Beschreibung
Verfahren zur modellgestützten Instationärsteuerung einer Brennkraftmaschine
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur modellgestützten In¬ stationärsteuerung zur Kompensation der Wandfilmeffekte im Saugrohr einer Brennkraftmaschine gemäß dem Oberbegriff von Patentanspruch 1.
Bei der Realisierung eines geforderten Luft-Kraftstoff-Ver¬ hältnisses im Zylinder einer nach dem Otto-Prinzip arbeiten¬ den Brennkraftmaschine mit Saugrohreinspritzung ist im Insta- tionärbetrieb neben anderen Effekten das dynamische Verhalten von Kraftstoffanlagerungen an den Wänden des Saugrohres zu berücksichtigen. Es ist bekannt, daß eine Kompensation der durch diesen Wandfilm verursachten dynamischen Gemischfehler durch den Einsatz nichtlinearer Modelle möglich ist. Diese Modelle kompensieren die Kraftstoffanlagerungen im Wandfilm, indem sie das zum Wandfilm inverse dynamische Verhalten be¬ sitzen. In Abhängigkeit vom Lastsignal des Motors oder ad¬ äquater Größen wird der Wert der zu dosierenden Kraftstoff¬ masse so korrigiert, daß der im Wandfilm gespeicherte Kraft¬ stoff bei der Berechnung der aktuellen Einspritzzeit berück- sichtigt wird. Dadurch ergeben sich für eine Lasterhöung/ Lastreduzierung Anreicherungen durch Mehr-/Mindermassen ge¬ genüber den Werten der aus dem Lastsignal berechneten Massen des zu dosierenden Kraftstoffes.
Bisherige Ansätze benutzen das nichtlineare Kompensationsmo¬ dell im gesteuerten Betrieb. Die Modellparameter werden von zahlreichen meßbaren Einflußgrößen, wie z.B. der Drehzahl oder der Temperatur des Kraftstoffes abhängig gewählt und in Kennfeldern gespeichert. Einflüsse auf das Wandfilmverhalten, die durch eine veränderte Zusammensetzung des Kraftstoffes, fertigungsbedingte Toleranzen der einzelnen Motoren oder al-
terungsbdingte Veränderungen an der Brennkraftmaschine her¬ vorgerufen werden, können somit nicht erfaßt werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur modellgestützten Instationarsteuerung einer Brennkraftmaschi¬ ne anzugeben, mit dem Einflüsse auf das Wandfilmverhalten bei der Berechnung der Kraftstoffzumessung berücksichtigt werden so daß dynamische Gemischfehler auch unter veränderten Be¬ triebsbedingungen der Brennkraftmaschine kompensiert werden können.
Diese Aufgabe wird gemäß den Merkmalen des Patentanspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprü¬ chen angegeben.
Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt eine Adaption der Mo¬ dellparameter eines Wandfilmkompensationsmodells und dadurch eine Minimierung der dynamischen Gemischfehler der Brenn¬ kraftmaschine während des Fahrbetriebes. Auf der Basis des AusgangsSignals mindestens einer, eine breitbandige Sen¬ sorcharakteristik aufweisende Lambdasonde, einer sogenannten stetigen, insbesonderen linearen Sonde, werden die im Rahmen einer Grundapplikation applizierten Modellparameter so korri¬ giert, daß die dynamischen Abweichungen des Lambda-Signals von einem geforderten Wert, zB. λ = l, d.h. für Lastgrößenän¬ derungen durch Betriebszustandswechsel, bestmöglich reduziert werden. Der permanente Betrieb der Parameteradaption bei gleichzeitigem Einsatz der Lambdaregelung ist durch eine Ent- koppelung zwischen Parameteradaption und Lambdaregelung ge- währleistet. Dies hat den Vorteil, daß während der Adaption die Lambdaregelung weiterlaufen kann; sie reduziert die sta¬ tionären Gemischabweichungen, während durch die Parameter¬ adaption dynamische Gemischfehler minimiert werden.
Für die folgenden Darlegungen wird ein bekanntes Modell
(Achleitner E., Hosp W., Koch A. , Schürz W. : Electronic Engi¬ ne Control System for Gasoline Engines for LEV and ULEV Stan-
dards, SAE-Paper:950479, 1995) zur Kompensation der Wandfilm- Effekte zugrunde gelegt. Dieses Modell gestattet die Berück¬ sichtigung von Verdampfungs- und Transportvorgängen des Kraftstoffes, der sich im Saugrohr der Brennkraftmaschine als Wandfilm angelagert hat. Der Ansatz bildet somit die Grundla¬ ge zur Kompensation der wesentlichen Effekte, die durch Kraftstoffanlagerungen an der Saugrohrwand hervorgerufen wer¬ den.
Aus der Figur ist die Struktur der Funktion zur Kompensation der Wandfilmeffekte einschließlich der Parameterschätzung an¬ hand einer Blockdarstellung ersichtlich, die aus zwei paral¬ lelen Kraftstoffpfaden PF1, PF2 besteht, die strukturell gleichartiges dynamisches Verhalten aufweisen.
Die Blöcke SS11 und SS21 repräsentieren statische Nichtlinea- ritäten der Pfade PF1 bzw. PF2, deren Verstärkung im gesteu¬ erten Betrieb durch die Werte der Grundapplikation, nämlich durch die Verstärkungsfaktoren F■•_-•_ bzw. F21 bestimmt wird. Diese Verstärkungsfaktoren sind im wesentlichen Funktionen der Drehzahl und Parametern, welche die Ventilstellung bzw. die Ventilüberschneidung repräsentieren.
Jedem der Blöcke SS11, SS21 wird als Eingangsgröße des Kom- pensationsmodells ein der Lastgröße L der Brennkraftmaschine entsprechendes Signal (Einspritzzeit, Luftmassenstrom in den Zylinder, Saugrohrdruck) zugeführt.
Den statische Nichtlinearitäten darstellenden Blöcken SS11, SS21 sind dynamisch nichtlineare Systeme mit differenzierend- verzögerndem Verhalten (Blöcke DSU und DS21) nachgeschaltet. Das Verzögerungsverhalten dieser Glieder wird durch die Para¬ meter der Grundapplikation fτxl bzw. fT21 bestimmt. Für die weiteren Überlegungen soll die Annahme
/ Tll / T21 (1)
gelten, d.h. die im Pfad PF2 realisierte Anreicherung klingt schneller ab, als diejenige im Pfad PF1. Dies bedeutet, daß der Pfad PF2 gegenüber dem Pfad PF1 eine höhere Dynamik auf¬ weist .
Um die korrekte Parameterschätzung auch bei stationären Ge¬ mischfehlern zu gestatten, wie sie z.B. im Vollastbetrieb auftreten können, wird der mittels der Lambdasonde ermittelte Lambdawert λ, im folgenden vereinfacht als Lambdasignal be- zeichnet, durch ein System mit dem dynamischen (differenzierend-verzögerndem) Verhalten
gefiltert (Block DS3) , wobei f-j-3 ein applizierbarer Filterfaktor ist, der drehzahl- abhängig aus einem Kennfeld ausgelesen wird und λv dem dyna¬ mischen Gemischfehler entspricht.
Dieser Ansatz leistet einen Beitrag zur Entkopplung von Lambdaregelung und Parameterschätzung.
Für die Auswahl der für die Adaption relevanten Modellparame¬ ter, die eine Beeinflussung der Wirkung des Kompensationsmo- dells mit hohen Freiheitsgraden gestatten, ergeben sich zwei wesentliche Gesichtspunkte.
Erstens muß eine Parameteradaption die Beeinflussung der für eine bestimmte Lastgrößenänderung bereitgestellten Gesamt- masse gestatten. Diese Gesamtmasse muß dem Massenzuwachs des Kraftstoffes im Wandfilm entsprechen. Vor allem durch eine veränderte KraftstoffZusammensetzung wird die Verdampfungsra¬ te und somit auch die im Wandfilm gespeicherte Kraftstoff- masse beeinflußt.
Zweitens verursachen die genannten Faktoren, welche die hier betrachteten Veränderungen des Wandfilmverhaltens bewirken, auch Abweichungen im zeitlichen Verlauf des Wandfilmauf- bzw. Abbaus.
Die Adaption der Modellparameter (Verstärkungsfaktoren) F1:L und F2ι ermöglicht eine Anpassung der Kompensationsfunktion unter Berücksichtigung der genannten Aspekte. Der Parameter Fll le9t -°e:*- der gewählten Modellstruktur die für eine Lastgrößenänderung zur Verfügung gestellte Gesamtanreiche- rungsmasse fest. Der Parameter F2ι beeinflußt den zeitlichen Verlauf der Anreicherung durch die Wahl einer Gewichtung zwi¬ schen dem Pfad mit hoher Dynamik (Pfad PF2) und dem Pfad mit geringer Dynamik (Pfad PF1) . Damit ist wählbar, welcher An- teil des Eingangssignals über den Pfad mit hoher und welcher Anteil über den Pfad mit niedriger Dynamik geleitet wird, so daß eine Beeinflußung des dynamischen Verhaltens der Gesamt- anreicherung ADD gegeben ist.
Somit wird das Ausgangssignal F2] L des Blockes SS21 vom Aus¬ gangssignal Fu L des Blockes SS11 subtrahiert. Dadurch kann die Verstärkung des 1. Pfades PF1 verringert werden und damit ist die Möglichkeit einer Änderung der Gewichtung des Ein- gangssignal gegeben.
Die Adaption der statischen Verstärkungen, d.h. der Parameter der Grundapplikation F11, F2ι der Blöcke SS11 bzw. SS21 er¬ folgt nach den Beziehungen
Fn = FH - Fn ( 3 )
F 2i = F2i - F2] f ( 4 )
wobei die Werte Fι:L und F2ι den Werten der Grundapplikationen des Kompensationsmodelles entsprechen und die Werte F14 und F24 die geschätzten Korrekturparameter sind. Durch den ge¬ wählten Ansatz (Gleichungen 3 und 4) bleibt das nichtlineare
Verhalten, das durch die Grundapplikation festgelegt wird, erhalten.
Ziel der Schätzung der Korrekturparameter F14 und F24 ist die Minimierung der Gütefunktion
zum jeweils aktuellen Zeitpunkt n .
Die Differenz (λw/-λ[n]) entspricht dem aktuellen dynamischen Gemischfehler, der durch die Größe λv approximiert wird.
Für die Minimierung der Gütefunktion (5) nach einem Gradien¬ tenverfahren ist die Bestimmung der zeitlichen Änderung der Eingangsgröße L des Kompensationsmodells erforderlich. Unter Berücksichtigung der Totzeit Tt zwischen der Lastgröße der Brennkraftmaschine und der Messung des entsprechenden Signals der Lambdasonde erfolgt in den jeweils ein differenzierend- verzögerndes Verhalten aufweisenden Blöcken DS12,DS22 die Be¬ stimmung der Lastgrößenänderung für den Pfad PF1 bzw. den Pfad PF2 entsprechend den Gleichungen
Für die Dimensionierung des dynamischen Verhaltens der Syste¬ me DS12 und DS22 müssen lediglich die Relationen
)
eingehalten werden. Eine genauere Kenntnis der Totzeit T
t, die zwischen der Kraftstoffdosierung und der Erfassung des Luft-Kraftstoff-Verhältnisses durch die Lambdasonde liegt, als in den Relationen (8) und (9) angegeben, ist für eine konvergente Parameterschätzung, d.h. eine Angleichung des ge¬ schätzten Parameterwertes an den wahren Wert, nicht erforder¬ lich. Die Einhaltung der Relation (10) ist auf Grund der Festlegung (1) notwendig und gewährleistet eine unabhängige Parameterschätzung für die beiden Pfade PF1 und PF2.
Ausgangsgrößen der Blöcke DS12 bzw DS22 sind die Änderungen der verzögerten LastSignale Lvl bzw. Lv2.
Die eigentliche Schätzung der Adaptionsparameter erfolgt in den Blöcken DS13 und DS23 entsprechend den Gleichungen
Die Faktoren F13 bzw. F23 bestimmen die Konvergenzgeschwindig¬ keit des Verfahrens. Um einen günstigeren zeitlichen Verlauf der Werte der Korrekturparameter F14 und F2i zu erhalten, wird durch die Blöcke DS14 und DS24 eine Tiefpaßfilterung reali¬ siert. Die Ausgangsgröße dieser Filter sind die Adaptionspa- rameter F14 bzw. F24, die zur Korrektur der Grundapplikations- werte des Kompensationsmodells entsprechend den Gleichungen (3) und (4) eingesetzt werden.
Die Ausgangsgrößen der beiden Pfade PF1 und PF2 werden sum- miert und das Ergebnis stellt eine Anreicherung ADD dar, wel¬ che die Kraftstoffmasse im Wandfilm darstellt und die zu der Lastgröße, in diesem Beispiel der Basiseinspritzeit Tj_B ad¬ diert wird, so daß eine das Wandfilmverhalten berücksichti¬ gende Einspritzzeit t-j_ zur Verfügung steht.
Da für das angegebene Verfahren die Wahl der zeitlichen Dis- kretisierung der Differentialgleichungen nicht entscheidend ist, erfolgte die Notation der Gleichungen in kontinuierli¬ cher Form. Die dargestellten Prinzipien lassen sich auch auf andere Parameter des genannten Modells z.B. fτxiι /πι bzw. auf andere Modelle zur Kompensation der Wandfilmeffekte anwenden, insbesondere auch auf Modelle mit nur einem Pfad.