Verfahren zur Filtration eines wäßrigen bei der Herstellung von Hydroxylamin anfallenden Reaktionsgemisches
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Filtration eines wäßrigen, bei der Herstellung von Hydroxylamin anfallenden Reaktionsgemisches, welches unter anderem feste Katalysatorteilchen enthält, durch Querstromfiltration an einer Membran.
Bei Verwendung von Katalysatoren, insbesondere metallhaltigen Katalysatoren, in chemischen Verfahren findet die Reaktion in der Regel an der Oberfläche des Katalysators statt. Befindet sich der Katalysator während der Reaktion in Suspension, muß dieser anschließend von der das Produkt enthaltenden Lösung abgetrennt werden. Dies kann beispielsweise durch Sedimentation, Filtration oder mit Hilfe von Separatoren erreicht werden. Die Abtrennung des Katalysators sollte dabei vollständig sein und unter möglichst geringem Zeitaufwand ausgeführt werden können. Dabei stellt die Verblockung der Filter ein Problem dar. Zwar ist der Aufbau eines Filterkuchens bis zu einer gewissen Stärke durchaus erwünscht, da dies zu einer Verbesserung der Filterwirkung führt, jedoch bewirkt eine Verstopfung der Filterporen eine Reduktion des Fluxes und damit eine Verlängerung der für die Filtration benötigten Zeit. Um die Aktivität des Katalysators zu erhalten und diesen unmittelbar nach der Abtrennung wieder einer frischen Reaktionslösung zuführen zu können, sollte der Katalysator bei der Abtrennung nur geringen mechanischen Belastungen ausgesetzt werden, um seine Oberflächenstruktur nicht negativ zu beeinflussen.
In der DE 30 40 631 AI und der EP 0 052 719 Bl, die deren Priorität in Anspruch nimmt, wird ein Verfahren zur Abtrennung von Metallkatalysatoren aus Reaktionsmischungen durch Querstromfiltration an Membrantrennvorrichtungen vorgeschlagen. Dabei wer- den übliche Mikrofiltrationsmembranen, beispielsweise aus Poly- ethylen, Polypropylen oder Polyamid verwendet. Das Verfahren eignet sich insbesondere zur Abtrennung gelartiger Nickelhydroxidschlämme, die z.B. als Katalysatoren bei der Oxidation von Diace- tonsorbose großtechnisch eingesetzt werden. Die Membran wird zur Erhaltung der Permeatleistung in regelmäßigen Abständen, z.B. 2 Minuten, kurzzeitig rückgespült. Das Verfahren wird auch zur Abtrennung anderer Katalysatoren vorgeschlagen, beispielsweise eines Palladium-Katalysators oder eines Palladium/Kohle-Katalysators. In den Beispielen nimmt der Fluss jedoch entweder während der Filtration ab oder es wird zur Beseitigung dieses Problems mit einer hohen Frequenz rückgespült.
Aufgabe der Erfindung ist daher, ausgehend von der EP 0 577 213 Bl ein Verfahren zur Filtration eines wäßrigen, bei der Herstellung von Hydroxylamin mit Hilfe eines Trägerkatalysators anfallenden Reaktionsgemisches, welches unter anderem feste 5 Katalysatorteilchen enthält, durch Querstromfiltration an einer Membran zur Verfügung zu stellen, bei der unter den gleichen oder weniger aufwendigen Bedingungen als in der EP 0 577 213 Bl eine höhere Produktionskapazität erreicht wird.
10 Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe gelöst wird, wenn die Filtration mit einer Membran aus bestimmten organischen Polymeren durchgeführt wird.
Die vorliegende Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur 15 Filtration eines wäßrigen, bei der Herstellung von Hydroxylamin anfallenden Reaktionsgemisches, welches unter anderem feste Katalysatorteilchen enthält, durch Querstromfiltration an einer Membran aus einem organischen Polymer, das ausgewählt ist unter Po- lyethylen, Polypropylen, Polyamid, Polytetrafluorethylen, Polyvi- 20 nylidenfluorid, Polysulfon oder einem Copolymer davon.
Das zu filtrierende Reaktionsgemisch wird bei der Herstellung von Hydroxylamin nach bekannten Verfahren erhalten, wie sie z.B. in der DE-A 40 22 851 oder der EP-A 666 241 beschrieben sind. Dabei
25 wird Stickstoffmonoxid mit Wasserstoff in verdünnter wäßriger Säure in Gegenwart von suspendierten Platinträgerkatalysatoren bei einer Temperatur im Bereich von 30 bis 80 °C und einem Druck im Bereich von 1 bis 30 bar umgesetzt. Als Trägermaterial für den Katalysator ist Kohlenstoff, insbesondere Graphit, bevorzugt. Das
30 Trägermaterial weist vorzugsweise eine mittlere Partikelgröße im Bereich von 0,1 bis 10 μm auf (bestimmt als dso-Wert mittels Mal- vern-Laserbeugung) . Das dabei anfallende Reaktionsgemisch enthält im wesentlichen das Salz des Hydroxylamins mit der verwendeten Säure (H2S04, HN03, H3P0 ), insbesondere das Hydroxylammoniumsul-
35 fat, das entsprechende Ammoniumsalz und den Hydrierkatalysator sowie die verwendete Säure. Die Salze befinden sich in Lösung, während der Katalysator suspendiert vorliegt. Das Reaktionsgemisch enthält im allgemeinen 50 bis 140 g/1, vorzugsweise 110 bis 130 g/1 Hydroxylammoniumsalz (berechnet als Hydroxylamin), 3 bis
40 80 g/1, vorzugsweise 15 bis 25 g/1 Ammoniumsalz, 3 bis 100 g/1, vorzugsweise 10 bis 20 g/1 der verwendeten Säure und 10 bis 60 g/1, vorzugsweise 20 bis 40 g/1 Katalysator (jeweils bezogen auf das Reaktionsgemisch) . Die Filtration erfolgt im allgemeinen bei einer Temperatur im Bereich von 30 bis 60°C. Bei der Filtra-
45 tion wird das Reaktionsgemisch aufgetrennt in ein den Katalysator enthaltendes Retentat und ein Permeat, das die Hauptmenge der Salze enthält. Sie wird so durchgeführt, dass die Menge des Kata-
lysators im Retentat im Bereich von 100 bis 500 g/1 Retentat liegt. Aus dem Retentat wird der Katalysator dann in üblicher Weise entfernt, z.B. durch Sedimentation wie in der EP-A 666 241 beschrieben. Die dabei erhaltene Katalysatorsuspension kann er- neut verwendet werden. Der Überstand kann mit dem Permeat weiterverarbeitet oder wieder in die Filtration zurückgeführt werden.
Die Filtration kann diskontinuierlich oder kontinuierlich erfolgen. Besonders geeignet als organisches Polymer hat sich Poly- ethylen, Polypropylen und/oder ein Polyamid und insbesondere Polypropylen erwiesen. Die mittleren Porengrößen der Polymermembran liegen im Bereich von 0,01 bis 50 μm, vorzugsweise 0,05 bis 20 μm.
Überraschend ist eine störungsfreie Filtration bereits bei nie- drigen Strömungsgeschwindigkeiten möglich ohne daß eine Verblock- ung der Membran beobachtet wird. Geeignete Bereiche für die Strömungsgeschwindigkeit sind Werte von 1,5 — 2,5 m/s, insbesondere 1,7 — 2,3 m/s. Die Filtration kann jedoch auch bei höheren Geschwindigkeiten durchgeführt werden. Falls erforderlich kann die Membran in, vorzugsweise regelmäßigen, Intervallen rückgespült werden, insbesondere mit Permeat. Das den Katalysator enthaltende Retentat und/oder das Permeat kann im Kreis geführt werde .
Die Filtration (Mikrofiltration) kann mit Membranen in Filterpressenbauweise erfolgen. Bevorzugt verwendet man die Membranen in Form von Hohlfasern oder Schläuchen bzw. Rohren mit Innendurchmesser von etwa 0,3 bis 30 mm. Im Allgemeinen ist eine Vielzahl davon zu einem Modul zusammengefaßt, so daß eine große Mem- branflache auf engem Raum zur Verfügung steht. Zwischen Retentat- und Permeatseite besteht eine Druckdifferenz von im Allgemeinen 0,5 bis 5 bar.
Es hat sich gezeigt, daß mit dem erfindungsgemäßen Verfahren im Vergleich zum Verfahren gemäß der EP 0 577 213 Bl bei gleichen Bedingungen höhere Transmembranflüsse bzw. gleiche Membranflüsse unter weniger aufwendigen Bedingungen, d.h. niedrigerem mittlerem Transmembrandruck bzw. geringerer Überströmgeschwindigkeit, erreicht werden. Ferner zeigt die organische Membran im Vergleich zur anorganischen Membran eine geringere Verblockungsneigung. So ist beim erfindungsgemäßen Verfahren erst bei sehr hohen Gehalten an Katalysator im Reaktionsaustrag von beispielsweise >22 Gew.-% eine Rückspülung erforderlich, um einem Abfall des Fluxes entgegenzuwirken. Es kann eine vergleichsweise niedrige Überströmgeschwindigkeit verwendet werden, was zu einem höheren Flux durch die Membran führt, wobei bei üblichen Katalysatorkonzentrationen keine oder nur eine sehr geringe Verblockung der
Membran auftritt. Damit wird eine höhere Aufkonzentrierung des Reaktionsaustrags möglich, was bei gegebenen Reaktorkaskaden zu einer höheren Produktionskapazität führt, weil mit der aufkonzentrierten Katalysatorsuspension weniger Produkt zurückgeführt wird. Schließlich zeigen die organischen Polymermembranen, insbesondere die Polypropylen-Membranen, gegenüber den Katalysatorpartikeln eine geringe Abrasionsempfindlichkeit. Ein weiterer Vorteil liegt in der kostengünstigen Herstellung dieser Membranen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird in den nachstehenden Beispielen erläutert, wobei die Erfindung jedoch nicht auf die Beispiele beschränkt ist.
Beispiel 1 Die Versuche wurden in einer Labor-Mikrofiltrationsanlage unter Verwendung eines Röhrenmoduls durchgeführt, das aus 3 parallel angeströmten Polypropylen-Rohrmembranen mit einer Gesamtmembran- flache von 0,036 m2 und einer Porengröße von 0,2 μm bestand. Das Einsatzgemisch war eine Probe der Lösung von Hydroxylammoniumsul- fat (25 Gew.-% Hydroxylammoniumsulfat ) , wie sie als Reaktionsaus- trag bei der Synthese von Hydroxylamin nach Filtration anfällt, versetzt mit technisch eingesetztem Katalysator (Platin/Graphit, d50-Teilche'ngröße 20 μm) . Die Reaktionslösung wurde jeweils im Kreislauf gepumpt. Das Permeat wurde unter Umgebungsdruck aufge- fangen. Es war frei von Katalysatorpartikeln. Es wurden Versuche bei Katalysatorgehalten von 3 bis 30 Gew.-% und verschiedenen Transmembrandrücken und Überströmungsgeschwindigkeiten durchgeführt. Die Ergebnisse der Versuche sind, zusammen mit den Versuchsbedingungen, in Tabelle 1 aufgeführt.
Hierbei ist TMP (mittl.) der mittlere Transmembrandruck, berechnet nach
TMP = [ (PFeed + PRetentat ) / 2] - pPermeat und Δp der feedseitige Druckverlust, berechnet nach
Δp = PFeed _ Ppermeat . Der Flux ist die transmembrane Flussdichte.
FG ist der Feststoffgehalt, also die Menge suspendierten Katalysators, in Gew.-%.
Tabelle 1: Überströmung einer Polypropylenmembran mit einer Pt/ GraphitSuspension
Die Versuche wurden jeweils für mehrere Stunden durchgeführt, ohne dass Störungen auftraten. Es war keine Rückspülung erforderlich, um Flux und Transmembrandruck im Wesentlichen konstant zu halten.
Beispiel 2:
Vergleich einer "Microdyn"-Membran (organisch) mit einer "Carbo- cor"-Membran (anorganisch)
Die Versuche wurden durchgeführt mit folgenden Membranen: a) Kohlenstoff-Rohrmembran CarboCor, Innendurchmesser 6 mm, Außendurchmesser 8,5 mm, Porengröße 0,1 μm (Hersteller: Koch Membrane Systems )
b) Polypropylen-Rohrmembran, Innendurchmesser 5,5 mm, Außendurchmesser 8,5 mm, Porengröße 0 , 2 μm (Hersteller: Microdyn) Die Länge des Membranrohrs war in beiden Fällen 0,75 m.
2 a) Versuche mit schwefelsaurer Lösung:
Es wurde die in Beispiel 1 beschriebene Lösung, versetzt mit 2,6 Massen-% (bezogen auf Gesamt-Feststoff ) des ebenfalls in Beispiel 1 beschriebenen Katalysators eingesetzt. Die bei den Versuchen gefundenen Permeatflussdichten sind zusammen mit den maßgeblichen Versuchsparametern in Tab. 2 aufgeführt. Hierbei sind sowohl die Mittelwerte aller jeweils gemessenen Permeatflussdichten als auch die Mittelwerte der Permeatflussdichten nach Erreichen der Stationäritätsbedingung, d. h. nachdem die Permeatflussdichten kei- nen eindeutigen zeitlichen Verlauf mehr zeigen, angegeben.
Tab. 2
2 b) Versuche mit phosphorsaurer Lösung:
Es wurde eine Lösung, bestehend aus 0,32 kg Phosphorsäure; 0,26 kg Ammomiumhydrogenphosphat; 0,27 kg Ammoniumnitrat, 0,11 kg Hydroxylammoniumphosphat, 2,04 kg H20, versetzt mit 2,6 Massen-% (bezogen auf Gesamt-Feststoff) Graphit, auf den 9,2 Massen-% Palladium abgeschieden waren, eingesetzt. Die genannte Zusammensetzung entspricht der in EP 557.213 Bl, Beispiel 1 aufgeführten.
Die bei den Versuchen gefundenen Permeatflussdichten sind in Tab. 3 aufgeführt.
Tab. 3
Aus den Ergebnissen ist klar ersichtlich, dass die Flussdichten mit der organischen Membran unter ansonsten gleichen Bedingungen durchweg höher liegen als die mit der anorganischen Membran gemessenen.
Weiterhin ist ersichtlich, dass beim erfindungsgemäßen Verfahren unter sonst gleichen Bedingungen, bei einer Überströmgeschwindigkeit von 2 m/s etwa gleiche oder sogar höhere Permeatflussdichten erreicht werden als bei einer Überströmgeschwindigkeit von 3 m/s. Eine Überströmgeschwindigkeit von 2 m/s bedeutet aber einen um ca. 35% niedrigeren Energieeintrag im Vergleich zu einer Überströmgeschwindigkeit von 3 m/s, so dass das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil einer erheblichen Energieeinsparung bietet.