Beschreibung
Hörgerät und Verfahren zum Verarbeiten von Mikrofonsignalen m einem Hörgerät
Die Erfindung betrifft ein Hörgerät mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 1 sowie em Verfahren mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 7. Die Erfindung ist zum Einsatz bei allen Arten von Hörgeräten vorgesehen. Besonders eignet sich die Erfindung jedoch für hochentwickelte Hörgeräte, die beispielsweise digitale Signalverarbeitungskomponen- ten aufweisen.
Ein gattungsgemaßes Hörgerät ist aus der DE 43 27 901 Cl be- kannt . Hier dient eine Signalverarbeitungsemheit dazu, durch eine geeignete Mischung von Signalen mehrerer Mikrofone eine vorbestimmte Richtcharakteristik zu erzielen. Die Eigenschaften dieser Richtwirkung sind jedoch fest vorgegeben. Es werden stets Signalanteile von seitlichen Signalquellen gedampft und Signalanteile von vor oder hinter dem Horgeratetrager angeordneten Signalquellen verstärkt.
Bei diesem Hörgerät ist daher nur eine geringe Flexibilität bei wechselnden Horsituationen gegeben. Störgeräusche von Si- gnalquellen hinter dem Horgeratetrager werden nicht gedampft. Der Dampfungsmechanismus, der notwendigerweise auch die Nutz- schallwiedergabe beeinträchtigt, ist standig aktiv. Somit ist die Wiedergabequalltat des Hörgeräts nicht optimal, wenn m einer Horsituation keine Storschalldampfung erforderlich ist.
Die Erfindung hat demgemäß die Aufgabe, die genannten Probleme zu vermeiden und ein Hörgerät sowie em Verfahren zum Verarbeiten von Mikrofonsignalen m einem Hörgerät mit hoher Ubertragungsqualitat und Storgerauschunterdruckung in einer Vielzahl von Horsituationen bereitzustellen.
Erfmdungsgemaß wird diese Aufgabe durch e Hörgerät mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und em Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 7 gelost. Die abhangigen Ansprüche betreffen bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung.
Die Erfindung geht von der Grundidee aus, die Eigenschaften einer bestehenden richtungsabhangigen Verstärkung/Dämpfung entsprechend dem Ergebnis einer zusatzlichen Signalanalyse zu variieren. Damit laßt sich eine besonders gute Anpassung des erfmdungsgemaßen Hörgeräts an unterschiedliche Horsituationen verwirklichen. Beispielsweise kann die Richtung einer Storschallquelle bei der richtungsabhangigen Verstärkung/ Dampfung berücksichtigt werden, um eine gute Storungsbefrei- ung zu bieten. Falls kein nennenswerter Storschall vorliegt, kann dagegen die Storungsdampfung ausgeschaltet werden, um Verzerrungen zu minimieren.
Im Sinne der Ansprüche setzt das Verandern einer Eigenschaft der richtungsabhangigen Verstärkung/Dämpfung eine auch ohne diese Veränderung bestehende Richtungsabhangigkeit der Verstärkung/Dämpfung voraus.
In bevorzugten Ausfuhrungsformen der Erfindung werden bei der Richtungsanalyse die Starken von Signalanteilen der Mikrofon- Signale m mehreren vorgegebenen Richtungsklassen (W kelbe- reichen) bestimmt. Dadurch kann die grobe Richtung des Hauptanteils einer Storschallquelle ermittelt werden. Alternativ kann vorgesehen sein, die Richtung einer oder mehrerer Signalquelle (n) genauer zu bestimmen.
Zur Signalanalyse kann em adaptives LMS-Filter verwendet werden, mit dem insbesondere Signalverzogerungen um ganzzah- lige Vielfache einer Abtastperiode geschätzt werden. Die durch den Adaptionsvorgang ermittelten Koeffizienten des LMS- Filters können das Ergebnis der Richtungsanalyse beeinflussen oder (vollständig) bestimmen oder selbst dieses Ergebnis darstellen .
In Abhängigkeit von dem Ergebnis der Signalanalyse können in bevorzugten Ausfuhrungsformen unterschiedliche Signalverar- beitungsschritte durchgeführt werden. Beispielsweise kann die Richtcharakteristik eines (virtuellen, durch Überlagerung der Mikrofonsignale gebildeten) Richtmikrofons geeignet verändert werden. Eine solche Veränderung kann insbesondere em Ausrichten des Richtmikrofonpols sein. Alternativ und/oder zusatzlich kann em geeignetes Storbefreiungsverfahren ausge- wählt werden.
Bevorzugt werden bei der Auswertung der Signalanalyse Gewich- tungssignale erzeugt, die bestimmen, mit welchen Gewichtungsfaktoren die Ergebnisse unterschiedlicher Filter-, Storbe- freiungs- und/oder Richtverfahren m das Ausgangssignal eingehen.
Die Mikrofone zum Erzeugen der Mikrofonsignale sind m bevorzugten Ausfuhrungsformen in einem relativ geringen Abstand von höchstens 5 cm oder höchstens 2,5 cm oder ungefähr 1,6 cm voneinander angeordnet, wobei sich die Verbindungslinie zwischen den Mikrofonen mit einem Winkel von höchstens 45° oder höchstens 30° zur Blickrichtung des Horgeratetragers erstrecken kann oder ungefähr dieser Blickrichtung liegen kann. Insbesondere kann em gemeinsames Gehäuse für beide Mikrofone vorgesehen sein.
Em Ausfunrungsbeispiel und mehrere Ausfuhrungsalternativen der Erfindung werden nun unter Hinweis auf die schematischen Zeichnungen genauer beschrieben. Es stellen dar:
Fig. 1 em Blockschaltbild eines erfmdungsgemaßen Hörgerätes,
Fig. 2 em Blockschaltbild einer Signalanalyseeinheit in der Schaltung von Fig. 1,
Fig. 3 em Blockschaltbild eines LMS-Filters m der Schaltung von Fig. 2, und
Fig. 4 und Fig. 5 je em Diagramm der zeitlichen Veränderung von Koeffizientensignalen beziehungsweise eines Mikrofon- und eines Ausgangssignals m einem Signalbeispiel .
Die Fig. 1 dargestellte Horgeratescnaltung weist eine an sich bekannte Mikrofoneinheit 10 auf, die zwei omnidirektio- nale Mikrofone 12, 12' und einen zweikanaligen, entzerrenden Vorverstärker 14 enthalt. Die beiden Mikrofone 12, 12' sind mit einem Abstand von ungefähr 1,6 cm angeordnet. Diese Entfernung entspricht ungefähr der Strecke, die Schall wahrend einer Abtastperiode der Horgerateschaltung zurücklegt. Wenn das Hörgerät getragen wird, verlauft die Verbindungslinie zwischen den beiden Mikrofonen 12, 12' ungefähr m Blickrichtung des Horgeratetragers, wobei sich das erste Mikrofon 12 vorne und das zweite Mikrofon 12' hinten befindet. Die Mikrofoneinheit 10 erzeugt e erstes und em zweites Mikrofonsi- gnal MICl, MIC2, die von dem ersten bzw. dem zweiten Mikrofon 12, 12' stammen.
Die beiden Mikrofonsignale MICl und MIC2 werden einer Signal- analyseemheit 16 und einer Signalverarbeitungse heit 18 zu- gefuhrt. Die Signalanalyseemheit 16 wertet die Mikrofonsignale MICl, MIC2 aus und erzeugt daraus drei Gewichtungssignale Gl, G2, G3 und e Gesamtgewichtungssignal GG. Die Signalverarbeitungsemheit 18 besteht im hier beschriebenen Ausfuhrungsbeispiel aus einer Seitensignal-Reduktionsemheit 20, einer Rucksignal-Reduktionsemheit 22 und einer Mischem- heit 24. Em Ausgangssignal OUT der Signalverarbeitungsemheit 18 liegt an einer Wiedergabeeinheit 26 an und wird dort über einen Ausgangsverstärker 28 einem vorzugsweise elektro- akustischen Wandler 30, zum Beispiel einem Lautsprecher, zugeführt.
Die Seitensignal-Reduktionsemheit 20 erhalt die Mikrofonsignale MICl, MIC2 und erzeugt daraus em erstes gerauschreduziertes Signal Rl, bei dem Signalanteile der beiden Mikrofonsignale MICl, MIC2, die von einer zum Horgeratebenutzer seitlichen Schallquelle stammen, weitgehend unterdruckt smα. Zu diesem Zweck weist die Seitensignal-Reduktionsemheit 20 einen Subtrahierer 32 auf, der die Differenz zwischen den beiden Mikrofonsignalen MICl, MIC2 bildet. Das Differenzsignal und das zweite Mikrofonsignal MIC2 werden einer Aus- gleichsemheit 34 zum Erzeugen des ersten gerauschreduzierten Signals Rl zugeleitet.
Im einfachsten Fall leitet die Ausgleichsemheit 34 lediglich das vom Subtrahierer 32 erhaltene Differenzsignal als erstes gerauschreduziertes Signal Rl weiter, wobei das zweite Mikrofonsignal MIC2 nicht berücksichtigt wird. In Ausfuhrungsalternativen ist die Ausgleichsemheit 34 als Pradiktor ausgestaltet, um durch geeignete Mischung des Differenzsignals und des zweiten Mikrofonsignals MIC2 eine bessere Da pfungswir- kung für Signalanteile von seitlichen Signalquellen zu erreichen. Eine Seitensignal-Reduktionsemheit 20 mit einer derartigen Ausgleichsemheit 34 ist m der Anmeldung desselben Erfinders mit dem Titel "Verfahren zum Bereitstellen einer Richtmikrofoncharakteristik und Hörgerät" beschrieben, deren Inhalt hiermit m die vorliegende Anmeldung aufgenommen wird.
Die Rucksignal-Reduktionsemheit 22 weist ähnlich wie die Seitensignal-Reduktionsemheit 20 einen Subtrahierer 36 und eine Ausgleichsemheit 38 auf, die em zweites gerauschredu- ziertes Signal R2 erzeugt. In dem zweiten gerauschreduzierten Signal R2 sind diejenigen Anteile der Mikrofonsignale MICl, MIC2 unterdruckt, die von Signalquellen hinter dem Horgeratetrager stammen. Der positive Eingang des Subtrahierers 36 ist an das erste Mikrofonsignal MICl angeschlossen, wahrend der negative (zu subtrahierende) Eingang über em Verzogerungs- glied 40, das eine Verzögerung um eine Abtastperiode bewirkt, mit dem Mikrofonsignal MIC2 verbunden ist. Auch bei der Ruck-
signal-Reduktionsemheit 22 kann die Ausgleichsemheit 38 im einfachsten Fall das Differenzsignal des Subtrahierers 36 als zweites gerauschreduziertes Signal R2 unverändert weiterleiten. Alternativ kann die Rucksignal-Reduktionsemheit 22 mit einer als Pradiktor ausgestalteten Ausgleichsemheit 38 versehen sein, wie sie der im vorhergehenden Absatz erwähnten Anmeldung detailliert beschrieben ist.
Die Mischeinheit 24 weist drei Gewichtungsverstarker 42, 44, 46 auf, von denen der erste das erste Mikrofonsignal MICl mit dem Gewichtungssignal G3 multipliziert, der zweite das erste gerauschreduzierte Signal Rl mit dem Gewichtungssignal G2, und der dritte das zweite gerauschreduzierte Signal R2 mit dem Gewichtungssignal Gl. Die Gewichtungssignale Gl, G2, G3 werden somit als Verstarkungswerte (gam-Werte) verwendet.
Die Ausgangssignale der Gewichtungsverstarker 42, 44, 46 werden von einem Summierer 48 addiert. Das Ausgangssignal des Summierers 48 wird von einem weiteren Gewichtungsverstarker 50 mit dem Gesamtgewichtungssignal GG multipliziert, um das Ausgangssignal OUT der Mischeinheit 24 (und der gesamten Signalverarbeitungsemheit 18) zu erhalten.
Der genauere Aufbau der Signalanalyseemheit 16 ist m Fig. 2 dargestellt. Das erste Mikrofonsignal MICl liegt als Em- gangssignal X an einem LMS-Filter 52 (LMS = least ean
Square) an. Das gefilterte Ausgangssignal Y des LMS-Filters 52 ist mit dem negativen Eingang eines Subtrahierers 54 verbunden. Das Mikrofonsignal MIC2 liegt über em Verzogerungs- glied 56, das eine Verzögerung von drei Abtastperioden be- reitstellt, an dem positiven Eingang des Subtrahierers 54 an, und das von dem Subtrahierer 54 gebildete Differenzsignal wird dem LMS-Filter 52 als Fehlersignal E zugeführt. In For- melschreibweise gilt somit für jeden Abtastzeitpunkt t:
e(t) = mιc2 (t-3) - y(t) , (1)
wobei e(t) der Fehlerwert des Fehlersignals E zum Zeitpunkt t ist, y(t) der Ausgangswert des LMS-Filters 52 zum Zeitpunkt t und mιc2(t-3) der Wert des zweiten Mikrofonsignals MIC2 zum Zeitpunkt t-3 (drei Zeittakte vor dem Zeitpunkt t) .
E Koeffizientenvektor-Signal des LMS-Filters 52 liegt an einem Demultiplexer 58 an. Das Koeffizientenvektor-Signal übertragt für jeden Abtastzeitpunkt t einen Koeffizientenvektor w(t), der fünf Werte kθ(t), kl(t), k2(t), k3(t), k4(t) für die Filterkoeffizienten (Taps) enthalt. In Formelschreibweise gilt damit:
w(t) = (kθ(t), kl(t), k2(t), k3(t), k4(t)). (2)
Der Demultiplexer 58 ermittelt aus dem Koefflzientenvektor- Signal W fünf Koeffizientensignale K0, Kl, K2, K3, K4, die den Werteverlauf des jeweils entsprechenden Koeffizienten angeben. Die drei "mittleren" Koefflzientensignale Kl, K2, K3 enthalten, wie unten noch genauer beschrieben wird, Infor a- tionen über die räumliche Anordnung der Signalquellen relativ zum Horgeratetrager. Diese Zuordnung der Filterkoeffizienten ist das Ergebnis der Verzögerung des zweiten Mikrofonsignals MIC2 um drei Zeiteinheiten durch das Verzogerungsglied 56. Die Übertragung der Koeffizientenvektoren und der Filter- koeffizienten m dem Koeffizientenvektor-Signal W erfolgt im hier beschriebenen Ausfuhrungsbeispiel seriell mittels eines geeigneten Protokolls, auf das der Demultiplexer 58 abgestimmt ist. In Ausfuhrungsvarianten werden die Koeffizienten auf andere Weise, insbesondere parallel oder teils parallel und teils seriell, übertragen.
Eine Normierungsemheit 60 normiert die drei Koefflzienten- signale Kl, K2 , K3 und erzeugt daraus die Gewichtungssignale Gl, G2, G3 sowie das Gesamtgewichtungssignal GG.
Fig. 3 veranschaulicht den inneren Aufbau des LMS-Filters 52 Das Eingangssignal X liegt an einem Puffer 62 an, der em
Eingangsvektor-Signal Ü erzeugt. Für jeden Abtastzeitpunkt t wird durch das Eingangsvektor-Signal Ö ein Eingangsvektor ü(t) ausgedrückt, der die Werte des Eingangssignals X an den jeweils fünf vorhergehenden Abtastzeitpunkten enthält. Es gilt also:
ü(t) = (x(t-l), x(t-2), x(t-3), x(t-4), x(t-5)), (3)
wobei x(t) den Wert des Eingangssignals X zum Abtastzeitpunkt t angibt.
Die Eingangsvektoren ü(t) werden von einem Vektormultiplizie- rer 64 in einer Matrixoperation mit dem jeweils aktuellen Koeffizientenvektor w(t) des Koeffizientenvektor-Signals W multipliziert, um den (skalaren) Ausgangswert y(t) des Ausgangssignals Y zum Taktzeitpunkt t zu erhalten. In Formelschreibweise gilt somit:
y (t : ( t ; üτ( t ; ( 4 :
wobei _τ den Transpositionsoperator darstellt. Mit anderen
Worten bildet das in Fig. 3 gezeigte LMS-Filter 52, das sich als FIR-Filter (FIR = finite impulse response) mit fünf Koeffizienten klassifizieren läßt, als Ausgangswert y(t) eine Li- nearkombination aus den mit den Koeffizienten kθ(t) - k4 (t) gewichteten Werten des Eingangssignals X zu den letzten fünf AbtastZeitpunkten:
y(t) = 0(t)*x(t-l) + kl(t)*x(t-2) + k2 (t) *x (t-3) + k3(t)*x(t-4) + k4 (t)*x(t-5) . (5)
Ein Elementquadrierer 66 erzeugt das elementweise Quadrat der Signalvektoren ü (t) , und ein Elementsummierer 68 dient zum Aufsummieren der quadrierten Elemente. Zu der so erhaltenen Summe wird mittels eines Addierers 70 eine kleine positive
Konstante C (Größenordnung 10"10) addiert, die von einem Konstantenerzeuger 72 stammt. Das Ergebnis liegt als (skalarer)
Divisor an einem Skalardividierer 74 an. Der Dividend ist das Skalarprodukt aus dem aktuellen Fehlerwert e(t) des Fehlersignals E und einem Ausgangsvektor eines Skalarmultiplizierers 76. Dieser Ausgangsvektor entsteht durch Skalarmultiplikation des Eingangsvektors ü(t) mit einer Adaptionskonstante μ.
Der Ergebnisvektor des Skalardividierers 74 wird von einem Vektoraddierer 78 zu dem aktuellen Koeffizientenvektor w(t) hinzugezahlt. E Verzogerungsglied 80 gibt das Ergebnis erst einen Taktzeitpunkt spater als adaptierter Koeffizientenvektor w(t+l) des Koefflzientenvektor-Signals W aus. Insgesamt erhalt man somit:
w (t + i) = w (t; (μ*e(t)*ü(t) / (C + ü(t)- üτ(t)) ) (6)
Durch die m Fig. 3 gezeigte Schaltung wird em LMS-Algorith- mus implementiert, der durch em stochastisches Gradientenverfahren die Filterkoeffizienten kθ(t) - k4(t) so annähert (adaptiert) , daß das Fehlersignal E möglichst weitgehend minimiert wird. Eine genauere Erklärung zu diesem Algorithmus ist m Kapitel 9 (Seiten 365-372) des Buches "Adaptive Filter Theory" von Simon Haykm, 3. Auflage, Prentice-Hall, 1996, enthalten, dessen Inhalt hiermit m die vorliegende Beschreibung aufgenommen wird.
Beim Betrieb des Hörgerätes befindet sich, wie bereits erwähnt, das erste Mikrofon 12 um etwa 1,6 cm in Blickrichtung des Horgeratetragers vor dem zweiten Mikrofon 12'. Bei einer m dem hier beschriebenen Ausfuhrungsbeispiel angenommenen Abtastfrequenz von 20 kHz entspricht dies ungefähr der
Strecke, die Schall in einer Abtastpeπode (50 μs) zurücklegt. In Ausfuhrungsalternativen sind andere Abtastfrequenzen und entsprechend andere Abstände vorgesehen, oder es werden die theoretisch optimalen Abstände nicht exakt eingehalten. In Experimenten sind auch bei Abweichungen von bis zu 25 % relativ gute Ergebnisse erzielt worden.
Em Signal SO von einer Nutzschallquelle, die sich in Blickrichtung des Horgeratetragers befindet (Winkel 0°), wird wegen des Mikrofonabstands beispielsweise zum Abtastzeitpunkt t beim vorderen Mikrofon 12 und zum Abtastzeitpunkt t+1 beim hinteren Mikrofon 12' eintreffen. Bei einem Signal S2 von einer Storschallquelle, die sich hinter dem Horgeratetrager befindet (Winkel 180°), sind die Verhaltnisse umgekehrt. Em Signal Sl von einer seitlichen Storschallquelle (Winkel 90°) trifft ungefähr gleichzeitig bei beiden Mikrofonen 12, 12' em und wirkt sich daher auch gleichzeitig auf die Mikrofonsignale MICl, MIC2 aus. Insgesamt gilt:
mιcl(t) = sθ(t) + sl(t) + s2(t-l), und (7) mιc2(t) = sθ(t-l) + sl(t) + s2(t). (8)
Bei den obigen Formeln bezeichnet mιcl(t) den Wert des Signals MICl zum Abtastzeitpunkt t. Entsprechendes gilt für die Signale MIC2, SO, Sl, S2.
Durch Einsetzen der Formel (8) m die Formel (1) erhalt man:
e(t) = s0(t-4) + sl(t-3) + s2(t-3) - y(t), (9)
und weiteres Einsetzen der Formel (5) m Formel (9) ergibt:
e(t) = s0(t-4) + sl(t-3) + s2(t-3)
- ( k0(t)*x(t-l) + kl(t)*x(t-2) + k2(t)*x(t-3) + k3(t)*x(t-4) + k4(t)*x(t-5) ). (10)
Da, wie aus Fig. 2 ersichtlich, x(t) = mιcl(t) für alle Abtastzeitpunkte t gilt, erhalt man aus Formel (10) durch fünfmaliges Einsetzen von Formel (7) schließlich:
e(t) = s0(t-4) + sl(t-3) + s2(t-3) - ( k0(t)*(s0(t-l) + sl(t-l) + s2(t-2))
+ kl(t)*(s0(t-2) + sl(t-2) + s2(t-3))
+ k2(t)*(s0(t-3) + sl(t-3) + s2(t-4))
+ k3 (t) * (sO (t-4) + sl(t-4) + s2(t-5) ) + k4(t)*(s0(t-5) + sl(t-5) + s2(t-6) ) ) . (11)
Durch den Algorithmus des LMS-Filters 52 wird der Wert e(t) minimiert. Bei diesem Mmimierungsvorgang steigt k3(t), dessen Term als einziger den Summanden s0(t-4) aufweist, mit zunehmender Intensität des Signals SO (Winkel 0°) an. Entsprechend ist der Betrag des Filterkoeffizienten k2(t) em Indikator für den Anteil des Signals Sl (Winkel 90°) m den Mi- krofonsignalen MICl, MIC2, und der Betrag des Filterkoeffi- zienten kl (t) zeigt den Signalanteil von S2 (Winkel 180°) an. Die Werte aller anderer Filterkoeffizienten streben gegen Null.
Wenn beispielsweise nur Signale aus 0° und aus 90° zur Blickrichtung des Horgeratebenutzers eintreffen, gilt s2(t) = 0 für alle Abtastzeitpunkte t. Aus Formel (11) ergibt sich somit :
e(t) = s0(t-4) + sl (t-3)
- ( kO (t) * (sθ(t-l) + sl(t-l) )
+ kl (t)* (sO (t-2) + sl (t-2) )
+ k2 (t) * (s0(t-3) + sl (t-3) )
+ k3(t)* (sO (t-4) + sl (t-4) ) + k4(t)*(s0(t-5) + sl(t-5))). (12)
In diesem Fall ist zu erwarten, daß durch die Adaption die Koeffizienten k2(t) (entsprechend dem Anteil sl(t-3)) und k3(t) (entsprechend dem Anteil s0(k-4)) anwachsen, wahrend die anderen Koeffizienten gegen Null streben. Bei Signalen aus 0° und 180° ergibt sich aus entsprechenden Gründen em relativ hoher Pegel der Koefflzientensignale Kl und K3 und em geringer Pegel des Koefflzientensignals K2. Die folgende Tabelle faßt die Ergebnisse für unterschiedliche Horsituatio- nen nochmals zusammen:
Wie aus der Tabelle ebenfalls ersichtlich ist, entsprechen die Gewichtungssignale Gl, G2, G3 stets den Koeffizientensignalen Kl, K2, K3. Der Unterschied ist nur, daß die Gewich- tungssignale Gl, G2, G3 durch die Normierungseinheit 60 auf eine gewünschte Summe (beispielsweise Gl + G2 + G3 = 1) normiert wurden, wobei der Normierungsfaktor m das Gesamtgewichtungssignal GG eingeht. Ferner können Unterschiede der Gewichtungssignale Gl, G2 , G3 vergrößert ("gespreizt") werden. In Ausfuhrungsalternativen dienen dagegen die Koeffi- zientensignale Kl, K2, K3 unmittelbar als Gewichtungsfakto- ren . Die Normierungseinheit 60 und der Gewichtungsverstarker 50 können dann entfallen.
Em großer Gewichtungsfaktor Gl hat zur Folge, daß das zweite gerauschreduzierte Signal R2 , bei dem em Storsignalanteil aus 180° weitgehend reduziert ist, einen großen Anteil an dem Ausgangssignal OUT erhalt. Entsprechend beeinflußt bei einem großen Gewichtungsfaktor G2 das erste gerauschreduzierte Si- gnal Rl weitgehend das Ausgangssignal OUT. Bei einem großen Gewichtungsfaktor G3 wirkt sich schließlich das erste Mikrofonsignal MICl hohem Maße auf das Ausgangssignal OUT aus.
Insgesamt ermittelt somit die Signalanalyseemheit die Inten- sitaten oder Starken von Signalanteilen der Mikrofonsignale MICl, MIC2 in den Winkelbereichen in Blickrichtung des Horge- ratetragers, quer zur Blickrichtung und hinter dem Horgeratetrager. Die Gewichtungsfaktoren Gl, G2, G3 entsprechen den ermittelten Intensitatswerten . In Abhängigkeit von diesen Werten werden entweder Signale aus 90° bzw. 180° als Stör-
Signale klassifiziert und weitgehend unterdruckt, oder das erste Mikrofonsignal MICl wird "durchgeschaltet", wenn durch die Richtungsanalyse ermittelt wurde, daß weder aus 90° noch aus 180° nennenswerte (Stör-) signalanteile vorliegen.
Fig. 4 zeigt den zeitlichen Verlauf der Koeffizientensignale
Kl (Linie -*—*-) , K2 (Linie -+—+-) und K3 (Linie ) in einem realistischen Experiment mit einer Nutzsignalquelle aus 0° und einer Storsignalquelle aus 90° (je em Sprachsignal). Die Abszissenachse stellt den Bereich von 0 bis 10 Sekunden dar. Der Wert des Koeffizientensignals K2 ( 90°-Indιkator) ist erwartungsgemäß stets deutlich hoher als der Wert des Koeffizientensignals Kl (180°-Indιkator) .
Das erste Mikrofonsignal MICl und das Ausgangssignal OUT für das m diesem Experiment verwendete Signalbeispiel sind m Fig. 5 gezeigt. Insbesondere im Zeitabschnitt zwischen 7,3 bis 8,1 Sekunden enthalt das Mikrofonsignal MICl hauptsächlich Storsignalanteile. Es ist ersichtlich, daß diese Anteile im Ausgangssignal OUT weitgehend unterdruckt sind.
Wahrend bisher die Funktion des erfmdungsgemaßen Hörgeräts und Verfahrens anhand der m Fig. 1 bis Fig. 3 beispielhaft dargestellten Schaltung beschrieben wurde, sind m Ausfuh- rungsalternativen andere Implementierungen möglich. Insbesondere können die Funktionen der Schaltung ganz oder teilweise durch Programmodule eines Digitalprozessors, zum Beispiel eines digitalen Signalprozessors, realisiert werden. Die Schaltung kann ferner als digitale oder analoge Schaltung oder m unterschiedlichen Mischformen zwischen diesen Extremen aufgebaut sein.
In weiteren AusfUhrungsalternativen wird das Ergebnis der Richtungsanalyse auf andere Weise zur Signalverarbeitung aus- gewertet. Zum Beispiel können die Koeffizientensignale Kl,
K2, K3 auch zur Zeitvarianten Ansteuerung von beispielsweise
drei fest vorgegebenen Richtmikrofoncharakteristiken mit Polen bei 90°, 135° und 180° verwendet werden.
Ferner sind Ausführungsvarianten vorgesehen, in denen eine "intelligente" Bestimmung von Stör- und Nutzsignalanteilen vorgenommen wird (etwa mittels der Normierungseinheit 60) . Während im oben beschriebenen Ausführungsbeispiel der Signal- • anteil in Blickrichtung (0°) stets als Nutzsignalanteil angesehen wurde, kann beispielsweise bei Vorhandensein des Si- gnals Sl aus 90° und gleichzeitigem Nicht-Vorhandensein des Signals SO aus 0° das Signal Sl nun als Nutzsignal angesehen und nicht mehr unterdrückt werden.