Streichkunstleder sowie Verfahren zu dessen Herstellung Die Erfindung betrifft ein Streichkunstleder in der Form eines Schaumpolyurethanfolie sowie ein Verfahren zu deren Herstellung.
Die Herstellung von Polyurethanfolien ist seit lan gem bekannt. Da die Reissfestigkeit einer solchen Folie nur gering ist, wurde auch schon vorgeschlagen, zu nächst das Polyurethan in einem Lösungsmittel aufzulö sen und mit dieser Lösung dann ein Gewebe, Gewirke oder Faservlies zu imprägnieren. Man erhält auf diese Weise eine faserverstärkte Polyurethanfolie, deren Reiss festigkeit erheblich höher ist, als die Reissfestigkeit einer reinen Polyurethanfolie.
Für viele Zwecke wird nun Polyurethan in Schaum form bevorzugt. Zur Herstellung derartiger Schaum stoffkörper bzw. -Folien vermischt man ein Diisocyanat und ein Diol, z. B. Desmophen und Desmodur (Waren zeichen der Fa. Bayer, Leverkusen). Sofern die resultier ende Paste nur Spuren von Wasser enthält, setzt eine Reaktion der Ausgangskomponenten unter Bildung von schaumförmigen Polyurethanen ein.
Es ist jedoch nicht möglich, mit einer derartigen schäumenden Paste ein Faservlies zu imprägnieren, um auf diese Weise einen faserverstärkten Schaum herzustel len. Giesst man die Paste auf ein Faservlies auf, so dringt dieselbe nicht in das Faservlies ein. Der Verbund zwischen dem Schaum und dem Barunterliegenden Vlies ist daher so gering, dass .beide Schichten leicht voneinan der .getrennt werden können.
Die Erfindung betrifft nunmehr ein Streichkunstle der, bestehend aus einem Faserflächengebilde und einer damit fest verbundenen geschäumten Polyurethan- schicht, welche bis zu 1/10-1/ 3 der Dicke des Faserflächengebildes in letzteres eingedrungen ist, und einer Deckschicht Das Verfahren zur Herstellung eines derartigen Streichkunstleders ist dadurch gekennzeichnet,
dass man auf einer inerten Fläche eine Paste aus Diisocyanaten und Poly-Diolen unter Verwendung von niederviskosen one-shot-Mischungen aufgiesst, den Beginn der Reaktion abwartet und anschliessend ein Faserflächengebüde auf legt. Im einzelnen wird die Herstellungsweise wie folgt beschrieben: Man vermischt hierzu zunächst in üblicher Weise die Ausgangskomponenten für das Polyurethan, z.
B. Des- mophen und Desmodur. Die resultierende Paste streicht man nun auf einer gut trennenden Unterlage z. B. Silikon oder Teflon aus. Nach 5 bis 10 Sekunden legt man auf die bereits in der Expansion befindliche Paste ein Gewebe, Gewirke oder auch einen genadelten Vlies- Stoff auf (auch Spaltleder sind als Substrat hervorragend geeignet).
Dieses Faserflächengebilde beschwert man dann mit einer beliebigen Platte. Nach etwa einer Minute entfernt man die Deckplatte und zeiht das nunmehr mit der Polyurethanschicht fest verbundene Gewebe, Gewirke, o. dgl. von der Silikonunterlage ab.
Der Schaum ist während des Expandierens etwas zu einem Drittel in das Faserflächengebilde eingedrun gen, wodurch ein fester Verbund erzeugt wird.
Von besonderer Bedeutung ist nun, dass gleichzeitig die oberste Schicht des Schaumes kompakt ist. Mit anderen Worten: Das entstehende Gebilde weist eine abriebsfeste Oberfläche auf. Man kann die Silikon- oder Teflonplatte auch mit einem Ledernarbenähnlichen Mu ster versehen. In diesem Fall wird das eingravierte Muster auf der obersten kompakten Haut übertragen und vermittelt so den Eindruck eines echten Leders.
Diese Narben sind auch bei höherer Temperatur beständig. Die erfindungsgemässen Produkte sind daher den bekannten genarbten PVC-Kunstledern überlegen, da dort die Narben bei einer Temperatur von 70 C zerfliessen.
Bei dem bekannten geschäumten PVC-Kunstleder muss ferner auf die PVC-Schicht in einem getrennten Arbeitsgang eine kompakte, dünne - nicht geschäumte - Deckschicht aufkalandriert werden. Bei dem erfin dungsgemässen Verfahren hingegen bildet sich diese Deckschicht automatisch während des Schäumens und des Verbindens mit der Faserschicht aus.
Es empfiehtl sich, eine Unterlage aus kalt vulkani siertem Silikongummi zu verwenden. In diesem Fall löst sich auch die Polyurethanschicht unter gleichzeitiger Ausbildung einer kompakten Deckschicht besonders leicht.
Es empfiehtl sich weiterhin, die Oberfläche der Silikonunterlage mit einer Zinnseife einzureiben. In diesem Fall erhält man besonders dicke Deckschich ten.
Bei der Durchführung des Verfahrens ist folgendes zu berücksichtigen: Nach dem Zusammenrühren der Ausgangsstoffe für den Polyurethanschaum, also nach dem Mischen von Desmophen mit Desmodur, beginnt sofort die Entwicklung eines Schaumes, dessen Viskosi tät während des Aufschäumens laufend zunimmt. Für die Güte des Endproduktes ist nun entscheidend, in welchem Zeitpunkt das Faserflächengebilde auf den sich expandierenden Schaum aufgelegt wird.
Legt man zu früh auf, so durchdringt die noch niederviskose Paste das Faserflächengebilde noch vor der eigentlichen Schaumentwicklung total. Dabei fällt jedoch ein hartes Produkt mit geringer Reissfestigkeit an.
Ausserdem zerstört bei Verwendung von Vliesen der niederviskose Schaum bzw. die niederviskose Paste deren hochporöse flauschige Struktur. Man sagt: Die Vliese klatschen zusammen, wie ein trockener voluminö ser Wattebausch nach dem Eintauchen in Wasser. Eine Vliesbahn einer Dicke von z. B. 10 cm weist - bei falscher Schaumeinstellung -nur noch eine Dicke von 1 cm auf. Beim anmeldungsgemässen Verfahren lässt man den Schaum soweit vorhärten, dass nur eine Volumen-Minderung von etwa 10 bis 20 % eintritt. Legt man zu spät auf, so z.
B. in einem Augenblick, in dem die Schaumentwicklung bereits abgeschlossen ist oder kurz vor dem Abschluss steht, so dringt der Schaum nur minimal in das Fasersubstrat ein. Es besteht dann die Gefahr der Delaminierung beider Schichten. Ein derarti ges Produkt würde sich bei der Beanspruchung, also beim Knicken, Falten usw. auch wieder in eine Faser schicht und eine Polyurethandeckschicht spalten.
Da es heute sehr verschiedene Desmophen-/Desmo- dur-Typen gibt, lässt sich heute nicht ohne weiteres angeben, innerhalb welchen Zeitraumes nach der Her stellung der Paste das Faserflächengebilde aufgelegt werden muss. Dieser Zeitpunkt ist jedoch unschwer empirisch zu ermitteln Er liegt im allgemeinen zwischen 5 und 20 Sekunden nach dem Herstellen der Phaste.
Wie bereits erwähnt, erhält man dann die besten Produkte, wenn nach Beendigung des Schäumens der Schaum etwa bis zu einem Drittel der Sträke des Faservlieses in dieses eingedrungen ist.
Bei der Herstellung der erfindungsgemässen Streich kunstleder muss man unbedingt nach dem Umkehr- Verfahren arbeiten. Mit anderen Worten: Es ist nicht möglich, die Desmophen/DesmodurPaste auf das Fa- serflächengebilde aufzurakeln. Es ist vielmehr unbedingt erforderlich,
die niederviskose Paste erst auf einer inerten Unterlage auszugiessen und dann das Faserflä- chengebilde nach einer gewissen Zeit aufzulegen. Wen man nämlich die Desmophen/Desmodur-Paste aufrakeln will, so durchdringt diese, da sie noch sehr niedrig-viskos ist, das gesamte Faserflächengabilde. Verfährt man hingegen nach dem Umkehr-Verfah- ren,
so nimmt die Viskosität der auf der inerten Platte ausgegossenen Desmophen/Desmodur-Paste zunächst sehr schnell zu. Wenn man dann nach 5 bis 10 Sekunden das Faserflächengebilde auflegt, so ist nicht mehr ein völliges Durchdringen desselben mit Schaum zu befürch ten.
Man könnte an sich daran denken, die Paste ebenfalls erst etwas altern zu lassen, bevor man sie direkt auf das Faserflächengebildet aufrakelt. Diese Möglich keit verbietet sich jedoch deswegen, weil die gealterte Paste bereits eine zu hohe Viskosität für eine gleichmäs- sige Verteilung angenommen hat. Sie kann dann nicht mehr in üblicher Weise verrakelt werden.
Die beiliegende Zeichnung gibt den Aufbau der erfindungsgemässen Streichkunstleder wieder.
Dabei bedeutet (1) das Faserflächengebilde, das zu etwa 1/3 mit Polyurethanschaum (2) durchdrungen ist, welcher seinerseits eine kompakte Deckschicht (3) auf weist.
Das nachfolgende Beispiel schildert eine Ausfüh rungsform der Erfindung. <I>Beispiel</I> Auf eine Silikonplatte giesst man eine Paste, die durch Zusammenrühren folgender Komponenten herge stellt wurde: 90 Teile Desmophen (Fa. Bayer, Leverkusen) 10 Teile Vernetzer B (Fa.
Bayer, Leverkusen) 1 Teile eines äquimolaren Gemisches aus Wasser und tertiären Amin (Beschleuniger) 40 Teile Diphenylmethandiisocyanat. Diese Paste streicht man mit einem Rakel auf die 40 Silikonplatte. Nach kurzer Zeit (etwa 10 Sekunden) legt man ein genadeltes Vlies auf. Dies beschwert man mit einer Platte Diese hat die Funktion, das Vlies leicht an die Mischung bzw. den Schaum anzudrücken und Un ebenheiten auszugleichen bzw. zu verhindern.
Nach etwa 4s 5 Minuten entfernt man die Platte und zieht das nunmehr mit einer genarbten Deckschicht versehene Flächengebilde von der Silikonunterlage ab.