Bauelemente-Modul für Hochtemperaturanwendungen und Verfah- ren zum Herstellen eines derartigen Bauelemente-Moduls
Die Erfindung betrifft ein Bauelemente-Modul für Hochtemperatur¬ anwendungen und ein Verfahren zum Herstellen eines derartigen Bau¬ elemente-Moduls.
Leistungselektronik wird zum Schutz vor äußeren Umwelteinflüs¬ sen oftmals in Gehäuse aus Epoxid-Niederdruckpressmassen (MoId- massen) eingespritzt bzw. eingemoldet, wodurch eine sichere Verpa¬ ckung erreicht wird. Hierbei wird in der Regel ein einzelner Chip auf ei- nem Substrat kontaktiert und nachfolgend eingemoldet, so dass der
Chip und die seiner Kontaktierung dienenden Bonddrähte bzw. Bond¬ verbindungen vollständig von der Moldmasse umgeben und somit ver¬ kapselt sind.
Durch derartige Module können jedoch nur geringe Leistungen und wenige Funktionen erreicht werden. Daher sind komplexere Multichip- Verpackungen bekannt, welche jedoch oftmals nicht die Anforderungen an eine hohe Zuverlässigkeit auch bei höheren Temperaturen erfüllen, wie es z. B. im Automotive-Bereich erforderlich ist.
Insbesondere für Hochstromanwendungen, bei denen Temperatu¬ ren teilweise über 200 C0 auftreten, ist der Einsatz der Moldmassen oftmals nicht zufriedenstellend. Herkömmliche Epoxid-Massen weisen in der Regel Glasübergangstemperaturen (Tg) von unter 170 C0 auf und sind mit halogenhaltigen Flammschutzmitteln ausgerüstet, die den zu¬ künftigen Umwelt- und Gesundheitsrichtlinien nicht entsprechen. Auch tritt innerhalb der hohen Temperaturbereiche und des unterschiedlichen Ausdehnungsverhaltens der Moldmasse und der Bauelemente oftmals
ein Delaminieren bzw. eine Rissbildung des Moldmaterials gegenüber den Substraten und Bauelementen auf. Bei der Anordnung mehrerer Leistungsbauelemente, z.B. Power-MOSFETs, treten kleinste Spalte von z.B. 30 μm über größere Fließweglängen von z.B. bis zu 60 mm auf, die beim Spritzen bzw. Molden nur unvollständig gefüllt werden können, so dass das gemoldete Modul zur Rissbildung innerhalb des möglichen Temperaturbereichs neigt.
Das erfindungsgemäße Bauelemente-Modul und das Verfahren zu seiner Herstellung weisen demgegenüber einige Vorteile auf. Erfin¬ dungsgemäß wird ein Stapel in Sandwich-Bauweise aus zwei metallbe¬ schichteten Substraten, mindestens zwei zwischen diesen aufgenom¬ menen Bauelementen und mindestens einer Anschlusseinrichtung gelö¬ tet und in einer speziellen Moldmasse eingespritzt. Durch diese Bau- weise wird gegenüber bondgelöteten und vergelten Modulen auch der
Einsatz kleinerer Elektronikbausteine, z. B. mehrerer PowerMOSFETs, möglich. Als metallbeschichtete Substrate können insbesondere DBC (direct bonded copper)-Substrate, bei denen Kupferstanzgitter als Kup¬ ferschichten auf die Keramikplatten 1.1 , 2.1 aufgelötet sind, oder Alumi- um-Aluminiumoxid-Aluminium-Substrate verwendet werden.
Die Moldmasse weist hierbei eine hohe Glasübergangstemperatur von über 190 C0 und sphärische bzw. kugelförmige, mineralische Füll¬ körper auf. Die Füllkörper bilden hierbei 80 bis 90 % der Moldmasse, so dass sie deren thermisches Ausdehnungsverhalten weitgehend bestimmen; durch ihr isotropes Ausdehnungsverhalten wird über den erfindungsgemäßen Hochtemperaturbereich ein geringer Stresseintrag in die Bauelemente ermöglicht und somit die Rissbildung wirksam ver¬ hindert. Hierbei wurde erfindungsgemäß erkannt, dass eine geeignete Korngrößenverteilung der sphärischen Füllkörper mit Durchmessern von 1 bis 75 μm und überwiegend - d.h. bei mehr als 50% aller Füllkör¬ per - im Bereich von 20 bis 50 μm, und weiterhin eine hinreichend ge-
ringe Verarbeitungsviskosität von 5 bis 15 Pas überraschender weise ein gutes Einmolden und ein sicheres Ausfüllen der Zwischenstrukturen bzw. Zwischenräume auch im Bereich von 30 bis 500 μm ermöglichen. Weiterhin wird eine Beschädigung der elektronischen Bauteile in die- sem Viskositätsbereich vermieden.
Die sphärischen, unterschiedlich großen Füllkörper verstopfen hierbei auch nicht die Zugänge zu den Zwischenstrukturen. Durch die erfindungsgemäße Bereichsbereite der Korngrößenverteilung wird wei- terhin ein besseres Ausfüllen als durch singuläre Korngrößenwerte oder schmalere Bereichsbreiten erreicht, da die unterschiedlich großen Ku¬ geln ein verbessertes Abrollen an anderen Kugeln sowie an den Sub¬ straten und den Bauelementen ermöglichen. Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass diese Wirkung durch Verwendung lediglich sphärischer Füllkörper und ohne asphärische, gemahlene Füllkörper, wie sie bei herkömmlichen Moldmassen verwendet werden, deutlich verbessert ist.
Da bei der erfindungsgemäßen Korngrößenverteilung der sphäri¬ schen Füllkörper ein gleichmäßiges Ausfüllen auch sehr kleiner Zwi- schenstrukturen mit den Füllkörpern ermöglicht wird, unterscheidet sich das Wärmeausdehnungsverhalten dieser gefüllten Zwischenstrukturen nicht von demjenigen der großbereichigen Moldmasse.
Erfindungsgemäß kann somit ein thermischer Ausdehnungskoeffi- zient ausgebildet werden, der zwischen demjenigen der Substrate und demjenigen der Bauelemente liegt, d.h. im Bereich von 5*10"6 bis 15 *10"6 1/K; der Ausdehnungskoeffizient wird hierbei durch die den Füll¬ stoffanteil, d.h. durch mineralisches Material, bestimmt.
Als Harzsysteme werden geeignete Harze und Härter verwendet, die hinreichend hohe Glasübergangstemperaturen von größer/gleich 190 C0, z.B. ca. 200 C0 sicher stellen.
Der Flammschutz wird vorteilhafterweise ohne den Einsatz von ro¬ tem Phosphor oder halogenhaltigen Verbindungen und Sb-Oxiden er¬ reicht. Hierzu werden Metalloxide, Metallhydroxide, MAR (Multiaromati- 5 scher Harz mit inhärentem Flammschutz) oder Polyphosphate einge¬ setzt.
Die Haftung der Moldmasse an den auftretenden Substratoberflä¬ chen und Oberflächen der Bauelemente, d.h. den relevanten Metallen
10 und keramischen oder Composite /Sinter- Werkstoffen, wird durch ge¬ eignete Haftungsmodizierer bzw. Haftvermittler erreicht, so dass Scher¬ festigkeit von 5 bis 25 N/mm2 eingestellt werden. Die Ausbildung von Kontaktkorrosion und somit elektrischen Fehlern wird durch eine hohe lonenreinheit gegenüber den relevanten Ionen erreicht.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand der beiliegenden Zeich¬ nungen an einer Ausführungsform erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine perspektivische, auseinandergezogene Darstellung des Sandwich-
20 Stapels aus Substraten und Bauelementen vor dem Löten,
Fig. 2 einen Vertikalschnitt durch den gelöteten Sandwich-Stapel auf der
Grundplatte,
f3§. 3 einen entsprechenden Vertikalschnitt des gemoldeten Bauelemente-
Moduls,
Fig. 4 ein Diagramm der thermischen Ausdehnung Δl in μm in Abhängigkeit der Temperatur der Moldmasse einer Ausführungsform zur Veran- 30 schaulichung des Wärmeausdehnungskoeffizienten,
Fig. 5 ein Diagramm der Gewichtsverteilung in Gewichts-Prozent G % des
Füllmaterials in Abhängigkeit der Korngröße di.
Zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Bauelemente-Moduls 5 werden zunächst zwischen einem unteren ersten DBC-Substrat 1 und einem oberen zweiten DBC-Substrat 2 Leistungsbauelemente 3 aufge¬ nommen, wodurch ein Sandwich-Stapel 4 gebildet wird. Hierbei weisen die DBC-Substrate 1 und 2 jeweils eine Keramikplatte 1.1 bzw. 2.1 und eine untere Kupferbeschichtung 1.2 bzw. 2.2 sowie eine obere Kupfer- 10 beschichtung 1.3 bzw. 2.3 auf. Die Substrate 1 und 2 dienen somit als
Schaltungsträger, wobei ihre Kupferschichten 1.2, 1.3, 2.2, 2.3 entspre¬ chend strukturiert sind, um die applikationsspezifische Schaltung zu realisieren.
15 Gemäß Fig. 2 werden bei der Bestückung auf die obere Schicht
1.3 des unteren DBC-Substrates 1 Lötplatten 6 gelegt, auf die die Leis¬ tungsbauelemente 3 sowie mindestens eine Anschlusseinrichtung, z.B. Leistungsanschlüsse 8 und Signal-/Sensoranschlüsse 9, und gegebe¬ nenfalls weitere Bauelemente gelegt werden. Weiterhin werden auf die
20 obere Schicht 1.3 Umkontaktierungen 10 zur Kontaktierung mit entspre¬ chenden Bereichen der unteren Kupferschicht 2.2 des oberen DBC- Substrates 2 gesetzt. Auf die Leistungsbauelemente 3 und die Signal- /Sensoranschlüsse 9 werden wiederum Lötplatten 6 gelegt, auf die das zweite Substrat 2 mit seiner unteren Kupferschicht 2.2 gelegt wird.
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Erfindungsgemäß wird bei der Bestückung bereits auch die Kon¬ taktierung des Sandwichstapels 4 mit einer Grundplatte 12 vorgenom¬ men, indem eine Lötplatte 6 zwischen die Grundplatte 12 und die untere Kupferschicht 1.2 des unteren Substrates 1 gelegt wird.
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Der so gebildete Stapel wird nachfolgend in einem Ofen gebacken bzw. verlötet, so dass die Lötplatten gemäß Fig. 2 Lötschichten 6 bil-
den. Die in dem Sandwichstapel 4 im gelöteten Zustand auftretenden Strukturbreiten von Zwischenstrukturen 16, die nach oben und unten durch die Substrate 1 ,2 und lateral bzw. zu den Seiten hin durch die aufgenommenen Bauelemente 3, 4, 9 begrenzt werden, liegen im Be- reich von etwa 30 μm bis 500 μm.
Nachfolgend wird der so gebildete Sandwichstapel in einem Trans¬ fer-Molding-Verfahren, bei dem die Moldmasse über Fließweglängen bis zu 60 mm fließt, mit einer Moldmasse 14 verkapselt, wie Fig. 3 zu entnehmen ist. Die Moldmasse bildet somit einen Moldkörper 14, der den Sandwichsstapel 4 nach oben und zu den Seiten hin bedeckt und entsprechend einen Teil der Oberseite der Grundplatte 12 bedeckt. Die Moldmasse des Moldkörpers 14 gelangt hierbei in lateraler Richtung auch in die Zwischenstrukturen 16. Der Moldkörper 14 wird hierbei ohne Beschädigung der Bauelemente 8, 9, 3 und der Substrate 1 , 2 ausge¬ bildet, wobei in der Moldmasse keine Fehlstellen wie Lunker, Risse und ausgeprägte Bindenähte auftreten. Der Moldkörper 14 schützt die Elekt¬ ronik vor äußeren Einflüssen und gewährleistet deren Funktion über die Lebensdauer.
Die Moldmasse für den Moldkörper 14 weist erfindungsgemäß eine Verarbeitungsviskosität im Bereich von 5 Pas bis 15 Pas auf. Hierzu weist die Moldmasse ein Harz auf Epoxid-Basis auf, z.B. ein MFR (Multi Functional Resin, OCN (Ortho Cresol Novolac), BP (Biphenyl), MAR (Multi Aromaten Resin), DCPD (Dicylopentadien), BMI (Bis.-
Maleinimid). Der Härter kann z.B. PN (Phenolnovolak), MAR oder MFR sein.
Um die oben angegebene Verarbeitungsviskosität von 5 bis 15 Pas zu erreichen, werden erfindungsgemäß kugelförmige bzw. sphäri¬ sche, mineralische Füllstoffe, z.B. Siθ2, AI2O3 oder AIN mit einer Korn¬ größenverteilung im Bereich von 1 bis 75 μm verwendet, wie z.B. der
Fig. 5 zu entnehmen ist, in der die Gewichtsprozente G% gegenüber den Korngrößen bzw. Durchmessern di aufgetragen sind. Erfindungs¬ gemäß liegt die Korngröße des Hauptanteils der Körner im Bereich von 20 bis 50 μm.
Weiterhin wird für die angestrebte Hochtemperaturverträglichkeit der thermische Ausdehnungskoeffizient (CTE) der Moldmasse zwischen den CTEs der Substrate 1 , 2 und der Bauelemente 3, 8, 9 eingestellt. Hierzu wird vorteilhafterweise ein CTE im Bereich von 5 * 10"6 bis 15 * 10"6 1 /K, insbesondere 8 * 10"6 bis 12 * 10"6 1 /K angestrebt, was durch ein hohen Füllstoffanteil im Bereich von 80 bis 90 Gewichts-Prozent, z.B. etwa 86 Gewichts- Prozent, erreicht wird.
Durch spezielle Harz-/Härtesysteme wird erreicht, dass der Glas- Übergangspunkt Tg der Moldmasse oberhalb der maximalen Anwen¬ dungstemperatur liegt, d.h. bei größer/gleich 19O 0 C, vorzugsweise größer/gleich 200 ° C.
Weiterhin wird ein Haftung der Moldmasse über Lebensdauer auf allen auftretenden Oberflächen des Modulstapels vorgesehen. Hierzu werden Haftvermittler der Moldmasse zugegeben, die eine Haftung auf den auftretenden Metallen, d.h. Ni, Cu, Au, Ag, Sn, Zn, Pd, Pt, und den keramischen oder Composite/Sinter-Werkstoffen, d.h. AI2O3, Siθ2, AIN, AISiC sicher stellen. Die Scherfestigkeiten liegen hierbei im Bereich von 5 bis 25 N/mm2. Somit wird eine optimale Haftung sowohl zu den Sub¬ straten 1 , 2 als auch den Bauelementen 3, 8, 9 erreicht. Die Haftung ist hierbei auch nach Temperaturwechselbelastung und Feuchtelagerung noch gewährleistet.
Die Moldmasse weist eine hohe lonenreinheit insbesondere be¬ züglich der Ionen K, Na, Li, Cl, Br auf, da ein direkter Kontakt zwischen der Moldmasse des Moldkörpers 14 und den Chips 3 besteht und somit
Kontaktkorrosion und damit elektrische Fehler vermieden werden kön¬ nen; die lonenverunreinigung liegt hierbei unter 15 ppm.
Ein Bespiel für eine geeignete Moldmasse ist wie folgt:
Das Harz ist ein MFR-Epoxid-Harz. Als Härter wird MFR und PN gewählt. Der Füllstoffgehalt liegt bei 85 % mit der Korngrößenverteilung der Korngrößen di gemäß Fig. 5. Der Flammschutz wird durch PoIy- phosphate und/oder Metalloxide erreicht. Die Schmelzviskosität liegt bei 9,5 Pas. Der thermische Ausdehnungskoeffizient (CTE 1 ) unterhalb der
Glasübergangstemperatur Tg liegt bei 10 * 10"6 1/K, der Ausdehnungs¬ koeffizient (CTE2) oberhalb Tg liegt bei 45 * 10"6 1/K. Hierbei ist der Glasübergangspunkt Tg größer/gleich 195 C0. Die Haftungswerte sind: auf Cu: 15 N/mm2, auf Ni und Au: 5 N/mm2, auf Ag 7 N/mm2.
Nach dem Transfer-Molding-Prozess kann nachfolgend ein Tem¬ perschritt (Post MoId Curing, PMC) stattfinden, um den maximal mögli¬ chen Vernetzungsgrad der Moldmasse zu erreichen. Es ergibt sich das in Fig. 3 gezeigte Bauelemente-Modul 20.
Fig. 4 zeigt die TMA (Wäremausdehungskoeffizient) -Kurve einer geeigneten Moldmasse mit MFR-Harz als Basis und 85 Gewichts-% Füllstoffgehalt, als Expansion in μm über die Temperatur. Fig. 5 zeigt die Gewichtsverteilung in Gewichtsprozent bis zu der betreffenden Korngröße.