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Verfahren zur Herabsetzung des Schrumpfvermögens von Fäden aus linearen Polyolefinen
Das Ausmass des Schrumpfes von künstlichen Fäden ist von ihrer Art bzw. chemischen Aufbau abhängig und wird weitgehend durch die beim Herstellungsprozess angewendeten Spannungen beeinflusst. Eine besonders starke Schrumpfneigung zeigen im allgemeinen Fäden aus synthetischen Hochpolymeren, die im Verlaufe des Herstellungsverfahrens kalt oder heiss verstreckt wurden. In den meisten Fällen ist es notwendig oder zweckmässig, vor der Weiterverarbeitung das Schrumpfvermögen der Fäden weitgehend herabzusetzen.
Fäden aus Polyolefinen, z. B. aus Niederdruck-Polyäthylen, zeigen je nach dem Verfahren ihrer Herstellung eine mehr oder minder grosse Schrumpfneigung. An verstreckten Polyäthylen-Fäden misst man nach einer Behandlung mit kochendem Wasser einen Schrumpf von etwa 4-7%. Dieser Schrumpf stört bei der Weiterverarbeitung der Fäden oder der aus ihnen hergestellten Gewebe oder Gewirke, insbesondere bei Behandlungen mit heissen Flüssigkeiten und muss daher möglichst weitgehend beseitigt werden. Man hat bisher versucht, den Schrumpf durch etwa l-stündiges Erhitzen in kochendem Wasser oder 10-20 Minuten langes Behandeln in heissen Salzlösungen herabzusetzen. Schliesslich kann man auch heisse Glykol-bzw.
Glycerinbäder bei Temperaturen von mehr als 1200 C anwenden, Auch diese Bäder muss man wenigstens'10 Minuten vorzugsweise jedoch mehr als 20 Minuten einwirken lassen.
Die Ergebnisse, die man durch die vorgenannten Verfahren erzielen kann, sind zufriedenstellend, doch müssen die langen Behandlungszeiten als nachteilig angesehen werden, da sie ein kontinuierliches Arbeiten ausschliessen. Ausserdem ist man bemüht, den Energieaufwand für das Aufheizen der Bäder möglichst. gering zu halten.
Es wurde nun gefunden, dass man das
Schrumpfvermögen von Fäden aus Polyolefinen in sehr viel kürzeren Zeiten und bei wesentlich niedrigeren als den bisher üblichen Tem- peraturen herabsetzen kann, wenn man die Fäden mit flüssigen, aromatischen, cycloaliphatischen oder cycloaliphatisch-aromatischen Kohlenwasserstoffen mit einem Siedepunkt von mehr als 1100 C behandelt. Besonders geeignet ist Xylol, aber auch mit Dekalin, Tetralin, Toluol, Cymol, Cumol, Mesitylen, Inden, Pseudocumol, Äthylentetralin, 1, 6- oder 1, 2-Dimethylnaphtalin u. a. Verbindungen kommt man zu guten Ergebnissen. Die Behandlungstemperaturen dürfen nicht über 90 C liegen. Die Behandlungsdauer beträgt 10 Sekunden bis 5 Minuten.
Am deutlichsten wird der Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens bei einer Gegenüberstellung mit den bisher üblichen Arbeitsweisen. So muss man beispielsweise einen nach dem Schneckenpressenverfahren hergestellten Faden von 24 den, der nach einer Heissverstreckung um etwa 800 % einen Schrumpf von 6% zeigt, 30 Minuten lang in kochendes Wasser einlegen, damit sein Schrumpfvermögen auf Null absinkt. Den gleichen Effekt kann man nach dem erfindunggemässen Verfahren erzielen, wenn man einen gleichen Faden durch ein auf 70-800 C geheiztes Xylolbad führt, wobei man mit einer Berührungsdauer von 20 bis 30 Sekunden auskommt. Man kann in diesem Falle den Faden unmittelbar nach dem Verlassen der Streckeinrichtung durch das Schrumpfbad führen, also kontinuierlich arbeiten.
Wenn man die Temperatur des Xylols noch etwas erhöht, etwa auf 900 C, so kann die Behandlungszeit weiter verkürzt werden. Eine Erhöhung der Temperatur auf über 90 C muss jedoch vermieden werden, weil andernfalls der Faden angegriffen wird.
Die Einschränkung der verwendbaren Behandlungsmittel auf solche aromatische, cyclo- aliphatische oder aliphatisch - aromatische Kohlenwasserstoffe, die einen Siedepunkt von mehr als 1100 C haben, ist dadurch gegeben, dass ein Verdampfen des Kohlenwasserstoffs
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beim Schrumpfprozess also bei Temperaturen bis zu 900 C vermieden werden muss.
Die Festigkeit-un Dehnungswerte ändern sich beim Schrumpfen im allgemeinen in dem Sinne, dass die Festigkeit abnimmt und gleichzeitig die Dehnung zunimmt. Bei der erfindungsgemässen Behandlung der Fäden entspricht die Abnahme der Festigkeit einer Schrumpfung durch 1-stündiges Erhitzen in kochendem Wasser ; die Bruchdehnung wird jedoch bei dem erfindungsgemässen Verfahren stärker erhöht als bei der Behandlung mit Wasser, was als ein besonderer Vorteil angesehen werden kann.
Die Behandlung kann nicht nur an Fäden, sondern auch an fertigen Geweben oder Gewirken vorgenommen werden. Dabei lassen sich besondere Effekte erzielen, wenn man Mischgewebe bzw. -gewirke aus Polyäthylenfäden und in den Behandlungsmitteln nicht schrumpfenden Fäden der Einwirkung von Xylol oder andern Kohlenwasserstoffen der genannten Gruppen unterwirft.
An Hand einiger Beispiele wird das Verfahren näher erläutert : Beispiel l : Ein aus Niederdiruck-Poly- äthylen mittels Schneckenpresse hergestelltes Garn aus 30 Einzelfäden mit einem Einzeltiter von 64 den zeigt nach einer Heisserstreckung um 800% die nachfolgenden textilen Daten :
Reissfestigkeit 5, 2 g/den
Dehnung : 150/0
Schrumpf : 7 %
Wenn man dieses Garn eine Stunde lang in kochendes Wasser einlegt, sinkt der Schrumpf auf Null ab. Die Festigkeit beträgt dann 4, 1 gl den, während die Dehnung auf 22% ansteigt.
Ein gleiches Garn wird nun im Anschluss an die Verstreckungseinrichtung durch ein auf 800 C erhitztes Xylolbad geführt, so dass die Behandlungsdauer 20 Sekunden beträgt. Dabei sinkt der Schrumpf ebenfalls auf Null ab, die Festigkeit beträgt 4 g/den und die Dehnung ist auf 28% angestiegen.
Wenn man die Temperatur des Bades auf 90 C erhöht, so erreicht man bereits mit einer Behandlungszeit von 10 Sekunden die gleichen Ergebnisse.
Beispiel 2 : Ein aus dem gleichen Material wie in Beispiel 1 angegeben bestehen- des Garn mit 30 Einzelfäden und einen Einzelfadentiter von 40 den und den nachfolgen- den textilen Daten : Reissfestigkeit : 4, 9 g/den
Dehnung : 21 %
Schrumpf : 7, 2% verliert durch eine Behandlung mit 85 C warmem Tetralin den Schrumpf vollständig. Dabei nimmt gleichzeitig die Festigkeit auf 4, 5 g/den ab und die Dehnung steigt auf 27%.
Beispiel 3 : Ein aus isotaktischem Polypropylen durch Schmelzspinnen hergestelltes Garn aus 60 Einzelfäden mit einem Einzeltiter von 1, 5 den. zeigt nach einer Heissvgr-
EMI2.1
Durch eine Behandlung in 800 C warmem p-Diisopropylbenzol, wobei die Verweilzeit 20 Sekunden beträgt, geht der Schrumpf auf 0, 80'0 zurück. Die Festigkeit nach dieser Behandlung beträgt 4, 0 glden. Die Dehnung ist auf 28% angestiegen.
Beispiel 4 : Ein durch Schmelzspinnen mittels eines Extruders hergestelltes Garn aus 3-Methylbuten-l besitzt einen Gesamttiter von 288 den., was bei einem Aufbau aus 72 Einzelfäden einem Einzelfaden-Titer von 4 den.
'entspricht.
Seine Festigkeit beträgt nach einer Heissverstreckung um 650% 3, 5 g/den. Die Dehnung liegt bei 28% und der Schrumpf bei 9%.
Durch eine Behandlung in 900 C warmem Äthvlnaphtalin während 10 Sekunden, die kontinuierlich nach der \'erstreckung durchgeführt wird, weden folgende textile Daten erhalten :
Reissfestigkeit 3. 2 g/den.
Dehnung : 31 00
Schrumpf : 0. 5 0'0
Die Schrumpfwerte, die in der Beschreibung und den Beispielen angegeben sind, werden definiert als prozentuale Verkürzung der Fadenlänge, die bei einer 1-stündigen (weiteren) Behandlung mit kochendem Wasser eintritt.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herabsetzung des Schrumpfvermögens von Fäden aus linearen Polyolefinen, dadurch gekennzeichnet, dass man die Fäden bei Temperaturen bis zu 90 C einer Behandlung mit flüssigen aromatischen, cycloaliphatischen oder gemischt cycloaliphatisch-aromatischen Kohlenwasserstoffen, die einen Siedepunkt von mehr als 1100 C haben, unterwirft.