Rauchentwickelndes Schädlingsbekämpfungsmittel. Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein rauchentwickelndes Schädliugsbe- kämpfungsmittel, welches in der Wärme Dämpfe eines Schädlingsbekämpfungsmit tels, z. B. einer ungeziefervertilgenden oder insektenabstossenden Verbindung, zu ent- wickeln vermag.
Die erfindungsgemässen Mittel sind von besonderem Wert für Zwecke des Ausräu- cherns mit brennbaren, ungeziefervertilgen den oder insektenabstossenden Verbindungen oder mit solchen ungeziefervertilgenden oder insektenabstossenden Verbindungen, die sich bei Überhitzung leicht zersetzen.
Die Erfin- dung ermöglicht beispielsweise die sparsame Erzeugung eines Rauches, der ein Aerosol des kondensierten Dampfes einer ungezieferver tilgenden oder insektenabstossenden Verbin- dung enthält, welche sich auf die Grenzflächen eines geschlossenen Raumes, in welchem der Rauch erzeugt wird, niederschlagen kann, so dass eine dünne Schicht der ungeziefervertil genden oder insektenabstossenden Verbin dung entsteht, welche aktiv bleibt, nachdem die Atmosphäre frei von den eigentlichen Dämpfen ist.
Ein Beispiel eines TJngeziefervertilguDgs- mittels, welches eine solche Schicht zu bilden vermag, wenn eine geeignete Räuchermethode zu dessen Verflüchtigung angewendet wird, liegt im hochwirksamen Insektizid gamma- Hexachlorcyclohexan vor.
Als weiteres Bei spiel ist das hochwirksame Insektizid alpha, alpha-bis- (Parachlorphenyl) -beta, Beta, beta- trichloräthan zu nennen. Beide Insektizide können in Form, eines Rauches angewendet werden, der durch Verdampfung mit Hilfe von heissen Platten oder nach einer andern. Erhitzungsmethode erzeugt wird.
Im. briti schen Patent Nr.<B>584853</B> ist unter anderem ein Verfahren zum Ausräuchern. eines ge schlossenen Raumes zwecks Bekämpfung von darin eingeschlossenem Ungeziefer beschrie ben, gemäss welchem dieser Raum mit einem Hexachlorcyclohexan enthaltenden Aerosol behandelt wird.
Die Bezeichnung ungeziefervertilgende Verbindung soll beispielsweise Insektizide, Fungizide, Bakterizide und Rodeutizide um fassen.
Das erfindungsgemäss rauchentwickelnde Schädlingsbekämpfungsmittel, welches einen Gehalt an thermisch verdampfbaren Wirk stoffen aufweist, ist gekennzeichnet durch eine Mischung,
die ein thermisch verdampf- bares Schädlingsbekämpfungsmittel und eine aus einem mindestens eine Nitrogruppe ent haltenden Guanidinderivat sowie einem Be schleuniger hiefür bestehende Brandmasse in genügender Menge enthält, um die ge nannten Guanidinderivate in Gegenwart der Schädlingsbekämpfungsmittel zu einer durch sich selbst unterhaltenen, flammenlosen ther mischen Zersetzung zu befähigen.
Als eine Nitrogruppe enthaltende Guani- dinderivate kommen Guanidinnitrat und/oder Nitroguanidin in Frage. Mit der genannten Brandmasse können ungewöhnlich grosse Mengen ungeziefervertilgender oder insekten abstossender Verbindungen in wirksamer Weise verdampft werden.
Die erhaltenen Gemische liefern Räucher- gemische, die dazugebracht werden können, einer sich selbst unterhaltenden, feuerlosen, thermischen Zersetzung zu unterliegen, und zwar bei Temperaturen, die genügend hoch sind, dass praktisch die gesamte Menge der ungeziefervertilgenden oder insektenabsto ssenden Verbindung verdampft wird, je doch nicht genügend hoch sind, dass diese Verbindung während ihres Verdampfens einer übermässigen Zersetzung unterliegt.
Unter einem Sensibilisator für die sich selbst unterhaltende thermische Zersetzung ist eine Substanz zu verstehen, die als Bei mischung zu dem genannten Guanidinderivat dem Gemisch die Fähigkeit verleiht, ohne vorheriges massives Erhitzen über die Atmo sphärentemperatur einer sich selbst unterhal tenden, fortschreitenden, thermischen Zer setzung zu unterliegen,, wenn das Gemisch mittels einer kleinen Wärmequelle bei Atmo sphärendruck lokal erhitzt wird.
Die Salze der, Chromsäure und Chrom- sesquioxyd sind Beispiele solcher Sensibilisa- toren. Die Verwendung von Ammoniumbi- chromat oder von Chromsesquioxyd ist be sonders vorteilhaft, da die erhaltenen Ge- mische nicht hygroskopisch und frei von Säuredämpfen sind.
Es können jedoch zahl reiche andere Verbindungen als Sensibilisa- toren für die die sich selbst unterhaltende thermische Zersetzung des genannten Deri vates bzw. der Derivate des Guanidins in den erfindungsgemässen Räuchergemischen ver wendet werden. Viele dieser Verbindungen ergeben ebenfalls nicht hygroskopische Ge mische, die frei von Säuredämpfen sind.
Als Beispiele anderer Sensibilisatoren für die thermische Zersetzung von Guanidinni- trat und Nitroguanidin können genannt werden: die Iiypophosphite,.wie z. B. Ammo- niumhypophosphit und Bariumhypophos- phit, Kupferpulver und eine Anzahl Verbin- dungen des Kupfers, wie z.
B. Cuprooxyd, Cuprioxyd, Cuprochlorid, Cuprichlorid, Cu- pro-oxalat; eine Anzahl Nickel-, Silber-, Zinn-, Selen- und Vanadium-Verbindungen und Schwefel.
Als weitere Beispiele von Sensibilisatoren der thermischen Zersetzung von Nitrogua- nidin können erwähnt werden: Eine Anzahl Salze der Alkalimetalle, wie z. B. Kalium nitrit, Natriumnitrit, Kaliumkarbonat, Na- triumcarbonat, wobei die Salze des Kaliums aktiver sind als diejenigen des Natriums, eine Anzahl Aluminiumverbindungen, wie z. B. Aluminiumchlorid, Bleiverbindungen, wie z. B.
Bleinitrat, Molybdänverbindungen, wie z. B. Molybdänsäure, Zink und dessen Verbindungen, wie z. B. Zinkpulver, Zink oxyd und Zinkcarbonat, von denen die beiden letzteren sehr aktiv sind.
Die Gemische sind überdies vorzugsweise derart zusammengesetzt, dass während der thermischen Zersetzung des genannten Gua- nidinderivates bzw. der Derivate die Tem peratur in der Reaktionszone nur wenig über dem Siedepunkt der ungeziefervertilgen den oder insektenabstossenden Verbindung bei Atmosphärendruck liegt. Bei tieferen Temperaturen ist die Verdampfung der In sektiziden oder insektenabstossenden Ver bindung wahrscheinlich unvollkommen, wäh rend bei höheren Temperaturen wahrschein lich eine übermässige Zersetzung der unge ziefervertilgenden oder insektenabstossenden Verbindung erfolgt.
Nitroguanidin kann sensibilisiert werden, so dass es bei Atmosphärendruck einer sich -selbst unterhaltenden Reaktion unterliegt, indem man etwa 5% Ammoniumbichromat oder 5% Chromsesquioxyd zugibt. Vorzugs weise werden dem Gemisch jedoch erheblich grössere Mengen dieser Sensibilisatoren zuge setzt, da dadurch das Einschliessen ent sprechend grösserer Mengen der ungeziefer vertilgenden oder insektenabstossenden Ver bindung ermöglicht wird.
Besonders günstige Resultate werden mit einem Räuchergemisch erzielt, welches etwa 50% Insektizid und etwa 50% eines Ge misches aus gleichen Mengen Nitroguanidin und Ammoniumbichromat oder Guanidinni- trat und Ammoniumbichromat enthält.
Das Chromsesquioxyd wird zweckmässig bei der sich selbst unterhaltenden Zersetzung von Ammoniumbichromat bei Atmosphä rendruck erhalten, wobei die theoretische Ausbeute 60% beträgt.
Kaliumchromat und -bichromat Sind als Sensibilisatoren ebenfalls wirksam, müssen jedoch im allgemeinen in grösseren Mengen verwendet werden. Guanidinnitrat kann mit tels etwa<B>150/,</B> Amm.oniumbichromat, Ka- liumchromät und -bichromat oder mittels 5-10% Chromsesquioxyd sensibilisiert wer den.
Man verwendet jedoch vorzugsweise grössere Mengen, um den Gehalt an ungezie fervertilgender oder insektenabstossender Ver bindung möglichst hoch ansetzen zu können.
Eine aus den Gemischen hergestellte und mit einer Hülse versehene Patrone lässt sich mit Vorteil verwenden. Eine solche Patrone enthält vorzugsweise ein kleines Stück Zün der oder Zündschnur oder ein anderes Zünd- material, welches mit der Räucherladung in Berührung gehalten wird, um die Entzün dung der letzteren mittels eines gewöhnlichen Streichholzes, eines elektrischen Zündkopfes oder einer andern Zündquelle zu erleichtern.
Die Räucherladung kann die Form eines losen Pulvers oder eine kompakte Form auf weisen. Zur Herstellung der kompakten Form kann das pulverige Gemisch der Bestand teile gepresst werden. Das Gemisch kann auch mittels eines Bindemittels und durch Ausstossen aus einer Düse oder Abformen in einer Form in den kompakten Zustand über geführt werden. Die Räucherladung wird zweckmässig in einer Patrone mit Papier- oder einer andern geeigneten Hülle oder Hülse, z.
B. aus durchsichtiger Cellulose, leicht zusammengedrückt.
Enthalten die Gemische ausschliesslich nichthygroskopische Bestandteile, so erübrigt es sich, die Patronen wasserdicht zu machen oder die Gemische zu körnen.
Wird ein lokaler Teil der Ladung durch Entzündung der Zündschnur oder dergl. oder des Zünderstückes, oder durch Berühren mit einem Stück heissen Metalls oder dergl. er hitzt, so breitet sich von selbst eine gaserzeu gende, feuerlose Zersetzung in der Ladung aus, wobei Dämpfe der ungeziefervertilgen- den Substanz entwickelt werden.
Die erfin- dungsgemässen Räucherladungen sind also ungefährlich und eignen sich zur Verwendung in geschlossenen Räumen.
Die Erfindung ist in den folgenden Bei spielen, in welchen die Teile Gewichtsteile sind, erläutert.
Das verwendete Hexachlorcyclohexan be steht aus einem Gemisch der 4 Isomeren, nämlich der alpha-, beta-, gamma- und delta- Isomeren, wobei das gamma-Isomere, das aktive Insektizid, in einer Menge von etwa 10-12% vorhanden ist.
Das verwendete alpha, alpha-bis-(Parachlorphenyl)-beta,beta, beta-trichloräthan ist das Handelsprodukt, welches normalerweise etwa 80% des aktiven Insektizids enthält. <I>Beispiel 1:</I> Ein inniges Gemisch von 25 Teilen Nitro- guanidin, 25 Teilen gepulvertem Ammonium bichromat und 50 Teilen Ilexachlorcyclo- hexan oder alpha,alpha-bis-(Parachlorphe- nyl)-beta,beta,beta-trichloräthan wird in Patronen von 29 mm Durchmesser und 21-27 mm Höhe zu 10 g leicht zusammen gedrückt.
Die Patronenhülle besteht aus zwei oder mehreren Lagen durchsichtiger Cellulose von etwa 0,045 mm. Dicke. Die Ent zündung der Patronen erfolgt direkt mittels einer Zündschnur. Aus der Tabelle I ist er sichtlich, dass diese Patronen bei Tempera turen, die etwas höher liegen als der durch Schätzung bestimmte durchschnittliche Sie depunkt des Gemisches der Isomeren des Hexachlorcyclohexans,
nämlich bei etwa 310 C, sich selbst unterhaltenden Reaktio nen unterliegen.
EMI0004.0001
<I>Tabelle <SEP> I:</I>
<tb> Ungef.
<tb> Ungef. <SEP> Aus- <SEP> Maximal Komponenten <SEP> Massen- <SEP> breitungs- <SEP> temperatur
<tb> Komponenten <SEP> Behalt <SEP> dichte <SEP> geschwindig- <SEP> in <SEP> der <SEP> Anmerkungen
<tb> keit <SEP> Reaktions <U>mm/sec <SEP> Zo</U>n<U>e</U>
<tb> Nitroguanidin <SEP> <I>25</I> <SEP> Keine <SEP> Flamme.
<tb> Dichter <SEP> weisser
<tb> Ammoniumbichromat <SEP> 25 <SEP> 0,71 <SEP> 0,45 <SEP> 350 <SEP> C <SEP> Rauch.
<SEP> Von <SEP> Zeit
<tb> zu <SEP> Zeit <SEP> glühende
<tb> Hexachlorcyclohexan <SEP> 50 <SEP> Partikel <SEP> in <SEP> der
<tb> <U>-</U> <SEP> Reaktionszone.
<tb> Nitroguanidin <SEP> 25
<tb> Ammoniumbichromat <SEP> 25 <SEP> 0,57 <SEP> 0,55 <SEP> 320 <SEP> C
<tb> Alpha,alpha-bis-(Para- <SEP> gleich <SEP> wie <SEP> oben
<tb> chlorphenyl)-beta,beta,
<tb> beta-trichloräthan <SEP> 50 zwei oder mehreren Lagen aus durchsichtiger Cellulose von etwa 0,045 mm Dicke.
Aus der Tabelle II ist ersichtlich, dass diese Patronen bei Temperaturen, die etwas höher liegen als der durch Schätzung berechnete durchschnitt liche Siedepunkt des Gemisches von Isomeren des Hexachlorcyclohexans, nämlich bei etwa 310 C, einer sich selbst unterhaltenden Reaktion unterliegen.
<I>Beispiel 2:</I> Ein inniges Gemisch von 27,5 Teilen Gua- nidinnitrat, <B>27,5</B> Teilen gepulvertem Ammo- niumbichromat und 45 Teilen Hexachlor- cyclohexan oder alpha,alpha-bis-(Parachlor- phenyl)-beta,beta,beta-trichloräthan wird in Patronen von 29 mm: Durchmesser und 18-20 mm Höhe zu 10 g leicht zusammen gedrückt.
Die Patronenhülle besteht aus
EMI0004.0019
<I>Tabelle <SEP> II:</I>
<tb> Aus- <SEP> Ungef.
<tb> breitungs- <SEP> Maximal Komponenten <SEP> Massen- <SEP> geschwindig- <SEP> temperatur
<tb> Komponenten <SEP> gebalt <SEP> dichte <SEP> . <SEP> keit <SEP> in <SEP> der <SEP> Anmerkungen
<tb> Reaktions <U>mm/sec <SEP> Zone</U>
<tb> Guanidinnitrat <SEP> 27,5 <SEP> Keine <SEP> Flamme.
<tb> Dichter <SEP> weisser
<tb> Ammoniumbichromat <SEP> .27,5 <SEP> 0,84 <SEP> -0,22 <SEP> 320 <SEP> C <SEP> Rauch. <SEP> Gelegent lich <SEP> glühende
<tb> Hexachlorcyclohexan <SEP> 45,0 <SEP> Teilchen <SEP> in <SEP> der
<tb> <U>Re</U>aktion<U>s</U>zone.
<tb> Guanidinnitrat <SEP> . <SEP> .
<SEP> 27,5
<tb> Ammoniumbichromat <SEP> 27,5 <SEP> 0,76 <SEP> 0,18 <SEP> 320 <SEP> C
<tb> Alpha,alpha-bis-(Paxa- <SEP> gleich <SEP> wie <SEP> oben
<tb> chlorphenyl)-beta,beta,
<tb> beta-trichloräthan <SEP> 45,0 <I>Beispiel 3:</I> Ein inniges Gemisch von 69,5 Teilen Guanidinnitrat, 20 Teilen Hexachlorcyclo- hexan, 10 Teilen Cuprochlorid und 0,
5 Teilen langen Asbestfasern wird zu Formkörpern von 24 mm Durchmesser und etwa 47 mm Höhe zu 35 g gepresst.. Diese Patronen sind am einen Ende mit einer Lage von etwa 1 g einer aus 30 Teilen Silicium und 70 Teilen Bleimennige bestehenden Zündmasse verse hen. Diese Patronen unterliegen bei Tempe raturen von etwa 350 C einer sich selbst unterhaltenden Reaktion.
<I>Beispiel 4:</I> Ein inniges Gemisch von 42 Teilen Guani- dinnitrat, 28 Teilen Barium-hypophosphit und 30 Teilen Hexachlorcyclohexan wird zu zylindrischen Formkörpern von 24 mm Durchmesser und etwa 30 mm. Höhe zu 23,3 g unter einer Totalbelastung von etwa 3 Ton nen gepresst.
Bei Zündung mittels einer Zünd schnur oder der Zündmasse aus 30:70 Sili- cium-Bleimennige erfolgt eine sich selbst un terhaltende Zersetzung unter Entwicklung eines dichten weissen Rauches, der den kon densierten Dampf des insektiziden Hexa- chlorcyclohexans enthält.