Beschreibung
Einsatz gerauhter Textilien als Pollenfilter
Die Erfindung bezieht sich auf den Einsatz gerauhter textiler Flächengebilde als Schutzsystem gegen das Eindringen staubförmiger, durch die Atmosphärenluft transportierter Allergene wie zum Beispiel Pollenstaub und Pilzsporen in Wohn- und Arbeitsräume durch die vollflächige Anbringung vor Fenstern und Türen.
Seit Jahren wird in der Bundesrepublik das Auftreten von Pollinose (Heuschnupfen), also der allergischen Reaktion der Schleimhäute des Auges sowie der oberen und unteren Atemwege mit Blütenpollen und anderen durch die Luft transportierten Allergenen, in der Bevölkerung verfolgt. Dabei wurde ermittelt, daß in Deutschland in den letzten Jahren der Bevölkerungsanteil bei etwa 11 bis 15 % liegt. Die allergische Reaktion einer Pollenaller- gie äußert sich meist durch Rötungen und Tränenfluß der Augen (Konjunktivitis), Niesattacken (Rhinitis) sowie Reizhusten (Asthma bronchiale) als Frühreaktionen. Als Spätreaktion auf die Pollenallergie sind zum Beispiel Neurodermitis oder Ekzeme an der Haut bekannt. Als weitreichendere Konsequenzen neben den persönlichen Beschwerden der Betroffenen lassen sich Verdienstausfall beziehungsweise Arbeitsunfähigkeit während der Pollenflugperiode oder Anstieg von ärztlichen Behandlungskosten leicht ableiten, so daß für ein Pollenschutzgitter im Sinne der Erfindung zur Anbringung vor Fenster und Türen von Wohn- und Arbeitsräumen ein großer Bedarf besteht. Weiteres über Pollinose läßt sich im Ratgeber Pollenallergie, Ute Künkele, München 1992 recherchieren.
Pollenallergien werden durch die Erbanlagen von windblütigen Pflanzen ausgelöst, die im Gegensatz zu insektenblütigen Pflanzen die Luftbewegung zum Übertragen ihrer männlichen Erbanlagen nutzen. Pollen von windblütigen Pflanzen sind aus diesem Grund in der Regel kleiner als die insektenblütiger Pflanzen. Häufig vorkommende Größen liegen im Bereich von 15 bis 50 μm. Bekannte Beispiele von windblütigen Pflanzen, die pollenailer- gische Reaktionen auslösen, sind Birke, Hasel, Beifuß und eine Reihe von Gräserarten.
Vollflächig vor Fenstern und Türen angebrachte Schutzsysteme, die das Eindringen von größeren Objekten wie zum Beispiel Insekten in Wohnräume verhindern sollen, sind als Fliegengitter bekannt. In DE 30 45 723 A1 werden zum Beispiel Gardinen, Netze, Filter oder Siebe für einen solchen Zweck beschrieben, die mittels Druckknöpfen an Fensteroder Türrahmen angebracht werden. Aufgrund ihrer relativ großen Maschenweiten von 1 bis 2 mm besitzen diese keine ausreichende Schutzwirkung vor Pollenstaub.
Filtrationseinrichtungen, die Luft von Pollen, Keimen und Sporen befreien, finden bei- spielsweise Einsatz in der Klimatechnik und im Automobil. Die Filterwirkung wird in DE 39 04 623 A1 zum Beispiel dadurch erreicht, daß mehrlagige Filtermatten aus Vliesstoffen eingesetzt werden. Zur Erhöhung des Kontaktes der partikelbeladenen Luft mit dem Filter wird das Laminat aus Filtermatten zusätzlich zickzackgefaltet. Die Filterwirkung gegen Pollen wird durch die Faserigkeit der Vliese erzielt, da die Zwischenräume der Fasern kleiner als die zu filternden Pollen sind.
Eine an Fenstern angebrachte Schutzvorrichtung gegen Pollen, Keime und Sporen wird zum Beispiel in DE 197 22 326 A1 angegeben. Hier erfolgt die Anbringung ebenfalls eines Vlieses als Schutzvorrichtung jedoch nicht vollflächig vor der Fensterscheibe, son- dem in den beiden keilartigen Zwischenräumen sowie der rechteckigen Öffnung an der Oberseite eines in Kippstellung stehenden Fensters.
Eine weitere Möglichkeit zur Filterung von Pollen etc. wird in DE 297 01 218 U vorgeschlagen. Der Filter ist dabei als vollflächig vor dem Fenster anzubringendes System ausgearbeitet. Die Anordnung besteht aus einer vor dem Fenster anzubringenden Schrumpffolie, die in einem Bereich eine Aussparung besitzt, in die mittels eines doppelseitig klebenden Bandes ein Filtervlies eingeklebt wird.
Einen höher entwickelten Ansatz eines Pollenfilters beschreibt DE 198 56 490 A1. Der Filter besteht in diesem Fall aus einem Vliesstoff aus Kunststoffasem mit einer elektrostatischen Wirksamkeit und feinsten Poren zur Abscheidung von Staubpartikeln mit einer Partikelgröße unterhalb von 1 μm. Das Vlies ist in diesem Beispiel zusätzlich durch ein Fadengelege verstärkt worden.
Ein Beispiel für die Filterung von Pollen und Staubpartikel durch Gewebe wird in WO 94/09884 A1 veranschaulicht. Die Filterwirkung wird in diesem Fall durch ein Gewebe aus Mikrofilamenten mit Abständen der Filamente in der Größenordnung von 30 μm erreicht.
Textile Flächengebilde wie Gewebe, Gewirke und Gestricke bieten gegenüber Vliesen häufig Vorteile in der mechanischen Stabilität. Vliese müssen aus diesem Grund im Herstellprozeß in einem weiteren Schritt verfestigt werden. Ein Nachteil bei Einsatz von Vliesen liegt zudem in der ungünstigeren Luftdurchlässigkeit und visuellen Transparenz bei gleichem Flächengewicht, zum Beispiel in der Größenordnung von 50 bis 100 g/m2. Zudem treten bei Vliesen oft Unregelmäßigkeiten in der Transparenz über die Vliesfläche verteilt auf, aufgrund dessen sie durch Kämmprozesse zusätzlich aufbereitet werden. Das Problem der visuellen Transparenz wurde bei einigen der beschriebenen Pollenschutzsysteme daher durch die spezielle Art der Anbringung am Fenster umgangen.
Der Ansatz, durch Einsatz eines gerauhten textilen Flächengebildes eine Filterwirkung ■ gegen Pollen zu erzielen, ist neu und soll geschützt werden.
Der Ausdruck textile Flächengebilde beschreibt die Gesamtheit aller Möglichkeiten, aus Fadenmaterial durch gängige Flächenbildungsprozesse wie Stricken, Wirken oder Weben Textilien darzustellen, ohne sich hier auf eine Technik festlegen zu wollen. Grundlegendes über textile Flächenbildungsprozesse läßt sich in Alfons Hofer: „Stoffe 2", 1983, Deutsch Fachbuchverlag oder „Kettwirkpraxis", Heft 4, 1970, Seite 19-20, Technologien der Kettwirkerei recherchieren.
Das Aufrauhen textiler Flächengebilde wird durch einen Aufrauhungsprozeß nach dem Flächenbildungsprozeß durchgeführt. Es geschieht generell durch das Führen der Textil- bahn über Kratzwerkzeuge, meist werden diese als scharfkantig, mit Schneiden oder Stahlbürsten besetzte Walzen realisiert. Beim Aufrauhen werden einzelne Filamente des Fadenmaterials aus dem Faden herausgezogen oder sogar durchtrennt, wobei die Fila- mentenden jedoch im Faden verbleiben. Weiteres läßt sich in Peter/Rouette: „Grundlagen der Textilveredlung", Deutscher Fachbuchverlag Frankfurt, 1989 nachschlagen.
Häufig werden gerauhte Textilien aufgrund ihrer angenehmen Haptik für Bekleidungs- zwecke beispielsweise als Frontfixierung im hochwertigen Oberbekleidungsbereich ver-
wendet, sie finden aber auch als Pflastermaterial Einsatz. Die Verwendung von gerauhten textilen Flächengebilden als Pollenschutz vor Fensterflächen und Türöffnungen sowie für sonstige Lüftungseintritte ist ein neues Anwendungsfeld und soll geschützt werden.
Der Einsatz eines gerauhten textilen Flächengebildes bietet gegenüber dem zitierten Ansatz, durch den geringen Abstand von Kett- und Schußfäden bei Geweben eine Filtration von Pollen zu erzielen, den Vorteil, daß die Filamente durch den Aufrauhungsprozeß den Abstand zwischen den Fäden verengen und dadurch Abstände zwischen den Fila- menten zweier benachbarter Fäden und/oder den Filamenten eines einzigen Fadens zustande kommen, die unpassierbar für Pollen sind. Hinzu kommt, daß durch die Aufstellung der Filamente eine Ausdehnung des zweidimensionalen Flächengebildes in die dritte Dimension stattfindet. Die aufgestellten Filamente bedeuten somit einerseits durch einen längeren Strömungsweg eine größere Kontaktzeit der Luft mit dem Filtermaterial und andererseits eine Vergrößerung der Filteroberfläche, die zu verbesserten Filter- eigenschaften führt.
Auf diese Art ist beispielsweise eine höhere Luftdurchlässigkeit möglich, die eine bessere Belüftung der Räumlichkeiten ermöglicht, da für die Filtereigenschaft die Abstände von Kett- und Schußfäden nicht auf den Durchmesser der zu filternden Pollen erniedrigt wer- den müssen.
Aufgabe der vorgeschlagenen Erfindung ist es, ein Gewebe oder Gewirk anzugeben, welches als Pollenschutz vollflächig vor Fenstern und Türen eingesetzt werden kann.
Gelöst wird diese Aufgabe, wie es im Hauptanspruch dargelegt ist. Gegenstand der Unteransprüche sind vorteilhafte Fortbildungen des Erfindungsgegenstandes.
Danach betrifft die Erfindung ein textiles Flächengebilde, bevorzugt ein Gewirk, welches mindestens eine aufgerauhte Oberfläche besitzt.
Das Flächengewicht des textilen Flächengebildes beträgt von 30 bis 200 g/m2, bevorzugt zwischen 40 und 100 g/m2.
Die Filamente der Fäden bestehen insbesondere aus einem Polyester und sind Endlos- filamente mit einem Durchmesser von 10 bis 100 μm, vorzugsweise von 10 bis 50 μm, besonders bevorzugt von 10 bis 25 μm.
Das Fadenmaterial besitzt insbesondere einen Durchmesser von 50 bis 500 μm, bevorzugt von 50 bis 300 μm.
Das textile Flächengebilde besteht insbesondere aus einem Mehrfadensystem.
Die Kettfäden sind insbesondere in Form der Trikotbindung vermascht nach DIN 53883 mit einer Maschenstäbchenzahl von 50 bis 500, bevorzugt von 100 bis 300 und einer Maschenreihenzahl von 100 bis 600, bevorzugt von 150 bis 300.
Mit der Struktur der Kettfäden wurden weitere Kettfäden in der Form der geschlossenen Tuchbindung kombiniert.
Anwendungsfelder für das Pollenschutzsystem sind neben Fenstern in Häuserwänden auch Dachfenster und Türöffnungen wie Balkon- und Terrassentüren und dergleichen. Das Problem der Unpassierbarkeit der Tür kann durch eine spezielle Gestaltung des Befestig ungssystemes gelöst werden. Eine weitere Anwendung liegt bei Autofenstern, die einem Pollenallergiker während der Sommermonate das Öffnen des Fensters erlaubt.
Die Anbringung des Pollenschutzsystems erfolgt an den Außenfalzen für Fenster, die bei der Schwenköffnung in das Rauminnere geschwenkt werden, für nach außen schwenkende Fenster auf den Innenfalzen.
Andere Ausführungsformen für Dachfenster, als permanentes Bettnetz oder einfach demontierbares Reise-Bettnetz sind Bestandteil des Erfindungsgedanken. Weitere Aus- führungsformen eines Pollenschutzes bestehen in einem an einem Kinderwagen anzubringenden System sowie als Bettnetz für Babybetten, als herkömmlicher Vorhang oder in einem Pollenschutz-Rolle, welches nur bei Bedarf vor dem Fenster entrollt wird. Zusätzliche Ausführungsformen eines Pollenschutzes entstehen durch den Einsatz des Pollenschutzes in Lüftungsöffnungen von Dächern, wie beispielsweise in Autobussen.
Eine weitere Ausführungsform des Pollenschutzsystems besteht in der Konfektionierung zu einem keilähnlichen System, welches bei einem in Kippstellung geöffneten Drehkippfenster oder einer Drehkipptür in dem sich bildenden Öffnungsspalt angebracht wird. Darüber hinaus kann der Pollenschutz derart ausgeführt sein, daß bei Schwingflügel- fenstern, deren Flügel sich über zwei horizontale, mittig angeordnete Lager aufschwingen läßt, die Anbringung ebenfalls in den sich bildenden Öffnungsspalten möglich ist.
Weitere Ausführungsformen des Pollenschutzes sind das Einsetzen des erfindungsgemäßen Filters in eine Aussparung einer Folie oder eines anderen Materials mittels üblicher Befestigungstechniken, zum Beispiel aus Kostengründen oder zur Rahmung, welches anschließend vor der abzudeckenden Lüftungseinrichtung wie einem Fenster angebracht wird. Ebenfalls Inhalt der Erfindung ist das Bedecken des Pollenschutzes durch eine Schutzvorrichtung vor mechanischen Belastungen wie beispielsweise durch ein Gitter oder ein grobmaschiges Gewebe o.a.
Weiterhin umfaßt die Erfindung den Einsatz des Filtermaterials in klimatechnischen Lüftungseinrichtungen wie zum Beispiel in der Belüftung für Gebäude, Wohnwagen oder Kraftfahrzeuge, auch als Filtereinsatz in Fensterrahmenmaterial oder sogar einer Glasscheibe selbst. Weitere Ausführungsformen liegen im Freizeitbereich wie zum Beispiel der Einsatz in Zelten oder vor Einstiegsöffnungen von Bootskajüten.
Eine zusätzliche Ausführungsform stellt der Einsatz des Filtermaterials als Kopfschutzhaube oder Gesichts-, Augen-, Mund- oder Nasenschutz dar.
Nachfolgend werden einige erfindungsgemäße Befestigungssysteme erläutert am Beispiel der Anbringung des Pollenschutzes an Fenstern, ohne die Befestigungsmöglichkeiten auf diese Ausführungsform beschränken zu wollen.
Das Montieren des Pollenschutzsystems kann auf unterschiedliche Arten durchgeführt werden. Vorteilhaft ist beispielsweise eine Anbringung mittels eines einseitig klebend ausgerüsteten Pilzbandes. Das Pilzband wird dazu in den Falz des Fensters geklebt, so daß es die auszustattende Fensteröffnung einrahmt. Das Pollenschutzgewirk wird nach dem Anpassen auf die Größe des Fensters auf das Pilzband gedrückt und durch die Pilze festgehalten.
Statt eines Pilzbandes statt ebenso der Einsatz eines Klettbands eine weitere Ausführung sform dar.
Eine weitere Möglichkeit des Anbringens stellt die Verwendung eines zusätzlichen Pilz- bandes dar, welches anstelle des Klebstoffs einen filzartigen Stoff besitzt. Nach der Aus- rüstung des Fensterrahmens mit dem klebenden Pilzband wird das weitere Pilzband mit der Vliesseite auf das verklebte Pilzband appliziert, anschließend erfolgt das Anbringen des Pollenschutzgewirks. Der Vorteil für die Verwendung eines zusätzlichen Pilzbandes liegt in der einfacheren Möglichkeit zur Demontage und erneuten Montage des Pollen- Schutzes beispielsweise bei Ende und beim Wiedereinsetzen der Pollenflugperiode. Da das Pollenschutzgewirk vom Anwender individuell zugeschnitten wird, muß darüber hinaus die Gewirkstruktur gegen das Beschädigen der Gewirkstruktur wie beispielsweise das unbeabsichtigte Herausziehen der Schußfäden geschützt werden. Durch das Anbringen des Vlies-Pilzbandes kann eine ähnliche Schutzwirkung am Pollenschutz- gewirk wie die eines Saumes erreicht werden. Für die Applizierung des Pollenschutzgewirks an Türen bietet sich zudem der Vorteil, daß das mit dem Vlies-Pilzband ausgerüstete Pollenschutzgewirk im applizierten Zustand entlang des Türfalzes aufgerollt werden kann und so ein Passieren der Tür ermöglicht wird, ohne das System vollständig entfernen zu müssen. Denkbar zum Ermöglichen des Passierens ist auch ein vertikaler Schlitz im Gewirk, der mit Hilfe eines ähnlich gestalteten Vlies-Pilzbandsystems verschlossen werden kann.
Ein weitere Ausführungsform des Befestigungssystems besteht in der Verwendung von klebenden Materialien wie zum Beispiel einseitig oder doppelseitig klebenden Klebebän- der, Arten von anderen beidseitig klebenden Materialien wie tesa®-Power-Strips oder das Einkleben des Pollenschutzes nur mit Hilfe eines Klebstoffs. Zusätzliche Ausführungsformen stellen das Befestigen des Pollenschutzes mittels Nägeln, Heftzwecken, Haken, Schrauben, Klemmen, Knöpfen, Druckknöpfen, Heftklammern oder mit Hilfe einer Vorhangschiene dar. Denkbar ist auch eine Befestigung über in einem Saum am Rand des Pollenschutzes befindliche oder auf andere Arten daran befestigte Hilfsstreben, die in am Blendrahmen des Fensters angebrachten Einklemmvorrichtungen fixiert werden.
Beispiel
Im folgenden Beispiel wird die Filtrationswirkung gegenüber Birkenpollen von nicht gerauhtem zu gerauhtem Gewirk bei sogar geringerer Maschendichte verglichen, ohne die Erfindung auf das genannte Beispiel einschränken zu wollen. Weiterhin werden die eingesetzten Meßmethoden erläutert.
a) Vergleich der Filtrationswirkung von nicht gerauhter zu gerauhter Oberfläche
Gewirk 1 : Hersteller: Fa. Mattes & Ammann Musternummer: 30961 Material: Polyester Struktur: Fransenlegung mit nicht texturierten Schußfäden im Teilschuß Nicht texturierter in die Fransen eingelegter Schußfaden verbindet zickzackförmig zwei durch ein Franse getrennte Fransen Maschendichte: 39200 Flächengewicht: 85 g/m2
Filterwirkung gg. Birkenpollen F: 3 %
Gewirk 2: Hersteller: Fa. Mattes & Ammann
Musternummer: 30608
Material: Polyester
Struktur: Kombination Tuch/Trikotbindung
Flächengewicht: 55 g/m2 Maschendichte: 35800
Filterwirkung gg. Birkenpollen F: 40 %
Der Vergleich der Ergebnisse für die Filtrationswirkung gegen Birkenpollen zeigt bei Gewirk 2 bei sogar geringerer Maschendichte eindeutig den filtrationsunterstützenden Effekt des gerauhten Gewirks im Sinne der zu schützenden Erfindung.
b) Beschreibung der eingesetzten Meßmethoden
Bestimmung des Flächengewichtes
Die in der Tabelle angegebenen Werte beziehen sich auf Herstellerangaben.
Bestimmung der Maschendichte
Die Bestimmung der Maschendichte wurde nach DIN 53883 durchgeführt. Als Meßein- richtung wurde ein Stereomikroskop der Marke Leica, Typ WILD M3Z verwendet mit zugehöriger Strichskala mit einem Skaleneinteilungswert von 1 mm.
Bestimmung der Filtrationswirkung gegenüber Birkenpollen
Das Meßprinzip basiert auf einer simultanen Partikelzählung mittels zweier Partikelzähl- meßgeräte.
In eine Luftströmung durch einen rohrförmigen Versuchsaufbau werden Birkenpollen mittels Preßluft zerstäubt und eingebracht. Am Gehäuseaustritt befinden sich die Ansaugtrichter zweier handelsüblicher Partikelzähler, von denen einer mit dem Prüfmuster bedeckt, der andere zur Referenz nicht bedeckt wird. Die Partikelzähler liefern pro Messung simultan Partikelanzahlen für den Fall des unbedeckten und des mit dem Prüfmuster bedeckten Fall. Aus den beiden Meßwerten kann ein Einzelwert E für die Filterwirkung des Musters berechnet werden:
Der in den Beispielen angegebene Wert der Filterwirkung gegenüber Birkenpollen F setzt sich aufgrund der sehr hohen Standardabweichung der Εinzelwerte aus zehn Εinzelmes- sungen zusammen. Durch Alternieren des mit dem Prüfmuster zu bedeckenden Ansaugtrichters kann auf die Bestimmung der Apparatekonstante, die aufgrund von nicht vollständig homogener Verteilung der Pollen in der Luftströmung und apparativen Unter- schieden der Partikelzählmeßgeräte auftritt, verzichtet werden. Die Vergleichsgrenze dieser Methode liegt bei 10 %, d.h. Unterschiede in der Filterwirkung zweier Muster von größer 10 % sind signifikant. Da auch in der Raumluft vorhandene Partikel von beiden Partikelzählern erfaßt werden, aber nicht bekannt ist, wie viel Raumluftpartikel gefiltert werden, wurde von einer Korrektur der Εinzelwerte abgesehen. Es läßt sich abschätzen, daß bei einer Verminderung der beiden Meßwerte um die Anzahl der Raumluftpartikel das Ergebnis für den Einzelwert der Filterwirkung höher besser ausfällt.
Der Versuchsaufbau besteht aus einem rohrförmigen Gehäuse. Am Lufteintritt befindet sich ein Gebläse zur Einstellung der Luftströmung durch das rohrförmige Gehäuse, welches Umgebungsluft ansaugt und durch das Gehäuse fördert. Am Luftaustritt sind die Ansaugtrichter der Partikelzählmeßgeräte angebracht sowie das Flügelrad eines Anemometers. An der Saugseite des Gebläses findet die Einbringung der Birkenpollen statt.
Der rohrförmige Versuchsaufbau besitzt eine Länge von 1,6m und einen Durchmesser von 0,29 m bei kreisförmigen Querschnitt. Die Rohrwandungen bestehen aus Alumi- niumblech mit einer Stärke von 1 mm.
Die Luftströmung wird durch ein am Gehäuseeintritt abdichtend angeschlossenes Gebläse realisiert, welches über eine Regeleinrichtung stufenlos Windgeschwindigkeiten von bis zu 5 m/s erzeugen kann. Der Durchmesser des Gebläses schließt mit dem Durchmesser des Gehäuses ab. Für diese Versuchapparatur wurde ein Kugellagerlüfter mit hoher Luftleistung der Firma Ziehl EBM verwendet.
Die Ansaugtrichter der Partikelzählmeßgeräte und das Flügelrad des Anemometers sind an der Austrittsöffnung der Gehäuses am äußersten Radius angebracht und ragen 3 bis 4 cm in die Austrittsöffnung hinein. Die Ansaugtrichter und das Flügelrad sind parallel zur Luftströmung ausrichtet. Die Verdeutlichung der genauen Positionen der Ansaugtrichter und des Flügelrades wird anhand der Veranschaulichung durch mittels ein Ziffernblatt einer Uhr vorgenommen. In Strömungsrichtung gesehen nehmen die Ansaugtrichter die Positionen 5:30 und 6:30 Uhr ein, das Flügelrad die Position 7 Uhr.
Als Partikelzähler werden Geräte der Firma Kratel, Typ Partoscope R und der Partikelmonitor 28DD, Fa. Deha eingesetzt. Beide Geräte besitzen mehrere Meßkanäle für verschiedene Partikelgrößenbereiche. Dadurch lassen Partikelgrößenbereiche von größer 0,3 bis größer 5 μm für den Zähler Partoscope R und Partikelgrößenbereiche von größer 0,3 bis größer 10 μm für den Zähler 28 DD distributiv und kumulativ bestimmen. Die für die Bestimmung der Filterwirkung benutzten Meßwerte stellen bei beiden Partikelzählern die gemessenen Partikelanzahlen kumulativ für den Meßbereich von größer 3 μm dar. Die Meßdauer zur Ermittlung der Bezugs- und Vergleichswerte betrug für beide Geräte 60 s.
Die Messung der Luftgeschwindigkeit geschieht durch ein Anemometer der Fa. Schiltknecht Ing, Typ mini-air IV. Die Ergebnisse der Versuche wurden mit einer Windgeschwindigkeit von 3m/s erzielt.
Als Prüfsubstanz werden natürliche Birkenpollen eingesetzt. Die Birkenpollen besitzen ein Größenspektrum von etwa 10 μm bis 30 μm Durchmesser und sind annähernd kugelförmig. Birkenpollen für medizinische Zwecke können bei der Fa. Allergon (Schweden) bezogen werden. Die Messergebnisse sind mit der Birkenpollenart Betula lutea erzeugt worden.
Der Einbringung der Birkenpollen in die Luftströmung geschieht, indem aus einem Vorlagegefäß über ein Schlauchsystem Birkenpollen mittels Preßluft senkrecht mittig vor der Saugseite des Gebläses zerstäubt werden. Dazu werden in einen 100 ml Erienmeyerkolben mit Schliff als Vorlagegefäß etwa 0,001 g Birkenpollen eingewogen. Der Erlenmeyer- kolben wird mit einem Gaseinleitrohr mit zum Erienmeyerkolben passenden Schliff und Auslaßöffnung verschlossen.
Die Preßluftzufuhr ist mittels eines Schlauchs an einen Drei-Wege-Hahn angeschlossen. Die beiden weiteren Anschlüsse des Drei-Wege-Hahns sind mit einer Volumenstrom- meßeinrichtung und der Einleitöffnung des Gaseinleitungsrohres des Erienmeyerkolbens über Schläuche verbunden. Die Auslaßöffnung des Vorlagegefäßes ist durch einen Schlauch mit einem Glasrohrverbunden, welches sich mittig und senkrecht direkt oberhalb der Saugseite des Gebläses befindet.
Durch die Stellung des Dreiwegehahns kann entweder der Volumenstrom der Preßluft gemessen werden oder die Preßluft zum Zerstäuben der Pollen durch das Vorlagegefäß geleitet werden. Bei den Messergebnissen wurde ein Preßluftvolumenstrom von 15 l/min eingestellt. Zur Pollenaufgabe wurde während der o.g. Meßdauer von 1 Minute das Vorlagegefäß für 5 s mit Preßluft durchströmt.
Die Anbringung der Muster vor den Ansaugtrichtern der Partikelmeßgeräte erfolgt, indem ein etwa kreisrundes Muster mit einem Durchmesser von etwa 4,5 cm auf einen passenden kreisrunden Rahmen geklebt wird. Der Rahmen ist durch ein doppelseitig klebendes Band entsprechend ausgerüstet worden. Als Klebeband wurde tesa® 4965 eingesetzt.
Vor der Partikelmessung wird der Rahmen zusammen mit dem Muster über den Ansaugtrichter eines der beiden Partikelzähler geschoben.