Beschreibung
Verfahren zum Einstellen einer Einspritzzeitdauer von Kraftstoff durch ein Einspritzventil
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einstellen einer Einspritzzeitdauer von Kraftstoff durch ein Einspritzventil sowie ein Einspritzsystem mit einem Einspritzventil.
Bei Direkteinspritzsystemen wird der Kraftstoff von einem Kraftstoffdruckspeicher durch Einspritzventile in die Verbrennungsräume des Verbrennungsmotors eingespritzt. Um die Steuerung des Einspritzvorgangs zu optimieren, muss die Kraftstofftemperatur des eingespritzten Kraftstoffes, d. h. die Temperatur des Kraftstoffes in dem Einspritzventil, so genau wie möglich bekannt sein. Üblicherweise wird dazu die Temperatur des Kraftstoffes im Kraftstoffdruckspeicher näherungsweise herangezogen.
Von der Kraftstofftemperatur hängen die physikalischen Eigenschaften des Kraftstoffes, wie z. B. die Dichte, die Viskosität, die Elastizität, die Schallgeschwindigkeit im Kraftstoff usw., ab. Die physikalischen Eigenschaften des Kraftstoffes bestimmen den Ablauf des gesamten Einspritzvorgangs, sowie die Ausgestaltung des gesamten Einspritzsystems. Die Kenntnis der Kraftstofftemperatur dient also dazu, die für den Einspritzvorgang relevanten Parameter anzupassen, um eine optimale Einspritzung und Verbrennung zu erreichen.
Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Bestimmung der Temperatur des eingespritzten Kraftstoffes zur Verfügung zu stellen. Es ist weiterhin Aufgabe der Erfindung, ein Einspritzsystem zur Verfügung zu stellen, mit dem die Temperatur des eingespritzten Kraftstoffes bestimmt werden kann .
Diese Aufgabe wird durch das Verfahren nach Anspruch 1, sowie das Einspritzsystem nach Anspruch 5 gelöst.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben .
Gemäß einem ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zum Einstellen einer Einspritzzeitdauer beim Einspritzen von Kraftstoff durch ein Einspritzventil abhängig von der Temperatur des eingespritzten Kraftstoffes zur Verfügung gestellt. Im Betrieb wird Kraftstoff von dem Einspritzventil in einen Verbrennungsraum eingespritzt und ein Teil des nicht eingespritzten Kraftstoffs aufgrund der Steuerbewegung des Einspritzventils als Leckagefluss abgegeben. Dem Einspritzventil wird Kraftstoff mit einem ersten, hohen Druck zur Verfügung gestellt. Eine erste Temperatur des Kraftstoffes im Leckagefluss und der Druck des Kraftstoffes im Kraftstoffdruckspeicher wird gemessen. Eine zweite Temperatur des einzuspritzenden Kraftstoffes im Einspritzventil wird gemäß einer Funktion mit der ersten Temperatur des Kraftstoffes im Leckagefluss und dem ersten Druck ermittelt. Die Einspritzzeitdauer des Einspritzventils wird abhängig von der zweiten Temperatur eingestellt.
Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass die Temperatur nicht im Kraftstoffdruckspeicher bzw. im Einspritzventil gemessen werden muss, sondern lediglich die Temperatur des Kraftstoffes im Leckagefluss gemessen wird. Dies ist einfacher, da eine Temperaturmesseinheit zur Messung der Kraftstofftemperatur im Kraftstoffdruckspeicher bzw. im Einspritzventil vermieden werden kann, und stattdessen die Temperaturmesseinheit lediglich im Leckagefluss eingesetzt wird. Da der Kraftstoff im Leckagefluss im Wesentlichen nicht unter Druck steht, ist es einfacher, eine Temperaturmessein- heit dort vorzusehen, die aufgrund der niedrigeren Druckbe- lastung eine längere Lebensdauer aufweist. Da bekannt ist, dass der Kraftstoff im Leckagefluss im Wesentlichen nicht un
ter Druck steht, d. h. dass der Druck im Leckagefluss im Wesentlichen dem Atmosphärendruck entspricht, kann über die Druckdifferenz und die Temperatur des Kraftstoffes im Leckagefluss auf die Temperatur des Kraftstoffes im Kraftstoff- druckspeicher zurückgeschlossen werden. Dabei wird angenommen, dass die Temperatur des eingespritzten Kraftstoffes näherungsweise der Temperatur im Kraftstoffdruckspeicher entspricht . Die Temperatur des Kraftstoffes im Leckagefluss ist deutlich höher als die Temperatur des Kraftstoffes im Kraftstoffdruckspeicher, da bei Flüssigkeiten wie Kraftstoff durch eine Absenkung des Druckes eine Erhöhung der Temperatur erfolgt.
Darüber hinaus ist die Temperaturdifferenz zwischen Kraftstoffdruckspeicher und Leckagefluss auch durch die Flussraten des Kraftstoffflusses in das Einspritzventil, die Einspritzmenge und den Rückfluss beeinflusst. Die Flussraten hängen von der Anzahl der Einspritzvorgänge, der Drehzahl der Verbrennungsmaschine und von Bauteileigenschaften und Toleranzen ab. Zusätzlich wird die Temperaturdifferenz zwischen dem Kraftstoff in dem Kraftstoffdruckspeicher und dem Kraftstoff im Leckagefluss durch die Wärmeabstrahlung und Kühleffekte beeinflusst. Aus diesem Grunde ist vorzugsweise vorzu- sehen, dass die zweite Temperatur abhängig von mindestens einem der nachfolgenden weiteren Parameter ermittelt wird: Drehzahl des Verbrennungsmotors, in dem das Einspritzventil befindet, Menge des eingespritzten Kraftstoffes, Anzahl der Einspritzungen, Kühlmittel emperatur des Verbrennungsmotors, Umgebungstemperatur und Wärmeabstrahlungsbilanz des Verbrennungsmotors .
Vorzugsweise wird das Ermitteln der zweiten Temperatur durch Auslesen eines Temperaturwertes aus einem Kennfeld zumindest gemäß dem ersten Druck und gemäß der ersten Temperatur des
Kraftstoffes durchgeführt. Die Bestimmung der zweiten Temperatur kann im allgemeinen auch ein von Zeit abhängiges Über
gangsverhalten berücksichtigen. Kennfelder bieten die Möglichkeit, die zweite Temperatur auf schnelle Weise zu erhalten, um daraus die resultierende Einspritzzeitdauer schnell zu ermitteln. Eine Berechnung des zweiten zugehörigen Tempe- raturwertes anhand einer mathematischen Funktion durch Vorgabe des ersten Druckes der ersten Temperatur wäre dagegen zeitaufwändig und könnte zu einer Erhöhung der Regelzyklus- zeit führen.
Es wird näherungsweise angenommen, dass die Temperatur des Kraftstoffes im Kraftstoffdruckspeicher der Temperatur des eingespritzten Kraftstoffes entspricht. Im Einspritzventil kann die Temperatur des Kraftstoffes jedoch durch vielfältige Parameter beeinflusst sein. So wird der nicht eingespritzte Kraftstoff noch im Einspritzventil entspannt, so dass sich dieser Kraftstoff erwärmt und die Temperatur der Bauelemente im Einspritzventil erhöht. Dadurch kann der einzuspritzende Kraftstoff eine höhere Temperatur aufweisen, als der Kraftstoff im Kraftstoffdruckspeicher. Aus diesem Grunde wird die Kapazität des Piezoaktors gemessen und eine dritte Temperatur des Piezoaktors aus der Kapazität und dem ersten Druck ermittelt . Die dritte Temperatur wird dann bei der Ermittlung der zweiten Temperatur des einzuspritzenden Kraftstoffes berücksichtigt.
Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung ist ein Einspritzsystem mit einem Einspritzventil, das einen Pie- zoaktor aufweist, vorgesehen. Dem Einspritzventil wird Kraftstoff von einem Kraftstoffdruckspeicher mit einem Druck zur Verfügung gestellt. Das Einspritzsystem weist eine Steuereinheit auf, um die Einspritzzeitdauer des Einspritzventils einzustellen, so dass die eingespritzte Kraftstoffmenge bestimmt ist. Das Einspritzventil gibt den nicht eingespritzten Kraftstoff an eine Leckageleitung ab. Die Steuereinheit ist mit einer Temperaturmesseinheit zur Messung der Temperatur des Kraftstoffes in der Leckageleitung und mit einer Druckmesseinheit zur Messung des Druckes in dem Kraftstof druckspei
eher verbunden. Die Steuereinheit ermittelt eine Temperatur des einzuspritzenden Kraftstoffes im Einspritzventil gemäß einer Funktion aus der Temperatur des Kraftstoffes in der Leckageleitung und aus dem Druck in dem Kraftstoffdruckspei- eher. Die Einspritzzeit wird durch die Steuereinheit abhängig von der Temperatur des einzuspritzenden Kraftstoffes eingestellt.
Das erfindungsgemäße Einspritzsystem hat den Vorteil, dass kein Temperatursensor in dem Kraftstoffdruckspeicher und/oder dem Einspritzventil vorgesehen sein muss, sondern dass lediglich eine Temperaturmessung mit Hilfe der Temperaturmesseinheit in der Leckageleitung vorgenommen werden muss. Dies ermöglicht es, einfach aufgebaute Temperaturmesseinheiten zu verwenden, da diese nicht einem hohen Druck Stand halten müssen. Zudem kann die Lebensdauer des Temperatursensors erheblich erhöht werden, da die Umgebungsbedingungen im Leckagefluss deutlich weniger belastend sind, als die Umgebungsbedingungen im Kraftstoffdruckspeicher und/oder im Einspritz- ventil.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung wird im Folgenden anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 ein Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen Einspritzsystems; und Figur 2 die Funktion zur Darstellung der Abhängigkeit zwischen der Temperaturdifferenz zwischen dem Kraft- stoff in der Leckageleitung und dem Kraftstoff in dem Kraftstoffdruckspeicher abhängig von dem Druck des Kraftstoffes in dem Kraftstoffdruckspeicher .
In Fig. 1 ist ein Blockschaltbild zur Veranschaulichung des erfindungsgemäßen Einspritzsystems dargestellt. Kraftstoff wird aus einem Kraftstoffbehälter 1 einer Hochdruckpumpe 2 zugeführt, die Kraftstoff unter Druck in einen Kraftstoff
druckspeicher 3 befordert. Der Kraftstoffdruckspeicher 3 stellt Kraftstoff mit einem hohen Druck einem Einspritzventil 4 zur Verf gung. Durch ein gesteuertes Offnen und Schließen des Einspritzventil 4 kann so Kraftstoff aus dem Kraftstoff- druckspeicher 3 in einen Verbrennungsraum (nicht gezeigt) eingespritzt werden.
Das Einspritzventil 4 ist dazu mit einer Steuereinheit 5 verbunden, die die Einspritzzeitdauer und den Hub eines in dem Einspritzventil 4 befindlichen Piezoaktors (nicht gezeigt) vorgibt. Die Steuereinheit 5 misst den Druck in dem Kraftstoffdruckspeicher 3 mit Hilfe eines mit der Steuereinheit 5 verbundenen Drucksensors 6, der in dem Kraftstoffdruckspeicher 3 angeordnet ist. Ebenso wird von der Steuereinheit 5 die Temperatur in einer Leckageleitung 7, die von dem Einspritzventil 4 in den Kraftstoffbehälter 1 fuhrt, über einen Temperatursensor 8 gemessen.
Die Leckageleitung 7 dient dazu, den durch den Schaltvorgang entstandenen Steuerkraftstofffluss und eventuell auftretende Dauerleckagen wieder in den Kraftstoffbehälter 1 abzuleiten, um Kraftstoff für den nächsten Einspritzvorgang aufnehmen zu können. In der Leckageleitung 7 fließt der Kraftstoff im Wesentlichen ohne zusatzliche Druckeinwirkung, d. h. unter At- mospharendruck in den Kraftstoffbehälter 1 zurück.
Die Steuereinheit 5 ermittelt aus der Druckdifferenz zwischen dem Kraftstoffdruck im Kraftstoffdruckspeicher 3 und dem At- mospharendruck, die Temperaturdifferenz zwischen der Tempera- tur des Kraftstoffes in der Leckageleitung 7 und des Kraftstoffes im Kraftstoffdruckspeicher 3. Dabei wird zunächst na- herungsweise davon ausgegangen, dass die Temperatur des Kraftstoffes im Kraftstoffdruckspeicher 3 im Wesentlichen der Temperatur des eingespritzten Kraftstoffes entspricht.
Der Temperaturanstieg zwischen Kraftstoffdruckspeicher 3 und Leckageleitung 7 kommt gemäß einer physikalischen Gesetzma
ßigkeit zustande, bei der eine Verringerung des Druckes bei Flüssigkeiten zu einer entsprechenden Zunahme der Temperatur fuhrt. Um aus den gemessenen Großen - Druck im Kraftstoffdruckspeicher und Temperatur in der Leckagenleitung 7 - ent- sprechende Temperatur des Kraftstoffes im Einspritzventil 4 zu ermitteln, greift die Steuereinheit 5 auf eine Speichereinheit 9 zu, in der eine Look-up-Tabelle abgelegt ist. Die Look-up-Tabelle ermöglicht es, für möglichen Drucke P im Kraftstoffdruckspeicher, eine entsprechende Temperaturdiffe- renz ΔT zwischen der Kraftstofftemperatur im Kraftstoffdruckspeicher und in der Leckageleitung 7 zu ermitteln. Mit Hilfe der Temperaturdifferenz kann aus der Temperatur des Kraftstoffes in der Leckageleitung 7 die Temperatur des Kraftstoffes im Kraftstoffdruckspeicher 3 ermittelt werden. Die Temperatur des Kraftstoffes kann naherungsweise als die
Temperatur des eingespritzten Kraftstoffes angenommen werden.
Um die Temperatur des eingespritzten Kraftstoffes genauer zu bestimmen, werden in der Speichereinheit 9 gespeicherten
Look-up-Tabelle weiterhin die Flussraten des Kraftstoffflus- ses im Einspritzventil, die Einspritzmenge und der Leckagefluss in der Leckageleitung 7 als Parameter berücksichtigt. Die Flussraten hangen von der Anzahl der Einspritzvorgange, der Einspritzmenge, der Drehzahl des Verbrennungsmotors und
Bauelementeigenschaften und Toleranzen ab. Diese Faktoren beeinflussen die Temperatur des eingespritzten Kraftstof es, so dass im Wesentlichen die Temperatur im Einspritzventil 4 etwas hoher ist als die Temperatur des Kraftstoffes im Kraft- stoffdruckspeicher 3. Darüber hinaus spielen die Umgebungstemperatur, die Motortemperatur und andere externe Faktoren, die die Wärmeabstrahlungsbilanz beeinflussen, eine nicht zu vernachlässigende Rolle.
Daher kann in der Speichereinheit 9 vorgesehen sein, dass in der Look-up-Tabelle die entsprechenden, oben genannten Parameter berücksichtigt sind, um daraus die Temperaturdifferenz
zwischen dem Kraftstoff in der Leckageleitung 7 und dem Kraftstoff, der sich im Einspritzventil befindet, zu ermitteln. Da für eine genau Einstellung der Einspritzzeit bzw. des Hubes des Piezoaktores im Einspritzventil, die Kraft- Stofftemperatur des sich im Einspritzventil befindlichen einzuspritzenden Kraftstoffes wichtig ist, sollten die oben benannten Faktoren soweit möglich in der Look-up-Tabelle berücksichtigt werden. Diese werden daher gemäß mehrerer Datensätze in der Speichereinheit 9 abgespeichert, so dass die Temperaturdifferenz abhängig von einem oder mehrerer der oben genannten Parameter und abhängig von dem Druck in dem Kraftstoffdruckspeicher 3 ermittelt werden kann.
In dem Diagramm nach Fig. 2 ist die Abhängigkeit zwischen dem Druck in dem Kraftstoffdruckspeicher über der Temperaturdifferenz ΔT abhängig von den genannten Parametern (durch den Pfeil dargestellt) dargestellt.
Eine weitere Möglichkeit, genauere Angaben zur Temperatur des Kraftstoffes im Einspritzventil 4 zu erhalten, besteht darin, dass mit Hilfe der Steuereinheit 5 eine Kapazitätsmessung der Kapazität des Piezoaktors (nicht gezeigt) des Einspritzventils 4 vorgenommen wird. Da die Kapazität des Piezoaktors in definierter Weise von der Temperatur und der auf den Piezoak- tor ausgeübten Kraft abhängt, kann mit Kenntnis des Druckes im Kraftstoffdruckspeicher, der in durch den Aufbau des Einspritzventils vorgegebene Weise eine Kraft auf den Piezoaktor ausübt, die Temperatur des Piezoaktors ermittelt werden. Da der Piezoaktor in unmittelbarer Nähe zum einspritzenden Kraftstoff angeordnet ist, ist über dessen Temperatur ebenfalls eine Annäherung der ermittelten Kraftstofftemperatur an die Temperatur des eingespritzten Kraftstoffes möglich.
Generell ist es möglich, durch das Ermitteln der Temperatur des Kraftstoffes in der Leckageleitung 7, Rückschlüsse auf die Temperatur des Kraftstoffes in verschiedenen Teilen des Einspritzsystems festzustellen.