Verfahren zur Oberflächenvergütung von Metallgegenständen und nach dem Verfahren hergestellter Metallgegenstand Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Oberflächenvergütung von Metallge genständen und auf einen nach dem Verfahren her gestellten Metallgegenstand. Insbesondere ist das Verfahren anwendbar für die Oberflächenvergütung von Gegenständen aus Eisen oder Eisenlegierungen.
Unter den bekannten Verfahren zur Oberflächen vergütung von Gegenständen aus Metallen und Me tallegierungen, insbesondere solchen aus Eisen und Eisenlegierungen, sind auch sogenannte Diffusions- behandlungen bekanntgeworden, bei welchen ein Fremdstoff in die Oberfläche der betreffenden Me tallgegenstände eindiffundiert wird. Beispielsweise. ist die Anreicherung der Oberfläche von Gegen ständen aus Metall bzw.
Metallegierungen mittels eindiffundiertem Stickstoff bereits für viele Zwecke angewendet worden, sei es unter Verwendung eines Ionenbombardement in einer elektrischen Gas- und Glimmentladung, besonders für Eisen- und Bunt metall-Gegenstände, sei es durch die sogenannte ther mische Gasnitrierung bei Teilen aus Eisen und Eisen legierungen. Durch die Anreicherung der Metall oberfläche mittels eindiffundiertem Stickstoff wird bekanntlich bei Gegenständen aus Eisen und Eisen legierungen eine bedeutende Steigerung der Ober flächenhärte erzielt, wobei die Eindringtiefe des Stick stoffs meist 0,5 mm nicht überschreitet.
Ausser der sogenannten Diffusionsbehandlung von Metalloberflächen ist aber auch die thermische Här tung der Oberfläche und einer relativ dünnen, meist wenige Millimeter nicht überschreitenden Oberflä chenzone bekanntgeworden, bei welchem Verfahren die meist auf Raumtemperatur befindlichen Metall gegenstände kurzzeitig auf relativ hohe Temperaturen in der Grössenordnung von 800-1000 C erhitzt wer den, vorzugsweise durch Induktionserhitzung, durch Flammenerhitzung oder auf andere geeignete Weise.
Wird diese Erhitzung sehr intensiv und nur kurz zeitig durchgeführt bzw. sofort anschliessend eine rasche Abkühlung bewirkt, so lässt sich, beispiels weise bei einer grossen Zahl von Eisenlegierungen, eine gegenüber dem Kernmaterial wesentlich härtere Oberflächenzone schaffen.
Bei der Untersuchung dieser beiden obengenann ten, für sich alleine bekannten Verfahren der Ober flächenvergütung hat sich nun gezeigt, dass ein we sentlicher Fortschritt dann erzielbar ist, wenn die beiden Verfahren miteinander kombiniert werden.
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Oberflächenvergütung von Metallgegenständen und ist dadurch gekennzeichnet, dass die Metall gegenstände sowohl einer Diffusionsbehandlung, bei der ein Fremdstoff in die Oberflächen der Metall gegenstände eindiffundiert wird, als auch einer ther mischen Oberflächenhärtung unterzogen werden.
Ferner betrifft die Erfindung einen Metallgegen stand, hergestellt nach diesem Verfahren und ver sehen mit einer gehärteten Oberfläche, gekennzeich net durch eine mit Fremdstoffen angereicherte Dif fusionszone und eine tiefer reichende und gegen über dem Kernmaterial vorwiegend thermisch ge härtete zweite Zone.
Das obengenannte Verfahren ist besonders für Waffenrohre aus Eisen und eisenhaltigen Legierungen mit einer durch Nitrierung gehärteten Oberflächen schicht vorteilhaft anwendbar, wobei mindestens Tei le der Innenwandung der Waffenrohre nitriert und innerhalb einer vorbestimmten Tiefe thermisch ge härtet werden.
Die vorliegende Erfindung ist nachstehend in einigen Ausführungsbeispielen näher erläutert. Bei der Herstellung von Metallkörpern aus Eisen und Eisenlegierungen mit einer durch Nitrierung gehärteten Oberflächenschicht reicht diese durch ein diffundierten Stickstoff erzeugte gehärtete Zone meist nur einige Zehntelsmillimeter, kaum mehr als 0,5 mm tief, in den Gegenstand hinein. An die derart gehärtete Oberflächenzone schliesst sich dann das weniger harte, ungeänderte Kernmaterial an.
Be sonders bei der sogenannten thermischen Gasnitrie- rung kann häufig ein relativ scharfer übergang zwischen der harten Oberflächenschicht und dem Kernmaterial beobachtet werden, auf welche Er scheinung meist die grosse Sprödigkeit solcher ther misch erzeugten Nitrierschichten zurückgeführt wird.
Bei der beispielsweise in den Patentschriften Nrn. 355 233 und 373 484 näher beschriebenen elektri schen Nitrierung durch ein Ionenbombardement in einer stickstoffhaltigen Gasatmosphäre mittels elek trischer Gas- und Glimmentladungen kann zwar ein sehr allmählicher Übergang von der durch eindif- fundierten Stickstoff gehärteten äusseren Randzone zum unveränderten Kernmaterial geschaffen werden und eine praktisch splitterfeste, duktile gehärtete Oberfläche erzeugt werden, jedoch ruht die harte und zähe Oberfläche nach wie vor auf dem weniger harten,
weil ungeänderten Kernmaterial. Bei be stimmten Beanspruchungen ist deshalb ein soge nanntes Einbrechen der mechanisch stark belaste ten harten Oberfläche in das weichere Kernmaterial zu beobachten.
Die Erscheinung des sogenannten Einbrechens könnte natürlich dadurch weitgehend beseitigt wer den, indem eine Stickstoffanreicherung bis in eine Tiefe von etwa 2 mm vorgenommen wird, was besonders bei der elektrischen Glimmnitrierung durchaus möglich ist. Diese Massnahme würde aber eine sehr lange Behandlungszeit von beispielsweise 60 bis 100 Stunden für jeden zu härtenden Gegen stand notwendig machen, weshalb in der Praxis eine grössere Nitriertiefe als etwa 0,4 bis 0,6 mm kaum angewendet wird.
Die gleiche Verbesserung lässt sich jedoch sehr viel einfacher und mit nur geringem Zeitaufwand gemäss dem vorliegenden Verfahren erzielen. Hierbei wird z. B. ausser der Nitrierung mittels eindiffun diertem Stickstoff auch eine thermische Härtung einer Oberflächenzone vorbestimmter Tiefe verwen det, beispielsweise durch eine Induktionshärtung mit anschliessender rascher Abkühlung. Mittels einer sol chen Induktionshärtung, einer Flammenhärtung oder mittels anderer bekannter Verfahren lässt sich eine thermische Härtung einer Oberflächenzone von bei spielsweise 2 mm Tiefe unschwer verwirklichen.
Hier zu ist meist nur eine Erhitzung während weniger Minuten auf über 650 C, vorzugsweise auf 800 bis 1000 C, ausreichend, wenn die Erhitzung ge nügend intensiv durchgeführt wird oder eine an schliessende rasche Abkühlung erfolgt. Wie bekannt, muss hierbei vermieden werden, dass das Kernmaterial selbst auf höhere Temperaturen als einige 100 C kommt.
Durch die Kombination der beiden Ver fahren, nämlich der thermischen Härtung einer Ober flächenzone und der Nitrierhärtung der Oberfläche, lassen sich Metallgegenstände herstellen, bei wel chen die harte Nitrierzone an eine thermisch ge härtete Materialzone anschliesst und diese dann in das nicht gehärtete Kernmaterial übergeht. Zweck mässigerweise wird die Eindringtiefe der thermischen Härtung grösser als die Eindringtiefe des eindiffun dierten Stickstoffes gemacht.
Das vorliegende Verfahren kann beispielsweise derart durchgeführt werden, dass zuerst die betreffen de Metalloberfläche mittels eindiffundiertem Stick stoff mit einer gehärteten Nitrierschicht versehen wird, wobei sowohl die übliche thermische Gas- nitrierung als auch die elektrische Nitrierung durch ein Ionenbombardement in einer stickstoffhaltigen Gasatmosphäre anwendbar ist.
Nach erfolgter Be endigung der Nitrierung, die je nach der gewünschten Tiefe der Nitrierzone zwischen 10 und 60 Stunden betragen kann, wird das betreffende Werkstück lang sam abgekühlt, bis es Raumtemperatur angenommen hat. Anschliessend erfolgt eine thermische Härtung einer Oberflächenschicht von beispielsweise 2 bis 3 mm Tiefe, indem die Oberfläche während einiger Minuten durch Induktionsheizung auf etwa 900 C erhitzt wird.
Handelt es sich um ein Werkstück mit grosser Masse, so ist, bei genügend intensiver und kurzzeitiger Erhitzung, eine anschliessende be sondere Abkühlung nicht erforderlich, da die grosse Wärmeleitung innerhalb des Metallkörpers dafür sorgt, däss in einer Tiefe von über 2 bis 3 mm das Kernmaterial höchstens einige 100 warm wird und 400 bis 500 C nicht überschreitet. Ist dagegen ein Gegenstand mit relativ geringer Masse auf die angegebene Weise thermisch zu härten, so empfiehlt es sich, nach einigen Minuten Erhitzung der Ober fläche, den Gegenstand in einem Wasser-. oder Öl bad rasch abzukühlen.
Ein auf diese Weise her gestellter Metallkörper zeichnet sich dadurch aus, dass er von der Oberfläche aus in vorbestimmte Tiefe mit Fremdstoffen, hier also mit Stickstoff, angereichert ist, an welche Diffusionszone sich eine tiefer reichende thermisch gehärtete zweite Zone anschliesst, die in das unveränderte Kernmaterial übergeht. Wird für das Eindiffundieren des Stick stoffs eine Temperatur unterhalb von 650 C, vor zugsweise von 450-580 C, angewendet und für die thermische Härtung die Erhitzung auf über 650 C, vorzugsweise auf 800 bis 1000 C, vorgenommen, so ergibt sich eine Oberflächenvergütung des be treffenden Eisen- bzw.
Stahlkörpers, bei der auch eine punktweise Belastung der harten Oberfläche mittels sehr hoher Drücke kein Einbrechen der harten Nitrierschicht mehr beobachtet werden kann. Das vorliegende Verfahren kann im Prinzip aber auch umgekehrt ausgeführt werden, indem die zu vergütende Eisen- bzw. Stahloberfläche zuerst auf eine vorbestimmte Tiefe thermisch gehärtet wird, an welchen Vorgang sich dann die Diffusionsbe- handlung in einer stickstoffhaltigen Atmosphäre, sei es durch thermische Gasnitrierung oder durch elek trische Glimmnitrierung, anschliesst.
In der Praxis hat sich jedoch die erstgenannte Reihenfolge der beiden Behandlungen besser bewährt als die letzt genannte Reihenfolge.
Es muss hier besonders betont werden, dass die beschriebene thermische Härtung einer relativ dün nen Oberflächenzone von nur einigen Millimetern Tiefe von dem sogenannten Anlasseng> unterschie den werden muss. Beim bekannten Anlassverfahren wird nicht nur die Oberflächenzone, sondern das gesamte Kernmaterial auf eine vorbestimmte Tem peratur gebracht und erfährt dadurch eine Um wandlung, meist eine grössere Festigkeit oder Härte. Beim vorliegenden Verfahren bleibt dagegen das Kernmaterial praktisch urgeändert, behält also seine mechanischen Eigenschaften, während lediglich eine dünne Oberflächenzone von einigen Millimetern Tiefe in ihrer Festigkeit geändert wird und als Träger schicht für die Nitrierzone dient.
Das vorliegende Verfahren wird mit besonderem Vorteil für die Ober flächenvergütung der Innenwandung von Geschütz rohren oder anderen Waffenrohren angewendet. Für derartige Waffenrohre hat sich bereits die elektrische Glimmnitrierung, beschrieben im Patent Nr. 308 295 besonders bewährt, da die sehr harte, aber zähe und duktile nitrierte Oberfläche eine bedeutende Verringerung des Verschleisses der Rohrinnenwan- dung beim Schiessvorgang ergibt. Für derart nitrierte Waffenläufe kann eine weitere Verbesserung durch Behandlung der Innenwandung gemäss dem oben beschriebenen Verfahren erzielt werden.
Vorzugs weise wird hierzu nach erfolgter Nitrierung der Innenwandung und Abkühlung des betreffenden Waf fenrohres eine kurzzeitige, aber intensive Erhitzung der Innenwandung erfolgt. Beispielsweise kann zu diesem Zweck eine Induktionsspule- mit vorbestimm ter Geschwindigkeit durch das Waffenrohr hindurch geführt und dabei mit Mittel- oder Hochfrequenz strom derart gespeist werden, dass an den jeweils der Spule benachbarten Stellen der Innenwandung die Oberfläche auf eine Temperatur erhitzt wird, die beim jeweils vorliegenden Werkstoff des Rohres eine thermische Härtung einer Oberflächenschicht von wenigen Millimeter .Tiefe bewirkt.
Bei genügend intensiver Erregung der Induktionsspule kann die Durchlaufgeschwindigkeit derselben durch das Waf fenrohr derart bemessen werden, dass tatsächlich nur eine Oberflächenzone an der Innenwandung ge härtet wird, während das anschliessende Kernmaterial unverändert bleibt. Falls erwünscht, kann auf diese Weise auch nur ein Teil des Waffenrohres an seiner Innenseite zusätzlich vergütet werden, beispielsweise der dem Patronenlager benachbarte, besonders hoch beanspruchte Teil des Waffenrohres.
Das vorliegende Verfahren ist oben für solche Ausführungsbeispiele beschrieben, bei welchen Ge genstände aus Eisen oder Eisenlegierungen, beispiels weise Waffenläufe durch eindiffundierten Stickstoff an der Oberfläche nitriert und ausserdem thermisch gehärtet werden.
Das Verfahren ist aber keineswegs hierauf beschränkt, sondern lässt sich auch für Ge genstände aus anderen Metallen und Metallegierun gen verwenden, beispielsweise für Buntmetalle. Ins besondere bei Verwendung einer elektrischen Gas- und Glimmentladung zum Eindiffundieren eines Fremdstoffes in eine Metalloberfläche in einer den betreffenden Fremdstoff enthaltenden Gasatmosphäre kann eine Oberflächenvergütung von Buntmetallen, wie Kupfer, Aluminium usw., erfolgen.