Verfahren zur Herstellung von Kunstharzgleitflächen aus pulverförmigen, härtbaren Kunstharzen
Den grossen Vorteilen von Kunststofflagern, wie hohe Verschleissfestigkeit, lange Lebensdauer, gute Dämpfung, ausgezeichnete Elastizität sowie geringe Empfindlichkeit gegen Fremdkörper, steht die geringe Wärmeleitfähigkeit als starker Nachteil gegenüber.
Die Wärmeleitzahl'von Kunststoffen ist ungefähr 200mal kleiner als die von Metallen, so dass man aus dieser Erkenntnis heraus dazu übergegangen ist, Kunststoffverbundlager herzustellen.
Bei den Kunststoffverbundlagern wird ein dünner Film härtbarer Kunstharze auf einen Metalikörper aufgebracht und ausgehärtet, wobei der Kunstharz überzug eine Schichtdicke von vorzugsweise 0,2 bis 0,4 mm aufweist. Das Aufbringen des Kunstharzfilmes erfolgt durch in der Anstrichtechnik übliche Massnahmen, das heisst die in organischen Lösungsmitteln aufgelöste Harzkombination wird durch Streichen, Tauchen oder Spritzen auf den metallischen Stützkörper aufgebracht.
Die bekannte Auftragstechnik erfordert das Aufbringen in Einzelschichten von etwa 30 e Dicke, so dass man bei einem Fertigmass von 0,2 mm mit entsprechender Bearbeitungszugabe im Rohzustand ! eine Schichtdicke von etwa 0,5 nun auftragen muss, wozu ungefähr 10 bis 15 Einzelaufstriche durchzuführen sind. Bei den einzelnen Aufstrichen muss bei Verwendung härtbarer Kunstharze jeweils folgender Arbeitsgang durchgeführt werden: Auftragen des flüssigen Gemisches, Abdampfen des Lösungsmitteis und Aushärten des Kunststoffes in der Wärme. Die Herstellung von Gleitflächen nach diesem bekannten Verfahren ist also mit einem erheblichen Aufwand verbunden.
Ein Verfahren, das es gestattet, möglichst in einem Arbeitsgang die ge samte Schichtdicke zu erzielen, wäre deshalb sehr zweckmässig.
Um dies zu erreichen, wäre es naheliegend, eines der bekannten Sinterverfahren wie Tauch-, Schütt-, Wälz- oder Wirbeischichtverfahren anzuwenden.
Diese Art des Aufbringens setzt jedoch voraus, dass das Kunstharz thermoplastisch sein und einen scharf definierten Schmelzpunkt haben muss, dass es nach dem Erreichen des schmelzflüssigen Zustandes seine Viskosität nicht mehr ändern, das heisst nicht mehr dünnflüssiger werden darf, und dass es pulverisierbar sein und als Pulver eine bestimmte Rieselfähigkeit besitzen muss. Da härtbare Kunstharze diese Eigenschaften nicht besitzen, wurden bisher nur ausgesprochene Thermoplaste, wie Poiyäthylene, Polyamide und Polyacrylate für das Auftragen im Sinterverfahren auf metallische Stützkörper verwendet.
Lagertechnisch gesehen sind härtbare Kunstharze besser geeignet als thermoplastische Kunstharze, da sie eine höhere Wärmestandfestigkeit besitzen und auch eine grössere Belastung zulassen. Härtbare Kunstharze sind solche, die bei steigenden Temperaturen nach Durchschreiten eines plastischen Zustandes eine chemische Veränderung erfahren, die nicht reversibel ist, da sie in allen Richtungen starke molekulare Bindungen erlangen.
Dieser Vorgang, den man auch mit Härten oder Backen bezeichnet, bedringt die allgemein beträchtlich höher liegende Wärmebeständigkeit der härtbaren Kunstharze gegenüber thermoplasftschen Kunstharzen. Die härtbaren Kunstharze besitzen gerade die entgegengesetz- ten Eigenschaften, die für ihre Verwendung zum Sintern gefordert werden, denn sie besitzen während des Aushärtungsvorganges keinen scharf definierten Schmelzpunkt und haben einen sehr weiten Schmelzbereich. Sie zeigen nach Erreichen des schmelzflüssigen Zustandes wechselnde Viskosität, indem sie oft noch bedeutend dünnflüssiger werden, bevor die Vernetzung erfolgt.
Sie spalten oftmals während der Vernetzung noch gasförmige Reaktionsprodukte ab und d sie besitzen oft keine Rieselfähigkeit, sondern fallen als Feinstpuiver an.
In Kenntnis dieser Tatsachen erscheinen für den Fachmann härtbare Kunstharze für die Verwendung im Sinterverfahren ungeeignet.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass das Aufbringen härtbarer Kunstharze auf Stützkörper aller Art, das heisst entweder auf das Lager oder den zu lagernden Teil oder beide im Sinterverfahren - dadurch möglich wird, dass härtbare Kunstharze bzw.
Kunstharzkombinationen in Pulverform mit mindestens 5 O/B, höchstens jedoch 90 O/o, bei den Sinter- und Härtungstemperaturen nicht schmelzbaren Festkörpern mit gutem Wärmeleitvermögen und vorzug weise möglichst grossen Oberflächen versetzt und nach dem Aufsintern ausgehärtet werden.
Der zugesetzte Festkörper verhindert während der Härtung ein Ablaufen des dünnflüssiger werdenden Kunstharzes sowie eine ungleichmässige Verteilung an Kanten, Ecken, Rillen usw.
Die Aushärtung des aufgesinterten Gemisches erfolgt z. B. in an sich bekannter Weise in der Wärme. Beim ganzen Verfahren ist keinerlei Druck erforderlich; es ist somit zu unterscheiden von den bekannten Verfahren, bei denen härtbare Harze unter Druck mit entsprechenden Füllstoffen verpresst werden.
Das Aufsintern der Mischung erfolgt vorzugsweise im Wirbeischichtverfahren, bei dem das Aufsintern zweckmässig durch mehrmaliges Aufwirbeln bzw. durch mehrmalige Luftstösse erfolgt; es kann aber auch durch Tauchen oder andere geeignete Methoden erreicht werden.
Als härtbare Kunstharze bzw. Kunstharzkombinationen kommen vorzugsweise solche in Frage, die mahlfähig sind, insbesondere Phenolharz oder Harze der Homologen des Phenol, wie Phenolformaldehydharze oder Kresolformaldehydharze, ausserdem Methylolverbindungen des Harnstoffes und der Triazine, wie beispielsweise Dimethyioiharnstoff und Hexamethylolmelamin, ferner Epoxyharze, die als Vernetzungsmittel Phenol-oder Kresolharze, Poliyamine, z. B. Melamin, Dicyandiamid oder Benzoguanimin oder Amin-Formaidehydiharze, wie z. B.
Harnstoff-, Dicyandiamid-oder Melamin-Formaldehydharze oder Polycarbonsäure oder ihre Anhydride, beispielsweise Phthalsäureanhydribd usw. enthalten. Als Festkörper, die bei den Sinter- und Härtungstemperaturen nicht schmelzen und ; eine verhältnismässig grosse Oberfläche und gutes Wärmeleitvermögen aufweisen, werden vorzugsweise Titandioxyd, aber auch Bariumsulfat, Eisenoxydrot, Chromoxydgrün usw. verwendet.
Besonders geeignet sind solche Festkörper, die zudem noch die Gleiteigenschaften verbessern, wie Graphit, Molybdändisulfid, Glimmer oder Metallpulver. Die Festkörper können einzeln oder in Mischung untereinander dem Kunstharz zugesetzt werden.
Der Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens ist darin zu sehen, dass Gleitfllächen aller Art und auch solche mit kompllizierter Formgebung in einfacher Weise in einem Arbeitsgang mit einem dünnen Harzfilm mit Schichtstärken von 0,5 bis 0,8 mm überzogen und ausgehärtet werden können. Für die Durchführung des Verfahrens sind keinerlei Druckpressen erforderlich, und es können durch Anwen dung des s Verfahrens auch beschädigte Gleitftächen in einfacher Weise ausgebessert werden.
Beispiel 1
95 Gewichtsteile einer härtbaren Epoxyharzkom bination, bestehend aus 70 Gewichtsteilen Epoxyharz, wie es durch Kondensation von 1 Mol Bisphe nol mit 1,5 Mol Epichlorhydrin erhalten wurde, und 30 Gewichtsteilen in an sich bekannter Weise erhaltenen härtbaren Phenolformaldehydharzes werden in festem Zustand mit 56/0 Titandioxyd innig vermah- len. Der vorgewärmte Stützkörper mit einer Temperatur von etwa 2000 C wird nun in diese Mischung 6 sec getaucht, wodurch der Körper allseitig von der Kunstharzmasse überzogen wird. Anschliessend wird der überzogene Körper im Trockenschrank bei 2500 C eine halbe Stunde ausgehärtet.
Die dabei erzielte Schichtdicke beträgt etwa 0,5 bis 0,8 mm.
Zur Erreichung der Masshaltigkeit wird die Kunststoffschicht in an und für sich bekannter Weise bearbeitet.
Beispiel 2
70 Gewichtsteile eines durch alkalische Kondensation gewonnenen härtbaren Phenolformaldehydharzes werden mit 10 Gewichtsteilen Eisenoxyd rot und 20 Gewichtsteilen Glimmer innig vermahlen. Diese Mischung wird in ein Gefäss mit einer porösen Bodenplatte gegeben. Um z. B. die Bohrungen eines Pumpengehäuses auszukleiden, wird das Schüttgut durch einen Luftstrom etwa 5 sec durch die Bohrung des auf 200"C vorgewärmten Metallstützkörpers gewirbelt und die aufgesinterte Masse dann bei 2200 C 1 Stunde ausgehärtet. Anschliessend wird der Gleit- überzug in bekannter Weise bearbeitet.
Beispiel 3
70 Gewichtsteillle Dimethylolharnstoff, der durch bekannte alkalische Kondensation von 1 Mol Harnstoff und 2 Mol Formaldehyd erhalten wurde, werden mit 30 Gewichtsbeilien Titandioxyd und l/o Molybdänsulfid innig vermischt und das Schüttgut in einen Topf mit einer porösen Platte gelegt. Das aufgewirbelte Gut wird über eine Schlauchleitung von 1 m Länge auf einen vorgewärmten Körper, z. B. einer Scheibe von 10 cm Durchmesser, gleichmässig aufgesprüht. Die Metallscheibe hatte dabei eine Tem peratur von etwa 1800 C. Nach dem Aufsprühen bis zur gewünschten Schichtstärke wird in bekannter Weise ausgehärtet und bearbeitet.
Beispiel 4
80 Gewichtsteile Hexamethylolmelamin, das durch Kondensation von 1 Mol Melamin mit 6 Mol Formaldehyd erhalten wurde, werden mit 20 Ge wichtsteilen Titandioxyd und 1 01o Graphit innig vermischt und das Schüttgut in einen Topf mit einer porösen Platte gelegt. Das aufgewirbelte Gut wird über eine Schiauchieitung von 1 m Länge auf einen vorgewärmten Körper z. B. einer Scheibe von 10 cm Durchmesser gleichmässig aufgesprüht. Die Metall scheibe hat dabei eine e Temperatur von etwa 1800 C.
Nach dem Aufsprühen bis zur gewünschten Schichtstärke wird in bekannter Weise ausgehärtet und bearbeitet.
Beispiel 5
90 Gewichtsteile einer härtbaren Epoxyharzkombination, bestehend aus 95 Gewichtsteilen Epoxyharz und 5 Gewichtsteilen Dicyandiamid, werden mit 10 Gewichtsteilen Titandioxyd innig vermischt. Der vorgewärmte Stützkörper mit einer Temperatur von etwa 2000 C wird nun in diese Mischung 6 sec getaucht, wodurch der Körper allseitig von der Kunstharzmasse überzogen wird. Anschliessend wird der überzogene Körper im Trockenschrank bei 2500 C eine halbe Stunde ausgehärtet. Die dabei erzielte Schichtdicke beträgt etwa 0,5 bis 0,8 mm. Zur Erreichung der Masshaltigkeit wird die Kunststoffschicht in an und für sich bekannter Weise bearbeitet.
Beispiel 6
40 Gewichtsteile Hexamethylolmelamin, das durch Kondensation von 1 Mol Melamin mit 6 Mol Formaldehyd erhalten wurde, werden mit 60 Gewichtsteilen Graphit innig vermischt und das Schüttgut in einen Topf mit einer porösen Platte gelegt. Das aufgewirbelte Gut wird über eine Schlauchleitung von 1 m Länge auf einen vorgewärmten Körper z. B. einer Scheibe von 10 cm Durchmesser gleichmässig aufgesprüht. Die Metalischeibe hat dabei eine Temperatur von etwa 1800 C. Nach dem Aufsprühen bis zur ge wünschten Schichtstärke wird in bekannter Weise ausgehärtet und bearbeitet.
Beispiel 7
20 Gewichtsteile einer härtbaren Epoxyharzkombination, bestehend aus 95 Gewichtsteilen Epoxyharz und 5 Gewichtsteilen Dicyandiamid, werden mit 80 Gewichtsteilen Molybdändisulfid innig vermischt. Der vorgewärmte Stützkörper mit einer Temperatur von etwa 2000 C wird nun in n diese Mischung 6 sec ge- taucht, wodurch der Körper allseitig von Bder Kunst harzmasse überzogen wird. Anschliessend ; wird der überzogene Körper im Trockenschrank bei 2500 C eine halbe Stunde ausgehärtet. Die dabei erzielte Schichtdicke beträgt 0,5 bis 0,8 mm. Zur Erreichung der Masshaltigkeit wird edie Kunststoffschicht in an und für sich bekannter Weise bearbeitet.