Transport- und Wendevorrichtung für Stückgüter, insbesondere für Bücher
Die Erfindung betrifft eine Transport- und Wendevorrichtung, die insbesondere für die Buchbindereiindu srn.e geeignet, jedoch auch überall dort anwendbar sein kann, wo es sich darum handelt, zu transportierende Stückgüter während des Transportes in eine andere Lage zu bringen, zum Beispiel in der Verpackungsindustrie.
Wenn es lediglich darum geht, zu transportierende Güter während des Transportes aufzurichten, schrägzustellen oder in einer Ebene um ihre Achse zu drehen, so genügen im allgemeinen für diese Vorgänge Leitbleche, gekrümmte Transportstrassen oder Kippvorrichtungen, die die Transportgüter in die gewünschte Lage befördern.
Die Lösung dieses Problems ist um so einfacher, je langsamer der Transport und die mit ihm verbundene Lageänderung vor sich gehen, bzw. je kleiner die Stückzahl der zu transportierenden Güter pro Minute ist.
In manchen Fällen und insbesondere in der Buchbindereiindustrie ist es jedoch erforderlich, die Transportgüter vollkommen zu wenden, das heisst so zu kehren, dass ihre ursprüngliche Unterseite nach oben zu liegen kommt und diese Wendung bei hoher Transportgeschwindigkeit durchzuführen. In der Buchbindereiindustrie ergibt sich diese Notwendigkeit zum Beispiel dann, wenn während des Druckes und des Klebebindens zwei Buchblöcke mit ihren Einbänden derart einstückig hergestellt werden, dass sie an ihren Kopfenden verbunden sind, so dass die Oberseite des einen Buches nach oben und die Oberseite des anderen Buches nach unten weist.
Um die Buchpaare nach ihrem Aufteilen in zwei Einzelbücher zweckmässig weitertransportieren und gegebenenfalls weiterbearbeiten zu können, ist es notwendig, eines der beiden Bücher so zu wenden, dass nach der Wendung beide Bücher in gleicher Richtung liegen, das heisst, dass beide Buchoberseiten bei gleichgerichtetem Druck nach oben oder nach unten weisen und die beiden Buchrücken fluchten oder parallel zueinander verlaufen. Da die Klebebindmaschinen und die Buchtrennapparate, denen die Wendevorrichtung nachgeordnet ist, mit sehr hohen Tourenzahlen laufen, - der Ausstoss kann beispielsweise 10 000 Bücher pro Stunde betragen - muss das Wenden des einen der Bücher jedes Buchpaares mit grosser Schnelligkeit und Sicherheit vorgenommen werden können.
Zu diesem Zweck wurden bereits viele verschiedene Wendevorrichtungen vorgeschlagen. Die einen arbeiten mit Leitblechen, die das zu wendende Buch zunächst hochkant aufrichten und dann nach der Gegenseite fallen lassen. Andere Vorrichtungen benützen Transportbänder, die dem Buch eine ähnliche Bewegung vermitteln. In beiden Fällen jedoch liegt das Buch auf seiner Unterlage nur auf, wird also während des Wendens nicht gehalten, so dass es, insbesondere wenn es sich um schmale Bücher oder Bücher mit dünnem Buchblock handelt, bei den hohen Transportgeschwindigkeiten immer wieder vorkommt, dass die Bücher entweder über Eck fallen oder einknicken. Dadurch komen sie in eine falsche Lage, also nicht in die Lage, in der sie nach dem Wenden sein solten, und stören den Weitertransport bzw. die Weiterbearbeitung, was zu Stillständen und Ausschuss führt.
Auch Versuche, das Wenden der Bücher mitels Wendeklappen oder -platten zu bewerkstelligen, sind entweder an den grossen einzuhaltenden Geschwindigkeiten gescheitert oder haben zu keinen befriedigenden Ergebnissen geführt.
Die vorliegende Erfindung setzt sich zum Ziel, eine Transport-und Wendevorrichtung für Stückgüter, insbesondere für Bücher zu schaffen, welche es ermöglicht, das Wenden der Güter auch bei hohen Geschwindigkeiten sicher und ohne Beschädigung der Güter durchzuführen und deren Konstruktion so einfach ist, dass sowohl die Herstellungskosten als auch die Betriebskosten niedrig sind und eine Störanfälligkeit vermieden wird. Die Transport- und Wendevorrichtung nach der Erfindung ist dadurch gekenzeichnet, dass sie zwei verschränkte Transportbänder aufweist die im wesentlichen mit gleicher Geschwindigkeit laufen und so neben- und übereinander geführt sind, dass sie zwischen sich einen Transport- und Wendespalt bilden, in welchem die Güter transportiert und gewendet werden.
An der Schränkstelle liegen die Transportbänder zweckmässig dicht und mit einem gewissen Druck aneinander, so dass sie die Güter im Wendespalt von beiden Seiten festhalten. Die Aussenseiten der Transportbänder sind dabei vorteilhaft aus einem an den Gütern anhaftenden Werkstoff, zum Beispiel Kautschuk, gebildet, der einerseits ein verlässliches Mitnehmen der Güter sichert und anderseits ein Herausgleiten derselben aus dem Transport- und Wendespalt verhütet. Die Verschränkung der Transportbänder kann so bemessen sein, dass die Güter um 1800 gewendet werden. Es ist aber auch möglich, eine grössere oder kleinere Wendung zu bewirken.
Weitere Einzelheiten gehen aus den Zeichnungen hervor, in denen ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes in seiner Anwendung für die Buchbindereiindustrie dargestellt ist.
In diesen Zeichnungen zeigen die
Fig. 1 und 2 die einem Buchtrennapparat nachgeordnete Transport- und Wendevorrichtung im Aufriss und im Grundriss, wobei im Aufriss der vordere Teil der Vorrichtung weggebrochen ist.
Die Fig. 3 und 4 stellen in vergrössertem Massstab im Aufriss und in einer stirnseitigen Ansicht die Transportund Wendevorrichtung ohne Verschalung dar.
In den Figuren 1 und 2 ist 1 der Buchtrennapparat, auf welchem man links in der Darstellung die zu trennenden Buchpaare 2 erkennt, bevor sie durch die Buchtrennsäge 3 auseinandergeschnitten wurden und als zwei einzelne Bücher 4, 4' den Buchtrennapparat verlassen. Von diesem werden sie durch die Förderbänder 5 der Transport- und Wendevorrichtung 6 zugeführt. Diese besteht im wesentlichen aus einem Gestell 7, welches mit Rädern 8 versehen ist, die auf quer zur Transportrichtung verlaufenden Schienen 9 rollen. Auf dem Gestell 7 sind vier vorzugsweise leicht bombierte Rollen 10, 10' und 11, 11' angeordnet, die drehbar an zwei gekreuzten Tragarmen 12 und 13 befestigt sind und über welche die beiden verschränkten Transportbänder 14 und 15 laufen.
Neben den beiden verschränkten Transportbändern 14 und 15 ist noch ein gewöhnliches Transportband 16 angeordnet.
Der Antrieb und die Einstellmöglichkeiten der Transport- und Wendevorrichtung 6 bzw. der Transportbänder 14, 15 und 16 werden nachstehend anhand der Figuren 3 und 4 beschrieben. Am unteren Teil des Gestells 7 ist ein Elektromotor 17 angeordnet, dessen über die ganze Gestellbreite verlängerte Welle 18 an jedem Ende ein Kettenrad 19 bzw. 20 trägt. Das Kettenrad 19, das etwas grösser ist als das Kettenrad 20, treibt mittels der Kette 21 und des Kettenrades 22 über zwei Zahnräder 23 eine Walze 24 an, über welche das gerade Transportband 16 geführt ist, das an seinem anderen Ende über die Walze 25 läuft. Das Kettenrad 20 wird von der Kette 26 umfasst, die zum Kettenrad 28 verläuft und von diesem über ein weiteres Kettenrad 29 wieder zum Kettenrad 20 zurückkehrt. Beide Ketten 21 und 26 werden durch Kettenräder 27 geführt und gespannt.
Das Kettenrad 28 ist mit der Rolle 10 und das Kettenrad 29 mit der Rolle 11 fest verbunden. Da die Kette 26 in das Kettenrad 28 mit ihrer einen Seite und in das Kettenrad 29 mit ihrer anderen Seite eingreift, drehen sich die beiden Rollen 10 und 11 in entgegengesetztem Sinn und vermitteln so den einander zugekehrten Trums der Transportbänder 14, 15 die gleiche Bewegungsrichtung. An ihren anderen Enden sind diese Transportbänder verschränkt über die Rollen 10' und 11' gelegt. Die Rollen 10 und 10' sitzen auf dem Tragarm 12 und die Rollen 11, 11' auf dem gebrochenen Tragarm 13, wobei der Tragarm 12 den Tragarm 13 durchgreift.
Die Achsen mindestens einer Rolle jedes Rollenpaare 10, 10' und 11, 11', im gezeigten Beispiel die Achsen 10 und 11', können verschoben und durch die Klemmhebel 30, 31 festgestellt werden, um ein Spannen der Transportbänder 14, 15 zu bewirken.
Neben dieser oben beschriebenen Antriebseinrichtung und der an sich bekannten Spannmöglichkeit der drei Transportbänder 14, 15 und 16 besitzt die gezeigte Transport- und Wendevorrichtung einige zusätzliche Einstellmöglichkeiten von Bedeutung. Zunächst ist es möglich, die Abstände der Rollen 10 und 11 einerseits und der Rollen 10' und 11' andererseits mittels der Handräder 32 und 33 zu verstellen. Das Handrad 32 greift über eine Einstellspindel am Tragarm 12 und das Handrad 33 am Tragarm 13 an. Durch Verdrehen der beiden Handräder 32, 33 können die Rollen 10 und 11' gesenkt und gehoben bzw. den Rollen 11 und 10' genähert oder von diesen entfernt werden. Auf diese Weise kann der Abstand jedes Rollenpaares der Dicke des jeweils zu transportierenden und zu wendenden Transportgutes angepasst werden.
Eine weitere Einstellmöglichkeit besteht darin, dass mindestens zwei der vier Rollen 10, 10' bzw. 11, 11' axial verschiebbar sind. Dadurch kann der Druck, den die verschränkten Transportbänder 14 und 15 an der Schränkstelle aufeinander ausüben, verstärkt oder vermindert und somit ebenfalls der Dicke, aber auch dem Gewicht und der Festigkeit der Transportgüter angepasst werden.
Im dargestellten Beispiel, in welchem die Transportund Wendevorrichtung zum Weiterbefördern und Wenden von Büchern verwendet wird, ist die Anbringung eines geradlinig verlaufenden Transportbandes 16 neben den verschränkten Transportbändern 14, 15 eine Notwendigkeit. Diese ergibt sich aus der Art der zu transportierenden Bücher. Wenn ein Buchpaar 2 in zwei Einzelbücher 4, 4' zerschnitten wurde (siehe Figur 2), so muss das Buch 4 ohne jede Lageänderung weitertransportiert werden, wie dies vom Transportband 16 bewirkt wird.
Das Buch 4' jedoch, das Kopf an Kopf mit dem Buch 4 liegt, muss mit gleicher oder annähernd gleicher Geschwindigkeit sowohl befördert als auch gleichzeitig gewendet werden. Es gleitet also von den Transportbändern 5 des Buchtrennapparates zwischen die Rollen 10, 11 und die über diese verlaufenden Transportbänder 14, 15 bzw. in den von diesen gebildeten Transport- und Wendespalt. Die Transportbänder 14, 15 erfassen das Buch 4', wenden es an der Schränkstelle um und stossen es zwischen den Rollen 10' und 11' am anderen Ende der Transport- und Wendevorrichtung, an welchem es gleichzeitig mit dem Buch 4 ankommt, wieder aus. Beide Bücher 4 und 4' haben nun die gleiche Lage und können, beispielsweise auf querlaufenden Transportbändern 34, 35, in der einen oder anderen Richtung abtransportiert werden.
Es kann aber auch vorkommen. dass auf dem Buchtrennapparat Buchpaare auseinandergeschnitten werden, die nicht gekehrt werden müssen. In diesem Fall genügt es, die Transport- und Wendevorrichtung auf den Schienen 9 seitlich so weit zu verschieben, bis das Transportband 16 in seiner ganzen Breite den Transportbändern 5 gegenüberliegt. Die ausgestossenen Bücher 4, 4' werden dann beide vom Transportband 16 übernommen und in der Lage weiter befördert, in der sie aus dem Buchtrennapparat ausgestossen wurden.
Schliesslich kann es auch wünschbar sein, dass nicht das Buch 4', sondern das Buch 4 gewendet werden soll; dies zum Beispiel dann, wenn die besseren Trenn- bzw.
Anschlagflächen der Bücher im Hinblick auf die weitere Verarbeitung statt nach der einen nach der anderen Seite weisen sollen. Für diesen Fall ist vorgesehen, die ganze Transport- und Wendevorrichtung 6 um 1800 drehen zu können, so dass das Transportband 16 dem Buch 4' und die Transportbänder 14, 15 dem Buch 4 gegenüberliegen.
Bei entsprechender Umkehrung der Drehrichtung bzw.
Transportrichtung funktioniert die Transport- und Wen devorrichtung dann in der um 1800 gedrehten Stellung genauso wie vorher.
Die neue Transport- und Wendevorrichtung, deren einfache und zweckmässige Konstruktion aus dem vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiel hervorgeht, ist imstande, Transportgüter auch bei hohen Transportgeschwindigkeiten einwandfrei und sicher zu transportieren und zu wenden, was dadurch gewährleistet wird, dass die Transportgüter während des Wendens zwischen den verschränkten Transportbändern liegen, also von zwei Seiten gehalten werden. Durch die Kombination mit einem gerade laufenden Transportband ist die Möglichkeit gegeben, einen Teil der Transportgüter in seiner Lage zu verändern, einen anderen jedoch in seiner Lage zu belassen. Durch die seitliche Verschiebbarkeit der Vorrichtung kann sie auch als reine Transportvorrichtung ohne Wendeeffekt verwendet werden.
Die Möglichkeit, die ganze Vorrichtung um 1800 zu drehen, erlaubt überdies, wahlweise die einen oder die anderen Transportgüter zu wenden.