Kosmetisches Mittel
Die Erfindung betrifft kosmetische Depigmentierungsmittel.
Im allgemeinen sind Depigrnentierungsmittel solche Stoffe, die imstande sind, die Melanindichte in den Melanocyten der Haut zu vermindern und dadurch eine Aufhellung der Farbe des Integuments zu bewirken. Obwohl man allgemein annimmt, dass die Zahl der Melanocyten in der Haut sich bei verschiedenen Individuen nicht wesentlich unterscheidet, variieren Melanindichte und -verteilung innerhalb der Melanocyten der Individuen sehr. Ferner - und das ist von besonderer Bedeutung vom Standpunkt der vorliegenden Erfindung - treten bei bestimmten Personen häufig begrenzte Hautgebiete auf, in denen die Melanindichte in den Melanocyten auffallend erhöht ist; dadurch entsteht in dem betroffenen Gebiet eine Hautfarbe, die erheblich dunkler ist als die normale Untergrundfarbe. Eine solche örtliche Überpigmentierung kann verschiedene Ursachen haben; z.
B.: Entzündungs- oder Wundschädigungen der Haut, genetische oder rassische Besonderheiten wie Sommersprossen, Altersflecken, endokrine Störungen oder Expositionsfaktoren, häufig als Chloasma, Chlo usma bronzium, Chloasma phthisicum, Chloasma uterinum, idiopathisches Chloasma oder symptomatisches Chloasma bezeichnet, wobei die örtliche Überpigmen- tierung auch nach Beseitigung ihrer Ursachen hartnäckig weiterbestehen kann. Die daraus entstehende Verunstaltung, die mehr oder weniger dauerhart sein kann, ist häufig für den Betroffenen ein wirkliches Problem.
In ihrer mildesten Form kann diese Art von Über- pigmentierung als unreiner Teint bezeichnet werden.
Aufgabe der Erfindung ist es, wirksame Mittel und Verfahren zur Beseitigung oder Milderung solcher Über- pigmentierungen zu entwickeln. Ferner ist es Aufgabe der Erfindung, Verunstaltungen durch depigmentierte Gebiete, beispielsweise bei Vitiligo und Leukoderma, zu beseitigen, indem man das Pigment in den normalen Gebieten vermindert, so dass diese farblich mit den pigmentlosen Gebieten übereinstimmen. Die Mittel sollen in gleicher Weise die Melanindichte normaler Haut in Abhängigkeit von der Melanindichte in den Melanocyten vermindern. Die Verminderung der Melanindichte bei Weissen ist häufig dramatisch, während bei reinblütigen Negern die Gesamtfarbstoffverminderung verzögert oder nicht leicht erkennbar sein kann.
Das liegt daran, dass bei Negern die Geschwindigkeit der Melaninneubildung der Geschwindigkeit gleichkommt, mit welcher die Depigmentierungsmittel die Melanindichte vermindern.
Die Zahl von Verbindungen, die bisher zur Depigmentierung verwendet worden sind, ist begrenzt, und diese zeigen insgesamt schwere Nachteile. Die in der dermatologischen Praxis am häufigsten verwendete Verbindung dieser Art ist Benzyloxyphenol, der Monoben- zyläther des Hydrochinons. Die Depigmentierungswirkung dieser Verbindung wurde in den frühen Vierzigerjahren während einer Untersuchung über Betriebsdermatitis, die in der Gerbereiindustrie auftrat, entdeckt. Als Ursache für das Leukoderma, das bei Negerarbeitern beobachtet wurde, wurde die Verwendung von Benzyloxyphenol als Antioxidanz in den Gummischutzhand- schuhen, die von den Arbeitern getragen wurden, ermittelt. Diese Beobachtung führte zur umfassenden Untersuchung des Mechanismus und zur gezielten Anwendung dieser Verbindung.
Man hat aber beobachtet, dass Benzyloxyphenol, eine im hohen Grade unlösliche Verbindung, wenn es durch die Haut absorbiert wird, anscheinend nicht im stärkeren Masse im Körper abgebaut wird. Aus diesem Grunde war seine Anwendung mit häufigem Auftreten von irreversibler Depigmentierung, einen Vitiligo vortäuschend, verbunden. Überdies haben Untersuchungen darauf hingedeutet, dass abgesehen von örtlichen irreversiblen Depigmentierungen, die Verbindung durch das Lymphgefässsystem transportiert wird und an anderen Stellen des Körpers, die von der Anwendungsstelle weit entfernt sind, irreversible Depigmentierungen verursachen kann.
Methoxyphenol ist ebenfalls als Depigmentierungsmittel beschrieben worden. Diese Verbindung zeiat jedoch wie Benzyloxyphenol eine verhältnismässig hohe Unlöslichkeit und kann im Körper nur schwer abgebaut werden.
Ausserdem hat Hydrochinon selbst eine ausgedehnte Anwendung in kosmetischen Mitteln zur Behandlung von Überpigmentierung gefunden. Wenn diese Verbindung auch sehr leicht löslich ist und im Körper leicht abgebaut und ausgeschieden wird, so ist ihre Wirksamkeit aber schon wegen dieser Umstände gering.
Bis zum heutigen Tage ist, abgesehen von einer beträchtlichen Depigrnentierungswirksamkeit, die bei Corticosteroiden an der Injektionsstelle bemerkt worden ist, von keiner anderen Verbindungsklasse berichtet worden, dass sie eine auffallende Depigmentierung bei Tieren oder Menschen hervorruft. In Anbetracht der schwerwiegenden Nachteile von Hydrochinonäthern und der verhältnismässig leichten allgemeinen Umwandelbarkeit von Hydrochinon, ist eine sichere und wirksame Depigmentierung durch örtliche Anwendung bisher nicht erreicht worden.
Es wurde nun gefunden, dass die im folgenden beschriebenen Mittel bei örtlicher Anwendung eine wirksame reversible Depigmentierung in genau begrenzten Ge'oieten bewirken. Die Wirksamkeit der erfindungsgemässen Mittel ist an Personen mit verschiedenen Arten von Oberpigmentierung bestätigt worden.
Das erfindungsgemässe Depigmentierungsmittel ist gekennzeichnet durch einen Gehalt von ungefähr 0,1 bis 20 Gewichtsprozent eines Brenzkatechins und/oder einen Gehalt von ungefähr 0,1 bis 30 Gewichtsprozent eines an verschiedenen Kohlenstoffatomen durch eine Sulv- hydrylgruppe und durch eine Aminogruppe substituierten niedrigen aliphatischen Kohlenwasserstoffes mit mindestens zwei Kohlenstoffatomen oder eines kosmetisch anwendbaren Säureadditionssalzes davon, verteilt in einem kosmetisch anwendbaren Trägerstoff für örtliche Anwendung. - Die Depigmentierungswirksamkeit von Brenzkatechin ist besonders überraschend, da z. B.
m-Dihydroxybenzolverbindungen wie Resorcin sowie 2,5-Dihydroxybenzoesäure als Depigmentierungsmittel unwirksam sind. Das Gleiche gilt überraschenderweise für
Chlorhydrochinon, 2,4-Dihydroxybenzoesäure,
Monohydroxyäthylhydrochinon, 1 2,3-Trihydroxybenzol und
Hexahydroxycyclohexan.
Der in dieser Beschreibung verwendete Ausdruck niedriger aliphatischer Kohlenwasserstoff umfasst gerad- oder verzweigtkettige Kohlenwasserstoffreste, wie z. B. Athyl, Propyl, Isopropyl, n-Butyl und t-Butyl.
Besonders vorteilhaft sind solche niedrigen aliphatischen Kohlenwasserstoffsulfhydrylamine, bei denen sich der Sulfhydrylsubstituent an einem primären Kohlenstoffatom befindet. Diese niedrigen aliphatischen Kohlenwasserstoffsulfhydrylamine sind entweder bekannte Verbindungen oder sie können nach gebräuchlichen Metho den hergestellt werden.
Die erfindungsgemäss verwendeten Verbindungen, das Brenzkatechin und die Sulfhydrylamine, sowie deren kosmetisch anwendbare Säureadditionssalze zeigen die vorteilhafte Wirkung, dass sie, wenn man sie auf Bereiche von Überpigmentierung örtlich aufbringt, die Melanindichte in den Melanocyten des betroffenen Berei ches schnell vermindern, so dass die behandelte Stelle die Farbe der normalen Haut annimmt. Die erfindungs gemässen Depigmentierungsmittel können ohne Gefahr von Nebenwirkungen aufgetragen werden. Merkliche
Depigmentierung der normalen Haut in der Umgebung behandelter Stellen ist eine Funktion der Melanindichte und kann sogar bei Personen mit normaler Pigmentdichte beobachtet werden, jedoch nur nach längerer Behandlung.
Die erfindungsgemässen Depigmentierungsmittel können in Form von hydrophilen oder hydrophoben Salben, in Form von wässrigen, nichtwässrigen oder Ö1 in-Wasser-Lotionen oder in Form von Cremes angewendet werden. Kosmetische Trägerstoffe, die bei der Herstellung solcher Zubereitungen angewendet werden können, sind z. B. Wasser, Öle, Fette, Polyester, Fettsäuren, Waschse und Gelees - allein oder miteinander gemischt. Im allgemeinen sind die erfindungsgemässen Depigmentierungsmittel im geringeren Anteil vorhanden und der Trägerstoff macht den grösseren Anteil der kosmetischen Zubereitung aus.
Vorzugsweise bestehen die erfindungsgemässen kosmetischen Zubereitungen aus ungefähr 0,1 % igen bis gesättigten Lösungen, d. h. bis zu ungefähr 30 S Sulfhydrylamin oder eines kosmetisch anwendbaren Säureadditionssalzes davon und/oder bis zu ungefähr 20 % Brenzkatechin als wässrige oder wässrig-alkoholische Lösungen oder in eine geeignete Salbe, Lotion oder Cremegrundlage eingearbeitet. Häutungsmittel, Pigmente, Parfums, Antioxidantien und andere Zusätze können ebenfalls in diese Zusammensetzung eingearbeitet werden.
Typische Zubereitungen, die die erfindungsgemässen Depigmentierungsmittel enthalten, und ihre Herstellung werden im folgenden beschrieben.
1. Wässrige Lotion Brenzkatechin 50,0 g Acrysol A3 850,0 g Gereinigtes Wasser 100,0 g Parfum q.s.
Man dispergiert das Brenzkatechin in dem auf 600 C erhitzten Wasser und gibt zu dieser Dispersion das Acrysol. Unter ständigem Rühren lässt man die Mischung auf 300 C abkühlen, gibt das Parfum zu und setzt das Rühren fort, bis die Mischung homogen ist.
2. Nichtwässrige Lotion Brenzkatechin 50,0 g Polyäthylenglykol 400 (U. S. P.) 950,0 g Parfum q.s.
Man löst das Brenzkatechin in dem Polyäthylenglykol 400 bei Zimmertemperatur auf, gibt das Parfum hinzu und rührt, bis die Mischung homogen geworfen ist.
3. 01/ Wasser-Lotion (Mischung A) Stearinsäure (U. S. P.) 50,0 g Wasserfreies Wollfett (U. S. P.) 20,0 g Ölsäure (U. S. P.) 15,0 g p-Hydroxybenzoesäurepropylester (U. S. P.) 0,2 g Paraffinöl (U. S. P.) 225,0 g (Mischung B) p-Hydroxybenzoesäuremethylester (U. S. P.) 1,5 g
Glycerin (U. S. P.) 35,0 g
Triäthanolamin (U. S. P.) 18,0 g
Brenzkatechin 50,0 g
Gereinigtes Wasser 593,0 g
Parfum q.s.
Man erhitzt Mischung A auf 720 C und Mischung B (ohne Parfum) auf 750 C. Man fügt Mischung B unter schnellem Rühren zu Mischung A. Man kühlt auf 450 C ab und fügt das Parfum hinzu. Das Rühren wird fortgesetzt, während die Mischung auf 300 C abgekühlt wird.
4. Wasser freie Salbe (hydrophob) Stearylalkohol (U. S. P.) 30,0 g Weisses Wachs (U. S. P.) 80,0 g Weisse Vaseline (U. S. P.) 840,0 g Brenzkatechin 50,0 g Parfum q.s.
Man schmilzt die Vaseline, den Stearylalkohol und das weisse Wachs bei 65-700 C zusammen. Unter gutem Rühren kühlt man auf 500 C ab, fügt das Brenzkatechin hinzu und rührt bis es dispergiert ist. Dann wird das Parfum hinzugegeben und unter weiterem Rühren auf 300 C abgekühlt.
5. Creme (Mischung A) Tegacid spezial (von der Firma Goldschmidt) 155,0 g Walrat (U. S. P.) 38,0 g Cetylalkohol 12,0 g Paraffinöl (U. S. P.) 20,0 g Glycerin (U. S. P.) 45,0 g (Mischung B) Gereinigtes Wasser 677,8 g p-Hydroxybenzoesäuremethylester (U. S. P.) 1,2 g Brenzkatechin 50,0 g Parfum q.s.
Man erhitzt Mischung A auf 720 C und Mischung B (ohne Parfum) auf 750 C. Unter schnellem Rühren gibt man Mischung B zu Mischung A. Man kühlt auf 400 C ab und fügt das Parfum hinzu. Unter ständigem Rühren wird auf 300 C abgekühlt.
6. Wasser freie Salbe (hydrophil) Polyäthylenglykol 4000 (U. S. P.) 300,0 g Polyäthylenglykol 400 (U. S. P.) 650,0 g Brenzkatechin 50,0 g Parfum q.s.
Das Polyäthylenglykol 4000 wird zusammen mit dem Polyäthylenglykol 400 bei 600 C zusammengeschmolzen. Man kühlt auf 500 C ab und gibt unter Rühren das Brenzkatechin hinzu. Dann wird das Parfum zugegeben und unter weiterem Rühren auf 300 C abgekühlt.
Eine wirksame Depigmentierung von Überpigmentierungszonen erfordert üblicherweise ein- bis viermal tägliche Anwendung der oben beschriebenen topischen Zubereitungen. Bei schwerwiegenderen Zuständen können zusätzliche Verabreichungen erfolgen.
Wie aus dem Obigen ersichtlich, verwendet man erfindungsgemäss vorzugsweise kosmetische Zubereitungen zur örtlichen Anwendung, die ungefähr 0,1 bis 20 Gewichtsprozent Brenzkatechin und/oder ungefähr 0,1 bis 30 Gewichtsprozent eines an verschiedenen Kohlenstoffatomen durch eine Sulfhydrylgruppe und durch eine Aminogruppe substituierten niedrigen aliphatischen Kohlenwasserstoffs mit mindestens zwei Kohlenstoffatomen oder eines kosmetisch anwendbaren Säureadditionssalzes davon enthalten. Salben, Cremes, Lotionen oder dergleichen, die die obige Menge an wirksamem Bestandteil enthalten, können zur Verminderung von Überpigmentierung täglich angewendet werden.
Obwohl oben nur Brenzkatechin selbst als ein wirksamer Bestandteil der erfindungsgemässen Zubereitungen ausdrücklich erwähnt ist, drängen sich dem Fachmann ohne weiteres viele weitere o-Dihydroxybenzolverbin dungen als brauchbar auf. Es ist natürlich klar, dass der Benzolkern einen oder mehrere zusätzliche Substituenten enthalten kann. Beispiele für solche Substituenten sind unter anderen Methyl, Halogen, niedriges Alkoxy, Carboxy, niedriges Alkyl und dergleichen.
Weiterhin drängt sich dem Fachmann auf, dass anstelle der oben erläuterten Sulfhydrylamine auch noch solche in Frage kommen, deren Kohlenwasserstoffteil eine oder mehrere Mehrfachbindungen enthält oder cy clisiert ist, wie z. B. Vinyl, Propenyl, Butenyl, Cyclopropyl, Cyclobutyl und Cyclopentyl; ferner dass die Sulfhydrylgruppen mit niedrigen Alkansäuren, wie z. B.
Essigsäure, Propionsäure oder Buttersäure, zu den entsprechenden Thioester substi'uiert sein können; schliesslich dass ein oder zwei Wasserstoffatome der Aminogruppe durch niedrige Alkylgruppen ersetzt sein können oder dass die Aminogruppe Teil eines heterocyclischen Ringes sein kann, wodurch sich die entsprechenden sekundären oder tertiären Aminogruppen ergeben, wie z. B. Methylamino, Dimethylamino, Sithylamino, Propylarnino bzw. Morpholino, Pyrrolidino oder Piperidino.
Die Art des verwendeten Trägerstoffes ist kein wesentlicher Teil der Erfindung. Zahlreiche Modifikationen der Trägerstoffe drängen sich dem Fachmann auf, und alle solche Modifikationen gehören zur Erfindung.