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Verfahren zur Herstellung ornamentaler Muster.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von ornamentalen Mustern, nach der schon von Justinus Kerner als Spielerei betriebenen sogenannten Klexographie (siehe das Buch"Klexographien" von Justinus Kerner, Stuttgart 1890, Deutsche Verlagsanstalt) und bezweckt, Bilder von eigenartiger
Struktur und besonderer effektvoller Oberflächenverzierung auf besonders rasche Art herzustellen. Wie
Versuche ergeben haben, können die nach dem Verfahren hergestellten Muster infolge ihrer besonderen
Eigenart für verschiedene zeichnerische Darstellungen als Anregung dienen, wie insbesondere im Kunst- gewerbe, der Tapetenindustrie, sowie zu Lehrzwecken.
Im wesentlichen besteht die Erfindung darin, dass an Stelle von Tinte oder gewöhnlicher Farbe eine Farbe von besonders hoher Zähflüssigkeit, bestehend aus einer Mischung von entsprechend gefärbten Zelluloid in Azeton in einem ungefähren Verhältnis von
1 : 5 verwendet wird, wodurch unter dem Einfluss der raschen Verdunstung des Azetons Bilder von eigenartiger Struktur und besonderer effektvoller Oberflächenverzierung entstehen. Von der altbekannten
Klexographie unterscheidet sich das Verfahren gemäss der Erfindung, also einerseits durch Verwendung eines besonders zähflüssigen Farbstoffes, anderseits durch die Zusammensetzung desselben und der Verwendung von Azeton, dessen leichte Verdunstbarkeit bei dem Verfahren gemäss der Erfindung eine wesentliche Rolle spielt.
Für andere Zwecke wurde Azeton und Zelluloid als Zusatz zum Farbstoff wohl schon verwendet ; doch geschah dies nur bei Anstrichfarben, zwecks raschen Trocknens und Bildung eines Schutzhütchens am Anstrich.
Beim Verfahren werden die Phantasiemuster auf eine ausserordentlich einfache Weise hergestellt, der Willkür des einzelnen wohl eine Grenze gesetzt, dafür aber ausserordentliche, komplizierte Bildwirkungen erzielt, die auf eine andere Weise nur unter Aufwand von sehr viel Zeit und Mühe erzeugt werden können.
Das Verfahren besteht im wesentlichen darin, dass ein dickflüssiger Farbstoff zwischen zwei glatten Flächen durch äussere Druckwirkungen zur Verteilung gebracht wird. Als glatte Fläche wird vorteilhaft Papier verwendet. Es empfiehlt sich, bei der Wahl des Papieres nur solches zu verwenden, dessen Fläche glatt und satiniert ist, was auch bei Pausleinwand der Fall ist. Als Farbstoff wird zweckmässig eine Lösung von reinem gefärbten Zelluloid (Farbe ist vollkommen gleichgültig) in chemisch reinem Azeton verwendet. Es hat sich gezeigt, dass der Farbstoff gebrauchsfertig ist, sobald die Lösung ein stark dickflüssiges und pappiges Aussehen hat. Versuche haben ergeben, dass auf 50 (fünfzig) Gramm Azeton, mit Vorteil 8 (acht) bis 15 (fünfzehn) Gramm Zelluloid verwendet werden können.
Der Vorgang spielt sich z. B. folgendermassen ab :
Das Papier wird gefaltet, so dass ein leichter Bug entsteht, wieder aufgemacht und mit einem Pinsel oder einem Stück Holz ein paar Tropfen vom Farbstoff willkürlich aufgetragen. Hierauf wird das Papier schnell zusammengefaltet, da der Farbstoff schnell trocknet und sonst haften bleiben würde. Dann wird mit einem harten Gegenstand oder dem Fingernagel einige Male willkürlich über das Papier gefahren, das Papier sodann schnell entfaltet, worauf auch das Bild fertig ist, welches innerhalb einer Minute vollständig trocken ist.
Man verwendet natürlich Farbstoffe, die ausser in dem ursprünglichen Lösungsmittel, weder im kalten noch warmen Wasser löslich sind, so dass man das Bild vor dem Aufkaschieren auf Karton ungefähr eine Viertelstunde im Wasser belassen kann, um es weich zu machen. Der Temperatur des Wassers ist keine Grenze gesetzt, doch hat es sich gezeigt, dass die schönsten Bilder in vollständig kaltem Wasser das srhönstp Aussehen dauernd bewahren.
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Besonders wichtig ist das richtige Zusammenfliessen des Farbstoffes, welcher durch seine Diekflüssigkeit eigenartige Aderungen und Marmorierungen erzeugt, die auch als fein abgetönte Schattierungen wirken, welche man normalerweise auf andere Art nicht leicht herstellen kann. Durch Hervorheben besonderer Konturen, wie Köpfe, Tiere, Blumen usw., die sieh zufällig ergeben und manchmal nicht deutlich sichtbar sind, kann man wieder andere Bildwirkungen erzielen, indem man die Umrisse mit einer feinen Tuschfeder und Tasche nachfährt.
Es sei erwähnt, dass durch das rasche Trocknen der Farbstoff sich hervorragend für Finger- abdrücke in der Daktyloskopie eignet. Auf ein glattes, eingangs erwähntes Stück Papier wird ein Tropfen des Farbstoffes gebracht und der Finger ungefähr fünf Sekunden lang aufgedrückt. Der Fingerabdruck ist dann scharf geprägt und gibt die Aderungen der Haut vollständig wahrheitsgetreu wieder.
Auf vollständig durchsichtigen Unterlagen, insbesondere Cellofan, erzeugt der Farbstoff, wie auf Papier, hervorragend scharfe Bilder, die den Vorteil haben, dass. man sie sofort mittels eines Projektionapparates auf die Leinwand werfen kann.
Das Bild kann auch durch das Entfalten des Papieres bzw. des betreffenden Trägers der Farbe hervorgerufen werden. Durch die Zähigkeit der Flüssigkeit fliesst diese auseinander und wird durch Auseinanderziehen des Trägers in Aderungen und Verästelungen verteilt.
Die merkwürdigsten Verästelungen kann man auch herstellen, indem man auf eine Glasplatte von dem Präparat eine kleine Menge aufträgt, eine andere Glasplatte, die vollständig rein ist, darauflegt, die ganze Masse gleichmässig verteilt, indem man auf die beiden Glasplatten nur mit der Hand einen Druck ausübt, und dann die beiden Glasplatten auseinander bringt, aber nicht durch Verschieben, sondern durch Abheben, indem man ein Messer dazwischenschiebt und langsam auseinanderdrückt. Die Plattenbilder sind sofort projektions-und kopierfähig.
Eine ganz andere, eigene Art von Bildern erhält man, indem man hartes, dickeres Staniolpapier verwendet, mit welchem man genau so, wie mit Papier verfährt.