Transluzentes Wärmeisolationspaneel
Die Erfindung richtet sich auf ein transluzentes Wärmeisolationspaneel mit wenigstens zwei lichtdurchlässigen, voneinander beabstandeten, zueinander parallelen Platten, de- ren Zwischenraum mit einem Granulat oder Pulver aus lichtdurchlässigen Partikeln gefüllt ist.
Ein derartiges Wärmeisolationspaneel ist bspw. in der DE-OS 35 33 805 offenbart. Diese zeigt ein mehrscheibiges Isolierglas, dessen evakuierter Zwischenraum mit Aerogel- Kügelchen gefüllt ist. Das Isolierglas wirkt durch diese Maßnahmen transluzent und stark lichtstreuend; zudem wird die Wärmeisolierfähigkeit wesentlich erhöht. Diese Konstruktion hat allerdings den Nachteil, daß sich die zwischen den Glasplatten eingefüllten Aerogel-Kügelchen insbesondere durch Erschütterungen, aber auch bereits durch wechselnde Luftdruckschwankungen, welche sich auf den Abstand zwischen den beiden Glasplatten auswirken, gegeneinander verschieben können und durch diese Bewegung allmählich im unteren Bereich verdichtet werden. Während dadurch im oberen Bereich der Isolierscheibe ein granulatfreier Raum mit verringerten Isoliereigenschaften entsteht, werden die im unteren Bereich verdichteten Partikel durch den allmählich ansteigenden Druck zerstört, da sie zu etwa 90 % aus mikroskopischen Hohl- räumen bestehen und daher nur eine geringe, mechanische Stabilität aufweisen. Als Abhilfe wird in dieser Druckschrift empfohlen, die Granulatfüllung mit einer Kunststoffolie zusätzlich zu umhüllen, welche durch ein Druckgefälle zwischen der äußeren Oberfläche und dem inneren, evakuierten Hohlraum die Partikel eng umschließt und dadurch in ihrer Position fixiert. Diese Anordnung ist jedoch äußerst aufwendig, da zu- sätziich zu den Partikeln noch zwei Folienlagen in den Hohlraum zwischen die Isolierscheiben eingebracht werden müssen, und sodann muß durch selektive Evakuierung mittels einer Sonde für ein definiertes Druckgefälle zwischen den Innenflächen und den Außenflächen Sorge getragen werden. Diese Technologie ist hochkompliziert und konnte sich daher bislang in der Praxis nicht behaupten.
In der DE-PS 43 19 763 wird ein evakuiertes, allerdings opakes Mehrscheiben- Isolationspaneel auf der Basis von infrarotgetrübtem Aerogelpulver beschrieben. Dieses System weist mit etwa 0,005 W/(m * K) eine besonders niedrige Wärmeleitfähigkeit auf. Dennoch ist auch hier das Befüllen des Paneels mit dem Aerogelpulver sehr auf-
wendig. Denn hier muß die Pulverschüttung beim Einbringen zwischen die Glasscheiben genügend verdichtet werden, um nach der Evakuierung der Druckbelastung durch die Scheiben standzuhalten. Einerseits steigt dadurch die Festkörper- Wärmeleitfähigkeit der Pulverfüllung an. Andererseits ist ein erschütterungs- bzw. vi- brationsbedingter Setzungseffekt der Pulverschüttung unvermeidlich, so daß sich im Laufe der Zeit eine unregelmäßige Füllungsdichte einstellt, so daß Luftdruckschwankungen zu einer Durchbiegung oder gar Zerstörung der Scheiben führen können.
Den beschriebenen Paneelen haftet demnach der Nachteil an, daß zur mechanischen Stabilisierung nach dem Einfüllen des Granulats eine Evakuierung des zwischen den Glasplatten verbleibenden Hohlraums vorgenommen werden muß, so daß die Glasscheiben durch den atmosphärischen Umgebungsdruck aufeinander zubewegt werden. Dabei werden die eingefüllten Granulatpartikel fest aneinandergepreßt, wodurch einerseits die Wärmeisolationsfähigkeit und andererseits der Schallschutzeffekt vermindert wird. Dennoch kann eine Bewegung und insbesondere eine Verdichtung bzw. Absetzbewegung des Füllmaterials in dem Scheibenzwischenraum nicht vermieden werden.
Aus den beschriebenen Nachteilen des vorbekannten Standes der Technik resultiert das die Erfindung initiierende Problem, ein gattungsgemäßes Wärmeisolationspaneel derart weiterzubilden, daß eine nachträgliche Verdichtungsbewegung des Granulats möglichst vollständig ausgeschlossen ist. Außerdem soll eine Möglichkeit gefunden werden, den aufwendigen Verfahrensschritt des Evakuierens zu umgehen.
Zur Lösung dieses Problems sieht die Erfindung vor, daß die Partikel eine Mindest- korngröße aufweisen, und daß der Zwischenraum zwischen den zueinander parallelen Platten durch eine regelmäßige Struktur in eine Vielzahl von Hohlräumen unterteilt ist, die an wenigstens einer ihrer den beiden Platten zugewandten Stirnseiten offen und jeweils nahezu vollständig mit dem Granulat oder dem Pulver gefüllt sind, wobei die lotrecht zu der Plattenebene gemessene Erstreckung der regelmäßigen Struktur geringer ist als der Abstand zwischen den parallelen Platten, um einen Betrag, der kleiner ist als die Mindestkorngröße der eingeführten Partikel.
Durch die erfindungsgemäße Ausgestaltung sind die Granuiatpartikel in den einzelnen Hohlräumen festgehalten und können sich nicht aus denselben entfernen. Da die Hohl-
räume andererseits relativ geringe Abmessungen haben, ist der auf den eingeschlossenen Granulatpartikeln lastende Gewichtsdruck äußerst gering und führt kaum zu einer merklichen Verdichtung am Boden des betreffenden Hohlraums. Eine Evakuierung oder Teilevakuierung ist daher überflüssig. Das erfindungsgemäße Paneel weist her- vorragende Lichtstreueigenschaften auf. Die Schalldämmung ist besser als bei einem evakuierten oder teilevakuierten System. Zudem wird bei dem erfindungsgemäßen Paneel eine sehr gute Wärmedämmung erreicht. Hierzu trägt der Abstand zwischen der regelmäßigen Struktur und den beiden Platten bei, indem er eine Wärme- und insbesondere Schallübertragung durch die Strukturelemente weitgehend ausschließt und dieselben außerdem vor einer Beschädigung infolge zu hohen Druckes schützt.
Die Erfindung sieht weiterhin vor, daß die Mindestkorngröße zwischen 0,1 mm und 2 mm, vorzugsweise zwischen 0,2 mm und 1 mm liegt. In diesem Bereich ist einerseits die Raumausnutzung zwischen den einzelnen Granulatpartikeln und damit die Wärmei- solationsfähigkeit auch ohne Evakuierung sehr gut, andererseits erlaubt dieser Bereich eine zuverlässige Einhaltung der erfindungsgemäßen Abstandsbedingungen, welche vor allem durch die herstellungsbedingten Toleranzen bei der Dickenerstreckung der regelmäßigen Struktur wie auch hinsichtlich des Abstands zwischen den parallelen Platten bedingt ist.
Es hat sich als günstig erwiesen, daß als regelmäßige Struktur parallel ausgerichtete, aneinandergrenzende Waben oder Kapillaren (Röhrchen) verwendet werden. Als Waben werden Strukturen bezeichnet, die einen honigwabenförmigen, rechteckigen oder beliebig mehreckigen Querschnitt aufweisen. Kapillaren bestehen aus aneinanderge- setzen Rohrstücken.
Insbesondere röhrchenartige Kapillaren können lose zwischen den Scheiben eingelegt sein und ausschließlich durch diese fixiert werden. Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht jedoch darin, daß die Waben oder Kapillaren untereinan- der zu einer Platte verbunden sind. Dies kann teilweise durch eine geeignete Formgebung während des Herstellungsvorgangs, insbesondere durch Extrodieren, erfolgen, andererseits durch Verkleben von Röhrenstücken oder Waben bzw. Wabengruppen.
Es liegt im Rahmen der Erfindung, daß die Waben oder Kapillaren einen Durchmesser
- A - zwischen 1 mm und 50 mm vorzugsweise zwischen 5 mm und 25 mm aufweisen. Diese Konstruktionsvorschrift soll vor allem die Stabilität der Anordnung gewährleisten.
Die Längserstreckung der Waben oder Kapillaren bzw. die Dickenerstreckung einer aus untereinander verbundenen Waben oder Kapillaren gebildeten Platte ist erfindungsgemäß weitgehend durch den Abstand zwischen den beiden Glasplatten vorgegeben. Dieser Wert sollte jedoch in den Grenzen zwischen 5 mm und 50 mm liegen.
Weitere Vorteile lassen sich erreichen, indem die Waben oder Kapillaren eine Wand- stärke von weniger als 200 μm, vorzugsweise weniger als 100 μm aufweisen. Hierdurch kann die Wärmeleitfähigkeit weiter herabgesetzt werden, außerdem tritt eine derart dünne Struktur optisch kaum in Erscheinung.
Die Stege der Waben bzw. die Achsen der Kapillaren verlaufen üblicherweise lotrecht zu der Ebene der Glasplatten, sie können aber auch einen Winkel von bis zu etwa 60 Grad mit dieser Plattenebene einschließen. Hierdurch kann eine Anpassung an bevorzugte Lichteinfallrichtungen erreicht werden.
Als Werkstoff für die Waben oder Kapillaren empfiehlt die Erfindung einen Kunststoff mit geringer Wärmeleitfähigkeit, vorzugsweise Polycarbonat oder Polymethylmetacrylat (PMMA). Darüberhinaus kann auch Glas verwendet werden, insbesondere für lose Kapillaren. Im Bereich der Tageslichtnutzung können die Waben- oder Kapillarplatten zusätzlich mit Vliesen oder Geweben abgedeckt sein, um ein optisch noch homogeneres Erscheinungsbild zu erreichen. Solchenfalls kann die Längserstreckung der Waben oder Kapillaren um die Stärke des Vlieses oder Gewebes gegenüber dem im Hauptanspruch spezifizierten Wert weiter reduziert werden.
Die Pulver- oder Granulatfüllung kann erfindungsgemäß aus mikroporösen Silikatpartikeln, insbesondere aus einem Siliziumdioxid-Aerogel, bestehen. Durch die mikroporöse Struktur ist der Wärmetransport in diesen Silikatpartikeln erheblich eingeschränkt. Die Festkörper- Wärmeleitung findet einen relativ langen Pfad vor; die Konvektion kommt auch ohne Evakuierung innerhalb der Mikroporen nahezu zum Erliegen, und die Wärmestrahlung wird durch vielfache, aufeinanderfolgende Emission und Absorbtion stark gedämpft.
Die Erfindung sieht weiterhin vor, daß die Räume zwischen den Granulatpartikeln mit einem gasförmigen Medium gefüllt sind. Da die Füllung durch die Waben- oder Kapillarenstruktur einen ausreichenden Halt erfährt, ist eine Evakuierung nicht notwendig.
Die Erfindung erlaubt eine Weiterbildung dahingehend, daß das gasförmige Medium etwa unter atmosphärischem Druck steht. Insofern ist sogar eine Teilevakuierung entbehrlich, so daß der Umgebungsdruck ein inneres Pendant in dem Hohlraum zwischen den beiden Glasscheiben vorfindet und dieselben nicht aufeinanderzuzubewegen ver- mag. Ein enger akustischer Verbund zwischen den Deckscheiben, wie er infolge der bislang durchgeführten Evakuierung durch das zusammengepreßte Granulat hervorgerufen wurde und eine intensive Schalltransmission zur Folge hatte, kann sich daher nicht ausbilden. Bei dem erfindungsgemäßen, nicht evakuiierten Paneel ist somit kein Kraftschluß zwischen Scheiben und Füllung bzw. Waben oder Kapillaren gegeben, so daß eine akustische Ankopplung äußerst gering ist.
Schließlich entspricht es der Lehre der Erfindung, daß das gasförmige Medium eine hohe Wärmeisolation aufweist, wie dies bspw. bei den Edelgasen, insbesondere bei den schweren Edelgasen wie Argon der Fall ist. Auch durch Krypton oder Xenon läßt sich die Wärmeisolation weiter verbessern. Ein derartiges Medium kann nach der Ein- füllung des Granulats durch Spülen des verbleibenden Hohlraums mit dem betreffenden Edelgas eingefüllt werden, wobei der erfindungsgemäße Abstand zwischen der regelmäßigen Struktur einerseits und den betreffenden Glasscheiben andererseits die Spülung begünstigt. Das eingeführte Medium wird durch eine aus der Isolierglastechnik bekannte, rundum laufende Abdichtung des Isolierglasverbundes, insbesondere durch randseitiges Verkleben der Glasplatten, in dem abgeschlossenen Hohlraum zurückgehalten.
Weitere Merkmale, Einzelheiten, Vorteile und Wirkungen auf der Basis der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung sowie anhand der Zeichnung. Diese zeigt in:
Fig. 1 einen Querschnitt durch ein erfindungsgemäßes Wärmeisolationspaneel, sowie
Fig. 2 einen Schnitt durch die Figur 1 entlang der Linie II - II.
Das erfindungsgemäße Wärmeisolationspaneel umfaßt zwei zueinander parallele Glas- Scheiben 2, die in einem Abstand 3 von etwa 5 - 50 mm angeordnet sind und somit einen Hohlraum 4 einschließen. Dieser Hohlraum 4 ist mit einem Granulat aus Aerogel- Partikeln 5 gefüllt. Die einzelnen Partikel 5 bestehen aus einem Silikat und umschließen Mikroporen, welche etwa 90 % des Partikelvoiumens einnehmen. Infolge des quarzartigen Werkstoffes sind die Partikel 5 lichtdurchlässig und haben darüberhinaus optimale Wärmeisolationseigenschaften. Jedoch besteht die Gefahr, daß die eingefüllten Partikel 5 durch Vibrationen im Laufe der Zeit im unteren Bereich des Hohlraums 4 verdichtet werden könnten. Um dies auszuschließen, sieht die Erfindung eine Vielzahl von zueinander parallelen Kapillar-Röhrchen 6 vor. Dieselben haben eine lotrecht zu den Glasplatten 2 gemessene Längenerstreckung 7, die etwas kürzer ist als der Ab- stand 3 zwischen den beiden Glasplatten 2. Die Differenz zwischen dem Plattenabstand 3 und der Längenerstreckung 7 der Kapillar-Röhrchen 6 ist jedoch geringer als der Mindestdurchmesser der Partikel 5, so daß dieselben an dem Spalt 8 im Bereich der stirnseitig offenen Kapillar-Röhrchen 6 nicht austreten können. Hierdurch sind die Granulatpartikel 5 in den gegeneinander abgegrenzten Hohlräumen 9 der Kapillar- Röhrchen 6 eingeschlossen. Andererseits kann ein wärmeisolierendes Edelgas wie bspw. Argon infolge der offenen Stirnseiten 10 der Kapillar-Röhrchen 6 durch eine Spülung ohne Schwierigkeiten in den Hohlraum 4 eingefüllt werden und dabei auch die in den Hohlräumen 9 zwischen den Granulatpartikeln 5 verbleibenden Spalte erreichen. Ferner tragen die Spalte 8 zwischen den Stirnseiten 10 der Kapillar-Röhrchen 6 und Glasplatten 2 zu einer verbesserten Wärme- und Schalldämmung bei.
Wie die Figur 2 zeigt, kann der Durchmesser 11 der Kapillar-Röhrchen 6 etwa 5 - 25 mm betragen, was aufgrund der Querschnittsgeometrie und der sich gegenseitig abstützenden Röhrchen 6 zur Aufrechterhaltung der Stabilität völlig ausreichend ist. In- dem die einzelnen Hohlräume 9 nicht vollständig mit Granulatpartikeln 5 gefüllt sind, wird der Gewichtsdruck der oberen Schichten nicht über die Granulatfüllung, sondern über das Kapillar-Röhrchensystem 6 zu dem Boden des Hohlraums 4 abgeleitet, so daß die einzelnen Granulatpartikel 5 kaum durch Gewichts kräfte belastet sind und demnach auch bei Vibrationen keinerlei Verfestigung unterliegen.
Damit die Hohlräume 9 nicht vollständig, sondern ausschließlich nahezu vollständig mit Granulatpartikeln 5 gefüllt werden, kann zur Herstellung des Wärmeisolationspaneels 1 zunächst die aus untereinander verbundenen Kapillar-Röhrchen 6 gebildete Struktur mit einer Stirnfläche 10 auf die Innenseite 12 einer Glasplatte 2 aufgesetzt werden, sodann werden die Granulatpartikel 5 in die Hohlräume 9 eingefüllt, jedoch nicht bis zu dem Erreichen des oberen Stirnflächeniveaus 10, sondern ausschließlich bis knapp unterhalb dieses Niveaus. Sodann wird die zweite Glasplatte 2 mit der ersten randseitig verklebt, wobei die Abstandsbedingung 3 eingehalten wird. Daraufhin wird durch zu- nächst verbliebene Öffnungen ein Edelgas wie bspw. Argon eingespült, und schließlich können auch diese Öffnungen verschlossen werden. Wird das solchermaßen hergestellte Isolationspaneel 1 nun in vertikaler oder geneigter Position montiert, so können sich die eingefüllten Granulatpartikel auf den bodenseitigen Bereichen 13 der Kapillar- Röhrchen 6 ablagern und sind mangels einer Gewichtsbelastung keinerlei Verfesti- gungstendenz ausgesetzt.