Beschreibung
Verfahren bzw. Einrichtung zur Verringerung der Kanten¬ anschärfung eines Walzbandes
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Einrichtung zur Ver¬ ringerung der Kantenanschärfung eines Walzbandes m einer Walzstraße.
Beim Walzen von Metallbändern kommt es aufgrund der mechani¬ schen Eigenschaften von Walzgerusten sowie der Fließeigen¬ schaften des gewalzten Metalls zu sogenannten Kantenanschar- fungen bzw. zu sogenanntem edge drop also zu einer Abflachung des Walzbandes an den Randern. Es ist bekannt, der Kanten- abschärfung bzw. dem edge drop durch sogenannte tapered rolls entgegenzuwirken. Dazu werden die Arbeitswalzen in geeigneter Weise gebogen. Zur Ansteuerung der sogenannten tapered rolls wird die Kantenabscharfung vor und hinter dem entsprechenden Walzgerüst gemessen. Diese Messungen sind jedoch teuer, ins- besondere dann, wenn sie für mehrere Walzgeruste durchgeführt werden. Ein weiteres Problem beim bekannten Verfahren zur Verringerung des edge drop ist, daß die Maßnahmen zur Verrin¬ gerung des edge drop nicht zu einem unzulässig hohen Zug im Randbereich des Walzbandes und Randwellen führen dürfen. Wird der zulässige Zug im Randbereich des Walzbandes überschrit¬ ten, so kann dieses zu einer unzulässigen Verminderung der Qualität des Walzbandes führen. Um dies zu vermeiden, ist es beim bekannten Verfahren zur Verringerung der Kantenanschär¬ fung notwendig, den Bandzug im Randbereich des Walzbandes zu messen.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren bzw. eine Ein¬ richtung zur Umgehung der obengenannten Nachteile anzugeben. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 bzw. einer Einrichtung gemäß Anspruch 21 gelöst.
Auf diese Weise lassen sich Meßeinrichtungen zur Messung der Kantenanschärfung einsparen. Weiterhin ist es mit dem Walz¬ spaltmodell möglich, die Zugverhaltnisse im Walzband zu er¬ rechnen, so daß auf eine aufwendige Messung der Zugverhalt- nisse für eine Überwachung verzichtet werden kann. Außerdem laßt sich das erfmdungsgemaße Verfahren vorteilhafterweise mit einer Planheitsregelung bzw. -Steuerung kombinieren. Das Walzspaltmodell erlaubt es weiterhin die Kantenanschärfung bzw. den edge drop vorauszuberechnen, so daß ggf. notwendige Voreinstellungen getroffen werden können.
Vorteile und erfinderische Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausfuhrungsbeispielen, anhand der Zeichnungen und in Verbindung mit den Unteranspruchen. Im einzelnen zeigen:
FIG 1 den Querschnitt eines Walzbandes,
FIG 2 das erfmdungsgemaße Verfahren zur Verringerung der
Kantenanschärfung eines Walzbandes, FIG 3 das erfmdungsgemaße Verfahren zur Verringerung der
Kantenanschärfung eines Walzbandes in alternativer
Ausgestaltung, FIG 4 ein Modell gemäß dem erfmdungsgemaßen Verfahren zur
Verringerung der Kantenanschärfung eines Walzbandes, FIG 5 einen Teil einer Vorrichtung zur Verringerung der
Kantanscharfung eines Walzbandeε.
FIG 1 zeigt den Querschnitt eines Walzbandes mit Kanten¬ anschärfung. Dabei bezeichnet b die Breite des Walzbandes, bi den Bereich des Walzbandes der kantenanscharfungsfrei ist und bG,L und bG,R den Randbereich des Walzbandes mit Kanten¬ anschärfung.
Weiterhin bezeichnet d5 die Dicke des Walzbandes im Abstand von 5 mm vom Rand des Walzbandes und d]0o die Dicke des Walz- bandes im Abstand von 100 mm vom Rand des Walzbandes. Diese
beiden Werte gehen in eine mögliche Definition für die Kan¬ tenanschärfung P ein, wenn diese durch einen Zahlenwert aus¬ gedrückt wird. Diese mögliche Definition lautet:
Die Kantenanschärfung kann jedoch auch als Kontur, also als Funktion über die Bandbreite dargestellt werden. Diese Dar¬ stellung liegt vorteilhafterweise dem erfindungsgemaßen Ver- fahren zur Verringerung der Kantenanschärfung eines Wal∑- bandes zugrunde.
FIG 2 zeigt eine beispielhafte Anwendung des erfindungs- gemaßen Verfahrens zur Verringerung der Kantenanschärfung ei- nes Walzbandes 11. Das Walzband 11 wird durch fünf Walz¬ geruste ein erstes Walzgerust, angedeutet durch die Walzen 1 und 2, ein zweites Walzgerust angedeutet durch die Walzen 3 und 4, ein drittes Walzgerust angedeutet durch die Walzen 5 und 6, ein viertes Walzgerust angedeutet durch die Walzen 7 und 8 und ein fünftes Walzgerust angedeutet durch die Walzen 9 und 10, gewalzt. Die fünf Walzgeruste sind Teil einer funf- oder mehrgerustigen Walzstraße. Das erste, zweite und das dritte Walzgerust weisen Stellglieder 12,13,14 auf, mit denen die Kantenanschärfung, d.h. der edge drop, des Walzbandes 11 beeinflußt werden kann. Eingangsgroßen der Stellglieder 12,13 bzw.14 sind die Werte für die Kantenanschärfung Pj Pz bzw. P3 Da das System nur zwei Meßeinrichtungen 21 und 22 zur Messung der Kantenanschärfung vor dem ersten und hinter dem fünften Walzgerust aufweist, werden die Kantenanscharfungen hinter dem ersten Walzgerust Pi, hinter dem zweiten Walzgerust P2 und hinter dem dritten Walzgerust P3 mittels eines Walzspalt¬ modells ermittelt. Dieses weist fünf Teilmodelle 15,16,17,18,19 auf, die je einem Walzgerust zugeordnet sind. Teilmodell 15 ist dem ersten Walzgerust zugeordnet, Teil-
modeil 16 dem zweiten Walzgerust, Teilmodell' 17 dem dritten Walzgerüst, Teilmodell 18 dem vierten Walzgerüst und Teil¬ modell 19 dem fünften Walzgerüst. Ausgangsgrößen des Teil¬ modells 15 sind die Kantenanschärfung Px und die Zugverhält- nisse Cx in bzw. hinter dem ersten Walzgerüst, die wiederum Eingangsgrößen des Teilmodells 16 sind. Ausgangsgrößen des Teilmodells 16 sind die Kantenanschärfung P2 und die Zugver¬ hältnisse σ2 in bzw. hinter dem ersten Walzgerüst, die wie¬ derum Eingangsgrößen des Teilmodells 17 sind. Ausgangsgrößen des Teilmodells 17 sind die Kantenanschärfung P3 und die Zug¬ verhältnisse σ3 in bzw. hinter dem zweiten Walzgerüst, die wiederum Eingangsgrößen des Teilmodells 18 sind. Ausgangsgrö¬ ßen des Teilmodells 18 sind die Kantenanschärfung P4 und die Zugverhältnisse σ4 in bzw. hinter dem vierten Walzgerüst, die wiederum Eingangsgrößen des Teilmodells 19 sind. Ausgangsgrö¬ ßen des Teilmodells 19 sind die Kantenanschärfung Pb und die Zugverhältnisse σs in bzw. hinter dem fünften Walzgerüst. Un¬ ter Zugverhältnissen σι,σ2, σ3,σ4 und σ^ sind die Bandspannung (Planheit) und/oder die Spannung des Walzbandes unmittelbar vor Eintritt in den Walzspalt bzw. unmittelbar nach Austritt aus dem Walzspalt zu verstehen.
Eingangsgrößen des ersten Teilmodells 15 sind die Kantenan¬ schärfung P0 vor dem ersten Walzgerüst sowie ggf. die Zugver- hältnisse σ0 vor dem ersten Walzgerüst. Die Zugverhältnisse σ0 vor dem ersten Walzgerüst gehen dann in das Teilmodell 15 ein, wenn das Walzband z.B. von einem Haspel abgehaspelt wird. Weitere Eingangsgrößen der Teilmodelle 15,16,17,18,19 sind die Walzenkonturen für die einzelnen Walzgeruste. Diese Eingangsgrößen sind in FIG 1 nicht gezeigt. Die Walzenkontur wird vorteilhafterweise in einem Walzenkonturmodell, das un¬ ter anderem ein Temperaturmodell, ein Verschleißmodell sowie
ein Biegemodell umfaßt, berechnet. Dabei gibt es vorteilhaf- terweise für jedes Walzgerust ein eigenes Walzenkonturmodell.
Die Teilmodelle 15,16,17,18,19 werden wahrend des Walzens des Walzbandes 11 ständig an die tatsächlichen Verhaltnisse in den Walzgerusten mittels einer Adaption 20 angepaßt, die ent¬ sprechenden Parameter πι,π2,π3,π4 und π5 für die entsprechenden Teilmodelle 15,16,17,18,19 aus der Kantenanschärfung vor dem ersten Walzgerust P0 ist, aus der durch das Teilmodell 19 er- mittelten Kantenanschärfung Ps hinter dem fuften Walzgerust sowie dem tatsächlichen Wert der Kantenanschärfung P5 lst hin¬ ter dem fünften Walzgerust ermittelt.
FIG 3 zeigt eine beispielhafte Anwendung des erfmdungs- gemäßen Verfahrens zur Verringerung der Kantenanschärfung ei¬ nes Walzbandes 11. Das Walzband 11 wird durch fünf Walz¬ geruste em erstes Walzgerust, angedeutet durch die Walzen 1 und 2, em zweites Walzgerust angedeutet durch die Walzen 3 und 4, em drittes Walzgerust angedeutet durch die Walzen 5 und 6, ein viertes Walzgerust angedeutet durch die Walzen 7 und 8 und em fünftes Walzgerust angedeutet durch die Walzen 9 und 10, gewalzt. Die fünf Walzgeruste sind Teil einer funf- oder mehrgerustigen Walzstraße. Das erste, zweite und das dritte Walzgerust weisen Stellglieder 30,31,32 auf, mit denen die Kantenanschärfung, d.h. der edge drop, des Walzbandes 11 beeinflußt werden kann. Eingangsgroßen der Stellglieder 30,31 bzw.32 sind die Werte für die Kantenanschärfung Pi P2 bzw. P3 lst . Da das System nur zwei Meßeinrichtungen 40 und 41 zur Messung der Kantenanschärfung vor dem ersten und hinter dem dritten Walzgerust aufweist, werden die Kantenanscharfungen hinter dem ersten Walzgerust Pi, hinter dem zweiten Walz¬ gerust P2 und hinter dem dritten Walzgerust P-< mittels eines Walzspaltmodells ermittelt. Dieses weist drei Teilmodelle 33,34 und 35 auf, die je einem Walzgerust zugeordnet sind.
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6 Teilmodell 33 ist dem ersten Walzgerüst zugeordnet, Teil¬ modell 34 dem zweiten Walzgerüst und Teilmodell 35 dem drit¬ ten Walzgerust. Ausgangsgrößen des Teilmodells 33 sind die
Kantenanschärfung Px und die Zugverhältnisse d in bzw. hin- ter dem ersten Walzgerüst, die wiederum Eingangsgrößen des Teilmodells 34 sind. Ausgangsgrößen des Teilmodells 34 sind die Kantenanschärfung P2 und die Zugverhältnisse σ2 in bzw. hinter dem zweiten Walzgerüst, die wiederum Eingangsgrößen des Teilmodells 35 sind. Ausgangsgrößen des Teilmodells 35 sind die Kantenanschärfung P3 und ggf. die Zugverhältnisse σ3 in bzw. hinter dem dritten Walzgerüst.
Eingangsgrößen des ersten Teilmodells 33 sind die Kantenan¬ schärfung P0,ist vor dem ersten Walzgerüst sowie ggf. die Zug- Verhältnisse σ0 vor dem ersten Walzgerust. Die Zugverhält¬ nisse σ0 vor dem ersten Walzgerüst gehen dann in das Teilmo¬ dell 35 ein, wenn das Walzband z.B. von einem Haspel abgehas¬ pelt wird. Weitere Eingangsgrößen der Teilmodelle 33,34 und 35 sind die Walzenkonturen für die einzelnen Walzgerüste. Diese Eingangsgrößen sind in FIG 3 nicht gezeigt. Die Walzen¬ kontur wird vorteilhafterweise in einem Walzenkonturmodell, das unter anderem ein Temperaturmodell, ein Verschleißmodell sowie ein Biegemodell umfaßt, berechnet. Dabei gibt es vor¬ teilhafterweise für jedes Walzgerüst ein eigenes Walzenkon- turmodell.
Die Teilmodelle 33,34 und 35 werden während des Walzens des Walzbandes 11 ständig an die tatsächlichen Verhältnisse in den Walzgerüsten mittels einer Adaption 36 angepaßt, die ent- sprechende Parameter πα,π2 und π3 für die entsprechenden Teil¬ modelle 33,34 und 35 aus der Kantenanschärfung vor dem ersten Walzgerüst Po,ist/ aus der durch das Teilmodell 35 ermittelten Kantenanschärfung P3 hinter dem dritten Walzgerüst sowie dem
tatsächlichen Wert der Kantenanschärfung P3,ιst hinter dem dritten Walzgerüst ermittelt.
FIG 4 verdeutlicht das Zusammenwirken von Walzenkonturmodell 60, Walzspaltmodell 61 und einem Stellglied 62. Das Walzen¬ konturmodell 60 errechnet auf der Basis von Prozeßzustands- informationen X
x und dem Ausgang Ui des Stellgliedes 62 die Walzenkontur W
1# die wiederum Eingangsgröße in das Walzspalt- modeil 61 ist. Weitere Eingangsgrößen in das Walzspaltmodell sind die Kantenanschärfung
und die Zugverhältnisse d-i vor dem Walzgerust. Ausgangsgrößen des Walzspaltmodells 61 sind Kantenanschärfung P
x und Zugverhältnisse Oj hinter dem Walzgerüst. Auf der Basis der Kantenanschärfung Pj hinter dem Walzgerüst ermittelt das Stellglied 62 die Stellgröße Ui .
FIG 5 zeigt eine mögliche Walzenkonfiguration zum Umsetzen der Stellgröße Ux aus FIG 4. Das Stahlband 56 wird zwischen zwei Arbeitswalzen 57 und 58 gewalzt. Stütz- und Zwischen¬ walzen sind in FIG 5 nicht gezeigt. Zur Verringerung des Wal- zendurchmessers am Endbereich des Walzbandes, die der Kanten¬ anschärfung entgegenwirkt, weist das System zwei Kühl¬ einrichtungen 54 und 55 auf, aus denen Kühlmittel 50,51,52, 53, vorteilhafterweise Wasser, austritt, das auf die Arbeits¬ walzen 54 und 58 aufgebracht wird. Die notwendige Kühlmittel- menge entspricht z.B. der Größe Ui der FIG 1 bis 4.