Verfahren zur Herstellung herzwirksamer Präparate aus Adonis vernalis L.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von herzwirksamen Präparaten aus Adonis vernalis L., nämlich 1. eines therapeutisch wirksamen Präparates, welches u. a. Cymarin, k-Strophanthin-ss, Adonitoxin, Ver nadigin enthält, 2. eines hochwirksame Herzglycoside enthaltenden Prä parates, welches etwa 45 % der Aktivität der Droge entspricht und 3. einer Mischung polarer Glycoside, welche etwa 25 % der herzwirksamen Aktivität der Droge entspricht, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass man Blätter von Adonis vernalis L.
mit Wasser oder einem mit Wasser mischbaren, hauptsächlich wässrigen Lösungsmittel unter Vornahme chemischer Umsetzungen und Infreiheitsetzen gewisser Glycoside behandelt, die Lösung zur Anreicherung der Glycoside mindestens mit einem mit Wasser mischbaren, organischen Lösungsmittel extrahiert, nach jeder Extraktion den Extrakt einengt, den schliesslich erhaltenen, eingeengten, herzwirksame Glycoside enthaltenden, viskosen bis festen Teil in Wasser oder einem wässrigen Lösungsmittel aufnimmt, die erhaltene, wasserhaltige Lösung in einer Reihenfolge von Operationen jeweils mit einem mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmittelgemisch in einem Mischungsverhältnis von 9:1, 8:1 usw. bis 2:1 extrahiert, den bei einem Mischungsverhältnis von 9:1 bzw. 2:1 erhaltenen Extrakt eindampft und die in einem Mischungsverhältnis von 8:1 bis 3:
:1 sukzessiv erhaltenen Extrakte vereinigt und eindampft.
Gewünschtenfalls kann man nachträglich die in einem Mischungsverhältnis von 8 : 1 bis 3 : 1 erhaltenen eingedampften Extrakte in einem mit Wasser gesättigten Butanol-Toluol-Gemisch (Verhältnis 1:1), in mit Wasser gesättigtem Athylmethylketon oder in einem mit Wasser gesättigten Benzol-Toluol-Gemisch, z. B.
an einem Träger aus Silikaten, chromatographieren und aus jenen Eluaten, welche ein hochwirksames Glucosid mit DL an Katze von etwa 0,1100 + 0,004 mg/kg enthalten, letzteres isoliert.
Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform wird man die Blätter von Adonis vernalis L. vorzugsweise in einer Stickstoffatmosphäre bei einer vorzugsweise 1000 C nicht übersteigenden Temperatur, z. B. bei 20-95 C, mit Wasser oder wässrigen Lösungsmitteln behandeln, wobei gewisse Glykoside aus ihrem nativen Zustand, d. h. Komplexverbindungen dieser Glykoside, auf Grund von chemischen Umsetzungen mit anderen in Adonis vernalis L. vorhandenen Stoffen (z. B. Flavonen usw.), in Freiheit gesetzt werden.
Aus Adonis vernalis haben Reichstein und Mitarb.
[Pharm. Acta Helv. 15, 150 (1940) und 17, 176 (1942)] Cymarin und Adonitoxin isoliert und Tschesche und Mitarb. [Chem. Ber. 86, 547 (1953)] konnten später feststellen, dass keine anderen als diese beiden Herzglykoside vorkommen. Tatsächlich, wenn man den alkoholischen Extrakt aus frischer Pflanze papierchromatographisch untersucht, findet man nur die oben erwähnten Glykoside und viele Flecken mit für Flavone charakteristischer gelber Färbung (z. B. mit Alls) und Fluoreszenz im UV-Licht.
Stellt man ebenfalls einen alkoholischen Extrakt aus getrockneter Droge unter normalen Bedingungen her, bekommt man ein ähnliches Bild; man merkt jedoch auch, dass die Zersetzungsprodukte von Herzglykosiden mengenmässig zugenommen haben, wahrscheinlich als Folge der enzymatischen Zersetzung während der Trocknung.
Wird aber die Droge schon während der Extraktion einer milden Hydrolyse unterworfen, so findet man nachher papierchromatographisch mehrere weitere Glykoside, als die von Reichstein und Tschesche beschriebenen. Dabei werden die pflanzlichen Enzyme zerstört und die Glykoside aus ihren Komplexverbindungen hydrolytisch freigesetzt. Es ist in der Analyse von pflanzlichen Naturstoffen üblich, aus der Anwesenheit von Zersetzungsprodukten auf das Vorhandensein grö sserer Moleküle zu schliessen.
Man weiss zudem auch, dass im Falle der Digitalis lanata die aktiven Glykoside an gerbstoffartige Sub stanzen gebunden sind (K. Paech und M.V. Tracey, Moderne Methoden der Pflanzenanalyse, Springer Verlag, Berlin 1955, Bd. III, S. 207). Es ist daher nicht abwegig, aus dem Vorkommen der Flavone im Extrakt und dem Auftreten weiterer Glykoside nach der Behandlung mit Wasser auf eine Bindung der entsprechenden, höheren (genuinen) Glykoside an Flavone zu schliessen.
Die so erhaltene Lösung wird vorzugsweise im Vakuum eingeengt, der Rückstand mit Alkohol behandelt, die alkohollöslichen Anteile ganz oder teilweise vom Alkohol befreit, der so erhaltene Rückstand mit Aceton behandelt, die acetonlöslichen Anteile ganz oder teilweise in an sich bekannter Weise vom Aceton befreit, der Rückstand in Wasser aufgelöst und die wässrige Lösung in der oben erwähnten Weise mit einem mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmittel in den ebenfalls oben erwähnten Mischungsverhältnissen behandelt.
Als Silikate kommen beispielsweise Kieselgur, Celite, Seesand usw. in Frage. Beim Extrahieren geht man vorzugsweise so vor, dass die wässrige Lösung in einer Reihenfolge von Operationen mit dem mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmittelgemisch, z. B. Chloroform oder Trichloräthylen und einem Alkohol, z. B.
Butanol, ausgeschüttelt wird, wobei man vorzugsweise so vorgeht, dass man zuerst mit einer Mischung von Chloroform und Alkohol in einem Mischungsverhältnis von 9 1 und hierauf mit einer Chloroform-Alkohol- Mischung von 8 :1, dann von 5:1 anschliessend von 3 : 1 und schliesslich mit einer Chloroform-Alkohol Mischung von 2:1 extrahiert.
Auf diese Weise erhält man:
1. aus dem 9:1Extrakt eine Mischung von bisher zum Teil bekannten Adonisglykosiden, welche etwa 30% der herzwirksamen Aktivität des Ausgangsmaterials enthält;
2. aus den chromatographierten 8:1 bis 3:1 Extrakten eine Reihe von Fraktionen, welche insgesamt 45 % der herzwirksamen Aktivität des Ausgangsmaterials und eine durchwegs neue Mischung von herz aktiven Substanzen enthalten.
Dabei wurde festgestellt, dass der kristallisierte Hauptbestandteil der Fraktionen aus der Chromatographie der Chloroform-Alkohol-Mischung mit einem Mischungsverhältnis von 8:bis 3 :1 an der Katze folgende Werte ergab: DL=0,1100 + 00040mg/kg;
3. aus dem Extrakt mit einem Mischungsverhältnis von 2:1 eine Mischung neuer polarer Glykoside, welche etwa 25 % der herzwirksamen Aktivität des Ausgangsmaterials enthält.
Es hat sich ferner gezeigt, dass andere Mischungsverhältnisse, also solche, welche nicht in einem Bereich von 9 : 1 bis 2:1 liegen, andere Produkte, d. h. andere Mischungen von Glykosiden, liefern.
Die oben erwähnte Verteilungsmethode ist im Prinzip schon bekannt, doch wurde sie zusammen mit pharmakologischem Nachweis von Glykosiden in einzelnen Fraktionen, sowie mit Steuerung der Fraktionierung mittels Messung der pharmakologischen Aktivität zum ersten Mal an Adonis vernalis L. durchgeführt.
Es ist daher umso überraschender, dass man auf diese Weise neue Glykoside in dieser Droge ermitteln konnte, und dies in vollem Gegensatz zur Aussage von Prof. R.
Tschesche [Chem. Bericht 86, 574 (1953)], wonach keine andern Glykoside als Cymarin und Adonitoxin aus Adonis vernalis L. gewonnen werden können.
Wohl ist es bekannt, aus der Fraktion 9:1 eine bekannte Mischung herz aktiver Glykoside zu gewinnen, von denen allerdings nur 4 Glykoside chemisch identifiziert wurden. Gemäss der bisherigen Methode isolierte man aber die Glykoside, welche in dieser Fraktion vorhanden waren, industriell aus wässrig-alkoholischem Milieu durch Adsorptionsverfahren an Kohle, wobei naturgemäss die nach dem vorliegenden Verfahren isolierbaren, neuen Glykoside auf der - Kohle adsorbiert wurden und einer weiteren Verwertung entzogen wurden.
Man hat ferner festgestellt, dass die Fraktion 9:1 eine Mischung von bisher unbekannten Glykosiden liefert, wobei diese Methode der Gewinnung wesentlich einfacher und billiger ist als die bisher angewandte Methode. Diese Fraktion zeigt folgenden Wert: DL an Taube = 3,6 mg/kg.
Die Fraktionen im Bereich von 8 : 1 bis 3 : 1 liefern äusserst herzwirksame Produkte und stellen neue Mischungen von Glykosiden mit einem Wert DL an Taube = 2,27 kg/mg dar. Schliesslich stellt auch die Fraktion 2: l-eine neue Mischung mit ebenfalls grosser Herzwirksamkeit und einem Wert: DL an Taube = 2,29 mg/kg dar.
Beispiel
10 kg getrocknete und gepulverte Adonis vernalis L.
Blätter werden mit 100 kg wässrigem Lösungsmittel (z. B. 5 % igem Alkohol) bei 10-950 C in Stickstoffatmosphäre während 1/4 bis 11/2 Stunden unter Rühren erhitzt und dann filtriert. Die Lösung wird unter Vakuum eingeengt und dann mit 96-99,6 Sigem Alkohol erschöpfend extrahiert. Die Alkohol-Extrakte werden eingeengt und dann mit Aceton erschöpfend extrahiert.
Der Aceton-Extrakt wird eingedampft, in Wasser gelöst und mit einer Chloroförm-Alkohol-Mischung (Mischungsverhältnis 9:1) extrahiert, dann mit einer Chloroform-Alkohol-Mischung (Mischungsverhältnis von 8:1 bis 3 :1) und endlich mit einer Chloroform-Alkohol-Mischung (Mischungsverhältnis 2:1) extrahiert.
Der aus der Chloroform-Alkohol-Mischung 8:1 bis 3:1 anfallende Extrakt wird auf einer Silikatsäule, die zuerst mit Wasser imprägniert wurde, mit einer mit Wasser gesättigten Butanol-Toluol-Mischung chromatographiert.
Dabei gewinnt man eine grössere Anzahl von Eluaten. Die Eluate werden einzeln chromatographisch in an sich bekannter Weise auf das Vorhandensein von hochwirksamem Glucosid mit DL an Katze von etwa 0,1100 + 0,004 mg/kg analysiert, worauf man jene Eluate, welche das genannte hochwirksame Glucosid/ bzw. Glucosidgemisch enthalten, miteinander vereinigt, zur Trockne eindampft und aus einer Alkohol-Wasser Mischung, z. B. Butanol-Wasser-Mischung, kristallisiert.
Dieses Glucosid zeigt folgende Farbreaktionen: Legal- Probe = rot Kedde - Probe = violett 84 % H2SO4-Probe nach 1 Min. dunkelgrün nach 2 Min. grün nach 5 Min. schmutzig grün nach 30 Min. graugrün nach 60 Min. hellgrau- gelblich - grün nach 120 Min. hellgrau fast farblos Keller-Kiliani - Probe negativ Xanthydrol - Probe negativ
Da die Rf-Werte bei der Chromatographie mit Butanol-Toluol (Mischungsverhältnis 1: 1), mit Wasser gesättigt, auf wasserimprägniertes Papier nicht reproduzierbar sind, werden die annähernden Rf-Werte im Vergleich mit bekannten Substanzen gegeben:
Vernadigin Rf etwa 0,7
Hochwirksames Glukosid Rf etwa 0,5 Strophanthidin-ss-D-glucopyranosid Rf etwa 0,3