Alterungsschutzmittel für Glykole oder Glykolether
Die Erfindung betrifft ein Additiv für ein Glykol oder einen Glykolether zur Erhöhung der Alterungsbeständigkeit. Glykole, insbesondere Triethylenglykol, werden unter anderem in Erdgastrocknungsanlagen eingesetzt. In diesen Anlagen werden sie in einem Kreislauf geführt, wobei sie in einem Absorber Feuchtigkeit aus einem zu trocknenden Gas aufnehmen und anschließend in einem Reboiler thermisch regeneriert werden. Das Glykol ist dabei Temperaturen bis ca. 220 °C ausgesetzt. Durch die hohe thermische Beanspruchung kommt es zu einer Alterung des Glykols. Die Alterung ist auf einen thermischen Zerfall bzw. einen thermooxidativen Abbau zurückzuführen. Zusätzlich treten Reaktionen mit Stoffen auf, die aus dem zu trocknenden Gas aufgenommen wurden. Durch Anlagenkorrosion gebildete Metallionen beschleunigen die Glykolalte- rung.
Die thermoxidative Alterung findet bei Temperaturen oberhalb von etwa 130 °C in Gegenwart von Sauerstoff statt. Durch einen Radikalkettenmechanismus wird das Glykol zersetzt. Primär entstehen durch den Sauerstoffangriff Hydroperoxide, die rasch weiter zerfallen. Dabei werden Aldehyde, Carbonsäuren, Ester und Ether gebildet.
Die Hitzealterung beruht auf einem oft als "Cracken" bezeichneten thermischen Abbau des Glykols. Wie bei dem zuvor genannten sauerstoffinduzierten Mechanismus handelt es sich um eine Radikalreaktion, bei der eine C-O-Etherbindung des Glykols homolytisch gespalten wird. Die dabei entstehenden stabilen Reaktionsprodukte sind denen der Thermoxidation sehr ähnlich.
Metallionen katalysieren die Alterung. Schädlich ist insbesondere Eisen, das durch Anlagenkorrosion in das Glykol gelangt. Durch die metallionenkataly- sierte Alterung können unter anderem Fettalkohol-Ethoxylate und Alkylaroma- ten, wie z. B. Alkylphenol-Ethoxylate, gebildet werden.
Die so gebildeten Verunreinigungen des Glykols mindern dessen Wirksamkeit bei der Trocknung und führen zu unerwünschten Nebeneffekten, wie beispielsweise dem Glykolschäumen. Dann werden eine aufwendige Reinigung oder ein Austausch des Glykols erforderlich, was die Kosten des Betriebs der Trocknungsanlage beträchtlich erhöht. Glykole oder Glykolether werden ferner
in Trocknungs- und Reinigungsprozessen von Synthese-, Spalt-, sowie Raffineriegasen eingesetzt.
Zu den Glykolethern sind sowohl Diethylenglykol, Triethylenglykol als auch Po- lyalkylenglykole (auch als Polyglykole bezeichnet) zu rechnen. Die Polyalky- lenglykole umfassen u. a. die Polyethylenglykole (auch als Polyethylenoxide bezeichnet) und die Carbowachse. Mit aliphatischen Alkoholen oder Phenolen veretherte Polyglykole (ebenfalls als Glykolether bezeichnet) spielen eine wichtige Rolle als Wärmeüberträgerflüssigkeiten. Eine Reihe dieser Glykolether bildet Bestandteile einer großen Anzahl chemischer Produkte. Sowohl bei der oben beschriebenen Verwendung der Glykole oder Glykolether in Trocknungsanlagen, als auch bei deren Verwendung als Bestandteil chemischer Produkte kommt der Alterungsbeständigkeit eine hohe Bedeutung zu.
Zur Erhöhung der Alterungsbeständigkeit werden den Glykolen bzw. Glykolethern Additive beigemischt, die den einzelnen Alterungsmechanismen entgegenwirken. Diese als Alterungsschutzmittel verwendeten Additive umfassen An- tioxidantien, die in der Regel ein Gemisch verschiedener Stoffkomponenten darstellen, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig unterstützen (Synergismen). Diese Stoffkomponenten umfassen Radikalfänger, Peroxidzersetzer, Synergisten und Metalldesaktivatoren. Als Antioxidantien verwendete Stoffe umfassen beispielsweise durch sterisch hindernde Gruppen substituierte Phenole und aromatische Amine (vergleiche Römpp, Chemie-Lexikon, 9. Auflage, 1995, Seite 220).
Die Verwendung aromatischer Amine als Additive für Glykole ist beispielsweise aus R. S. Googlev, M. B. Neimann, "Thermal-Oxidative Degradation of the Simpler Polyalkyleneoxides", Polymer Science USSR 9 (1967), Nr. 10, S. 2351 bekannt. Auch die Kombination eines phenolischen Antioxidans (2,6-Di-tert.-butyl-phenol) und eines aminischen Antioxidans zur Alterungsstabilisierung von Polyglykolen ist bekannt (beispielsweise aus einer Firmenbroschüre der Rhein Chemie Rheinau GmbH, 1995). Aufgabe der Erfindung ist es, ein Additiv für Glykole oder Glykolether zu schaffen, das deren Alterungsschutz insbesondere bei höheren Temperaturen verbessert.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Verwendung eines organischen Phosphonats oder eines Esters der phosphorigen Säure nach Patentanspruch 1 gelöst.
Ferner wird die Aufgabe durch ein Additiv mit den Merkmalen des Patentanspruchs 7, ein Additiv mit dem Merkmalen des Patentanspruchs 13 sowie ein Additiv mit den Merkmalen des Patentanspruchs 30 gelöst.
Die Zugabe eines organischen Phosphonats (Esters der Phosphonsäure) oder eines Esters der phosphorigen Säure (Phosphit) als Additiv für Glykole oder Glykolether, insbesondere für die in einer Gastrocknungsanlage eingesetzten Glykole, hat einen positiven Einfluß auf die Alterungsbeständigkeit. Die thermisch stabilen und hydrolyseunempfindlichen organischen Phosphonate oder Ester der phosphorigen Säure, insbesondere die Hydroxy-phosphono- Carbonsäuren, widerstehen den Prozeßbedingungen gut. Sie wirken als Korrosionsinhibitoren. Außerdem verhindern sie als Scale-Inhibitoren die Ablagerung von Kalziumchlorid im Glykolkreislauf. Weiterhin haben sie einen günstigen Einfluß auf das Emulgierverhalten des Glykols, da sie durch Komplexbildung (positive) Oberflächenladungen dispergierter Partikel neutralisieren können und damit eine Dispersion destabilisieren. Kationische Oberflächenladungen können durch Metallionen oder die aus Alkanolaminen, welche üblicherweise zur pH-Wert-Stabilisierung von Glykol eingesetzt werden, gebildeten sogenannten thermostabilen Salze hervorgerufen werden. Die genannte Wirkung tritt vor allem bei niedriger Konzentration der Phosphonate bzw. Phosphate auf.
Eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Additivs für ein Glykol oder einen Glykolether weist einen Ester des Glycerins mit wenigstens einer eine sterisch gehinderte Hydroxyphenyl-Gruppe enthaltenden linearen Carbonsäure sowie ein organisches Phosphonat oder einen Ester der phosphorigen Säure auf. Die die sterisch gehinderte Hydroxyphenyl-Gruppe aufweisende Verbindung wird auch als sterisch gehindertes Phenol bezeichnet. Durch die Kombination des Esters mit dem Phosphonat bzw. Phospit tritt ein synergistischer Effekt auf, wobei sich die Wirkungen der Stoffe verstärken. Diese synergistischen Effekte verbessern den Hitzealterungs- und Oxidationsschutz des Glykols oder Glykolethers. Die verbesserte Antioxidans-Wirkung beruht unter anderem auf dem Synergismus von peroxidzersetzender Wirkung der Phosphonsäure und Radikalfänger-Wirkung
des sterisch gehinderten Phenols. Es zeigte sich ferner eine verringerte Tendenz zur Schlammbildung durch schwerlösliche Alterungsprodukte, eine verminderte Bildung von emulgierend wirkenden Alterungsprodukten, die ansonsten zur verstärkten Aufnahme von Partikeln und Fetten durch das Glykol führen, und eine geringere Tendenz zur Verfärbung des Glykols durch "Crack"-Produkte.
Bei einer zweiten Ausführungsform weist das Additiv erstens eine sterisch gehinderte Hydroxyphenyl-Gruppe aufweisende Verbindung, zweitens ein organisches Phosphonat oder einen Ester der phosphorigen Säure und drittens ein aromatisches aminisches Antioxidans auf. Eine sterisch gehinderte Hydroxyphenyl-Gruppe aufweisende Verbindungen sind als phenolische Antioxidantien bekannt. Ebenso ist deren Kombination und Synergismus mit aminischen Antioxidantien bekannt. Durch die Zumischung eines organischen Phosphonats bzw. Phosphits wird bei der vorliegenden Erfindung dieser Synergismus verstärkt und durch zusätzliche positive Einflüsse der Phosphonsäure ergänzt.
Bei beiden genannten Ausführungsformen des Additivs können die eine sterisch gehinderte Hydroxyphenyl-Gruppe aufweisende Verbindung und das Phosphonat/Phosphit aneinander gebunden sein, beispielsweise durch Veresterung einer Phosphono-Carbonsäure mit einem partiellen Mischester des Glycerins mit einer die sterisch gehinderte Hydroxyphenyl-Gruppe aufweisenden linearen Carbonsäure und einer weiteren linearen Carbonsäure.
In Weiterbildung der Erfindung enthält das Additiv eine Polycarbonsäure. Diese steigert die auf der Phosphonsäure beruhende Korrosionschutzwirkung des Additivs. Als Polycarbonsäure kommt zunächst jede Verbindung mit mehreren Carboxyl-Gruppen in Betracht. Vorzugsweise wird jedoch eine stickstoffhaltige Polycarbonsäure verwendet, bei der Carbonsäuren über Imino-Gruppen an ein Derivat des Triazins gebunden sind.
Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung ist durch die Zugabe eines Alka- nolamins, insbesondere eines tertiären Alkanolamins, gekennzeichnet. Bevorzugt werden Triethanolamin und Methyldiethanolamin. Sie haben den Vorteil der geringeren Flüchtigkeit und zeigen weniger Nebenreaktionen als Mono- oder Diethanolamin. Durch die Kombination der Phosphonsäureverbindung mit dem Alkanolamin findet eine Verringerung des Korrosionsangriffs auf Stahl auch bei hohen Temperaturen statt. Es wird auf dem Stahl eine Passivschicht
von Metallphosphonaten gebildet, wodurch die weitere Anlagenkorrosion gemindert wird. Es verringert sich die durch die Korrosion aufgelöste Eisenmenge. Das gelöste Eisen, das auf die Glykolzersetzung katalytisch wirkt, wird durch Komplexbildung desaktiviert; es bilden sich stabile Komplexe der Lewis-Säure Eisen mit der Lewis-Base Phosphonsäure.
Ein weiteres erfindungsgemäßes Additiv für ein Glykol oder ein Glykolether weist ein organisches Phosphonat oder einen Ester der phosphorigen Säure und ein tertiäres Alkanolamin auf. Bereits die Kombination dieser beiden Stoffe verringert die metallionenkatalysierte Alterung des Glykols, insbesondere durch die Lewis-Säure Eisen. Dies beruht auf der oben angegebenen Bildung stabiler Komplexe. Das Phosphonat/Phosphit ist vorzugsweise eine Hydroxy-Phosphono-Carbonsäure. Als tertiäres Alkanolamin werden (aus den oben genannten Gründen) vorzugsweise Triethanolamin und/oder Methyldiet- hanolamin verwendet.
Eine vorteilhafte Weiterbildung dieses Additivs ist durch die Zugabe einer Polycarbonsäure gekennzeichnet, wobei vorzugsweise eine Verbindung verwendet wird, bei der Carbonsäuren über Imino-Gruppen an ein Derivat des Triazins gebunden sind.
Weitere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Im folgenden wird die Erfindung anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher beschrieben.
Das als Additiv dem Glykol oder Glykolether, vorzugsweise dem Triethylengly- kol in einer Gastrocknungsanlage, zugegebene Alterungsschutzmittel stellt eine Mischung eines eine sterisch gehinderte Hydroxyphenyl-Gruppe aufweisenden phenolischen Antioxidans, eines aminischen Antioxidans, einer Phos- phono-Carbonsäure, einer Polycarbonsäure und eines tertiären Alkanolamins in Triethylenglykol dar. Als besonders wirkungsvoll hat sich die in der folgenden Tabelle dargestellten Rezeptur herausgestellt:
Die in der Tabelle angegebene Mischung wird dem zu schützenden Glykol einer Gastrocknungsanlage in einer Konzentration von etwa 1 % zugesetzt. Alternativ kann die Mischung vorab auch mit einer geringeren oder höheren Konzentration des Triethylenglykols oder auch eines anderen Glykols hergestellt werden. Für die Wirkung des Alterungsschutzmittels ist letztendlich nur die Konzentration in dem im Prozeß eingesetzten zu schützenden Glykol von Bedeutung. Die Vorab-Mischung mit einem Glykol dient vorrangig der besseren Handhabung und Lagerstabilität des Additivs.
Zur Verbesserung der Lagerstabilität kann anstelle der Triazintricarbonsäure auch deren Alkalisalz eingesetzt werden. Dadurch kann eine zu hohe Beimengung des Alkanolamins vermieden werden, die zu einer Verfärbung des Glykols führt.
Die bezeichnete Mischung zeichnet sich insbesondere dadurch aus, daß sie neben einer guten Schutzwirkung gegen die thermoxidative Zersetzung auch eine sehr geringe Tendenz zur Schlammbildung besitzt, die sich in einer geringeren Tendenz zur Schwarzfärbung und einer langsameren Viskositätserhöhung bei der Alterung des Glykols bemerkbar macht.