Verfahren und Vorrichtung zur Sichtbarmachung der Umgebung eines Fahrzeugs durch Fusion eines Infrarot- und eines Visuell-Abbilds
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Sichtbarmachung der Umgebung eines Fahrzeugs, die ein digitale Daten der Umgebung enthaltendes Visuell-Abbild, das die visuell sichtbaren Objekte zeigt, und ein digitale Daten der Umgebung enthaltendes Infrarot-Abbild, das die von dem visuell sichtbaren und/oder weiteren Objekten ausgehende Infrarot-Strahlung zeigt, zu einem in einer Bildanzeigeeinheit darstellbaren Zielbild fusioniert, um die Zuordnung von Objekten, von denen Infrarot-Strahlung ausgeht, in der aufgenommenen Umgebung zu erleichtern.
Vorrichtungen zur Bildfusion überlagern die Bilder zumindest zweier Kameras, die die aktuelle Umgebung eines Fahrzeugs in unterschiedlichen Spektralbereichen aufnehmen. Die Spektralbereiche können beispielsweise visuell sichtbares Licht sowie Infrarot-Strahlung umfassen. Ein aus einer Bildfusion ermitteltes Zielbild ermöglicht dem Fahrer des Fahrzeugs eine leichtere und bessere Interpretierbarkeit der in einer Bildanzeigeeinheit bereitgestellten Informationen über die, Umgebung des Fahrzeugs.
Eine Kameravorrichtung weist hierzu zumindest zwei Kameras mit weitgehend parallelen optischen Achsen auf, die räumlich zueinander versetzt sind. Aufgrund der versetzten Montage der Kameras, d.h. der versetzten optischen Achsen, können die von den Kameras gelieferten Bilder über einen weiten Bereich an Entfernungen nicht vollständig objekttreu zueinander ausgerichtet werden. Die Objekttreue beschreibt die von ein und demselben Objekt in der Fahrumgebung reflektierte bzw. emittierte Strahlung in dem Zielbild auf genau diesem Objekt durch den Fahrer eindeutig zuordenbar ist.
Ausrichtungsfehler bzw. die Qualität der Objekttreue entstehen in Abhängigkeit des Abstandes der Kameras sowie in Abhängigkeit der Entfernung zwischen den Kameras und dem aufgenommenen Objekt. Durch eine Kalibrierung der Kameravorrichtung ist es möglich, Objekte entweder im Nahbereich (dies entspricht
einer für eine Stadtfahrt typischen Fahrsituation mit einem Entfernungsbereich von ca. 15 bis 75 m) sehr gut abzubilden, wodurch im Fernbereich eine schlechte Objekttreue die Folge ist. Das Gleiche gilt, wenn die Kameravorrichtung auf Objekte im Fembereich (dies entspricht beispielsweise einer Überland- oder Autobahnfahrt mit Entfernungsbereichen zwischen 30 bis 150 bzw. 50 bis 250 m) optimiert ist. Hierdurch ergibt sich ein Ausrichtungsfehler im Nahbereich.
Vorrichtungen und Verfahren zur Bildfusion sind beispielsweise aus der DE 102 27 171 A1 und der DE 103 04 703 A1 der Anmelderin bekannt. Die darin beschriebenen Vorrichtungen weisen jeweils eine Kameravorrichtung mit einer ein digitale Daten der Umgebung enthaltendes Visuell-Abbild bereitstellenden Visuell- Kamera und einem ein digitale Daten der Umgebung enthaltendes Infrarot-Abbild bereitstellenden Infrarot-Kamera auf. Das visuelle Abbild zeigt die visuell sichtbaren Objekte. Das Infrarot-Abbild zeigt die von den visuell sichtbaren und/oder weiteren Objekten ausgehende Infrarot-Strahlung. Eine Bildverarbeitungseinheit nimmt eine Bildfusion des Visuell-Abbilds und des Infrarot-Abbilds vor, wobei das fusionierte Zielbild in einer Bildanzeigeeinheit zur Anzeige bringbar ist. Die Bildfusion umfasst eine vollständige oder teilweise, z.B. eine pixel- oder pixelbereichsweise, Überlagerung des Visuell-Abbilds und des Infrarot-Abbilds. Dabei werden insbesondere zeit- und ortsgleiche Bild-Paare miteinander überlagert. Es können hierbei Helligkeits- und/oder Farbwerte der Pixel oder Pixelbereiche überlagert bzw. gemittelt werden. Zur weiteren Optimierung kann die Überlagerung der Abbilder mittels Gewichtungsfaktoren vorgenommen werden. Optional wird die Berücksichtigung der Helligkeit und/oder der Sichtbedingungen des Fahrzeugs beschrieben. Auch die unterschiedliche Gewichtung von Pixeln oder Pixelbereichen wird vorgeschlagen. Nachteil dieser bekannten Verfahren ist der hohe Rechenaufwand zur Darstellung objekttreuer Zielbilder über einen weiten Entfernungsbereich.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht deshalb darin, ein verbessertes Verfahren und eine verbesserte Vorrichtung zur Sichtbarmachung der Umgebung eines Fahrzeugs bereitzustellen, welche eine zuverlässige Interpretation der Inhalte eines aus einer Bildfusion erzeugten Zielbildes ermöglichen.
Diese Aufgaben werden durch Verfahren zur Sichtbarmachung der Umgebung eines Fahrzeugs gemäß den Merkmalen des Patentanspruches 1 sowie durch eine Vorrichtung zur Sichtbarmachung der Umgebung eines Fahrzeugs gemäß den Merkmalen des Patentanspruches 11 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich jeweils aus den abhängigen Patentansprüchen.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Sichtbarmachung der Umgebung eines Fahrzeugs, insbesondere bei Dunkelheit, wird ein digitale Daten der Umgebung enthaltendes Visuell-Abbild bereitgestellt, wobei das visuelle Abbild die visuell sichtbaren Objekte zeigt. Es wird weiterhin ein digitale Daten der Umgebung enthaltendes Infrarot-Abbild bereitgestellt, das die von den visuell sichtbaren und/oder weiteren Objekten ausgehende Infrarot-Strahlung zeigt. Es wird eine Bildfusion vorgenommen, die das Visuell-Abbild und das Infrarot-Abbild zu einem in einer Bildanzeigeeinheit darstellbaren Zielbild fusioniert, um. die Zuordnung von Objekten, von denen Infrarot-Strahlung ausgeht, in der aufgenommenen Umgebung zu erleichtern. Erfindungsgemäß wird die Bildfusion des Visuell-Abbilds und/oder des Infrarot-Abbilds in Abhängigkeit eines Umgebungsparameters ausgesetzt, um lediglich eines der beiden Abbilder oder keines der Abbilder als Zielbild darzustellen.
Um einen Ausrichtungsfehler bei der Darstellung eines Zielbildes zu vermeiden, schlägt die Erfindung somit vor, die Bildfusion in Abhängigkeit eines Umgebungsparameters zu unterbinden. Obwohl durch das Aussetzen der Bildfusion beim Eintreten des Umgebungsparameters Informationen aus dem zur Darstellung bringbaren Zielbild entfernt werden, wird dem Benutzer eines Fahrzeugs die Interpretation des in der Bildanzeigeeinheit dargestellten Zielbilds erleichtert, wodurch dieser weniger vom Verkehrsgeschehen der Umgebung des Fahrzeugs abgelenkt wird.
Gemäß einer zweckmäßigen Ausgestaltung werden in dem Schritt des Aussetzens der Bildfusion das Visuell-Abbild und/oder das Infrarot-Abbild zur Vermeidung von Unscharfen und/oder Doppelbildern sämtliche digitale Daten der Umgebung des jeweiligen Abbilds ausgeblendet. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass entweder das Visuell-Abbild oder das Infrarot-Abbild oder sogar beide Abbilder vollständig
und nicht nur teilweise ausgeblendet werden. Letzteres bedeutet, dass in der Bildanzeigeeinheit gar kein Zielbild zur Darstellung gebracht wird.
Der Umgebungsparameter wird gemäß einer weiteren zweckmäßigen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens aus zumindest einer sensorisch erfassten, fahrdynamischen Größe und/oder zumindest einem anderen Parameter ermittelt.
Als fahrdynamische Größe wird in einer Ausgestaltung die Geschwindigkeit des Fahrzeugs, insbesondere das Unter- oder Überschreiten einer vorgegebenen
Geschwindigkeit, verarbeitet. In einer weiteren Ausgestaltung wird als fahrdynamische Größe ein Abstand des Fahrzeugs zu einem im Blickwinkel der
Kamera erfassten Objekt, insbesondere das Unter- oder Überschreiten eines vorgegebenen Abstands, verarbeitet. Bevorzugt werden beide Parameter in einer Kombination berücksichtigt.
Eine weitere zweckmäßige Ausgestaltung sieht vor, als fahrdynamische Größe die aktuelle Position des Fahrzeugs zu verarbeiten. Als weiterer Parameter werden in einer weiteren Ausgestaltung die Topologie und/oder die aktuellen Witterungsbedingungen verarbeitet. Eine Deaktivierung der Bildfusion in Abhängigkeit der Topologie bzw. der momentanen Position des Fahrzeugs,, welche z.B. aus den einem Navigationssystem zur Verfügung gestellten GPS-Daten ermittelt werden kann, kann beispielsweise beim Durchfahren eines Tunnels erfolgen. In einer derartigen Fahrsituation ist eine Infrarot-Kamera kaum in der Lage, die für den Fahrzeugbenutzer relevanten Informationen sinnvoll darzustellen. Eine Überlagerung des Infrarot-Abbilds mit dem Visuell-Abbild würde deshalb nicht zu einer Erhöhung des Informationsgehalts des Fahrzeugbenutzers führen, so dass es sinnvoll ist, z.B. das Infrarot-Abbild aus dem Zielbild auszublenden. Ähnliches gilt auch bei schlechten Witterungsbedingungen, wie z.B. bei Regen, bei welchem die Infrarot-Kamera keine ausreichend gute Auflösung der Umgebung erbringen kann.
Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, als weiteren Parameter einen durch den Fahrzeugnutzer auswählbaren Parameter durch die Bildverarbeitungseinheit zu verarbeiten. In manchen Situationen kann es für den Fahrzeugbenutzer
wünschenswert sein, die Darstellung eines an sich aus einer Bildfusion generierten Zielbildes zu verändern und wahlweise lediglich das Infrarot-Abbild oder das Visuell- Abbild zur Darstellung zu bringen. Der weitere Parameter würde somit einer aktiv durch den Fahrzeugbenutzer ausgelösten Deaktivierung und/oder Aktivierung der Bildfusion entsprechen.
Ferner kann gemäß einer weiteren Ausgestaltung vorgesehen sein, die Entropiewerte des Visuell-Abbilds und des Infrarot-Abbilds zu ermitteln und die Entropiewerte mit einem vorgegebenen Entropiewert zu vergleichen, und anhand des Vergleichsergebnisses zu entscheiden, ob das Visuell-Abbild und/oder das Infrarot-Abbild oder beide ausgeblendet werden. Die Entropie eines Abbilds der Umgebung enthält Informationen über die Aussagefähigkeit eines der Abbilder. Wenn beispielsweise ein Abbild in Sättigung ist, d.h. wenn dieses übersteuert ist, werden keine Informationen geliefert, die für den Fahrzeugbenutzer in irgendeiner Weise sinnvoll auswertbar wären. Bei der Detektion einer solchen Situation kann das Abbild ausgeblendet werden, das z.B. zu geringe Kontraste aufweist, um eine Situation interpretieren zu können.
Die Entscheidung, ob die Bildfusion des Visuell-Abbilds und/oder des Infrarot- Abbilds erfolgt oder unerdrückt wird, kann dabei vom Eintreffen eines oder mehreren beliebigen der oben bezeichneten Umgebungsparameter abhängig gemacht werden. Das Unterbinden der Bildfusion kann insbesondere vom gleichzeitigen Eintreffen mehrerer Parameter abhängig gemacht werden. Denkbar ist auch, bei zeitlich nacheinander eintreffenden Umgebungsparametern, die Bildfusion auszusetzen.
Um zu vermeiden, dass das in der Bildanzeigeeinheit dargestellte Zielbild in kurzen Abständen zwischen einer fusionierten und einer nicht fusionierten Darstellung hin- und herwechselt, was gegebenenfalls zur Verwirrung des Fahrzeugbenutzers führen könnte, ist in einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung vorgesehen, dass das Aussetzen der Bildfusion unter Berücksichtigung einer zeitlichen Hysterese erfolgt.
Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind die gleichen Vorteile verbunden, wie sie vorstehend in Verbindung mit dem erfindungsgemäßen Verfahren beschrieben wurden.
Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Sichtbarmachung der Umgebung eines Fahrzeugs, insbesondere bei Dunkelheit, weist eine Kameravorrichtung auf, die eine ein digitale Daten der Umgebung enthaltendes Visuell-Abbild bereitstellende Visuell- Kamera und eine ein digitale Daten der Umgebung enthaltendes Infrarot-Abbild bereitstellende Infrarot-Kamera aufweist, wobei das Visuell-Abbild die visuell sichtbaren Objekte und das Infrarot-Abbild die von den visuell sichtbaren und/oder weiteren Objekten ausgehende Infrarot-Strahlung zeigt. Ferner ist eine Bildverarbeitungseinheit zum Verarbeiten des Visuell-Abbilds und des Infrarot- Abbilds vorgesehen, wobei die Bildverarbeitungseinheit dazu ausgebildet und/oder dazu ausgebildet und/oder eingerichtet ist, eine Bildfusion des Visuell-Abbilds und des Infrarot-Abbilds vorzunehmen. Eine Bildanzeigeeinheit dient zur Anzeige des von der Bildverarbeitungseinheit generierten Abbilds der Umgebung. Erfindungsgemäß ist die Bildverarbeitungseinheit dazu eingerichtet, die Bildfusion in Abhängigkeit eines Umgebungsparameters zu unterbinden.
In einer zweckmäßigen Ausgestaltung ist zumindest ein mit der Bildverarbeitungseinheit gekoppelter Sensor zur Ermittlung einer fahrdynamischen Größe vorgesehen.
Gemäß einer weiteren zweckmäßigen Ausgestaltung ist der Bildverarbeitungseinheit ein weiterer Parameter zuführbar, der entweder sensorisch ermittelbar ist oder von einem externen Mittel geliefert wird. Der weitere Parameter könnte beispielsweise unter Nutzung von Mobilfunktechnologien oder per GPS an die Bildverarbeitungseinheit übertragen werden.
Zweckmäßigerweise ist die Bildverarbeitungseinheit dazu eingerichtet, aus der fahrdynamischen Größe und/oder dem weiteren Parameter den Umgebungsparameter zu ermitteln.
In einer weiteren zweckmäßigen Ausgestaltung ist die Kameravorrichtung auf einen festgelegten Entfernungsbereich kalibriert. Der festgelegte Entfernungsbereich kann dabei wahlweise in der Nähe oder in der Ferne liegen. Als Nahbereich wird hierbei eine Situation verstanden, welche einer Stadtfahrt entspricht, in der Entfernungen zwischen 15 und 75 m von Bedeutung sind. Als Fembereich wird in dieser Anmeldung eine für eine Landstraßenfahrt typische Fahrsituation, insbesondere mit einem Entfernungsbereich von ca. 30 bis 150 m, oder eine für eine Autobahnfahrt typische Fahrsituation, die insbesondere einen Entfernungsbereich von ca. 50 bis 250 m umfasst, verstanden. Prinzipiell kann die Kameravorrichtung auf jede beliebige Entfernung kalibriert sein. Ist die Kameravorrichtung auf den Fernbereich kalibriert, so ergeben sich Ausrichtungsfehler im Nahbereich aufgrund der versetzten optischen Achsen der Kameras, die zu Irritationen führen können. Ein wesentlicher, die Bildfusion beeinflussender Parameter ist dabei der Abstand des Fahrzeuges zu einem vorausfahrenden Objekt, das sich im Nahbereich des Fahrzeuges befindet, und/oder das Unterschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit. In entsprechender Weise kann die Kameravorrichtung auf den Nahbereich kalibriert sein, so dass sich in entsprechender Weise Abbildungsfehler im Fernbereich des Fahrzeuges ergeben. Bei Überschreiten eines bestimmten Abstandes und/oder einer bestimmten Geschwindigkeit könnte damit die Bildfusion unterbunden werden.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Figuren näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 das Blockschaltbild einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Sichtbarmachung der Umgebung eines Fahrzeugs, und
Fig. 2 den Zusammenhang zwischen dem Paralaxen-Fehler und der Entfernung bei einer Kameravorrichtung mit zwei Kameras, die im wesentlichen parallel zueinander ausgerichtete optische Achsen aufweisen.
Die in Fig. 1 als Blockschaltbild dargestellte, erfindungsgemäße Vorrichtung weist eine Kameravorrichtung 10 mit einer im visuellen Spektralbereich aufnehmenden elektronischen, hier als Visuell-Kamera 101 bezeichnete Kamera (z.B. ein CCD- Sensor) sowie eine im infraroten Spektralbereich von ca. 8 bis 10 mm empfindliche
elektronische Infrarot-Kamera 102 (z.B. ein IR-Sensor) auf. Die Visuell-Kamera 101 liefert bevorzugt ein farbiges, visuelles Abbild. Die optischen Achsen der Kameras
101 und 102 sind bevorzugt parallel zueinander ausgerichtet, wodurch der Paralaxen-Fehler minimiert werden kann. Sie liegen bevorzugt nahe beieinander, wodurch Versetzungsfehler minimiert werden. Die Bildebenen beider Kameras oder Sensoren werden bevorzugt parallel zueinander und senkrecht zur optischen Achse ausgerichtet und liegen nahe beieinander. Die photoempfindlichen Sensorflächen beider Kameras bzw. Sensoren sind bevorzugt relativ zueinender weder verdreht noch gekippt, sondern weitgehend parallel zueinander angeordnet. Beide Kameras oder Sensoren haben bevorzugt zudem denselben Öffnungswinkel. Dadurch kann erreicht werden, dass die Kameras oder Sensoren Abbilder unterschiedlicher Spektralbereiche liefern, die weitgehend denselben Ausschnitt zur Umgebung zeigen und zueinander und zur tatsächlichen Situation nicht verdreht sind. Dadurch kann der Aufwand für eine Bearbeitung der Abbilder zur Bereitstellung eines definierten Bilds aus beiden Abbildern und damit der Hardware- und Software- Aufwand deutlich verringert werden.
Eine mit der Kameravorrichtung 10 verbundene Bildverarbeitungseinheit 20 umfasst eine erste Normalisierungsvorrichtung 103, eine zweite Normalisierungsvorrichtung 104, eine Ausrichtvorrichtung 105 und eine Überlagerungs- bzw. Fusionseinrichtung 106 auf. Das von der Fusionseinrichtung 106 erzeugte Zielbild ist in einer Bildanzeigeeinheit 30 darstellbar.
Die in Fig. 1 dargestellte Vorrichtung ist durch eine Kalibriervorrichtung auf einen bestimmten Entfernungsbereich kalibriert. Zur Kalibrierung wird eine (nicht dargestellte) Kalibrierungsvorrichtung verwendet, die z.B. mehrere Glühlampen aufweist, die bevorzugt schachbrettartig angeordnet sind. Die Glühlampen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sowohl Wärmestrahlung als auch visuell sichtbare
Strahlung abgeben. Bevorzugt wird eine mit mehreren Glühlampen versehene Platte oder dergleichen in einem Abstandsbereich vor den beiden Kameras 101 ,
102 angeordnet, auf weichen die Kameravorrichtung 10 kalibriert werden soll.
Die vor den Kameras 101 , 102 befindliche Kalibriervorrichtung, die bevorzugt in dunkler Umgebung und nicht in der Nachbarschaft von Wärmequellen angeordnet
ist, erzeugt in der Visuell-Kamera 101 ein so genanntes Visuell-Abbild, das die schachbrettartig angeordneten Glühlampen zeigt, wie sie auch das menschliche Auge sieht. Ferner erzeugt die Kalibriervorrichtung in der Infrarot-Kamera 102 eine Wärmebild, das ebenfalls die Anordnung der Glühlampen zeigt. Typischerweise zeigt sowohl das Visuell-Abbild als auch das Infrarot-Abbild, insbesondere aufgrund von optischen Abbildungsfehlern etc., Verzeichnungen an den Rändern des jeweiligen Abbilds. In bekannter Weise werden die Verzeichnungen bzw. Abbildungsfehler im Visuell-Abbild durch die erste Normalisierungsvorrichtung 103 weitgehend beseitigt. In bekannter Weise werden die Verzeichnungen bzw. Abbildungsfehler im Infrarot-Abbild durch die zweite Normalisierungsvorrichtung 104 weitgehend beseitigt. Die Normalisierung bzw. Fehlerbeseitigung erfolgt bevorzugt durch bekannte, softwaremäßige Maßnahmen an den digitalen Daten der Abbilder unter Verwendung von Kalibrierungs-Parametern für das Visuell-Abbild und Kalibrierungs-Parametem 108 für das Infrarot-Abbild.
Die normalisierten bzw. weitgehend von Störungen befreiten Abbilder werden durch einen an sich in der digitalen Bildverarbeitung bekannten Registrierungsvorgang zueinander durch die Ausricht- Vorrichtung 105 unter Verwendung von Registrierungs-Parametern 109 ausgerichtet. Bei dem Ausrichtvorgang bleibt bevorzugt eines der Abbilder unverändert und dient als Referenz für das andere Abbild. Das zweite Abbild wird in Größe und Lage so verändert, dass ein weitgehend objektgleiches Abbild relativ zum ersten Abbild entsteht.
Die normalisierten Abbilder werden also so relativ zueinander ausgerichtet, dass ein und dasselbe Objekt an weitgehend gleicher Stelle und in weitgehend gleicher
Größe im fusionierten Bild erscheint. Wird dieser Vorverarbeitungsschritt nicht ausgeführt, entstehen aufgrund unterschiedlicher Kamerageometrien und des
Kameraversatzes Geister-, Doppel-, Schatten- bzw. Zwillingsbilder. Dies bedeutet, dass ein Objekt an zwei Orten und in unterschiedlichen Größen im fusionierten Bild erscheint. Der Betrachter wird von solch einem Bild eher irritiert als dass ihm geholfen wird.
Die Ausrichtung der normalisierten Abbilder kann in drei Schritte eingeteilt werden: Verschiebung, Drehung und Skalierung. Die zueinander ausgerichteten Abbilder
werden in der Überlagerungs- bzw. Fusionseinrichtung 106 durch die Bearbeitung von deren digitalen Daten überlagert bzw. fusioniert. Aus jedem zeit- und ortsgleichen bzw. objektgleichen Bild-Paar aus Visuell-Abbild und Infrarot-Abbild wird ein fusioniertes oder überlagertes Bild generiert, das dem Fahrer des Fahrzeugs in einer Bildanzeigeeinheit 30 im Fahrzeug dargestellt wird.
Bevorzugt erfolgt eine Fusion der zeit- und ortsgleichen Bild-Paare aus Visuell- Abbild und Infrarot-Abbild auf der Basis einzelner, einander zugeordneter Pixel- Paare aus beiden Abbildern oder unter Verwendung von mehreren Pixeln aus den beiden Abibildern. Dies kann sich insbesondere daran orientieren, welche Auflösung gewünscht und/oder welche Rechenleistung für die digitale Bildbearbeitung zur Verfügung steht. Die wie beschrieben vorverarbeiteten Abbilder werden durch digitale Verarbeitung von deren Bild-Daten überlagert und angezeigt. Vom Ergebnis her kann dieser Vorgang annähernd mit dem Übereinanderlegen von Folien oder Dias derselben Szene oder Fahrumgebung verglichen werden. Rechentechnisch bzw. bei der digitalen Bildverarbeitung wird dies durch Mittelwertbildung der Pixel- Informationen, insbesondere unter Berücksichtigung von deren Helligkeit in den jeweiligen Abbildern und der im Visuell-Abbild und/oder im Infrarot-Abbild enthaltenen Farbinformationen, erreicht. Dies muss nicht notwendigerweise Pixel für Pixel erfolgen, sondern kann auch durch Mittelwertbildung für orts- und zeitgleiche Pixel-Bereiche in beiden Abbildern geschehen.
Ferner kann es sinnvoll sein, die Pixel-Information im Infrarot-Abbild bei der Mittelwertbildung unterschiedlich zur zeit- und ortsgleichen Pixel-Information im Visuell-Abbild zu gewichten. Diese unterschiedliche Gewichtung kann beispielsweise tageslicht- und/oder witterungsabhängig und/oder in Abhängigkeit vom Scheinwerferlicht des Kraftfahrzeugs und/oder in Abhängigkeit von der Farbe im Visuell-Abbild erfolgen. Hierdurch kann beispielsweise erreicht werden, dass eine rote Ampel im Fusionsbild besonders deutlich erkennbar ist.
Da im Kraftfahrzeug primär die Detektion von Objekten im Fernbereich, d.h. in Entfernungen zwischen 50 bis 250 m, von Interesse ist, erzeugt man aufgrund der festen Einstellung der Kalibrierung im Nahbereich und aufgrund der versetzten optischen Achsen der Kameras 101 , 102 Doppelbilder, die beim Fahrzeugbenutzer
zu Irritationen führen können. Um diese Irritationen zu vermeiden, wird beispielsweise in Abhängigkeit der Entfernung zu einem vorausliegenden Objekt und/oder in Abhängigkeit der Geschwindigkeit des Fahrzeugs das in der Bildanzeigeeinheit 30 dargestellte Zielbild auf die Wiedergabe entweder des Visuell- Abbilds oder des Infrarot-Abbilds beschränkt.
In Fig. 2 ist der Zusammenhang zwischen dem Paralaxen-Fehler und der Entfernung der Kameravorrichtung zu dem von dieser aufgenommenen Objekt dargestellt. Es ist dabei eine Situation dargestellt, in der die Vorrichtung auf eine paralaxen-freie Darstellung im Fernbereich optimiert ist. Überschreitet der Paralaxen-Fehler eine gewisse Schwelle, die von verschiedenen Umgebungsparametern, wie z.B. der Geschwindigkeit und/oder der Entfernung und/oder den Witterungsbedingungen und/oder der Topologie und/oder der Fahrzeugumgebung abhängen kann, so wird die Bildfusion ausgesetzt und das der Situation besser geeignete Abbild der Visuell-Kamera oder der Infrarot-Kamera zur Darstellung gebracht. Im Ausführungsbeispiel ist diese Schwelle bei einer Entfernung eingestellt, die kleiner als die durch Kalibrierung eingestellte „Optimal- Entfernung" ist. Die Schwelle braucht nicht unbedingt fest eingestellt zu sein, sondern kann dynamisch von verschiedenen Parametern abhängen oder durch einen Bereich definiert sein.
Es sind beispielsweise folgende Szenarien vorstellbar:
An einer Ampel fährt das Fahrzeug auf ein vorausfahrendes Fahrzeug dichter auf, wodurch der Ausrichtungsfehler der miteinander fusionierten Bilder der Visuell- Kamera und der Infrarot-Kamera im Zielbild zunimmt. In Abhängigkeit einer durch einen Sensor 40 ermittelten Entfernung, welcher mit der Bildverarbeitungseinheit gekoppelt ist, wird ermittelt, bei welcher Entfernung zwischen dem Objekt und der Kameravorrichtung 10 ein bestimmter Ausrichtungsfehler überschritten wird. Nach Überschreiten dieses Ausrichtungsfehlers wird die Bildfusion deaktiviert und lediglich das Abbild der Infrarot-Kamera zur Anzeige gebracht. Alternativ kann in einer anderen Ausgestaltung natürlich auch lediglich das Abbild der Visuell-Kamera zur Anzeige gebracht werden.
Wird in einem anderen Ausführungsbeispiel eine vorgegebene Geschwindigkeit des Fahrzeugs unterschritten, so reicht die Reichweite der eigenen Scheinwerfer aus, dass sich der Fahrzeugbenutzer über das Geschehen in der näheren Umgebung ausreichend informieren kann. Bei Unterschreitung einer vorgegebenen Geschwindigkeit des Fahrzeugs könnte deshalb die Bildfusion ausgesetzt und das Abbild der Visuell-Kamera im Zielbild nicht zur Anzeige gebracht werden und lediglich das Abbild der Infrarot-Kamera angezeigt werden. So wird gewährleistet, dass Personen, Tiere, usw. auch in einer schlecht beleuchteten Umgebung, z.B. in einer Wohnsiedlung, auf einem Waldparkplatz, usw., zur Anzeige gebracht werden. Die Geschwindigkeit wird durch einen mit der Bildverarbeitungseinheit 20 gekoppelten Geschwindigkeitssensor 41 ermittelt.
Die beiden Ausführungsbeispiele beschreiben eine Anwendung des Aussetzens der Bildfusion bei geringen Entfernungen und/oder bei kleinen Geschwindigkeiten des Fahrzeugs. Generell lässt sich die Erfindung auch anwenden, wenn die Vorrichtung auf eine geringe Entfernung kalibriert ist. Die Bildfusion würde hierbei bei Überschreiten einer vorgegebenen Entfernung und/oder einer bestimmten Geschwindigkeit ausgesetzt.
Der Vorteil des erfindungsgemäßen Vorgehens besteht darin, dass durch Aussetzen der Bildfusion im Zielbild keine Abbildungsfehler auftreten, die zu Irritationen führen könnten. Die erfindungsgemäße Vorrichtung erlaubt damit den Einsatz einer Bildfusions-Vorrichtung, welche lediglich auf einen Entfernungsbereich kalibriert ist. Auf komplexe Steuerungsalgorithmen, die Abbildungsfehler in sämtlichen Entfernungsbereichen vermeiden und über aufwendige Rechenalgorithmen ermittelt werden müssen, kann dadurch verzichtet werden.
Bezugszeichenliste
10 Kameravorrichtung
20 Bildverarbeitungseinheit
30 Bildanzeigeeinheit
40 Sensor
41 Sensor
101 Kamera
102 Kamera
103 Normalisierungsvorrichtung
104 Normalisierungsvorrichtung
105 Ausricht-Vorrichtung
106 Fusionseinrichtung
107 Kalibrierungs-Parameter
108 Kalibrierungs-Parameter
109 Registrierungs-Parameter