Verfahren zur Erkennung und Korrektur der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit und Fahrzeugsystem
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erkennung und Korrektur der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit, insbesondere bei deren Abseilung durch Schlepp- und/oder Rekuperationsmoment , eines Kraftfahrzeuges, insbesondere eines Allradfahrzeuges, mit einem Motor und einem Motorsteuergerät und mit einem Sensor zur Messung der Längsbeschleunigung des Kraftfahrzeuges, wobei mit Hilfe des Sensors die Längsbeschleunigung des Kraftfahrzeuges gemessen wird und mit Hilfe von Raddrehzahl¬ sensoren die Radbeschleunigungen bestimmt werden. Sie betrifft weiterhin ein zugehöriges Fahrzeugsystem.
Moderne Kraftfahrzeuge besitzen neben ihrer Grundfunktiona¬ lität verschiedene Steuer- und Regelprogramme, die in brenz¬ ligen Situationen, beispielsweise bei starken Bremsvorgängen, bei Schleudervorgängen oder bei sonstigen Situationen, in denen das Fahrzeug instabil zu werden droht, den Fahrer unterstützen und auf eine Stabilisierung des Fahrzeuges hinwirken. Dabei haben sich insbesondere das Antiblockiersystem (ABS), die Antischlupfregelung (ASR) und das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) etabliert und bewährt. Alle drei Programme bzw. Systeme greifen in Situationen, in denen die Stabilität des Fahrzeuges gefährdet ist, aktiv in die Steue¬ rung des Fahrzeuges ein. Erkennt beispielsweise das ABS bei einem Bremsvorgang das Blockieren eines oder mehrerer Räder, wird die Bodenhaftung dieser Räder durch bedarfsweisen
Druckabbau und Druckaufbau in den Bremsen wieder verbessert. Durch diese Maßnahmen wird der Bremsweg nicht notwendigerweise kürzer, das Fahrzeug befindet sich aber während des Bremsvorgangs in einem stabilen Zustand. Gleichermaßen kann ein Durchdrehen der Räder, beispielsweise auf rutschigem Belag, mit Hilfe der Antischlupfregelung erkannt werden. Auch hier kann durch geeignete Gegenmaßnahmen die Haftung der Räder auf der Fahrbahn bzw. auf dem Untergrund verbessert wer-
den. Eine Stabilisierung des Autos in Situationen, bei denen das Auto zu Schleudern droht und von der Fahrbahn abzukommen droht, beispielsweise bei schnellen Kurvenfahrten, kann durch das ESP erreicht werden, wobei durch kurze Bremsimpul¬ se das Fahrzeug in der Bahn gehalten wird.
Ein wichtiger Bestandteil der ESP und ASR Systeme ist die Motor-Schleppmoment-Regelung (MSR) , die ein Rutschen der angetriebenen Räder, insbesondere auf glatter Fahrbahn, wenn der Fahrer abrupt vom Gas geht oder die Kupplung beim Herunterschalten zu schnell kommen lässt, verhindert. Das Steuer¬ gerät des Motors bzw. Motorsteuergerät erhöht dann kurzfris¬ tig auf Anforderung des ESP-Steuergeräts das Drehmoment, um das Fahrzeug stabil zu halten. Im Falle von Hybridfahrzeugen wird statt einem Motorsteuergerät gewöhnlich ein Hybridmana¬ ger eingesetzt, der sowohl den Verbrennungsmotor als auch den Elektromotor ansteuert. Weiterhin kommen auch Powertrain-Manager zum Einsatz. Im Rahmen dieser Anmeldung bezeichnet Motorsteuergerät jeweils das entsprechend im Fahr¬ zeug eingesetzte Gerät.
Eine Kenngröße, die in all diesen Situationen eine wichtige Rolle spielt, ist der so genannte Schlupf des jeweiligen Ra¬ des, der das Verhältnis zwischen der tatsächlich zurück gelegte Strecke pro Radumdrehung und dem tatsächlichen Radumfang kennzeichnet. Schlupf kann auch gekennzeichnet werden als das Verhältnis der Drehzahl eines angetriebenen Rades zu der eines (hypothetischen) nicht angetriebenen und daher formschlüssig mitlaufenden Rades.
Während ein geringer Schlupf dazu notwendig ist, dass das Fahrzeug überhaupt durch die Räder fortbewegt werden kann, kennzeichnet großer Schlupf im Regelfall Situationen, in de¬ nen das Fahrzeug instabil wird. So ist beispielsweise das Blockieren der Räder durch einen großen Bremsschlupf und das
Durchdrehen der Räder durch einen großen Antriebsschlupf gekennzeichnet .
Für viele Regelmechanismen, die das Fahrzeug stabilisieren sollen, ist die Kenntnis der tatsächlichen Fahrzeuggeschwindigkeit von Vorteil bzw. notwendig. Diese Größe wird in ge¬ wöhnlichen Systemen nicht bestimmt bzw. kann nicht ohne Wei¬ teres direkt bzw. unmittelbar bestimmt werden. Sie kann jedoch indirekt beispielsweise über Signale, die von Raddreh¬ zahlsensoren, die den jeweiligen Rädern zugeordnet sind, ermittelt werden. Ist die Fahrzeuggeschwindigkeit bzw. Fahr¬ zeugreferenzgeschwindigkeit bekannt, kann durch den Ver¬ gleich mit den Drehgeschwindigkeiten der einzelnen Räder Schlupf detektiert werden.
Eine bekannte zu lösende technische Aufgabe besteht demnach darin, aus den Informationen, die die Raddrehzahlsensoren liefern, in möglichst zuverlässiger Weise - die einzelnen Räder können in Schlupf laufen - die Fahrzeuggeschwindigkeit zu bestimmen. Bei Fahrzeugen mit nur einer angetriebenen Achse, eignen sich dabei besonders vorteilhaft die Signale der Raddrehzahlsensoren, die den nicht angetriebenen Rädern zugeordnet sind.
Diese Art der Bestimmung der Fahrzeuggeschwindigkeit ist nicht ohne weiteres möglich bei Fahrzeugen, bei denen alle Räder angetrieben werden, d. h. bei Allradfahrzeugen. Gerade bei diesen Fahrzeugen ist es aber wichtig, ein Abseilen der Referenzgeschwindigkeit bzw. Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit zu erkennen. Als Abseilen wird hier der Vorgang verstanden, bei dem sich die ermittelte Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit von der tatsächlichen Fahrzeuggeschwindigkeit immer weiter entfernt. Dies insbesondere in der Richtung, dass die ermit¬ telte Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit niedriger ist als die tatsächliche Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit. Aus der
DE 199 39 979 AI ist ein Verfahren zur Erkennung einer unrichtigen Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit bekannt, bei dem bedarfsweise ein oder mehrere Räder vom Antrieb entkoppelt werden, wobei die Erkennung bezugnehmend auf das Laufverhai ten des oder der entsprechenden entkoppelten Räder erfolgt.
Die Abseilerkennung der Referenzgeschwindigkeit im Rahmen der technischen Möglichkeiten elektronischer Bremssysteme ist insbesondere wichtig bei Allradfahrzeugen mit im Schie¬ bebetrieb starrem Längsdifferential (Torsen) oder auch star ren Allradantrieben oder auch bei Hybridfahrzeugen. Die Abseilerkennung wird besonders wichtig bei Fahrzeugen dieser Art mit großen Verbrennungskraftmotoren, durch die ein hohe Schleppmoment erzeugt werden kann, sowie bei Hybridfahrzeu¬ gen mit einem Elektromotor, der bei Bremsvorgängen als Gene rator eingesetzt wird und auf diese Weise ein zum Teil sehr starkes Rekuperationsmoment erzeugt. Ein großes Schlepp¬ moment tritt beispielsweise dann auf, wenn der Fahrer plötz lieh vom Gas geht oder eine deutlich niedrigere Gangstufe plötzlich einlegt. Beim Vorliegen derartiger Schlepp- oder Rekuperationsmomente kann es passieren, dass alle Räder auf niedrigen Reibwerten durch die Schleppmomente synchron in Schlupf gezogen werden. Das heißt, die Räder drehen sich faktisch langsamer und rollen dadurch weniger Strecke ab, als durch das Fahrzeug zurückgelegt wird.
Diese Auftreten von Schlupf kann mit einer geringen Dynamik erfolgen, so dass beispielsweise der ESP-Regler eine gewöhn liehe tatsächliche bzw. reale Verzögerung des Fahrzeuges an nimmt. Da der ESP-Regler von einer regulären bzw. gewöhnlichen Verzögerung ausgeht, wird er keine das Fahrzeug stabi¬ lisierenden Maßnahmen einleiten. Das Abseilen der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit, das in den oben beschriebenen Fäl¬ len ein schleichender Prozess ist, führt dann zu einem völlig instabilen Fahrzeug. Dies ist insbesondere auch deshalb
der Fall, da bei größer werdendem Schlupf die Seitenfüh¬ rungskräfte der Räder rapide abnehmen.
Das Fahrzeug kann in diesen Fällen schwerlich bis gar nicht kontrolliert werden und fängt gewöhnlich an, unkontrolliert zu schleudern. Die genannten Probleme treten auf, sobald die Radschleppmomente größer werden als der Reibwert zwischen Fahrbahn und Reifen dies zulässt. Dies kann typischerweise auf Spiegeleis auftreten. Bei größeren bzw. größer werdenden Schlepp- bzw. Rekuperationsmomenten ist ein solcher Prozess aber auch auf Fahrbahnen mit anderem Belag denkbar.
Ein Referenzabseiler bzw. das Abseilen der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit wurde bei den oben genannten Fahrzeugtypen bisher nicht oder nur unzureichend erkannt. Die Notwendig¬ keit einer solchen Erkennung ist aber durch die modernen Weiterentwicklungen von Hybridfahrzeugen und Allradfahrzeugen stark gestiegen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zur Erkennung und Korrektur der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit, insbesondere bei deren Abseilung durch Schlepp- und/oder Rekuperationsmomente bereitzustellen, das einerseits eine extrem zuverlässige Bestimmung der Fahrzeug¬ referenzgeschwindigkeit sowie die Einleitung von Korrektur¬ maßnahmen erlaubt, sobald ein Abseilen erkannt wurde, und andererseits auf gewöhnlich verbaute Komponenten und Steuer- und Regelungsroutinen zurückgreifen kann. Weiterhin soll ein zugehöriges Fahrzeugsystem angegeben werden.
In Bezug auf das Verfahren wird diese Aufgabe erfindungs¬ gemäß durch die folgenden Schritte gelöst:
- Filterung der Radbeschleunigungen,
- Filterung der Längsbeschleunigung,
- Bildung einer korrigierten Längsbeschleunigung durch Be-
aufschlagung der gefilterten Längsbeschleunigung mit einem Sicherheitsoffset und mit einem Korrekturoffset ,
- zeitliche Integration der Differenz zwischen der korrigierten Längsbeschleunigung und der jeweiligen Radbeschleunigung, wobei bei Überschreiten eines Schwellenwertes des Absolutwertes der Differenz während eines vorgegebenen Zeit Intervalls bei einer vorgegebenen Anzahl der Räder Schritte zur Korrektur eingeleitet werden.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Unter der Korrektur der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit wer den Maßnahmen verstanden, die das Ziel haben, den Schlupf der Räder zu reduzieren und das Fahrzeug fahrdynamisch zu stabilisieren, wodurch sich auch die über die Radbeschleuni gungen ermittelte Fahrzeuggeschwindigkeit und die tatsächli che Fahrzeuggeschwindigkeit wieder aneinander annähern.
Die Erfindung geht von der Überlegung aus, dass zur Vermeidung zusätzlicher elektronischer Komponenten und damit entstehender zusätzlicher Kosten ein Verfahren zur Abseilerken nung der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit vorteilhafterweise auf die in der Bordelektronik bereits vorhandenen Komponenten bzw. Signale zurückgreifen sollte. Komponenten, die gewöhnlich in Allradfahrzeugen vorhanden sind, sind beispiels weise ein Motorsteuergerät, ein Sensor, mit dem die Längsbe schleunigung des Fahrzeuges bestimmt wird (gewöhnlich ein Beschleunigungssensor) sowie Steuerregelungs- und Auswerte¬ geräte wie beispielsweise elektronische ESP- oder ASR-Kompo nenten. In einem solchen System können mit Hilfe von Raddrehzahlsensoren die Radbeschleunigungen bestimmt werden.
Wie nunmehr erkannt wurde, kann eine Abseilung der Fahrzeug referenzgeschwindigkeit zuverlässig unter Rückgriff auf von
diesen Komponenten gelieferte Daten bestimmt werden, indem die Differenz zwischen der Längsbeschleunigung und der jeweiligen Radbeschleunigung über einen gewissen Zeitraum integriert wird, wobei dann bei Überschreiten dieser zeitlich integrierten Beschleunigung eines vorgegebenen Grenzwertes bzw. Schwellenwertes Maßnahmen zur Stabilisierung des Fahrzeuges bzw. zur Korrektur der Fahrzeuggeschwindigkeit einge¬ leitet werden können.
Die Erfindung beruht weiterhin auf der Überlegung, dass für die Zuverlässigkeit eines solchen Verfahrens die Rad¬ beschleunigungen sowie die Längsbeschleunigungen vorverarbeitet werden sollten. Um zu zuverlässigen Aussagen zu kommen, und nicht etwa auf Grund von spurlosen Signalschwankungen bzw. Signalsprüngen, die durch das Rauschen oder die begrenzte Auflösung der entsprechenden Signale zu Stande kommen, falsche Schlüsse zu ziehen, sollten diese Signale vor der genannten Integration in einer geeigneten Weise geglättet bzw. gefiltert werden. Zusätzlich dazu sollte berücksichtigt werden, dass die von dem Längsbeschleunigungssensor gemessene Beschleunigung sowohl statische Längsbeschleuni- gungssensorfehler als auch Beimischungen von Komponenten des Erdgravitationsfeldes enthalten kann, insbesondere an star¬ ken Steigungen. Derartige Effekte sollten bei dem Erkennungsalgorithmus berücksichtigt werden.
Eine derartige Vorverarbeitung der Längsbeschleunigung kann, wie nunmehr erkannt wurde, durch Beaufschlagung der gefilterten Längsbeschleunigung mit einem Sicherheitsoffset, der statische Fehler bzw. die Auflösungsgrenze des Sensors be¬ rücksichtigt, sowie einem Korrekturoffset , der eine dynami¬ sche Korrektur umfasst, berücksichtigt werden.
Je nach fahrdynamischer Situation ändern sich nämlich Größe und Art der Fehler, mit der das Signal des Längsbeschleuni-
gungssensors behaftet ist. Beispielsweise hängt die Beimi¬ schung des Erdgravitationsfeldes, also die Komponente der Erdbeschleunigung g in Richtung der Bewegungsrichtung des Fahrzeuges, von der momentanen Steigung der Fahrbahn ab.
Um diesen sich zeitlich verändernden notwendigen Signalkorrekturen Rechnung zu tragen, wird der Korrekturoffset während des Fahrzeugbetriebes vorzugsweise im Wesentlichen kon¬ tinuierlich berechnet. Der Korrekturoffset wird also dyna¬ misch jeweils an die momentane Fahrzeugsituation angepasst. Auf diese Weise kann verhindert werden, das irrtümliche Ab¬ weichen der gemessenen Längsbeschleunigung von den Radbeschleunigungen jeweils als Abseilung der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit beurteilt wird, während diese Differenz in Wirklichkeit auf ein korrekturbedürftiges Signal des Längs¬ beschleunigungssensors zurückzuführen ist.
Der Korrekturoffset wird bevorzugt berechnet als Differenz zwischen der bevorzugt zweifach gefilterten Längsbeschleunigung und einer bevorzugt zweifach gefilterten und über die vier Räder gemittelten Radbeschleunigung. In einer alternativen Aus führungs form des Verfahrens wird dazu nur die ge¬ ringste der vier Radbeschleunigungen verwendet. In weiterer alternativer Ausgestaltung können nur zwei oder drei Radbeschleunigungen gemittelt werden.
Nicht jede fahrdynamische Situation, in der sich das Fahr¬ zeug befindet, eignet sich gleichermaßen zur Berechnung bzw. Bestimmung des Korrekturoffsets . Während gewisser fahrdyna¬ mischer Zustände des Fahrzeuges sollte deshalb vorteilhaf¬ terweise die Berechnung des Korrekturoffsets aus den vorhan¬ denen Signalen bzw. das Erlernen des Korrekturoffsets ausge¬ setzt werden.
Die Berechnung des Korrekturoffsets wird vorteilhafterweise dann ausgesetzt, wenn das Gesamtschleppmoment auf Radebene betragsweise einen vorgegebenen Schwellenwert überschreitet. Das heißt, das Gesamtradschleppmoment ist kleiner als ein vorgegebener negativer Wert, beispielsweise -300 Nm. In diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Räder auf ent¬ sprechend niedrigem bzw. fahrbarem Reibwert starken Schlupf aufweisen, sehr hoch. Das Gesamtradmoment wird bevorzugt be¬ stimmt, indem das aus dem Motorsteuergerät übermittelte Schleppmoment in der ASR mit Hilfe der Gangstufe in Radmo¬ ment umgerechnet wird.
Zum Lernen des Korrekturoffsets sollte weiterhin das Fahr¬ zeug in Bewegung sein und sich vorteilhafterweise wenigstens mit Schrittgeschwindigkeit fortbewegen. Die Berechnung des Korrekturoffsets wird vorteilhafterweise dann ausgesetzt, wenn die aktuell bestimmte Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit einen vorgegebenen Schwellenwert unterschreitet. Ein geeig¬ neter Schwellenwert dafür liegt beispielsweise bei 5 km/h.
Für das Lernen des Korrekturoffsets ist ein stabiler fahr¬ dynamischer Zustand des Fahrzeuges mit möglichst gleichblei¬ bender Geschwindigkeit vorteilhaft, da beim Lernen des Off¬ sets die Artefakte, die durch statische Längsbeschleuni- gungssensorfehler und die Steigung verursacht werden, identifiziert werden sollen. Vorzugsweise wird daher die Berech¬ nung des Korrekturoffsets ausgesetzt, wenn sich während ei¬ ner vorgegebenen Zeitspanne die Differenz zwischen maximaler und minimaler Radbeschleunigung für wenigstens ein Rad um mehr als einen vorgegebenen Schwellenwert ändert. Vorteil¬ hafterweise werden dazu alle jedoch vier Räder berücksichtigt, wobei die Differenz zwischen der maximalen Radbeschleunigung eines der Räder und der minimalen Radbeschleunigung eines der Räder bestimmt wird. Die Zeitspanne während der die Differenz einen vorgegebenen Schwellenwert,
beispielsweise 0,012 g, nicht überschreiten darf, beträgt vorteilhafterweise 70 ms (was im Wesentlichen 7 Loops bei einer Taktzeit von 10 ms von typischen Steuereinheiten entspricht) .
Die Bestimmung bzw. Berechnung bzw. das Lernen des Korrekturoffsets wird vorteilhafterweise auch dann ausgesetzt, wenn der Radlenkwinkel betragsweise größer als ein vorgege¬ bener Wert ist. Dieser Wert beträgt vorteilhafterweise 2,5°. Damit wird sichergestellt, dass das Fahrzeug im Wesentlichen geradeaus fährt, so dass in die Bestimmung des Korrekturoff¬ sets keine unerwünschten Artefakte durch die Kurvenfahrt eingehen (Geometrieschlupf) .
Die Berechnung des Korrekturoffsets wird vorteilhafterweise weiterhin dann ausgesetzt, wenn während einer vorgegebenen Zeitspanne ein Lastwechsel- und/oder Runterschaltvorgang vorgenommen wurde. Anders herum formuliert sollte die Be¬ stimmung des Korrekturoffsets erst dann erfolgen, wenn seit einer vorgegebenen Zeitspanne kein Runterschaltvorgang oder Lastwechsel erfolgt ist. Ein derartiges Zeitintervall be¬ trägt vorteilhafterweise 1 s.
Da sich die fahrdynamische Situation des Fahrzeuges kontinu¬ ierlich ändert - dies kann insbesondere Steigungen oder auch die Beschaffenheit der Fahrbahn betreffen - wird der Korrekturoffset vorteilhafterweise als ungültig gekennzeichnet, wenn die letzte Anpassung des Korrekturoffsets älter ist als ein vorgegebenes Zeitintervall, beispielsweise 10 s. Damit kann verhindert werden, dass durch die Verwendung eines veralteten Korrekturoffsets Schlüsse bzgl. der Fahrzeugrefe¬ renzgeschwindigkeit gezogen werden, die nicht den tatsächli¬ chen Verhältnissen der aktuellen Fahrsituation entsprechen. Dadurch können auch entsprechende, auf irrtümlichen Annahmen beruhende Korrekturmaßnahmen verhindert werden. Bei ungültig
gekennzeichnetem Korrekturoffset wird also die Abseilungs- erkennung nicht weiter durchgeführt.
Für die Durchführung des Verfahrens ist es vorteilhaft, wenn die Signale der Radbeschleunigungen und der Längsbeschleunigung von Rauschanteilen und Artefakten, die von der begrenzten Signalauflösung herrühren, weitestgehend befreit sind. Deshalb kann es vorteilhaft sein, wenn die Längsbeschleunigung vor der Bildung der korrigierten Längsbeschleunigung einer zweiten Filterung unterzogen wird. Gleichermaßen kann es vorteilhaft sein, wenn die Radbeschleunigungen nach einer ersten Filterung einer zweiten Filterung unterzogen werden. Vorteilhafterweise werden die Radbeschleunigungen und die Längsbeschleunigungen in der zweiten Filterung tiefpassge- filtert und so aneinander angepasst, dass die gefilterten Signale im stabilen Fahrzeugzustand keinen Phasenverzug auf¬ weisen. Je nach verwendetem Filter bzw. Filteralgorithmus kann dies durch eine Anpassung der jeweiligen Filterkonstanten geschehen. In alternativen Aus führungs formen kann statt der Tiefpassfilterung auch ein anderer auf einem HR oder FIR Filter basierende Filteralgorithmus verwendet werden, der zu einer geeigneten Signalglättung führt.
Die zeitliche Integration der Differenz zwischen der korrigierten Längsbeschleunigung und der jeweiligen Radbeschleunigung wird vorteilhafterweise gestartet, wenn bei dem vor¬ handenen Rekuperations- oder Schleppmoment ein Abseilen der Räder auf Grund kleinster Reibwerte technisch möglich ist. Dies kann vorteilhafterweise dann geschehen, wenn das Reku¬ perations- oder Schleppmoment einen vorgegebenen Schwellenwert unterschreitet. Ein geeigneter Schwellenwert für das Starten der Integration liegt beispielsweise bei -400 Nm.
Die Integration wird vorteilhafterweise jeweils nach Ablauf einer vorgegebenen maximalen Integrationszeit, vorteilhaft-
erweise 15 s, beendet. Nach Ablauf dieser Zeitspanne wird sie vorzugsweise neu gestartet, wenn die oben beschriebenen Bedingungen erfüllt sind und wenn ein gültiger Korrekturoff¬ set vorliegt.
Bei dem Erkennen eines Abseilens der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit sind bei dem erfindungsgemäßen Verfahren Schritte zu deren Korrektur bzw. zur Stabilisierung des Fahrzeuges vorgesehen. Zur Einleitung dieser Schritte ist eine Auslöseschwelle vorgesehen. Diese Auslöseschwelle ist dann erreicht, wenn das oben dargelegte Integral, vorteil¬ hafterweise bei jeweils jedem Rad, einen vorgegebenen
Schwellenwert überschreitet. Ein solcher Schwellenwert liegt vorteilhafterweise bei 0,5 km/h. Erreicht das Integral also - bevorzugt für alle vier Räder - diesen Wert, so gilt die Abseilung der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit als erkannt.
Vorteilhafterweise werden die entsprechenden Korrekturschritte aber nicht sofort eingeleitet, sondern es wird auf das Ablaufen eines Sicherheitszeitgliedes von z. B. 120 ms gewartet, bevor die Schritte zur Korrektur eingeleitet wer¬ den. Mit anderen Worten: Die Überschreitung des Schwellenwertes des Integrals für vorteilhafterweise alle vier Räder sollte im gewählten Beispiel für mindestens 120 ms vorlie¬ gen .
Zur Korrektur bzw. Fahrzeugstabilisierung sind verschiedene Maßnahmen denkbar. In einer bevorzugten Aus führungs form des Verfahrens wird zur Korrektur der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit ein diagonal verteilter Stützpuls (z. B. linkes Vor¬ derrad und rechtes Hinterrad) an den Rädern des Kraftfahr¬ zeuges ausgelöst. Ein derartiger Stützpuls, der gewöhnlich in herkömmlichen Antischlupfregelungsmodulen implementiert ist und vorzugsweise 5 bar bis 10 bar hydraulischen Druck aufweist, führt dazu, dass die Räder einer Achse eine Diffe-
renzdrehzahl erhalten. Das drucklose Rad wird dadurch zur tatsächlichen bzw. wahren Fahrzeuggeschwindigkeit zurücklau¬ fen, und das mit Druck beaufschlagte Rad wird in tieferen Schlupf gehen bzw. vergrößerten Schlupf aufweisen, womit die Motorschleppmomentregelung (MSR) ausgelöst wird. In dem Fall, dass die Abseilung der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit fehlerhaft erkannt wurde hat die Auslösung des Stützpulses auf die Stabilität des Fahrzeuges keine negativen Folgen.
Alternativ oder zusätzlich zu der oben beschriebenen Maßnahme wird vorteilhafterweise eine Motorschleppmomentregulie- rungsanforderung an das Motorsteuergerät gesendet. Im Fall von Hybridfahrzeugen bezeichnet Motorsteuergerät das Hybrid¬ steuergerät, welches Steuer- und Regelungsfunktionen sowohl des Verbrennungsmotors als auch des Elektromotors umfasst. Eine solche Anforderung kann beispielsweise einen vorteil¬ haften Wert von -40 Nm haben. Die aus dieser Anforderung resultierende Reduktion des Schleppmomentes (bei Verbrennungs¬ kraftmaschinen bzw. die Rekuperationsverminderung bei Hybridfahrzeugen) führt die Räder an die wahre Fahrzeug¬ geschwindigkeit zurück und stützt somit die Fahrzeugrefe¬ renzgeschwindigkeit. Bei einer Fehlerkennung der Abseilung wird durch diese Maßnahme eine leichte Unterbremsung durch¬ geführt .
In Bezug auf das Fahrzeugsystem wird die oben genannte Auf¬ gabe erfindungsgemäß gelöst mit einem Motorsteuergerät, ei¬ nem Sensor zur Messung der Längsbeschleunigung und einer elektronischen Steuer- und Regeleinheit, in der ein oben dargestelltes Verfahren durchgeführt wird.
Die Steuer- und Regeleinheit kann eine separate Einheit sein. Sie kann auch hardware- und/oder softwaremäßig mit ei¬ ner bereits im Fahrzeug vorhandenen Einheit kombiniert bzw. in diese integriert werden.
Die Vorteile der Erfindung bestehen insbesondere darin, dass durch die Verwendung von in modernen Allradfahrzeugen bereits zur Verfügung stehenden Signalen zur Bestimmung der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit der hardwareseitige Bedarf für das Verfahren extrem gering gehalten werden kann. Durch die AufIntegration der Differenz zwischen der Längsbeschleunigung und der jeweiligen Radbeschleunigung kann das Auftreten von Schlupf zuverlässig detektiert werden. Dies wird insbesondere möglich durch eine dynamische bzw. kontinuierliche Berechnung eines Korrekturoffsets, wobei durch die Be¬ aufschlagung des Wertes der Längsbeschleunigung mit einem Sicherheitsoffset und mit einem Korrekturoffset ein verläss¬ licher Wert der Längsbeschleunigung des Fahrzeuges erzielt wird. Durch die Kopplung der Bestimmung des Korrekturoffsets an bestimmte fahrdynamische Bedingungen wird erreicht, dass der Korrekturoffset bestmöglichst Artefakte wie Einflüsse der Steigung sowie statische Sensorfehler wiederspiegelt.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen in stark schematisierter Darstellung: ein Blockdiagramm eines Verfahrens zur Erkennung und Korrektur der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit in einer bevorzugten Aus führungs form für ein Allradfahrzeug, und ein Kraftfahrzeug mit einem Fahrzeugsystem mit ei¬ nem Motor und einem Motorsteuergerät, einem Sensor zur Messung der Längsbeschleunigung und einer elektronischen Steuer- und Regeleinheit zur Durchführung des Verfahrens gemäß FIG. 1.
Gleiche Teile sind in beiden Figuren mit denselben Bezugs-
zeichen versehen.
Das in FIG. 1 dargestellte Verfahren zur Erkennung und Korrektur der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit nutzt Signale, die von verschiedenen elektronischen Komponenten eines Allradfahrzeuges gewöhnlich zur Verfügung gestellt werden können. Dabei handelt es sich um die Längsbeschleunigung des Fahrzeuges, also die Beschleunigung in Fahrtrichtung bei einer Geradeausfahrt des Fahrzeuges, und die einzelnen Rad¬ beschleunigungen. Letztere werden mit Hilfe von den einzelnen Rädern zugeordneten Raddrehzahlsensoren bestimmt.
Zur Bestimmung eines möglichen Abseilens der Fahrzeugrefe¬ renzgeschwindigkeit werden diese Signale noch zwischenverar¬ beitet. In dem Verfahren laufen dazu verschiedene Verfahrensschritte - bedarfsweise auch parallel - ab.
Die in dem gestrichelten Kasten 2 durch die Blöcke 8, 14, 26 und die Entscheidung 20 dargestellten Verfahrensschritte werden bevorzugt im Wesentlichen kontinuierlich ausgeführt. In Block 8 werden die Radbeschleunigungen tiefpassgefiltert . In Block 14 wird die von dem Längsbeschleunigungssensor gemessene Längsbeschleunigung tiefpassgefiltert . Die Filter¬ konstanten der jeweiligen Tiefpassfilter für die Radbeschleunigungen und die Längsbeschleunigung werden dabei so aneinander angepasst, dass die gefilterten Signale im stabi¬ len Fahrzeugzustand keinen Phasenverzug aufweisen. Dadurch können auch gleichzeitig auftretende, geringe Abweichungen zwischen Längsbeschleunigung und Radbeschleunigungen erkannt werden .
In alternativer Ausgestaltung des Verfahrens erfolgen die Schritte in den Blöcken 8 und 14 - also die Filterungen - bedarfsweise, wenn das Verfahren eine zeitliche Integration der Differenz zwischen jeweiliger Radbeschleunigung und der
Längsbeschleunigung durchführt. Für die zeitliche AufInteg¬ ration dieser Differenz wird aber nicht die gefilterte
Längsbeschleunigung an sich verwendet. Diese wird vorher noch mit zwei Korrekturen versehen: einem Sicherheitsoffset sowie einem Korrekturoffset .
Der Sicherheitsoffset ist ein konstanter Wert, im vorliegenden Ausführungsbeispiel beträgt er 0,02 g, der zur gefilter¬ ten Längsbeschleunigung addiert wird und das Verfahren robust gegenüber Unschärfen wie Rauschen, Auflösung der Signale usw. macht.
Der Korrekturoffset wird dynamisch an die momentane Fahr¬ situation des Fahrzeuges angepasst und kompensiert im We¬ sentlichen die Steigung der Fahrbahn und statische Längsbeschleunigungsfehler. Der Korrekturoffset wird möglichst kontinuierlich neu berechnet bzw. neu erlernt. Er wird ge¬ bildet aus dem Delta bzw. der Differenz zwischen der gefilterten Längsbeschleunigung und der über die vier Räder ge- mittelten Radbeschleunigung.
In der Entscheidung 20 wird überprüft, ob geeignete Bedin¬ gungen zum Lernen eines Korrekturoffsets, der auf die gefil¬ terte Längsbeschleunigung beaufschlagt wird, vorliegen. Liegen diese Bedingungen vor, wird in Block 26 der Korrekturoffset neu berechnet. Liegt die Bedingung nicht vor, wird wieder die Entscheidung 20 aufgerufen, bei der erneut überprüft wird, ob der Korrekturoffset bestimmt werden kann. Es handelt sich bei den Verfahrensschritten Entscheidung 20 und Block 26 gewissermaßen um Anweisungen, die schleifenförmig ausgeführt werden. In einer alternativen, seriell ausgelegten Ausgestaltung des Verfahrens, die sich besonders gut für die Implementation in Steuergeräten eignet, werden die Verfahrensschritte in den Blöcken oder Entscheidungen 8, 14, 20, 26 sowie - bedarfsweise - die noch zu besprechenden
Schritten in den Blöcken oder Entscheidungen 32, 38, 44, 50, 56, 62 während einer Loop der Steuereinheit im Wesentlichen sequentiell bzw. hintereinander ausgeführt.
Das Verfahren verzweigt aus der Entscheidung 20 zu Block 26, in der der Korrekturoffset bestimmt wird, nur unter bestimm¬ ten, vorgegebenen Bedingungen. Im vorliegenden Ausführungsbeispiels erfolgt die Neuberechnung nur, wenn der Wert der Längsbeschleunigung gültig ist, d. h., dass der Längsbeschleunigungssensor keinen internen, funktionellen Fehler anzeigt. Weiterhin wird der Korrekturoffset nur berechnet, wenn die momentan ermittelte Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit größer als 5 km/h ist, das Fahrzeug sich also wenigstens mit Schrittgeschwindigkeit fortbewegt. Zudem darf der Radlenk¬ winkel betragsweise einen Wert von 2,5° nicht überschreiten, d. h., das Fahrzeug soll im Wesentlichen geradeaus fahren. Weiterhin dürfen die Räder seit 2 s nicht überdreht haben. Diese Bedingung kann quantifiziert werden über den Summenschlupf aller Räder, also die Summe der jeweiligen Radschlupfe, die kleiner sein soll als 2,25 plus ein Fünfzigs- tel mal der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit, die vorzugswei¬ se über ein im Fahrzeug integriertes Traction-Control-System (TCS) ermittelt wird.
Zudem sollten während eines vorgegebenen Zeitintervalls von einer vorgegebenen Zeit, beispielsweise von 7 Loops, wobei ein Loop einer Taktzeit von 10ms entspricht, die Räder sta¬ bil und gleichmäßig gelaufen sein. Das heißt, die bei den Rädern gemessene und gefilterte maximale Beschleunigung mi¬ nus die minimale Beschleunigung sollte kleiner sein als 0,012 g. Der Korrekturoffset wird weiterhin nur dann berechnet, wenn während der letzten 2 s kein ESP-, ABS- oder EDS- Eingriff geschehen ist. Weiterhin sollte seit wenigstens 1 s kein Runterschaltvorgang oder Lastwechsel geschehen sein. Zusätzlich dazu sollte das Schleppmoment im vorliegenden
Ausführungsbeispiel größer als -300 Nm sein, d. h. betrags- mäßig klein genug, um sichergehen zu können, dass die Räder nicht in Schlupf gehen.
Parallel zu den im gestrichelten Kasten 2 dargestellten Verfahrensschritten 20 und 26 laufen die Verfahrensschritte ab, die im Folgenden besprochen werden. Alternativ dazu können diese Verfahrensschritte nach den im Kasten 2 dargestellten Schritten ablaufen, so dass in jedem Loop des Steuergerätes alle Schritte hintereinander ablaufen. Dabei können auch - abhängig von dem Ausgang der entsprechenden Entscheidungen 20, 32, 44, 56 - gewisse Schritte ausgelassen werden.
In der Entscheidung 32 wird überprüft, ob der Korrekturoff¬ set, der momentan bzw. aktuell vorliegt, gültig ist. Bei¬ spielsweise wird der Korrekturoffset , wenn seine Berechnung länger als 10 s zurückliegt, als ungültig gekennzeichnet. Damit wird verhindert, dass eine Fehlerkennung stattfindet, welche dadurch verursacht wird, dass sich die fahrdynami¬ schen Bedingungen geändert haben, und der Korrekturoffset keine geeignete Korrektur zum vom Längsbeschleunigungssensor gemessenen Wert der Längsbeschleunigung mehr darstellt. In dem Falle, dass der Korrekturoffset gültig ist, wird in Block 38 eine korrigierte Längsbeschleunigung berechnet. Dazu wird die gefilterte Längsbeschleunigung mit einem
Sicherheitsoffset von 0,02 g (je nach Fahrzeug und Anwen¬ dungsfall können hier auch andere Werte gewählt werden) be¬ aufschlagt sowie mit dem Korrekturoffset beaufschlagt. Falls der Korrekturoffset nicht gültig ist, verzweigt das Verfah¬ ren wieder zurück zur Entscheidung 32. Wie oben erwähnt, soll eine Abseilerkennung nur durchgeführt werden, wenn der Korrekturoffset einen verlässlichen Wert hat.
In der Entscheidung 44 wird nun überprüft, ob Bedingungen vorliegen, auf Grund derer die Abseilerkennung gestartet werden soll. Die Abfolge der Entscheidungen 32 und 44 kann auch in umgekehrter Reihenfolge erfolgen, oder die Anweisungen der beiden Entscheidungen 32, 44 können im Wesentlichen zeitgleich durchgeführt werden.
Die Abseilerkennung in Block 50, die durch eine zeitliche Integration der Differenz zwischen der korrigierten Längsbeschleunigung und der jeweiligen Radbeschleunigung durchge führt wird, wird im vorliegenden Ausführungsbeispiel gestar tet, wenn das Schleppmoment kleiner als -400 Nm ist. Eine solche Situation tritt z. B. auf, wenn der Fahrer plötzlich vom Gas geht oder einen niedrigeren Gang einlegt. Bei
Schleppmomenten in dieser Größenordnung ist ein Abseilen de Räder auf Grund kleinster Reibwerte technisch möglich.
Als Beispiel sei hier ein SUV nach heutigem Stand der Technik mit der heute üblichen Rekuperationsleistung angeführt. Bei der Version mit Verbrennungskraftmotor schränkt sich de relevante Bereich, in dem die Integration gestartet wird, auf die erste bis zweite Gangstufe ein. Bei der Hybridver¬ sion mit maximal 1500 Nm Rekuperationsmoment liegt der rele vante Bereich im Geschwindigkeitsbereich zwischen 20 km/h und 70 km/h.
Die Integration der Differenz zwischen korrigierter Längsbeschleunigung und Radbeschleunigung wird radweise durchgeführt. Die Integration wird jeweils abgebrochen, wenn die Integration schon 15 s dauert oder wenn das Schleppmoment wieder größer als -300 Nm ist. In diesem Fall ist nicht meh mit einer schleichenden SchlupfVergrößerung der Räder zu rechnen. Die Integration wird weiterhin abgebrochen, wenn der von dem Längsbeschleunigungssensor im Wesentlichen kontinuierlich gemessene Wert der Längsbeschleunigung ungültig wird oder wenn ein ESP- oder ABS-Eingriff .
In der Entscheidung 56 wird überprüft, ob eine Auslöse¬ schwelle für Referenz stützende Maßnahmen erreicht ist. Ein Abseilen der Fahrzeuggeschwindigkeit gilt als erkannt, wenn bei allen vier Rädern das durchgeführte Integral den Schwel
lenwert von 0,5 km/h erreicht oder überschreitet. Ist dies der Fall, werden in Block 62 Maßnahmen zur Stützung der Fahrzeuggeschwindigkeit bzw. zur Stabilisierung des Fahrzeu¬ ges eingeleitet. Dies geschieht aber erst nach Durchlaufen eines Sicherheitszeitintervalles von beispielsweise 120 ms, während dessen die Auslöseschwelle bzw. Auslösebedingung (Schwellenwert von 0,5 km/h ist erreicht) immer noch vorlie¬ gen muss. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel bestehen die Maßnahmen in einem (bezüglich der räumlichen Anordnung der Räder) diagonalen Stützpuls und/oder in einer MSR-Anforde- rung an das Motor- bzw. Hybridsteuergerät. Nach Durchführung der Referenz-stützenden Maßnahmen verzweigt das Verfahren wieder zur Entscheidung 32.
Das in FIG. 2 dargestellte Kraftfahrzeug 80, welches als Allradfahrzeug ausgestaltet ist, weist zwei Vorderräder 86, 92, die mit einer Vorderachse 94 verbunden sind, sowie zwei Hinterräder 98, 104, die mit einer Hinterachse 106 verbunden sind, auf. Das Kraftfahrzeug 80 wird von einem Motor 110 an¬ getrieben, der über ein Zentraldifferential 116 beide Achsen 94, 106 antreibt.
Das Kraftfahrzeug 80 umfasst ein Fahrzeugsystem, das die Er¬ kennung eines Abseilens der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit erlaubt. Dazu ist dem Motor 110 ist ein Motorsteuergerät 120 zugeordnet. Die Längsbeschleunigung des Fahrzeuges, also seine Beschleunigung in Längsrichtung L, wird durch einen Längsbeschleunigungssensor 130 gemessen. Die Radbeschleunigungen der Räder 86, 92, 98, 104 werden jeweils mit Hilfe von den Rädern zugeordneten Raddrehzahlsensoren 146 gemessen .
Es ist weiterhin eine elektronische Steuer- und Regeleinheit 140 vorgesehen, in der das im Zusammenhang mit FIG. 1 dargestellte Verfahren durchgeführt wird. Der Längsbeschleuni-
gungssensor 130 ist bevorzugt in die Steuer- und Regeleinheit 140 integriert.
Bezugszeichenliste
2 gestrichelter Kasten
8 Block
14 Block
20 Entscheidung
26 Block
32 Entscheidung
38 Block
44 Entscheidung
50 Block
56 Entscheidung
62 Block
80 Kraftfahrzeug
86 Vorderrad
92 Vorderrad
94 Vorderachse
98 Hinterrad
104 Hinterrad
106 Hinterachse
110 Motor
116 Zentraldifferential
120 Motorsteuergerät
130 Längsbeschleunigungssensor
140 elektronische Steuer- und Regeleinheit
146 Raddrehzahlsensor
L Längsrichtung