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Verfahren zum Abgleich von für Uhrwerke bestimmten Schwingsystemen Es sind Verfahren zum Abgleich von für Uhrwerke bestimmten Schwingsystemen bekannt, gemäss welchen das eine Unruh und eine Spiralfeder aufweisende Schwingsystem zuerst vorabgeglichen wird, bis es wenigstens näherungsweise mit Sollfrequenz schwingt. Dabei ist es ebenfalls bekannt, diesen Vorabgleich durch Masseänderungen und insbesondere durch Anbohren oder Anfräsen der Unruh an zentrumssymmetrischen Stellen vorzunehmen.
Sobald das Schwingsystem nahezu mit Sollfrequenz schwingt, kann die Beseitigung oder Komposition von Isochro- nismusfehlern vorgenommen werden. Diese Isochro- nismusfehler haben bekanntlich zur Folge, dass die Schwingfrequenz des Schwingsystems je nach der räumlichen Lage der Drehachse der Unruh sowie des äusseren Spiralfederendes variiert. Eine weitere Folge der Isochronismusfehler ist, dass die Schwingfrequenz des Schwingsystems auch von der Amplitude der Drehschwingung der Unruh abhängt.
Von besonderer Bedeutung ist der durch eine Unwucht des Schwingsystems hervorgerufene Isochronismusfehler, der bei lotrechter Drehachse der Unruh zwar verschwindet, aber bei horizontaler Drehachse der Unruh und je nach der Lage des äusseren Spiralfeder- endes ein relatives Maximum annimmt. Zur genaueren Erfassung dieses Isochronismusfeblers hat man das Schwingsystem als Ganzes betrachtet in eine grössere Anzahl verschiedener räumlicher Lagen gebracht und die sich jeweils -ergebenden Frequenzabweichungen bei konstanter Amplitude der Drehschwingung seiner Unruh gemessen. Aus diesen Messungen lässt sich dann sowohl die Grösse der Unwucht als auch der Ort ermitteln, an welchem die Unwucht an der Unruh wirksam wird.
Zur Beseitigung des Isochronismusfehlers des Schwingsystems kann darauf am gefundenen Ort der Unruh so viel Masse abgetragen werden, bis der Isochronismusfeh- ler verschwindet und demzufolge der optimale Iso- chronismus des Schwingsystems erreicht ist. An Stelle einer Masseabtragung am gefundenen Ort kann man auch eine Massevermehrung an der diametral gegen= überstehenden Stelle der Unruh anwenden.
In entsprechender Weise sind auch Masseverschiebungen an den genannten Stellen der Unruh möglich. Nachdem nun der optimale Isochronismus des Schwingsystems erreicht ist, kann dessen Schwingfrequenz durch weitere zentrumssymmetrische, an der Unruh vorgenommene Masseänderungen einem Feinab- gleich unterworfen werden, so dass das Schwingsystem innerhalb der vorgegebenen Fehlergrenzen mit Sollfrequenz schwingt.
Das oben erläuterte Verfahren zum Abgleich eines eine Unruh und eine Spiralfeder aufweisenden Schwingsystems ist offenbar vergleichsweise zeitraubend . und daher kostspielig. Der hauptsächlichste Nachteil besteht indessen darin, dass dieses Verfahren nicht immer durchführbar ist. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn zur Beseitigung des Iso- chronismusfehlers an einer Stelle der Unruh Masse- änderungen vorgenommen werden müssten, die schon vorher, etwa bei der Durchführung des erwähnten Vorabgleiches auf Sollfrequenz, bearbeitet worden ist und welche aus diesem Grund für eine weitere Bearbeitung nicht mehr verwendet werden darf.
Diese und andere Mängel der bisher üblichen Abgleichverfahren verhindern eine rationelle und insbesondere halbautomatische Fertigung von abgeglichenen Schwingsystemen.
Die vorliegende Erfindung befasst sich demge- mäss mit einem Verfahren zum Abgleich von für Uhrwerke bestimmten Schwingsystemen, welche eine Unruh und eine Spiralfeder aufweisen. Bezweckt wird
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die Schaffung eines Verfahrens, welches stets anwendbar ist und eine wirtschaftliche Fertigung von abgeglichenen Schwingsystemen gestattet.
Dies wird erfindungsgemäss dadurch erreicht, dass man das Schwingsystem in eine erste Messlage bringt, in welcher die Unruhwelle eine von der Vertikalen abweichende Richtung aufweist, dass man in dieser ersten Messlage die Unruh nacheinander Drehschwingungen mit voneinander verschiedenen Amplituden ausführen lässt und die zu diesen Amplituden gehörenden Schwingfrequenzen misst, dass man nach Massgabe dieser erstgenannten Messungen an der stillstehenden Unruh Masseänderungen vornimmt, welche wenigstens näherungsweise den optimalen Iso- chronismus des Schwingsystems in dieser ersten Messlage bewirken, dass man darauf das.
Schwingsystem in eine zweite Messlage bringt, in welcher es als Ganzes bezüglich der Drehachse seiner Unruh und gegenüber der erstgenannten Messlage um einen Winkel von wenigstens näherungsweise 90 Grad geschwenkt ist, wobei die Unruhwelle auch in dieser zweiten Messlage eine von der Vertikalen abweichende Richtung aufweist, dass man nunmehr in dieser zweiten Messlage die Unruh nacheinander Drehschwingungen mit voneinander verschiedenen Amplituden ausführen lässt und die zu diesen Amplitu- den gehörenden Schwingfrequenzen misst, und dass man nach Massgabe dieser zuletzt genannten- Messungen an der -stillstehenden Unruh Masseänderun- gen vornimmt,
welche wenigstens näherungsweise den optimalen Isochronismus des Schwingsystems in dieser zweiten Messlage bewirken.
Das erfindungsgemässe Verfahren wird nachfol- gend-an Hand der Zeichnung näher erläutert, in welcher Fig. 1 eine Ansicht des Schwingsystems zeigt, das bezüglich seiner Schwingfrequenz vorabgeglichen ist und zur Behebung seines Isochronismusfehlers in eine erste Messlage gebracht wurde ; Fig. 2 eine der Fig. 1 entsprechende Darstellung des .Schwingsystems wiedergibt, wobei zur Behebung des Isochronismusfehlers bezüglich der ersten Mess- lage eine Masseabtragung an- der Unruh vorgenommen worden, ist ;
Fig. 3 das in eine zweite Messlage gebrachte Schwingsystem wiedergibt ; Fig. 4 eine der Fig. 3 entsprechende Darstellung des Schwingsystems zeigt, wobei zur Behebung des Isochronismusfehlers bezüglich der zweiten Messlage eine weitere Masseabtragung an der Unruh vorgenommen worden ist;
Fig. 5 und 6 das gemäss der Fig. 4 von Isochro- nismusfehlern befreite Schwingsystem darstellen, wobei weitere und zentrumssymmetrische Masseabtra- gungen an der Unruh vorgenommen worden sind, um einen Feinabgleich der Schwingfrequenz zu erreichen, und in welcher Fig. 7 eine graphische Darstellung der verschiedenen zur Durchführung des Abgleiches vorgenommenen Messungen veranschaulicht, wobei in der Abszissenrichtung die Amplitude der Drehschwingungen der Unruh in Winkelgraden aufgetragen ist,
während die jeweilige Frequenz der Drehschwingung der Unruh in der Ordinatenrichtung aufgetragen ist. Die Zahlenangaben in der Ordinatenrichtung beziehen sich wie üblich auf Frequenzabweichungen von der Sollfrequenz, wobei diese Frequenzabweichungen in Sekunden pro 24 Stunden (s/24 h) angeschrieben sind. Das Pluszeichen in der Ordinatenrichtung gibt ein Vorgehen und das Minuszeichen ein Nachgehen des Schwingsystems gegenüber der Sollfrequenz an.
Die Unruhwelle 8 des in den Fig. 1 bis 6 schematisch angedeuteten Schwingsystems trägt wie üblich die aus dem Unruhreif mit Armen bestehende Unruh 9. Das innere Ende der Spiralfeder 10 des Schwingsystems ist ebenfalls wie üblich auf einer Spiralrolle befestigt, die ihrerseits auf der Unruhwelle 8 sitzt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist die Spiralrolle nicht näher dargestellt und es sind auch alle anderen Teile des Schwingsystems, welche die Drehschwingung der Unruhwelle 8 mitmachen und auf der letzteren befestigt sind, in den Fig. 1 bis 6 nicht veranschaulicht, da sie für das Verständnis der Erfindung ohne Belang sind.
Ferner ist angenommen, dass die Spiralfeder 10 ihre endgültige Länge bereits erhalten hat ; dabei kann das äussere Ende der Spiralfeder 10 schon im Spiralklötzchen 11 befestigt sein. Die beiden Enden der Unruhwelle 8 sind nun beispielsweise in einem Halter drehbar gelagert, während das" Spiralklötzchen 11, und damit das äussere Ende der Spiralfeder 10, im gleichen Halter unbeweglich derart befestigt ist, dass das Schwingsystem 8 bis 11 als Ganzes betrachtet, gegenüber diesem Halter Drehschwingungen ausführen kann. Dieser Halter, dessen Bauart im übrigen. nicht Gegenstand der Erfindung ist, wurde in der Zeichnung aus Gründen der übersichtlichkeit nicht näher wiedergegeben.
In den Fig. 1 bis 6 ist jedoch die jeweilige Lage dieses Halters und damit auch die entsprechende Lage des ganzen Schwingsystems 8 bis 11 durch die Lage des Spiralklötzchens 11 angedeutet.
Noch nicht vorabgeglichene Schwingsysteme weisen durchschnittlich noch einen Gangfehler gegen- über der Sollfrequenz von grössenordnungsmässig etwa 600 bis 1200 Sekunden pro Tag auf. Setzt man voraus, wie dies für eine reihenweise Fertigung von abgeglichenen Schwingsystemen vorteilhaft ist, dass der ganze Abgleich lediglich durch Materialabtragung an der Unruh 9 erfolgen soll, so muss das Rotations- trägheitsmoment der Unruh in jedem Fall zu gross sein, so dass das Schwingsystem vor der Durchführung irgendeines Abgleiches genügend nachgeht.
Durch den Vorabgleich soll nun die Schwingfrequenz des Schwingsystems so weit der Sollfrequenz genähert werden, dass das Schwingsystem 8 bis 11 nur noch
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etwa 20 bis 80 Sekunden pro Tag nachgeht. Zu diesem Zweck können am Reif der Unruh 9 an zwei diametral gegenüberstehenden Stellen Einfräsungen 12, 13 angebracht werden, wie dies die Fig. 1 bis 6 zeigen. Zur Durchführung dieses Vorabgleiches wird die Schwingfrequenz des Schwingsystems 8 bis 11 am besten bei lotrechter Stellung der Unruhwelle 8 und bei an sich beliebigen Schwingungsamplituden der Unruh 9 gemessen.
Ist der Vorabgleich durch passende Tiefe der Einfräsungen 12, 13 erreicht, so wird man bei lotrechter Unruhwelle 8 für verschiedene Schwingungsamplituden der Unruh 9 praktisch dieselbe Schwingfrequenz des Schwingsystems 8 bis 11 erhalten. In der Darstellung der Fig. 7 ergibt sich daher beispielsweise die gestrichelte Linie 1', welche im wesentlichen eine zur Abszisse parallele Gerade ist, die im dargestellten Fall die Ordinate bei ca. - 24,5 schneidet. Gemäss der Linie 1' geht somit das vorabgeglichene Schwingsystem 8 bis 11 noch 24,5 Sekunden pro Tag nach, sofern wie erwähnt die Unruhwelle 8 lotrecht steht.
Das ganze vorabgeglichene Schwingsystem 8 bis 11 wird nun zusammen mit seinem Halter in eine erste Messlage gebracht, in welcher die Unruhwelle 8 am besten horizontal verläuft. Ferner wird das Schwingsystem 8 bis 11 als Ganzes, und ebenfalls zusammen mit seinem Halter so weit um die horizontale Unruhwelle 8 geschwenkt, bis in der Ruhestellung der Unruh 9 eine durch die Achse der Unruh gelegte vertikale Ebene neben den Einfräsun- gen 12 und 13 in genügendem Abstand vorbeigeführt, d. h. die Einfräsungen 12 und 13 nicht trifft. Die sich solchermassen ergebende erste Messlage des Schwingsystems 8 bis 11 ist in der Fig. 1 wiedergegeben.
In dieser ersten Messlage betrachtet, wird nun das Schwingsystem 8 bis 11 in der Regel erhebliche Isochronismusfehler aufweisen. Dementsprechend misst man nun bei verschiedenen Schwingungsamplituden der Unruh 9 die zugehörigen Schwingfrequenzen. Beschränkt man sich hierbei auf Schwingungsamplituden, die kleiner als 240 Grad sind, so erhält man als Ergebnis dieser Messungen eine im Prinzip S-förmige Kurve 1 gemäss der Fig. 7, welche die gestrichelte Gerade 1' in jedem Fall bei einem Amplitudenwert von ca. 220 Grad schneidet..
Da nach der Kurve 1 die Schwingfrequenz mit zunehmender Schwingungsamplitude abnimmt, ist in der ersten Messlage und bei stillstehender Unruh 9 senkrecht unterhalb der Unruhwelle 8 eine Masseabtragung 14 vorzunehmen, wie dies in der Fig. 2 angegeben ist. Bei gegebenem Schwingsystem 8 bis 11 ist die Grösse der Masseabtragung 14 proportional der grössten Steilheit der Kurve 1, d. h. proportional derjenigen Steilheit, welche die Kurve 1 in ihrem Wendepunkt aufweist.
Anstelle der grössten Steilheit der Kurve 1 kann man als Mass für die Grösse der vorzunehmenden Masseabtragung 14 auch andere charakteristische Daten der Kurve 1 wie zum Beispiel die Ordinatendifferenz zwischen der Kurve 1 und der Geraden 1' genommen bei einem vorgegebenen Amplitudenwert - verwenden. Jedenfalls liefert die Kurve 1 alle Anhaltspunkte dafür, an welchem Ort des Unruhreifens, d. h. senkrecht über oder unter der Drehachse der Unruh, und wieviel Masse abzutragen ist, damit bezüglich der ersten Messlage der optimale Isochronismus erreicht wird.
Hat man die Masseabtragung 14 dementsprechend, etwa durch Anbohren, ausgeführt und misst man neuerdings in dieser ersten Messlage (Fig. 2) die Schwingfrequenz als Funktion der Amplitude der Drehschwingung der Unruh 9, so wird man die Linie 2 der Fig. 7 erhalten. Ist die Linie 2 eine zur Abszisse parallele Gerade, so bedeutet dies, dass der Isochronismusfehler bezüglich der ersten Messlage gemäss den Fig. 1 und 2 behoben ist. In der ersten Messlage ist damit die Schwingfrequenz des Schwingsystems unabhängig von der Schwingungsamplitude geworden.
Infolge der Masseabtra- gung 14 hat sich die Schwingfrequenz weiterhin der Sollfrequenz genähert ; gemäss der Linie 2 läuft das Schwingsystem nur noch ca. 17,5 Sekunden pro Tag nach. .
Das Schwingsystem 8 bis 11 wird darauf in eine zweite Messlage gebracht, in welcher die Unruhwelle 8 ebenfalls wieder am besten horizontal liegt. In dieser zweiten Messlage soll ferner die durch die Achse der Unruh gelegte vertikale Ebene weder die Anfrä- sungen 12 und 13 noch die Anbohrung 14 durch- stossen. Eine solche Messlage ist in der Fig. 3 "dargestellt. Wie ein Vergleich der Fig. 2 und 3 erkennen lässt, geht die zweite Messlage gemäss der Fig. 3 aus der ersten Messlage gemäss den Fig. 1 und 2 durch eine Schwenkung des Schwingsystems um 90 Grad im Gegenuhrzeigerdrehsinn hervor.
Die wiedergegebenen Ruhestellungen der Unruh 9 sowie das Spiralklötzchen 11 veranschaulichen diese um die Achse der Unruh vorgenommene Schwenkung. Selbstverständlich ist der Halter, in welchem das Schwingsystem 8 bis 11 gelagert ist, ebenfalls entsprechend geschwenkt worden. In dieser zweiten Messlage wird nun neuerdings die Schwingfrequenz des Schwingsystems 8 bis 11 als Funktion der Schwingungsamplitude gemessen und es sei angenommen, dass diese Messungen die Kurve 3 in Fig. 7 ergeben haben. Die ausgeprägte S-Form der Kurve 3 sagt aus, dass in dieser zweiten Messlage gemäss der Fig. 3 das Schwingsystem 8 bis 11 einen wesentlichen Isochronismusfehler aufweist.
Die Kurve 3 schneidet dabei in jedem Fall nunmehr die Gerade 2 bei einem Amplitudenwert von ca. 220 Grad: Die charakteristischen Daten der Kurve 3 in Fig. 7 liefern nun alle Anhaltspunkte dafür, an welchem Ort und wieviel Masse an der Unruh 9 abzutragen ist, damit in der zweiten Messlage nach Fig. 3 der optimale Isochronismus neuerdings erreicht wird. Nach der Kurve 3 nimmt die Schwingfrequenz mit wachsender Schwingungsamplitude zu ; es ist folglich bei stillstehender Unruh 9 und in der zweiten Messlage
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nach Fi. 3 betrachtet, oberhalb der Unruhwelle 8, also am' besten an der Stelle 15 gemäss der Fig. 4 Masse abzutragen.
Die Grösse der abzutragenden Masse 15 ist proportional beispielsweise zu der am Wendepunkt der Kurve 3 genommenen Steilheit. Ist diese Masseabtragung etwa durch Anbohren an der lotrecht über der Unruhwelle 8 befindlichen Stelle 15 richtig ausgeführt worden, und misst man darauf die Schwingfrequenz als Funktion der Amplitude der Drehschwingung der Unruh 9, so wird man die Linie 4 in Fig. 7 erhalten. Stellt die Linie 4 eine zur Abszisse parallele Gerade dar, so ist der Isochronis- musfehler auch für die zweite Messlage gemäss den Fig. 3 und 4 behoben.
Wegen der Masseabtragung 15 hat sich die Schwingfrequenz nochmals der Sollfrequenz genähert. Gemäss der Geraden 4 in Fig. 7 läuft das Schwingsystem 8 bis 11 nach Vornahme der Masseabtragung 15 nur noch ca. 12,5 Sekunden pro Tag nach. Mit der Beseitigung des Isochronismusfehlers auch in der zuletzt genannten zweiten Messlage ge- mäss den Fig. 3 und 4 ist nun aber der optimale Isochronismus des Schwingsystems 8 bis 11 an sich erreicht.
Das Schwingsystem 8 bis 11 wird jetzt in jeder räumlichen Lage seiner Unruhwelle 8 und praktisch unabhängig von der Schwingungsamplitude seiner Unruh 9 mit derselben Frequenz Drehschwingungen ausführen, wobei diese Schwingfrequenz ge- mäss der Linie 4 in Fig. 7 nur noch wenig von der Sollfrequenz abweicht. Man kann nun das Schwingsystem 8 bis 11 gegebenenfalls noch einem Feinabgleich unterziehen, um eine noch bessere Annäherung seiner Schwingfrequenz an die Sollfrequenz zu erreichen. Zu diesem Zweck werden weitere Masseabtragungen an zentrumssymmetrischen Stellen des Reifs der Unruh 9 so vorgenommen, dass der resultierende Schwerpunkt dieser Masseabtragung genau in die Achse der Unruh fällt.
Diese letzte Bedingung muss erfüllt werden, da andernfalls wieder Isochro- nismusfehler entstehen würden. Am einfachsten ist es, an zwei diametral gegenüberstehenden Stellen 16 und 17 gemäss der Fig. 5 zwei Löcher von genau gleicher Tiefe und gleichem Durchmesser zu bohren, wobei man diese Löcher an noch nicht bearbeiteten Stellen der Unruh 9 anbringen kann.
Werden die Löcher 16 und 17 mit- einem Bohrer gebohrt, der denselben Durchmesser hat wie der Bohrer, welcher zur Herstellung des Loches 15 zwecks Beseitigung des Isochronismusfehlers bezüglich der zweiten Messlage (Fig. 4) benützt wird, so kann man das eine der Löcher 16 oder 17 mit dem Loch 15 zusammenfallen lassen, wie dies die Fig. 6 andeutet. Das Loch 15 ist dann zur- Durchführung des Feinabgleichs einfach um die Bohrtiefe des Loches 16 zu vertiefen, welches diametral gegenübersteht.
Bei der praktischen Durchführung des beschriebenen Verfahrens sind nun verschiedene Vereinfachungen möglich. Zunächst sind Messungen zur Be- stimmung der Geraden 1' nach vollzogenen Einfrä- sungen 12, 13 nicht erforderlich, da die Lage der Geraden 1' auch durch ihren Schnittpunkt mit der Kurve 1 gegeben ist. Dieser Schnittpunkt befindet sich wie oben erwähnt bei ca. 220 Grad, genauer bei 219,6 Grad. Man kann somit nach beendetem Vorabgleich das Schwingsystem 8 bis 11 direkt in die erste Messlage nach Fig. 1 bringen und durch Messungen die Kurve 1 der Fig. 7 bestimmen.
Da die Kurve 1 bereits alle Angaben liefert, um die Masseabtragung an der Stelle 14 (Fig. 2) so vorzunehmen, dass in der ersten Messlage nach Fig. 1 und 2 der Isochronismusfehler verschwindet, braucht man das Loch 14 nur mit genügender Genauigkeit zu bohren. Eine Messung zur Bestimmung der Geraden 2 er- übrigt sich, da hierdurch ja nur die Betätigung des erreichten Isochronismus bezüglich der ersten Mess- lage nach Fig. 1 und 2 erhalten würde. Nach Ausführung der Bohrung an der Stelle 14 (Fig. 2) kann somit das Schwingsystem 8 bis 11 sofort in die zweite Messlage nach Fig. 3 gebracht werden.
In dieser zweiten Messlage wird nun durch Messung die Kurve 3 der Fig. 7 ermittelt. Die vorher nicht ermittelte Gerade 2 kann nun vermittels der Kurve 3 festgelegt werden, da die Gerade 2 die Kurve 3 bei einem Amplitudenwert von ebenfalls ca. 220 Grad schneidet. Die Kurve 3 stellt nun wiederum alle Angaben zur Verfügung, um durch eine Masseabtragung an der Stelle 15 (Fig. 4) den festgestellten Isochronis- musfehler zu beseitigen.
Darüber hinaus sind aus der Lage der Kurve 3 im Koordinatensystem der Fig. 7 - d. h. aus dem mittleren in der Ordinaten- trichtung gemessenen Abstand der Kurve 3 bezüglich der Abszisse - auch alle Angaben für den gegebenenfalls noch durchzuführenden Feinabgleich der Schwingfrequenz des Schwingsystems 8 bis 11 erhältlich. Man kann daher in der zweiten Messlage des Schwingsystems (Fig. 4 bis 6) die Beseitigung des verbleibenden Isochronismusfehlers und den Feinab- gleich auf Sollfrequenz im gleichen Arbeitsgang ausführen und die Löcher 15 bis 17 gleichzeitig bohren.
Dabei wird man vorzugsweise diese Bohrungen an den in den Fig. 6 angegebenen Stellen ausführen, wobei man gemäss den aus der Kurve 3 erhaltenen Angaben die beiden verbleibenden Löcher 15 und 16 mit in der Regel verschiedener Bohrtiefe auszuführen hat. Unter diesen Umständen entfällt die Ausführung von Messungen zur Feststellung der Geraden 4 in Fig. 7 ; es brauchen höchstens noch Kon- trollmessungen über den erreichten optimalen Iso- chronismus und über die erreichte Annäherung der Schwingfrequenz des abgeglichenen Schwingsystems an die Sollfrequenz durchgeführt zu werden.
Für die Durchführung des Verfahrens ist es nicht erforderlich, den vollen Verlauf der Kurven 1 und 3 zu bestimmen, wie dies die Fig. 7 veranschaulicht. Es genügt vielmehr, in jeder der beiden Messlagen die sich ergebende Schwingfrequenz des Schwingsystems 8 bis 11 für zwei genügend weit auseinander
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liegende Schwingungsamplituden zu messen. Vorzugsweise wird man dabei zwei Schwingungsamplituden für diese Messungen wählen, von welchen die eine ca. 220 Grad beträgt, während die andere Schwingungsamplitude dann wesentlich tiefer, zum Beispiel also etwa 90 Grad sein kann.
Es hat sich jedoch als zweckmässig erwiesen, wenn in die Messungen der Schwingfrequenz auch solche einbezogen werden, die sich für den Maximal- und Minimalwert der Schwingungsamplitude ergeben, mit welch letzteren das abgeglichene Schwingsystem nach seinem Einbau im Uhrwerk betrieben werden soll.
Beim erläuterten Verfahren können ferner die beiden Messlagen gemäss den Fig. 2 und 4 stets so gewählt werden, dass die zur Erreichung des optimalen Isochronismus vorzunehmenden Masseände- rungen 14 und 15 nicht auf Stellen des Reifs der Unruh 9 fallen, an welchen aus dem einen oder anderen Grund eine Bearbeitung entweder nicht erwünscht oder nicht möglich erscheint. Gegebenenfalls können die beiden Messlagen selbst so gewählt werden, dass sie nicht wie in Fig. 2 und 4 zueinander genau rechtwinklig, sondern nur näherungsweise rechtwinklig stehen.
In diesem Fall wird jedoch der optimale Isochronismus ebenfalls nur näherungs- weise erreicht. Das erfindungsgemässe Verfahren ist somit weitgehender Abwandelungen fähig und kann aus diesem Grund stets angewendet werden. Im übrigen ist noch festzuhalten, dass der Isochronismusfehler hierbei für zwei an sich beliebig orientierte, aber zueinander rechtwinklig stehende Messlagen nacheinander komponentenweise durch Masseänderungen beseitigt ist.
Die Kenntnis des genauen Ortes der Unwucht, welche nach Durchführung des Vorabgleiches für den Isochronismusfehler vorwiegend verantwortlich ist, braucht hierzu im Gegensatz zu den bisher üblichen Verfahren nicht bekannt zu sein.
Schliesslich ist das erfahrungsgemässe Verfahren in entsprechender Weise anwendbar, wenn der Abgleich nicht durch Masseabtragungen an der Unruh 9, sondern ganz oder teilweise auch durch Massezu- fügung oder durch Lageveränderungen bereits vorhandener Masse erfolgen soll.