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Die Erfindung betrifft einen Stuhl, insbesondere für Körperbehinderte, mit einem Untergestell, an dem zumindest drei wenigstens teilweise schwenkbar gelagerte Laufräder angebracht sind, und mit einem gegenüber diesem Untergestell verdrehbaren, im wesentlichen aus einem Sitz und einer Rückenlehne bestehenden Sitzteil, wobei eine drehsteif mit dem Sitz verbundene Säule in einer koaxialen, starr mit dem Untergestell verbundenen Hülse drehbar gelagert ist, wobei unter- halb der Hülse ein über eine vorzugsweise elektrische Antriebseinheit antreibbares Antriebsrad angeordnet ist, dessen Radaufhängung drehsteif mit der Säule verbunden ist.
Stühle mit einem Laufräder tragenden Untergestell und einem gegenüber diesem Untergestell verdrehbaren Sitzteil (Sitz, Rückenlehne) haben sich vor allem in Büros, aber auch im Haushalt gut bewährt. Meist weisen dies Stühle sternförmig von der Hülse, in der die Säule des Sitzteiles drehbar gelagert ist, ausgehende Stützfüsse auf, an deren Enden Nachlaufräder angeordnet sind.
Der Benutzer kann durch Abstossen mit seinen Füssen am Boden normalerweise einerseits den
Sitzteil gegenüber dem Untergestell verdrehen und anderseits den ganzen Stuhl in beliebige
Richtungen verfahren.
Körperbehinderte Menschen mit Behinderungen an den Beinen können derartige Stühle meist nicht benutzen. Sie sind in der Praxis je nach Ausmass der Behinderung auf übliche handbetriebene
Rollstühle mit grossen Hinterrädern und kleineren vorderen Nachlaufrädern oder auf aufwendig gebaute elektrisch betriebene Rollstühle bzw. Kleinstwagen angewiesen. Gerade im Wohnbereich oder Arbeitsplatz im Inneren eines Gebäudes werden derartige bekannte mobile Stühle oft auf Grund ihres gegenüber den normalen Stühlen verschiedenen Aussehens vor allem von Behinderten selbst als störend empfunden. Zudem weisen elektrisch betriebene Rollstühle, die sich im Freien unter Umständen bestens bewähren, im Wohnbereich bzw. am Arbeitsplatz häufig den Nachteil einer schlechten Manövrierfähigkeit auf.
Aus der DE-OS 2354905 ist ein Stuhl bekannt, bei dem eine drehsteif mit dem Sitz verbundene Säule in einer Hülse des Untergestells drehbar gelagert ist. Diese Säule ist unten drehsteif mit der Radaufhängung eines zentralen Antriebsrades verbunden, welches von einer an der Radaufhängung montierten Antriebseinheit angetrieben ist. Neben den relativ kompakten Abmessungen, die eine derartige Konstruktion ermöglichen, besteht der Vorteil dieses Konstruktionsprinzips darin, dass die Sitzstellung immer die Richtung des Antriebsrades und damit auf einfache Weise (zusammen mit der Drehrichtung des Antriebsrades) die Bewegungsrichtung des Stuhles festlegt.
Eine Verstellung des Antriebsrades gegenüber dem Boden (Lenken) ist bei solchen Stühlen im wesentlichen auf zwei Arten möglich. Einmal durch Abstossen mit den Beinen oder Armen am Boden bzw. an Wänden oder Möbelstücken. Dabei können die Lauräder des Untergestells frei schwenkbar als Nachlaufräder ausgeführt sein. Allerdings lassen sich mit dieser einfachen Variante keine längeren Abschnitte fahren, ohne immer erneut durch Abstossen die Richtung zu korrigieren.
Ausserdem fällt Benutzern mit schweren Körperbehinderungen häufig das Abstossen am Boden oder an Wänden schwer bzw. ist dieses Abstossen gar nicht möglich. Ohne Abstossung an raumfesten Stellen kann ein Stuhl gemäss der eingangs erwähnten Gattung dadurch gelenkt werden, dass der Sitz (und damit das Antriebsrad) gegenüber dem Untergestell (und damit gegenüber dem Boden) verdreht wird. Bei einer derartigen Lenkung lassen sich vorteilhafterweise auch längere Abschnitte frei, beispielsweise gerade fahren, ohne dass Abstossungen an raumfesten Stellen nötig wären.
Zur Verdrehung vom Sitz zum Untergestell sieht der bekannte Stuhl nach der DE-OS 2354905 ein leicht unterhalb des Sitzes angeordnetes, um diesen herum verlaufendes Steuerrad vor, das fest mit dem Untergestell verbunden ist. Durch Festhalten am Steuerrad, das ja fest mit dem Untergestell verbunden ist, kann der Sitz und somit das Antriebsrad in die gewünschte Stellung verdreht werden. Abgesehen vom Aussehen, das auf Grund des Steuerrades doch erheblich vom gewünschten Aussehen ganz normaler Zimmerfahrstühle abweicht, weist die bekannte Art der Steuerung den Nachteil auf, dass das relativ weit unten liegende Steuerrad zum Lenken zumindest mit einer Hand fest ergriffen werden muss, und dann erst gegenüber dem Sitz (bzw. dieser gegen- über dem Steuerrad) verdreht werden kann, was aber bei vielen Formen der Körperbehinderung nicht oder nur schwer möglich ist.
Aufgabe der Erfindung ist es, den bekannten Stuhl zu verbessern und einen optisch anspre-
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chenden Stuhl der eingangs genannten Gattung zu schaffen, der auch bei schweren Körperbehinde- rungen, insbesondere der Hände, einfach und sicher steuerbar ist.
Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass beiderseits seitlich des Sitzteiles starr mit dem Untergestell verbundene, bis über die Ebene des Sitzes hinaufreichende Armlehnen ange- ordnet sind.
Diese Armlehnen erlauben es dem körperbehinderten Benutzer auf Grund ihrer Lage (wie bei Armlehnen bei normalen Stühlen) wesentlich leichter eine Verdrehung des Sitzteiles gegenüber dem Untergestell, also ein Lenken des Stuhles durchzuführen, als dies mit dem unter dem Sitz liegenden, fest zu ergreifenden bekannten Steuerrad der Fall ist. Ausserdem geben die erfindungsge- mässen Armlehnen dem Benutzer einen seitlichen Halt und verhindern ein seitliches Stürzen vom
Stuhl. Ein Überfahren von Türschwellen ist mit dem erfindungsgemässen Stuhl trotz des hohen
Schwerpunktes leicht und sicher möglich, so dass sich ein Benutzer selbständig innerhalb eines
Stockwerkes bewegen kann, bzw. falls ein Lift vorhanden ist, sogar im ganzen Haus.
Im Aussehen und in den äusseren Abmessungen ist ein derartiger Stuhl den üblichen, nicht angetriebenen Zimmerfahrstühlen sehr ähnlich. Dies ist für einen körperbehinderten Menschen unter Umständen ein bedeutender Vorteil in psychologischer Hinsicht.
An einer oder beiden Armlehnen kann jeweils eine Schalt- und/oder Regeleinrichtung für die Antriebseinheit angeordnet sein, mit der beispielsweise zwischen Stillstand, Vorwärtsfahrt oder Rückwärtsfahrt ausgewählt werden kann. Auch eine Geschwindigkeitsregelung ist möglich.
Um bei glatten Bodenbelägen zu verhindern, dass sich bei Verdrehung des Sitzteiles gegenüber den Armlehnen nur der Unterteil des Stuhles samt den Laufrädern verdreht und das Antriebsrad in der gleichen Stellung bleibt, und um den Geradeauslauf zu verbessern, ist bei einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Stuhles vorgesehen, dass zumindest ein gegebenenfalls in Richtung der Armlehnen rollendes Laufrad vorgesehen ist, dessen Radachse in einer relativ zum Untergestell fixierten Lage angeordnet ist. Ein Lenken des Stuhles ist trotz dieses fixen Laufrades natürlich weiterhin möglich. Günstig wird es sein, wenn ein oder zwei solche fixe Laufräder-in Blickrichtung des Benutzers gesehen - im wesentlichen hinter dem Antriebsrad angeordnet sind.
Um bei gleicher Verdrehung des Sitzes gegenüber dem Untergestell den Lenkeinschlag des Stuhles zu verbessern, sieht eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung vor, dass die Laufräder teilweise als an sich bekannte Lenkräder ausgebildet sind, deren Horizontalwinkelstellung zu den Armlehnen in Abhängigkeit von der Horizontalwinkelstellung des Sitzteiles zum Untergestell festgelegt ist. Dies ist insbesondere deshalb interessant, weil die fix mit dem Untergestell verbundenen Armlehnen naturgemäss den Einschlag des Sitzteiles gegenüber dem Untergestell begrenzen. In einer Stellung, in der der Sitzteil parallel zu den Armlehnen steht, werden dann auch diese Lenkräder parallel (in die gleiche Richtung) zum Antriebsrad stehen.
Beim Verdrehen des Sitzteiles gegen den Unterteil (gegebenenfalls über die Armlehnen) bleibt dieser bezüglich des Bodens in derselben Lage und das Antriebsrad verdreht sich gegenüber dem Boden in die gewünschte Lage. Gleichzeitig lenken die Lenkräder beispielsweise über eine an der Radaufhängung des Antriebsrades angeschlossenen Gestängevorrichtung gegenüber dem Untergestell. Sind die Räder - in der Hauptfahrrichtung gese- hen-in bevorzugter Weise hinter dem Antriebsrad angeordnet, so werden diese beim Lenken mit dem Antriebsrad natürlich genau in die Gegenrichtung einschlagen, um insgesamt den Lenkeinschlag zu verbessern.
Die Erfindung wird im folgenden an Hand eines Ausführungsbeispieles in den Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen Fig. l eine Vorderansicht des Ausführungsbeispieles des erfindungsgemässen Stuhles mit einem im Schnitt gemäss der Linie I-I der Fig. 2 dargestellten Teilbereich, Fig. 2 eine Draufsicht mit stark schematisierter strichlierter Darstellung der wichtigsten verdeckten Teile und Fig. 3 eine Schnittansicht gemäss der Linie 111-111 der Fig. l.
Der in den Fig. l bis 3 dargestellte Stuhl weist ein allgemein mit der Bezugsziffer--1--
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--2-- jeweilsLaufrad--3 bzw. 3'-- angebracht ist, und einen gegenüber diesem Untergestell verdrehbaren Sitzteil auf, der im wesentlichen aus einem Sitz --4-- und einer über eine lösbare Klemmschrau- be --6-- höhenverstellbaren Rückenlehne --5-- besteht. Über eine Montageplatte --7-- ist
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