Elektrochemisches Verfahren zur Reduktion molekularen Sauerstoffs
Die vorliegende Erfindung betrifft ein elektrochemisches Verfahren zur Reduktion molekularen Sauerstoffs in alkalischen Lösungen in Gegenwart von Stickstoff-dotierten Kohlenstoff- nanoröhrchen, bei dem kein Wasserstoffperoxid als Nebenprodukt der Reduktion entsteht.
Die Notwendigkeit zur elektrochemischen Reduktion molekularen Sauerstoffs in Lösungen entsteht üblicherweise im Zusammenhang etwa mit Natriumchlorid-Elektrolyseverfahren, oder etwa in Metall-Luftbatterien.
Die bei solchen elektrochemischen Reduktionsreaktionen erwünschten Reduktionsprodukte des molekularen Sauerstoffs sind üblicherweise doppelt negativ geladene Sauerstoff-Ionen, welche in wässrigen Lösungen üblicherweise in Form von Hydroxid-Ionen vorliegen. Allerdings ist es ebenfalls allgemein bekannt, dass die elektrochemische Reduktion von molekularem Sauerstoff auch ein anderes Reduktionsprodukt zur Folge haben kann, welches abhängig von den Bedingungen des Reduktionsverfahrens und in Abhängigkeit von dem Elektrodenmaterial in geringeren oder größeren Mengen gebildet werden kann. Dieses andere Reduktionsprodukt ist Wasserstoffperoxid.
III
+ 4 e-
II
O2 + 2- H2O
Die zuvor dargestellten Formeln (I bis IV), nach denen molekularer Sauerstoff elektrochemisch zu doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen in Form von Hydroxid-Ionen reduziert werden kann, zeigen, dass dies entweder unter Aufnahme von zweimal zwei Elektronen unter intermediärer Bildung eines Wasserstoffperoxid-Anions (0OH") gemäß den Formeln (I und II) geschehen kann oder auch direkt unter Aufnahme von einmal vier Elektronen gemäß Formel (JH). Die theoretisch mögliche, elektrochemische Reaktion gemäß der Formel (TH) wäre vorteilhaft, wenn sie in einem Verfahren zur Reduktion molekularen Sauerstoffs vorgefunden würde. Der Grund für diese Vorteilhaftigkeit wird im Folgenden beschrieben.
Aufgrund der Autoprotolyse von Wasser würde in wässrigen Lösungen automatisch neben dem vorgenannten Wasserstoffperoxid-Anion auch Wasserstoffperoxid vorliegen.
Wasserstoffperoxid ist aufgrund seiner korrosiven und oxidativen Eigenschaften im Allgemeinen ein unerwünschtes Nebenprodukt bei der Reduktion von molekularem Sauerstoff.
Außerdem kann es bei einem Vorliegen von Wasserstoffperoxid gemäß der Formel (TV) zu einer Disproportionierungsreaktion ohne die Aufnahme weiterer Elektronen kommen, bei denen ein Anteil molekularen Sauerstoffs mitgebildet wird, was im Sinne der weiteren Reduktion desselben unerwünscht ist.
Die Möglichkeit der Wasserstoffperoxidbildung setzt der Auswahl der Elektrodenmaterialien für die elektrochemische Reduktion von molekularem Sauerstoff aus den vorgenannten Gründen bezüglich der korrosiven Eigenschaften des Wasserstoffperoxid im Allgemeinen recht enge Grenzen.
Auf den Einsatz von preiswerten etwa Kohlenstoffmaterialien wie Ruß oder Graphit als Trägermaterial für andere Elektrodenmaterialien wird häufig gänzlich verzichtet, weil diese allgemein die Reaktion gemäß der Formel (I) befördern und damit zu stark verminderten Lebenszeiten der Elektroden führen. Weiter ist hiermit durch die Möglichkeit der Disproportionierungsreaktion gemäß Formel (IV) die Menge doppelt negativ geladenen Sauerstoff- Ionen, etwa in Form von Hydroxid-Ionen, geringer.
So offenbaren O. Ichinose et al. in „Effect of silver catalyst on the activity and mechanism of a gas diffusion type oxygen cathode for chlor-alkali electrolysis", im Journal of Applied Electrochemistry 34: 55-59 (2004), dass die Verwendung von Ruß und insbesondere Elektroden aus reinem Ruß dazu führen, dass Wasserstoffperoxid in großen Mengen beim Versuch der elektrochemischen Reduktion molekularen Sauerstoffs gebildet wird.
Es wird weiter offenbart, dass eine elektrochemische Reduktion von molekularem Sauerstoff in Gegenwart eines Katalysatormaterials in Form eines mit Silber beladenen Rußträgers oder eines reinen Rußträgers in einer 32 Gew.-%igen Natronlaugenlösung bei Temperaturen von 600C oder 800C ausgeführt werden kann. Hierbei führt die Bildung von Wasserstoffperoxid am Rußmaterial zu Rissbildungen in der Elektrode, was als nachteilig anerkannt wird. O. Ichinose et al. erklären, dass die Übertragung von nur zwei Elektronen auf den molekularen Sauerstoff hin zur Übertragung von vier Elektronen durch die Addition von Silber zum Ruß verbessert werden kann, so dass weniger Wasserstoffperoxid gebildet wird, was wiederum von Vorteil ist.
Die in der Offenbarung von O. Ichinose et al. vorgestellten Verfahrensvarianten sind allerdings dahingehend nachteilig, als dass zur Erzielung des gewünschten Übertrags von vier Elektronen die Addition von Silber in das Elektrodenmaterial erforderlich ist. Silber jedoch ist ein Edelmetall, dessen Verwendung als Bestandteil von Elektroden wirtschaftlich unattraktiv ist. Weiter ist eine vollständige Unterdrückung der Bildung von Wasserstoffperoxid nicht möglich, da stets Anteile
des molekularen Sauerstoff mit dem Rußträger in Kontakt kommen und dort gemäß der Formel (I) zu Wasserstoffperoxid in der wässrigen Lösung reduziert werden. Dieser ist wiederum geeignet das Elektrodenmaterial zu schädigen.
Zu einem ähnlichen Schluss, wie O. Ichinose et al. bzgl. der Bildung von Wasserstoffperoxid kommen auch L. Lipp in „Peroxide formation in a zero-gap chlor-alkali cell with an oxygen- depolarized cathode", im Journal of Applied Electrochemistry 35:1015-1024 (2005). Allerdings stellen L. Lipp et al. fest, dass die beschriebenen Effekte auch bei einer mit Platin beladenen Elektrode, enthaltend Ruß, auftreten. Es wird weiter offenbart, dass durch Anlegen höherer Spannungen und/oder höherer Stromdichten ein Teil des entstandenen Wasserstoffperoxids weiter zu den gewünschten, doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen, etwa in Form von Hydroxid- Ionen, reduziert werden kann. Damit wird also die Möglichkeit der Folge von Reaktionen gemäß der Formeln (I) und (E) beschrieben. Da aber die Reaktion gemäß der Formel (I) stattfindet, ist die Reaktion gemäß der Formel (IV) ebenfalls nicht auszuschließen, was wiederum zu einer Verringerung der Ausbeute an doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen in Form vorgenannter Hydroxid- Ionen führt. Die in L. Lipp et al. offenbarten Verfahrensvarianten weisen also die gleichen wirtschaftlichen und technischen Nachteile auf, wie jene in der Offenbarung gemäß O. Ichinose et al.
Eine Weiterentwicklung von Verfahren zur Reduktion molekularen Sauerstoffs offenbaren P. Matter et al. in „Oxygen reduction reaction activity and surface properties of nanostructured nitrogen-containing carbon", im Journal of Molecular Catalysis A: Chemical 264: 73-81 (2007). Hierin wird gefunden, dass Stickstoff enthaltende Kohlenstoffmodifikationen, die durch katalytische Abscheidung von Dämpfen aus Acetonitril auf Trägermaterialien, wie Silziumdioxid, Magnesiumoxid die wiederum Eisen, Kobalt oder Nickel als katalytisch aktive Komponente enthalten, erhalten werden, eine katalytische Aktivität für die Reduktion molekularen Sauerstoffs aufweisen. Das Verfahren zur Reduktion molekularen Sauerstoffs, das P. Matter et al. offenbaren, ist dadurch gekennzeichnet, dass es in einer 0,5 molaren Schwefelsäurelösung ausgeführt wird.
Es wird auch offenbart, dass in Abhängigkeit von dem Trägermaterial und/oder von der hierauf befindlichen katalytisch aktiven Komponente zur Herstellung der Stickstoff enthaltenden Kohlenstoffmodifikationen eine mehr oder minder große Menge an Wasserstoffperoxid als Nebenprodukt gebildet wird. Allgemein wird seitens P. Matter et al. jedoch vermutet, dass eine Bildung von Wasserstoffperoxid durch die Stickstoff enthaltenden Kohlenstoffmodifikationen weniger eintritt, als durch die vorgenannten anderen Bestandteile, welche aus deren Herstellungsverfahren stammen.
P. Matter et al. offenbaren weiter, dass die Stickstoff enthaltenden Kohlenstoffmodifikationen, die aktiv für die elektrochemische, katalysierte Reduktion von molekularem Sauerstoff sind, Anteile an pyridinischem und quarternärem Stickstoff aufweisen.
- A -
P. Matter et al. offenbaren nicht, dass die vorgenannte Reduktion molekularen Sauerstoffs auch in alkalischen Lösungen möglich sei. Des Weiteren findet gemäß den in P. Matter et al. offenbarten Verfahrensvarianten durch die Anwesenheit von Wasserstoffperoxid nach dessen Bildung durch die Reaktion gemäß Formel (I) die Disproportionierungsreaktion gemäß der Formel (TV) ebenfalls statt, was die Menge an doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen, etwa in Form von Hydroxid- Ionen, verringert.
Das in P. Matter et al. offenbarte Verfahren ist daher als nachteilig zu bezeichnen, als dass es zum einen keine Übertragbarkeit des Verfahrens auf technisch relevante Verfahren, wie etwa die Natriumchlorid-Elektrolyseverfahren erlaubt, in denen die elektrochemische Reduktion von molekularem Sauerstoff von großer Wichtigkeit ist und welche im Allgemeinen in alkalischen Medien ausgeführt werden und als dass es zum zweiten eine Bildung von Wasserstoffperoxid nicht verhindern kann, wodurch die Ausbeute an doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen, etwa in Form von Hydroxid-Ionen, durch die Reaktion gemäß der Formel (IV) verringert wird.
In einer Zusammenfassung des Standes der Technik bezüglich der katalytischen Eigenschaften von Stickstoff enthaltenden Kohlenstoffmodifϊkationen offenbaren Y. Shao et al. in „Nitrogen-doped carbon nanostructures and their composites as catalytic materials for proton exchange membrane fuel cell" im Applied Catalysis B: Environmental 79: 89-99 (2008), dass die vorgenannten Stickstoff enthaltenden Kohlenstoffmodifikationen allgemein auch in alkalischen Lösungen zur Reduktion von molekularem Sauerstoff geeignet seien.
Konkret wird aber festgehalten, dass in den bisher offenbarten Verfahren eine Zersetzung von Wasserstoffperoxid zu doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen stattfindet. Eine Zersetzung kann demnach nur als das Vorliegen einer Disproportionierungsreaktion gemäß der Formel (FV) verstanden werden, welche die Ausbeute doppelt negativ geladener Sauerstoff-Ionen, etwa in Form von Hydroxid-Ionen, in der zuvor beschriebenen Weise verringert und daher nachteilig ist. Es handelt sich also in jedem Fall um einer Reaktionsfolge gemäß der Formeln (I, II und IV).
Es wird nicht offenbart, dass eine direkte Reduktion molekularen Sauerstoffs zu zwei doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen ohne Bildung des Zwischenprodukts Wasserstoffperoxid stattfindet.
Die von Y. Shao et. al. offenbarten Verfahrensvarianten sind im Allgemeinen außerdem ebenso nachteilig, wie jene bei denen eine Zersetzung des Wasserstoffperoxids nicht stattfindet, da in jedem Fall Wasserstoffperoxid gebildet wird, das in der vorgenannten Weise die verwendeten Elektrodenmaterialien schädigen kann.
Y. Shao et al. nehmen etwa Bezug auf S. Maldonado et al., die in „Influence of Nitrogen Doping on Oxygen Reduction Electrocatalysis at Carbon Nanofiber Electrodes", im Journal of Physical Chemistry B 109: 4707-4716 (2005) offenbaren, dass es möglich ist Wasserstoffperoxid mit Stickstoff enthaltenden Kohlenstoffmodifikationen zu den gewünschten doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen zu disproportionieren.
Es wird weiter offenbart, dass diese Disproportionierung Defekten der Kohlenstoffstruktur, hervorgerufen durch die Stickstoffdotierung, zuzuschreiben ist. Die vorgenannte Disproportionierung von Wasserstoffperoxid zu doppelt negativ geladenen Sauerstoffϊonen wird gemäß der Offenbarung von S. Maldonado et al. in Kaliumnitratlösungen oder in Kaliumhydroxidlösungen ausgeführt. Auch hieraus folgt, dass die in S. Maldonado et al. offenbarten Verfahrensvarianten eine Reaktionsfolge gemäß der Formeln (I, II und gegebenenfalls IV) umfassen. S. Maldonado stellen darüber hinaus fest, dass in Lösungen eines pH-Wertes kleiner 10 explizit eine Reaktion gemäß der Formel (I) stattfindet, wobei die Geschwindigkeit der Reduktion durch das adsorbierte Superoxid (ein einfach negativ geladenes, molekulares Sauerstoffradikal) bestimmt wird. Es wird weiter offenbart, dass in Lösungen eines pH- Werts größer als 10 der Adsorptionsprozess des vorgenannten Superoxids behindert ist. Auch hier wird aber eine Reaktion gemäß der Formel (I) und nachfolgend gemäß der Formel (IV) offenbart, wenngleich diese langsamer abläuft.
Demzufolge offenbaren auch S. Maldonado nicht, dass eine direkte Reduktion des molekularen Sauerstoffs ohne die intermediäre Bildung von Peroxidverbindungen stattfinden kann, was zu den vorgenannten Nachteilen solcher Verfahren führt.
Es besteht daher die Aufgabe, ein Verfahren zur Reduktion molekularen Sauerstoffs bereitzustellen, welches vorgenannte Reduktion ohne die Bildung von Wasserstoffperoxid in alkalischen Lösungen erlaubt.
Es wurde überraschend gefunden, dass ein Verfahren zur elektrochemischen Reduktion molekularen Sauerstoffs zu doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen in Lösungen eines pH- Wertes größer oder gleich 8, dadurch gekennzeichnet, dass der molekulare Sauerstoff in solchen Lösungen mit Stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen mit einem Anteil an pyridinischem und quarternären Stickstoff unter Anlegen einer Spannung in Kontakt gebracht wird, diese Aufgabe zu lösen vermag.
Die vorgenannten doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen bezeichnen im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung auch doppelt negativ geladene Sauerstoff-Ionen, welche in den vorgenannten Lösungen eines pH-Wertes größer oder gleich 8 an Wasserstoff Ionen gebunden vorliegen können. Solche Verbindungen sind etwa Hydroxid Anionen (OH") oder Wasser (H2O).
Im Folgenden, wie auch vorstehend, wird auf verschiedene Anionen des Sauerstoffs Bezug genommen. Die vorgenannten doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen (Anionen) können wie gerade beschrieben auch gebunden an Wasserstoff Ionen vorliegen, ohne dass hierdurch die Wirkweise der vorliegenden Erfindung beeinträchtigt würde.
In gleicher Weise gilt dies, wenn im Rahmen der vorliegenden Erfindung auf Wasserstoffperoxid Bezug genommen wird. Unter Wasserstoffperoxid wird also hier sowohl ein doppelt negativ geladenes Sauerstoffmolekül mit zwei Sauerstoffatomen (O2 2"), wie auch ein doppelt negativ geladenes Sauerstoffmolekül mit zwei Sauerstoffatomen und einem Wasserstoff Ion (HO2 "), als auch ein doppelt negativ geladenes Sauerstoffmolekül mit zwei Sauerstoffatomen und zwei Wasserstoff Ionen (H2O2) verstanden. Alle vorgenannten Formen des Wasserstoffperoxids sollen im Rahmen des hier offenbarten Verfahrens nicht gebildet werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es erstmals eine Reduktion des molekularen Sauerstoffs, der in der Lösung eines pH-Werts größer oder gleich 8 molekular gelöst vorliegt, direkt zu doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen auszuführen.
Es werden also gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren bei Kontakt des molekularen Sauerstoffs mit den Stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen mit einem Anteil an pyridinischem und quarternären Stickstoff mittels Anlegen einer Spannung vier Elektronen übertragen, so dass die gewünschten doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen erhalten werden, ohne dass eine intermediäre Bildung von Wasserstoffperoxid stattfindet.
Dies ist besonders vorteilhaft, weil durch den Ausschluss der Möglichkeit der Wasserstoffperoxidbildung die Lebensdauer von Elektroden, die im Zuge der Anwendung des Verfahrens verwendet werden, verlängert wird, da diese keinem korrosiven Angriff des Wasserstoffperoxids mehr ausgesetzt sind. Außerdem wird durch den Ausschluss des Vorliegens einer Disproportionie- rungsreaktion gemäß der Formel (IV), mangels Vorliegen von Wasserstoffperoxid, die Ausbeute der Reduktion molekularen Sauerstoffs zu doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen maximiert.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen weisen üblicherweise einen Durchmesser von 3 bis 150 nm, bevorzugt von 4 bis 100 nm und besonders bevorzugt von 5 bis 50 nm auf.
Zudem weisen die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten stickstoff-dotierten Kohlenstoff- nanoröhrchen üblicherweise ein Verhältnis von Länge zu Durchmesser (Aspektverhältnis) von mindestens 2, bevorzugt mindestens 5, besonders bevorzugt mindestens 10 auf.
Die erfindungsgemäßen und bevorzugten Durchmesser und Aspektverhältnisse der stickstoff- dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen sind vorteilhaft, da hohe Aspektverhältnisse gepaart mit den
geπngen Durchmessern der Stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen zu besonders hohen spezifischen Oberflächen pro Massse an Stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen fuhren und zudem insbesondere die Außenflächen der stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen für die vorgenannte Übertragung von vier Elektronen gemäß der Formel (HI) besonders geeignet sind.
m einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens enthalten die stickstoffdotierten Kohlenstoffhanoröhrchen pyπdimschen und quarternären Stickstoff in einem Verhältnis größer oder gleich 1, bevorzugt größer oder gleich 1,5, besonders bevorzugt größer oder gleich 2.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens enthalten die stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen hierzu einen Anteil von größer 1 Atom-% Stickstoff.
Die vorgenannten Anteile und Modifikationen können durch den Fachmann in allgemein bekannter Weise ermittelt werden. Als Beispiel für die Ermittlung der Modifikationen und ihres Verhältnisses sei die Elektronenspektroskopie zur Chemischen Analyse (ESCA) genannt. Der Anteil an Stickstoff an den Kohlenstoffnanorohrchen ist im Zuge Ihrer Herstellung durch den Fachmann in einfacher Weise einzustellen.
Ohne an eine Theoπe diesbezüglich gebunden zu sein, scheint es, als würden insbesondere oberflächliche pyπdmische Modifikationen in bestimmter Kombination mit quarternären Modifikationen die Elektronenübertragung gemäß der Reaktion nach Formel (Hl) in alkalischen Lösungen eines pH- Werts größer oder gleich 8 besonders zu befördern.
Diese pyridimschen und quarternären Modifikationen treten offenbar insbesondere bei längeren stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanorohrchen (d.h. bei solchen mit einem besonders hohen Aspekt- verhältnis) vermehrt auf der Oberfläche der stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen auf.
Die Tatsache, ob es sich bei der Reduktion des molekularen Sauerstoffs um eine Reaktion gemäß der Formeln (I, II und gegebenenfalls IV) oder um eine Reduktion des molekularen Sauerstoffs gemäß der Formel (HI) handelt, kann durch den Fachmann ebenfalls in einfacher Weise überprüft werden.
Eine Methode hierfür ist die Aufnahme sogenannter Koutecky-Levich-Diagramme. Auch wenn diese Methode allgemein bekannt sein sollte, wird an dieser Stelle noch einmal in allgemeiner Weise beschrieben, wie der Fachmann die Unterscheidung zwischen einem Verfahren unter Vorliegen einer Reaktion gemäß Formeln (I, II und gegebenenfalls IV) und einer Reaktion gemäß der Formel (DT) ausführen kann.
Der Bestimmung hegt die Formel (V) zu Grunde, in welcher ein Grenzstrom {ιDlff , [A]) in Abhängigkeit der Anzahl der Elektronen ( n , [-]) einer elektrochemischen Reaktion, die bei der
Reaktion an der Oberfläche einer Ringscheibenelektrode, wie sie dem Fachmann allgemein bekannt sein sollte, ausgetauscht werden, in Abhängigkeit der Faraday-Konstanten
C
( F =96.485,34 ), in Abhängigkeit des binären Diffusionskoeffizienten des Stoffes zu/von mol m2 dem Elektronen an die Elektrode aufgenommen/abgegeben werden (D , [ ]) im Elektrolyten, in s dem dieser gelöst vorliegt, in Abhängigkeit der kinematischen Viskosität des vorgenannten
Elektrolyten (υ , [ ]), in Abhängigkeit der Konzentration des Stoffes zu/von dem Elektronen an
die Elektrode aufgenommen/abgegeben werden im Elektrolyten (c [ — — ]), in Abhängigkeit der m
Fläche der Ringscheibenelektrode ( A , [ m2 ]) und in Abhängigkeit der Rotationsgeschwindigkeit der Ringscheibenelektrode (ω , [s~ι ]).
iDiff = 0,63 n - F D* - υ 6 - c A - ω2 (V)
Wie allgemein bekannt, wird eine elektrochemische Reaktion an einer Ringscheibenelektrode bei höheren Stromdichten letztendlich durch die Sauerstoffdiffusion im die Ringscheibenelektrode umgebenden Elektrolyten hin zur Elektrodenoberfläche limitiert. Hieraus folgt die Bezeichnung von ϊDiß als Grenzstrom, oder, bezogen auf die Elektrodenoberfläche A , als Grenzstromdichte.
Wird für eine Ringscheibenelektrode der Grenzstrom iDiff bei unterschiedlichen Rotations- geschwindigkeiten ω der Ringscheibenelektrode ermittelt und dann dieser Grenzstrom iDiff als
Funktion der Rotationsgeschwindigkeit ω der Ringscheibenelektrode aufgetragen, so ergibt sich zumindest näherungsweise eine lineare Abhängigkeit gemäß der Formel (VI):
iDiff = K - ω> (VI)
Die Steigung des somit erhaltenen Koutecky-Levich-Diagramms ist in linearisierter Weise der konstante Faktor K , welcher abgelesen werden kann.
Die Kombination der Formeln (V) und (VI), zusammen mit dem damit bekannten konstanten Faktor K , führt dazu, dass ein einfacher mathematischer Zusammenhang erhalten wird, in dem nur die Anzahl der Elektronen n , welche übertragen werden, nicht bekannt ist. Durch einfaches Umstellen der Gleichung erhält man so den Wert für n und kann damit ermitteln, ob eine Reaktion gemäß der Formeln (I, II und gegebenenfalls IV) oder gemäß der Formel (IH) vorliegt.
Das vorliegende Verfahren ist besonders vorteilhaft, weil bei einer solchen Bestimmung für das erfindungsgemäße Verfahren für n eine Zahl recht nahe an 4 erhalten wird. In den besonders bevorzugten Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung ist die Zahl sogar beinahe exakt 4. Abweichungen hiervon liegen vor allem in den in der Formel (V) enthaltenen nicht vollständig exakten Werten der verwendeten Konstanten, wie etwa F , D und υ begründet. Außerdem ist die Konzentration von Sauerstoff c in Lösungen eines pH- Werts größer oder gleich 8, gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren nicht so exakt bestimmbar, wie dies hier für die Ermittlung des exakten Werts 4 notwendig wäre.
Die gemäß des erfindungsgemäßen Verfahrens und seiner bevorzugten Ausführungsformen verwendeten Stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen können gemäß der Verfahren nach dem Stand der Technik hergestellt werden, wenn die vorgenannten Eigenschaften der stickstoffdotierten Kohlenstoffhanoröhrchen hieraus erhalten werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden die Stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen aus den Verfahren gemäß der deutschen Patentanmeldung mit der An- meldenummer DE 10 2007 062 421.4 erhalten. Geeignete Katalysatoren zur Herstellung von stick- stoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen werden aber auch in der WO 2007 093 337 offenbart.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden die stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen aus den Verfahren gemäß der deutschen Patentanmeldung mit der Anmeldenummer DE 10 2007 062 421.4 erhalten, bei denen die Temperatur zur Herstellung der stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen etwa 6500C beträgt und bei denen das Kohlenstoff und Stickstoff umfassende Edukt Pyridin ist.
Die vorgenannten stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen werden, um ganz besonders bevorzugte Verfahrensvarianten zu ermöglichen, nachfolgend noch von gegebenenfalls noch enthaltenen Resten an Katalysatormaterial befreit.
Das Befreien kann durch das Waschen der stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen mit einer Säure erfolgen. Bevorzugt ist die Säure Salzsäure.
Das Befreien der stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen vom Katalysatormaterial ist besonders vorteilhaft, weil hierdurch die Reste an Katalysatormaterial nicht mehr als mögliche, katalytisch aktive Komponenten für eine eventuelle Reduktion molekularen Sauerstoffs zu Wasserstoffperoxid gemäß der Formel (E) zur Verfügung stehen.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausfuhrungsform des erfmdungsgemäßen Verfahrens zur Reduktion molekularen Sauerstoffs sind die stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen frei von Metall- oder Halbmetallbestandteilen, wie etwa Fe, Ni, Cu, W, V, Cr, Sn, Co, Mn und Mo.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird üblicherweise bei Anlegen einer Spannung von +0,2 bis -0,8 V zwischen einer Silber/Silberchlorid-Referenzelektrode (Ag/AgCl-Referenzelektrode) und einer Elektrode umfassend die vorgenannten stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen mit einem Anteil an pyridinischem und quarternären Stickstoff ausgeführt, wobei die Reduktion des molekularen Sauerstoffs gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren an der Oberfläche der Elektrode umfassend die stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen mit einem Anteil an pyridinischem und quarternären Stickstoff stattfindet. Die hier angegebene Spannung ist bezogen auf eine Ag/AgCl-Referenzelektrode, wie Sie der Fachmann allgemein kennt. Ausgehend hiervon ist die Umrechnung auf die notwendige Spannung zwischen der Elektrode umfassend die vorgenannten stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen mit einem Anteil an pyridinischem und quarternären Stickstoff und der Referenzelektrode für andere Referenzelektroden für den Fachmann in einfacher Weise möglich.
Es wurde weiter überraschend gefunden, dass sich das erfindungsgemäße Verfahren durch eine verringerte elektrische Leistungsaufnahme bei ansonsten gleicher Ausbeute an doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen auszeichnet, was unter anderem darin begründet liegt, dass die Übertragung von vorgenannten vier Elektronen gemäß dem hier vorgestellten Verfahren bei geringeren Spannungen bereits vonstatten geht, als dies bei Verfahren nach dem Stand der Technik, etwa unter Verwendung von Leitruß, der Fall wäre. Das bedeutet, dass die im erfindungs- gemäßen Verfahren beobachteten Überspannungen an der Elektrodenoberfläche, welche beobachtet werden können, erfreulich gering sind.
Die Stromdichten, ausgedrückt in Ampere pro Elektrodenoberfläche der Elektrode umfassend die vorgenannten stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen mit einem Anteil an pyridinischem und quarternärem Stickstoff richten sich im Wesentlichen nach der oben angegebenen Spannung, oder nach der vorgenannten Diffusionsgeschwindigkeit unter Anlegen der vorgenannten Spannung und sind im erfmdungsgemäßen Verfahren oder in Verfahren nach bevorzugten Varianten in vorteilhafter Weise hoch bei geringen Spannungen, da in einem Schritt vier Elektronen bereits bei geringen Spannungen übertragen werden.
Die vorgenannten Bereiche an Spannung und Stromdichte sind also besonders vorteilhaft, weil in diesen das erfindungsgemäße Verfahren unter Aufwendung einer, gemessen an der Reduktion molekularen Sauerstoffs, minimalen Menge an elektrischer Leistung ausgeführt werden kann.
Insbesondere die erfindungsgemäß verwendeten stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen mit einem Anteil an pyridinischem und quarternären Stickstoff in Lösungen eines pH- Werts größer als 8 ermöglichen eine solche Minimierung der aufgewendeten Energie, indem sie die für die Reduktion minimal benötigte Spannung (die Zellspannung) verringern.
Em weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung von Stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanorohrchen mit einem Anteil an pyπdinischem und quarternaren Stickstoff zur Reduktion molekularen Sauerstoffs in wässπgen Lösungen eines pH- Werts großer als 8.
Ein letzter Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine Elektrolysevorrichtung für die elektrochemische Reduktion von molekularem Sauerstoff zu doppelt negativ geladenen Sauerstoff
Ionen, dadurch gekennzeichnet, dass sie einen ersten Elektrodenraum (1), gefüllt mit einer
Losung eines pH- Wertes größer oder gleich 8 umfasst, in dem sich eine Elektrode (Ia) umfassend einen Anteil Stickstoff-dotierter Kohlenstoffhanorohrchen mit einem Anteil an pyπdinischem und quartemaren Stickstoff befindet, die mit einer weiteren Elektrode (2a) in einem weiteren Elektrodenraum (2) elektrisch leitend über eine Spannungsquelle (3) verbunden ist und wobei sich zwischen dem ersten und dem weiteren Elektrodenraum eine Membran (4) befindet.
In der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann das erfindungsgemaße Verfahren besonders vorteilhaft ausgeführt werden.
Die vorliegende Erfindung wird anhand der Abbildungen erläutert, ohne sie jedoch hierauf zu beschränken.
Fig 1 zeigt ein Koutecky-Levich-Diagrarnrn erhalten aus den Messdaten des erfindungsgemäßen Verfahrens nach Beispiel 1. Dargestellt ist der Grenzstrom ιDιff in Mikroampere über der Wurzel
der Rotationsgeschwindigkeit ω2 der Ringscheibenelektrode in V min . Die dargestellten Messpunkte beziehen sich auf die Rotationsgeschwmdigkeiten der Ringscheibenelektrode von 400 min'1 über 900 mm'1 bis 1600 mm 1. Die dargestellte Linie ist eine lineare Approximation zur Bestimmung des Faktors K gemäß der Formel (VI), der zu 20,7 erhalten wird
Fig 2 zeigt eine Gegenüberstellung der mittels Ringscheibenelektrode gegen eine Ag/AgCl- Referenzelektrode aufgenommenen Messdaten bei einer Umdrehungsgeschwindigkeit von 3600 mm"1 der Ringscheibenelektrode im Fall des nicht erfindungsgemäßen Verfahrens gemäß dem Vergleichsbeispiel 1 (Linie B) und im Fall des erfindungsgemäßen Verfahrens gemäß dem Beispiel 1 (Linie A).
Fig 3 zeigt ein Koutecky-Levich-Diagramm erhalten aus den Messdaten des erfindungsgemäßen Verfahrens nach Beispiel 2. Dargestellt ist der Grenzstrom ιD ~ in Mikroampere über der Wurzel
1 der Rotationsgeschwindigkeit CO 2 der Ringscheibenelektrode in Vmin ' Die dargestellten Messpunkte beziehen sich auf die Rotationsgeschwindigkeiten der Ringscheibenelektrode von 400 min"1 über 900 mm 1 und 1600 min'1 bis 2500 min'1. Die dargestellte Linie ist eine lineare
Approximation zur Bestimmung des Faktors K gemäß der Formel (VI), der zu 17,4 erhalten wird.
Fig. 4 zeigt ein Koutecky-Levich-Diagramm erhalten aus den Messdaten des erfindungsgemäßen Verfahrens nach Beispiel 3. Dargestellt ist der Grenzstrom imff in Mikroampere über der Wurzel j^ der Rotationsgeschwindigkeit ω2 der Ringscheibenelektrode in V min"1 . Die dargestellten
Messpunkte beziehen sich auf die Rotationsgeschwindigkeiten der Ringscheibenelektrode von 400 min'1 über 900 min"1 und 1600 min'1 bis 2500 min"1. Die dargestellte Linie ist eine lineare Approximation zur Bestimmung des Faktors K gemäß der Formel (VI), der zu 20,1 erhalten wird.
Fig. 5 zeigt ein Koutecky-Levich-Diagramm mit allen Messdaten aus den erfindungsgemäßen Verfahren gemäß den Beispielen 1 bis 3, sowie aus den nicht erfindungsgemäßen Verfahren gemäß den Vergleichsbeispielen 2 und 3. Die Daten aus dem erfindungsgemäßen Verfahren gemäß Beispiel 1 sind als gefüllte Kreise dargestellt, deren lineare Approximation zur Bestimmung des Faktors K gemäß der Formel (VI) als dicke durchgezogene Linie. Die Daten aus dem erfindungsgemäßen Verfahren gemäß Beispiel 2 sind als gefüllte Vierecke dargestellt, deren lineare Approximation zur Bestimmung des Faktors K gemäß der Formel (VT) als dünne durchgezogene Linie. Die Daten aus dem erfindungsgemäßen Verfahren gemäß Beispiel 3 sind als gefüllte Dreiecke dargestellt, deren lineare Approximation zur Bestimmung des Faktors K gemäß der Formel (VI) als schattierte durchgezogene Linie. Die jeweiligen linearen Approximationen der erfindungsgemäßen Verfahren gemäß den Beispielen 1 bis 3 sind entsprechend mit den Ziffern 1 bis 3 zusätzlich gekennzeichnet. Die Daten aus dem nicht erfindungsgemäßen Verfahren gemäß Vergleichsbeispiel 2 sind als leere Vierecke dargestellt, deren lineare Approximation zur Bestimmung des Faktors K gemäß der Formel (VI) als dünne gestrichelte Linie. Die Daten aus dem nicht erfindungsgemäßen Verfahren gemäß Vergleichsbeispiel 3 sind als leere Kreise dargestellt, deren lineare Approximation zur Bestimmung des Faktors K gemäß der Formel (VI) als dicke Strichpunktlinie.
Fig. 6 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung mit einer ersten Elektrode (Ia) umfassend eine Oberflächenschicht (Ia') mit Stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen mit einem Anteil an pyridinischem und quarternären Stickstoff in einem ersten Elektrodenraum (1), der mit einer 0,2 M
NaOH Lösung mit einem pH- Wert von 13,31 befüllt ist. Getrennt durch eine Membran (4) befindet sich hiervon ein weiterer Elektrodenraum (2) mit einer Titanelektrode (2a), wobei der
Elektrodenraum (2) mit einer 0,5 Gew.-% Natriumchloridlösung befüllt ist und wobei die Titanelektrode (2a) mit der ersten Elektrode (Ia) elektrisch leitend über eine Spannungsquelle (3) verbunden ist.
Die vorliegende Erfindung wird weiterhin anhand des nachfolgenden Beispiele näher erläutert, ohne sie hierauf zu beschränken.
Beispiele
Beispiel 1 : Erfindungsgemäße Sauerstoffreduktion
40 mg Stickstoff-dotierte Kohlenstoffnanoröhrchen, hergestellt durch katalytische Zersetzung von Pyridin bei 65O0C in einem Festbettreaktor, an einem Kobalt-Molybdän-Magnesiumoxid Katalysator (bestehend aus 19 Gew.-% Co, 4 Gew.-% Mo und 77 Gew.-% MgO), wurden zunächst in 50 ml Aceton dispergiert, nachdem Sie mittels Waschen in konzentrierter Salzsäurelösung von Katalysatorresten befreit worden sind, so dass eine erste Dispersion A erhalten wurde.
Die Stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen wurden zuvor mittels Elektronenspektroskopie zur Chemischen Analyse (ESCA; Firma ThermoFisher, ESCALab 22OiXL; Methode nach Angaben des Herstellers) und mittels Transmissionselektronenmikroskopie (TEM; Fa. FEI Gerätetyp: Tecnai20, Megaview DI; Methode nach Angaben des Herstellers) untersucht.
Es wurde hierbei festegestellt, dass die Stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen einen Anteil von 6,5 Atom-% Stickstoff aufwiesen, dass sie ein Verhältnis von pyridinischem zu quarternärem Stickstoff von 2,88 aufwiesen, dass sie einen mittleren Durchmesser d50 von etwa 10 ran und eine minimale Länge von etwa 150 nm aufwiesen, so dass sie ein Aspektverhältnis von größer 10 hatten.
Von der erhaltenen Dispersion A wurden 120 μl auf eine polierte Elektrodenoberfläche einer rotierenden Ringscheibenelektrode (Fa. Jaissle Elektronik GmbH) getropft.
Nach dem Verdampfen des Acetons wurden hierauf 10 μl eines gelösten sulfonierten Tetrafluorethylen-Polymers (Nafion®-Lösung; Fa. DuPont) in einer Konzentration von 26 mg/ml in Isopropanol zur Fixierung des in Dispersion A enthaltenen Feststoffs aufgetropft.
Die rotierende Ringscheibenelektrode, nun umfassend die Stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen, wurde sodann als Arbeitselektrode in einer Laborzelle enthaltend 3 Elektroden (Arbeitselektrode, Gegenelektrode und Referenzelektrode) eingesetzt.
Der verwendete Aufbau ist dem Fachmann allgemein als Dreielektrodenanordnung bekannt. Als Elektrolyt umgebend die Arbeitselektrode wurde eine 1 molare NaOH-Lösung in Wasser eingesetzt, die zuvor mittels Durchleiten eines Gasstroms reinen Sauerstoffs mit Sauerstoff gesättigt wurde.
Als Referenzelektrode kam eine handelsübliche Ag/ AgCl -Elektrode (Fa.: Mettler-Toledo) zum Einsatz.
Der Elektrolyt wurde auf 600C erwärmt. Die Reduktion des im Elektrolyt molekular gelösten Sauerstoffs wurde ebenfalls bei dieser Temperatur, welche kontrolliert wurde, ausgeführt.
Nachfolgend wurde nun in Bereichen von +0,2 V bis -0,8 V, angelegt zwischen der Arbeitselektrode und der Referenzelektrode, der Verlauf des Grenzstroms vermessen. Der vorgenannte Bereich von +0,2 V bis -0,8 V wurde mit einer Geschwindigkeit von 10 mV/s überprüft.
Das Vermessen des vorgenannten Bereichs wurde analog mehrfach durchgeführt, wobei bei jedem neuen Versuch die Rotationsgeschwindigkeit der Ringscheibenelektrode variiert wurde.
Insgesamt wurden drei solcher Messungen bei 400, 900 und 1600 Umdrehungen der Ringscheibenelektrode pro Minute zur Darstellung im Koutecky-Levich-Diagramm der Fig. 1 ausgeführt.
Die Ergebnisse der Messung sind in Form eines Koutecky-Levich-Diagramms in Fig. 1 dargestellt. Aus der Steigung der linearen Approximation wird unter Verwendung der zuvor dargestellten Formeln (V) und (VI) für die Anzahl der im Verfahren übertragenen Elektronen n ein Wert von etwa 4,2 erhalten. Hieraus folgt, dass im Zuge der Reduktion des Sauerstoffs kein Wasserstoffperoxid gemäß der Reaktion nach Formel (I) gebildet wurde, was die vorgenannten Vorteile des Verfahrens zur Folge hat.
Beispielhaft ist ein einzelnes Vermessen aus dem oben genannte Koutecky-Levich-Diagramme erhalten werden in der Fig. 2 für eine Messung bei 3600 Umdrehungen der Ringscheibenelektrode pro Minute (A) im Vergleich zu der entsprechenden Messung aus dem Vergleichsbeispiel 1 (B) dargestellt.
Man erkennt hieran zum einen, dass bei Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens im Zuge der Messung das Eintreten eines Stromflusses bereits bei einer angelegten Spannung von etwa -0, 1 V gegenüber einer Ag/AgCl-Elektrode eintritt, wohingegen bei Durchführung des nicht erfindungsgemäßen Verfahrens dieser Stromfluss erst bei einer Spannung von etwa -0,2 V in signifikantem Maße eintritt. Damit tritt die Reduktion von Sauerstoff gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren in vorteilhafter Weise früher ein, als bei Verfahren nach dem Stand der Technik, was zu einer Einsparung von Energie für die elektrochemische Reduktion von Sauerstoff führt. Weiter ist der Fig. 2 zu entnehmen, dass der Grenzstrom für das erfindungsgemäße Verfahren etwa doppelt so hoch liegt wie jener des nicht erfindungsgemäßen Verfahrens. Dies liegt an der vorgenannten Übertragung von vier Elektronen gemäß der Formel (HI) im erfindungsgemäßen Verfahren, wohingegen im nicht erfindungsgemäßen Verfahren nur zwei Elektronen gemäß der Formel (I) unter Bildung von Wasserstoffperoxid übertragen werden.
Hiemach kann sich im Fall des nicht erfindungsgemäßen Verfahrens unter Anlegen einer noch höheren Spannung die weitere Reduktion von Wasserstoffperoxid gemäß der Formel (II) anschließen, was sich in der Fig. 2 in Form des weiteren Abknickens der Kurve bei einer Spannung von etwa 0,75 V andeutet. Implizit bedeutet dies aber auch, dass mit dem nicht erfindungsgemäßen Verfahren stets die Notwendigkeit des Anlegens einer höheren Spannung einhergeht, wenn eine ähnliche Ausbeute an doppelt negativ geladenen Sauerstoff-Ionen aus diesem Verfahren erhalten werden soll, wie im erfindungsgemäßen Verfahren. Damit sind solche Verfahren mindestens energetisch von starkem Nachteil und in direkter Folge auch wirtschaftlich nachteilig.
Beispiel 2: Weitere erfindungsgemäße Sauerstoffreduktion
Ein Versuch gleich zu jenem in Beispiel 1 wurde durchgeführt, mit dem einzigen Unterschied, dass anstelle der dort verwendeten Stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen nun stickstoffdotierte Kohlenstoffhanoröhrchen, hergestellt durch katalytische Zersetzung von Pyridin bei 6500C in einem Festbettreaktor, an einem Katalysator entsprechend des Beispiels 1 der WO 2007 093 337, eingesetzt wurden. Es wurden außerdem noch Messungen bei einer Rotationsgeschwindigkeit der Ringscheibenelektrode von 2500 Umdrehungen pro Minute ausgeführt.
Die Stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen wurden zuvor mittels ESCA untersucht. Es wurde hierbei festgestellt, dass die stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen einen Anteil von 3,8 Atom-% Stickstoff aufwiesen, und dass sie ein Verhältnis von pyrdinischem zu quarternärem Stickstoff von 2,79 aufwiesen.
Die Ergebnisse der Messung sind in Form eines Koutecky-Levich-Diagramms in Fig. 3 dargestellt. Aus der Steigung der linearen Approximation wird unter Verwendung der zuvor dargestellten Formeln (V) und (VI) für die Anzahl der im Verfahren übertragenen Elektronen n ein Wert von etwa 3,6 erhalten. Hieraus folgt, dass im Zuge der Reduktion des Sauerstoffs kein Wasserstoffperoxid gemäß der Reaktion nach Formel (I) gebildet wurde, was die vorgenannten Vorteile des Verfahrens zur Folge hat.
Beispiel 3: Noch weitere erfindungsgemäße Sauerstoffreduktion
Ein Versuch gleich zu jenem in Beispiel 2 wurde durchgeführt, mit dem einzigen Unterschied, dass anstelle der dort verwendeten stickstoff-dotierten Kohlenstoffhanoröhrchen nun stickstoff- dotierte Kohlenstoffhanoröhrchen, hergestellt durch katalytische Zersetzung von Pyridin bei 6500C in einem Festbettreaktor, an einem Katalysator entsprechend des Beispiels 2 der WO 2007 093 337, verwendet wurden.
Die Stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen wurden zuvor mittels ESCA untersucht. Es wurde festegestellt, dass die stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen einen Anteil von 5,8 Atom-% Stickstoff aufwiesen, und dass sie ein Verhältnis von pyrdinischem zu quarternärem Stickstoff von 1,61 aufwiesen.
Die Ergebnisse der Messung sind in Form eines Koutecky-Levich-Diagramms in Fig. 4 dargestellt. Aus der Steigung der linearen Approximation wird unter Verwendung der zuvor dargestellten Formeln (V) und (VI) für die Anzahl der im Verfahren übertragenen Elektronen n ein Wert von etwa 4,1 erhalten. Hieraus folgt, dass im Zuge der Reduktion des Sauerstoffs kein Wasserstoffperoxid gemäß der Reaktion nach Formel (I) gebildet wurde, was die vorgenannten Vorteile des Verfahrens zur Folge hat.
Vergleichsbeispiel 1: Nicht erfindungsgemäße Sauerstoffreduktion mit Ruß
Ein Versuch gleich zu jenem in Beispiel 1 wurde durchgeführt, mit dem einzigen Unterschied, dass anstelle der dort verwendeten stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen Ruß (Vulcan XC72, Fa. Cabot) verwendet wurde.
Der Vergleich zwischen diesem nicht erfindungsgemäßen Verfahren und dem erfindungsgemäßen Verfahren gemäß dem Beispiel 1 wird in Fig. 2 dargestellt, wobei die Unterschiede bereits im Rahmen des erfindungsgemäßen Beispiels 1 erläutert wurden.
Vergleichsbeispiel 2: Weitere nicht erfindungsgemäße Sauerstoffreduktion mit anderen stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen
Ein Versuch gleich zu jenem in Beispiel 1 wurde durchgeführt, mit dem einzigen Unterschied, dass anstelle der dort verwendeten stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen nun stickstoffdotierte Kohlenstoffnanoröhrchen, verwendet wurden, welche gemäß ESCA ein Verhältnis von pyridinischem zu quarternären Stickstoff von 0,63 aufwiesen. Diese stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen wurden durch katalytische Zersetzung von Pyridin bei 7500C in einem Festbettreaktor, an einem Katalysator entsprechend des Beispiels 2 der WO 2007 093 337 hergestellt.
Die Ergebnisse der Messung sind in Form von leeren Vierecken (V2) im Koutecky-Levich- Diagramm der Fig. 5 dargestellt. Aus der Steigung der linearen Approximation dieser Messdaten, welche als dünne gestrichelte Linie in der Fig. 5 ebenfalls dargestellt ist und mit V2 gekennzeichnet ist, wird unter Verwendung der zuvor dargestellten Formeln (V) und (VI) für die Anzahl der in dem Verfahren nach diesem Vergleichsbeispiel übertragenen Elektronen n ein Wert von etwa 2,2 erhalten.
Im Vergleich zu den erfindungsgemäßen Sauerstoffreduktionen gemäß der Beispiele 1 bis 3, welche in Form von jeweils durchgezogenen Linien (1, 2, 3), sowie in Form der gefüllten Kreise, Vierecke und Dreiecke (1, 2, 3) ebenfalls in der Fig. 5 dargestellt sind, erkennt man eine nur halb so große Steigung der linearen Approximation.
Hieraus folgt, dass im Zuge der Reduktion des Sauerstoffs gemäß dem hier durchgeführten Vergleichsbeispiel eine Reduktion gemäß der Formel (I) unter Bildung von Wasserstoffperoxid stattfindet, was aus den zuvor ausgeführten Gründen von Nachteil ist.
Vergleichsbeispiel 3: Weitere nicht erfindungsgemäße Sauerstoffreduktion mit nicht stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen
Ein Versuch gleich zu jenem in Beispiel 1 wurde durchgeführt, mit dem einzigen Unterschied, dass anstelle der dort verwendeten stickstoff-dotierten Kohlenstoffnanoröhrchen nun handelsübliche Kohlenstoffnanoröhrchen (BayTubes®, Fa. BayTubes) verwendet wurden.
Die Ergebnisse der Messung sind in Form von leeren Kreisen (V3) im Koutecky-Levich- Diagramm der Fig. 5 dargestellt. Aus der Steigung der linearen Approximation dieser Messdaten, welche als dünne gestrichelte Linie in der Fig. 5 ebenfalls dargestellt ist und mit V3 gekennzeichnet ist, wird unter Verwendung der zuvor dargestellten Formeln (V) und (VI) für die Anzahl der in dem Verfahren nach diesem Vergleichsbeispiel übertragenen Elektronen n ein Wert von etwa 2,1 erhalten.
Im Vergleich zu den erfindungsgemäßen Sauerstoffreduktionen gemäß der Beispiele 1 bis 3, welche in Form von jeweils durchgezogenen Linien (1, 2, 3), sowie in Form der gefüllten Kreise, Vierecke und Dreiecke (1, 2, 3) ebenfalls in der Fig. 5 dargestellt sind, erkennt man eine nur halb so große Steigung der linearen Approximation.
Hieraus folgt, dass im Zuge der Reduktion des Sauerstoffs gemäß dem hier durchgeführten Vergleichsbeispiel eine Reduktion gemäß der Formel (I) unter Bildung von Wasserstoffperoxid stattfindet, was aus den zuvor ausgeführten Gründen von Nachteil ist.