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Als Material zur Herstellung chirurgischer Unterbindungen und Nähte wurden bisher meist Seide oder Tierdärme oder Sehnen od. dgl. tierische Stoffe verwendet. Mit beiden Materialien lassen sieh an sich mechanisch einwandfreie Nähte herstellen. Bei Fäden aus tierischen Materialien tritt jedoch der
Nachteil auf, dass diese nicht der Siedetemperatur des Wassers unterworfen und daher nur schwer völlig keimfrei erhalten werden können. Bei Seide kann zwar die Keimfreiheit durch Kochen ohne weiteres bewirkt werden, seidene Fäden bleiben aber als Fremdkörper im Gewebe liegen und können dadurch zu
Komplikationen des Wundverlaufs führen.
Diese Nachteile werden erfindungsgemäss dadurch vermieden, dass als Nahtmaterial für die
Humanchirurgie Seile verwendet werden, die aus Drähten aus Magnesium oder Magnesiumlegierungt'n mit einem Höehstdurchmesser von 0.2 mm hergestellt sind. Magnesium und Magnesiumkgierungen lassen sich ohne jede Schwierigkeit durch Auskochen keimfrei machen und werden vom Körper resorbiert.
Die Resorption erfolgt so langsam, dass der Zweck der Naht, die Schliessung der Wunde, erreicht wird.
Ausser der eigentlichen Tiefen-und Oberfläehennaht ist Verwendungszweck auch die Unterbindung von Blutgefässen.
Die Verwendung von Magnesiummaterial für die angegebenen Zwecke scheiterte bisher daran dass die normalen Magnesiumdrähte einen viel grösseren Durchmesser hatten als die erfindungsgemäss zu verwendenden ; die bekannten Drähte lassen sich nicht knoten, sondern brechen beim Versuch, sie zu Schlingen zusammenzubiegen. Für chirurgische Zwecke waren sie daher unbrauchbar.
Auch bei sehr dünnen Drähten aus Magnesium oder Magilesiumlegieruiigcn kann der erwähnte Nachteil auftreten, dass ein Einzeldraht beim Einfädeln in das Nadelöhr, beim Hin-und Herbicgen und Knoten infolge des geringen Formänderungsvermögens leicht bricht. Es ist daher vorteilhaft, statt der einzelnen Drähte Seile zu verwenden, die durch Vereinigung besonders dünner Drähte erhalten werden.
Ein aus dünnen Drähten hergestelltes Seil besitzt eine erheblich grössere Biegefähigkeit und "Knotenfestigkeit"als ein massiver Draht gleichen Querschnitts.
Als Legierungsbestandteile können neben dem Magnesium alle Elemente, insbesondere Metalle, verwendet werden, die im menschlichen Körper keine giftigen Wirkungen hervorrufen. Zu den auszu- schliessenden Metallen gehören infolgedessen z. B. Blei, Silber, Barium, Arsen.
Der Magnesiumgehalt der verwendeten Legierungen soll wenigstens 75% betragen. Der wichtigste Legierungszusatz zum Magnesium ist Aluminium. Praktische Aluminiumzusätze gehen bis zu 6. 5%, aber auch Aluminiumzusätze bis zu ungefähr 10-15% sind noch möglich. Andere Legierungsmetalle sind : Silizium, Mangan, Zink und Kadmium, Kupfer, Nickel, Kobalt, Zinn, Antimon, Wismut, Lithium, Natrium, Strontium, Rubidium, Caesium, Kalium, Calcium, Titan, Beryllium und die seltenen Erden.
Alle diese Elemente können allein oder gemeinsam dem Magnesium zugesetzt werden. So können z. B. geeignete Legierungen aus
1. bis 10% Aluminium, Rest Magnesium,
2. etwa 0-10% Aluminium, etwa 0. 1-0. 5% Mangan, Rest Magnesium,
3. bis 10% Aluminium mit kleinen Zusätzen von Zink oder Silizium oder Zink und Silizium,
Rest Magnesium,
4. etwa 5% Aluminium, 0. 1-0. 5% Mangan, bis etwa 3% Kadmium, Rest Magnesium, bestehen.
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Die Herstellung derartiger dünner Drähte wie sie erfindungsgemäss Verwendung finden sollen, erfolgt in besonders kleinen Ziehabschnitten, so dass das Formänderungsvermögen des Materials nicht überschritten wird. Zum Beispiel wurde ein Draht von 0.30 mm Durchmeser in folgenden Abschnitten
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<tb>
<tb> 0.30 <SEP> 0.28 <SEP> 0.26 <SEP> 0.24 <SEP> 0. <SEP> 22 <SEP> 0. <SEP> 20 <SEP> 0.19 <SEP> 0. <SEP> 18mm
<tb> 0. <SEP> 17 <SEP> 0.16 <SEP> 0.15 <SEP> 0.14 <SEP> 0. <SEP> 13 <SEP> 0.12 <SEP> 0. <SEP> 11 <SEP> 0.
<SEP> 10mm
<tb>
Während bei der Herstellung von dickeren Drähten aus Magnesium oder Magfiesiumlegierungen ebenso wie bei Drähten aus andern Metallen nach mehreren Zügen eine Wärmebehandlung eingeschaltet wird, wird bei dem Verfahren nach der vorliegenden Erfindung eine sehr häufige Wärmebehandlung zur Beseitigung der Ziehspannungen vorgenommen. In dem angegebenen Beispiel wurden die Drähte nach jedem einzelnen Zug einer Wärmebehandlung unterworfen. Der angegebene Fall gilt nur als Beispiel. So kann z.
B. auch an Stelle einer Abnahme von 0. 22 mm auf 0.20 mm eine solche von 0. 22 mm auf 0.21 mm
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Ziehabsehnitte noch eine Wenigkeit grösser gestalten lassen als in dem angegebenen Beispiel, so dass also an Stelle einer Abnahme von 0. 22 mm auf 0. 20 mm etwa eine Abnahme von 0. 22 mm auf 0. 19 mm oder 0. 195mm in zwei oder mehr Unterteilungen ohne Zwischenglühung erfolgen kann. Wesentlich ist jedenfalls, dass die einzelnen Abnahmen verhältnismässig sehr klein sind.
Um ein nach dem Glühen erforderliches Beizen zu vermeiden, erfolgt das Glühen zweckmässig unter Luftabschluss, sei es z. B. im Ölbad oder im Vakuum. Die derartig hergestellten Einzeldrähte werden dann in üblicher Weise verseilt, z. B. linksgängig oder rechtsgängig, im Kreuzschlag, Gleichschlag oder Kabelschlag oder geflochten, wobei das Seil aus Drähten gleichen Durchmessers oder Drähten verschiedenen Durchmessers bestehen kann und die Drähte zuerst zu Litzen und die Litzen dann wiederum zu Seilen geschlagen oder geflochten werden können.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Resorbierbares Näh-und Unterbindungsmaterial für die Humanchirurgie, bestehend aus Seilen, die aus Drähten von Magnesium oder Magnesiumlegierungen, die einen Durchmesser vonhöchstens 0.2 mm besitzen, hergestellt sind.