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Verfahren zum Entfernen von kationaktiven, erhöhte Temperaturen vertragenden Präparationen, von unverarbeitetem Textilgut
Seit langem werden in der Textilindustrie, besonders in der Chemiefaserindustrie, zum Avivieren und Präparieren von Fasern, vor allem von Zellwolle, kationaktive Hilfsmittel in grösstem Umfange angewendet. Unter kationaktiven Hilfsmitteln sind hiebei insbesondere ternäre und quaternäre Amin- und Ammo- nium- sowie Sulfonium- und PhosphoniUII1verbindungen zu verstehen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie schon in kleinen Mengen, als Avivagemittel angewendet, wie ein Farbstoff substantiv auf die Faser aufziehen und den gewünschten Effekt, wie Haftvermögen, Weichheit und Griff, bei der Herstellung von Garnen, Geweben und Gewirken vollauf erreichen lassen.
Ein Nachteil dieser kationaktiven Mittel ist dabei, dass sie entsprechend ihrer Substantivität von der Faser sehr hartnäckig festgehalten werden. Ein Entfernen der Präparationen mit den üblichen Waschmitteln ist bisher nicht erreicht worden. Sie müssen aber vor der Weiterbehandlung des Textilgutes, wie Waschen, Walken, Färben usw., entfernt werden, weil das Textilgut sonst beim Färben ein wolkiges Farbenbild und bei Mischgeweben Kettstreifigkeit ergibt.
Zu unverarbeitetem Textilgut in diesem Sinne zählen : Nicht versponnene Stapelfasern von Regenerat-Cellulosen und Celluloseestern (Zellwollen), von synthetischen Fasern auf Polyamid-, Polyacrylnitril-, Poly- ester-od. ähnl. Basis, Gespinste aus diesen Materialien, aber auch solche aus Baumwolle oder Gespinste aus Mischungen von Wolle mit den genannten Fasern, weiter endlose Fäden aus Regenerat-Cellulosen, Celluloseestern und auf synthetischer Basis, schliesslich auch Gewebe oder Gewirke aus den genannten Ge- spinten und Fäden, entweder roh, d. h. nicht gefärbt und ausgerüstet oder aber gefärbt und ausgerüstet
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verarbeitet. Die Behandlung unversponnener Naturfasern kommt nicht in Frage, da man solche nicht mit kationaktiven Präparationen versieht.
Man hat wohl schon versucht, das Abziehen der kationaktiven Mittel vom Textilgut mittels anion- aktiveroder nichtionogel1erMittel in alkalischen Medien zu erreichen, aber ohne befriedigendes Ergebnis. So heisst es z. B. im Prospekt"Aquamollin-BCS-flüssig"der Firma Cassella, dass besondere Präparationen von kunstseidenen Textilien bzw. solchen aus Zellwolle, die durch Waschen mit den üblichen Wasch-, Emulgier- und Dispergiermitteln nicht entfernbar sind und die das Aufziehen der Farbstoffe oft sehr weitgehend behindern, durch Behandeln mit 1 - 3 cms Aquamollin-BCS-flüssig, (alkalisch reagierendes Was- serenthärtungsmittel auf Basis äthylendiamintetraessigsaurem Natrium) unter Mitverwendung von 1 bis 2 g Humectol C konz.
(sulfoniertes Dibutylamid der Ölsäure) je Liter innerhalb 1/2 Stunde bei 80 - 900 C entfernt werden können. Der Erfolg dieser Behandlung ist jedoch ebenfalls technisch unbefriedigend, sofern es sich um kationaktive Präparationen handelt.
Die kationaktiven Präparationen werden nämlich nur ungenügend entfernt, wodurch sich beim anschliessenden Färben ein unruhiges Warenbild und eine Farbtonverschiebung ausbildet. Die ständig zuneh- menden Anforderungen an mustergetreue Färbungen führen aber dazu, dass bereits bei Vorliegen nur geringer Abweichungen in der Farbnuance die Ware vom Abnehmer abgelehnt wird.
Beispielsweise werden bei modernen Arbeitsverfahren zur Herstellung von Konfektionskleidung die Einzelteile aus vielen Lagen
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Die vorliegende Erfindung ermöglicht es nun, kationenaktive, erhöhte Temperaturen vertragende Präparationen, d. h. solche, die bei den vorgesehenen Behandlungstemperaturen nicht polymerisieren, mit bisher nicht bekannter Gleichmässigkeit vom Textilgut abzuziehen, wodurch gewährleistet ist, dass sich beim anschliessenden Färben kein unruhiges Farbbild und keine Farbtonverschiebung ausbildet.
Dies wird erfindungsgemäss aadurch erreicht, dass man das Textilgut vor dem Waschen, Bleichen oder Färben in einem wässerigen heissen Bad behandelt, welches geringe Mengen kondensierter Phosphate und solche Mengen Alkalien enthält, dass das Behandlungsbad pH-Werte von etwa 10 bis 12 hat. Das erfindungsgemässe Verfahren lässt sich weiterhin verbessern, wenn in Gegenwart vort anionaktiven Netz- oder Waschmitteln gearbeitet wird.
Die Behandlungszeit beansprucht im allgemeinen nur wenige Minuten. Man arbeitet bei höheren Temperaturen, vorzugsweise 95 - 1000 C, manchmal sogar unter Druck.
Als kondensierte Phosphate kommen u. a. und bevorzugt wasserlösliche Pyro-, Poly- und Metaphosphate, sowie Kondensationsprodukte aus Harnstoff und Phosphorpentoxyd oder Gemische daraus in Frage.
Auch an sich unlösliche polymere Phosphate können verwendet werden, wenn sie durch geeignete Zusätze löslich gemacht werden, wie z. B. die schwerlöslichen und auch als unlöslich bezeichneten Kaliummeta- phosphate in bekannter Weise durch Natriumsalze. An Stelle definierter kondensierter Phosphate können auch Produkte zur Anwendung gelangen, wie sie durch thermische Entwässerung von Gemischen aus Phosphaten mit höherem Gehalt an Konstitutionswasser, insbesondere von Gemischen aus Mono- und Dialka- liorthophosphat, bevorzugt in glasiger Form erhalten werden.
Als Alkalien werden am zweckmässigsten Alkalikarbonate, wie Soda, verwendet, doch können auch Ammoniak oder Natronlauge angewendet werden.
Als Netzmittel können Seifen, AlkylsTilfate und-sulfonate, Alkylarylsulfonate und alle andern anionaktiven Netzmittel oder Waschmittel Anwendung finden.
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s pie 1 1 : 30 g eines avivierten, vergilbten Gewebes auf Caprolactambasis werden in einer flot-angesäuert und nochmals nachgespült.
Neben der Entgilbung ist das behandelte Gewebe soweit entaviviert, dass es sich in einem 400 C warmem Bad ohne Hilfsmittelzugabe mit Telon-Lichtblau RR in guter Farbtiefe und Egalität anfärben lässt.
Die Ausfärbung entspricht im Farbton der Typfärbung.
Behandelt man das gleiche, mit Decyltrimethylammoniumchlorid avivierte Material unter sonst gleichen Bedingungen, aber an Stelle von Phosphat mit einem organischen Komplexbildner vom Typ des Natrinmsalzes der Äthylendiamintetraessigsäure, so zeigt die anschliessende Färbung ein unruhiges Warenbild und eine FarbtonverschiebW1g.
Beispiel 2 : 5 Dutzend Paar Baumwollstrümpfe, die mit einem kationaktiven Kondensationspro- dukt weich gemacht wurden, zeigten bei anschliessendem Waschen mit anionahtiver Seife eine unlösliche, schmierige Ausfällung.
Zum Vergleich wurden weitere 5 Dutzend Paar Strümpfe derselben Partie in einem mit Natronlauge auf PH = 12 eingestellten Bad unter Zugabe von 5 g/l Pentanatriumtripolyphosphat 15 Minuten bei 1000 C behandelt. Nachfolgend wurde mit 2 g/l Marseiller Seife bei 500 C gewaschen. Das kationaktive Kondensationsprodukt war soweit abgezogen, dass keinerlei schmierige Ablagerungen entstanden.
Behandelt man das gleiche, mit Monostearyläthylendiaminammonsulfat avivierte Material unter sonst gleichen Bedingungen, aber an Stelle von Phosphat mit einem organischen Komplexbildner vom Typ
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der Äthylendiamintetraessigsäure,tonverschiebung.
Beispiel 3 : Ein kationaktiv avivierter Strang von 50 g Zellwolle des W-Typs wird in 1, 5 l Flotte, die mit Ammoniak auf PH : : : 10 eingestellt ist, unter Zugabe von 7, 5 g Hexanatriumtetrapflyphos- phat und 1, 5 g eines Fett. alkoholsu1fonates 15 Minuten bei 850 C behandelt. Nach dem anschliessenden Spülen wird der Strang in einemFärbebad mit 21o Supranol BB 20 Minuten bei 500 C bewegt. Eineäusserst schwache Anfärbung weist darauf hin, dass die kationaktiven Bestandteile praktisch vollständig abgezogen sind.
Dagegen ist die Anfärbung mit Supranol BB stärker und ungleichmässiger, wenn man beim Entfernen des verwendcten Lauryltrimethylammoniumchlorids das Hexanatr' umtetrapolyphosphat durch eine entsprechende Menge eines Salzes der Äthylendiamintetraessigsäure ersetzt und den PH- Wert nicht mit Ammoniak auf PH = 10 einstellt.
Beispiel4 :EinViskose-Zellwollgewebe,dasmiteinemKondensationsproduktauseinemCyan-
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amidderivat und Formaldehyd behandelt war, wurde 1/2 Stunde bei 80 - 900 C in einer Flotte behandelt, die pro Liter 3 g Natriumhexapolyphosphat und 2 g eines Schwefelsäureesters des Ölsäureamids enthält und mit Natronlauge auf PH = 11 eingestellt wurde. Das so behandelte und gründlich nachgespülte Gewebe wurde mit 0, 50 ; 0 Benzorobin HW (Schultz-Farbstoff-Tabellen Band II, S. 35) ausgefärbt.
Die Färbung ist ruhig und entspricht im Farbton dem Typ der Ausfärbung.
Wird dagegen das gleiche Gewebe mit 3 cm einer handelsüblichen wässerigen Lösung eines Natrium- salzes der Äthylendiamintetraessigsäure und 2 g eines Natriumsalzes des Schwefelsäureesters des Ölsäureamids 1/2 Stunde bei 80 - 900 C behandelt, so ergibt die anschliessende Ausfärbung mit Benzorobin HW ein unruhiges Bild, selbst wenn die Abziehflotte mit Natronlauge auf PH = 11 eingestellt wurde. Der Farbton ist intensiver rot als die Vorlage.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Entfernen von kationaktiven, erhöhte Temperaturen vertragenden Präparationen, insbesondere von aus ternären und quaternären Amin- und Ammonium- sowie Sulfonium- und Phosphoniumverbindungen bestehenden Präparationen, von unverarbeitetem Textilgut auf natürlicher, geschaffener oder vollsynthetischer Basis, dadurch gekennzeichnet, dass man die Behandlung des Textilgutes mit wässerigen, heissen Bädern vornimmt, welche geringe Mengen kondensierter Phosphate und solche Mengen Alkalien enthalten, dass das Behandlungsbad pH-Werte von etwa 10 bis 12 hat.