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Die bisher bekannten Verfahren zur Herstellung von stickstoffhältigen, kräftigend wirkenden Auszügen wenden entweder einfache Mazeration mit Wasser an oder alkoholische Extraktion, Auslaugung mittels verdünnter Alkalien oder Peptonisierung bzw. künstliche Verdauung mittels proteolytischer Fermente oder endlich nur unter Verwendung von verdünnten Säuren. Der Reichtum der pflanzlichen Ausgangsstoffe, mögen es Getreidekeimlinge sein oder Kleie usw., ist bei den betreffenden Arbeitsverfahren quantitativ nicht vollständig ausgenutzt.
Die Mehrzahl der Nährstoffe verbleibt in den übriggebliebenen Abfällen bzw. im Rückstand auch bei Anwendung der vollkommensten Zermahlung der
Rohstoffe, da in den Pflanzenzellen das Protoplasma stets an der Zellmembrane anliegt, welche durch die Zellulosemembrane geschützt ist, welche fest und nach Umständen undurchdringlich ist, dem Einflusse proteolytischer Enzyme sowie der Einwirkung verdünnter Säuren und Alkalien Widerstand leistet.
Durch mechanische Zerstörung (Mahlen, Zermalmen usw. ) wird keinerlei Ergebnis erzielt, wie sich schon aus der Natur der pflanzlichen Rohstoffe ergibt. Durch Austrocknung schrumpft die Zellmembrane zusammen und das Plasma legt sich noch mehr an sie an, ganz abgesehen davon, dass durch die Wärmeeinflüsse beim Trocknen tiefgreifende Veränderungen im Zellinhalte entstehen.
Dem Einflusse der eine künstliche Verdauung hervorrufenden Fermente widerstehen die Zellhäute, wie bereits erwähnt, ebenso auch der Wirkung verdünnter Säuren und Alkalien. Erst bei Verwendung konzentrierter Säurelösungen und bei hoher Temperatur und Druck erfolgt eine Spaltung der Zellulose bzw. der höheren Polysaccharide, aber dieses Verfahren kann allerdings in vorliegendem Falle nicht angewendet werden aus dem Grunde, weil die pflanzlichen Enzyme sowie auch die Vitamine, hochthermolabile Stoffe, vernichtet würden.
Das Verfahren gemäss der Erfindung benutzt die Plasmolyse unter an sich bekannter Verwendung wasserentziehender, unschädlicher Mittel, gegebenenfalls zusammen mit der Verwendung biologisch gewonnener Zellulosen, die bisher technisch für diese Zwecke nicht verwendet wurden, ungefähr unter den nachstehenden Umständen :
Infolge des osmotischen Druckes des Zellsaftes liegt das Protoplasma immer an der Zellmembrane an und das Ganze ist, wenigstens in lebenden Pflanzenzellen, fest gespannt. Durch Einwirkung von wasserentziehenden Mitteln, z. B. Kochsalz, wird der Membrane und dem Plasma das aufgesogene Wasser entzogen, wodurch das Gleichgewicht gestört wird.
Den Wasserverlust ersetzt das Plasma dadurch, dass es Wasser dem Zellsa. fte entzieht, das Plasma beginnt sich von den Wandungen loszulösen, bis es sich von der Zellmembrane vollständig lostrennt, wodurch der Jnhalt in die umliegende Lösung eindringt.
Dies geschieht so lange, als die plasmolysierende Lösung nicht ungünstig auf das Plasma einzuwirken beginnt, was bei einer starken Konzentration der Lösung bei weniger indifferenten Stoffen häufig geschieht und sonst im günstigen Falle solange, bis ein Ausgleich des osmotischen Druckes erfolgt.
Aus diesem Grunde kann gemäss der Erfindung die Plasmolyse dadurch unterstützt werden, dass gleichzeitig mittels Zellulose eingewirkt wird, d. i. dem die Zellulose spaltenden Fermente, das durch alkoholische Fällung voninZeIIulosegärung beEndlichen Flüssigkeiten, z. B. Rübensaft, (s. Oppenheimer, "Die Fermente und ihre Wirkung", Leipzig 1913, Bd. I, S. 337-341, insbesondere S. 340) bei gewöhnlicher Temperatur gewonnen wird. Gegebenenfalls kann auch die in Zellulosegärung befindliche Flüssigkeit unmittelbar verwendet werden. Hiedurch erleiden die Zellwände der verwendeten Rohstoffe eine Zerstörung, durch die die Plasmolyse begünstigt wird.
Gewöhnlich genügt jedoch schon die blosse Anwendung des oben dargestellten Verfahrens unter Verwendung unschädlicher wasserentziehender Mittel und ohne Einleitung der Zellulosewirkung. Auf diese Weise wird eine dicke Lösung erzielt, welche dann der Verzuckerung durch Diastasewirkung unterworfen wird, die entstandene Maltose wird mit Chlorwasserstoff gespalten, worauf durch Einwirkung proteolytischer Fermente die künstliche Verdauung eingeleitet wird, was sämtlich bereits an sich bekannte Massnahmen sind, durch deren zielbewusste Aneinanderreihung mit nachfolgender, ebenfalls an sich bekannter Filtrierung und Eindampfung bei Ausschluss von Luftzutritt und bei niedriger Temperatur im vorliegenden Falle der weiter unten dargelegte namhafte technische Erfolg erzielt wird.
Bei Durchführung der Peptonisierung ergeben sich schliesslich aus den pflanzlichen Eiweisskörpern deren Spaltungsprodukte, welche, wie bekannt, den Charakter von Säuren haben, unangenehm bitter schmecken und zu längerem Genusse in grösseren Mengen aus therapeutischen Gründen nicht geeignet sind. Das Verfahren gemäss der Erfindung führt sie in geschmacklich angenehme, süssliche, bzw. geschmack- lieh indifferente (je nach dem Ausgangsrohstoffe) Alkalialbuminate über, u. zw. dadurch, dass sie nach Abstumpfung des überschüssigen Chlorwasserstoffes mit der berechneten Menge Natriumbikarbonat neutralisiert werden, aber so, dass die Reaktion eben neutral ist, da sonst die gegen alkalische Reaktion empfindlichen Vitaminfaktoren vernichtet würden.
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Als ein Ausführungsbeispiel des Arbeitsverfahrens sei das folgende Verfahren angegeben :
Frische, mittels eines besonderen kombinierten Verfahrens gereinigte und mechanisch zerriebene Getreidekeimlinge werden in einen Bottich eingebracht, in welchem sie mit Wasser angefeuchtet werden, worauf in den so erhaltenen dicken Brei pulveriges Natriumchlorid oder irgendein anderes, gesundheitlich
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einer entsprechenden Zeit unter ständigem Riihren erhalten wird.
Nach beendeter Plasmolyse wird dieses dicke Plasmolysat partienweise in auf 600 C angewärmtes Wasser eingetragen, woselbst es nach Verkleisterung durch die vorhandene Diastase verzuckel t wird, worauf in bekannter Weise bei einer zwischen 45-50 C gehaltenen Peptonisierungstemperatur in schwach salzsaurer Lösung unter gründlichem Rühren eine Peptonisierung vorgenommen wird. Das filtrierte Produkt wird hierauf mit Natriumbikarbonat nur so weit neutralisiert, dass die mineralische Chlorwasserstoffsäure vorerst abgestumpft wird, worauf erst durch weiteres Natriumbikarbonat die bitterherben Peptone in ihre Alkalisalze übergeführt werden. Die so erhaltene Lösung wird so weit eingedampft, dass sie, refraktometrisch gemessen, 25% Trockensubstanz aufweist.
Die ausgeschiedenen Kochsalzkriställchen werden abgesaugt, worauf aufs neue eingedampft wird, wobei allenfalls neuerlich ausgeschiedene Kliställehen entfernt werden, bis zum Schlusse eine ungefähr 62% Trockensubstanz aufweisende sirupartige Lösung zurückbleibt.
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