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Verfahren zur Auslaugung von Erzen mittels Salpetersäure.
Es ist bekannt, schwefelhaltige Erze mit Salpetersäure niedriger Konzentration aufzuschliessen, z. B. dadurch, dass die im Erz vorhandenen Verbindungen in Sulfate verwandelt werden, wobei dann die entstehenden Stickoxyde wieder in Salpetersäure übergeführt werden. Auch auf bleihaltige Erze ist das Verfahren angewendet worden, weil dadurch der Angriff aùf die Erze verlangsamt wurde. Auch ! lie deutsche Patentschrift Nr. 284741 beschäftigt sich mit der Behandlung von Erzen mit stark verdünnter Salpetersäure ; ausserdem handelt es sich hier nicht um sulfidische, sondern um karbonatische und eventuell oxy- dische Erze.
Von diesen bekannten Verfahren unterscheidet sich das vorliegende dadurch, dass eine stärkere Salpetersäure von mindestens 40 % auf eisenhaltige Erze zur Einwirkung gebracht wird, wobei sich während der Zersetzung basisches Eisennitrat und Eisenhydroxyd bilden. Wenn in dem Ei z keine Eisenverbindung vorhanden ist, so muss eine bestimmte Menge Eisen in einer in Salpetersäure löslichen Form zugesetzt werden. Das Eisennitrat zeigt dabei die eigentümliche Erscheinung, dass es bei hinreichend langer Einwirkung in der Wärme unter Abgabe der gesamten Salpetersäure in Eisenoxyd übergeht, solange noch in den Erzen lösliche Bestandteile vorhanden sind, die in chemischem Sinne edler sind als Eisen.
Das hiebei auftretende, zunächst als Eisenhydroxyd vorhandene Eisen schwemmt sich sehr leicht auf ; es lässt sich auf diesem Wege von den unlöslichen Erzrückständen leicht vollständig trennen und kann aus der Lauge durch Filtration gewonnen und dem Zersetzungsprozess immer wieder zugeführt werden. Es bedarf also lediglich einer Ergänzung der unvermeidlichen Verluste, u. zw. tritt diese Ergänzung ganz von selbst ein, wenn im Weiterverlauf des Prozesses die Lauge durch Zementation von ihrem Metallgehalt befreit wird. Wie allgemein üblich, wird diese durch metallisches Eisen bewirkt, wobei alle Metalle, die edler sind als Eisen, ausgefällt werden. Es ist nun wichtig, diese Zementation in der Nitratlauge auszuführen. weil in diesem Falle an die Stelle der edleren Metalle das Eisen tritt, u. zw. unter Bildung von Eisenoxydulnitrat.
Setzt man nun nach Trennung der ausgefällten Metalle von der Lauge dieser letzteren wiederum
Salpetersäure zu, so wirkt dieses Gemisch auf eine neue Menge Erz genau so, als ob alle Salpetersäure in freier Form vorhanden wäre, indem das Eisenoxydulnitrat in Eisenoxydnitrat übergeht und dieses seine gesamte Salpetersäure unter Abscheidung von Eisenhydroxyd abgibt. Es wird dabei eine immer wachsende Menge von Eisenhydroxyd erzeugt, so dass es nötig ist, von Zeit zu Zeit eine bestimmte Menge Eisenhydroxyd aus dem Prozess zuentfernen.
Die bei dem Verfahren entstehenden nitrosen Gase, die sehr starkkonzen- triert sind, werden in bekannter Weise zu wässeriger Salpetersäure regeneriert und dem Prozess wieder zugeführt, so dass tatsächlich nur minimale Salpetersäuremengen verbraucht werden, entsprechend den unvermeidlichen, aber sehr geringen Verlusten.
Wenn das Erz, wie dies in der Praxis meistens der Fall sein wird, neben edleren Metallen ohnehin Eisen enthält, ist keine besondere Massnahme nötig, weil sich beim Auflösungsprozess direkt Eisenoxydnitrat bildet, das nach Abstumpfung der freien Säure in der oben beschriebenen Weise wirkt. Das Verfahren hat den besonderen Vorteil, dass etwa vorhandenes Silber mit in Lösung geht. Wenn also Silber vorhanden ist, so wird dieses zunächst durch Zementation mittels Kupfers ausgefällt und erst nach der Entfernung des Silbers wird die Zementation mit Eisen vorgenommen. Natürlich kann an Stelle dieser stufenweisen Zementation auch eine Elektrolyse mit unlöslichen Anoden, gegebenenfalls sogar mit löslichen Anoden, auf alle Fälle aber mit begrenztem Potential treten und so die Abscheidung der Metalle nacheinander bewirkt werden.
Ein wichtiger Vorzug des Verfahrens liegt hiebei darin, dass etwa vorhandenes Zinn nicht mit in Lösung geht, also bei den Rückständen verbleibt, und aus diesen hüttenmännisch gewonnen werden
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kann, während etwa vorhandenes Blei mit in Lösung geht. Ist Blei vorhanden, so ist die Trennung des Bleies von den übrigen Metallen sehr einfach zu bewirken, indem der Nitratlauge eine entsprechende Menge Schwefelsäure zugesetzt wird, wobei sich unlösliches Bleisulfat bildet, das für sich gewonnen werden kann.
Besonders wichtig ist das Verfahren für die Aufschliessung von an edleren Metallen armen Eisenerzen, indem es ermöglicht, das Eisen in Form von Eisenhydroxyd von dem Erz zu trennen und somit in sehr hochwertiger Form zu isolieren. Das Eisenhydroxyd hat bekanntlich die Eigenschaft, dass es sich zu sehr hart werdenden Briketts zusammenpressen lässt ; anderseits kann es aber auch als Bindemittel bei der Brikettierung von unaufgeschlossenen oder mulmigen Erzen, Agglomeraten, Gichtstaub u. dgl. dienen. Man kann also auch so arbeiten, dass man jeweils nur einen Teil des betreffenden Erzes nach dem beschriebenen Verfahren verarbeitet und den übrigen Teil mittels des gewonnenen Eisenhydroxydes brikettiert, wodurch der Gesamteisengehalt der Briketts auf eine hüttenmännisch brauchbare Höhe gebracht wird.
Auf diese Weise wird es möglich, bisher unbrauchbare Eisenerze, die besonders in Deutschland in ausserordentlicher Menge vorhanden sind, für die Industrie nutzbar zu machen.
Diese sulfidischen kupferfreien Erze verhalten sich bei Anwendung des Verfahrens so, dass sich zunächst bei Anwendung freier Salpetersäure unter Abscheidung von Schwefel und Entweichen nitroser Gase klare Lösungen bilden, bis die freie Säure aufgebraucht ist. Dann aber wirkt weiterhin das entstandene Ferrinitrat zunächst auf das Eisensulfid ein, wobei einerseits Schwefel, anderseits Eisenhydroxyd abgeschieden werden, die durch Aufschwemmen sowohl untereinander als auch vom Zersetzungsrückstand leicht getrennt werden können.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Auslaugung von Erzen mittels Salpetersäure, dadurch gekennzeichnet, dass die nötigenfalls entsprechend zerkleinerten Erze in Gegenwart von Eisen der Einwirkung heisser Salpetersäure von mindestens 40% H NOg-Gehalt solange unter Aufrechterhaltung der Temperatur unterworfen werden, bis keine Ausscheidungen von Eisenhydroxyd oder basischem Eisennitrat mehr erfolgen.