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Verfahren zum Schlichten von Textilfasern.
Gegenstand des Stammpatentes Nr. 121241 ist ein Verfahren zum Schlichten von Textilfasern, das dadurch gekennzeichnet ist, dass Polyvinylalko. hol verwendet wird. Nach dem Verfahren des zweiten
Zusatzpatentes Nr. 132386 wird eine gesteigerte Schlichtwirkung dadurch erzielt, dass man einen Polyvinyl- alkohol von möglichst hoher Viskosität verwendet.
Es wurde nun in weiterer Ausarbeitung des Verfahrens gemäss Stammpatent Nr. 121241 gefunden, dass man durch die Kombination eines Polvvinylalkohols von hoher Viskosität mit einem solchen von niedriger Viskosität zu einer besonders günstigen Schlichtwirkung gelangt, u. zw. besteht die verbesserte
Sehlichtwirkung unter anderm darin, dass man durch Verwendung von derartigen Mischungen zum
Schlichten eine Ware erhält, welche sich durch erhöhte Weichheit des Fadens und einen besseren Schluss auszeichnet.
Diese verbesserte Schlichtwirkung kann auf folgende Art und Weise erklärt werden : Ein niedrigviskoser Polyvinylalkohol dringt gut in die Faser ein und verbindet unter Erzielung einer weichen Schlichte die einzelnen Kapillaren untereinander. Ein hoehviskoser Polyvinylalkohol dringt nicht in den Faden ein, sondern lagert sich in Form eines Films oberflächlich auf den Faden und umschliesst die einzelnen Kapillarfäden. Die so erhaltene Schichtung ist ziemlich hart. Verwendet man nun eine Mischung von Polyvinylalkoholen verschiedener Viskosität, so erzielt man eine Schlichtung, die sowohl in den Faden eindringt, also die einzelnen Kapillarfäden untereinander verbindet, als auch sich um den Faden in Form eines Films lagert und so die Schlichtung gegen Reibung widerstandsfähig macht.
Die so erhaltenen Schlichtungen sind bedeutend weicher als bei Verwendung von hochviskosem Polyvinylalkohol allein.
Es wurde ferner gefunden, dass diese Wirkung nicht nur bei Mischungen von Polyvinylalkoholen allein auftritt, sondern man erhält ähnliche Effekte, wenn man andere wasserlösliche Polyvinylverbindungen verwendet, wie die wasserlöslichen Derivate von Polyvinylalkohol, z. B. die Einwirkungsprodukte der Alkylenoxyde auf Polyvinylalkohole. Z. B. ist man durch Kombination eines hochviskosen Polyvinylalkohols mit einem durch Umsetzung von Polyvinylalkohol mit Äthylenoxyd erhaltenen Derivat von niedriger Viskosität in der Lage, ein Schlichtemittel zu erhalten, welches sich in Hinsicht auf den Faden- schluss sowie in Hinsicht auf Weichheit besser verhält als jede einzelne Komponente.
Ferner kann man den Mischungen der Polyvinylverbindungen auch Hydroxylgruppen enthaltende Verbindungen mit grösserem Molekül zusetzen, beispielsweise die durch Kondensation von mehrwertigen Alkoholen, insbesondere aus Glycerin, gewonnenen Polymeren, ferner die durch chemische Umsetzung oder durch Abbau aus Kohlenhydraten gewonnenen wasserlöslichen Produkte, wie Methyleellulose,
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des Polyvinylalkohols günstig, ebenso die durch katalytische Reduktion aus Kohlenhydraten gewonnenen Abbauprodukte, wie z. B. das aus Methylcellulose entstehende Dimethoxytrioxyhexan. Ferner sind beispielsweise geeignet die entstehenden Kondensationsprodukte aus Harnstoff und Glycerin sowie andere hydroxyl-und stickstoffhaltige Kondensationsprodukte, wie Triäthanolamin usw.
Beispiele :
1. 60 Gewichtsteile eines hochviskosen Polyvinylalkohols vom K-Wert 76 (s. Kolloid-Zeitschrift 49.
1929, S. 135), wie er durch Verseifen eines in organischen Lösungsmitteln nur noch quellbaren Polyvinyl-
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einen ausgezeichneten Fadenschluss.
2.60 Gewichtsteile hoehviskoser Polyvinylalkohol erhalten aus Polyvinylacetat, das durch Erwärmen von Vinylacetat in Gegenwart von Natriumperborat und Essigsäureanhydrid in Abwesenheit von L ösungs-und Verdünnungsmitteln hergestellt wurde, werden mit 30 Gewichtsteilen eines Polyvinylalkohols von niedriger Viskosität, wie er durch Verseifen von Polyvinylchloracetat entsteht, gleichzeitig in 710 Gewichtsteile Wasser bei etwa 600 C eingetragen. Die Lösung wird mit der fünffachen Menge Wasser verdünnt und dann zum Schlichten von Acetatseide verwendet. Man erhält eine Ware von sehr weichem Griff und gutem Schluss.
3.75 Gewichtsteile hoehviskoser Polyvinylalkohol (s. Beispiel 1) werden in 500 Gewichtsteilen Wasser kalt angeteigt und dann warm gelöst. Ebenso werden 25 Gewichtsteile der durch gemeinsame Polymerisation von äquimolekularen Mengen Vinylehlorid und Maleinsäureanhydrid erhältlichen heteropolymeren Carbonsäuren von relativ niedriger Viskosität in 200 Gewichtsteile einer 3% igen wässrigen Natriumhydroxydlösung eingetragen, wobei sich die Carbonsäure unter gleichzeitigem Verseifen des Halogens löst. Die Lösungen werden miteinander vermischt. Die erhaltene Paste wird mit der zwölffachen Menge Wasser verdünnt und dann zum Schlichten von Viskose verwendet. Man erhält einen weichen Faden von gutem Schluss.
4.100 Gewiehtsteile eines hochviskosen Polyvinylalkohols vom K-Wert 60,50 Gewichtsteile eines Polyvinylalkohols vom K-Wert 40 und 50 Gewichtsteile eines sehr niedrig viskosen Polyvinylalkohols vom K-Wert 20 werden zusammen mit vier Gewichtsteilen Borax in einer Kugelmühle gut vermischt.
Eine l-3% ige wässlige Losung dieses Gemisches wird auf einen ph-Wert von 7-8 eingestellt und eignet sich ausgezeichnet zum Schlichten von Kunstseide.
5. 15 Gewichtsteile eines hochviskosen Polyvinylalkohols vom K-Wert zirka 75 und 15 Gewichtsteile eines durch Einwirkung von Äthylenoxyd auf niedrigviskosen Polyvinylalkohol erhaltenen Produktes werden in 1000 Gewichtsteilen kaltem Wasser angeteigt und dann unter RÜhren durch Erwärmen auf 600 C gelöst. Diese Lösung sehliehtet Kunstseide mit weichem Griff und gutem Schluss.
6.50 Gewichtsteile eines hochviskosen Polyvinylalkohols vom K-Wert 78 und 50 Gewiehtsteile eines durch teilweise Verseifung von niedrigviskosem Polyvinylaeetat erhaltenen Produktes. das noch ein Drittel der Acetylgruppen enthält und sowohl in Wasser wie in Äthanol löslich ist, werden mit drei Gewichtsteilen Borax in 900 Gewichtsteile kaltes Wasser gerührt und durch Erwärmen gelöst. Es entsteht eine bei Zimmertemperatur gallertartige Masse. 50 Gewichtsteile dieser Gallerte werden mit 950 Gewichtsteilen Wasser verdünnt und zum Schlichten von Acetatseide verwendet.
7.60 Gewichtsteile hoehviskoser Polyvinylalkohol, der nach Beispiel 2 hergestellt wurde, werden mit 30 Gewichtsteilen eines niedrigviskosen Produktes, wie es durch Verseifen eines Mischpolymerisates aus äquimolekularen Mengen von Vinylacetat und Vinylehloracetat erhalten wird, gleichzeitig in 710 Gewichtsteile Wasser bei etwa 600 C eingetragen. Die Lösung wird mit der fünffachen Menge Wasser ver- dünnt und dann zum Schlichten von Acetatseide verwendet. Man erhält eine Ware von sehr weichem Gliff und gutem Schluss.
8. Eine Lösung von 15 Gewichtsteilen eines Polyvinylalkohols mittlerer Viskosität (K-Wert
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im Strang oder auf der Kettschliehtmaschine.
9.50 Gewichtsteile eines mittelviskosen Polyvinylalkohols vom K-Wert 60 und 25 Gewichtsteile eines niedrigviskosen syrupösen Polymerisationsproduktes aus Methylvinyläther werden unter Rühren in 625 Gewichtsteilen kaltem. Wasser gelöst. Kunstseide, mit dieser Lösung geschlichtet, zeigt einen guten Schluss und sehr grosse Weichheit.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Abänderung des Verfahrens zum Schlichten von Textilfasern gemäss Stammpatent Nr. 121241. dadurch gekennzeichnet, dass man an Stelle eines einzigen Polyvinylalkohols ein Gemisch mindestens zweier Polyvinylalkohole von verschieden hoher Viskosität, beispielsweise eine Mischung eines niedrig viskosen Polyvinylalkohols nach Stammpatent Nr. 121241 und eines hochviskosen Polyvinylalkohols nach zweitem Zusatzpatent Nr. 132386 anwendet.