das proteolytische Potential der Bakterien auf
genetischer Ebene zu untersuchen. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 2 zusammengefasst. Für
alle der multiplen Alignments unterworfenen Typstämme, ausgenommen npr von B.
amyloliquefaciens, wurden die entsprechenden Genfragmente (apr: 194 bp, npr: 233 bp oder
spr: 319 bp) durch PCR erzeugt und durch die entsprechenden Sonden APR, NPR und SPR
spezifisch nachgewiesen. Die Annealingtemperatur von 53°C war zur Herstellung eines
einzelnen spezifischen Amplicons der erwarteten Länge bei den meisten dieser Gene in allen
drei PCR-Reaktionen geeignet. Wurde die Annealingtemperatur auf 49 oder 43°C gesenkt,
was zu mehreren weiteren unspezifischen Banden (in Tabelle 2 mit Sternchen markiert)
führte, wurden weitere Gene nachgewiesen. Die PCR-Produkte von B. cereus und B.
thuringiensis mit den Primern spr Ia/II waren auf dem Agarosegel nach
Ethidiumbromidfärbung nicht sichtbar, aber nach Southern-Blot-Hybridisierung mit der SPR-
Sonde konnte eine Bande der erwarteten Länge identifiziert werden (Daten nicht gezeigt). Das
spr-Gen von B. megaterium konnte nur amplifiziert werden, wenn der Vorwärts-Primer spr Ia
durch spr Ib ersetzt wurde, was eine Bande von 486 bp Länge erzeugte. Auch in B. subtilis
und B. licheniformis wurden Gene für Npr gefunden. Das beschriebene spr-Gen von B-
stearothermophilus (Jang et al. 1992) war nicht nachweisbar, wenn diese PCR-Bedingungen
angewendet wurden. Es wurde gezeigt, dass E. coli und Pseudomonas chlororaphis, deren
Peptidasen beide durch ein für den Serintyp spezifisches Mittel inhibiert wurden, npr- bzw.
apr-Gene besaßen. Die Dotblot- oder Southern-Blot-Hybridisierung der erzeugten Amplicons
mit den entsprechenden DIG-markierten Oligonukleotidsonden APR, NPR oder SPR zeigte,
dass jede Sonde für das entsprechende Gen spezifisch war und dass alle amplifizierten
Genfragmente nachgewiesen wurden (Tabelle 2).
Für jedes untersuchte Bodenisolat, ausgenommen S 21, konnten Genfragmente mindestens
einer Peptidaseklasse nachgewiesen werden. In 17 der 22 verschiedenen Spezies (B. cereus, B.
mycoides, Bacillus A, B, C, D, E, F, G, H, L, M, N und O, die Flavobacterium-Cytophaga-
Stämme und die unidentifizierten Stämme S 28 und Rh 9) konnte das npr-Gen mittels PCR
mit den Primern npr I/II und anschließende Dotblot-Hybridisierung mit der Sonde NPR
identifiziert werden.
Das spr-Gen wurde mittels PCR für 17 verschiedene Stämme, meist Bacillus-Arten (B.
cereus, B. mycoides, Bacillus sp. A, B, C, D, E, F, G, I, J, K, L, M, N) und die
Flavobacterium-Cytophaga-Arten amplifiziert und mit der SPR-Sonde nachgewiesen. Die
Ergebnisse für die B. cereus- und B. mycoides-Isolate waren nicht konsistent, da spr-Gene
nicht bei den Stämmen Gs 28, S3, S4 nachgewiesen wurden; bei den anderen Stämmen
mussten unterschiedliche Vorwärts-Primer und verschiedene Annealingtemperaturen zur
Erzeugung der erwarteten Amplicons eingesetzt werden. Die SPR-Sonde hybridisierte
spezifisch mit diesen Genfragmenten. Die Amplicons der Flavobacterium-Cytophaga-Arten
hybridisierten nicht mit der Sonde. Das Vorliegen dieses Gens wurde daher durch PCR mit
dem zweiten Vorwärts-Primer spr Ib, der eine Fragmentgröße von 486 bp festlegt, bestätigt.
Das apr-Gen wurde nur bei den P. fluorescens-Biotypen von allen drei Standorten und bei den
Flavobacterium-Cytophaga-Stämmen aus dem Ackerland und dem Gartenboden
nachgewiesen. Keines der Peptidasegene konnte bei dem coryneformen Stamm S 21
nachgewiesen werden.
Die hier beschriebenen Primer und Sonden eignen sich zur Identifizierung von
Peptidasegenen in einem breiten Spektrum proteolytischer Bodenbakterien. Die Anwendung
aller drei Primerpaare und Sonden auf jedes Isolat enthüllte die Existenz zuvor unbekannter
Gene und das Vorliegen mehrerer verschiedener Gene in den meisten Isolaten.
Nachweis von Peptidasegenen in Boden. Die Oligonukleotide wurden zum Nachweis der
npr-, spr- und apr-Genfragmente von aus Boden isolierter Gesamt-DNA eingesetzt. Alle drei
Gene npr, spr und apr konnten aus Boden-DNA amplifiziert werden und wurden mit den
entsprechenden Sonden nachgewiesen, wie durch Southern-Blot-Hybridisierung gezeigt (Fig.
1, B1-3). Eine Anzahl von 35 Zyklen war ausreichend für den Erhalt klar sichtbarer Banden
auf einem Agarosegel nach Ethidiumbromidfärbung. Bei allen drei PCR-Sätzen wurde
gefunden, dass eine Annealingtemperatur von 55°C hinsichtlich der Produktausbeute und der
Spezifität des PCR-Produktes optimal war.
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Claims (17)
1. Mittel zur Amplifikation und zum qualitativen und quantitativen Nachweis von
extrazellulären bakteriellen Peptidasegenen,
dadurch gekennzeichnet,
daß es zumindest eines der nachfolgenden Oligonukleotide sowie ihre komplementäre
Sequenz oder die reverse oder revers-komplementäre Sequenz sowie die hiervon
abgeleiteten RNA-Sequenzen oder Derivate hiervon umfaßt, die je spezifisch an die für
extrazelluläre alkalische Metallopeptidasen, extrazelluläre neutrale Metallopeptidasen
oder extrazelluläre Serinpeptidasen kodierenden Gene oder Genfragmente binden:
- a) für extrazelluläre alkalische Metallopeptidasen:
- b) für extrazelluläre neutrale Metallopeptidasen:
- c) für extrazelluläre Serinpeptidasen:
2. Mittel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein, zwei oder drei der Nukleotide an einem oder beiden Enden der
Oligonukleotide durch ein anderes Nukleotid ersetzt sind oder ein, zwei oder drei
Nukleotide an einen oder beiden Enden der Oligonukleotide deletiert sind, wobei
je die spezifische Bindung beibehalten bleibt.
3. Mittel nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sonden oder die Primer eine Markierung aufweisen.
4. Mittel nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Markierung eine radioaktive Markierung, Fluoreszenzmarkierung,
Biotinmarkierung, Digoxigeninmarkierung, Peroxidasemarkierung oder Alkalische-
Phosphatase-Markierung ist.
5. Mittel nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß es an eine Festphasenmatrix gebunden vorliegt.
6. Mittel nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oligonukleotide chemisch modifiziert vorliegen.
7. Mittel nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die heterozyklischen Basen an ein Protein-Rückgrat gebunden vorliegen.
8. Kit,
dadurch gekennzeichnet,
daß er zumindest eines der Oligonukleotide nach einem oder mehreren der
vorhergehenden Ansprüche aufweist.
9. Festphasenmatrix,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie zumindest eine der Oligonukleotide nach einem oder mehreren der
vorhergehenden Ansprüche in einer an die Matrix gebundenen Form aufweist.
10. Verfahren zum spezifischen Nachweis oder zur Amplifikation von bakteriellen
extrazellulären Peptidasegenen mit den nachfolgenden Schritten:
- - Inkontaktbringen der DNA oder der RNA einer zu untersuchenden Probe mit zumindest einem der Oligonukleotide nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche 1-7 und
- - Nachweis der Hybridisierung der Oligonukleotide mit der RNA oder DNA der Probe, um das Vorliegen von bakteriellen extrazellulären Peptidasegen-DNA- und/oder RNA-Sequenzen aufzuzeigen.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oligonukleotide als Primer in PCR-Verfahren oder als Sonden in
Hybridisierungsverfahren eingesetzt werden.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß entweder
- a) die zu untersuchende DNA in einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) in Kontakt gebracht wird mit einem der Primer nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche und im Verlauf der PCR-Amplifikation durch Verlängerung der Primersequenzen ein charakteristisches DNA- Markerfragment entsteht und dieses Fragment nachgewiesen wird; oder
- b) zumindest eine der Sonden mit der zu untersuchenden DNA oder RNA zur Hybridisierung gebracht wird und das Produkt dieser Hybridisierungsreak tion nachgewiesen wird.
13. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Inkontaktbringen unter stringenten Bedingungen erfolgt.
14. Verfahren nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die stringenten Bedingungen wie folgt definiert sind:
PCR:
Annealingtemperatur: 43-62°C
Hybridisierung: 40-60°C
Annealingtemperatur: 43-62°C
Hybridisierung: 40-60°C
15. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die DNA oder RNA in isolierter Form eingesetzt wird oder im biologischen
Material in für die Hybridisierungsreaktion zugänglicher Form vorliegend
eingesetzt wird oder zusammen mit kontaminierenden Materialien vorliegend
eingesetzt wird.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß
- a) die zu untersuchende DNA denaturiert wird, um Einzelstränge zu erhalten;
- b) das Oligonukleotid an den komplementären Einzelstrang der zu untersuchenden DNA gebunden wird;
- c) das Oligonukleotid mittels einer DNA-Polymerase verlängert wird;
- d) die Hitze-Denaturierungs-Oligonukleotid-Bindungs- und Verlängerungszyklen wiederholt werden, um eine nachweisbare Menge des PCR- Produkts zu erhalten; und
- e) das erhaltene PCR-Produkt nachgewiesen wird.
17. Verwendung eines Oligonukleotids nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche zur Amplifikation und zum qualitativen und/oder quantitativen
Nachweis von bakteriellen Genen für extrazelluläre alkalische Metallopeptidasen,
neutrale Metallopeptidasen und Serinpeptidasen.
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