Verfahren zum Abbau von Triiodbenzolderivaten
Stand der Technik
Triiodierte Benzolderivate werden weitweit in einer Größenordnung von mehreren Tausend Jahrestonnen hergestellt. Der überwiegende Teil davon wird als Röntgenkontrastmittel eingesetzt.. Die bei der Herstellung und Verwendung anfallenden Abwässer, die triiodierte Benzolderivate enthalten, müssen nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten aufgearbeitet werden, um das wertvolle lod zurückgewinnen zu können.
In den Schriften DE-OS 3 612 504 und EP 135 085 sind Verfahren zur Umwandlung von organisch gebundenen lodverbindungen offenbart, welche dann destillativ abgetrennt werden müssen. Diese Verfahren sind wegen der großen Menge der anfallenden Reaktions- und Abwasserlösungen nicht wirtschaftlich durchführbar.
In der EP-A 106 934 wird ein Verfahren zur Rückgewinnung von lod aus organisch gebundenes lod enthaltenden Mutterlaugen und Abwässern offenbart. Der Hauptnachteil dieses Verfahrens ist, daß die wäßrige Lösung, die das organisch gebundene lod enthält, !4 bis 2 Stunden auf 100°C bis 150° C erhitzt werden muß.
In der WO 94/10083 wird ein Verfahren beschrieben, bei welchem die Zersetzung der organischen lodverbindungen durch katalytische Hydrierung unter Druck durchgeführt wird. Die hierzu nötigen Reaktionsbedingungen sind im technischen Maßstab nur schwer zu realisieren. Auch muß bei diesem Verfahren die Lösung zunächst unter erheblichem Energieaufwand erhitzt werden. Nicht zuletzt sind die als Katalysator eingesetzten Edelmetalle relativ teuer.
Es besteht daher weiterhin Bedarf an einem Verfahren zur Rückgewinnung von lod aus wäßrigen Medien, die triiodorganische Benzolderivate enthalten, welches bei niedriger Temperatur (20-35βC) anwendbar und mit kostengünstigen Reagenzien und Hilfsmitteln realisierbar ist.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein solches Verfahren zur Verfügung zu stellen. Diese Aufgabe wird durch das nachfolgend beschriebene Verfahren gelöst.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird in folgender Weise durchgeführt: Das wäßrige Medium, welches Triiodbenzolderivate enthält, wird mit
Mn(lll)-Verbindungen versetzt und einige Stunden bis Tage gerührt. Das organisch gebundene lod wird im Laufe des Verfahrens in lodid umgewandelt. Dieses kann mittels bekannter Verfahren (z.B. WO 94/10083) zu elementarem lod oxidiert, abgetrennt und somit zurückgewonnen werden. Durch das erfindungsgemäße Verfahren kann das eingesetzte lod nahezu quantitativ zurückgewonnen werden. Als Mangan(lll)-Verbindung kann jede in Wasser gut lösliche Verbindung verwendet werden. Bevorzugt wird Mangan(lll)-Acetat verwendet.
Die Reaktion findet bevorzugt in schwach saurem Medium statt. Vorteilhafterweise kann man daher die Mangan(lll)-Verbindung in Kombination mit organischen Säuren oder deren Salzen verwenden, wie beispielsweise Milchsäure, Äpfelsäure,
Maleinsäure, Malonsäure, Weinsäure oder Zitronensäure. In besonders vorteilhafter Weise kann Natriumlaktat verwendet werden.
Für die technische Ausführung der Erfindung kann das Mangan(lll) auch an einer festen Phase immobilisiert werden. Dem Fachmann sind derartige Vorrichtungen zur Immobiiisisierung von Metallverbindungen bekannt. Das Mangan, das im Laufe der Reaktion zu Mangan(ll) reduziert wird, kann dann mit einem Oxidationsmittel wieder zu Mangan(lll) oxidiert und somit regeneriert werden.
Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zum Abbau von Triiodbenzolderivaten in wäßrigen Medien, dadurch gekennzeichnet, daß das wäßrige Reaktionsmedium mit Mangan(lll)-Verbindungen versetzt wird.
Die Erfindung betrifft ferner die Vorrichtungen zur Immobilisierung von Mangan(lll)- Verbindungen zur Durchführung des erfmdungsgemäßen Verfahrens.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist dazu geeignet, alle triodbenzolhaltigen Verbindungen abzubauen. Besonders geeignet ist es zum Abbau von Diatrizoat, lobitridol, lodipamid, lodamid, lodixanol, lodaxamsäure, lofratol, loglicinsäure, loglucol, loglucomid, lohexol, lomeprol, lopamidol, lopentol, lopromid, lotasul, lothalamat, lotrisid, lotrolan, loversol und loxilan (alle INN).
In einer besonderen Ausführungsform der Erfindung wird das wäßrige triiodbenzol- haltige Medium mit Weißfäulepilzen oder deren manganhaltigen Peroxidasen versetzt. Die Weißfäulepilze enthalten mangan(lll)abhängige Peroxidasen welche Triiodbenzolderivate erfindungsgemäß abbauen können. So sind beispielsweise Trametes versicolor oder Phanerochaete chrysosporium und deren extrazelluläre manganabhängige Peroxidasen in der Lage die Triodbenzolderivate abzubauen.
Die Weißfäulepilze bzw. deren manganabhängige Peroxidasen benötigen für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens Mangan(ll). Vorteilhafterweise wird Mangan(ll) in Form einer wasserlöslichen Verbindung, bevorzugt
Mangan(ll)sulfat, zu der Reaktionslösung zugegeben. Es ist jedoch auch möglich die Weißfäulepilze in manganhaltigen Medien wachsen zu lassen. Die Mangan(ll)- Verbindungen werden von der Peroxidase zu Mangan(lll) oxidiert. Auch der Abbau der Triiodbenzolderivate durch Weißfäulepilze bzw. deren manganabhängige Peroxidasen findet bevorzugt in schwach saurem Medium statt. Die Aktivität der Peroxidase kann durch Zugabe von organischen Säuren, wie beispielsweise Milchsäure, Äpfelsäure, Maleinsäure, Malonsäure, Weinsäure oder Zitronensäure, oder deren Salzen gesteigert werden. Eine Zugabe von Wasserstoffperoxid kann in Einzelfällen vorteilhaft sein, ist im allgemeinen jedoch nicht nötig.
Der besondere Vorteil der Verwendung von Weißfäulepiizen zum Abbau der
Triiodbenzolderivate besteht darin, daß der Pilz sich in der Lösung weiter vermehrt.
Für die technische Ausführung der Erfindung kann der Weißfäulepilz Trametes versicolor auch an einer festen Phase immobilisiert werden. Dem Fachmann sind derartige Vorrichtungen zur Immobiiisisierung von Mikroorganismen bekannt.
Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zum Abbau von Triiodbenzolderivaten in wäßrigen Medien, dadurch gekennzeichnet, daß das wäßrige Reaktionsmedium mit Weißfäulepilzen oder dessen manganabhängigen Peroxidasen versetzt wird. Die Erfindung betrifft insbesondere Verfahren bei dem der Weißfäulepilz Trametes versicolor oder dessen manganabhängige Peroxidase verwendet wird.
Die Erfindung betrifft ferner die Vorrichtungen zur Immobilisierung von Weißfäulepilzen oder deren manganabhängigen Peroxidasen zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Das erfindungsgemäße Verfahren löst die beschriebenen Aufgaben in hervorragender Weise. Das Verfahren kann bei niedriger Temperatur (20-30βC) durchgeführt werden. Nach dem Abbau der Triodbenzolderivate kann die wäßrige Lösung problemlos in eine biologische Abwassereinigung eingeleitet werden. Das Verfahren kann mit den gängigen Abwässern problemlos durchgeführt werden. Auch Krankenhausabwässer können problemlos aufgereinigt werden.
Ausführunqsbeispiele:
Die folgenden Beispiele sollen den Erfindungsgegenstand erläutern ohne ihn auf diese beschränken zu wollen.
Beispiel 1
Zu 100 I einer 1mM Lösung von Diatrizoat (3,5-Di(acetamido)2,4,6-triiodbenzoe- säure werden 100 I einer Natriumlaktat-Pufferlösung (500mM, pH 4,5), enthaltend 4 Mol Mangan(lll)acetat-dihydrat gegeben und bei 30°C gerührt. Während der Durchführung wird regelmäßig die Konzentration an Diatrizoat bestimmt. Das Ergebnis der Messungen ist in Figur 1 dargestellt. Nach ca. 120 Stunden enthält die Lösung kein Diatrizoat mehr. Der Reaktionsverlauf kann auch mit einer lodidionensensitiven Ag/Agl Elektrode (Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik, Stuttgart, Deutschland) durch die Zunahme an lodidionen bestimmt werden. Die Lösung enthält nach beendeter Reaktion ca. 3 Mol lodid.
Aus der iodidhaltigen Lösung kann elementares lod durch das in der WO 94/10083 beschriebenen Verfahren (siehe Seite 8, Beispiel 1 ) durch Oxidation mit Wasserstoffperoxid in saurer Lösung zurückgewonnen werden. (Ausbeute: 2,55 Mol, ca. 85 %).
Beispiel 2
Zu 100 ml einer 1mM Lösung von Diatrizoat (3,5-Di(acetamido)2,4,6-triiodbenzoe- säure werden 100 ml eines Pilzmediums ( 10g/I Soya-Pepton, 40 g/l Glucose), enthaltend 4 μMol Mangan(ll)sulfat gegeben und bei 30βC gerührt. Dazu werden wenige ml einer Standardkultur von Trametes versicolor (DSM 3086, Deutsche Sammlung von Mikroorganismen, Braunschweig, Deutschland) gegeben. Während der Durchführung wird regelmäßig die Konzentration an Diatrizoat bestimmt. Das Ergebnis der Messungen ist in Figur 2 dargestellt. Nach 72 Stunden ist die Diatrizoat-Konzentration kleiner als 0, 1 mM.
Beispiel 3
Zu 100 ml einer 1mM Lösung von Diatrizoat (3,5-Di(acetamido)2,4,6-triiodbenzoe- säure werden 100 ml einer Natriumlaktat-Pufferlösung (500mM, pH 4,5), enthaltend 0,75 mMol Mangan(ll)sulfat gegeben und bei 30°C gerührt. Dazu werden 30 ml eines Konzentrates der manganabhängigen Peroxidase von Trametes versicolor (DSM 3086, Deutsche Sammlung von Mikroorganismen, Braunschweig, Deutschland) und 1 ml Wasserstoffperoxidlösung (30%) gegeben. Während der Durchführung wird regelmäßig die Konzentration an Diatrizoat bestimmt. Nach 72 Stunden ist die Diatrizoat-Konzentration kleiner als 0,1 mM.