Verfahren zur Herstellung von Produkten, welche Pigmente hohen Dispersitätsgrades enthalten. Die für die Herstellung von Decklacken dienenden unlöslichen anorganischen oder organischen Pigmente entstehen meistens durch chemische Reaktionen ihrer wasser löslichen Komponenten in wässeriger Lösung, wobei die Pigmente als unlösliche Nieder schläge ausgeschieden werden.
Zur Weiter verarbeitung auf hochwertige Decklacke ge nügt es nicht, die trockenen, mehr oder we niger weit von Nebenprodukten befreiten Farben mit Lacken zu vermischen; mit Rück sicht auf ihre Deckkraft, sowie auf den Glanz und die mechanischen Eigenschaften der fer tigen Lackschicht werden sie vielmehr mit Hilfe der verschiedenartigsten mechanischen Vorrichtungen mit Lackbestandteilen, meist pflanzlichen Ölen, Weichmachungsmitteln oder Lösungsmitteln, innig gemischt.
Für alle diese Verfahren ist, besonders wenn kol loidale Dispersierung angestrebt wird, ein hoher Kraftverbrauch charakteristisch. Es ist ferner bekannt, Pigmente in Ge genwart von Schutzkolloiden herzustellen. Die dabei angewandten Schutzkolloide haben aber keine filmbildenden Eigenschaften und müssen zur Verarbeitung der so hergestellten Pigmente auf Zelluloseesterlacke entfernt werden.
Es ist auch bekannt, dass man die Pigmentbildung in Gegenwart von Kolloiden vornimmt, welche filmbildende Eigenschaf ten haben (vergleiche zum Beispiel die fran- zösisohe Patentschrift Nr. 61976.1). Die Aus führung dieses Verfahrens setzt aber voraus, dass nach erfolgter Pigmentbildung der Zel- luloseester aus seiner Lösung in Aceton durch Wasser gefällt wird, um die Nebenprodukte der Farbstoffbildung zu entfernen (ver gleiche Beispiel 1 und 2).
Das vorliegende Verfahren verzichtet nun sowohl. auf die Entfernung des Schutz kolloides, indem es dieses als integrierenden Bestandteil in das Endprodukt übernimmt, wie auch auf eine Fällung mit Wasser, einen Vorgang, der stets mit Verlusten an orga nischen Lösungsmitteln verbunden ist.
Es wurde nämlich gefunden, dass man die Eigenschaft wässeriger Lösungen gewisser Zellulosederivate, beim Erhitzen zu koagu lieren, verwenden kann, um die Neben produkte der Farbstoffbildung zu entfernen. Gemäss dem vorliegenden Verfahren erfolgt die Bildung der Pigmente in einer zähflüssi gen wässerigen Lösung eines Zellulosederi- vates, die beim Erwärmen koaguliert wird.
Dadurch wird eine nachträgliche Dispergie- rung des Pigmentes überflüssig, da 'es schon bei seiner Bildung aus den löslichen Kom ponenten in hochdisperser Form entsteht und in dieser Form direkt in den herzustellenden Lack übergehen kann.
Besonders eignen sich für das Verfahren die wasserlöslichen Zelluloseäther. Methyl- zelluloselösungen koagulieren zum Beispiel je nach dem Methylierungsgrad und der Iler- stellungsart bei verschiedener Temperatur. Bei den Methylzelluloselösungen liegt der Koagulierungspunkt gewöhnlich zwischen 50 und 60 .
Man lässt zum Beispiel die Farbstoff bildung in wässeriger Methylzelluloselösung bei Zimmertemperatur vor sich gehen, erhitzt dann über den Koagulierungspunkt hinaus und erhält ein Gel, das nach dem Zerkleinern mit heissem oder kochendem Wasser ausge waschen werden kann. Man kann die Koab 'u- lation auch so leiten, dass man das Reaktions- gemisch während des Erhitzens rührt.
Auf diese Weise erhält man gelatinöse Flocken, welche den Zelluloseäther und das Pigment enthalten, während der grösste Teil der Ne benprodukte der Farbstoffbildung sich in dem Wasser befindet. Die Flocken können mit heissem oder kochendem Wasser noch wei ter gewaschen werden. Die erstarrte Masse verflüssigt sich beim Abkühlen auf Zimmer temperatur wieder und kann in dieser Form technische Verwendung finden.
Die Ausführung des Verfahrens ist nicht an Methylzellulose gebunden. Es können vielmehr alle Zellulosederivate verwendet werden, welche sich in Wasser lösen und de ren wässerige Lösungen bei Temperatur steigerung in den Gelzustand übergehen.
Eine besondere Ausführungsform des Ver fahrens ist durch die Eigenschaft mancher Äthylzellulosen, sich in Eiswasser zu lösen, bei Zimmertemperatur aber wasserunlöslich zu sein, gegeben. Man löst solche Äthylzellu- losen in Eiswasser und lässt in der oben ge schilderten Weise die Pigmentbildung in der erhaltenen zähflüssigen Lösung vor sich gehen. Dann erwärmt man die Lösung bis zur Koagulation, wobei die wasserlöslichen, bei der Pigmentbildung entstehenden Neben produkte im Wasser verbleiben.
Die erhal tenen gefärbten Äthylzelluloseflocken wer den getrocknet und in üblicher Weise durch Auflösung in den bekannten Lösungs mitteln - in erster Linie Gemische von Al koholen und Kohlenwasserstoffen - zu farbigen Lacken verarbeitet.
Sehr geeignet für das vorliegende Ver fahren sind solche Zellulosederivate, welche sich als wässerige Pasten mit nicht wässe rigen Lösungen anderer Zellulosederivate mischen oder sieh in getrocknetem Zustande mit organischen Lösungsmitteln und gegebe nenfalls andern üblichen Zusätzen zu Lacken verarbeiten lassen.
Die Bildung der Pigmente kann erfolgen zum Beispiel durch doppelte Umsetzung ge eigneter IGIet-allsalzlösungen, durch Kuppeln von Diazoverbindungen mit geeigneten Komponenten, durch Oxydation pigment bildender Basen oder von Leukoverbindungen. <I>Beispiel 1:
</I> Eine Lösung von 10 gr Ferriammonium- sulfat in 100 ein' Wasser wird mit 75 gr einer 5 % igen wässerigen Methylzellulose ver rührt und weiter unter ständigem Rühren gemischt mit einer Lösung von 5,5 gr Ferro- cyankalium in 60 cm' Wasser. Die intensiv blaugefärbte Lösung wird durch Erhitzen im Wasserbad koaguliert und das Koagulum mit kochendem Wasser bis zur Salzfreiheit gewaschen.
<I>Beispiel 2</I> In einer Lösung von 125 gr Cadmium sulfat krist. (3 CdS04 -I- 8H,0) in 1600 gr Wasser werden 90 gr trockene Methylzellu- lose aufgelöst. Die Lösung wird mit 250 cm' Ammonsulfhydratlösung 9 % ig unter dauern dem Rühren vermischt und 10 Minuten ge rührt. Koagulation und Waschen wie Bei spiel 1.
<I>Beispiel 3:</I> a) Eine kalt gesättigte Lösung von 34,2 gr Natriumchromat kristallisiert (zirka 100 gr Wasser) wird mit 100 gr einer 4%igen Methylzelluloselösung in Wasser gemischt.
b) Eine kalt gesättigte Lösung von 33,1 gr Bleinitrat (erfordert etwa 80 gr Was ser) wird mit 100 gr einer 4%igen Methyl- zelluloselösung in Wasser gemischt.
Lösung a und<I>b</I> werden unter lebhaftem Rühren zusammengegeben. Es bildet sich Bleichromat, welches infolge der Zähigkeit der Lösung in fein verteilter Form. entsteht. Durch Erhitzen der Reaktionsflüssigkeit be wirkt man eine Koagulation der Methyi- zellulose, welche das Bleichromat einschliesst. Die entstehenden Flocken können durch hei sses Wasser ohne Farbstoff- und Methyl- zelluloseverlust salzfrei gewaschen werden Sie stellen eine weiche Masse dar, welche sich in Alkohol und andern organischen Lö sungsmitteln mit kräftig gelber Farbe auf löst.
Der entstehende Lack, welcher durch Zusatz von Harzen, Weichmachungsmitteln und auch andern Zelluloseverbindungen weit gehend in seinen Eigenschaften abgeändert werden kann, hinterlässt beim Eintrocknen elastische, gut deckende Lackschichten.
Die salzfrei gewaschenen Gallerten ver flüssigen sich beim Abkühlen und können als Aquarellfarben, Druckfarben usw. von be sonderer Leuchtkraft verwendet werden. Sie können auch durch Vermischen mit Weichmachungsmitteln, Harzen. Zellulose- ester- und Zelluloseätherlösungen zu Laeken verschiedenster Art verarbeitet werden.