Verfahren zur Besiedlung von Substraten mit biologischen Zellen und dafür verwendbare Besiedlungsvorrichtungen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Besiedlung von
Substraten mit lebenden biologischen Zellen und dafür verwendbare Besiedlungsvorrichtungen.
Es ist für verschiedene Zwecke erwünscht, Substrate bzw. Ma- trizes mit Zellen zu besiedeln, die dann auf diesen Substraten aufwachsen sollen. Als Substrate kommen sowohl solche natürlichen Ursprungs als auch synthetische Substrate in Frage. Beispiele für Substrate natürlichen Ursprungs können u.a. Collagensubstrate sein. Synthetische Substrate können beispielswei- se aus biologisch inerten Kunststoffen bestehen. Die mit lebenden Zellen zu besiedelnden Substrate haben häufig eine netz- oder schwammartige Struktur, um das Einwachsen der Zellen zu erleichtern.
Für die Besiedlung müssen die Zellen dem Substrat zugeführt werden, ohne dass sie zerstört oder beschädigt würden, und sie müssen so auf das Substrat aufgebracht werden, dass es zu einem Anwachsen kommen kann. In den meisten Fällen wird ein geschlossener Zellrasen angestrebt werden.
Die für die Besiedlung vorgesehenen gezüchteten oder andernorts abgelösten Zellen befinden sich im allgemeinen in einem Kulturmedium. Bei herkömmlichen Besiedlungsverfahren, die hauptsächlich im Labormaßstab stattfinden, wird das Substrat mit den in dem Kulturmedium befindlichen Zellen beispielsweise in einer sogenannten Rollflasche in Kontakt gebracht. Die Rollflasche wird in einem Rollschrank gerollt, so dass das Substrat, das Kulturmedium und die Zellen in ständiger nicht zu heftiger Bewegung gehalten werden.
Bei der Besiedlung besteht das Problem, dass das Substrat einerseits von dem Kulturmedium mit den Zellen umspült werden soll, denn es sollen ständig Zellen an das Substrat herangetragen werden, damit sie dort einwachsen, andererseits jedoch
darf die Strömung oder die Roll- oder Schwenkbewegung innerhalb der Flasche nicht so groß sein, dass die frisch aufgebrachten Zellen noch vor dem erfolgreichen Einwachsen wieder abgeschert werden. Darüberhinaus besteht auch das Problem, dass das Substrat für die Zellen an allen Stellen erreichbar sein soll, es darf sich also nicht durch die Rollbewegung falten oder an den Rollflaschenkörper anlegen.
Bei bisherigen Besiedlungsversuchen gelang es wenig bis gar nicht, eine normale Differenzierung der anwachsenden Zellen zu erreichen. Die künstlich besiedelten Substrate unterscheiden sich daher in der Struktur ihrer Zellschichten von den natürlichen Vorbildern.
Ein weiterer Nachteil bisheriger Besiedlungsverfahren war, dass eine vollständige Konfluenz des Endothelzellrasens bei bioartifiziellen Gefäßen nicht ausgebildet werden konnte.
Es wäre daher wünschenswert, wenn ein Verfahren entwickelt werden könnte, bei dem die bei der Besiedlung verwendeten Zellen durch die Kulturbedingungen in die Lage versetzt werden gewebetypische Zellverbände und eine physiologische Differenzierung auszubilden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Besiedlungsverfahren und dafür verwendbare Besiedlungsvorrichtungen zu entwickeln, mit Hilfe dessen/derer die Besiedlung eines Substrats unter optimalen Anwachsbedingungen erfolgen kann. Die zu entwickelnde Besiedlungsvorrichtung soll apparativ un- aufwendig eine effektive Besiedlung ermöglichen. Ferner soll die Handhabung des Substrats während des gesamten Besiedlungsverfahrens sicher und einfach sein.
Die Besiedlungsvorrichtung soll vorzugsweise gleichzeitig als Gefäß für Sterilisation, Azellularisierung, Lagerung, Transport und Kryokonservierung verwendbar sein. Dies ist erwünscht, um eine Unterbrechung der Sterilkette bis zum Endanwender zu vermeiden.
Gelöst wird diese Aufgabe einerseits durch ein Verfahren zur Besiedlung von Substraten mit biologischen Zellen,
- bei welchem innerhalb einer Vorrichtung ein darin gehalter- tes Substrat sowie für die Besiedlung vorgesehene Zellen we- nigstens einer Besiedlungsphase unterworfen werden, während welcher das Substrat in oder mit der Vorrichtung um wenigstens eine Achse gedreht wird und die Zellen während der Drehbewegung immer wieder in Kontakt mit dem Substrat gebracht werden,
- und bei welchem das Substrat nach oder während einer oder mehreren Besiedlungsphasen wenigstens einer Perfusionsphase unterworfen wird, während welcher das Substrat wenigstens an Bereichen seiner äußeren oder inneren Oberfläche perfundiert wird.
Unter einer Besiedlungsphase wird nach dem Verständnis dieser Erfindung eine solche Phase verstanden, während derer dem Substrat in geeigneter Weise Zellen zugeführt werden, mit denen das Substrat besiedelt werden soll.
Vorzugsweise werden dem Substrat während einer Besiedlungsphase Zellen in einem Medium zugeführt oder durch Aufstreichen auf das Substrat, Einbringen in das Substrat oder Beschichten des Substrates mit einer die Zellen enthaltenden Masse (z.B. Kollagen) vorgelegt.
Dabei können den Zellen Faktoren oder Co-Faktoren, insbesondere Wachstumsfaktoren oder chemotaktische Faktoren beigegeben werden.
Unter einer Perfusionsphase wird nach dem Verständnis dieser Erfindung eine solche Phase verstanden, während derer das Substrat perfundiert wird, wie dies dem üblichen fachsprachlichen Gebrauch des Begriffs "Perfusion" entspricht. Vorzugsweise wird das Substrat mit einem flüssigen Zellkultur- Nährmedium, Blut oder Plasma, die wiederum mit verschiedenen Stoffen angereichert sein können, perfundiert.
Innerhalb des Verfahrens können mehrere Besiedlungs- und Perfusionsphasen miteinander abwechseln, vorzugsweise alternie-
rend. Während eine Durchführung der Besiedlungsphasen in ähnlicher Weise bereits bekannt war, wurde überraschenderweise gefunden, dass ein Einbeziehen ein oder mehrerer Perfusionsphasen in den Verfahrensablauf das Besiedlungsergebnis deutlich verbessert. Mit Hilfe der Perfusionsphasen werden quasi-physiologische Bedingungen simuliert, die für die Ausbildung einer normalen Zelldifferenzierung wesentlich sind. Scherstress, der durch die Perfusion in gezieltem Umfang eingeführt wird, differenziert Endothelzellen. Glatte Muskelzel- len reagieren auf pulsatile Drücke, die ebenfalls während der Perfusion erzeugt werden können. Während der Perfusion können Sauerstoff und Nährstoffe herangeführt sowie Druckbelastungen ausgeübt werden. Physiologische Druckschwankungen wie sie in vivo zwischen Systole und Diastole entstehen sind von besonde- rer Bedeutung für die Orientierung der neugebildeten Zellen (der extrazellularen Matrix) und Ausbildung einer normalen Stabilität und Druckbelastbarkeit.
In Br. J. Surg. 1991, Vol. 78, 878-882, wurde bereits die Be- Siedlung eines synthetischen röhrenförmigen Gefäßes auf seiner Innenseite beschrieben. Die Besiedlung erfolgte mit Aliquots einer Endothelzellensuspension unter Drehen des Gefäßes. Dabei war festgestellt worden, dass die Besiedlung des mit Fibro- nectin beschichteten PTFE-Gefäßes wesentlich in ihrer Haltbar- keit gegenüber pulsierend fließendem Blut verbessert werden konnte, wenn anstelle eines kurzen (20-minütigen) Besiedlungszyklus ' ein langer Zyklus über Nacht in einem Rollschrank verwendet wurde. Es wurde dort jedoch nicht erkannt, dass eine gezielte Perfusion des besiedelten Gefäßes das Besiedlungser- gebnis selbst verbessern kann. Weiterhin ist das zugehörige Gerät nur um seine eigene Achse drehbar und nicht in vielen Raumrichtungen. Zusätzlich ist die Aufnahme und die Entfernung des Gefäßes sehr umständlich, da an beiden Enden Kappen entfernt werden müssen. Bei der Herausnahme des fertig besiedel- ten Gefäßes besteht die Gefahr, dass die Struktur unsteril wird, denn es sind einige umständliche Manipulationen erfor¬ derlich, um das Gefäß aus dem Reaktor zu entfernen.
Vorzugsweise kann die Drehung des Substrats während der Besiedlungsphasen in einer überlagerten Drehbewegung um wenigstens zwei Raumachsen gleichzeitig erfolgen. Dabei kann es sich auch um eine zufallsgesteuerte Drehbewegung in alle Raum- richtungen handeln, worauf in Zusammenhang mit den für das
Verfahren geeigneten Besiedlungsvorrichtungen noch eingegangen werden wird.
Alternativ kann die Drehung des Substrates während der Besied- lungsphasen um wenigstens zwei Raumachsen nacheinander oder alternierend erfolgen.
Das Verfahren kann auch so ausgestaltet sein, dass das Substrat nach wenigstens einer Besiedlungsphase einer zusätz- liehen Ruhephase unterworfen wird, während derer keine Drehung und keine Perfusion erfolgt. Eine solche Ruhephase kann zwischengeschaltet werden, um dem vollständig oder teilweise besiedelten Substrat eine belastungsfreie Konsolidierungsphase zu gönnen, während derer der Zellrasen sich festigen oder auch intern umorganisieren kann.
Die intermittierende Perfusion ermöglicht auch die Ausbildung von mehreren Schichtstrukturen; hierfür werden beispielsweise in mehreren Besiedlungsphasen hintereinander z.B. zuerst Bin- degewebszellen, glatte Muskelzellen und dann Endothelzellen aufgegeben, wobei zwischen den einzelnen Besiedlungsphasen Perfusionsphasen eingeschaltet werden Dadurch kann die Aufgabe des jeweils nachfolgenden Zelltyps auf bereits strukturierte und gewebetypisch differenzierte Verbände erfolgen.
Die Besiedlung mit Fibroblasten/glatten Muskelzellen kann über Tage und Wochen geführt werden, bis schließlich der Endothel- rasen innerhalb weniger Stunden bis zu Tagen gezüchtet wird. Die Endothelzellen können zwischenzeitlich vorteilhaft kryo- konserviert gelagert werden, so dass sie keine unnötige Kulturdauer erfahren.
Zusätzlich können die matrixbildenden Zellen mehrfach erneut hinzugegeben werden. Eine wiederholte Applikation von Zellen
alternierend mit Perifusionsphasen ist möglich. Dies bedeutet einen Wechsel von Rotationsbewegungen der Besiedlungsvorrichtung zu Perfusionen im ruhenden Betrieb. Die Besiedlungsvorrichtung kann hierzu vertikal aber auch horizontal sowie in beliebigen anderen Positionen stationär verbleiben. Dies ist von Bedeutung bei der Erstellung von Herzklappen, wobei ein nachfolgend näher beschriebener Pulsationsbetrieb vorzugsweise in einer vertikalten Position der Herzklappe erfolgt. Hierbei ist durch die Schwerkraft ein spontaner Schluß der Klappense- gel nach Beendigung der Pulsationsphase möglich.
Ferner kann das Verfahren weitere Phasen mit zusätzlchen Verfahrensschritten zur Behandlung des bereits besiedelten, teilweise besiedelten oder noch nicht besiedelten Substrats umfas- sen. Beispielsweise kann eine vorgeschaltete Azellularisierung des zu besiedelnden Substrates, ein oder mehrere Spülphasen, eine Sterilisierung und/oder verschiedene Begasungen in das Gesamtverfahren einbezogen sein, ohne dass der Bioreaktor geöffnet und das Substrat umgesetzt werden müßte.
In Weiterbildung der Erfindung kann zwischendurch die Applikation von Wachstumsfaktoren oder Zellen eingebettet in Hilfssubstanzen wie z.B. Hydrogelen erfolgen. Es kann z.B., insbesondere bei der Besiedlung einer Röhre, eine Kollagenmatrix (Typ I oder Mixturen mit anderen Matrixkomponenten) oder auch ein Fibrinogen oder Fibronektingemisch mit Zellen aufgegeben werden, bei einer Röhre außen und/oder innen. Dies kann durch Aufstreichen oder Auftropfen geschehen. Als zelltypspezifische Wachstumsfaktoren und chemotaktische Faktoren können bei- spielsweise VEGF oder PDGF appliziert werden. Hierdurch können Gradienten für das Durchwandern von Bindgewebszellen aufgebaut werden. Soweit in den verschiedenen Kammern unterschiedliche Zelltypen kultiviert werden, kann das Medium den entsprechenden Zelltypen angepasst werden.
Für die Sterilisationsphase oder Lagerphase können Unterbrechungen mit oder ohne vorausgehende oder nachfolgende Kryokon- servierungsschritte erfolgen.
Die Perfusion kann vorzugsweise pulsierend erfolgen. Diese Maßnahme dient zur noch naturgetreueren Simulation physiologischer Bedingungen. Wie schon erwähnt reagieren insbesondere glatte Muskelzellen auf pulsatile Drücke, so dass sich ein derart weitergebildetes Verfahren beispielsweise für eine Besiedlung mit glatten Muskelzellen anbietet. Die nachfolgend näher beschriebene Besiedlungsvorrichtung ist hierfür besonders geeignet, da das Substrat im Inneren durch Veränderung der Position der Vorrichtung in verschiedene Stellungen ge- bracht werden kann. Außerdem wird dem Substrat genügend Raum für flexible Volumenänderungen (zu größerem oder kleinerem Volumen) gegeben.
Schließlich kann das Substrat durch das erfindungsgemäße Ver- fahren bereichsweise mit verschiedenen Zellen besiedelt werden, sofern dies für das jeweilige Substrat gewünscht wird. Dies ist insbesondere - wie nachfolgend noch beschrieben - mit den besonders für dieses Verfahren entwickelten Besiedlungsvorrichtungen möglich, bei denen angrenzend an das Substrat mehrere voneinander getrennte Kammern oder Komparti ente gebildet werden, die getrennt mit verschiedenen Medien oder Be- siedlungs-Kulturlösungen beaufschlagt sowie auch getrennt perfundiert werden können. Ersatzweise ist es jedoch auch möglich, das Substrat bereichsweise zu schützen, z.B. abzudecken oder abzubinden, und dann verschiedene Bereiche nacheinander in verschiedenen Schritten zu behandeln.
Das Substrat kann falls gewünscht auch nacheinander mit verschiedenen Zellen besiedelt werden, wodurch auf dem Substrat mehrere Schichten mit verschiedenen Zellen gebildet werden könnten .
Das eingesetzte Substrat, das wie weiter oben bereits beschrieben vorzugsweise flächig oder röhrenförmig ist, kann selbst Innenkammern besitzen oder kann doppel- oder mehrwandig sein. Es kann auch porös oder schwammförmig sein, so dass sich Zellen in den Poren oder Kanälen dieses Materials absetzen können .
Das Substrat kann aus einem biologischen Material natürlichen Ursprungs (xenogen, allogen, autolog) bestehen, aus nachgebildeten biologischen Materialien, synthetischen Proteinen, z.B. Kollagen, aus Biopolymeren, Polymeren, textilen Kunststoffen oder Feststoffen. Das Substrat kann auch ein poröser oder schwammartiger Feststoff sein, z.B. ein anorganischer Feststoff in Bimstein-Struktur . Derartige Feststoffe wären u.a. für die Herstellung von Knochenprothesen geeignet. Das FeststoffSubstrat könnte dabei stückig oder röhrenförmig ausgebil- det sein. Generell können die Substrate eine beliebige Form besitzen, solange diese für ein Umströmen (ggf. innen und außen) beim Besiedeln geeignet sind.
Das Substrat kann, falls gewünscht, durch Einleiten von Kühl- flüssigkeit oder Gasen wie insbesondere Stickstoff, kryokon- serviert werden.
Weiterhin wird die erfindungsgemäße Aufgabe durch eine Besiedlungsvorrichtung gelöst, die aus einem Behälter und einer dar- in angeordneten Einspannvorrichtung für ein zu besiedelndes
Substrat besteht, wobei die Einspannvorrichtung so ausgebildet ist, dass unter Zusammenwirken mit dem eingespannten Substrat innerhalb des Behälters wenigstens zwei im wesentlichen flüs- sigkeitstrennende oder einen kontrollierten Flüssigkeitstrans- fer ermöglichende Kammern auf entgegengesetzten Seiten des eingespannten Substrates gebildet werden, und die außerdem wenigstens je einen Flüssigkeitszu- und -ablauf für jede der gebildeten Kammern besitzt.
Der Behälter der Besiedlungsvorrichtung sollte so geformt sein, dass das Substrat von dem Kulturmedium frei umspült werden kann, wenn es in der Einspannvorrichtung eingespannt ist. Das Substrat kann dabei an der oder den Halterungen in jeder geeigneten Weise befestigt sein, z.B. angebunden, angeklammert oder angenäht. Die Form von Behälter und Einspannvorrichtung muß aufeinander angepaßt sein. Beispielsweise kann der Behälter aus einem Gefäß mit einem Deckel bestehen, wobei der Dek- kel mit der Einspannvorrichtung verbunden ist und beides zusammen einen herausnehmbaren Einsatz bilden kann.
Durch einen herausnehmbaren Einsatz wird die Handhabung des Substrats vor und nach der Besiedlung vereinfacht. Beim Herausnehmen des Einsatzes aus dem Reaktor muss das Substrat (d.h. z.B. das fertige Implantat) nicht berührt oder von feststehenden Reaktorteilen entfernt werden, die im Reaktorinneren schlecht zugänglich wären. Eine nachteilige Montage/Demontage des zu besiedelnden Substrates an fixen, nicht herausnehmbaren Gehäuseteilen wird somit vermieden. Dies erleichtert erheblich sowohl die Handhabung als auch die Verwendung nach dem Transport zum Endanwender unter sterilen Bedingungen, z.B. im Operationssaal durch den Arzt vor Implantation. Das mit der Einspannvorrichtung aus dem Reaktor herausgenommene Substrat ist frei zugänglich, bleibt vorerst stabilisiert, und kann - je nach Befestigungsmechanismus - sehr einfach abgenommen
(abgebunden, abgeklemmt, abgeschnitten) werden. Die sterile Handhabung des fertig besiedelten Substrats, bzw. Implantats wird dadurch erheblich vereinfacht.
Der Einsatz ist dann in der Weise ausgebildet, dass die Einspannvorrichtung so am Behälterinneren anliegt, dass auf den entgegengesetzten Seiten des eingespannten Substrats jeweils zwei flüssigkeitstrennende Kammern gebildet werden. In den verschiedenen Kammern soll mit getrennten Medien oder Zellen gearbeitet werden können. Selbstverständlich kann auch auf beiden Seiten des Substrates, bzw. innen und außen, mit gleichen Zellen und/oder Medien gearbeitet werden. Ein wesentlicher Vorteil der Apparatur ergibt sich daraus, dass mehrfach (auch verschiedene) Zellen durchgespült werden können und dass zwischen Besiedlungs- und Perfusionsphasen gewechselt werden kann, ohne dass der Reaktor geöffnet werden üsste. Es kann auch ein gezielter Flüssigkeitstransfer durch das Substrat erwünscht sein, insbesondere bei organischen Substraten. Das zu besiedelnde Substrat ergänzt den Einsatz so, dass ein oder mehrere Kammertrennwände gebildet werden. Die Einspannvorrichtung kann auch für das Einspannen mehrerer Substrate ausgebildet sein, wobei dann mehrere Kammern gebildet werden. Jede der gebildeten Kammern ist vorzugsweise mit Flüssigkeitszu- und - ablauf ausgestattet Ebenso kann das Substrat selbst bereits
mehrkammrig sein, insbesondere doppel- oder mehrwandig mit Lumina zwischen den Wandungen. In diesem Fall kann in Weiterbildung der Erfindung vorgesehen sein, dass die Einspannvorrichtung - vorzugsweise an einer der Substrat-Halterungen - wenig- stens einen weiteren Zu- und/oder Ablauf für das Einbringen von Medium, Zellen und/oder Material in wenigstens eine Innenkammer dieses doppel- oder mehrwandigen Substrates aufweist.
Falls die Herstellung eines verzweigten Substrates gewünscht ist, kann die Einspannvorrichtung entsprechend angepasst sein, beispielsweise an einer der Halterungen verzweigt für die Herstellung einer Y-Prothese.
Alternativ kann der Behälter auch aufklappbar oder auf geeig- nete Weise demontierbar sein, damit das in der Einspannvorrichtung eingespannte Substrat möglichst problemlos in die Besiedlungsvorrichtung eingebracht und aus dieser wieder entfernt werden kann.
Vorzugsweise ist der Behälter der Besiedlungsvorrichtung selbst roll- oder schwenkbar ausgebildet, so dass er während der gesamten Besiedlungszeit oder für bestimmte Besiedlungsschritte in einen thermostatisierten Rollschrank eingelegt werden kann. Hierfür kann die Besiedlungsvorrichtung bei- spielsweise zylindrisch ausgebildet sein. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn ein röhrenförmiges Substrat, wie eine Herzklappe oder ein anderes röhrenförmiges Gefäß besiedelt werden soll. Diese Ausführungsform wird in der Figurenbeschreibung noch näher erläutert.
Allgemein ist die Einspannvorrichtung vorzugsweise im wesentlichen quer zu einer durch eine Roll- oder Schwenkbewegung des Behälters vorgegebenen Vorzugsbewegungsrichtung eines darin befindlichen flüssigen Mediums angeordnet. Die Einspannvor- richtung kann dabei vorzugsweise in Bezug auf die Zu- und Abläufe so angeordnet sein, dass eine durch die Zu- und Abläufe vorgegebenen Strömungsrichtung des flüssigen Mediums durch den Reaktor längs oder innerhalb des eingespannten Substrats verläuft.
Für flache Substrate, beispielsweise Hautstücke, kann die Einspannvorrichtung aus wenigstens einer rahmenförmigen Halterung bestehen. Die rahmenförmige Halterung wäre dann vorzugsweise seitlich an einem Einschubteil befestigt, das gleichzeitig einen Deckel für einen kastenförmigen Behälter bildet. Bei Einsetzen des Einsatzes mit der rahmenförmigen Halterung sollte der Rahmen an drei Seiten innen an dem kastenförmigen Behälter anliegen, während die vierte Seite mit dem am Einsatz befe- stigten Deckel verbunden ist. Hierdurch ergeben sich innerhalb des Behälters drei Kammern, die jeweils mit einer Zu- und Ableitung für flüssiges Medium versehen sein müssen. Diese Zu- und Ableitungen können über den Deckel des Einsatzes geführt werden. Da ein kastenförmiger Behälter selbst nicht rollbar ist, würde dieser für den Einsatz im Rollschrank in eine Halterung eingesetzt. Eine derartige Anordnung ist weiter unten beschrieben.
Die Einspannvorrichtung kann alternativ auch aus zwei ringför- migen Halterungen für das Substrat bestehen, die mechanisch fest untereinander verbunden sind, beispielsweise durch Stangen.
Der roll- oder schwenkbare Behälter kann auch kugelförmig oder kugelähnlich geformt sein, um weitere Freiheitsgrade bei der
Bewegung im Rollschrank zu ermöglichen. Dabei können zusäzlich noch Auslenknoppen an dem kugelförmigen Behälter (bzw. der kugelförmigen Halterung, siehe unten) vorgesehen sein, wodurch die Rollrichtung bei Behandlung in einem Rollschrank oder ei- nem entsprechenden Apparat noch häufiger zufallsgesteuert geändert wird und ein Drehen und Schwenken in allen Raumrichtungen möglich ist. Der Behälter kann aus einem starren oder einem flexiblen Material sein. Letzteres bringt u.a. den Vorteil mit sich, dass es ein in gewissem Umfang variables Volumen zu- lässt, so dass sich das Substrat z.B. bei Druckbelastung noch stärker ausdehnen kann.
Zusätzlich zu den Flüssigkeitszu- und ablaufen, durch die bei Besiedlung das Medium mit den Zellen geführt wird, können die
Kammern mit ein oder mehreren Gaszu- und Gasabführleitungen ausgestattet sein. Die Gas- zu und Abführleitungen können die Form von Schläuchen haben, die an den Wänden entlang geführt werden und aus gaspermeablen Materialien bestehen, wie z.B. Silikon. Durch diese können dem Kulturmedium während der Besiedlung Gase zugeführt werden bzw. von diesem abgezogen werden. Der Gasaustausch kann jedoch - ersatzweise oder zusätzlich - auch durch gasdurchlässige Außenwände des Behälters der Besiedlungsvorrichtung ermöglicht werden.
Hierzu können die Wände des Behälters aus einer PTFE-Folie oder einer Silikonfolie gebildet sein oder Einsätze aus diesen Strukturen oder gaspermeablen Materialien enthalten. Die Wandstrukturen können auch aus Sintermetall bzw. einer mikroporö- sen Keramik oder porösem Glas gebildet sein. Diese poröse Trägerstruktur kann mit einer gaspermeablen Schicht, z.B. einer Folie aus Kunststoff (z.B. PTFE, Silikon) überzogen sein.
Ein Vorteil der in die Wandstrukturen des Gehäuses der Besied- lungsvorrichtung integrierten gaspermeablen Membranen oder Folien ist, dass die Umgebungsatmosphäre im Brutschrank (herkömmlicher Rollschrank oder gesondert dafür vorgesehene Apparatur) direkt für den Sauerstoffaustausch und über eine Kohlendioxid-Phase auch für die pH-Regulation in dem Kulturme- dium eingesetzt werden kann. Von Bedeutung hierbei ist, dass somit den Besiedlungskompartimenten (-kammern) einer eingesetzten dreidimensionalen Struktur (z.B. Gefäß oder Herzklappe) gleichzeitig ein Kulturreservoir und eine Oxygenierungs- funktion zur Verfügung steht.
Die Zu- und Abläufe des Nährmediums bzw. die Gaszu- und - Abführleitungen können an dem Besiedlungsvorrichtung mit drehbaren Kupplungen angeschlossen sein, wodurch es ermöglicht würde, dass die Besiedlung währdend des Rollens des Besied- lungsvorrichtungs in einem besonders hierfür ausgelegten Rollschrank durchgeführt werden kann. Hierfür könnten die über die Kupplung angeschlossenen Leitungen konzentrisch ausgeführt sein .
Schließlich ist es in Weiterbildung der Erfindung möglich, dass im Inneren des Behälters bestimmte Einbauten angeordnet sind, die das flüssige Medium, während es durch den Reaktor strömt, in gewünschter Weise leiten. Hierbei kann es sich um an der Behälterinnenwand angeordnete Stege oder Schläuche handeln. Geeignete Einbauten im weiteren Sinne sind aus dem Reaktorbau für andere Zwecke bekannt.
Der Reaktorbehälter kann auch mit als solches bekannten Vor- richtungen zum Heizen oder Kühlen versehen oder verbunden sein. So können z.B. in die Außenwand des Reaktors Heizdrähte zum Temperieren des Mediums eingelassen sein. Auch kann der Reaktorbehälter für die Aufnahme eines Heiz- oder Kühlmediums, wie z.B Wasser ummantelt sein.
Über die Zu- und Abläufe wird das Kulturmedium durch den Reaktor geleitet, das in einer Ausführungsform die zu besiedelnden Zellen enthält. Alternativ kann auch eine bestimmte Menge an Zellen in dem Reaktor vorgegeben werden, wobei dann nur das reine Kulturmedium umläuft. Die Zu- und Abläufe werden vorzugsweise mit Filtern versehen sein, um ein ungewolltes Ausschwämmen der Zellen zu verhindern. Zusätzlich sind an den Zu- und Abläufen Verschlüsse (Absperrventile) vorgesehen, um die einzelnen Kammern verschließen zu können. Die Rezirkulation von Zellen wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren vorzugsweise vermieden. Im Gegensatz zu der früheren Flußbesiedlung werden hier die Zellen über dem Substrat gehalten.
Wie bereits oben geschildert, befindet sich im Inneren des Be- hälters eine Einspannvorrichtung für das zu besiedelnde
Substrat. Das Substrat wird während der Besiedlung in einer Einspannvorrichtung gehaltert, damit es von den gewünschten Seiten für das Kulturmedium und die Zellen frei zungänglich ist und nicht in sich zusammenfällt oder aneinander verklebt. Gleichzeitig dient die Halterung dazu, das Substrat innerhalb des vorzugsweise herausnehmbaren Einsatzes in den Reaktor einzuführen und aus diesem wieder zu entnehmen. Der herausnehmbare Einsatz dient damit gleichzeitig einer verbesserten Handhabung des Substrats, das darin beispielsweise unmittelbar nach
der Besiedlung in eine Flüssigkeit eingelegt, in sonstiger Weise behandelt oder konserviert werden kann.
Da das zu besiedelnde Substrat die Fläche zwischen Zu- und Ab- lauf innerhalb der Einspannvorrichtung kontinuierlich verbinden muß, können zusätzlich zur Längen- und Größenadaption Zwischenstücke aus z.B. mit Fasern armierten Röhren oder Trichtern aus Silikon oder anderen vorzugsweise elastischen Kunststoffen eingebracht werden. Diese können verschieblich hin- sichtlich Distanzuberbruckungen als auch Verkürzungen sein.
Die Einspannvorrichtung ist erfindungsgemäß im wesentlichen quer zu einer durch die Roll- oder Schwenkbewegung des Behälters bzw. des in der unten noch beschriebenen Halterung gehal- terten Behälters vorgegebene Vorzugsbewegungsrichtung des flüssigen Mediums angeordnet. "Im wesentlichen quer" soll bedeuten, dass das Substrat mit Hilfe der Einspannvorrichtung so angeordnet ist, dass das bewegte flüssige Medium, d.h. die Zellsuspension in Kulturmedium, durch das Rollen oder Schwen- ken stetig in einem Winkel zwischen etwa 30 und 150° zur Drehachse der Roll- oder Schwenkbewegung auf das Substrat "aufgeworfen", d.h. mit diesem immer wieder in Kontakt gebracht wird. Dabei wird die Vorzugsbewegungsrichtung des flüssigen Mediums unter Vernachlässigung einer womöglich (aber nicht zwingend) gleichzeitigen Strömung des flüssigen Mediums längs des eingespannten Substrats betrachtet.
Bei der Besiedlung, d.h. zumindest während bestimmter Besiedlungsperioden, wird der roll- oder schwenkbare Behälter, d.h. die Besiedlungsvorrichtung im Ganzen, in einen Rollschrank oder eine Apparatur zum Schwenken oder in vergleichbare Vorrichtungen mit entsprechender Funktion eingebracht und dort gerollt oder geschwenkt, um das Kulturmedium und die darin suspendierten Zellen relativ zu dem eingespannten Substrat zu bewegen.
Die Besiedlungsvorrichtung wird in dem Rollschrank ebenso wie eine Rollflasche behandelt, d.h. gedreht und ggf. temperiert. Anstelle des Rollschrankes kann jedoch auch eine andere Vor-
richtung verwendet werden, die geeignet ist, die Besiedlungsvorrichtung in der gewünschten Weise zu bewegen. Dies kann auch eine speziell für diesen Zweck vorgesehene gesonderte Apparatur sein. Der Rollschrank bzw. die Apparatur können auch eine spezifische Atmosphäre (Sauerstoff, Kohlendioxid) zur Verfügung stellen.
Das Durchströmen des Reaktors mit Kulturmedium bzw. Zellsuspension durch den Flüssigkeitszu- und -ablauf oder auch durch mehrere Zu- und Abläufe muß nicht während des gesamten Besiedlungsvorgangs erfolgen. Es kann auch besonders zweckmäßig sein, diesen Strom zeitweilig - beispielsweise während des Rollens im Rollschrank oder der Behandlung in einer Vorrichtung zu dem entsprechenden Zweck - anzuhalten. Hierzu können die Zu- und Abläufe zeitweilig abgeklemmt oder mit Hähnen verschlossen werden.
Das Kulturmedium kann - mit oder ohne Zellen - wenigstens zeitweilig durch die Zu- und Abläufe im Kreis geführt werden. Hierdurch werden Zellen, die im ersten Durchgang nicht anwachsen konnten, dem Substrat nochmals angeboten.
Die in dem Kulturmedium beweglichen noch nicht angewachsenen Zellen werden mit dem Längsstrom durch den Zulauf dem Substrat einerseits zugeführt und zweitens längs des Substrates verteilt. Die Verteilung "quer" zu dieser Längsrichtung erfolgt dagegen im wesentlichen durch die Roll- oder Schwenkbewegung, wobei beide Bewegungen sich überlagern können und dann zusammenwirken. Die Roll- oder Schwenkbewegung kann für den Zweck, die Zellen immer wieder mit dem Substrat in Kontakt zu bringen und auf diesem zu verteilen, noch mit anderen Arten der Bewegung überlagert sein, z.B. mit einer Rüttelbewegung.
Dadurch, dass eine Strömung entlang des Substrats eingestellt werden kann, wird eine gleichmäßige Zufuhr von Zellen zu allen Stellen des Substrats ermöglicht. Die Strömungsgeschwindigkeit kann so eingestellt werden, dass der Transport der Zellen, deren Einwachsen nach Möglichkeit nicht behindert. Das Einwachsen kann auch dadurch begünstigt werden, dass der Kulturmedi-
umstrom eine Zeit lang angehalten wird, so dass die gerade über dem Substrat befindlichen Zellen dort eine Zeit verbleiben und Gelegenheit haben an- bzw. einzuwachsen.
Die Erfindung umfaßt weiterhin eine Anordnung aus einer Besiedlungsvorrichtung wie vorstehend beschrieben und einer rollbar ausgebildeten Halterung. Die Halterung wird verwendet, um einen als solchen nicht rollbar Behälter, wie z.B. einen kastenförmigen Behälter in einem Rollschrank behandeln zu kön- nen, oder um zusätzliche Bewegungsrichtungen einzuführen. Vorzugsweise verlaufen die Rotationsachse der rollbaren Halterung und eine Längsachse des in der Einspannvorrichtung des Besied- lungsvorrichtungs eingespannten Substrats in einem Winkel zueinander.
Als Halterung für die vorgenannte Anordnung kann ein rotationssymmetrischer Körper verwendet werden, der eine oder mehrere Ausnehmung(en) oder Aufnahme (n) für eine Besiedlungsvorrichtung, wie vorstehend beschrieben, aufweist. Dieser rotati- onssymmetrische Körper kann aus einem geeigneten Material, wie z.B. Glas, Kunststoff oder Metall bestehen. Beispielsweise kann die Halterung aus einer Kugel mit einem röhrenförmigen Durchlaß bestehen. In diesen röhrenförmigen Durchlaß kann dann ein zylinderförmiger Reaktionsbehälter eingesetzt werden (es können auch mehrere Röhren für mehrere Behälter vorhanden sein), und die Kugel kann, nach Abklemmen der Zu- und Abführungen von der Besiedlungsvorrichtung, in einen Rollschrank eingelegt werden, so dass das Substrat während des Rollens in alle Richtungen gewendet wird. Die Halterung kann auch aus ei- nem zylinderförmigen Körper oder Gestell bestehen, in dem ein röhrenförmiger Durchlaß schräg zur Zylinderachse angeordnet ist. Bei Rollen der Besiedlungsvorrichtung in dieser Halterung wird der Behälter und damit das Substrat einer zusätzlichen Schwenkbewegung quer zu seiner Längsachse unterworfen.
Nach Besiedlung des Substrates ist die Besiedlungsvorrichtung auch geeignet, um als Transport- und Lagerbehälter für das fertig besiedelte Substrat zu dienen. Hierdurch wird vermieden, dass das empfindliche besiedelte Substrat weiter unmit-
telbar gehandhabt, z.B. aus der Kulturlösung entnommen werden müßte. Es kann vielmehr bis zum Gebrauch in der Besiedlungε- vorrichtung verbleiben. Die Zu- und Abläufe sowie Gaszu- und - abführ-leitungen können für Transportzwecke abgeklemmt werden. Ansonsten ist es möglich, das besiedelte Substrat in dem gewünschten (ständig erneuerbaren) Medium unter einer beliebig wählbaren Atmosphäre zu belassen.
Das Substrat kann auch in der Besiedlungsvorrichtung gekühlt werden. Durch Einleiten von Kühlflüssigkeiten bzw. -gasen (wie z.B. Stickstoff) in zumindest eine oder besser gleichzeitig alle Kammern kann eine Kryokonservierung eines besiedelten oder noch nicht besiedelten Substrates erreicht werden. Für Lagerungszwecke kann eine Kryokonservierung auch vor Besied- lung des Substrates erfolgen. Dies kann z.B. an eine Sterilisationsphase angeschlossen werden.
An der Innenwand des Behälters der Besiedlungsvorrichtung kann in Weiterbildung der Erfindung mit Hilfe einer mikroporösen Trennwand eine zusätzliche Kammer mit wenigstens einem Zu- und Ablauf gebildet werden. Auf gleiche Weise können auch mehrere Kammern gebildet werden. In diesen Kammern können besondere Medien oder Kulturen (sog. feeder-Kulturen) vorgehalten werden, die eine oder mehrere Besiedlungskammern der Vorrichtung mit bestimmten Nährstoffen oder Faktoren versorgen.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Fig. 1 zeigt eine zylindrische Zweikammer-Besiedlungsvorrichtung für ein röhrenförmiges Substrat in einem Längsschnitt in Explosionsdarstellung;
Fig. 2 zeigt eine Vorrichtung, wie in Figur 1 darge stellt, mit einer zusätzlichen durch eine poröse Trennwand an der Behälterinnenseite ausgebildeten Kammer;
Fig. 3 zeigt eine zylindrische Zweikammer-Besiedlungsvorrichtung für ein doppelwandiges röhrenförmiges Substrat in einer Fig. 1 entsprechenden Darstellung;
Fig. 4 zeigt ein mehrwandiges Substrat im Längsschnitt
(ohne den Reaktor) ;
Fig. 5 zeigt eine Teilansicht einer Einspannvorrich tung für ein verzweigtes Substrat (ebenfalls in
Teilansicht dargestellt;
Fig. 6 zeigt einen Querschnitt durch eine kastenförmigen Besiedlungsvorrichtung mit einer rah- menförmigen Einspannvorrichtung;
Fig. 7 zeigt eine Halterung für eine zylindrische Besiedlungsvorrichtung nach der Erfindung
Fig. 1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel der Erfindung im Längsschnitt in einer Explosionsdarstellung. Es handelt sich um eine zylinderför ige Besiedlungsvorrichtung, die für die Besiedlung eines röhrenförmigen Substrates, in der Zeichnung mit B bezeichnet, ausgebildet ist. Der Behälter 10 besteht aus zwei Behälterteilen 10a, 10b, die in der Darstellung nicht zusammengesteckt sind. Der Flüssigkeitszulauf 16a bildet im Inneren der Vorrichtung gleichzeitig eine erste ring- bzw. röhrenförmige Halterung 12a für das Substrat. Die zweite ringför- mige Halterung 12b ist über Stangen 30 mit dem Behälterdeckel 10b und damit mechanisch fest mit der ersten Halterung 12a verbunden. Die Halterungen 12a, 12b bilden zusammen die Einspannvorrichtung für das röhrenförmige Substrat B, eine Herzklappe. Beim Zusammenschieben der Behälterteile 10a und 10b dichtet die Halterung 12b über den Dichtungsring 40 gegen die Innenwand des Behälterteils 10a und den Abfluß 16b ab. Gleich-
zeitig wird der Behälter 10 aus den Behälterteilen 10a und 10b geschlossen und mit der Dichtung 42 abgedichtet. Hierdurch entstehen, unter Mitwirkung des eingespannten Substrates B, zwei Kammern, eine im Innern des röhrenförmigen Substrates B und eine um das Substrat herum. Für ein Zuführen von Zellen zum Substratinneren wird die Zellsuspension und/oder das Kulturmedium durch den Zulauf 16a zugeführt, läuft innen durch die ringförmigen Halterungen 12a und 12b sowie das Substrat und wird durch den Ablauf 16b wieder abgeführt. Während der Besiedlungsphase werden der Zulauf 16a und der Ablauf 16b geschlossen gehalten. Nach Beendigung der Besiedlungsphase wird das Medium über den Ablauf 16b wieder abgeführt. Die Zellsuspension und/oder das Kulturmedium für die Besiedlung der äußeren Oberfläche des Substrats wird durch den Zulauf 16a' zuge- führt, verteilt sich im Behälterinneren um das Substrat B herum und wird über den Ablauf 16b' wieder abgeführt. Ansonsten erfolgt die Besiedlung wie bereits beschrieben.
Während der Perfusionsphase können die beiden getrennten Kam- mern bzw. Kompartimente getrennt perfundiert werden. Die Perfusion kann mit unterschiedlichen Wachstumsfaktoren und Konzentration erfolgen, so dass unterschiedliche Medien zelltyp- spezifisch angeboten werden und interne Gradienten ausgebildet werden können. Besiedlungs- und Perfusionsphasen können sich abwechseln, ohne dass der Reaktor geöffnet werden müsste.
Am Ende der Behandlung kann der Einsatz mit dem Substrat beim Abnehmen des Deckels insgesamt herausgezogen werden wie eine Schublade. Die Handhabung des fertigen Substrats, bzw. hier Herzklappen-Implantats wird dadurch erheblich vereinfacht, und die Sicherheit bezüglich Sterilität und Unversehrtheit des Substrats erhöht.
Figur 2 zeigt eine Vorrichtung wie in Figur 1 gezeigt, bei der an der Innenwand des zylindrischen Behälters 10a, d.h. innerhalb des Zylindermantels, durch eine zusätzliche mikroporöse Trennwand 20 eine zusätzliche Kammer abgetrennt ist. Diese zusätzliche Kammer kann durch wenigstens einen Zulauf 18a und wenigstens einen Ablauf 18b mit dem gewünschten Medium be-
schickt werden. Mittels der mikroporösen Trennwand besteht ein Austausch zwischen der zusätzlichen Kammer und dem Behälterinneren. Innerhalb der zusätzlichen Kammer könnten daher Nährstoffe oder bestirnte Gase erzeugt werden, die dann durch Kom- munikation mit dem Behälterinneren einem Substrat zugeführt werden können. Die mikroporöse Trennwand kann z.B. aus einer Silikonfolie, aus PTFE, Sinterglas, Polycarbonat, Cellulose, Polyamiden oder anderen Kunststoffen bestehen.
Figur 3 zeigt eine zylindrische Zweikammer- Besiedlungsvorrichtung 10 für ein doppelwandiges röhrenförmiges Substrat B1. Der Besiedlungsreaktor gleicht weitgehend dem in Figur 1 gezeigten Beispiel, wobei gleiche Bezugszeichen gleiche Bauteile bezeichnen. Der Unterschied zu der Besied- lungsvorrichtung aus Figur 1 besteht darin, dass dieser Reaktor für ein wenigstens doppelwandiges Substrat geeignet ist und zwei zusätzliche Zu- und Abläufe 19a, 19b aufweist, mit deren Hilfe ein Medium oder Material in ein Lumen zwischen die Wände des doppelwandigen Substrates B' eingeführt werden kann. Diese Zuläufe/Abläufe 19a/19b sind an der einen Halterung 12a der Einspannvorrichtung angeordnet. Die Halterungen 12a und 12b haltern das röhrenförmige, jedoch doppelwandige Substrat an beiden Enden, wobei das Substratende an der Halterung 12b zusammengefaßt bzw. zusammengebunden ist, während an der Hal- terung 12a die Zu- und Abführung 19a, 19b zwischen die beiden Wände des Substrates eingeführt wird. Das Innere des Substrats kann dann mit dem gewünschten Medium oder Material sowie auch mit weiteren Zellen versorgt werden.
Figur 4 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel eines solchen mehrwandigen Substrates B ' - im vorliegenden Fall handelt es sich um ein dreiwandiges Substrat. Das Substrat kann hier vorzugsweise auch ein synthetisches Substrat sein. Im vorliegenden Beispiel wurde die innere Wandung des vorliegenden Substrates mit 1B bezeichnet. Darüber sind zwei weitere Hüllen 2b angeordnet, die beliebige Materialien oder Zellen in Schichten auf dem inneren Substrat halten. Das Substrat ist hier an seinen Enden zusammengeführt, so dass es gemeinsam auf den nicht dargestellten Halterungen 12a, 12b befestigt wird.
Die Kommunikation mit dem Nähr- oder Besiedlungsmedium erfolgt daher nicht wie in Figur 3 über die Zu- und Abläufe 19a, 19b, sondern mittels Diffusion quer zur Strömungsrichtung. In diesem Beispiel sind Zellen 3B gezeigt, die in und auf das Substrat ein- bzw. aufgebracht sind. Die mehrschichtige
SubstratStruktur ermöglicht deutlich dickere Substrate, so dass sich beispielsweise Gewebe unter dem lokalen Differenzierungsdruck naturähnlich kapillarisiert ausbilden können.
In einem weiteren Ausführungsbeispiel könnte das Substrat aus einem festen, insbesondere einem festen anorganschen Material bestehen. Zum Beispiel kann als anorganisches Feststoffmateri- al ein calciumhaltiges Feststoffmaterial, insbesondere tri- calciumphosphathaltiges Feststoffmaterial, z.B. als ggf. gesintertes oder geklebtes Pressgranulat verwendet werden. Gerade in ein solches poröses Feststoffmaterial kann mit dem erfindungsgemäßen Bioreaktor sehr gut Material in die poröse Wandstruktur des Feststoffs eingebracht werden.
Ein großer Vorteil der Bioreaktortechnik besteht in jedem Falle darin, dass die als Implantate vorgesehenen Produkte erst im Operationssaal unmittelbar vor der Implantation aus dem Bioreaktor entnommen werden, so dass von der ersten Behandlung des Substrats bis zur Implantation des besiedelten Substrats in einem Patienten eine geschlossene sterile Handhabung gewährleistet ist.
Besonders vorteilhaft können in dem erfindungsgemäßen Bioreaktor röhrenförmige Knochenimplantate hergestellt werden, da ei- ne Besiedlung des Röhreninneren getrennt vom Röhrenäußeren möglich ist.
Figur 5 zeigt eine Teilansicht einer Einspannvorrichtung für ein verzweigtes Substrat, das selbst ebenfalls in einer Teilansicht dargestellt ist. Die Halterung 12b der Einspannvorrichtung verzweigt sich im vorliegenden Fall in die röhrenförmigen Halterungsabschnitte 12c, 12d und 12e, die jeweils einen Zweig einer Y-Prothese B' ' - im vorliegenden Falle mit einem in drei Äste verzweigten Ende - haltern. Im übrigen kann
die Vorrichtung, wie in den Figuren 1 bis 3 dargestellt, ausgebildet sein.
Figur 6 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel eine Besied- lungsvorrichtung aus einem kastenförmigen Behälter 10a mit rechteckigem Deckel 10b. In diesem Behälter 10 ist eine rah- menförmige Einspannvorrichtung 12 angeordnet, die mit dem Dek- kel 10b fest verbunden ist. Das Abdichten des Einsatzes aus Einspannvorrichtung und Deckel gegen den Behälter 10a erfolgt mit Hilfe der Dichtungen 42, wobei die Dichtung 42a eine im Behälterinneren um die rahmenförmige Einspannvorrichtung 12 umlaufende U-förmige Dichtung ist, die in geeigneter Weise profiliert sein kann. Im zusammengebauten Zustand werden innerhalb des Besiedlungsvorrichtungs zwei flüssigkeitstrennende' geschlossene Kammern gebildet, eine oberhalb und eine unterhalb des Substrates.
In Abhängigkeit der Porosität des zu besiedelnden Substrates kann ein interner Flüssigkeitstransfer zwischen den Kammern erfolgen und gewünscht sein. Hierdurch kann erreicht werden, dass oxygeniertes Medium während der Rollphase der Besiedlungsvorrichtung auch in die Innenstrukturen gelangen kann.
Jede der Kammern ist mit einem Flüssigkeitszulauf 16a, 16a' und mit einem Flüssigkeitsablauf 16b, 16b' ausgestattet. Zusätzlich können Gaszu- und Abführungsleitungen vorgesehen sein, die hier nicht dargestellt sind. Solange der Reaktor während der Besiedlung gerollt wird, werden die Zu- und Abführleitungen 16a, 16a', 16b, 16b' abgeklemmt. Ist dies nicht gewünscht so sind drehbare Kupplungen vorgesehen. Üblicherweise wird jedoch stufenweise vorgegangen.
Figur 7 zeigt eine geeignete rollbare Halterung 100, in der die Besiedlungsvorrichtung 10 während der Besiedlung in einem Rollschrank zusätzlich geschwenkt werden kann. Die Halterung
100 besteht aus zwei Scheiben 110 aus Glas oder Plexiglas, die azentrisch mit zwei Öffnungen 120 versehen sind. Für den Einsatz einer zylindrischen Besiedlungsvorrichtung 10 sind die Öffnungen 120 am besten oval oder zylinderschnittförmig; die
Scheiben 110 sind in diesem Beispiel kreisförmig, können jedoch auch anders, z.B. eliptisch, geformt sein. Die Scheiben 110 sind im vorliegenden Beispiel durch mehrere Stangen 130 verbunden, sie könnten jedoch auch durch einen geschlossenen Zylindermantel verbunden sein. Die Verbindung der Scheiben 110 ist so gewählt, dass sich die Öffnungen 120 in Projektion versetzt gegenüberliegen. Zwischen den Öffnungen 120 ist eine Röhre 140 eingesetzt, in die die Besiedlungsvorrichtung 10 eingeschoben werden kann. Die Längsachse der in der Zeichnung nicht dargestellten Besiedlungsvorrichtung verläuft dann schräg zur Längsachse der insgesamt zylindrischen Halterung 100. Die Halterung 100 bildet mit der Besiedlungsvorrichtung 10 zusammen eine Anordnung, die in einen Rollschrank eingelegt werden kann. Bei Behandlung im Rollschrank wird die Besied- lungsvorrichtung einer Rollbewegung um ihre Längsachse und gleichzeitig einer Schwenkbewegung quer zu ihrer Längsachse ausgesetzt. Hierdurch kann das Kulturmedium besonders intensiv und gleichmäßig verteilt mit dem Substrat in Kontakt gebracht werden .
Die Seitenwände der in den Figuren gezeigten Vorrichtungen (zylindermantelförmige, rechteckige, kugelförmige Außenwände) können z.B. aus gasdurchlässigen PTFE- oder Silikonfolien bestehen, um eine Verbesserung der SauerstoffVersorgung während perfusionsfreier Besiedlungsphasen zu erreichen. Ein ständiger Gasaustausch oder eine zeitweilige bewußte Oxygenierung mit Sauerstoff oder Sauerstoffgemisch erhöht erheblich die Adhäsionseffizienz (bis 100-200 %) während der Rollphase. Somit wird das Substrat zu allen Zeiten (Rollphase und Perfusionsphase) optimal mit Sauerstoff versorgt. Durch die Umwälzung gelangt verbrauchtes Medium kontinuierlich an die oxygenierenden Reaktorwände .